Therapie-Erfolg?

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Ringelnatz
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Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Ringelnatz »

Wenona hat geschrieben:
Ringelnatz hat geschrieben: Kannst du sagen, weshalb du therapiert wurdest? Persönlichkeitsstörungen, wie zum Beispiel Borderline, sind leider ziemlich schwierig...
Dit ist ne gute Frage.
Wenn es zu schwierig oder unmöglich ist, dann sollen sie es von Anfang an so kommunizieren, und es gar nicht erst anbieten.
Schwierig ist es deshalb, weil das Krankheitsbild so eng mit der Person an sich verknüpft ist. Von daher kann man Persönlichkeitsstörungen (so mein Wissensstand, bin aber kein klinischer Psychologe) nicht "heilen", wie das vielleicht mit einer Spinnenphobie funktioniert. Es kann nur ein Entwicklungsprozess sein. Aber "nicht heilen können" solltest du nicht gleichsetzen mit "nicht helfen können". Es ist eben die Frage, wie man Therapieerfolg in diesen Fällen definiert. Ganz oft ist Therapie dann eher eine Art Begleitung.
Wenona hat geschrieben:Ich bin meistens mit dem Oberbegriff Depression hingegangen. Eigentlich sollte es ja so sein, dass, wenn einer noch gar nicht richtig weiß, wie er sein Problem benennen kann, es gemeinsam mit dem Therapeuten herausarbeitet, also, dem ganzen überhaupt erst mal Namen geben usw. . Dass man aber quasi schon bei Therapiestart, also in der ersten Stunde eine Selbstdiagnose abgeben soll, damit der Therapeut "weiß", worum es sich handelt, finde ich paradox, denn wiederum wollen die Theras ja selber diagnostizieren (...) Schon alleine bei dieser Sache weiß ich nicht, was eigentlich der Zweck der Übung sein soll, aber gut.
Ich bin kein Therapeut, aber wenn ich jetzt eine Therapie starten würde, kann ich mir schon vorstellen meinen Patienten mal zu fragen, wo er sich denn selbst einordnen würde. Muss ja dann nicht sein, dass ich zum gleichen Schluss komme ;)
Wenona hat geschrieben:Meine allererste Therapeutenerfahrung war ca. mit 17, ich meinte zu ihr, ich habe "zu wenig Selbstbewusstsein" (welcher 17jährige kennt denn schon die Fachbegriffe). Sie meinte zu mir, ich solle mir draußen in der Einkaufsmeile nen schönen Nachmittag machen (also gehen). Draußen im Warteraum würden noch andere Patienten warten, die wirklich Probleme hätten.
Du hast dich mit deinem Problem nicht ernst genommen gefühlt - kann ich verstehen, dass dich das wütend macht. Leider sind nicht alle Therapeuten gut in dem was sie tun. Hier hat es aber z.B. mal eine Userin gegeben (den Namen weiß ich nicht mehr), bei der sich verschiedene Therapeuten allesamt richtig unmöglich verhalten haben. Da wiederum würde ich dann schon hellhörig werden und vermuten, dass die Userin möglicherweise Dinge falsch interpretiert hat oder es zu ihrem Störungsbild gehört, dass sie die Therapien so wahrnimmt.
In a world where you can be anything, be kind.
Mystery

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Mystery »

Ich habe vor Jahren eine klassische Verhaltenstherapie gemacht. Ich bin mit den Erfolgen zufrieden. Es sollte klar sein, dass die eigentliche Arbeit von einen selbst gemacht werden muss. Manchmal kann dies auch wirklich unangenehm sein, wenn man sich seinen Ängsten stellen muss. Aber es lohnt sich.
Aus mir hat die Therapie einen anderen Menschen gemacht. Einige Probleme konnten zwar bisher nicht gelöst werden. Dies liegt auch daran, dass sie eher an den Lebensumständen liegen. Einen Partner kann einen die Therapie leider nicht zaubern. Was ganz wichtig ist, ist die Chemie zwischen Patient und Therapeut. Ich hatte damals eine ganze liebe Therapeutin.
Über die Jahre habe ich (und weil meine Therapeutin auch mal im Mutterschutz war) auch andere Therapeuten ausprobiert. Da merkte ich sehr schnell, dass nicht jeder Therapeut diese Empathie hat. Sie wussten alle, was sie tun, aber Empathie kann man nicht an der Uni lernen. Die hat man oder nicht, dies ist meiner Meinung nach für die Therapie ganz wichtig. Mit meiner alten Therapeutin stehe ich sogar heute noch in Mail-Kontakt. :)
Wenona

