Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Fragende

Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

Re: Psychotherapie wegen AB-tums? Erfahrungen

Beitrag von BicycleRepairman » Sonntag 25. Mai 2014, 01:50
@Fragende: Gratuliere dir und deinem Mann, eine Beziehung würde ich doch auch mal gerne erleben. Wie habt ihr euch kennengelernt? Schizoid sein ist ja nicht wirklich "sexy"... Das mit den Gefühlen ist halt so eine Sache, ich bin doch eher nahe "bei mir", bin aber unheimlich mutlos was das Äussern dieser Gefühle betrifft, es gibt zB drei Frauen, denen ich jetzt und jederzeit um den Hals fallen und mich offenbaren wollen würde-wenn ich mich trauen würde-und wenn ich nicht die lähmende Befürchtung hätte, diese drei mit meiner Zutraulichkeit zu stören, in unangemessener Art und Weise distanzlos zu werden, diese drei mit meiner blossen Existenz zu belästigen...
Tja, SPS ist höchst individuell, meine SPS ist 3fach durch Profis bestätigt, den Schweregrad schätze ich als mittelmässig ein, mit gefühlten Spuren einer unsicher-vermeidenden PS. Ich traue mir das Führen und Leben einer Beziehung zu-nicht aber das Aufgleisen und Werben um eine Frau. "Ihr" Freund sein-OK.Ihre Familie kennenlernen-Bitte nicht, so viele Leute, die mir nichts bedeuten. Sehr stereotyp wäre diese Freundin der relevanteste Anknüpfungspunkt an die Realität der normalen Menschen, mein Portal in die Welt um mich herum...Eine Last, die man niemandem aufbürden sollte.
btw: Ich habe mit Absicht nicht die Wiki-Definition der SPS verlinkt, weil ich diese als zu einseitig finde; die innere Zerrissenheit der Schizoiden wird auf alternativen, ganzheitlicheren Seiten besser dargestellt, vor allem das "wollen,aber nicht können", wenn es um Annäherung geht, der Wunsch jemanden einzuweihen, und die Angst, ertappt, durchschaut-verstanden zu werden.Abgelehnt zu werden.
Gruss und gute Zeit(en)



