Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.

Was habt ihr in eurer Schulzeit (Jugendzeit) erlebt?

Hausaufgaben abgeschrieben
86
10%
Hausaufgaben wurden bei mir abgeschrieben
101
12%
Bei Klausuren betrogen (Spickzettel)
76
9%
Schule geschwänzt
57
7%
Alkohol in großen Mengen getrunken
30
3%
Auf Partys eingeladen worden
49
6%
Aus dem Unterricht geflogen
41
5%
Verknallt gewesen
92
11%
Mädchen/Junge Hand gehalten
15
2%
Mädchen/Junge geküsst
16
2%
Nie/kaum mit dem anderen Geschlecht geredet, Kontakt gehabt
74
9%
Außenseiter gewesen (Kein Mobbing)
88
10%
Gemobbt geworden
65
8%
Trends immer mitgemacht (Kleidung etc.) weil man dazugehören wollte
13
2%
Hatte mein eigenen Stil (Kleidung etc.)
58
7%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 861

Neri
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Ich bin ...: vergeben.

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Neri »

Alles bis auf 9, 11 und 12.
Angesichts der Vielzahl von Bedürftigen muss man sparsam sein mit seiner Verachtung.
(François-René de Chateaubriand)
Genosse Premier

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Genosse Premier »

8 und 11
Pascal

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Pascal »

Hausaufgaben wurden bei mir abgeschrieben,
hatte kaum Kontakt zum anderen Geschlecht gehabt,
wurde von der 5. bis zur 10. Klasse gemobbt (am härtesten waren die ersten Jahre)
und hatte meinen eigenen Kleidungsstil.
Mondstaub

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Mondstaub »

Auf mich trifft nur der letzte Punkt zu... ich hatte meinen eigenen Kleidungsstil in dem Sinne, dass ich halt angezogen habe, was ich wollte. Das heißt, eigentlich hatte mich Kleidung damals nicht interessiert.
Eliza Jane

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Eliza Jane »

Die Schule war ein Horror. Nicht nur die Mitschüler(innen) mobbten mich, teilweise machten die Lehrer mit. Noch heute, nach dieser langen Zeit, habe ich Angst in Gruppen, die teilweise leider berechtigt ist.
MsSophie

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von MsSophie »

Meine Schulzeit war ziemlich durchwachsen.

Die Grundschule war schön, ich hatte Freunde, war integriert (fast sogar beliebt, wenn man das so nennen mag).

5. bis einschl. 9. Klasse waren einfach schrecklich, Mobbing und Co.

Ab der 10. Klasse ging es dann wieder und in der Oberstufe hatte ich keine Probleme mehr. Zum Glück.
Babba

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Babba »

Bis auf meinen übertriebenen Alk-Konsum war ich immer normaler Schüler. War sogar Klassensprecher in einem Jahr.
Hopeless85

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Hopeless85 »

So da ich das ganze gestartet hab will ich auch mal was dazu gesagt.
Die Punkte sind mir wohl eingefallen da ich entweder fast alle erlebt hab, oder von anderen mitgekriegt hab.

Das beste an der Schule war die unbeschwertheit , Freiheit und das man Scheiße bauen konnte.
Im Arbeitsleben sind wohl die 3 Punkte nicht wirklich möglich.

Ich fand es toll Grenzen auszutesten und den Lehrern auf den Nerv zu gehen, aus dem Unterricht zu fleigen oder einfach mal ein Tag früher gehen.
Oder der Kick beim bescheißen bei einer Klassenarbeit.

Nachteile gab es natürlich auch genug. Immer dieses dazu gehören wollen, oder gemobbt zu werden.
hailo
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Ich suche hier ...: Freunde.
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Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von hailo »

9 und 10 leider nicht . Und Trends hab ich auch nicht mitgemacht . Ich weiß noch in Klasse 5 - 6 keine Ahnung ... da hatten auf einmal alle Jungs lange Haare , weil ja die Mädels so drauf stehen . Hab meine Freunde fast täglich dran erinnert wie bescheuert das doch aussieht ^^ Gemobbt wurde ich eigentlich nie , war allerdings hin und wieder schon eher Aussenseiter . Vor allem in der Grundschule .

Party/Alk war auch nur 2 - 3x . Der Rest ist eigentlich relativ oft vorgekommen
Ich Cringe gerade so durchs Leben
__Markus

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von __Markus »

MsSophie hat geschrieben:Meine Schulzeit war ziemlich durchwachsen.

Die Grundschule war schön, ich hatte Freunde, war integriert (fast sogar beliebt, wenn man das so nennen mag).

5. bis einschl. 9. Klasse waren einfach schrecklich, Mobbing und Co.

Ab der 10. Klasse ging es dann wieder und in der Oberstufe hatte ich keine Probleme mehr. Zum Glück.
dito, grundschule ging noch so, obwohl sie auch nicht gerade toll war.
Aber sonst wars zum teil die Hölle.
Stefan73

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Stefan73 »

Ich wurde in Ruhe gelassen. Zu groß und breit, zu stoisch, um ein lohnendes Opfer zu sein. Zudem hatten ich keine "böse" Klasse, allerdings kann es auch daran liegen, dass die Lehrer da extrem sensibel waren. Wer eine dicke Lippe riskierte, konnte gleich schon mal seine Eltern darauf vorbereiten, dass sie antanzen mussten.
Justus

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Justus »

In der Grundschule hat man bei mir eine Legasthenie festgestellt. Die meisten Lehrer haben das als Quatsch angesehen und mich das auch spüren lassen. Zu dem Zeitpunkt hat mich das nie so wirklich auf Dauer belastet auch wenn die Zeit teilweise schlimm war. Als Kind steckt man soetwas wohl besser weg. Trotzdem glaube ich das in der Zeit schon einiges in mir kaputt gegangen ist in Hinblick auf mein Seblstbewustsein.

Mittelstufe fand ich gut. Das war auch die beste Zeit. In der 7ten habe ich Neurodermits bekommen und war von dort an gehämt jemanden körperlich näher zu kommet.