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Wenona »

Ringelnatz hat geschrieben: Ich bin kein Therapeut, aber wenn ich jetzt eine Therapie starten würde, kann ich mir schon vorstellen meinen Patienten mal zu fragen, wo er sich denn selbst einordnen würde. Muss ja dann nicht sein, dass ich zum gleichen Schluss komme ;)
Würde ich auch. Die meisten Patienten wissen selbst am besten über sich bescheid, sie kennen sich ja ein Leben lang.
Allerdings muss man da auch differenzieren. Sehr junge Patienten plappern meist nur das nach, was ihnen beigebracht/eingetrichtert wurde, das kann man noch nicht als Wissen über sich selbst einstufen. Aber auch bei vielen älteren ist das der Fall, dass sie sich mit ihrer eigenen Psyche, oder überhaupt mit der Thematik noch nie beschäftigt haben.
Trotzdem ist es respektvoll, erst mal zu fragen.
Du hast dich mit deinem Problem nicht ernst genommen gefühlt - kann ich verstehen, dass dich das wütend macht.
Nein, ich wurde nicht ernst genommen. - Das ist ein Unterschied. ;)
Tom_der_Baum

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Tom_der_Baum »

Wenona hat geschrieben:
Tom_der_Baum hat geschrieben: Dann hat es irgendwann gefunkt und mir ist klargeworden: ich muß es WOLLEN!
Auch wenn du es auf dich gemünzt formulierst, so nenne ich es doch Polemik.
An der Stelle ein Tip: es war tatsächlich auf mich gezielt, da es meine Erfahrungen wiedergibt, und nach selbigen ist hier ja gefragt worden. Bedenke, auch das hier ist eine Art Selbsthilfegruppe. Ich habe erkannt: wenn mich irgendwas aufregt, hat das auch was mit mir zu tun. Mein Bild im Spiegel des Gegenüber zu betrachten und es als mein Bild zu akzeptieren, ist manchmal schwierig. Hab ich auch immer noch Probleme mit. Auf die Gefahr hin, daß ich total falsch liege: Vielleicht ist genau DAS auch Dir gerade passiert? Ich weiß, nicht sonderlich wahrscheinlich, immerhin liege ich im Zwischenmenschlichen oft ziemlich daneben, aber der Gedanke kam mir gerade...
Immer wieder wird behauptet, "der Patient will nicht". Nur - würde er nicht wollen, wäre er gar nicht da. ;)
Der Patient/Klient ist grundsätzlich immer in der schwächeren Position, deshalb finde ich es fatal, zuallererst bei ihm nach der Schuld für das Versagen der "Therapie" zu suchen.
Schuld und Kausalität sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Bitte nicht verwechseln.
Wogegen hast du dich "gesträubt"?
Dagegen, selbst aktiv zu werden. Weil hinsetzen und auf ein Wunder warten ist einfach. Meinen Arsch zu heben und selbst zu agieren hingegen ist schwierig. Auch hier wieder: das Beispiel stammt aus meiner persönlichen Lebensgeschichte und muß nicht zwangsweise auf Deine applizierbar sein. Aber selbst wenn nicht: vielleicht hilft es dann sonst hier jemandem, also schreibe ich es einfach mal hier hin ;)
Bindungsorientierte Therapie suche ich allerdings auch nach wie vor.
Was ist das?
Eine Therapieform, die hilft, Bindungsstörungen zu beseitigen. Siehe z.B. http://www.institut-johnson.de/page/wp- ... rungen.pdf

Gruß

Tom_der_Baum
Kief

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Kief »

Wenona hat geschrieben:
Tom_der_Baum hat geschrieben:Dann hat es irgendwann gefunkt und mir ist klargeworden: ich muß es WOLLEN!
Auch wenn du es auf dich gemünzt formulierst, so nenne ich es doch Polemik.
Immer wieder wird behauptet, "der Patient will nicht". Nur - würde er nicht wollen, wäre er gar nicht da. ;)
Der Patient/Klient ist grundsätzlich immer in der schwächeren Position, deshalb finde ich es fatal, zuallererst bei ihm nach der Schuld für das Versagen der "Therapie" zu suchen.
Polemik?
Hat er da einen Nerv getroffen?