Hallo BicycleRepairman,

als ich meinen Mann kennen lente, war er dem Alkohol nicht abgeneigt. Dadurch hatte er vermutlich weniger Hemmungen. Aber den eigentlichen Anfang habe ich in die Wege geleitet. Mein Mann stand mir mal bei, als es mir richtig, richtig schlecht ging. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft. Aber als er mich zum ersten mal in seine Wohnung einlud, bekam ich Panik und ich habe ihn auf ganz hässliche Weise runtergeputzt und den Kontakt daraufhin abgebrochen. Ich an seiner Stellr hätte mit mir nichts mehr zu tun haben wollen, so hässlich war ich. Aber da verstarb mein erster Mann und er kam zur Beerdigung. Nach ein paar Tagen überwand ich mich und rief ihm an, um ihm zu sagen, dass ich das schon sehr nett von ihm fand, dass er trotzdem gekommen ist. Naja, ich hatte ein Auto und er verreiste gerne. Also bildeten wir eine Zweckgemeinschaft und machten des Öfteren einen Ausflug miteinander. Ich verliebte mich in ihn. Ich vermute, es lag daran, dass er mir durch viele Anrufe und Verabredungen zeigte, dass ich ihm wichtig war. Er kam häufig zu Fuß zu meiner Arbeitsstelle, um mich von dort abzuholen. Da musste er schon immer ein paar km dafür gehen. Das macht man nicht für jemanden, der einem nicht wichtig ist. Als wir eines Tages mal auf einer Sitzbank eine Pause machten, fragte ich ihn, was er machen würde, wenn ich jetzt näher zu ihm hinrücken würde. Er meinte, ich könnt es ja ausprobieren und ich tat es. Da legte er seinen Arm um mich. Ob er mich dann küsste oder ich ihn, das weiß ich nicht mehr, ich weiß nur noch, dass wir es taten. Aber bis zum ersten Geschlechtverkehr war es von dort an noch ein sehr langer Weg. Wir waren lange zusammen, bis es klappte. Er war total unerfahren und dementsprechend unsicher, ich hatte noch nie so große Freude daran. Als es dann endlich klappte, wurde ich sofort schwanger. Mit der Sexualität haben wir bis heute unsere Schwierigkeiten, aber als Mensch liebe ich ihn und empfinde ihn in gewisser Weise auch als sehr verlässlich. Wir haben schon ganz viele herbe Kriesen miteinander durchlebt, aber irgendwie haben wir sie immer wieder überwunden und erneut zusammengefunden. Die größten Probleme in unserer Beziehung waren immer durch den Alkohol verursacht. Er hat es in diesen 25 Jahren, in denen wir verheiratet sind, 2x geschafft, davon loszukommen und trocken zu werden. Beides Male war ich dabei, mich entgültig von ihm zu trennen. Aber ich war ihm wichtig genug, dass er darauf verzichtete. Ich nehme an, das war nicht so ganz einfach für ihn und bewundere ihn um diese Leistung.
BicycleRepairman hat geschrieben:Ich traue mir das Führen und Leben einer Beziehung zu-nicht aber das Aufgleisen und Werben um eine Frau.
Er hat nie wirklich so um mich geworben, wie man sich das im eigentlichen Sinne vorstellt. Aber ich konnte an seinem Verhalten feststellen, dass er mich mag. Ich habe ihn so sehr verletzt (nehme ich an) und er kam trotzdem wieder. Er verbrachte so viel Zeit mit mir. Er kam regelmäßig zu Fuß (mehre Kilometer, um mich von der Arbeit abzuholen, .....) Weißt du, das sind Dinge, wenn man hinschaut, registriert man das.
BicycleRepairman hat geschrieben:Das mit den Gefühlen ist halt so eine Sache, ich bin doch eher nahe "bei mir", bin aber unheimlich mutlos was das Äussern dieser Gefühle betrifft,
Mein Mann sagt von sich, er wisse nicht, was Gefühle sind, er würde nicht fühlen. Ich glaube ihm das so nicht, denke eher, dass er sie sich nicht erklären kann, weil er kaum Zugang zu ihnen hat. Aber kennst du das Schizoidenforum "Schizoide Wesenswelten"? Ich habe mich dort mit den Eigenheiten des Schizoiden auseinandergesetzt. Das hat mir sehr geholfen. Da mein Mann sich in Gefühlsdingen selbst nicht artikulieren kann, nehme ich oftmals die Beschreibungen der Schizoiden aus dem Forum zu Hilfe und frage ihn dann: "Kann es sein, dass es sich bei dir so oder so ...... anfühlt? Das scheint ihm zu helfen. Da kann er dann eher darauf antworten. Und ich habe festgestellt, einige im Forum sind meinem Mann sehr, sehr ähnlich. Ich habe zu einem einen sehr guten Kontakt, dem es in der Partnerschaft sehr ähnlich ergeht wie mir. Wir unterstützen uns gegenseitig. Ich kann ihn fragen, wenn es um den schizoiden Menschen geht, er frägt mich, wenn es um die Partnerin geht. Mein Mann weiß von diesen Kontakten und auch von den Kontakten, die ich im realen Leben habe. Er hat keine Probleme damit. Wir leben beide weitgehend unser eigenes Leben und lassen uns unsere Freiräume. Er befindet sich derzeit z. B. am Bodensee in Kurzurlaub. Das macht er öfters alleine. Aber ich habe zu Hause auch viel unternommen und er weiß alles. Wir haben festgestellt, dass es unserer Ehe gut tut, Dinge getrennt zu unternehmen. Wir haben uns dann etwas zu erzählen. Das schafft zwischenmenschlichen Kontakt, einen Austausch und ein Miteinander, das uns sonst fehlen würde.