Auslands Jahr in Amerika war eine Katastrophe. Der Grund war neben der Sprache mein etwas restriktives Elternhaus. In Amerika bin ich dann in einer sehr christlichen Gemeinde gelandet wo zwar alles offener war aber man in einer kosativen Blase gelebt hat. Meine alten Klassenkameraden waren in der Zeit auf Partys mit Mädchen. In dem Jahr bin auch depressiv geworden. Das Jahr danach war noch schlimmer.

Ich habe alle Freunde verloren und bis zum Abi auch keine echten guten Freunde mehr gefunden. Meine Eltern haben mich auch viel zu behütet aufwachsen lassen. Teilweise sind sie sogar nachts losgefahren um mich zu suchen als ich etwa später mit Freunden aus der Stadt kam oder mir irgendwelche Fahren verboten. Die 11 bis 13 war eigentlich nur eine Anwesenheitspflich für mich.
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Le Chiffre Zéro
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Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Eine weitere Wall of Text, die wohl niemand lesen wird, außer, er will sie zerpflücken und als unwahr darstellen. Mal wieder.


Die Grundschule ging eigentlich. Auf dem Gymnasium ging es die meiste Zeit bergab.

Irgendwann in der Unterstufe fingen einige in der Klasse an, mich zu mobben. In der tiefsten norddeutschen Provinz (= eine knappe Autostunde von dem nächsten Ort entfernt, den man als Großstadt bezeichnen könnte) in den späten 80er Jahren wußte natürlich noch niemand, was Mobbing ist, und kein einziger Lehrer – die meisten davon waren noch konservative Prä-68er, ein paar waren schon von '68 geprägt und sahen daher von vornherein keinerlei verdeckte Konflikte – hat davon auch nur das Geringste gemerkt. Außerdem hielten alle, aber auch alle meine Mitschüler gegen mich zusammen wie Pech und Schwefel – im Zweifel stand meine Aussage gegen 23 gelogene Aussagen. Ich war komplett auf mich allein gestellt, und zwar letztlich praktisch gegen die komplette Klasse.

Ich begriff, daß das einzige, was diese Mitschüler zur Räson bringen könnte, brutale Gewalt war. Füge ihnen Schmerzen zu, bis sie keine Lust mehr haben. Funktioniert das nicht, dann traktiere sie so, daß sie nicht mehr mobben können. Die Regeln im Kampf: Es gibt keine, alles ist erlaubt. Zieh voll durch. Kommen sie trotzdem zurück, zieh mehr durch. Kommen sie wieder zurück, zieh noch mehr durch. Es wird aufhören, Spaß zu machen, sobald Blut fließt. Die halten sich an keine Grenzen, warum sollte ich also. Wenn sie mich schon nicht respektieren, dann sollen sie Angst vor mir haben. Denn sie werden nicht jemanden mobben, vor dem sie Angst haben, weil er sie ohne jegliche Skrupel fertigmachen kann – und wird.

Das war nur leider schwierig bis unmöglich für einen komplett unsportlichen Schwächling. Wie gesagt, daß ich bis zum Gehtnichtmehr gehänselt wurde – ein Mitschüler wurde sogar selbst gewalttätig – merkte absolut niemand, und wenn doch, dann wurde das abgetan als "Hänselei", wie man es von früher™ (50er Jahre und noch früher) kannte. Sehr wohl aber merkten die Lehrer, daß ich versuchte, auf Mitschüler mit Mobiliar als Schlagwaffe loszugehen, weil meine blanken Fäuste, ja, selbst meine spitzen Ellenbogen sie höchstens gekitzelt hätten. Hätte ich etwas normalere Kräfte und mehr Kampfgeschick gehabt, wäre es vermutlich mehrmals zum Unglück gekommen mit negativen Konsequenzen für mich (Strafe) wie auch für Mitschüler (hätten vielleicht mit Mobben aufgehört, wären aber im Krankenhaus gelandet).

So übrigens werden sogenannte "Amokläufer" gemacht. Nur daß Amokläufe im eigentlichen Sinne Spontanaktionen sind, und wenn jemand das generalstabsmäßig monatelang vorher plant und sich vorher Ausrüstung besorgt, kein "Amoklauf" ist, sondern ein Attentat. Aber die Massenmedien kennen nur "Amoklauf" und "Terroranschlag", und letzteres verüben nur ideologische Extremisten.

Hätte ich die Möglichkeit gehabt damals, ich hätte auf meine Mitschüler ein bewaffnetes Attentat verübt. Für mich wäre sogar die Verhältnismäßigkeit gegeben gewesen. Es wäre kein Racheakt gewesen, sondern reine Selbstverteidigung, denn nachdem alles andere gescheitert war, hätte Waffengewalt das Mobbing beendet. Der harte Kern wäre am Weitermobben zuverlässig durch den eigenen Tod gehindert worden, und die Mitläufer, die vielleicht überlebt hätten (sofern ich irgendjemanden als Mitläufer eingestuft hätte, denn die Klasse bestand damals aus dem Feind und mir), hätten a) den Antrieb durch die nun toten Hauptmobber verloren und b) hoffentlich Angst gehabt, auch zu sterben, wenn sie mich weitermobben.

Diese Phase hat mein Selbstwertgefühl irreparabel zerstört, auch weil die Mobber ohne jegliche Niederlagen, Verluste, Rückschläge, negative Konsequenzen oder sonstige Problemchen als haushohe, strahlende Sieger aus dem Krieg hervorgegangen sind, den sie selbst angezettelt hatten.

Ab der Mittelstufe kam ich relativ gut mit meinen Mitschülern klar. Das heißt, wäre ich klargekommen, wenn ich mehr mit ihnen zu tun gehabt hätte. Aber durch mein sich immer weiter reduzierendes Selbstwertgefühl – ich wurde mir meiner eigenen Schwächen immer mehr bewußt, bis zum Ende der Oberstufe kam ich auf ca. 200 davon – hielt ich es für komplett widersinnig, daß die mit mir etwas zu tun haben wollten, und zog mich mehr und mehr von ihnen zurück. Ich konnte ihnen einfach nur unangenehm sein, es ging gar nicht anders. Die Lehrer und meine Eltern verstanden auch das nicht, es ging anscheinend über ihren Verstand und/oder ihren soziokulturellen Hintergrund hinweg. Und jegliche Versuche irgendwelcher Mitschüler, mich vom Gegenteil zu überzeugen, scheiterten daran, daß sie mit Plattitüden, Gemeinplätzen und irgendwo Aufgeschnapptem ankamen, derweil ich knallharte Beweise vorlegen konnte und es auch tat. Für mich wollten sie einfach nur nett und höflich sein, und entweder wußten sie schlicht und ergreifend nicht, mit welch einer menschlichen Katastrophe sie es in meinem Falle zu tun haben, oder sie ahnten es, bissen aber die Zähne zusammen, weil sie sich nicht trauten, mein Verhalten als gerechtfertigt zu bestätigen.