Hier geht es nicht darum, die Schuld am Versagen der Therapie zuzuordnen.
Sondern es geht darum, dass die Intention des Patienten unabdingbare Vorraussetzung ist.
Wenn das nicht der Fall ist, kann die Therapie nichts Vernuenftiges erreichen.
Wenn diese Vorrausbedingung erfuellt ist, gibt es genug andere Ursachen, weshalb eine Therapie schiefgehen kann.
Ueber die kann man auch sprechen.
Hat Tom aber nicht gemacht, weil seine Erkenntnis seine eigene Beteiligung betraf.

Auch ich erlebe deshaeufigeren Konflikte mit Menschen, die nicht enden wollen.
Bis ich begreife, was diese Konflikte verbindet - dass die meisten einen Mechanismus haben, den ich kaum durchschaue: dass manche Menschen sich selbst erheblich beluegen.
Die meisten Menschen machen das in gewissem Masse.
Und manche machen das dermassen ausgepraegt, dass sie sogar in eine Therapie gehen, ohne zu begreifen, dass sie sich innerlich straeuben.

Ein Bekannter von mir ist so ein Kandidat.
Ein toller Entertainer, aber in organisatorischer Hinsicht und bei Absprachen brutal anstrengend.
Wenn man mit ihm bespricht, was schieflaeuft, dann ist er selbst nie schuld.
Und wenn man dann doch mal dezente Formulierungen findet, so dass man darueber reden kann, was er verpeilt hat, dann stimmt er ganz schnell zu, geht auf Verbesserungen ein, laesst Vorschlaege zu - setzt aber nix davon um. Und hat es beim naechsten Gespraech auch wieder vergessen.

Seit ich das bei ihm so erlebt habe, verstehe ich besser, was bei anderen Menschen passiert, die sich in kleinen Dingen selbst beluegen. Und demzufolge gar nicht mehr merken, wenn sie andere beluegen.
Zum Beispiel wenn sie sagen, dass sie dies oder jenes doch wollen.
Und das dann lediglich Lippenbekenntnisse sind.

In dem Sinne gibt es selbstverstaendlich auch ne Reihe von Personen, die zur Therapie gehen.
Aber eigentlich gar nicht an sich arbeiten wollen.


CU, Kief
Wenona

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Wenona »

@ Tom_der_Baum der Text im Link ist interessant (habe ihn erst mal nur überflogen), aber wo steht da was über Therapie?
Kief hat geschrieben:Polemik?
Dieses habe ich halt schon ganz oft gehört und gelesen.

Auch ich erlebe deshaeufigeren Konflikte mit Menschen, die nicht enden wollen.
:lol: :lol:
Gibt es hier eigentlich schon einen Stilblütenthread?
Kief hat geschrieben: Und manche machen das dermassen ausgepraegt, dass sie sogar in eine Therapie gehen, ohne zu begreifen, dass sie sich innerlich straeuben.
Ein Bekannter von mir ist so ein Kandidat.
Ein toller Entertainer, aber in organisatorischer Hinsicht und bei Absprachen brutal anstrengend.
Wenn man mit ihm bespricht, was schieflaeuft, dann ist er selbst nie schuld.
Und wenn man dann doch mal dezente Formulierungen findet, so dass man darueber reden kann, was er verpeilt hat, dann stimmt er ganz schnell zu, geht auf Verbesserungen ein, laesst Vorschlaege zu - setzt aber nix davon um. Und hat es beim naechsten Gespraech auch wieder vergessen.
Klingt nach Narzisst. Das ist mEn tatsächlich schwer bis gar nicht "heilbar", von diesen Menschen kann man in/mit der Therapie nur spezifische Probleme lösen.
Tom_der_Baum

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Tom_der_Baum »

@Wenona: ab Seite 7. Leider bietet das Institut Johnson nur Therapien für Kinder und Jugendliche bis max. 17 Jahren an. Das Problem selbst wird aber recht exakt erläutert. Freut mich, daß der Text interessant ist. Für mich selbst war er anno 2011 ein Augenöffner. Warum, das schreibe ich aber nicht öffentlich.