BicycleRepairman hat geschrieben: die innere Zerrissenheit der Schizoiden wird auf alternativen, ganzheitlicheren Seiten besser dargestellt, vor allem das "wollen,aber nicht können", wenn es um Annäherung geht, der Wunsch jemanden einzuweihen, und die Angst, ertappt, durchschaut-verstanden zu werden.Abgelehnt zu werden.
Ganz wichtig, finde ich, dass die Partnerin um die Persönlichkeit Bescheid weiß. Nur so kann sie sich damit auseinandersetzen. Und die schizoide Persönlichkeit ist schon sehr speziell. Ich habe viele Verhaltensweisen meines Mannes sehr persönlich genommen, die ich jetzt einfach als zu ihm gehörend empfinden kann. Allein schon diese Erkenntnisse haben meinem eigenen Selbstwert unheimlich gut getan. Aber ich habe natürlich mit diesem Wissen auch meine eigenen Verhaltensweisen überprüft und vieles geändert. Er hat sich daraufhin auch geändert, wurde deutlich zugänglicher. Ich nehme an, er fühlte sich so peu a peu einfach besser verstanden.

Ich glaube, dass die besonderen Verhaltensweisen der Schizoiden ihr Hauptproblem sind. Der Gegenüber, der nicht darum Bescheid weiß, fühlt sich oftmals vom Schizoiden abgelehnt, wo dieser dies gar nicht so meint. Aber der ist dann in der Regel so schnell total mutlos und gibt einfach auf. Und zwei Menschen, die sich mögen, kommen deshalb nicht zusammen, weil der eine den anderen nicht versteht. Dabei ist es oftmals einfach nur die Unwissenheit, keineswegs die nicht vorhandenen Gefühle.

Ich grüße dich, wünsche dir alles Glück der Welt.

Fragende

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
schmog

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von schmog »

@Fragende

Dein Mann hat grosses Glück, dass er dich gefunden hat.

Ich habe laut Gutachten aus den 90ern eine Persönlichkeitsstörung mit schizoiden Anteilen.
Meine spätere Psychiaterin meinte, es ginge wohl eher in Richtung Borderline Störung.
Egal was es schlussendlich ist, ich bin u.a. deswegen immer alleine und finde, über die Kumpelschiene hinaus, keine Freundin.
Fragende

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

Weißt du, es ist so, dass ich seit 04.Februar weiß, dass ich auch sehr hohe Anteile der schizoiden Persönlichkeit habe. Das ist vermutlich die Erklärung dafür, dass unsere Beziehung halten kann. Wir haben dadurch doch sehr ähnliche Bedürfnisse. Es ist in einer "normalen" Beziehung nicht selbstverständlich, dass jeder dem anderen den Freiraum zugesteht, weitgehend sein eigenes Leben führen zu können und sich trotzdem zu vertrauen. Manche können das kaum glauben, dass dies funktionieren kann. Aber wenn jeder seinen Rückzug braucht, mein Mann extrem das Alleinsein, ich aber doch auch Kontakte, die für meinen Mann aber auch von extremer Bedeutung sind, weil ich für ihn den Kontakt zur Außenwelt darstelle, dann ist dies einfach eine gute Lösung.
Zuletzt geändert von Fragende am 25 Mai 2014 11:23, insgesamt 1-mal geändert.
Tirak

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Tirak »

@Fragende: Wenns ok ist, würd ich dich heute abend mal via PN kontaktieren. Im Bezug auf die Thematik hätte ich ein paar Fragen.
Fragende

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

Selbstverständlich ist das ok. Da es aber hier doch mehrere schizoide Männer/Personen zu geben scheint, möchte ich hier doch mal den Link zum Forum der schizoiden Wesenswelten einstellen. Ich könnte mir vorstellen, dass dies manchem hier doch sehr weiterhelfen könnte, wenn er dort auch mitlesen oder aktiv mitmachen könnten. Ich zumindest war an diesem Forum schon sehr froh, habe viele Antworten auf viele Fragen erhalten und wäre ohne dieses niemals auf dem heutigen Wissensstand zum Thema.

http://www.schizoide-forum.de/

Ich wünsche den Betroffenen allen, dass auch sie dort Antworten auf viele ihrer Fragen bekommen und/oder sich in den Themen der anderen Usern teilweise so wiederfinden können, dass sie auch für andere Dinge Erklärungen bekommen. Ich würde mich sehr darüber freuen, mal irgendwann eine Rückmeldung dazu zu bekommen.
Fragende