Das war auch die Zeit, als es mit Partys losging. In der Unterstufe gab es ein paar Klassenfeste, die abends im Beisein des Klassenlehrers bzw. der Klassenlehrerin im entsprechend hergerichteten Klassenraum stattfanden. In der Mittelstufe kamen dann die "Feten" bei Schülern zu Hause ohne ständige Anwesenheit von Erwachsenen auf, besonders inspiriert durch La Boum (wie auch die erste Fete dieser Art genannt wurde – wir sagten damals übrigens tatsächlich "Fete"). Zu so ziemlich allen wurde ich eingeladen, weil die ganze Klasse eingeladen und niemand ausgelassen wurde. Bei fast allen war ich dabei. Aber groß gefeiert habe ich nicht, statt dessen zog ich mich mehr und mehr zurück. Gerade bei den Partys gegen Ende der Mittelstufe und unserer Zeit als Klassenverband war ich zwar anwesend, aber auf eine Art auch nicht, weil ich irgendwo am Rand saß oder stand und dem Geschehen zusah oder gleich nach draußen ging. Keine Ahnung, warum ich überhaupt da war.

Falls jemand nach Alkohol fragen sollte: Ich war damals und bin immer noch strikter Antialkoholiker ohne wenn und aber.

Noch in der Mittelstufe fing ich an, die negativen Punkte an mir schriftlich in Listenform zusammenzutragen. Das hatte den Zweck, daß, wenn mich mal wieder jemand fragte, warum ich mich so zurückzog, ich demjenigen die Liste vor die Hase halten konnte und sagen konnte: "Hier! Durchlesen und verstehen! Oder willst du es unbedingt zu tun haben mit so jemandem?" Die wenigsten meiner Mitschüler gingen je auf die Liste ein. Und wenn, dann wurde über die Liste im allgemeinen gesagt, daß diese Unsinn sein, ohne auch nur einen einzigen Punkt auf der Liste zu widerlegen, ohne auch nur die negativen Auswirkungen eines einzigen Punkts auf der Liste zu widerlegen. Niemand ging je auch nur auf einen einzigen konkreten Punkt ein, geschweige denn auf alle.

Ich drehte zwei Ehrenrunden, landete also zweimal in fast völlig neuen Jahrgängen. Das brachte aber herzlich wenig Änderung. Ich traf zwar fast komplett auf neue Leute, die mich noch nicht kannten, hielt es aber für besser, wenn die mich gar nicht erst kennenlernen, damit denen so einiges erspart bliebe. Auf Anfrage bezüglich meines Verhaltens konfrontierte ich sie mit der Liste.

Um auf Stil einzugehen: Das war einer der Punkte auf der Liste, wenn nicht aufgeteilt auf mehrere. Ich folgte keinem vorgegebenen Stil. Ich war nicht mainstream genug, ich war nicht indie genug (und Indie/Alternative an der Grenze zum Punk war in der Zeit in der Gegend sehr populär). Das einzige, was ich je mitmachte, waren Aktenkoffer. Als mein letzter Kunststoff-Schulranzen (!) wegen Verschleiß zum Austausch anstand, wünschte ich mir als Ersatz nicht wieder einen Ranzen (ich glaube, meine Mutter konnte sich schwerlich dran gewöhnen, daß ich dem Ranzenalter langsam entwachsen war), sondern einen Hartschalenkoffer. Vor mir hatten in der Klasse drei Jungs Koffer, einer hatte einen Lederkoffer, zwei weitere einen Samsonite. Nun ja, so ein Samsonite war zwar teuer, aber robust und hoffentlich langlebig, mußte also wohl nicht zu häufig ersetzt werden. Mein Umstieg auf Druckminenbleistifte und Fineliners Ende der Mittelstufe hatte praktische Gründe.

Und das andere Geschlecht? Was das angeht, war die Zeit auch irgendwo zwischen durchwachsen und schlichtweg katastrophal. Natürlich war ich herzlich wenig attraktiv, zum einen nach meiner Gemobbtwerdephase, zum anderen durch mein Selbstwertgefühl oder den Mangel daran, und natürlich war auch an der Liste meiner negativen Eigenschaften etwas dran. Man konnte mich meines Erachtens nur dulden, aber nicht mögen, geschweige denn lieben.

Das Problem dabei war: Ich verliebte mich über die Jahre immer mehr in eine Mitschülerin. Schon Ende der Mittelstufe war das so ausgeartet, daß sie den Begriff "Super-OdB" mehr als verdient hatte. Sie stand auf einem Podest aus italienischem Marmor, und ich war ein Wurm irgendwo da unten. Sie spielte in der höchsten anzunehmenden Liga, ich hatte nicht einmal eine Liga, weil keine Liga so etwas wie mich haben wollte. Ich stellte sogar in Frage, daß sie ein Mensch ist.

Was passierte nun? Chaos passierte. Ich hatte absolut, absolut keine Ahnung, was ich mit dieser Situation anstellen sollte. Von Flirten verstand ich genau gar nichts. Herrje, erst etwa zwei Jahre, nachdem ich mich in sie verliebt hatte, verstand ich überhaupt, was das für ein Gefühl ist – das ich das erste Mal im Kindergarten gefühlt hatte. Hilfe konnte ich keine in Anspruch nehmen, denn ich hatte absolut niemanden auf der Welt, dem ich mich hätte anvertrauen können, niemanden, ausnahmslos. Noch dazu ließ sie nie auch nur im entferntesten eindeutig für mich erkennbar durchblicken, wie sie eigentlich zu mir stand. Konnte sie mich leiden? Konnte sie mich nicht leiden? Ich wußte es nicht. Was ich wußte, war, daß ich nicht herumexperimentieren konnte. Wenn überhaupt, dann hatte ich genau eine (1) Chance, und die mußte perfekt sitzen, wenn ich nicht ausgerechnet mein Super-OdB durch ungeschicktes Vorgehen verlieren wollte.

