"Nah und doch so fern"

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Fragende

"Nah und doch so fern"

Beitrag von Fragende »

Ich glaube, ich habe (für mich) das beste Buch gefunden, das ich jemals in Händen hielt:

Steven Carter, Julia Sokol: "Nah und doch so fern - Beziehungsangst und ihre Folgen"

Ich habe mich ja schon immer in besonderer Weise von Männern mit einer, in einer gewissen Weise Bindungsunfähigkeit angezogen gefühlt. Ich hatte auch niemals Probleme damit, sie in ihrem Anderssein zu akzeptieren, aber ich habe nie begriffen, in wieweit dies in meiner eigenen Persönlichkeit begründet ist. Ich wusste natürlich schon davon, dass dies so ist, aber diesen Mechanismus hatte ich nicht verstanden. Jetzt bin ich einen Schritt weiter.

Ich empfinde das Buch sehr empfehlenswert. Ich habe es bereits ein weiteres Mal bestellt, weil ich es zu verschenken gedenke.


Es gibt auch noch eine PDF mit der selben Überschrift. Dort kann man wesentliche Beschreibungen des Bindungsängstlichen finden, was es aber mit mir selbst zu tun hat, ist daraus nicht ersichtlich:

http://www.klausschenck.de/ks/downloads ... rnlore.pdf

Ich möchte auch noch darauf hinweisen, dass es am Ende der PDF es noch mehr Hinweise auf mehrere gute Links gibt.

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Fragende

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Fragende »

Noch ein, meines Erachtens nach, zum Thema passendes Video

http://www1.wdr.de/fernsehen/informatio ... ng102.html
Tirak

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Tirak »

Danke für die Links. Interessanter Einblick. Aber ist Bindungsunfähigkeit mit Bindungsangst gleichzusetzen? Ich würde darin schon einen Unterschied sehen.
Fragende

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Fragende »

Tirak hat geschrieben:Danke für die Links. Interessanter Einblick. Aber ist Bindungsunfähigkeit mit Bindungsangst gleichzusetzen? Ich würde darin schon einen Unterschied sehen.
Ich würde sagen, dass Bindungsangst zur Bindungsunfähigkeit führen kann, aber nicht muss, während die Bindungsunfähigkeit immer auf Bindungsängsten beruht, ohne die sie ja nicht entstehen würde. Bindungsängste beeinträchtigen aber auf jeden Fall die Bindungsfähigkeit und wirken sich negativ auf diese aus.
Tirak

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Tirak »

Hm, da würd ich zum Teil widersprechen. Gut, das Bindungsängste die Bindungsfähigkeit beeinträchtigen können, seh ich auch so. Aber Bindungsunfähigkeit könnte ja zum Beispiel auch daraus erwachsen, dass gewisse ungünstige Eigenschaften in einem vorhanden sind oder das der eigene erwählte Lebensstil keine näheren Bindungen zulässt.
Fragende

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Fragende »

Tirak hat geschrieben: Aber Bindungsunfähigkeit könnte ja zum Beispiel auch daraus erwachsen, dass gewisse ungünstige Eigenschaften in einem vorhanden sind oder das der eigene erwählte Lebensstil keine näheren Bindungen zulässt.
Aber diese ungünstigen Eigenschaften bringen dich dazu, über dich zu denken, dass du denkst, du wärst bindungsunfähig. Aber das ist dein Denken und deine Angst. Du weißt nicht, ob dies in der Realität nicht anders wäre. Wenn du dir aus diesen Gedankengängen heraus einen Lebenstil wählst, der keine Bindung zulässt, dann ist dies meines Erachtens nach eine Flucht. Und flüchten muss man, wenn man Angst hat. Oder siehst du das anders?
Tirak

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Tirak »

Das ist mein Denken, ja. Aber es wird nicht von Angst getrieben. Dazu müsste ich ja erstmal in eine solche Situation kommen, in der sie forciert werden könnte. Sowas habe ich meines Wissens nach noch nie erlebt. Es ist eher die Selbstreflexion, die solch ein Ergebnis zwingend nahelegt.
Flüchten muss ich ja nicht. Mir "droht" ja definitiv keine Beziehung und auch der Aspekt des Leids fehlt mir völlig. Der Grund ist bei ein Anderer. Aber es würde mir Angst bereiten, wenn eine Angst so massiv ins Gedankliche eingreift und dabei aber auf anderen Ebenen stets verborgen bleibt. Quasi der verborgene Feind in einem selbst.
Fragende