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

Anmerkungen:

Wenn es um die Beschreibung der schizoiden Persönlichkeit geht, dann bevorzuge ich diese Seite. Ich finde, sie beschreibt weitgehend sehr treffend und stellt einen Bezug zur selbstunsicher-vermeidenden PS und zur Sozialen Phobie her. Das gefällt mir sehr gut, weil sich vieles doch sehr ähnelt.

http://www.krankheiten.de/Psychiatrie/s ... oerung.php

Und ich mag diesen Leitfaden:

http://vssp.de/nr-4-soziale-phobie-u-be ... tnerschaft


@ smog
schmog hat geschrieben:Meine spätere Psychiaterin meinte, es ginge wohl eher in Richtung Borderline Störung.
Egal was es schlussendlich ist, ich bin u.a. deswegen immer alleine und finde, über die Kumpelschiene hinaus, keine Freundin.
Falls du in der Lage bist, Englisch gut zu verstehen (ich kann es leider nicht), dann könntest du im Internet mal "Schizoid Personality" oder "Schizoid Cyniscism" eingeben. Es gibt unterschiedliche Typen der Schizoidät. (Ich z. B. bin und wirke nach außen total anders als mein Mann.) Und da gibt es einen Typ "Borderline Schizoid". Das hat aber nichts mit der Bordelinestörung zu tun, die natürlich auch bei manchen in Kormobidiät (Mehrfachstörung/-erkrankung) mit der schizoiden Ps auftreten kann. Die Amerikaner teilen diese Borderline-Störung auch nochmal auf in "Affective Borderline Schizoid" (ich) und "Non-Affektiv Borderline Schizoid" (mein Mann. Ich kann dir leider keine Inhaltsangabe davon machen und deutschsprachig habe ich noch keine Hinweise darauf gefunden. Mein Therapeut redet bei mir "vom vorwiegend aktiven Modus lebend" und bei meinem Mann vom "vorwiegend passiven Modus lebend". Vielleicht kann dir das ja ein bisschen weiterhelfen, dich selbst zu verstehen.

Seit wann hast du denn deine Diagnose und wie ging es dir damit, als du sie bekommen hast? Und wie geht es dir heute damit?

Liebe Grüße
Fragende
schmog

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von schmog »

Fragende hat geschrieben: @ smog
Falls du in der Lage bist, Englisch gut zu verstehen (ich kann es leider nicht), dann könntest du im Internet mal "Schizoid Personality" oder "Schizoid Cyniscism" eingeben. Es gibt unterschiedliche Typen der Schizoidät. (Ich z. B. bin und wirke nach außen total anders als mein Mann.) Und da gibt es einen Typ "Borderline Schizoid". Das hat aber nichts mit der Bordelinestörung zu tun, die natürlich auch bei manchen in Kormobidiät (Mehrfachstörung/-erkrankung) mit der schizoiden Ps auftreten kann. Die Amerikaner teilen diese Borderline-Störung auch nochmal auf in "Affective Borderline Schizoid" (ich) und "Non-Affektiv Borderline Schizoid" (mein Mann. Ich kann dir leider keine Inhaltsangabe davon machen und deutschsprachig habe ich noch keine Hinweise darauf gefunden. Mein Therapeut redet bei mir "vom vorwiegend aktiven Modus lebend" und bei meinem Mann vom "vorwiegend passiven Modus lebend". Vielleicht kann dir das ja ein bisschen weiterhelfen, dich selbst zu verstehen.

Seit wann hast du denn deine Diagnose und wie ging es dir damit, als du sie bekommen hast? Und wie geht es dir heute damit?

Liebe Grüße
Fragende
Danke für deine interessanten Erläuterungen. Ich kann leider nur einige Worte englisch.