Gruß

Tom_der_Baum
Wenona

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Wenona »

Hm, ich lese da nichts von Therapie. Nur von Heimaufenthalt.
Tom_der_Baum

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Tom_der_Baum »

@Wenona: "Ablauf der Bindungsentwicklung" ff. - das ist mit bindungsorientierter Therapie gemeint. Ist das wirklich nicht verständlich? Für mich war sofort klar was gemeint ist und was mir fehlt...aber ich quake wieder mal von mir selber ;)

Gruß

Tom_der_Baum
Strange Lady
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Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Strange Lady »

@ Tom

Vielen Dank für den interessanten Input und deine pointierten (Selbst-)beobachtungen. Ich habe leider derzeit keinen Internetzzugang daheim, deshalb an dieser Stelle nur ganz kurz: Ich denke, dass Bindungsstörungen bei den meisten hier zu den zentralen Baustellen gehören, oftmals allerdimgs in camouflierter Form. Demnächst schreib ich nochmal ausführlicher dazu.
Bis dahin: Herzlich willkommen hier! Du bereicherst das Forum sehr, finde ich. ;)
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Wenona

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Wenona »

Tom_der_Baum hat geschrieben:@Wenona: "Ablauf der Bindungsentwicklung" ff. - das ist mit bindungsorientierter Therapie gemeint. Ist das wirklich nicht verständlich?
Naja, was die beschreiben ist das, was man ja generell Kindern und Jugendlichen angedeihen lassen sollte, die aus nem schwierigen Elternhaus kommen, und das sind ja nunmal die meisten, die in nem Heim sitzen. Also dass man einfach intensiv für sie da ist usw. . Ich finde das nicht außergewöhnlich, dass man es Therapie nennen könnte ..
Tyralis Fiena
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Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Tyralis Fiena »

Wenona hat geschrieben:
Tyralis Fiena hat geschrieben: Blöderweise wollte mir der Therapeut keine konkreten Diagnosen offenbaren und so tappte ich weiter im Dunkeln.
So ging es mir auch!!
Ich finde das skandalös! Sollte man eigentlich mal der kassenärztlichen Vereinigung oder Therapeutenkammer oder wem auch immer melden.
Man stelle sich vor, sowas würde mit nem Krebskranken gemacht. :-|
Tyralis Fiena hat geschrieben: Nur eiere ich weiter herum, ohne jemals die Möglichkeit zu haben, meine "schlimmsten" Vermutungen über meinen Zustand jemals stichfest widerlegen zu können.
Schizoide Persönlichkeitsstörung?
1. Naja eine Beschwerde bringt allerdings auch keine Klarheit. Zudem wird der Punkt wohl nicht so streng vorgegeben sein, so dass jeder Therapeut, das so handhaben kann, wie er es für angemessen hält.

2. Schizoide PS hatte ich lange vermutet und wurde auch mal von einer Therapeutin in einer stationären Einrichtung vorsichtig eingebracht. Das wurde aber nicht weiter verfolgt. Ich habe es später auch selbst als Vermutung aufgeführt, aber das Meinungsspektrum lief von "kann nicht sein" bis "keine Ahnung".

Meine eigene Recherche brachte mich auch nicht viel weiter. Einiges passt, anderes passt so überhaupt nicht, weswegen ich auch anderen Bereiche (Narzissmus, paranoide Störung, soziopathische Störung, Schizotyp, passiv-aggressiv usw. ) hinzugezogen hatte.
Mit der schizoiden Neigung scheint es verglichen mit meiner Persönlichkeitsstruktur die grösste Überdeckung zu geben. Eine Reinform, wie diese Schubladen es suggerieren, wäre es aber wohl nicht. Allerdings bin ich auch nur Laie und habe somit kein Expertenwissen, um das gesamte Feld sicher zu überblicken. Somit können meine Vermutungen auch völliger Nonsens sein.