Es gab ein paar meines Erachtens sehr obskure Signale, die eventuell – mit entsprechender Deutung und ein bißchen Wohlwollen – für Sympathie ihrerseits hätten sprechen können, aber auch genauso nur Zufall hätten sein können. Gerade das machte die Sache sehr kompliziert. Denn ich hatte ja immer noch eine zunehmende Anzahl an niedergeschriebenen Gründen, warum sie mich eher nicht leiden können müßte. Ich wußte auch nicht, ob sie irgendetwas merkt. Sie war nämlich selbst noch introvertierter als ich.

Trotz allem hielt ich mich für sie frei. Das einzige andere Mädchen, das in meinen "engeren Radius" kam, war meine Partnerin in der Tanzschule, auch eine Klassenkameradin.

Möglicherweise gab es trotz allem das eine oder andere Mädchen, das an mir Interesse hatte. Möglicherweise gar eins meiner Neben-OdBs und, wie gesagt, vielleicht sogar zeitweise mein Super-OdB. Aber letztere war einer der Gründe, warum ich keine an mich heranließ: Ich wollte nicht auf einmal mit irgendeinem Mädchen "zusammen" sein, um dann festzustellen, daß ich auf einmal bei meinem Super-OdB eine Chance hätte. Der andere war, daß ich mir nicht vorstellen konnte, für irgendein Mädchen interessant zu sein. Jegliche Interessens- oder Sympathiebekundungen tat ich ab als "die weiß es leider nicht besser, die kennt mich nicht wirklich, wenn sie mich kennen würde, wäre ich ihr längst nicht mehr so sympathisch".

Geschwänzt im weitesten Sinne habe ich nur zweimal. Das eine Mal fehlte bis auf vier Leute der Chemie-LK komplett, weil das Wetter so gut war. Das andere Mal ging ich eine Stunde eher, um zu einem Konzert fahren zu können (von meinem Lieblingskünstler, der zuletzt vier Jahre vorher und dann erst elf Jahre später in Deutschland auftrat). Das blieb weitgehend unbemerkt, denn gegen Ende der Oberstufe hin, als ich schulisch eh nichts mehr zu verlieren hatte, blieb ich auch schon mal vor der Klassenraumtür stehen und hörte durch die geschlossene Tür zu, statt meinen Kurskollegen durch meine Anwesenheit auf den Geist zu gehen.

Soweit ich mich erinnern kann, gibt es sogar Jahrgangsfotos aus der Oberstufe, auf denen ich als einziger nicht drauf bin. Ich war zu der Zeit sehr wohl anwesend, weigerte mich aber, mit aufs Bild zu kommen.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

INTJ nach Myers-Briggs
kräuterfrau

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von kräuterfrau »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben:Eine weitere Wall of Text, die wohl niemand lesen wird, außer, er will sie zerpflücken und als unwahr darstellen. Mal wieder.


Die Grundschule ging eigentlich. Auf dem Gymnasium ging es die meiste Zeit bergab.

Irgendwann in der Unterstufe fingen einige in der Klasse an, mich zu mobben. In der tiefsten norddeutschen Provinz (= eine knappe Autostunde von dem nächsten Ort entfernt, den man als Großstadt bezeichnen könnte) in den späten 80er Jahren wußte natürlich noch niemand, was Mobbing ist, und kein einziger Lehrer – die meisten davon waren noch konservative Prä-68er, ein paar waren schon von '68 geprägt und sahen daher von vornherein keinerlei verdeckte Konflikte – hat davon auch nur das Geringste gemerkt. Außerdem hielten alle, aber auch alle meine Mitschüler gegen mich zusammen wie Pech und Schwefel – im Zweifel stand meine Aussage gegen 23 gelogene Aussagen. Ich war komplett auf mich allein gestellt, und zwar letztlich praktisch gegen die komplette Klasse.

Ich begriff, daß das einzige, was diese Mitschüler zur Räson bringen könnte, brutale Gewalt war. Füge ihnen Schmerzen zu, bis sie keine Lust mehr haben. Funktioniert das nicht, dann traktiere sie so, daß sie nicht mehr mobben können. Die Regeln im Kampf: Es gibt keine, alles ist erlaubt. Zieh voll durch. Kommen sie trotzdem zurück, zieh mehr durch. Kommen sie wieder zurück, zieh noch mehr durch. Es wird aufhören, Spaß zu machen, sobald Blut fließt. Die halten sich an keine Grenzen, warum sollte ich also. Wenn sie mich schon nicht respektieren, dann sollen sie Angst vor mir haben. Denn sie werden nicht jemanden mobben, vor dem sie Angst haben, weil er sie ohne jegliche Skrupel fertigmachen kann – und wird.

Das war nur leider schwierig bis unmöglich für einen komplett unsportlichen Schwächling. Wie gesagt, daß ich bis zum Gehtnichtmehr gehänselt wurde – ein Mitschüler wurde sogar selbst gewalttätig – merkte absolut niemand, und wenn doch, dann wurde das abgetan als "Hänselei", wie man es von früher™ (50er Jahre und noch früher) kannte. Sehr wohl aber merkten die Lehrer, daß ich versuchte, auf Mitschüler mit Mobiliar als Schlagwaffe loszugehen, weil meine blanken Fäuste, ja, selbst meine spitzen Ellenbogen sie höchstens gekitzelt hätten. Hätte ich etwas normalere Kräfte und mehr Kampfgeschick gehabt, wäre es vermutlich mehrmals zum Unglück gekommen mit negativen Konsequenzen für mich (Strafe) wie auch für Mitschüler (hätten vielleicht mit Mobben aufgehört, wären aber im Krankenhaus gelandet).