Meine Diagnose (Persönlichkeitsstörung mit schizoiden, soziophatischen Elementen) habe ich seit Anfang der 90er Jahre.
Damals bin ich erschrocken, heute geht es einigermassen. Ich bin deswegen seit Jahren in Psychotherapie.

gruss schmog
Fragende

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

schmog hat geschrieben:Meine Diagnose (Persönlichkeitsstörung mit schizoiden, soziophatischen Elementen) habe ich seit Anfang der 90er Jahre.
Damals bin ich erschrocken, heute geht es einigermassen. Ich bin deswegen seit Jahren in Psychotherapie.
Ich finde das richtig gut, dass du was machst und auch nicht aufgibst.

Findest du, dass dir die Therapie was bringt? (Diese Frage gehört jetzt eigentlich fast schon wieder in den anderen Thread). Kennst du die Ursache deiner Schizoidät? Mein Mann sagt von sich, Therapie würde nichts bringen. Aber ich konnte seine Veränderungen bemerken. Sie waren enorm! Ich selbst befinde mich aktuell in Therapie und hatte mit meinem Therapeuten richtig Glück. Der ist richtig gut und weiß genau, wie er mit mir umgehen muss. Derzeit sind wir dabei, zu lernen, Gefühle wieder zuzulassen. Ich muss sagen, das geht! Aber mir ist auch bewusst geworden, welche Fähigkeit man da eigentlich hat, wenn man in der Lage ist, Gefühle abspalten zu können. Weißt du, sie kommen ja jetzt wieder peu a peu an die Oberfläche. Aber mein Therapeut geht behutsam vor. Sie kommen dosiert und wir verarbeiten sie dann. Aber was da so alles schon rauskam - wenn ich das geballt hätt aushalten müssen, ich glaube, das hätte ich nicht bewältigen können. Ich habe mal über Selbsthypnose nachgedacht, weil ich dachte, so an meine Gefühle kommen zu können. Heute bin ich froh darüber, dass ich mich nicht an dieses Experiment gewagt habe. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn es mir gelungen wäre. Das Unterbewusstsein hat schon seinen Sinn!

Darf ich fragen, wie alt du bist. Du müsstest ja mindestens etwa in meinem Alter sein, wenn du in den 90er Jahren schon die Diagnose bekommen hast. Und ich würde dir (falls das nicht zu persönlich ist) gerne noch eine Frage stellen: Kannst du weinen?

Liebe Grüße
Fragende
schmog

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von schmog »

Fragende hat geschrieben: Findest du, dass dir die Therapie was bringt? (Diese Frage gehört jetzt eigentlich fast schon wieder in den anderen Thread). Kennst du die Ursache deiner Schizoidät? Mein Mann sagt von sich, Therapie würde nichts bringen. Aber ich konnte seine Veränderungen bemerken. Sie waren enorm! Ich selbst befinde mich aktuell in Therapie und hatte mit meinem Therapeuten richtig Glück. Der ist richtig gut und weiß genau, wie er mit mir umgehen muss. Derzeit sind wir dabei, zu lernen, Gefühle wieder zuzulassen. Ich muss sagen, das geht! Aber mir ist auch bewusst geworden, welche Fähigkeit man da eigentlich hat, wenn man in der Lage ist, Gefühle abspalten zu können. Weißt du, sie kommen ja jetzt wieder peu a peu an die Oberfläche. Aber mein Therapeut geht behutsam vor. Sie kommen dosiert und wir verarbeiten sie dann. Aber was da so alles schon rauskam - wenn ich das geballt hätt aushalten müssen, ich glaube, das hätte ich nicht bewältigen können. Ich habe mal über Selbsthypnose nachgedacht, weil ich dachte, so an meine Gefühle kommen zu können. Heute bin ich froh darüber, dass ich mich nicht an dieses Experiment gewagt habe. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn es mir gelungen wäre. Das Unterbewusstsein hat schon seinen Sinn!

Darf ich fragen, wie alt du bist. Du müsstest ja mindestens etwa in meinem Alter sein, wenn du in den 90er Jahren schon die Diagnose bekommen hast. Und ich würde dir (falls das nicht zu persönlich ist) gerne noch eine Frage stellen: Kannst du weinen?