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Fragende »

Tirak hat geschrieben:Das ist mein Denken, ja. Aber es wird nicht von Angst getrieben. Dazu müsste ich ja erstmal in eine solche Situation kommen, in der sie forciert werden könnte. Sowas habe ich meines Wissens nach noch nie erlebt.
Tirak hat geschrieben:Mir "droht" ja definitiv keine Beziehung
Du kannst dich ja durch das (unbewusste) Aussenden entspechender Signale evtl. davor schutzen, von anderen einen Annäherungsversuch zu erhalten. Vielleicht wikst du ja von aller ferne schon so distanziert, dass sich schon gar niemand traut.
Tirak hat geschrieben:und auch der Aspekt des Leids fehlt mir völlig
Darf ich dich fragen, bist du auch schizoid veranlagt und hast Gefühle abgespalten?
Tirak hat geschrieben:Aber es würde mir Angst bereiten, wenn eine Angst so massiv ins Gedankliche eingreift und dabei aber auf anderen Ebenen stets verborgen bleibt. Quasi der verborgene Feind in einem selbst.
Diesbezüglich würde ich doch nochmalgerne auf dieses oben genannte Buch verweisen. Ich hätte dies vor kurzem auch noch extrem von mir gewiesen. Jetzt habe ich mittlerweile dazugelernt. Vielleicht kannst du ja in der Stadtbibliothek mal einen Blick in dieses werfen, um so vielleicht einen Eindruck davon zu bekommen.




Sehr gut, aber lange nicht so gut wie das oben benannte, empfinde ich zu diesem Thema auch dieses Buch:

Stefanie Stahl: "Jein! Bindungsängste erkennen und bewältigen - Hilfe für Betroffene und deren Partner"

Ich habe über die Bindungsängste zuvor noch nicht so viel gelesen, sondern hinten im Kapitel für die Angehörigen angefangen zu lesen. Schließlich sollte ich ja in erster Linie vielleicht nach mir schauen. Hey, mein lieber, die wird deutlich! Die sagt, was Sache ist! Ich bereue es nicht, dieses Buch gekauft zu haben. Ich habe jetzt nochmal einen ganz anderen Blickwinkel zu mir selbst und zu meinen Beziehungen bzw. "Beziehungsabhängigkeiten" entwickelt.

Jein

Das Buch ist September 2008 im Verlag Ellert & Richter erschienen und befindet sich in der 10. Auflage.

Preis: 14,95 Euro

Sie erhalten das Buch in jeder Buchhandlung oder bestellen es direkt online bei Amazon.de.

Eine lange glückliche Beziehung wünschen sich fast alle Menschen aber bei sehr vielen klappt es einfach nicht. Manche verlieben sich anscheinend immer in die Falschen. Bei anderen zerbricht die Beziehung genau dann, wenn sie enger wird. Andere leben in einer Partnerschaft und fühlen sich trotzdem einsam und allein. Was läuft da schief? Hinter sehr vielen Beziehungsproblemen stecken letztlich Bindungsängste, weiß die Psychotherapeutin Stefanie Stahl. In lebendigen Fallbeispielen zeigt sie die vielen Gesichter der Bindungsangst. Sie erklärt die typischen Verhaltensmuster der Beziehungsängstlichen und stellt die Jäger, Prinzessinnen und Maurer vor. Sie erläutert, warum Beziehungsangst eine echte Angst ist, erklärt mögliche Ursachen und zeigt auf, wie man diesen Zustand überwinden kann. Wer das Buch gelesen hat, weiß, wie er Menschen mit Beziehungsängsten erkennt und wie er mit ihnen umgehen kann. Ein hilfreiches Buch für Betroffene und ihre Partner.

Eine bessere Beschreibung des Buches findet ihr hier:
https://www.elitepartner.de/magazin/jei ... stahl.html

Ich zitiere hier diesen gesamten Artikel:

" Bindungsängste erkennen und bewältigen - so der Untertitel von Stefanie Stahls psychologischem Ratgeber. Menschen, die unter Bindungsangst leiden, sind innerlich zerrissen zwischen dem Bedürfnis nach Liebe und Nähe und dem Bedürfnis unabhängig und frei zu sein. Dieser psychische Konflikt ist jedoch vielen nicht bewusst. Er führt aber dazu, dass ihre Liebesbeziehungen immer wieder scheitern, oder dass sie erst gar keine Beziehung eingehen.