So übrigens werden sogenannte "Amokläufer" gemacht. Nur daß Amokläufe im eigentlichen Sinne Spontanaktionen sind, und wenn jemand das generalstabsmäßig monatelang vorher plant und sich vorher Ausrüstung besorgt, kein "Amoklauf" ist, sondern ein Attentat. Aber die Massenmedien kennen nur "Amoklauf" und "Terroranschlag", und letzteres verüben nur ideologische Extremisten.

Hätte ich die Möglichkeit gehabt damals, ich hätte auf meine Mitschüler ein bewaffnetes Attentat verübt. Für mich wäre sogar die Verhältnismäßigkeit gegeben gewesen. Es wäre kein Racheakt gewesen, sondern reine Selbstverteidigung, denn nachdem alles andere gescheitert war, hätte Waffengewalt das Mobbing beendet. Der harte Kern wäre am Weitermobben zuverlässig durch den eigenen Tod gehindert worden, und die Mitläufer, die vielleicht überlebt hätten (sofern ich irgendjemanden als Mitläufer eingestuft hätte, denn die Klasse bestand damals aus dem Feind und mir), hätten a) den Antrieb durch die nun toten Hauptmobber verloren und b) hoffentlich Angst gehabt, auch zu sterben, wenn sie mich weitermobben.

Diese Phase hat mein Selbstwertgefühl irreparabel zerstört, auch weil die Mobber ohne jegliche Niederlagen, Verluste, Rückschläge, negative Konsequenzen oder sonstige Problemchen als haushohe, strahlende Sieger aus dem Krieg hervorgegangen sind, den sie selbst angezettelt hatten.

Ab der Mittelstufe kam ich relativ gut mit meinen Mitschülern klar. Das heißt, wäre ich klargekommen, wenn ich mehr mit ihnen zu tun gehabt hätte. Aber durch mein sich immer weiter reduzierendes Selbstwertgefühl – ich wurde mir meiner eigenen Schwächen immer mehr bewußt, bis zum Ende der Oberstufe kam ich auf ca. 200 davon – hielt ich es für komplett widersinnig, daß die mit mir etwas zu tun haben wollten, und zog mich mehr und mehr von ihnen zurück. Ich konnte ihnen einfach nur unangenehm sein, es ging gar nicht anders. Die Lehrer und meine Eltern verstanden auch das nicht, es ging anscheinend über ihren Verstand und/oder ihren soziokulturellen Hintergrund hinweg. Und jegliche Versuche irgendwelcher Mitschüler, mich vom Gegenteil zu überzeugen, scheiterten daran, daß sie mit Plattitüden, Gemeinplätzen und irgendwo Aufgeschnapptem ankamen, derweil ich knallharte Beweise vorlegen konnte und es auch tat. Für mich wollten sie einfach nur nett und höflich sein, und entweder wußten sie schlicht und ergreifend nicht, mit welch einer menschlichen Katastrophe sie es in meinem Falle zu tun haben, oder sie ahnten es, bissen aber die Zähne zusammen, weil sie sich nicht trauten, mein Verhalten als gerechtfertigt zu bestätigen.

Das war auch die Zeit, als es mit Partys losging. In der Unterstufe gab es ein paar Klassenfeste, die abends im Beisein des Klassenlehrers bzw. der Klassenlehrerin im entsprechend hergerichteten Klassenraum stattfanden. In der Mittelstufe kamen dann die "Feten" bei Schülern zu Hause ohne ständige Anwesenheit von Erwachsenen auf, besonders inspiriert durch La Boum (wie auch die erste Fete dieser Art genannt wurde – wir sagten damals übrigens tatsächlich "Fete"). Zu so ziemlich allen wurde ich eingeladen, weil die ganze Klasse eingeladen und niemand ausgelassen wurde. Bei fast allen war ich dabei. Aber groß gefeiert habe ich nicht, statt dessen zog ich mich mehr und mehr zurück. Gerade bei den Partys gegen Ende der Mittelstufe und unserer Zeit als Klassenverband war ich zwar anwesend, aber auf eine Art auch nicht, weil ich irgendwo am Rand saß oder stand und dem Geschehen zusah oder gleich nach draußen ging. Keine Ahnung, warum ich überhaupt da war.

Falls jemand nach Alkohol fragen sollte: Ich war damals und bin immer noch strikter Antialkoholiker ohne wenn und aber.

Noch in der Mittelstufe fing ich an, die negativen Punkte an mir schriftlich in Listenform zusammenzutragen. Das hatte den Zweck, daß, wenn mich mal wieder jemand fragte, warum ich mich so zurückzog, ich demjenigen die Liste vor die Hase halten konnte und sagen konnte: "Hier! Durchlesen und verstehen! Oder willst du es unbedingt zu tun haben mit so jemandem?" Die wenigsten meiner Mitschüler gingen je auf die Liste ein. Und wenn, dann wurde über die Liste im allgemeinen gesagt, daß diese Unsinn sein, ohne auch nur einen einzigen Punkt auf der Liste zu widerlegen, ohne auch nur die negativen Auswirkungen eines einzigen Punkts auf der Liste zu widerlegen. Niemand ging je auch nur auf einen einzigen konkreten Punkt ein, geschweige denn auf alle.

Ich drehte zwei Ehrenrunden, landete also zweimal in fast völlig neuen Jahrgängen. Das brachte aber herzlich wenig Änderung. Ich traf zwar fast komplett auf neue Leute, die mich noch nicht kannten, hielt es aber für besser, wenn die mich gar nicht erst kennenlernen, damit denen so einiges erspart bliebe. Auf Anfrage bezüglich meines Verhaltens konfrontierte ich sie mit der Liste.