Liebe Grüße
Fragende
Seit ich einen Therapeuten habe, mit dem ich über fast alles reden kann schon. Lange konnte ich das leider nicht.
Ich gehe davon aus, dass meine traumatische Kindheit der Grund dafür ist.
Gefühle kann ich bedingt zulassen, nur kann ich mich schlecht in andere einfühlen, was ein grosses Problem ist.

Das Unterbewusstsein macht schon Sinn. Es ist gut, dass nicht zu vieles davon hochkommt.
Das reicht mir in meinen z.t. wirren und konfusen Träumen völlig.

Ich bin 56.
Ja, ich habe manchmal sehr intensive Gefühle, so dass mich Situationen, Musik oder Filmszenen zu Tränen rühren.

gruss schmog
Fragende

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

schmog hat geschrieben:Gefühle kann ich bedingt zulassen, nur kann ich mich schlecht in andere einfühlen, was ein grosses Problem ist.
Das kenne ich von mir auch. Als Erzieherin bin ich regelmäßig gescheitert, weil es mir "am angemessenen Umgang mit anderen fehlt". Ich fühlte mich immer so unzulänglich. Jetzt weiß ich es endlich, weshalb es so ist. Aber ich habe zwischenzeitlich solche Angst davor, wieder arbeiten zu gehen, das kannst dir gar nicht vorstellen. Dabei habe ich die Ausbildung mit 40 noch begonnen, weil ich arbeiten wollte. Nun war alles umsonst.
schmog hat geschrieben:Das Unterbewusstsein macht schon Sinn. Es ist gut, dass nicht zu vieles davon hochkommt.
Das reicht mir in meinen z.t. wirren und konfusen Träumen völlig.
Sehe ich auch so.
schmog hat geschrieben: Ja, ich habe manchmal sehr intensive Gefühle, so dass mich Situationen, Musik oder Filmszenen zu Tränen rühren.
Auch hier geht es mir genauso.
schmog hat geschrieben:Ich gehe davon aus, dass meine traumatische Kindheit der Grund dafür ist.
Und auch hier sehe ich Gemeinsamkeiten.

Aber ich möchte dir einen Link einstellen, glaube, dass da was dran ist:

http://www.daz-zeitschrift.de/images/Se ... _s.8-9.pdf

Ich wünsch dir einen schönen Abend
Fragende
schmog

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von schmog »

Danke für den Link.

Ein schönes Wochenende! :klassiker:

gruss schmog
Fragende

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

Hallo Schmog,

ich habe Fragen, unendlich viele Fragen. Am meisten beschäftigt mich derzeit aber die Frage, ob ich, bevor ich mich (wahrscheinlich unterbewusst) dazu entschied, schizoid zu werden, wohl zu den Sozialphobikern gezählt hätte. Ich kenne große Ängste, so wie sie bei diesen beschrieben werden. Ich kenne sie auch mit den körperlichen Symptomen, wie schwitzen und zittern. Diese Ängste haben sich weitgehend verloren, aber ich stehe mittlerweile in Bezug zu vielen Dingen auf einem "Mir-egal-Standpunkt". Dabei weiß ich aber genau, dass dies oftmals nicht normal ist und ich wünschte mir ,ich könnte anders reagieren. Geht es dir auch manchmal so? Kennst du diese/solche Ängste auch? Und heute? Leidest du heute unter Ängsten. Unterscheiden die sich von den früheren? Hast du Zukunftsängste? Gibt es für dich eine Bezugsperson, die dir wenigstens etwas Sicherheit und Halt geben kann? Wie lebst du?

Ich weiß, das sind sehr viele persönliche Fragen und ich erwarte auch nicht selbstverständlich, dass du sie mir beantwortest. Aber es sind Fragen, die mich beschäftigen, wo ich gerne Vergleiche zu anderen hätte und wo ich mir wirklich Antworten wünschen würde. Selbstverständlich kommt für mich dafür auch der Austausch per PN in Frage. Allerdings glaube ich, dass dies für einige hier Thema sein könnte und ein öffentlicher Austausch uns Betroffenen allen so einige Fragen beantworten könnte.