Bindungsängstliche halten bewusst oder unbewusst immer einen gewissen Sicherheitsabstand zu ihrem Partner ein, sie lassen sich nicht wirklich in die Beziehung ein. Ihr Beziehungsmodus lautet: Jein! Viele Betroffene meinen jedoch, sie hätten lediglich noch nicht den oder die Richtige gefunden und kommen deshalb ihrem Problem nicht auf die Schliche. Die Partner von Bindungsängstlichen oder jene, die es gern wären, fühlen sich gefangen in einem Drama, das sich zwischen intensiver Leidenschaft und brutaler Distanzierung des Bindungsängstlichen abspielt. Sie sind chronisch verunsichert und können sich das widersprüchliche Verhalten ihres bindungsängstlichen Partners nicht erklären.

Unterhaltsam und einfühlsam schildert die Autorin und Psychologin Stefanie Stahl in vier Kapiteln, wie die Beziehung von Betroffenen und Partnern Bindungsängstlicher von einem ständigen Hin und Her geprägt ist. So gelingt es ihr, fundiertes psychologisches Fachwissen 'so ganz nebenbei' anhand einiger gelungen ausgewählter und spannend beschriebener Beziehungscharaktere zu vermitteln und so den 'typischen' Verlauf einer von Bindungsangst geprägten Beziehung zu skizzieren. Doch das Buch bleibt nicht bei der bloßen Beschreibung eines Phänomens. Es liefert auch einen extrem informativen Überblick über dessen Ursachen aus psychologischer Sicht. Dabei verliert die Autorin nie ihr eigens formuliertes Ziel aus den Augen: Sich abzuheben von den vielen bereits existierenden Partnerschaftsratgebern, die sich an Menschen wenden, die ihre Beziehungsprobleme gemeinsam lösen wollen. Dieses Buch richtet sich stattdessen gezielt an Menschen, bei denen die Beziehung schon scheitert, bevor sie richtig beginnt. In den letzten beiden Kapiteln wendet sich die Autorin dann an die Betroffenen und an die Partner von Bindungsängstlichen und zeigt mögliche Auswege aus dem Dilemma. Dabei bleibt sie nicht bei Allgemeinplätzen, sondern gibt nützlichen und fundierten Rat. Der Leser wird also nicht nur mit viel Info ausgestattet, sondern auch mit der Hoffnung und Zuversicht das Problem lösen zu können.

Stefanie Stahl ist es gelungen, sich im Dschungel der psychologischen Ratgeber Literatur einen Namen zu machen. Sie begeistert durch ihren unterhaltsamen und verständlichen Stil und die vielen Aha-Erlebnisse, die sie ihren Lesern und Leserinnen vermittelt. Ihr Buch "Jein! Bindungsängste erkennen und bewältigen" wird nicht nur von Laien mit Begeisterung aufgenommen, sondern gilt auch in Fachkreisen als Standardwerk.

Stefanie Stahl, Jahrgang 63, ist in Hamburg geboren und aufgewachsen und hat an der Universität Trier Psychologie studiert. Sie arbeitet als Psychotherapeutin, psychologische Sachverständige und Buchautorin in freier Praxis in Trier. Zudem hält sie im deutschsprachigen Raum Seminare zum Thema Bindungsangst. Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.stefaniestahl.de

Zu diesem Buch kann im Internet alles mögliche, wie Interviews und Beschreibungen, gefunden werden. Da gibt es richtig viel dazu zu finden.

Hier könnt ihr auch noch einen Persönlichkeitstest durchführen:
http://www.stefaniestahl.de/Test.html
Fragende

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Fragende »

Um ein bisschen Abwechslung in dieses Thema zu bringen, gebe ich hier mal noch einen Song zum Thema ein, bei dem ich finde, dass es im Text gut herauskommt, wie verletzend Bindungsängstliche, vor lauter Angst, selbst verletzt zu werden, manchmal sein können.

http://www.youtube.com/attribution_link ... re%3Dshare
zebulon

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von zebulon »

Auch wenn es sich nach Ar***lo** anhört, aber das ist einer der Vorteile, wenn man Immer-HC²-AB ist: Mich kratzen keine Beziehungsängste! Und ich spare Geld und Zeit, weil ich diese Bücher nicht kaufen und lesen muss!
Tirak

