Lion hat geschrieben:IHaveForgivenJesus hat geschrieben:
Das Interessante ist ja eben, dass viele Menschen während der Beziehung anscheinend Fehler ihres Partners akzeptieren, die den Partner in der Beziehungsanbahnung vermutlich disqualifiziert hätten.
So weltbewegend ist diese Erkenntnis gar nicht. Ist doch klar: Wenn man sich schon kennt, kennt man eben auch die Vorzüge eines Partners besser und ist bereit, Macken,
von denen sowieso niemand frei ist, hinzunehmen. In der Anbahnungsphase ist aber noch gar nichts gefestigt und man ist schneller bereit, die Sache wieder abzuschreiben.
Ich habe nicht behauptet, dass die Erkenntnis weltbewegend ist, aber für die meisten ABs ist sie schon bedeutsam, weil sie intuitiv nicht wirklich nachzuvollziehen ist.
Natürlich ist niemand von Macken frei. Aber ich selbst kann mir nicht vorstellen, eine Eigenschaft, die für mich in der Anbahnungsphase ein KO-Kriterium wäre, in einer Beziehung zu akzeptieren (oder eher andersherum - ich weiß, dass ich gegenüber einer Partnerin ziemlich tolerant wäre, und fände es seltsam, im Rahmen der Anbahnungsphase strengere Kriterien anzusetzen). Dagegen beeinflusst es mein Bild von einem Menschen sehr negativ, wenn ich bemerke, dass er sich bewusst besser darstellt, als er ist (damit meine ich jetzt nicht ein "sich von der besten Seite präsentieren").
Worauf ich hinauswill - diese "Erkenntnis" mag für Normalos selbstverständlich sein, ist es aber nicht notwendigerweise auch für ABs.
Ich selbst würde gern vor der Beziehung die wesentlichen Fehler meines OdB kennen, damit ich sehe, ob etwas dabei ist, das einem langfristigen Glück entgegensteht, genauso wie es mir lieb wäre, wenn mein OdB möglichst früh meine positiven und negativen Eigenschaften realistisch einschätzen kann. Aber so funktioniert das offenbar im Normalfall nicht.
So ist es, so funktioniert das Spiel nicht. Das ist kein Gebrauchtwagenkauf. Es geht um die Eingehung einer Beziehung mit einem anderen Menschen, mit Haut und Haaren. Diese Aussucherei ist das Hauptproblem, warum es so viele Singles gibt. Weil die Leute denken, sie suchen sich einen Partner wie ein technisches Gerät bei MediaMarkt. Sie machen eine Kosten-Nutzen- bzw. Pro- und Contra-Betrachtung und haben bei Erfüllung aller Kriterien den perfekten Partner.
Woher soll man auch wissen, welche eigenen Nachteile für den anderen relevant sind? Ich esse keinen Käse, sollte ich das sagen, weil die Person gegenüber das prinzipiell als "blöd" empfindet, wenn man als Erwachsener nicht grundsätzlich alles ißt?
Was sollten denn beispielsweise relevante Nachteile sein, die man nicht unerwähnt lassen sollte?
Zunächst einmal kann ja jeder selbst entscheiden, ob er gewillt ist, das Spiel nach den üblichen Regeln zu spielen (falls nicht, sollte er sich natürlich über die Konsequenzen hieraus im Klaren sein).
Ich muss allerdings auch sagen, dass ich den Vorteil der üblichen Methode gegenüber dem, wie du es nennst, "Gebrauchtwagenkauf", nicht so richtig zu erkennen vermag.
Dass man relevante Nachteile nicht unerwähnt lassen sollte, habe ich nicht gesagt. Was ich meine, ist, dass man nach Möglichkeit man selbst ist und dem potentiellen Partner damit die Gelegenheit gibt, selbst herauszufinden, was ihn möglicherweise entschieden stören könnte, statt sich bewusst besser darzustellen, als man ist. Eine Ausnahme bilden natürlich Umstände, die der Partner in der Anbahnungsphase nicht herausfinden kann, die aber für die gemeinsame Zukunft offensichtlich eine wesentliche Bedeutung haben können (aber solche Umstände gibt es ja eher selten).
Lion hat geschrieben:Ich denke, das Problemchen in diesen Aussagen ist auch, dass es in den Augen von ABs gleich "langfristig" angelegt sein muß.
Jede Trennung ist tragisch. Aber wenn man sich nach einigen Monaten trennen muß, weil man festgestellt hat, dass es nicht wirklich harmoniert, dann ist das eben so. Dann hat man vorher aber ein paar gute Monate gehabt, die gegen Ende weniger gut wurden.
Das ist deine Meinung. Ich sehe das anders. Mir widerstrebt es, einfach mal so eine Beziehung einzugehen. Mag sein, dass es daran liegt, dass ich diese Verliebtheit, bei der man alles durch eine rosarote Brille sieht und potentielle Probleme gar nicht wahrnimmt ode rignoriert, (bisher) nicht kenne.