Zudem würde eine Störung irgendwann eigentlich mal auffallen. In meiner unmittelbaren Umgebung nehmen mich aber die Menschen als unauffällig und scheinbar störungsfrei wahr. Ich scheine ungewollt ein "guter" Schauspieler zu sein. Oder da ist wirklich keine PS vorhanden.

Dagegen weist meine Lebensbiographie inklusive der AB-Eigenschaft darauf hin, dass da irgendwas nicht stimmt. Allerdings habe ich die weitere Suche erstmal aufgegeben. Mir fehlt halt die nüchtern-objektive Möglichkeit zur Falsifikation und ich dachte mal, ein Therapeut könnte da vielleicht auch behilflich sein.

Was mich nur immer wieder auch zum Nachdenken bringt, ist zum Beispiel der Punkt, dass ich ganz oft in Situationen komme, wo Menschen in mir vermeintliche Emotionen sehen, die ich überhaupt nicht spüre. Klassisch harmliose Beispiele wären, dass ich angeblich verärgert wäre oder keine Lust zu irgendwas hätte. Bei mir tun sich dann immer kleine Fragezeichen auf.
Zuletzt geändert von Tyralis Fiena am 16 Nov 2016 23:09, insgesamt 1-mal geändert.
Tom_der_Baum

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Tom_der_Baum »

@Strange Lady: allerbesten Dank für das Feedback, geht runter wie Öl :)
Dein ausführlicheres Feedback interessiert mich brennend. Fühl' Dich aber nicht unter Druck gesetzt, ich bringe nur meine Neugier zum Ausdruck!

@Wenona: korrekt erkannt. Schreib' doch mal was über Dich...ich bin neugierig...

Gruß

Tom_der_Baum
Morningstar

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Morningstar »

Bindungsstörungen, ja sicher spielt das auch bei mir mit rein. Irgendwie hab ich da eine unterbewusste Angst das ich im Falle einer Beziehung den Erwartungen bzw auch meinen eigenen Erwartungen nicht entsprechen könnte und somit enttäusch werde. Nur wie wird man solche Blockaden los ? Wenn das so einfach wäre gäbe es ja wohl keine AB30+s dann hätte man diese Probleme ja schon vorher aus dem Weg geschafft.

Das ist dann ja auch das Problem mit der Ansprechangst, man hat ja nicht davor Angst eine Frau anzusprechen sondern viel mehr davor das man dann selbst nicht gut genug ist und deshalb abgelehnt wird. Im Grunde ist die Bindungsangst also doch in vielen Fällen eine Angst vor sich selbst, eine tiefer sitzende Unsicherheit sich selbst gegenüber, man ist sich selbst nicht genug und fühlt sich somit auch nicht dazu in der Lage anderen zu genügen. Aus Angst von anderen für ungenügend befunden zu werden (das würde dann ja das eigene Gefühl bestätigen selbst ungenügend zu sein). Das Gefühl selbst ungenügend zu sein existiert aber im verborgenen, also dem Unterbewustsein und kommt nicht auf die Bewustseinsebene durch. Gleichzeitig versucht das Unterbewustsein aber alles zu sabotieren was dazu führen könnte das man sich dieser verborgenen Ängste bewusst wird, z.B. durch das scheitern von Beziehung bzw Beziehungsaufbau oder aus dem Unterbewussten auftretende Ängste (Ansprech Angst) oder Ausreden warum man gerade jetzt nicht aktiv werden sollte.

Man lehnt sich also selbst ab um der erwarteten Ablehnung durch andere zuvor zu kommen und somit Enttäuschung zu vermeiden. Die eigenen, bewussten Denkprozesse zu ändern ist ja noch relativ leicht möglich. Die Unterbewussten Bestandteile der eigenen Identität zu ändern ist jedoch sehr viel schwieriger und langwieriger wie es mir scheinen will. Schon allein weil es extrem schwer ist ein Verständniss davon zu erlangen wie das eigene Unterbewusstsein funktioniert, vor allem vor dem Hinblick das es da sehr schnell passieren kann das man falsche Ideen und Annahmen entwickelt und somit völlig in die Irre geleitet wird.