Ich bin derzeit sehr froh, mit dir und ein paar anderen (auch über PN) in Kontakt gekommen zu sein. Bei mir verändert sich gerade so viel und der Austausch mit euch tut mir gut, viel mehr, als ihr euch das vorstellen könnt. Ich glaube, ich kann es derzeit ziemlich gut gebrauchen, mich verstanden zu fühlen.

Ich grüße dich ganz herzlich und wünsche auch dir ein schönes Wochenende.
Fragende
Fragende

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

Ich könnt kotzen! Jetzt, wo ich mich meinem Mann wieder total zugewandt hab, jetzt geht der auf Rückzug. Sind Mannsbilder eigentlich auch noch normal? Ich glaube, jetzt fahr ich dann doch noch zweigleisig, nur, damit mich keiner sicher hat. Die Spinner! Sollen sie doch jagen und kämpfen und von mir aus sich auch die Zähne ausbeißen. Oh, ich glaube, ich werde langsam richtig wütend!




Nein, stimmt gar nicht mehr. Ich bin am Flennen. Die ganze Freude und Zärtlichkeit der letzten Woche ist weg. Es ist nichts mehr davon zu spüren. Aber ich hatte sowieso die ganze Zeit das Gefühl, dass er sich sehr anstrengt dafür und dass es mehr ist, als er geben kann. Ein Wunder ist es also keines. Bleibt mir wenigstens der Trost, dass ich ihm einen Kampf wert war. Den Andern hab ich heute Morgen stehen lassen. Keine Ahnung, wie er es aufgenommen hat. Ich will da raus! Ich will nicht mehr diese ewigen Wechselspiele. Ich will einfach nur mal eine konstante, zuverlässige Liebe spüren. Ich habe Sehnsucht nach Nähe!



Hallo,

wisst ihr, was ich gerade erkannt hab: Ich habe Sehnsucht nach Nähe!

Ich habe Sehnsucht nach Nähe. Ich spüre das richtig! Es ist mir richtig bewusst.

Und jetzt? Ich habe ganz seltsame Bauchschmerzen. Und mir ist ganz flau.

Morgen Abend hab ich Therapie.
Fragende

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

Weißt ihr, was das heißt: Ich habe Zugang zu meinen Bedürfnissen bekommen. Versteht ihr? Ich fühle, nehme wahr, dass ich mir Liebe wünsche! Nein, dass ich mir eine konstante Liebe wünsche. Vielleicht konnt ich deswegen den Nachbarn loslassen, weil ich es (unterbewusst) schon länger spüre. aber genau weiß, dass der mir das nicht geben kann. Mein Mann kann mir auch nicht besonders viel Nähe geben, aber bei ihm habe ich wenigstens die Sicherheit, dass er sich wünscht, dass ich bleibe. Wisst ihr, ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich spüre von unten nach oben einen richtigen Druck und ziehende Schmerzen, so als ob sich das ganze Gedärm zu einer Spirale verwickeln wollte. das geht hoch bis zum Kopf und ich habe das Gefühl, das nicht aushalten zu können. Ich glaube, ich hab Selbstmordgedanken. Und solche Schmerzen und solche Mühe, Luft zu bekommen. Ich weißüberhaupt nicht , wie mir ist.

Ich fühle meinen ganzen Körper. Die Füße sind kalt, die großen Zehen kribbeln. Ich spüre Druck auf beide Seiten des Kopfes und es ist mir schwindelig. Ich spüre einfach alles. Ich spüre mich wirklich und In mir scheint sich was zu lösen. Mich schüttelte es grad vor weinen. Jetzt fühle ich mich sehr erschöpft.
otto-mit-o

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von otto-mit-o »

Fragende hat geschrieben:Ich habe Zugang zu meinen Bedürfnissen bekommen. Versteht ihr? Ich fühle, nehme wahr, dass ich mir Liebe wünsche!
das wünschen sich im Grunde hier viele, auch wenn sies hinter ihrer harten Schale sehr gut verstecken können: wünschen tut sich das jeder. mal jemanden zärtlich im Arm zu halten, der sich an einen kuschelt.
und was kriegt man stattdessen: mit nem Baseballschläger hart eins über`n Schädel - metaphorisch.....

aber vielleicht muss man das nicht nur verstecken, als AB, sondern auch verdrängen. sich etwas bewusst zu sein, was man sich wünscht, es wahrscheinlich nie bekommt, macht einen in den vielen einsamen Stunden einfach irgendwann total kaputt.
vielleicht wirds durch verdrängen nicht besser, aber erstmal weniger "schmerzvoll".....

bekommt man nicht was will, geht man irgendwann metaphorisch die Wände hoch.....
Fragende hat geschrieben:Wisst ihr, ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
ich glaube weinen passt besser.
Fragende

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

Ja, ich habe geweint - und wie. Aber ich glaube fast, du hast mich nicht so ganz verstanden. Bei mir war dieses Gefühl verschütt. Ich kannte es nicht mehr. Und jetzt ist es wieder da! ich denke, dass dies ein Schritt in die Zukunft ist. Vermutlich konnte ich Beziehung ja deshalb nicht wirklich leben, weil mir dieses Bedürfnis abhanden gekommen war und ich mir dann auch noch immer Männer aussuchte, die auch nicht wirklich Beziehung leben können. Wenn ich mich selbst und meine eigenen Bedürfnisse künftig besser wahrnehmen kann, dann bringt mir das doch sicherlich eine ganz andere Lebenqualität. Und bestimmt ein paar Veränderungen.
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klecks
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Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von klecks »

Liebe Fragende,
ich glaube, ich weiß, was du meinst. Ich kenne solche Durchbrüche von Gefühlen auch. Ich kann dir dazu nur gratulieren. Wenn du deine Bedürfnisse spürst und dazu stehen kannst, ohne andere zu bedrängen, dann wirkt das auch auf andere anziehend.
Fragende

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

Darf ich dich fragen: Hast du auch schizoide Anteile und das Erspüren von Gefühlen wieder gelernt? So, wie du schreibst, musst du sehr gute Erfahrungen damit gemacht haben. Was hat sich denn daraufhin so alles verändert bei dir?
Fragende

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

Ab sofort habe ich 2x die Woche Therapie, das nächste Mal schon diesen Mittwoch.

Begründung: Dass ich mit den Gefühlen, die in mir aufbrechen, nicht alleine gelassen bin und dass wir gemeinsam darauf schauen, was da noch kommt und was sich da noch machen lässt.

Ich habe mit Angst reagiert.

Noch was: In meinen Gefühlen ist der Nachbar wieder präsent. Ich in seinen wohl auch. Wir sind uns heute Morgen begegnet. Er war schon so weit weg. Aber er hält meine Launen auch aus. Ich habe eine ganz neue Erkenntnis:

Ich bin von ganz wunderbaren Menschen umgeben: Sie halten mich aus! Sowohl der Nachbar als auch mein Mann halten mich aus. Sie stehen vielleicht nicht wirklich hinter mir. Aber sie verlassen mich auch nicht. Ich bin ja auch nicht immer einfach. Den Nachbarn habe ich mittlerweile immerhin soweit, dass er manchmal ein paar Rückmeldungen gibt. Das war bis dahin eine schwere Geburt. Ich musste mich dazu ihm gegenüber outen. Das ist mir sehr schwer gefallen. Ich traue ihm nämlich ehrlich gesagt zu, dass er dies, im Zweifelsfall für sich nutzen würde, wenn er mal wieder einen Grund braucht um auf Abstand zu gehen.

So, jetzt trinke ich meinen Kaffee und dann gehe ich tanzen.
Fragende

Re: Partnerschaft mit einem schizoiden Mann

Beitrag von Fragende »

Ich habe da etwas gefunden, das vielleicht so einiges erklären könnte:

Schizoide Persönlichkeitsstörung: Partnerschaft und Beziehung
http://www.xn--schizoide-persnlichkeits ... chaft.html
Beides kann problematisch sein. Bei Menschen mit schizoider Persönlichkeitsstörung kann man in Sachen Partnerschaft und Beziehung zwei Tendenzen ...