Um auf Stil einzugehen: Das war einer der Punkte auf der Liste, wenn nicht aufgeteilt auf mehrere. Ich folgte keinem vorgegebenen Stil. Ich war nicht mainstream genug, ich war nicht indie genug (und Indie/Alternative an der Grenze zum Punk war in der Zeit in der Gegend sehr populär). Das einzige, was ich je mitmachte, waren Aktenkoffer. Als mein letzter Kunststoff-Schulranzen (!) wegen Verschleiß zum Austausch anstand, wünschte ich mir als Ersatz nicht wieder einen Ranzen (ich glaube, meine Mutter konnte sich schwerlich dran gewöhnen, daß ich dem Ranzenalter langsam entwachsen war), sondern einen Hartschalenkoffer. Vor mir hatten in der Klasse drei Jungs Koffer, einer hatte einen Lederkoffer, zwei weitere einen Samsonite. Nun ja, so ein Samsonite war zwar teuer, aber robust und hoffentlich langlebig, mußte also wohl nicht zu häufig ersetzt werden. Mein Umstieg auf Druckminenbleistifte und Fineliners Ende der Mittelstufe hatte praktische Gründe.

Und das andere Geschlecht? Was das angeht, war die Zeit auch irgendwo zwischen durchwachsen und schlichtweg katastrophal. Natürlich war ich herzlich wenig attraktiv, zum einen nach meiner Gemobbtwerdephase, zum anderen durch mein Selbstwertgefühl oder den Mangel daran, und natürlich war auch an der Liste meiner negativen Eigenschaften etwas dran. Man konnte mich meines Erachtens nur dulden, aber nicht mögen, geschweige denn lieben.

Das Problem dabei war: Ich verliebte mich über die Jahre immer mehr in eine Mitschülerin. Schon Ende der Mittelstufe war das so ausgeartet, daß sie den Begriff "Super-OdB" mehr als verdient hatte. Sie stand auf einem Podest aus italienischem Marmor, und ich war ein Wurm irgendwo da unten. Sie spielte in der höchsten anzunehmenden Liga, ich hatte nicht einmal eine Liga, weil keine Liga so etwas wie mich haben wollte. Ich stellte sogar in Frage, daß sie ein Mensch ist.

Was passierte nun? Chaos passierte. Ich hatte absolut, absolut keine Ahnung, was ich mit dieser Situation anstellen sollte. Von Flirten verstand ich genau gar nichts. Herrje, erst etwa zwei Jahre, nachdem ich mich in sie verliebt hatte, verstand ich überhaupt, was das für ein Gefühl ist – das ich das erste Mal im Kindergarten gefühlt hatte. Hilfe konnte ich keine in Anspruch nehmen, denn ich hatte absolut niemanden auf der Welt, dem ich mich hätte anvertrauen können, niemanden, ausnahmslos. Noch dazu ließ sie nie auch nur im entferntesten eindeutig für mich erkennbar durchblicken, wie sie eigentlich zu mir stand. Konnte sie mich leiden? Konnte sie mich nicht leiden? Ich wußte es nicht. Was ich wußte, war, daß ich nicht herumexperimentieren konnte. Wenn überhaupt, dann hatte ich genau eine (1) Chance, und die mußte perfekt sitzen, wenn ich nicht ausgerechnet mein Super-OdB durch ungeschicktes Vorgehen verlieren wollte.

Es gab ein paar meines Erachtens sehr obskure Signale, die eventuell – mit entsprechender Deutung und ein bißchen Wohlwollen – für Sympathie ihrerseits hätten sprechen können, aber auch genauso nur Zufall hätten sein können. Gerade das machte die Sache sehr kompliziert. Denn ich hatte ja immer noch eine zunehmende Anzahl an niedergeschriebenen Gründen, warum sie mich eher nicht leiden können müßte. Ich wußte auch nicht, ob sie irgendetwas merkt. Sie war nämlich selbst noch introvertierter als ich.

Trotz allem hielt ich mich für sie frei. Das einzige andere Mädchen, das in meinen "engeren Radius" kam, war meine Partnerin in der Tanzschule, auch eine Klassenkameradin.

Möglicherweise gab es trotz allem das eine oder andere Mädchen, das an mir Interesse hatte. Möglicherweise gar eins meiner Neben-OdBs und, wie gesagt, vielleicht sogar zeitweise mein Super-OdB. Aber letztere war einer der Gründe, warum ich keine an mich heranließ: Ich wollte nicht auf einmal mit irgendeinem Mädchen "zusammen" sein, um dann festzustellen, daß ich auf einmal bei meinem Super-OdB eine Chance hätte. Der andere war, daß ich mir nicht vorstellen konnte, für irgendein Mädchen interessant zu sein. Jegliche Interessens- oder Sympathiebekundungen tat ich ab als "die weiß es leider nicht besser, die kennt mich nicht wirklich, wenn sie mich kennen würde, wäre ich ihr längst nicht mehr so sympathisch".

Geschwänzt im weitesten Sinne habe ich nur zweimal. Das eine Mal fehlte bis auf vier Leute der Chemie-LK komplett, weil das Wetter so gut war. Das andere Mal ging ich eine Stunde eher, um zu einem Konzert fahren zu können (von meinem Lieblingskünstler, der zuletzt vier Jahre vorher und dann erst elf Jahre später in Deutschland auftrat). Das blieb weitgehend unbemerkt, denn gegen Ende der Oberstufe hin, als ich schulisch eh nichts mehr zu verlieren hatte, blieb ich auch schon mal vor der Klassenraumtür stehen und hörte durch die geschlossene Tür zu, statt meinen Kurskollegen durch meine Anwesenheit auf den Geist zu gehen.

Soweit ich mich erinnern kann, gibt es sogar Jahrgangsfotos aus der Oberstufe, auf denen ich als einziger nicht drauf bin. Ich war zu der Zeit sehr wohl anwesend, weigerte mich aber, mit aufs Bild zu kommen.
Och mein Gott, deine Geschichte erfüllt mit Wut und Trauer.

Es gibt nur eine Sache, die ich bis heute nicht verstehe. Ich kenne mehrere Menschen die vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Und mir erschien und erscheint es mir immer noch als Aufgabe der Eltern hier einzuschreiten und das auch zu merken. Ausnahmslos und durch die unterschiedlichsten Hintergründen waren die Eltern entweder tatenlos, machtlos oder ahnungslos.... Das erfüllt mich mit noch mehr Wut...
Kief

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Kief »

kräuterfrau hat geschrieben:Och mein Gott, deine Geschichte erfüllt mit Wut und Trauer.
Und deshalb gleich ein komplett-Zitat dieses ewig langen Textes?