Wenn Unterbewustsein und Bewustsein dann gegeneinander arbeiten dann funktioniert eben nix mehr so richtig. Das Bewustsein will eine Beziehung, das Unterbewustsein sabotiert sie. Die folge ist dann eben dieses lustige widersprüchliche Denken und Handeln, sich einerseits nähe Wünschen aber andererseits nicht wirklich auf andere zugehen können. Sich am einen Tag vornehmen endlich aktiv zu werden und wenn sich dann eine Tolle Chance bietet total unsicher sein oder plötzlich so logisch klingende Ausreden präsent haben warum man gerade jetzt nix tun kann. Ausreden an die man sofort glaubt und danach handelt.

Wenn verschiedene Teile des eigenen Seins miteinander in Konflikt liegen, gegeneinander arbeiten dann sind das die Folgen, inklusive Depressionen usw als Nebenwirkungen. Die Frage aber nun ist, wie ist es möglich zu dem Punkt zu gelangen das das eigene Ich wieder als eine Einheit funktioniert und nicht aus Antagonistischen Fragmenten besteht die zur Blockade führen ?

Klar gibt es da verschiedene Möglichkeiten, Psychoanalyse um den Ursprung der Konflikte in der Vergangenheit zu finden und zu lösen. Oder Verhaltenstherapie um quasi über ein anderes Denken und Handeln das innere verborgene Selbstverständniss zu ändern.


In Bezug auf mich selbst kann ich da nur sagen das ich zu lange ohne jede Selbstachtung gelebt habe, mit zerschossenem Selbstbewusstsein vegetiert habe ohne mir dessen wirklich aktiv bewusst gewesen zu sein. Der Weg beginnt wohl damit sich selbst so zu aktzeptieren wie man ist, gleichzeitig keine negativen Gedanken mehr zuzulassen (einfacher gesagt als getan) und ein positives lebensbejahendes Selbstverständniss aufzubauen. Nur einfach ist das nicht, quasi die zerbrochenen Teile des eigenen Ichs wieder zusammenzubauen, irgendwie so als würde man versuchen die negativen Pole von Magneten zusammen zu legen. Nach so vielen Jahren der selbst Ablehnung sind da die gegensätzlichen Spannungen und Abstoßungskräfte einfach zu Groß als das das was eigentlich zusammen gehört noch irgendwie zusammen passen würde.
Diese Einheit mir sich selbst zu finden ist aber der Schlüssel zur Lösung der Bindungsstörungen, Beziehungsangst. Denn solange teile des eigenen Ichs sich gegenseitig selbst ablehnen wird das mit Beziehungen nix. Denn wie kann man von anderen geliebt werden wenn man sich selbst nicht lieben kann.

Oder anderst ausgedrückt, wenn man sich selbst bedingungslos liebt dann macht einem auch die Ablehnung oder das scheitern im Umgang mit anderen vermutlich keine Angst mehr da man dann ja nicht befürchten müsste das durch die Ablehnung durch andere die eigene Ablehnung seiner selbst vor dem Bewustsein offenbar wird.
Die Angst vor dem zugehen auf andere interpretiere ich somit für mich eher als eine Angst vor dem eigenen selbst welche man sich jedoch nicht eingestehen will und diese deshalb auf andere Projeziert. Die Angst vor dem was man sich selbst antut wenn man durch andere abgelehnt wird. Dem Schmerz welchen man dann empfindet weil die Ablehnung durch andere die eigene Selbstablehnung verstärkt und somit unerträglich werden lässt.

Wer sich selbst hingegen liebt, wird diese Angst so nicht kennen da die Ablehnung durch andere eben nicht in Selbstablehnung und somit eine schmerzliche Situation führt sondern viel einfacher zu verkraften ist da die Ablehnung durch andere an der eigenen Liebe zu sich selbst nichts ändert. Nur wer sich selbst nicht liebt, also der liebe anderer bedarf um Selbstwert zu erfahren hat Angst vor der Ablehnung durch andere und versucht diese zu vermeiden.

