An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

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Strange Lady
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An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Strange Lady »

Jedes Mal, wenn ich die Wahl zwischen einer männlichen oder einer weiblichen therapeutischen Fachkraft habe, entscheide ich mich für die weibliche. Weil ich ihr gegenüber bestimmte Dinge offener und ungefilterter artikulieren kann. Ein Stückweit steckt da auch eine Vermeidungshaltung dahinter: meine gestörte Beziehung zu Männern macht einen Großteil meines Psychoproblemes aus, weshalb eine Therapie bei einem Mann sehr konfrontativ verlaufen würde. Mit konfrontativ meine ich nicht aggressiv oder offensiv, sondern: ich würde mich selbst stärker mit meinen Problemen konfrontieren, der Therapeut würde dabei als starke Übertragungsfigur fungieren.
Ich merke, dass ich bei Therpeuten männl. Geschlechts ungewollt unaufrichtig bin, mich anbiedere, ihm nach dem Mund rede, oftmals sogar gefallen will .... gerade auch, wenn es ein aufmerksamer netter sympathischer Typ ist. Yeah, Abinenbedürftigkeit par excellence. :roll:

Bei einer weiblichen Person wäre ich auf jeden Fall viel unbefangener, offener, unverblümter, könnte den hässliche Urschleim besser zutage bringen. Es wäre auf jeden Fall "ungefährlicher", aber auch effektiver?Insbesondere wenn es darum geht, die eigenen Bindungsphobien durchzuarbeiten?

Mich interessiert, wie ihr mit dieser Frage umgeht bzw. umgegangen seid in der Vergangenheit? Mir wurde nämlich gerade ein männlicher Therapet zugewiesen und ich überlege nun, ob ich meine Zweifel anmelden und eine weibliche Bezugsperson anfragen sollte. Oder sollte ich mich darauf einlassen, wohlwissend, dass es auch sehr schmerzhaft werden könnte?
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
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Nell The Sentinel
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Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Nell The Sentinel »

Keine Ahnung, ich kenne Übertragung nicht, bzw. habe es bei mir nicht bemerkt. Ich hatte schon mal einen männlichen Therapeuten, mit dem ich gut klargekommen bin.
Aktuell habe ich auch einen männlichen Therapeuten, den ich optisch attraktiv finde (charakterlich aber nicht so), was mir das Problem beschert, dass ich mich gehemmter fühle. Ich kann über meine Probleme sprechen und meine sonstigen Gedankengänge funktionieren auch, nur spüre ich eben dabei diese Zurückhaltung meinerseits, eine gewisse Anspannung.
Sein Charakter stört mich aber abseits meiner selektiven Männerscheu trotzdem: Er ist ein "typischer" Therapeut. Sehr gefasst, kontrolliert und ruhig. Ich kann mir bei ihm schlecht vorstellen, dass er mal die Sau rauslässt oder sich mal total kindisch verhält oder sonst eine extrovertierte Aktion. Er ist halt eher ernst, während ich mit Menschen tendenziell besser klarkomme, die gegenteilig drauf sind. Und gerade bei Therapeuten habe ich die Erfahrung gemacht, dass mir welche mit "Schmackes" besser tun als die ewig zurückgenommenen.
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Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Lazarus Long »

Nach meinem Suizidversuch hatte ich einen Psychiater und das war in diesem Moment damals auch gut so.
Als ich mich etwa 10 Jahre später zu einer Therapie entschlossen hatte, da habe ich mich ebenso sehr bewußt für eine Therapeutin entschieden. Da es unterdessen etwa 20 Jahre her ist, weiß ich nicht mehr so genau, warum ich mich im Detail so entschieden habe.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

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Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Birdfood »

