Melli hat geschrieben: ↑17 Sep 2020 21:43
Eines unschönen Tages wird man ein bislang unveröffentlichtes Manuskript von
Esther Vilar aus den 1970er Jahren finden: "Der paralysierte Mann"
Und man wird auch herausfinden, daß, als man dem Stern-Cartoonisten, der damals den "Undressierten Mann" gezeichnet hatte, eine Leseprobe vorgelegt hatte, selbst der den Bleistift fallen ließ und unabwendbar ins Nichts starrte
Das wäre so ein Szenario
Das ist aber auch ganz schön verwirrend, wenn eine Frau für Männerrechte eintritt und dies dann
dem Feminismus die Spitze nehmen soll.
Melli hat geschrieben: ↑15 Sep 2020 08:48
kreisel hat geschrieben: ↑16 Sep 2020 00:08
Hm, nee, ich dachte dabei, dass es durchaus noch Männer gibt, die keine Prinzenrolle erfüllen wollen, und wo man die Ahnung hat, dass da ein Subjekt dahintersteckt, und bestimmte Werte und Zusammenhänge erkannt werden. Es herrscht ein gewisser Ekel vor gegenüber der Gesellschaft und Dingen, die dort offen oder unterschwellig angediehen werden.
Da ist auch kein Hinterherlaufen oder Bedauern, dass die Ideale nicht erfüllt werden.
Soweit hätte ich das Szenario ja noch gemocht
Ja, ich auch.
Naja, da ist noch so eine Gratwanderung zwischen unkonventionell und selbstbewusst oder sehr sehr
weit weg von Recht und Moral. Als Axtmörderleiche will ich jetzt auch nicht enden.
Melli hat geschrieben: ↑17 Sep 2020 21:43Da wären wir bei einer korrupten Auffassung von Psychologie (s.u.). Ja warum erfüllt der Klient auch keine klischeehafte Rolle und ist glücklich mit dieser (Faux-) Selbstverwirklichung?
Das Missverständnis kann aber auch an mir liegen. Ich hab bei vielem, Schule, Familie, Beruf es
so aufgefasst, dass mehr als eine Rolle nicht drin ist.
Melli hat geschrieben: ↑17 Sep 2020 21:43
Den "Panther" kenne ich noch aus der Schule. Es wird jetzt nicht verwundern, wenn ich den nicht wirklich gut finden kann. Eigenartigerweise kann ich mich nicht an
Verhaltensstereotypien bei Leoparden erinnern. Aber das mag einer Positivauswahl auf mehreren Seiten in der jeweiligen Situation zuzuschreiben sein
Bei gefangenen Raubkatzen habe ich das stetige im Kreis gehen im Käfig oder das stetige
Auf- und Abgehen, z B immer nur dieselben zwei Meter entlang der Gitterstablinie beobachtet.
Verwundert bin ich nicht ganz über deine Distanz zu dem enthaltenden Vergleich, oder eigentlich doch,
denn mir selber fällt es schwer, einen kritischen Abstand zu Entwürfen zu bekommen.
Ich schlucke dieses Bild dann so und projiziere Situationen / Emotionen / menschliche Zustände hinein.
Was mir aber mittlerweile auffällt ist, dass viele Vergleiche so gar nichts mit dem Verglichenen zu tun haben.
Was ja ziemlich schwachsinnig ist, aber auch "Kulturgut" zu sein scheint.
Es kommt mir so vor, als wären da ganz eigene gesellschaftliche Bilder und Denkmuster vorhanden, die deutlich abstrakt sind, aber doch versteht man so in etwa das Gemeinte.
Warum man dann aber nicht etwas passenderes findet?
Melli hat geschrieben: ↑15 Sep 2020 08:48
Als König der Frösche ist das schließlich sein Reich
Aber eigentlich ist er ein Priesterkönig, so wie in der
guten alten Zeit eben üblich. Sein Reich ist sozusagen zugleich von dieser Welt und nicht von dieser Welt
So gefällt mir die Geschichte und bekommt etwas friedliches und schönes und respektvolles
.
So kann man den König der Fröscher sehr gut dort "lassen" bzw die Frage stellt sich gar nicht, an ihm zu rühren, damit er den eigenen Zwecken dient.
Melli hat geschrieben: ↑17 Sep 2020 21:43Auch wieder wahr, die Prinzessin ist ein eingebildete Schnepfe
, und am Ende bekommt sie doch den passenden reichen Sack
und wird bei dem Schloßherrin
Wahrscheinlich reitet sie täglich auf ihrem Neinhorn aus
Nicht gerade ein Entwicklungsroman
Genau
Eher eine Geschichte von stumpfem Narzissmus.
Da kann man sich schon wundern, wie manche Männer ins Bild passen / passen wollen, weil die Dame
hübsch und attraktiv ist und auch ihre Einbildung der Besonderheit ihren Marktwert steigert.
Wenn ich in meinem Real Life in meinen End Teens gesehen hab, wie manche Männer da eher treudoof und empfänglich drauf eingestiegen bei so Player-Frauen aus der Schule, das hat mir manchmal leid getan.
Naja, eine Alternative hätte ich auch nicht gehabt, ich war weder innerlich präsent noch handlungsfähig,
noch hätte ich dem Wunschschema entsprochen.
Und ich glaub, die Leute, die so aktiv rumwuseln und sich präsentieren wie ein neuer Fernseher mit einem
spannenden Entertainment-Programm, die haben mehr Aufmerksamkeit und sind interessant.
Und da stellt sich wohl nicht die Frage, wie mit so jemandem eine Beziehung aussieht, wenn er erstmal Begehrlichkeiten weckt.
Oder diese Art von Beziehung ist dann eben vollkommen in Ordnung so, es wäre dann nur so gar nicht meins.
Melli hat geschrieben: ↑15 Sep 2020 08:48 Ich bilde mir ein, ich könnte manches schaffen, was andere vor unüberwindbare Hindernisse stellt – aber tragischerweise gilt das auch umgekehrt
Das stimmt schon.
Rat geben ist oft sehr schwer, weil man ja gar nicht „in den Schuhen des anderen" läuft.
Melli hat geschrieben: ↑15 Sep 2020 08:48War nichts mit "Entdecke
das Krokodil die Wäscheklammer in dir"
Immerhin können Wäscheklammern gar nicht anders als zuzuschnappen. Und das ganz ohne Hirn und Nervensystem. Und nur mit einer Stahlfeder statt einer Muskulatur
Mea Culpa, dass das „Krokodil“ so reduziert wurde.
Es macht es nicht besser, aber die Idee ist auch nicht nur von mir
Joy Gruttmann „Schnappi das kleine Krokodil“
https://www.youtube.com/watch?v=Oe3FG4EOgyU
Es ist schon nicht gut, Dinge nur ganz oberflächlich zu betrachten, und dann keine Kenntnisse mehr über
die Realität zu haben. Das müsste ein Erwachsener eigentlich können, wenn nicht irgendwelche
psychischen oder intellektuellen Behinderungen vorhanden sind.
Durch die Entpersönlichung wird dann auch vieles möglich.
Z. B. Ausbeutung, wenn man bei Elefanten nur noch das wertvolle Elfenbein sieht.
Oder Misshandlung, wenn man die Bedürfnisse / Eigenarten des Tiers nicht kennt und für den
Lebensraum aber verantwortlich ist.
Melli hat geschrieben: ↑15 Sep 2020 08:48
Ein Horrorszenario ist natürlich, was Wilhelm Reich einmal passiert war. Der hatte eine Arbeiterin in Analyse, und am Ende sah es wirklich gut aus. Dann ging sie in ihre Fabrik zurück, und ein paar Tage später beging sie Selbstmord. Mag sein, daß Reich daraufhin an der falschen Stelle sich radikalisiert hat. (Das ist aber genau, was manche Leute so interessant finden
) Selbst mit der machtvollsten Methode hat man gegen strukturimmanente Verwerfungen keine Chance :
Es kann wohl sehr deprimierend sein, innerlich sehr viel und frei zu entdecken und äußerlich dann doch
auf viele Einschränkungen und Grenzen zu stoßen.
Vermutlich sind ja die inneren Blockaden / die behandelte Krankheit (wenigstens AUCH) durch äußere
Wechselwirkungen entstanden.Eine vollständige Gesundheit würde m. E. nur gehen, wenn auch die
Gesellschaft mit gesundet und sich ändert.
Einen neuen Kontext zu finden / schaffen, wird wohl für den einen möglicher sein als für den anderen
(siehe oben, guter Rat ist für andere schwierig, wenn nicht die ganze Dispostion, Erfahrung, Kontext,
Fähigkeiten und Grenzen so da sind).
Grundsätzlich finde ich es aber schon gut, das herauszufinden, was ich realistisch ändern kann und
ich finde es gut zu hoffen.
Hoffnung ist ja auch, dass es mehr gibt als das Bekannte und Erfahrene, die Frage ist, wird man
dazu eine Brücke finden?
Änderung geht ja auch nicht so mit dem Brecheisen.
