Vielleicht kurz zu mir: Ich bin 24 Jahre alt, Mathe-Student (was meinen Nutzernamen erklärt), und ganz klar Hardcore-AB, d.h. meine Beziehungserfahrung liegt ziemlich genau bei 0. Ich habe den sehr starken und begründeten Verdacht, das Asperger-Syndrom zu haben. Ganz sicher ist, dass ich beim Smalltalk absolut versage, in sozialen Situation mit anderen Menschen schnell mal Panik kriege, und mir Blickkontakt und körperliche Berührungen unangenehm sind. Bildlich kann man sich mich als typischen Nerd vorstellen: relativ klein, Brille, Normalgewicht, aber keine Muskeln, schlichte Kleidung und lange Haare. Meine Körperhygiene sollte OK sein, aber ich habe zeitweise mehr oder weniger starke Akne-Probleme.
So, nun zu meiner Situation: Ich hatte das Thema Beziehung für mich schon mittelfristig abgehakt, aber jetzt scheint sich für mich eine unverhoffte Gelegenheit zu ergeben; ich aber jetzt nicht weiter, und das lässt mir seit mittlerweile 2 Monaten keine Ruhe.
Und zwar spiele ich seit Beginn meines Studiums in einem Orchester mit, was schon wegen des dortigen Frauenanteil von gut 2/3 schon mal eine gute Voraussetzung sein sollte. Seit Oktober ist dort eine Frau mit dabei, die mir, wie man im Asperger-Jargon sagt, "vom gleichen Planeten wie ich" zu sein scheint. Sie verhält sich ziemlich unauffällig, aber nach einiger Zeit habe ich bemerkt, dass sie zu mir anscheinend charakterlich sehr ähnlich ist. Einerseits kann sie nicht richtig grüßen und steht, wörtlich genommen, meist "außen vor"; andererseits habe ich bemerkt, dass sie, wenn ich sie anspreche, trotzdem sehr freundlich ist.
Wenn ich versuche, mit ihr zu reden, verläuft das Gespräch leider meist so:
(1) Unangenehme Stille.
(2) Ich sage etwas und versuche, eine Unterhaltung zu beginnen.
(3) Sie antwortet sehr freundlich und zugewandt, aber "das Eis bricht nicht".
(4) zurück zu (1)
Das ist so frustrierend.
Die charakterliche Ähnlichkeit schließt eben mit ein, dass sie noch schüchterner ist als ich. Immerhin weiß ich ihren Namen (!), und wo sie im Studium gerade ist. Aus letzterem schließe ich, dass sie so 2–4 Jahre jünger ist als ich, was im Rahmen zu sein scheint.Ich bin jetzt nicht "akut verliebt" oder so, sondern ich möchte sie einfach "ergebnisoffen" besser kennenlernen. Die große Frage ist: wie?
Das "klassische Date", wie man es aus amerikanischen Serien kennt, scheint mir hier ausgeschlossen: Wenn die Kommunikation schon vor der Orchesterprobe nicht klappt, dann unter dem Druck einer Date-Situation doch erst recht nicht.
Meine aktuelle Idee: Man könnte die Tatsache, dass wir beide Musik machen, ja nutzen, um sich zu eben diesem Zweck zu zweit zu treffen. Klingt das sinnvoll? Ich habe etwas Bedenken, dass es "unehrlich" ist, wenn ich das sozusagen als "Vorwand" nehme, um Zeit mit ihr zu verbringen und sie kennenzulernen. Könnte sie sich hintergangen fühlen, wenn ich irgendwann an mehr als nur Musik machen interessiert bin?
Das führt zur nächsten Frage: Wo sollten wir uns dazu treffen? Ich habe mal von der Regel gehört, man solle ich immer an öffentlichen Orten treffen, allein aus Sicherheitsgründen. Das wird hier schwierig. Andererseits sind wir uns jetzt ja nicht vollkommen unbekannt – immerhin spielen wir seit 3 Monaten im gleichen Orchester, und ich wage auszuschließen, dass wir aufeinander irgendwie bedrohlich wirken. Ich wohne in einem 1-Zimmer-Apartment im Studentenwohnheim (keine WG). Wie es bei ihr aussieht, werde ich hoffentlich noch irgendwie "beiläufig" erfragen können (ihren Beziehungsstatus muss ich auch noch irgendwie verifizieren).
Was haltet ihr von der Gesamtschilderung? Klingt das irgendwie sinnvoll, oder habe ich mich möglicherweise in etwas verrannt? Habt ihr weitere Vorschläge, wie man unsere Kommunikationsprobleme überwinden könnte?
Wenn die Jahreszeit passender wäre, hätte ich noch die Idee, dass wir uns im Park ein Ruderboot mieten könnten. Das wäre von der Intention her klarer als Musik zu machen, würde mich dementsprechend allerdings mehr Überwindung kosten.
. Du kennst ja sicher die ganzen Bratscherklischees und -witze. Aber Spaß beiseite. Bratscherwitze wären im vorliegenden Fall absolut unangebracht.