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Tirak »

Fragende hat geschrieben:
Du kannst dich ja durch das (unbewusste) Aussenden entspechender Signale evtl. davor schutzen, von anderen einen Annäherungsversuch zu erhalten. Vielleicht wikst du ja von aller ferne schon so distanziert, dass sich schon gar niemand traut.
Klar kann man sich sehr leicht davor schützen. Nur solch ein Schutz ist für mich normalerweise nicht notwendig. Sicher, eine Beziehung ist nicht immer angebracht und kann mitunter auch hinderlich sein, aber in meinem Fall brauch ich mir darüber keine Gedanken machen. Solche Annäherungsversuche kommen nie vor und das Einzige, was ich mal zeitweilig nach aussen hin abstrahle, wäre eine Entrücktheit von meiner Umgebung. Flach formuliert, ich klink mich schonmal halb aus, wenn es mir notwendig erscheint.
Fragende hat geschrieben:Darf ich dich fragen, bist du auch schizoid veranlagt und hast Gefühle abgespalten?
Ja, darfst du. Das was ich hier tickere, wird im Realen eh niemals gegen mich verwendet werden können. Gefühle kann ich nicht abspalten. Es kommt zwar schonmal vor, dass ich sie nur gedämpft wahrnehme, aber ich kenn leider auch das Gegenteil, was soviel heisst, dass ich auch einfach zu empfindlich bin. In falschen Momenten entblösst es mich unnötig.
Insofern wünschte ich manchmal, ich wäre richtig schizoid. Damit könnte ich dann zumindest die gefühlsmässige Ebene der Manipulation vollständig ausschalten. Damit bliebe dann nur noch die Verstandesebene als mögliches Einfallstor übrig.

Leider kann ich das nicht so genau steuern. Selbst meine Annahmen wie das zuviel Vertrauen stets den eigenen Untergang herbeiführt oder das zuviel Abhängigkeit zwangsläufig im Leid endet verhindern nicht meine Leichtgläubigkeit. Vertreter, Verkäufer, Anwälte oder auch Soziopathen hätten bei mir extrem leichtes Spiel. Und das ist einer Zeit, wo da draussen viele solcher Manipulatoren rumlaufen (wobei man allerdings auch erstmal ein lohnenswertes Ziel darstellen müsste) Also auf der Ebene bin ich eher das Gegenteil von Schizoid. Zugegeben dort könnte man vielleicht eine gewisse Angst bzw. Paranoia erkennen. Aber ich seh das als normal an, sich da schützen zu wollen.

Auf anderen Ebenen gibt es vielleicht gewisse Deckungen (bspw. bin ich auch nicht für Teamarbeit zugänglich und habe kein ausgeprägtes Bedürfnis nach Nähe) , aber insgesamt bin ich eher nicht überdurchschnittlich schizoid.

Diese Zerrissenheit kenn ich auch nicht, schliesslich kommt es eh zu keiner Beziehung, selbst wenn die "Zeit" bei mir dafür "reif" wäre. Aber gewisse Ansätze kann ich nachvollziehen. Im Bezug auf das Lied, kann ich schon nachvollziehen, dass es manchmal notwendig ist, jemanden anderes zu verletzen, um sofortige Distanz zu schaffen.
Fragende

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Fragende »

Hallo Tirak,

du hast dich zumindest schon mal mit derschizoiden Persönlichkeit auseinandergesetzt. Ich nehme an, nicht ohne Grund. Ich selbst bin auch nur in Teilbereichen davon betroffen und mein Therapeut sagt auch ganz klar, niemand ist nur eine Persönlichkeit. Jeder Mensch ist eine Mischung unterschiedlicher Persönlichkeiten. Nur das Eine ist halt vielleicht stärker ausgeprägt als das Andere.

Ich habe mich sehr gegen die Aussage, hohe schizoide Anteile in meiner Persönlichkeit zu haben, gewehrt. Ich bin doch so ganz anders, als die, die ich kenne, bin eher so, wie du dich beschreibst und wirke zudem sehr extovertiert. Daraufhin hat mich mein Therapeut aufgeklärt, dass sie unterscheiden. Es gibt wohl Schizoide, die eher einen aktiven Modus leben (so wie ich) und solche, die hauptsächlich den passiven Modus leben. Was im Internet zu finden ist, beschreibt nur sehr verallgemeinert, was unter schizoid zu verstehen ist. Es gibt durchaus auch einige Abweichungen davon.