Der Schlüssel liegt also wohl darin zu wahrer Selbstliebe zu finden, und zwar nicht nur was Beziehungen angeht sondern auch was das Empfinden von allgemeiner Lebensfreude angeht, Karriere, Motivation, Antrieb usw. Sehe es ja an mir selbst das diese mangelnde Selbstliebe auch zu Ziellosigkeit im Leben und Antriebslosigkeit führt. Da kommt man schnell in eine Spirale rein die man so leicht nicht mehr lösen kann solange man nicht versteht wie all diese Probleme zusammenhängen und wo sie ihren Ursprung haben.
"Zur Selbstliebe bemerkt Fromm, man meine oft, dass in dem Maße, wie man sich selbst liebe, man andere nicht lieben könne. Selbstliebe würde daher fälschlicherweise mit Selbstsucht gleichgesetzt. Wenn aber Selbstliebe etwas Schlechtes wäre, dann wäre Selbstlosigkeit eine Tugend. Nach Fromm bedingen Liebe zu anderen Menschen und Selbstliebe jedoch einander, und Selbstsucht sei eine Folge fehlender Selbstliebe. Getreu dem Bibelzitat „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ ist die Liebe zu seinem Selbst untrennbar mit der Liebe zu anderen verbunden. Wer nur andere lieben kann, könne überhaupt nicht lieben. Fromm stellt den Gegensatz von Selbstliebe und Selbstsucht heraus: Der Selbstsüchtige liebe sich selbst gar nicht, er hasse sich sogar. Der Mangel an Freude an sich selbst erzeuge ein Gefühl der inneren Leere und Enttäuschung, das er zu kompensieren und zu vertuschen versuche."

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kunst_des_Liebens
(Das was ich hier geschrieben habe entspricht erstmal meinen eigenen Gedankengängen, nicht unbedingt der psychologischen Lehrmeinung oder wissenschaftlichen erkentniss)
Kief

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Kief »

Wenona hat geschrieben:
Kief hat geschrieben:Und manche machen das dermassen ausgepraegt, dass sie sogar in eine Therapie gehen, ohne zu begreifen, dass sie sich innerlich straeuben.
Ein Bekannter von mir ist so ein Kandidat.
Klingt nach Narzisst.
Ist nahe dran, nehme ich an.
Mir ging es allerdings nicht um die pathologische Auspraegung, sondern um das generell menschliche Verhalten, Sachen sich nur begrenzt eingestehen zu koennen.
Oder gezwungenermassen nicht ehrlich zu sein.
(Der JC-Sachbearbeiter kann ja ned zugeben, wenn er gerade auf Anordnung von oben Mist baut. Da entsteht dann auch viel Verleugnung und skurriles Verhalten.)

Bei vielen Gespraechen musst Du ja im Hinterkopf der anderen andere Ziele herausfinden, als was sie einem auch woertlich einraeumen.
Manches ist bewusst, anderes nicht.
Als Mechanismus alltaeglich und ueberall auftretend.
Schwer ist dann, das bei sich selbst zu bemerken ... und analysieren.


CU, Kief
Happy Future

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Happy Future »

Guter Beitrag, morningstar!
Tom_der_Baum

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Tom_der_Baum »

guten Morgen,

da ich gleich unterwegs zur Therapie sein werde :) (passend zum Topic), nur ganz kurz, den Rest des langen Textes lese ich später:
Morningstar hat geschrieben:Bindungsstörungen, ja sicher spielt das auch bei mir mit rein. Irgendwie hab ich da eine unterbewusste Angst das ich im Falle einer Beziehung den Erwartungen bzw auch meinen eigenen Erwartungen nicht entsprechen könnte und somit enttäusch werde. Nur wie wird man solche Blockaden los ?
Das ist das Problem: es ist keine Blockade. Blockade ist, wenn etwas blockiert ist. Im Falle von Bindungsstörungen fehlt jedoch ein Teil der Entwicklung, soweit ich das rausgefunden habe. Es ist also nichts blockiert, es FEHLT, und es war nie da. Und Bindung entwickelt sich nunmal NUR in Interaktion mit einem Bindungs-Gegenüber. Es ist verdammt schwierig, das wirklich zu erkennen. Das ist, wie wenn man einen Blick von einem Hausdach machen muß, das Haus aber noch gar nicht gebaut wurde. Und noch viel schwieriger ist es, dieses Problem zu beheben. Aus meiner Sicht ist "Störung" im Begriff "Bindungsstörung" unglücklich gewählt. Denn die Betroffenen sind nicht gestört im Sinne von "krank". Ist wie ein Baum, der auf einem riesigen Felsbrocken gewachsen ist, und daher nur wenige standfeste Wurzeln entwickeln konnte. Selbst wenn der Fels aus dem Weg geräumt ist (externe Störung), fehlen dann immer noch die Wurzeln.