Le Chiffre Zéro,
gehe ich Recht in der Annahme, dass Du mit all diesen finsteren Erlebnissen wenige oder gar keine Erfolgserlebnisse hattest in der letzten Zeit?
Wann war Dein letztes Erfolgserlebnis?

Naja, im Grunde genommen egal.
Ich schaetze, Du brauchst ein Umfeld, dass Dir wieder Kraft bringt, und Dich psychisch aufbaut.
Und zwar nicht solch ein "tschakaa"-Motivations-Scheiss, sondern ein nachhaltiges Selbstwertgefuehl. Durch eigene Erfolge.


CU, Kief
Terraner

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Terraner »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben:.....Irgendwann in der Unterstufe fingen einige in der Klasse an, mich zu mobben. ...Ich begriff, daß das einzige, was diese Mitschüler zur Räson bringen könnte, brutale Gewalt war. ....
Das war nur leider schwierig bis unmöglich für einen komplett unsportlichen Schwächling. Wie gesagt, daß ich bis zum Gehtnichtmehr gehänselt wurde – ein Mitschüler wurde sogar selbst gewalttätig – merkte absolut niemand, und wenn doch, dann wurde das abgetan als "Hänselei", wie man es von früher™ (50er Jahre und noch früher) kannte. ...
...
Diese Phase hat mein Selbstwertgefühl irreparabel zerstört, auch weil die Mobber ohne jegliche Niederlagen, Verluste, Rückschläge, negative Konsequenzen oder sonstige Problemchen als haushohe, strahlende Sieger aus dem Krieg hervorgegangen sind, den sie selbst angezettelt hatten.
...
Das war auch die Zeit, als es mit Partys losging. ...Gerade bei den Partys gegen Ende der Mittelstufe und unserer Zeit als Klassenverband war ich zwar anwesend, aber auf eine Art auch nicht, weil ich irgendwo am Rand saß oder stand und dem Geschehen zusah oder gleich nach draußen ging. Keine Ahnung, warum ich überhaupt da war.

...Und das andere Geschlecht? Was das angeht, war die Zeit auch irgendwo zwischen durchwachsen und schlichtweg katastrophal. Natürlich war ich herzlich wenig attraktiv, zum einen nach meiner Gemobbtwerdephase, zum anderen durch mein Selbstwertgefühl oder den Mangel daran, und natürlich war auch an der Liste meiner negativen Eigenschaften etwas dran. Man konnte mich meines Erachtens nur dulden, aber nicht mögen, geschweige denn lieben.
Meine Güte! Meine Schulzeit war schon schlimm, Du hingegen hast noch weitaus mehr mitgemacht! Die Hänseleien (das Wort "Mobbing war damals noch nicht erfunden) haben mir unendlich zugesetzt. Es waren deren 4 Leute. Sie machten sich über mich lustig, verspotteten mich, verlachten mich. Den "Haupttäter" hasse ich auch heute noch wie die Pest, nach 40 Jahren. Damals hatte ich mir gewünscht, für eine Std den Body von Arnold Schwarzenegger zu besitzen. Ich hätte den Kerl mit grösstem Genuss in seine Einzelteile zerlegt!!

Hinzu kommt noch, ich war ein guter Schüler. Lernen fiel mir leicht und machte mir Spass. Kein Wunder, dass ich meistens gute Noten geschrieben hatte. Und das wiederum brachte mir den Ruf eines "Strebers" ein. Ich hatte schon daran gedacht, eine Arbeit absichtlich zu versemmeln. Ich tat es nicht. ich wollte mich nicht verstellen. Meinen "Quali" schloss ich mit 1,75 ab, als Schulbester. Die Besten der beiden Parallelklasse schlossen mit jeweils 2,0 ab. Diesen Tag des Triumphes werde ich niemals in meinem Leben vergessen!

Mit den Mädels hatte ich ähnliche Erlebnisse. Kein Wunder, ich war klein, dick, unförmig, unsportlich. Natürlich versuchte ich, mit den Mädels "anzubändeln". Die machten auf "Grosse Liebe", und liessen mich dann eiskalt abblitzen: "Tut mir leid, ich habe bereits einen Freund" Und dieses Spiel spielte nicht eines der Mädels mit mir, sonden alle. Du wirst vermutlich verstehen, irgendwann hatte ich die Nase voll.

In meiner Wut und in meiner Verzweiflung hatte ich damals nicht bemerkt, dass mich eines der Mädels recht gerne gehabt hatte. Sie war die Einzige, bei der ich es nicht versucht hatte. Hätte ich es bemerkt, hätte ich versucht, ihr näher zu kommen. Vielleicht wäre sie "mit mir gegangen". Dann wäre wahrscheinlich alles anders gekommen. Aber ich Idiot habe sie nicht wahrgenommen! Dafür könnte ich mich heute noch "sonstwohin beissen". Ich sehe sie noch ab und zu, und wir verstehen uns auch heute noch gut. Sie ist seit Jahren verheiratet und hat Kinder.

Das mit den Partys war bei mir ähnlich. Ich stand herum, keine bemerkte mich. Forderte ich Mädels zum Tanzen auf, kamen auf einen Tanz zwischen drei und fünf "Körbe". Nun, damals tanzte ich nicht gut, aber gerne. Bis mich ein (gar nicht mal sehr hübsches) Mädchen auf der Schulabschluss-Party mitten im Tanz auf der Tanzfläche stehen lies, und sagte: "Mit dir fällt man auf!" Seit dem habe ich nicht mehr getanzt. Warum auch, wenn man mit mir auffällt...