Strange Lady hat geschrieben:Mich interessiert, wie ihr mit dieser Frage umgeht bzw. umgegangen seid in der Vergangenheit? Mir wurde nämlich gerade ein männlicher Therapet zugewiesen und ich überlege nun, ob ich meine Zweifel anmelden und eine weibliche Bezugsperson anfragen sollte. Oder sollte ich mich darauf einlassen, wohlwissend, dass es auch sehr schmerzhaft werden könnte?
Für mich war es am Anfang zwar etwas schwierig, mich einer Therapeutin zu öffnen, wenn sie mir sympathisch war (bei einer unsympathischen wäre es mir aber noch schwerer gefallen), aber irgendwann hatte sich das Verhältnis eingependelt und ich konnte frei reden. Ich hatte mir auch bewusst Therapeutinnen ausgesucht, damit ich aus meiner Komfort-Zone rauskomme. Ich würde dir empfehlen, es zu versuchen. Am Ende kommt es sowieso darauf an, ob man miteinander kann oder nicht. Das es nicht passt, kann dir bei einer Frau auch passieren.
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Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Tyralis Fiena »

Meine Erfahrungen waren mit fast allen Therapeutinnen durchweg schlecht. Vielleicht hatte ich nur Pech, aber irgendwie hatten sie bei mir stets etwas getriggert, was mich zu sehr an meine Mutter erinnerte.

Konkret: Ein Aspekt davon war, dass ich wohl häufig nicht ernst genommen wurde. Dabei wurde mir zum Beispiel regelmässig vermeintlich massive Sozialphobie unterstellt und meine Zweifel daran wurden auch stets überhört bzw. überlesen. Verbunden mit deren fehlgeleiteten Interventionen stellte sich rasch ein Empfinden von Sinnlosigkeit ein und mein paranoider Manipulationsverdacht war dabei auch nicht fern. Automatisch stieg dabei auch mein Groll gegenüber diesen Menschen und mich kostete es jedesmal ziemliche Anstrengungen, nicht verbal ausfällig zu werden. Ich nehme zwar nicht ernsthaft an, dass ich jemanden damit verletzen könnte und halte mein Feedback in Bezug auf die Wirkung dieser Person auf mich auch für irrelevant. Aber das ändert nichts an meinen automatisch ansteigenden Groll und ich suche daher nach wie vor regelmässig schnell die Distanz und Ruhe.

Der zweite Aspekt betrifft mein wiederholter Eindruck, dass sie scheinbar irgendwie dazu neigten, mich zu verhätscheln. Auch das bringt mich automatisch auf Distanz. Ich empfand es übergriffig und damit war auch für mich keine unbelastete Arbeitsbeziehung mehr möglich.

Bei männlichen Therapeuten habe ich da weniger Probleme. Zwar reagiere ich auch da extrem allergisch auf den ersten Aspekt, aber ich tue mich leichter damit, von ihnen Hilfe anzunehmen.

Aktuell bin ich auch bei einem Therapeuten und da besteht nur meine generelle Schwierigkeit, dass ich über mein eigenes schwammiges Ausdrucksvermögen stolpere und auch nicht stringent bei einer Annahme bleiben kann, sondern oft zwischen mehreren konkurrierenden Annahmen umherspringe. Dennoch klappt es, weil wir auf Augenhöhe agieren, ich meinen "Schmutz" unverblümt formulieren kann und er mich auch nicht zu irgendwas erziehen will. Dennoch bekomme ich hilfreiche Hinweise und ich bin froh, dass es mir dabei überlassen bleibt, was ich davon annehme bzw. verwerfe.
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Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Nightflyer »

@ Strange Lady:
Warum wurde dir denn ein Therapeut zugewiesen? Durftest du ihn dir nicht aussuchen? :gruebel:
So war das zumindest bei mir.

Ich habe mich damals ganz instinktiv für eine weibliche Therapeutin entschieden. Keine Ahnung, warum. Ich dachte mir wohl, dass eine Frau generell einfühlsamer ist, als ein Mann, und besonders meine AB-Probleme aus weiblicher Sicht besser verstehen kann. Wie sich herausstellte, war meine Therapeutin schon relativ alt (etwa Ende fünfzig). Dadurch konnte ich sehr gut von ihrem Erfahrungsschatz profitieren. Allerdings störte mich an ihr, dass sie eben nicht genau wusste, wie die jungen Erwachsenen heutzutage ticken. Manche Tipps und Lösungsvorschläge kamen mir etwas ... altbacken vor.

