Melli hat geschrieben: ↑12 Nov 2020 23:25
kreisel hat geschrieben: ↑12 Nov 2020 05:59
Wiederholungszwang als Vermeidung?
Nein, hier ganz im Gegenteil, ich habe immer wieder das Unmögliche versucht. Immerhin beinhaltet die Wiederholung ja auch die Möglichkeit, das es mal klappen könnte, und damit ist noch nicht alles verloren. Möchte man jedenfalls nur zu gerne glauben
Ja, das gibt es leider auch.
Dass man nicht abhaken kann, dass es so ungut läuft, weil es eigentlich nicht sein dürfte.
Mannoni apud Lacan, 2e Sém., 1978: 84f hat geschrieben:[…] Il semble, quand on lit Freud, qu’il maintient deux aspects de la compulsion de répétition. Dans l’un, il s’agit de recommencer un effort raté pour essayer de le réussir — cela apparaît comme une protection contre le danger, contre le traumatisme. Dans l’autre, il semble qu’on revienne à une position plus confortable, parce qu’on a raté la position qui, dans une perspective évolutionniste, est postérieure. […]
Ich glaube, das sagen so Psychologen auch ab und an mal, dass es in einem bestimmten Alter
oder Entwicklungszustand zu bedrohlich ist anzuerkennen, wie die Wahrheit ist, und dass man an dem Punkt
noch keine autonomen Schritte findet zur Ablösung.
Dann ist das vielleicht wie ein bemühtes Arrangieren mit einer eigentlich untragbaren Situation.
Oder wie der Frosch der in der Milch strampelt und auf Quark hofft.
Melli hat geschrieben: ↑12 Nov 2020 23:25
Mir fiel tatsächlich noch dazu ein, daß ich auch (schleichende) Vergiftung hätte schreiben können, aber so drastisch wollte ich dann doch nicht sein.
Es gibt nicht wirklich viele Leute, die ich "toxisch" nennen wollte, aber vielleicht versuche ich da auch immer noch, zu freundlich zu sein
Dennoch, für viele ist das ja ok in solchen Milieus, nur ich mache mich kaputt, und keiner scheint das zu merken.
Ja, das ist merkwürdig, dass es für andere gut und ok ist, und die nicht wahrhaben können, dass es auf einen
selbst negativ wirkt. Dann kommt öfters "was hast du denn" oder "du dramatisierst" oder "Du bist undankbar".
Vielleicht hat man aber aus irgendeinem Grund eine Beschaffenheit, dass diese Reize und Gegebenheiten wirklich
nicht gut auf einen wirken. Und auf andere wirklich nicht schädlich.
Ich weiß es nicht so genau.
Die Realität aberkennen, wie es auf einen selbst wirkt, finde ich auf jeden Fall nicht gut.
Melli hat geschrieben: ↑12 Nov 2020 23:25
Meistens geht es denen auch nur um's heteronormative Prinzip, Männer sind so und Frauen sind so, und sonst gibt's nix. Und was nicht paßt, wird passend gemacht. Eigentlich sollte man sowas nicht Familie oder Freunde nennen.
Wahrscheinlich ist es gar nicht böswillig. Aber es wird in einem Horizont gedacht, in dem man
bei bestem Willen nicht hineinpasst, und das tut irgendwie weh, da keine Brücke zu finden.
Die anderen fühlen sich wahrscheinlich auch hilflos und überfordert, warum sie einen nicht in ihre bewährte und
gute Welt ziehen können, wo man doch glücklich sein könnte (wenn man wäre wie sie).
Melli hat geschrieben: ↑12 Nov 2020 23:25
Das hat etwa sadistisches, da kann man machen und tun, und es wird doch nie was.
Ironischerweise ist Minderwertigkeit eine Folge von Machtausübung. Insofern glaube ich das alles nicht. Sicher finden mich zwar eine ganze Menge Leute scheiße
, aber ich muß mich ja deren Meinung nicht unbedingt anschließen – auch wenn die das wohl gerne hätten
Da hab ich letztens so eine Diskussion gehabt wegen den Klamotten und dem nett anziehen, damit man
sozialen Erfolg hat.
Wenn andere eine bestimmte Körperform haben, insgesamt niedlich sind und bei denen ein bestimmter Stil
gut aussieht, kann ich das alles imitieren und sehe trotzdem nur aus wie ein Elefant der sich als Reh verkleidet.
Und dafür soll ich mich dann bemühen und "Gutwill" zeigen und bleibe so oder so eine Witzfigur.
Je mehr ich mich bemühe, umso mehr wird den anderen mein Scheitern deutlich, wenn man sich bemüht, diesen
Maßstab zu erfüllen. Darum finde ich meinen Ansatz eigentlich sinnvoller dass ich ein Elefant bin der sich als
Elefant (ver)kleidet.
Ich mag ja auch Elefanten, was soll an denen schlecht sein?
Jetzt geht das mit den Kleidern nicht ganz so extrem ans Selbstbewusstsein, wobei es in den Jugendjahren eben
schon ein Thema war, wer süß ist und nach gutem Maß hübsch, adrett usw, und das entschied über
Ähnlichkeiten, Freundschaften und Beziehungen.
Es entschied über Anerkennung und Möglichkeiten oder Abwertung und Ausschluss.
Es hat schon auch was mit Macht zu tun, wenn definiert wird, wer was erreichen kann und wer nicht,
und jeder gar nicht die Optionen hat, das Maß zu erreichen.
Was wäre eigentlich, wenn ich sage, mir ist als Maß Verstand, Freundlichkeit und Openmindedness wichtig?
Würde ich da andere auch in eine unfaire Position setzen, weil das nicht jeder erreichen kann?
Kleider von der Stange oder Designer kaufen, kann vielleicht noch jeder irgendwie hinbekommen, aber kann
sich jemand geistige Haltungen anlegen oder abtrainieren?
Für mich wären das auf jeden Fall wichtigere Kleider, sozusagen.
Melli hat geschrieben: ↑12 Nov 2020 23:25
Kranke habe ich durchweg als tatsächlich bedürftig erlebt. Denen zu unterstellen, sie würden nur simulieren, um andere zu schikanieren, wäre echt hundsgemein gewesen.
"Helfer" mit zweifelhaften Motivationen habe ich dagegen öfters mal gesehen. Denen scheinen auch schmerzhafte Behandlungen und ruppige Ratschläge Spaß zu machen.
Das erste entstand wohl bei so narzisstisch Kranken, die eigentlich kaum leiden
aber sich hängen lassen und anderen Schuldgefühle machen und diese rumdirigieren.
Nur wird jetzt leider dieser Verdacht auch oft auf "echt Kranke" abgewälzt- das ist ein Blaming, was wirklich gemein
ist und daneben.
Es ist halt diese Mode, dass man jetzt glaubt, es wird überall Vergewaltigung gerufen, und dass man lieber erstmal
alle in Abrede stellt, die wollen ja nur simulieren und Aufmerksamkeit.
Wie sich ein echtes Opfer dann fühlt, dass so distanziert sarkastisch als "du willst ja nur Aufmerksamkeit"
hingestellt wird, kann man sich dann wohl auch denken.
Ich kenne Helfer, die erstmal sagen, ich vertraue dir, bis dass du mich vom Gegenteil überzeugst, und dann gebe ich
dir - mit Vorsicht- noch eine Chance. Aber es gibt auch Helfer, die erstmal sarkastisch alles abwehren und grund-
sätzlich erstmal misstrauisch sind und dann muss "der Geholfene" sich erst mal beweisen.
Melli hat geschrieben: ↑12 Nov 2020 23:25
kreisel hat geschrieben: ↑12 Nov 2020 05:59Dann werden Indianer wohl nicht in eine weiße Familie wiedergeboren und können das dann steuern, dass
man „unter sich“ bleibt?
Nein, und leider sind die eh schon lange nicht mehr nur unter sich. Die empfinden die ihnen aufgenötigten Lebensbedingungen als so schlimm, daß dieser Reinkarnationscyklus als unterbrochen gilt. Wenn sich in einem Kind aber keine Ahnenseele mehr inkarnieren kann, dann bedeutet das für sie, daß das Kind gar keine Seele hat. Viele empfinden das als so demoralisierend, daß sie gar nicht mehr leben möchten.
Das klingt aber wirklich schwarz und verzweifelt, wie ein Abschneiden von den Wurzeln.
Was wird dann erst den Kindern als Botschaft mitgegeben, wenn sie so behandelt werden, als hätten sie keine
Seele?
Vielleicht mildert das aber auch die Enttäuschung, wenn sich die Kinder in das System einfügen und mit diesen Werten
identifizieren, und den Eltern ist das zuwider.
Melli hat geschrieben: ↑12 Nov 2020 23:25
Die Idee, daß domestizierte Menschen, Tiere und Pflanzen keine Seele (bzw. nicht eine bestimmte Art von Seele) haben, findet sich übrigens auch in Nordamerika. Aber das hat nicht ganz so deprimierende Konsequenzen.
Interessante Idee.
Muss da irgendwie an Tom Petty denken -
Wildflowers.
Aber da kann man manchmal lange warten, bis und ob sich überhaupt jemand noch "auswildert".
Melli hat geschrieben: ↑12 Nov 2020 23:25
kreisel hat geschrieben: ↑12 Nov 2020 05:59Das ist dann anders, als vorher als Handelnder fest zu stehen und Dinge vorher fest zu gestalten.
Da ist ja auch Identität- immer derselbe sein- schwierig.
Käme darauf an, was man unter Identität verstehen wollte. Eine erbarmungslose Konstante möchte man vielleicht dann doch nicht unbedingt haben. Ich würde da eher ein Spiel von Veränderlichkeit und konstanten Elementen annehmen. (Die natürlich nicht bei jeden Individuum jeweils dieselben sein müssen.)
Eine ganz fixe Konstante und Struktur wäre auch seltsam, das stimmt.
Vielleicht ist es mehr das WIE des Spielens, Gestaltens und Zusammenwürfelns, was irgendwie ähnlich ist für das
eine Individuum.
Melli hat geschrieben: ↑12 Nov 2020 23:25
Kennst Du den Begriff "
Gaslighting"? Das ist eine Art von besonders bösartigem Hinters-Licht-Führen, wo man an sich selbst statt an den Tätern zweifeln
soll
Ja, ich erinnere mich auch an einen Film, wo eine Frau ganz bewusst hinters Licht geführt wird, damit
sie Suizid begeht und der Ehemann erbt (alter S/W Film).
Ich könnte mir denken, dass vieles sonst gar nicht SOOO bewusst bösartig passiert.
Es geht vielleicht um Vermeiden oder Aufrechterhalten der Lieblingswirklichkeit.
Häufig kommt das auch in Familien vor wo Sucht eine Rolle spielt, Sucht ist eine ganz starke Wahrnehmungs-
verzerrung und Partner oder Kind haben da keinen Platz und werden nicht ernst genommen, eher
benutzt und missbraucht, damit die Sucht aufrecht erhalten bleiben kann.