ich habe bislang eher still mitgelesen, wollte jetzt aber mal etwas loswerden. Ich muss mich im Vorhinein entschuldigen, dass es wahrscheinlich tendentiell in die Kategorie "jammernde Selbstoffenbarung" fällt und teilweise auch nicht hunderprozentig in dieses Forum passt (teilweise dann aber doch), aber ich brauche einfach mal jemanden zum zuhören oder äh -lesen. Ich war mir auch nicht sicher, ob das eher in die Kategorie "Vorstellung" gehört ...
Ich bin, wie die meisten hier, AB, zudem männlich und 40+, meine sexuellen Erfahrungen beschränken sich - ich schreib das jetzt einfach mal - auf gelegentliche Tantramassagen und *hust* zwei Besuche im Puff. Beziehungserfahrung = null. Ich habe auch eine Vorstellung, woran das liegt, aber ich glaube auch, dass ich ein bisschen einem selbstkonstruierten Wahn verfallen und in diesem nun schon seit über 20 Jahren gefangen bin: Der Idee, dass das alles an meinem Körperbau liegt. Wenn eine kleine Fee vorbeigeschwebt käme und mir zwei Wünsche erfüllen würde, dann wäre der erste ein normaler Körperbau, der zweite eine liebevolle Freundin.
Ich habe ein ziemlich jungenhaftes Äußeres, schmaler Körperbau, dünne Knochen usw., so ungefähr wie z.B. Elijah Wood oder Simon Helberg (Howard aus Big Bang Theory), nur ein paar Zentimeter größer und ein paar Jahre älter. Dass das die Partnersuche sicherlich erschwert, ist vermutlich noch kein Anzeichen von Wahn; der liegt eher darin begründet, dass ich im Grunde in all den Jahren nie versucht habe, eine Freundin zu finden. Die letzten zehn Jahre bin ich eher durch mein Leben gegangen, ohne mich groß um soziale Kontakte zu bemühen. Gelegentlich kamen dann schon Gedanken wie "eine Freundin zu haben, wäre ja schön", aber im Großen und Ganzen habe ich mich eigentlich nicht mal besonders einsam gefühlt. Aber im Grunde war das auch eine Form der Vermeidung, denn in meinem Kopf nimmt das negative Urteil über meinen Körper regelmäßig die Ausmaße einer totalen, endgültigen Katastrophe an - es ist hoffnungslos, auch nur zu versuchen, mich auf die Suche zu begeben, und indem ich untätig verharre, erspare ich mir zumindest die Demütigung, immer wieder mitleidig belächtelt und abgewiesen zu werden; mit diesem Körper kann ich in diesem Leben kein Glück erfahren.
Einerseits ist das irgendwie völlig bescheuert - sagt die eine Stimme im Kopf -, weil dieses Urteil ja wirklich nur auf meinen Gedanken basiert, nicht auf Erfahrungen, andererseits habe ich aber auch irgendwie recht - meint die andere ... Ich sperre mich gedanklich in einen Käfig der Selbstablehnung und komme einfach nicht daraus heraus und bringe es nicht fertig, z.B. auf irgendwelche Single-Events zu gehen. Dabei ist es im normalen Umgang mit anderen Menschen, also bei irgendwelchen Aktivitäten, bei denen ich etwas mit neuen Leuten unternehme, Wandern, auf Ausstellungen gehen oder so, nichtmal so, dass ich großartige Ablehnung erfahre. Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass mein Äußeres ein Fluch oder eine Strafe ist, der/die mich dazu verdammt alleine durchs Leben zu gehen.
Zumindest habe ich im Verlaufe des letzten Jahres mal öfter die Wohnung verlassen und etwas mit Leuten unternommen - z.B. über eine Freizeit-Community -, damit ich nicht mehr ganz so im eigenen Saft schmore. Und, wie gesagt, waren die Erfahrungen dabei eigentlich auch recht positiv, aber den Schritt, mich als Single zu outen, der auf der Suche nach einer Partnerin ist, den scheue ich. Ich komme mir deswegen auch unsäglich jämmerlich vor, sich in meinem Alter wie ein kleiner, ängstlicher Junge zu fühlen, aber es hilft ja nix - es ist, wie es ist.
Wenn die Fee mir die ersten beiden Wünsche verweigern würde, aber einen dritten gewährte, dann wäre der vermutlich, dass ich mich gerne selbst akzeptieren oder gar lieben können würde. Tja. Daran kann man ja angeblich arbeiten - versuche ich auch durchaus -, aber ich mache dabei im Grunde überhaupt keine Fortschritte. Immer wieder falle ich zurück in meinen gedanklich-emotionalen Sumpf ...
Ich hör jetzt mal auf zu schreiben, ich hoffe das klang jetzt nicht allzu sehr nach Gejammer (ein bisschen wahrscheinlich schon)

Als letztes vielleicht noch, dass ich nicht die gesamte Zeit in diesem Wahn verbringe - es gibt Phasen, in denen ich mich eigentlich ganz gut fühle, durchaus auch meinen Körper genießen kann - beim Tanzen, Wandern, Sport -, auch auf gewisse Weise selbstbewusst bin, aber ich erliege dem Wahn immer und immer wieder (gerade jetzt, wo es wärmer wird z.B., man weniger Kleidung trägt) und konnte bislang einfach keine Strategie finde, dem entgegenzuwirken.
Danke fürs Lesen.

LG,
smee