Sicher, inzwischen sind 40 Jahre vergangen. Ich bin nun nicht mehr übergewichtig, und durch meine Gymnastik deutlich bewegtlicher als damals. Ich habe in Laufe dieses Jahres daran gedacht, einen Tanzkurs zu besuchen. Zum Ersten, damit ich es richtig lerne, zum Zweiten, um mein "Tanz-Trauma" zu überwinden. Ich habe mich dagegen entschieden. Meine Angst ist zu gross. Wenn ich mich beim Tanzkurs anstelle "wie der Hund zum Eier legen", werden sie mich auslachen. Und ausgelacht zu werden tut so furchtbar weh! Nein, das tue ich mir nicht absichtlich an! Mit mir fällt man ja schliesslich auf...
So übrigens werden sogenannte "Amokläufer" gemacht. Nur daß Amokläufe im eigentlichen Sinne Spontanaktionen sind, und wenn jemand das generalstabsmäßig monatelang vorher plant und sich vorher Ausrüstung besorgt, kein "Amoklauf" ist, sondern ein Attentat. Aber die Massenmedien kennen nur "Amoklauf" und "Terroranschlag", und letzteres verüben nur ideologische Extremisten.
Exakt meine Meinung. Eine "Amoklauf" ist eine blindwütige Raserei. Der Amokläufer tötet wahllos. Hat er eine "Todesliste" erstellt, ist es kein Amoklauf. Er weiss, was er will und wen er will. Seine Aktion ist eine Hinrichtung.

Le Chiffre Zéro, ich danke Dir für Deinen überaus detaillierten Bericht, und für Deine bemerkenswerte Offenheit. Ich weiss nicht, ob ich selbst den Mut aufgebracht hätte, derart offen und ausführlich über meine Erlebnisse zu reden.

Hut ab vor Dir und Deiner Ehrlichkeit!

Terraner
Genosse Premier

Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Genosse Premier »

@Le Chiffre Zéro: Ich schließe mich dem Terraner an. Ist sehr mutig von dir, das hier so offen aufzuarbeiten. Das Ganze hat mich beim Durchlesen auch ziemlich an meine Schulzeit erinnert, auch wenn sie nicht ganz so schlimm war wie es deine offenbar war. :sadman:

Hast du die Liste wenigstens mal irgendwann mal weggeschmissen?
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RomeoKnight
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Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von RomeoKnight »

Mich haben Mädchen aus meinem Umfeld in meiner Jugend kaum interessiert. Ich war mal verliebt mit 10-11, was auch zunächst ganz erfolgversprechend schien, aber dann doch scheiterte, weil sie sich überfordert fühlte. Mir gegenüber sagte sie zwar was anderes, aber über Umwege hab ich das von meiner Cousine erfahren, der sie sich bei einer Gelegenheit mal anvertraut hatte.

Ich wusste nicht was ich glauben sollte, und so nagte das ziemlich an meinem Ego. Vor allem weil sie mich irgendwann zu mobben anfing. Dann kam aber der Schulwechsel und ich musste sie nicht mehr sehen. Ich war froh. Aber diese Verliebtheit wie bei ihr kam lange Zeit nicht mehr. Attraktiv fand ich höchstens die aufgetakelten Tussis aus den höheren Klassen die schon mehr Ähnlichkeit hatten mit den Frauen aus den Versandkatalogen oder den Pornos. Aber das war ja nix Ernsthaftes.

So wurd ich dann zum Sonderling der sich lieber mit Naturwissenschaften und Computerzocken die Zeit vertrieb, als sozialen Anschluss zu suchen. Jeden Annäherungsversuch von anderen, grade von Mädchen, hab ich als Angriff und Schikane empfunden (wahrscheinlich in Erinerung an das Verhalten meines ex-OdB) und dementsprechend geblockt oder um so agressiver (wenn ich Direktheit missverstand) zurück geschossen. Heute glaube ich, dass die meisten Versuche mich wohl nur etwas aus der Reserve locken sollten. Mobbing gabs sicher auch, aber das ging zu den Zeiten (Ende der 80er, Anfang der 90er) ausschließlich von Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus.

Es gab sogar irgendwann mal Verkupplungsversuche von Freunden, aber die empfand ich eher als Frechheit und Beleidigung, weil die entsprechenden Mädels ja nicht so aussehen wie die aus den Katalogen oder Pornos, denn inzwischen war ich ja selbst gegen Ende meiner Schulzeit. Natürlich tauchten hin und wieder mal Fragen auf, auf was fürn Typ ich denn so stände. Ich wusste es natürlich genau, aber ich hab mich dazu nie konkret geäussert. Was sollte ich denn auch sagen ? *hust* Die von Seite 120 oder aus dem Film :upps: Lieber wäre ich gestorben, als mich zu meinen Wünschen zu bekennen, wo ich doch wusste, dass die eh nie Realität werden. Ich fands immer seltsam, dass viele andere Jungs scheinbar nicht so hohe Ansprüche hatten, aber dennoch ein maßloses Selbstbewusstsein hatten und meinten mir ihren "Erfolg" vorhalten zu können. Hab ich nie ernst genommen, aber natürlich auch nix gesagt, weil ich niemanden verletzen wollte, selbst aber auch unverletzt bleiben wollte, wenn die deutlich stärker waren als ich.

Ich denke, dass naturwissenschaftliche Literatur zu früh meinen Geist vergiftete mit diesem Evolutions-Selektions Quatsch. Ich glaube das heute alles nicht mehr. Aber ob man das glaubt oder nicht, ich denke es übt keinen gesunden Einfluss auf die Menschheit aus, dieses Weltbild zu verbreiten. Es macht die Menschen nur verrückt weil es ausschließlich destruktive Kräfte frei setzt und konstruktives Potential blockieren kann.
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Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Genosse Premier hat geschrieben:Hast du die Liste wenigstens mal irgendwann mal weggeschmissen?
Möglicherweise habe ich noch eine digitale Ausgabe davon, hat sie doch immer noch zu erheblichen Teilen Gültigkeit.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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Re: Eure Schulzeit (Große Umfrage)

Beitrag von Einsamer Igel »

Gestern musste ich nochmal an meine Schulzeit denken. Ich habe auch massive Mobbingerfahrungen machen müssen und war immer Außenseiter. Was ich in der Schule hauptsächlich gelernt habe, war, dass keiner was mit mir zu tun haben will, bzw. ich nur Prügelknabe bin. Ich erinnere mich beim besten Willen nicht dran, dass es irgendwann mal einen netten Jungen gegeben hätte, von dem ich irgendwas hätte wollen können. Also dieses OdB... wie es hier ab und zu angesprochen wird... das gab es einfach nicht. Ich glaube, ich hatte andere Probleme. :(