Ich denke ebenfalls, daß genau DAS hier viele zusammentreibt. Bei mir ist es jedenfalls zutreffend. Ich zitiere nochmal einen zentralen Satz aus dem Link "Bindungsstörungen", falls jemand den aufgrund seiner Länge nicht oder nicht vollständig lesen möchte:
Nirgendwo werden in der pädagogischen und therapeutischen Arbeit heute so viele Fehler
gemacht wie bei der Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und deren fami-
liären Umfeld, wenn Bindungsstörungen vorliegen. Der Grund liegt darin, dass die „Exper-
ten“ das Kind , den Jugendlichen oder Erwachsenen immer mit dem Maßstab einer „norma-
len“, altergemäß sich selbst bestimmenden Person vergleichen. Stellt der Experte eine Abwei-
chung nach unten fest, fühlt er sich veranlasst, Maßnahmen anzubieten, die dieses Defizit
möglichst kurzfristig ausgleichen. Der größte Fehler besteht darin, dass man meint, man
könne Persönlichkeit mit persönlicher Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit
antrainieren oder von außen erzeugen. Das ist nicht der Fall!!
Persönlichkeit kann sich nur
aus sich heraus im Zusammenspiel mit den erforderlichen Lebensbedingungen entwickeln.
Ein zentraler Faktor und eine notwendige Voraussetzung für die Entwicklung einer eigenstän-
digen Persönlichkeit ist eine sichere Bindung.
Rest folgt,

Gruß

Tom_der_Baum
schmog

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von schmog »

Wegen meiner traumatischen Heimjugend bin ich seit Jahren in Therapie.
Ich verstehe Zusammenhänge besser und mache Schadensbegrenzung, mehr kann ich leider nicht machen. :sadman:
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TheRealDeal
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Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von TheRealDeal »

Wirklich viele gute Beiträge hier. Gefällt mir.

Für steht fest, dass die Energie der Aufmerksamkeit folgt. Wenn ein Mensch ausstrahlt: Therapeuten sind doof, aber ich will jetzt einen von den guten finden, dann wird er das nicht. Das ist genauso, als wenn ich sage: Frauen sind doof, ich hätte aber gerne eine. Und zwar von den guten. Dann finde ich alles, aber nicht die guten.

Thema Selbstliebe: Um lieben zu können, muss ich Liebe in mir tragen. Um diese zu entwickeln, waren (und sind) Tiere für mich wichtig. Wenn mich also eine Katze liebt, dann muss ich liebenswert sein. Weil sie unbestechlich sind. Ihr freier Geist ist nicht zu manipulieren. Aber fremde Tiere reagieren positiv auf mich. Ich rate jedem Menschen, der glaubt nicht wertvoll zu sein, sich in Natur zu begeben und zu spüren, wie die Tiere auf einen reagieren.

@Tom: Genau das ist es. "Gelebte" Bindungstörung (ich verwende den Begriff weiter, weil es für mich ein Fachbegriff in der Psychologie ist) waren für mich zwei Dinge: Einerseits körperliche Nähe nicht ertragen zu können und andererseits Probleme zu vertrauen. Ich habe geglaubt, dass ich vertrauen würde, wenn ich einen Menschen nur lange genug "abchecke" und merke, der tut mir nichts. Dieser Prozess konnte viele Monate dauern. Vertrauen ist aber ein "Vorschussgefühl". Das ich fremden Menschen entgegen bringe, ohne dass irgendetwas "passiert" ist. Das Vertrauen, dass mir Menschen nichts schlimmes tun werden. Und selbst das einer machen würde, dann wäre es halt unfair allen anderen Menschen gegenüber, wenn ich ihnen mit Misstrauen begegnen würde.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Ninja Turtle

Re: Therapie-Erfolg?

Beitrag von Ninja Turtle »

Was hier so geschrieben steht scheint verdammt nahe an meinem "Problem" zu sein. Weiter so. :good: