Beitrag von BicycleRepairman » Sonntag 25. Mai 2014, 01:50
@Fragende: Gratuliere dir und deinem Mann, eine Beziehung würde ich doch auch mal gerne erleben. Wie habt ihr euch kennengelernt? Schizoid sein ist ja nicht wirklich "sexy"... Das mit den Gefühlen ist halt so eine Sache, ich bin doch eher nahe "bei mir", bin aber unheimlich mutlos was das Äussern dieser Gefühle betrifft, es gibt zB drei Frauen, denen ich jetzt und jederzeit um den Hals fallen und mich offenbaren wollen würde-wenn ich mich trauen würde-und wenn ich nicht die lähmende Befürchtung hätte, diese drei mit meiner Zutraulichkeit zu stören, in unangemessener Art und Weise distanzlos zu werden, diese drei mit meiner blossen Existenz zu belästigen...
Tja, SPS ist höchst individuell, meine SPS ist 3fach durch Profis bestätigt, den Schweregrad schätze ich als mittelmässig ein, mit gefühlten Spuren einer unsicher-vermeidenden PS. Ich traue mir das Führen und Leben einer Beziehung zu-nicht aber das Aufgleisen und Werben um eine Frau. "Ihr" Freund sein-OK.Ihre Familie kennenlernen-Bitte nicht, so viele Leute, die mir nichts bedeuten. Sehr stereotyp wäre diese Freundin der relevanteste Anknüpfungspunkt an die Realität der normalen Menschen, mein Portal in die Welt um mich herum...Eine Last, die man niemandem aufbürden sollte.
btw: Ich habe mit Absicht nicht die Wiki-Definition der SPS verlinkt, weil ich diese als zu einseitig finde; die innere Zerrissenheit der Schizoiden wird auf alternativen, ganzheitlicheren Seiten besser dargestellt, vor allem das "wollen,aber nicht können", wenn es um Annäherung geht, der Wunsch jemanden einzuweihen, und die Angst, ertappt, durchschaut-verstanden zu werden.Abgelehnt zu werden.
Gruss und gute Zeit(en)
Hallo BicycleRepairman,
als ich meinen Mann kennen lente, war er dem Alkohol nicht abgeneigt. Dadurch hatte er vermutlich weniger Hemmungen. Aber den eigentlichen Anfang habe ich in die Wege geleitet. Mein Mann stand mir mal bei, als es mir richtig, richtig schlecht ging. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft. Aber als er mich zum ersten mal in seine Wohnung einlud, bekam ich Panik und ich habe ihn auf ganz hässliche Weise runtergeputzt und den Kontakt daraufhin abgebrochen. Ich an seiner Stellr hätte mit mir nichts mehr zu tun haben wollen, so hässlich war ich. Aber da verstarb mein erster Mann und er kam zur Beerdigung. Nach ein paar Tagen überwand ich mich und rief ihm an, um ihm zu sagen, dass ich das schon sehr nett von ihm fand, dass er trotzdem gekommen ist. Naja, ich hatte ein Auto und er verreiste gerne. Also bildeten wir eine Zweckgemeinschaft und machten des Öfteren einen Ausflug miteinander. Ich verliebte mich in ihn. Ich vermute, es lag daran, dass er mir durch viele Anrufe und Verabredungen zeigte, dass ich ihm wichtig war. Er kam häufig zu Fuß zu meiner Arbeitsstelle, um mich von dort abzuholen. Da musste er schon immer ein paar km dafür gehen. Das macht man nicht für jemanden, der einem nicht wichtig ist. Als wir eines Tages mal auf einer Sitzbank eine Pause machten, fragte ich ihn, was er machen würde, wenn ich jetzt näher zu ihm hinrücken würde. Er meinte, ich könnt es ja ausprobieren und ich tat es. Da legte er seinen Arm um mich. Ob er mich dann küsste oder ich ihn, das weiß ich nicht mehr, ich weiß nur noch, dass wir es taten. Aber bis zum ersten Geschlechtverkehr war es von dort an noch ein sehr langer Weg. Wir waren lange zusammen, bis es klappte. Er war total unerfahren und dementsprechend unsicher, ich hatte noch nie so große Freude daran. Als es dann endlich klappte, wurde ich sofort schwanger. Mit der Sexualität haben wir bis heute unsere Schwierigkeiten, aber als Mensch liebe ich ihn und empfinde ihn in gewisser Weise auch als sehr verlässlich. Wir haben schon ganz viele herbe Kriesen miteinander durchlebt, aber irgendwie haben wir sie immer wieder überwunden und erneut zusammengefunden. Die größten Probleme in unserer Beziehung waren immer durch den Alkohol verursacht. Er hat es in diesen 25 Jahren, in denen wir verheiratet sind, 2x geschafft, davon loszukommen und trocken zu werden. Beides Male war ich dabei, mich entgültig von ihm zu trennen. Aber ich war ihm wichtig genug, dass er darauf verzichtete. Ich nehme an, das war nicht so ganz einfach für ihn und bewundere ihn um diese Leistung.
Er hat nie wirklich so um mich geworben, wie man sich das im eigentlichen Sinne vorstellt. Aber ich konnte an seinem Verhalten feststellen, dass er mich mag. Ich habe ihn so sehr verletzt (nehme ich an) und er kam trotzdem wieder. Er verbrachte so viel Zeit mit mir. Er kam regelmäßig zu Fuß (mehre Kilometer, um mich von der Arbeit abzuholen, .....) Weißt du, das sind Dinge, wenn man hinschaut, registriert man das.BicycleRepairman hat geschrieben:Ich traue mir das Führen und Leben einer Beziehung zu-nicht aber das Aufgleisen und Werben um eine Frau.
Mein Mann sagt von sich, er wisse nicht, was Gefühle sind, er würde nicht fühlen. Ich glaube ihm das so nicht, denke eher, dass er sie sich nicht erklären kann, weil er kaum Zugang zu ihnen hat. Aber kennst du das Schizoidenforum "Schizoide Wesenswelten"? Ich habe mich dort mit den Eigenheiten des Schizoiden auseinandergesetzt. Das hat mir sehr geholfen. Da mein Mann sich in Gefühlsdingen selbst nicht artikulieren kann, nehme ich oftmals die Beschreibungen der Schizoiden aus dem Forum zu Hilfe und frage ihn dann: "Kann es sein, dass es sich bei dir so oder so ...... anfühlt? Das scheint ihm zu helfen. Da kann er dann eher darauf antworten. Und ich habe festgestellt, einige im Forum sind meinem Mann sehr, sehr ähnlich. Ich habe zu einem einen sehr guten Kontakt, dem es in der Partnerschaft sehr ähnlich ergeht wie mir. Wir unterstützen uns gegenseitig. Ich kann ihn fragen, wenn es um den schizoiden Menschen geht, er frägt mich, wenn es um die Partnerin geht. Mein Mann weiß von diesen Kontakten und auch von den Kontakten, die ich im realen Leben habe. Er hat keine Probleme damit. Wir leben beide weitgehend unser eigenes Leben und lassen uns unsere Freiräume. Er befindet sich derzeit z. B. am Bodensee in Kurzurlaub. Das macht er öfters alleine. Aber ich habe zu Hause auch viel unternommen und er weiß alles. Wir haben festgestellt, dass es unserer Ehe gut tut, Dinge getrennt zu unternehmen. Wir haben uns dann etwas zu erzählen. Das schafft zwischenmenschlichen Kontakt, einen Austausch und ein Miteinander, das uns sonst fehlen würde.BicycleRepairman hat geschrieben:Das mit den Gefühlen ist halt so eine Sache, ich bin doch eher nahe "bei mir", bin aber unheimlich mutlos was das Äussern dieser Gefühle betrifft,
Ganz wichtig, finde ich, dass die Partnerin um die Persönlichkeit Bescheid weiß. Nur so kann sie sich damit auseinandersetzen. Und die schizoide Persönlichkeit ist schon sehr speziell. Ich habe viele Verhaltensweisen meines Mannes sehr persönlich genommen, die ich jetzt einfach als zu ihm gehörend empfinden kann. Allein schon diese Erkenntnisse haben meinem eigenen Selbstwert unheimlich gut getan. Aber ich habe natürlich mit diesem Wissen auch meine eigenen Verhaltensweisen überprüft und vieles geändert. Er hat sich daraufhin auch geändert, wurde deutlich zugänglicher. Ich nehme an, er fühlte sich so peu a peu einfach besser verstanden.BicycleRepairman hat geschrieben: die innere Zerrissenheit der Schizoiden wird auf alternativen, ganzheitlicheren Seiten besser dargestellt, vor allem das "wollen,aber nicht können", wenn es um Annäherung geht, der Wunsch jemanden einzuweihen, und die Angst, ertappt, durchschaut-verstanden zu werden.Abgelehnt zu werden.
Ich glaube, dass die besonderen Verhaltensweisen der Schizoiden ihr Hauptproblem sind. Der Gegenüber, der nicht darum Bescheid weiß, fühlt sich oftmals vom Schizoiden abgelehnt, wo dieser dies gar nicht so meint. Aber der ist dann in der Regel so schnell total mutlos und gibt einfach auf. Und zwei Menschen, die sich mögen, kommen deshalb nicht zusammen, weil der eine den anderen nicht versteht. Dabei ist es oftmals einfach nur die Unwissenheit, keineswegs die nicht vorhandenen Gefühle.
Ich grüße dich, wünsche dir alles Glück der Welt.
Fragende