Falls ich mal wieder die Dienste eines Therapeuten in Anspruch nehmen sollte, würde ich keinen Wert mehr darauf legen, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Sondern darauf, dass er / sie meine Probleme versteht und intensiv mit mir an einer Lösung arbeitet.
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Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Saraj »

[quote="Strange Lady"] Ich merke, dass ich bei Therpeuten männl. Geschlechts ungewollt unaufrichtig bin, mich anbiedere, ihm nach dem Mund rede, oftmals sogar gefallen will .... gerade auch, wenn es ein aufmerksamer netter sympathischer Typ ist. Yeah, Abinenbedürftigkeit par excellence. :roll:

Wenn du schon erkennst, dass hier ein Problem von dir liegt, würdest du es dir denn zutrauen, den männlichen Therapeuten zu wählen und dich damit zu konfrontieren, das durchzuziehen, es mal anders zu machen? Dann wäre es bestimmt produktiv und würde dich vielleicht einen Schritt weiter bringen.
Ich finde es gerade gut, dass du das hier so reflektiert formulieren kannst, weil mir auffällt, dass ich in der Vergangenheit ein ähnliches Problem hatte, aber mir das gar nicht so bewusst war und ich das auch nicht in Worte fassen konnte.
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Hoppala
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Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Hoppala »

Strange Lady hat geschrieben:Ich merke, dass ich bei Therpeuten männl. Geschlechts ungewollt unaufrichtig bin, mich anbiedere, ihm nach dem Mund rede, oftmals sogar gefallen will ....
Sag ihm das so. Ein guter Therapeut muss damit umgehen können. Und er kann es eventuell sogar für dein Bestes instrumentalisieren.
Außerdem sagst du ja selbst, dass es an zentrale Widersprüche rührt, Und genau um die sollte es ja wohl gehen?

Ich hatte mir sowohl Frauen als auch Männer als Therapeuten angeguckt. Aber Frauen hatten bei mir eben genau den Bonus, dass ich ihre Art und Sichtweise nicht so gut antizipieren kann, wie die männliche. Es ist dann auch eine Frau geworden. Ich habe aber auch Frauen "aussortiert", wei ich mir dachte: "Mit denen wird das nix."
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Pattick

Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Pattick »

Ich hab zwar meine erste Therapie aber ich habe mich nach Probesitzungen bei einer Frau auch für einen Mann entschieden. Er ist ein wundervoller Mensch. Es gibt auch wundervolle weibliche Menschen und ich möchte der ersten TherapeutIN wo ich war auch nicht unterstellen, dass sie keine gute Therapeutin sei, aber ich hab gemerkt, dass wir um den heißen Brei herumreden und dass sie sich nicht in den "Jungen" hineinfühlen kann, der da vor ihr sitzt. Mein Problem ist eher eine Art der Entwicklungsverzögerungsproblematik, dass ich ein Stück weit ein Junge geblieben bin, Frauen für mich ein Stück weit "Mamas" und Anlass war ja auch der Verlust meiner Mutter. So ein Sohn-Mutter-Ding ist für eine Frau vielleicht auch schwer aus Sicht des Sohnes zu sehen. Ich weiß es nicht. War so ein ganz dringendes Gefühl, dass es ein Mann sein muss.

Bzgl. Partnerschaft habe ich auch so schon mit Frauen gesprochen - mit Freundinnen. Vielleicht wäre da eine Frau hilfreicher. Wobei ich das absolut nicht einschätzen kann. Fest steht, dass ich damals dringend einen Mann als Therapeut wollte, explizit, weil ich spürte, dass ich mich einer Frau nicht soweit öffnen kann. Vielleicht aus dem gleichen Grund, wie Du beschreibst: Weil ich in eine Rolle fallen würde, in eine andere als du beschreibst, in die des kleinen Jungen, des Sohnes, der mit seiner Mama redet.
w82nrw

Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von w82nrw »

Strange Lady hat geschrieben:JMich interessiert, wie ihr mit dieser Frage umgeht bzw. umgegangen seid in der Vergangenheit? Mir wurde nämlich gerade ein männlicher Therapet zugewiesen und ich überlege nun, ob ich meine Zweifel anmelden und eine weibliche Bezugsperson anfragen sollte.
Ich habe damals nur weibliche Therapeuten angerufen (aus ähnlichen Überlegungen wie du) und bin dann bei einer (männlichen) Schwangerschaftsvertretung gelandet.
Für mich war es dann genau richtig aber auch anstrengend. Wichtig aus meiner Sicht ist dass mögliche Schwierigkeiten bezüglich Offenheit offen thematisiert werden.
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TheRealDeal
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Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von TheRealDeal »

Hallo Strange Lady, aus ähnlichen Beweggründen habe ich mich damals für eine Therapeutin entschieden. Denn ich dachte mir, dass irgendwann im Laufe meiner Therapie die Frage aufkommen würde, wie ich als Mann wirke. Die Vorstellung, dass mir diese Frage eine Frau, die glücklicherweise eine Psychologin ist, war mir sympathisch. Zum Thema Schmerz: Meiner Meinung nach ist es unumgänglich, "in den Schmerz" zu gehen, wenn eine Heilung angestrebt wird. In einem sicheren, von Achtsamkeit geprägten Setting ist das auch gut möglich, ohne dass du dabei "zu Schaden" kommst. Aus eigener Erfahrung rate ich dir folgendes: Entweder einen Therapeuten zu suchen, oder (und das wird dich massiv nach vorne bringen) den Besuch einer Therapeutin, die eine Kleingruppentherapie anbietet. Wenn du dich dann auf männliche Teilnehmer einlassen kannst, hast du alleine dadurch schon viel erreicht. Denn eines ist für mich auch völlig klar: Von Frauen lernst du, was es heißt, eine Frau zu sein. Es bedarf aber der Gegenwart von Männern, damit du erfahren kannst, das eben nicht alle Männer nichts taugen. Um das annehmen zu können würde ich mich nach TherapeutInnen umsehen, die sich auf die Behandlung von Traumata bzw. auf die Behandlung von "Frühen Störungen" spezialisiert haben. Ich würde dir dabei viel Glück und Erfolg.
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Nell The Sentinel
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Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Nell The Sentinel »

Hoppala hat geschrieben:Eine Therapie ist ernste Arbeit, nicht Wohlfühlen. Die Probleme aufdecken, nicht (wieder) ausweichen.
Das ist so auf jeden Fall richtig, allerdings würde ich das nicht ausnahmslos sagen.
Ich hatte in einer Klinik eine Mitpatientin, die von ihrem Exmann missbraucht und vergewaltigt wurde. Sie hatte einen männlichen Therapeuten und konnte mit ihm einfach nicht arbeiten.
Und wenn du nicht gerade an diesem Thema arbeiten möchtest, sondern mit anderen Sachen beschäftigt bist, die einfach wichtiger sind, sehe ich keinen Sinn darin, sich damit zusätzlich zu belasten.
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Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von davina »

Das ist eine sehr spannende Frage, die ich mir auch vor meiner damals anstehenden Therapie gestellt hatte. Nach längerer Überlegung habe ich mich doch für eine Frau entschieden. Eigentlich wars klar, ich wusste, worauf ich mich einlasse, es war bequem. Alle meine Ärzte sind Frauen. Mir fällt es natürlich leichter mich vor Geschlechtsgenossinnen zu öffnen, ich rede unverblümter, bin unbefangener, genau so wie du sagst. Ich habe ähnliche Bedenken, wenn mir ein Mann gegenübersitzt. Zurzeit kann ich das ganz gut austesten. Meine Psychiaterin ist in Rente gegangen und hat einen Mann als Nachfolger. Er ist etwa in ähnlichem Alter, sehr nett und noch dazu ziemlich attraktiv. Keine Ahnung, wie es sein wird, wenn ich ihn ein wenig besser kenne und Vertrauen gefasst habe, aber momentan kann ich mir nicht vorstellen, ihm wirklich alles zu erzählen, was mich belastet. Gleichzeitig ärgere ich mich aber auch über diese Blockade bzw. Hemmung oder wie man es nennen mag. Er ist in erster Linie Arzt und nicht Mann. Dennoch habe ich die (begründete) Angst, mich irgendwie zu verstellen, um ihm, wie du auch geschrieben hast, zu ''gefallen''. Da er 'nur' mein Psychiater ist und ich somit nicht allzu oft mit ihm zu tun haben werde, wie mit meiner Therapeutin, kann ich schwer herausfinden, ob es mir gelingen würde, durch diese Konfrontation mein Problem besser an der Wurzel zu packen und am Ende noch intensiver an mir arbeiten zu können. Vielleicht kommt es wirklich auf einen Versuch an. Soweit ich weiß, kann man 5 Probestunden nach dem Erstgespräch haben, bevor man sich letztlich entscheidet? Ich glaube, ich würde es auf einen Versuch ankommen lassen. :vielglueck:
Das Leben kann man nicht verlängern, aber wir können es verdichten-Roger Willemsen
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Serendipity
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Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Serendipity »

Strange Lady hat geschrieben:Mich interessiert, wie ihr mit dieser Frage umgeht bzw. umgegangen seid in der Vergangenheit? Mir wurde nämlich gerade ein männlicher Therapet zugewiesen und ich überlege nun, ob ich meine Zweifel anmelden und eine weibliche Bezugsperson anfragen sollte. Oder sollte ich mich darauf einlassen, wohlwissend, dass es auch sehr schmerzhaft werden könnte?
Als es nach meinem Zusammenbruch darum ging mir einen (ambulanten) Therapeuten zu suchen, da habe ich ganz bewusst nach einer Therapeutin gesucht. Einfach weil ich davon ausging, dass es nun mal Dinge gab, die ich besser einer Frau erzählen konnte ohne mich dafür zu schämen. Diesen Schritt bereue ich nicht und ich bin hochzufrieden mit der Therapeutin, die ich gefunden habe. Neben allem Verständnis, ist sie aber auch jemand der mich immer wieder fordert und mich dadurch auch tatsächlich voranbringt.

Als ich dann neben der ambulanten Therapie auch eine zeitlich begrenzte stationäre Therapie gemacht habe, wurde mir ein männlicher Therapeut zugewiesen. Anfangs war ich etwas verängstigt und auch verunsichert. Ich wollte mit der Stationsleitung sprechen und zu einer Therapeutin wechseln. Schlussendlich habe ich es jedoch nicht gemacht und mich darauf eingelassen. Diese Entscheidung habe ich nicht bereut. Es hat mir gut getan alles auch einmal aus einer männlicher Therapeutensicht zu hören.
Weinen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Gefühlen!
Lanthan

Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Lanthan »

Ich persönlich habe weibliche Therapeutinnen bevorzugt, da ich Selbstwertprobleme hatte und mich Männern schnell konkurrenzmäßig unterlegen fühlte. Mit Frauen habe ich kein Problem, solange ich oder sie kein romantisches Interesse haben.

Nun zu dir: Ich würde dir nicht empfehlen, die Therapie selbst als Konfrontation zu nutzen. Die Konfrontation kann Teil deiner Therapie werden, aber bis du soweit bist brauchst du einen Menschen, dem du restlos vertrauen kannst. Und wenn das bei einem Mann nicht der Fall es, hat das ganze keinen Sinn.
In diesem Sinne: Such dir eine Therapeutin, arbeite mit ihr, wenn du weit genug bist, gibt es genug Männer auf der Welt, mit denen du dich konfrontieren kannst.

Anderer Punkt: Nehmen wir an, du nutzt einen Therapeuten als Angstkonfrontation, mit wem redest du dann, falls was schief geht? Die Therapeutin muss üblicherweise die Methoden anleiten, aber sie steht über diesen und wird kein Teil davon. Dadurch ist es egal, wie oft du fehlschlägst, du kannst immer wieder zu ihr zurück und neu anfangen.
Beginner

Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Beginner »

Also ich habe mich für ein männlichen Psychiater entschieden. Einfach weil ich mich einem männlichen Psychiater eher "outen" kann als bei einer weiblichen.
Meine erste Therapiesitung ist jetzt am 20.01....

Ich bin gespannt :)
Mayblue

Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Mayblue »

Bei einer weiblichen Person wäre ich auf jeden Fall viel unbefangener, offener, unverblümter, könnte den hässliche Urschleim besser zutage bringen. Es wäre auf jeden Fall "ungefährlicher", aber auch effektiver?Insbesondere wenn es darum geht, die eigenen Bindungsphobien durchzuarbeiten?
Ich finde es kommt immer auf die Therapieform an und das, was du konkret bearbeiten willst. Ich hatte immer weibliche Therapeuten und war immer sehr zufrieden, bin aber in meiner comfort zone geblieben und habe auch andere Probleme bearbeitet als die Hintergründe des AB seins. Ich mache gerade tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie bei einer Frau, sie hat mir als weitere Empfehlung die Analyse bei einem männlichen Therapeuten vorgeschlagen. Das gute an der Tiefenpsychologie und Analyse ist die, dass du oftmals die Beziehung und Verhaltensweisen zu deinem Therapeuten nutzen kannst, um dein Verhalten und deine Denkstrukturen in sozialen Beziehungen zu reflektieren und zu besprechen.
Die Konfrontation kann Teil deiner Therapie werden, aber bis du soweit bist brauchst du einen Menschen, dem du restlos vertrauen kannst. Und wenn das bei einem Mann nicht der Fall es, hat das ganze keinen Sinn.
Schließ mich dem an, es ist eher als weiterführende Therapie geeignet. Es kommt aber auch stark darauf an, wie du dich mit deinem Therapeuten verstehst, wenn du trotz deiner Ängste dem TP gegenüber offen und ehrlich sein kannst, kannst dus, wie oben beschrieben, als ,,Spiegel" und Übungsfeld nutzen.
Chevalier
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Bauchentscheidung

Beitrag von Chevalier »

Strange Lady hat geschrieben:sondern: ich würde mich selbst stärker mit meinen Problemen konfrontieren,
Manchmal kann es gut sein, sich mit seinen Problemen zu konfrontieren?
Männer und Frauen denken sehr häufig unterschiedlich. Wenn du dich einer Frau eher öffnen kannst, ist das gut. Wenn du einen männlichen Therapeuten hast, kann der dir evl. bestimmte Dinge aus seinem (männlichen) Blickwinkel gut erklären. Triff einfach eine "Bauchentscheidung". Oder mach wechselnde Termine, einmal mit Frau, einmal mit Mann ;)
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Birdfood
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Re: Bauchentscheidung

Beitrag von Birdfood »

Chevalier hat geschrieben:Oder mach wechselnde Termine, einmal mit Frau, einmal mit Mann ;)
Sowas habe ich noch nie gehört. Wann und wo soll das denn gehen?
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Jembo

Re: An die Therapieerfahrenen: Übertragungschaos

Beitrag von Jembo »

Dieses Posting verwirrt mich und wirft einige Fragen auf:
Strange Lady hat geschrieben:Jedes Mal, wenn ich die Wahl zwischen einer männlichen oder einer weiblichen therapeutischen Fachkraft habe
Wie oft musst Du diese Wahl treffen? Sollten nicht eine oder zwei Therapien für ein Leben reichen?
Ich merke, dass ich bei Therpeuten männl. Geschlechts ungewollt unaufrichtig bin, mich anbiedere, ihm nach dem Mund rede, oftmals sogar gefallen will .... gerade auch, wenn es ein aufmerksamer netter sympathischer Typ ist. Yeah, Abinenbedürftigkeit par excellence.
Vielleicht bist Du eher aufrichtiger gegenüber DIR selbst, wenn Du vor einem Mann quasi dahinschmilzt - lass es doch einfach zu - sei einfach ganz Frau!
Bei einer weiblichen Person wäre ich auf jeden Fall viel unbefangener, offener, unverblümter, könnte den hässliche Urschleim besser zutage bringen. Es wäre auf jeden Fall "ungefährlicher", aber auch effektiver?
Nein, lieber den Stier am Schwanz packen - siehe unten.
Mir wurde nämlich gerade ein männlicher Therapeut zugewiesen
Wo bekommt man denn Therapeuten "zugewiesen"? Ich verstehe das alles nicht!
Oder sollte ich mich darauf einlassen, wohlwissend, dass es auch sehr schmerzhaft werden könnte?
Ja, habe ich ja gesagt, darauf einlassen ... aber was soll daran schmerzhaft sein? Naja, ich ahne, dass diese Formulierung ungewollt das ganze Problem beschreibt! Also, lass Du dich darauf ein - und ihn rein!

Schönen Gruss!