Aber was du da so von dir beschreibst, das kenne ich von mir auch. Mittlerweile habe ich aber gelernt, etwas egoistischer zu werden. Ich empfehle dir sehr, das auch zu tun. Mir geht es damit viel besser. Ich hatte und habe professionelle Hilfe dazu. Es liegt/lag aber bei mir wohl daran, die eigenen Bedürfnisse nicht realistisch wahrnehmen zu können (ein Anteil meiner schizoiden Persönlichkeit). Vielleicht findest du dich ja hier irgendwo verstärkt wieder:

http://www.stille-wasser-in-kassel.de/s ... icher.html

Unter. Korrelation mit anderen Krankheiten findest du hier auch den Unterschied zur sozialen Phobie:

http://www.krankheiten.de/Psychiatrie/s ... oerung.php

http://www.krankheiten.de/Psychiatrie/s ... oerung.php

Der ängstlich-vermeidende (selbstunsicher-vermeidende) Bindungsstil ist der schizoiden Persönlichkeit sehr ähnlich. Der Hauptunterschied liegt wohl darin, dass der ängstlich-Vermeidende fühlt und vieles wünscht, was dem schizoiden auf Grund seiner abgespaltenen Gefühle wohl eher egal ist. Letztendlich kann man aber sowieso nur irgendwie hinterfragen, ob es so sein könnte. Eine Diagnose kann nur ein Fachmann stellen. Es ist für mich persönlich halt schon interessant, wie andere mit ihrem "so-Sein", wie sie sind umgehen. Ich habe meine Diagnose erst seit 04. Februar und habe schon so manches Mal damit ein Problem, sie einfach so hinzunehmen und zu akzeptieren. Aber andererseits habe ich jetzt auch für vieles eine Erklärung. Dieses Wissen ermöglicht mir zudem auch eine ganz neue Orientierung. So werde ich z. b. künftig eine Arbeit suchen, bei der ich nicht beständig engen Kontakt mit anderen werd pflegen müssen. Ich bin sehr froh, dass ich meine Therapie habe.

Liebe Grüße
Fragende
Tirak

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Tirak »

Ja, ich musste mich damit auseinandersetzen, weil ich neben meiner depressiven Episode noch eine vermeintliche Sozialphobie als Diagnose bekommen habe. Lustigerweise sollte ich auch verschiedene Expositionsübungen durchlaufen und wurde halt mit aus meiner Sicht banalen Aufgaben konfrontiert. Halten sie Vortrag, kaufen sie allein ein, setzen sie sich ins Café usw. Typisch extremere Angstreaktionen kamen bei mir nie auf. Allenfalls war ich ein wenig aufgeregt, weil ich normalerweise keine Vorträge halte und es somit für mich ungewohnt ist.

Naja jedenfalls können halt auch Fachleute schnell danebenliegen. Nur eine Fachärztin hatte halt auch den Gedanken mit dem Schizoiden, weil ich gemäss eines Tests und meiner Darlegungen nicht so reagiert habe, wie man es wohl von einer sozialphobischen Person erwarten würde. Selbstunsichere PS kam auch zur Sprache, aber letztendlich haben wir das alles erstmal herausgehalten. Solche Diagnosen haben halt auch schwerwiegenden Charakter (obwohl die Diagnose der depressiven Episode eh schon ungünstige Folgen hat und meine Vita im Ar... ist)

Die partielle Deckungsgleichheit zwischen all den Aspekten (ob nun Asperger, Schizoid, Schizotyp, Selbstunsicher usw.) macht es auch nicht gerade einfach, sauber zu differenzieren, was nun sein könnte und ob es überhaupt im pathologischen Rahmen liegt. Aber letztendlich ist es auch egal, denn selbst wenn da etwas Auffälliges wäre, würde keine Therapie "helfen". Helfen ist auch das falsche Wort, denn ich würde nichts gewinnen, sondern nur eine durchaus brauchbare Eigenart verlieren. Eher würde Ich es ja zu einer bewussten Kontrolle hin ausbauen wollen. Aber dafür sollte man keine Therapieplätze verschwenden.

Bezüglich des Egoismus bin ich eigentlich schon sehr egoistisch (sogar egozentrisch). Einer Steigerung bedarf es da nicht. Aber ich muss wohl genau wie du arbeitstechnisch meine Nische finden (was in einer extrem arbeitsteiligen Welt leider nicht so einfach ist, besonders dann nicht, wenn man so wie ich keine Qualifikationen mehr hat, die guten Arbeiten verlangen ein Studium und dafür ist es zu spät...)

Viel Erfolg bei deiner Arbeitssuche und deiner Therapie.
Fragende

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Fragende »

Tirak hat geschrieben: Aber letztendlich ist es auch egal, denn selbst wenn da etwas Auffälliges wäre, würde keine Therapie "helfen". Helfen ist auch das falsche Wort, denn ich würde nichts gewinnen, sondern nur eine durchaus brauchbare Eigenart verlieren.
Diesbezüglich wage ich es dir, ganz klar zu widersprechen. Mir hilft meine Therapie sehr. Ich lerne wieder zu fühlen - Hallo, weißt du, wie das ist? Weißt du, wie es kam, dass ich 28 kg abnehmen konnte? Ich habe eines schönes Tages (genau am 13. März 2013) erstmals wieder ein Sättigungsgefühl verspürt, von dem ich gar nicht mehr wusste, dass es ein solches überhaupt gibt. Die ersten 7 1/2 kg habe ich innerhalb von neun Tagen ohne eigenes Zutun abgenommen, einfach nur, weil ich dieses Sättigungsgefühl wieder verspürt habe und einfach dadurch mit dem Essen aufhören konnte. Aber so, wie sich das für mich anhört, hast du eine Verhaltenstherapie gemacht - oder? Ich mache eine anlythische Psychotherapie. Mein Therapeut ist richtig gut und ich konnte schon richtig viel verarbeiten. Das ist halt schon auch immer so eine Sache, wie gut der Therapeut ist bzw. wie gut du mit ihm kannst.

Ich setz dir hier noch einen Link rein. Hier, so finde ich, gibt es sehr gute Informationen. Ich könnte mir vorstellen, dass besonders der Leitfaden Nr. 4 für dich interessant sein könnte, aber grundsätzlich finde ich die Informationen hier im Allgemeinen recht gut. Ich nehme an, im Leitfaden Nr. 3 findest du so einige Übungen wieder, die dir bekannt vorkommen.

http://vssp.de/impressum

Ich grüße dich ganz herzlich
Fragende
Tirak

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Tirak »

Ich hab kein Problem mit dem Widerspruch, ich bin das gewohnt. Aber ich glaube, mein Text kam missverständlich rüber. Ich leide nicht unter sozialer Phobie und diese Expositionsübungen haben meine Zweifel daran auch bestätigt. Und ja, es wurde versucht, verhaltenstechnisch etwas zu ändern. Der Tiefenansatz wurde bei meinem Stationäraufenhalt leider verweigert, weil man meinte, dass ich damit nicht klarkommen würde. Ich dachte allerdings auch, das Verhaltenstherapie schon passen würde.

Davon abgesehen, wenn ich sozialphobisch wäre, würde ich durchaus eine Rechtfertigung für eine Therapie sehen. Leid möchte auch abgestellt werden. Auch Depressionen wären durchaus therapiewürdig. Aber bei mir ist davon momentan nichts zu sehen. Sicher, ein tiefenpsychologischer Ansatz fände ich durchaus interessant, aber angesichts der raren Therapieplätze ist das kaum zu rechtfertigen. Da fehlt die Zielsetzung, welche in den anderen Fällen ja gegeben wäre.

Ich würde aber nicht behaupten, dass dir keine Therapie hilft. Das ist deine Ausgangssituation auch wohl anders.
Fragende

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Fragende »

Deine Einstellung gefällt mir.
Tirak hat geschrieben:Ich würde aber nicht behaupten, dass dir keine Therapie hilft. Das ist deine Ausgangssituation auch wohl anders.
Ja, sie ist anders. Aber es tut sich viel. Ich gehöre zu den Menschen, die wohl troz allem auch sehr viel Glück im Leben haben. Und so unglaubwürdig das jetzt für manchen in meiner jetzigen Situation klingen mag, das Beste ist tatsächlich mein Mann. Ich liebe ihn sehr.
Fragende

Re: "Nah und doch so fern"

Beitrag von Fragende »

Hier ein Link, in dem etwas zu diesem Buch zu lesen ist:

http://www.smartredirect.de/redir/click ... st-47.html

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