Melli hat geschrieben: ↑17 Sep 2020 21:43
Ein Therapeut sollte auch kein Nachtwächter sein, der durch Nebel mit seiner Lampe vorangeht, um dem Patienten heimzuleuchten
Ein Therapeut ist auch kein Lehrer
Dabei klingt das mit dem Nachtwächter eigentlich ganz gut….
Naja, wenn ich jetzt draußen spazieren gehe in die Dunkelheit hinein, hab ich immerhin mein Handy dabei
mit Taschenlampe.
Vielleicht könnte der Therapeut ggf. auch noch Erzieher sein oder „nachbeeltern“. (wohl auch unrealistisch).
Denn oft sind die Defizite und Blockaden schon sehr groß und sehr früh entstanden (vor einer
eigenständigen Identität und eigenständigem Selbstbewusstsein)
Melli hat geschrieben: ↑15 Sep 2020 08:48
Finde ich auch nicht die großartige Idee. ist sehr oberflächlich, von
sehr weit außen aus einer ebenso empathielosen wie einfaltslosen Distanz.
- [+] Nichts für schwache Nerven
-
Mir fällt kein positives Gegenbeispiel ein, in dem ein Stachelschwein als Subjekt aufträte. Nur ganz im Gegenteil als Jagdbeute in eine der typischen Lästergeschichten, in der manche Menschen ihr Fett weg kriegen. Da gehen Luchs und Vielfraß Baumstachler jagen, aber eines Tages kommen ihnen ein paar Menschen in die Quere, die Luchs erlegen wollen. Vielfraß tötet sie. Dann gehen die beiden in das Lager der Menschen, wo eine Frau Essen zubereitet. (Bei Jägern und Sammlern in der westlichen Neoarktis typisch. Da wird viel und gerne gebruzzelt und gesnackt ) Sie töten die Frau, zerlegen sie und stecken sie auf Bratspieße am Feuer. Die anderen kommen zurück ins Lager und essen nichtsahnend die sterblichen Überreste der Frau. Dann locken Luchs und Vielfraß auch diese Menschen in einen Hinterhalt und töten sie.
Ich fürchte, für ein Leben in der Taiga hätte Schopenhauer nicht die Psyche gehabt.
Man hat sich bei solchen Geschichten durchaus gefragt, ob die Protagonisten denn nun Tiere oder Menschen sind. In großen Teilen der Holarktis (und übrigens auch Zentral- und Südasiens ) ist die Frage irrelevant, weil Tiere und Menschen gleicherweise als Personen gelten.
Wenn schon, dann neige ich eher dazu, sie als Tiere zu sehen, als die sie immerhin benannt werden. Auch wenn sie teilweise menschliches Verhalten zeigen. Aber sie zeigen eben auch tierisches Verhalten. (Wobei diese Geschichte erst dann so richtig Spaß macht, wenn man einiges über die typischen Charaktere dieser Tiere weiß. Das ist halt traditionelles Wissen )
Bei den Geschichten mit den Stachelschweinen fehlt mir auch eine wirkliche Basis
und Verbindung zwischen den Menschen. Es ist ja mehr ein nebeneinander her ertragen und jederzeit
eskalieren können.
Geschichten wo Menschen ihr Fett weg kriegen finde ich jetzt nicht so schlecht. Das ist ja nur halb so grausam
und hinterhältig, wie das, was Menschen Tieren antun.
Wegen Menschlichkeit der Tiere: Vor meinem inneren Auge hätte ich Vielfraß, usw jetzt eher aufrecht gesehen,
und die „Hände“ benutzend. Ich weiß aber auch nicht, was Vielfraß für ein Tier sein soll. Entspricht das
einem wirklichen Tier oder eher einer Mythologie?
Melli hat geschrieben: ↑17 Sep 2020 21:43Nähe vs. Distanz ist ein leider schon
äußerst undankbares Thema.
(Schopenhauers Stachelschwein-Phantasie empfinde ich hier als sehr unangenehm ablenkend.)
Von Verbundenheit möchte ich mir eher erwarten, daß ich mir um eine permanente Verletzungsgefahr keine Gedanken machen muß. Aber wahrscheinlich ist das schon etwas anspruchsvoll
Verbundenheit ist ja im Grunde eine Einheit. Kein hin- und wegrücken nach Lust und Laune.
Verbundenheit kann viele Widersprüche aufnehmen.
M. E. ist das aber auch eine sehr rare Erfahrung, die man gar nicht "selbst schaffen" kann.
Weniger machen und wollen und herumnörgeln und kritisieren ist da wohl mehr.
Das ist etwas anderes als das „Austarieren“, das von Schopenhauer empfohlen wird, wo aber jeder für sich
bleibt, jeder auf seinen Vorteil schaut oder dem anderen auch zum Feind werden kann.