Bindungsstörungen, ja sicher spielt das auch bei mir mit rein. Irgendwie hab ich da eine unterbewusste Angst das ich im Falle einer Beziehung den Erwartungen bzw auch meinen eigenen Erwartungen nicht entsprechen könnte und somit enttäusch werde. Nur wie wird man solche Blockaden los ? Wenn das so einfach wäre gäbe es ja wohl keine AB30+s dann hätte man diese Probleme ja schon vorher aus dem Weg geschafft.
Das ist dann ja auch das Problem mit der Ansprechangst, man hat ja nicht davor Angst eine Frau anzusprechen sondern viel mehr davor das man dann selbst nicht gut genug ist und deshalb abgelehnt wird. Im Grunde ist die Bindungsangst also doch in vielen Fällen eine Angst vor sich selbst, eine tiefer sitzende Unsicherheit sich selbst gegenüber, man ist sich selbst nicht genug und fühlt sich somit auch nicht dazu in der Lage anderen zu genügen. Aus Angst von anderen für ungenügend befunden zu werden (das würde dann ja das eigene Gefühl bestätigen selbst ungenügend zu sein). Das Gefühl selbst ungenügend zu sein existiert aber im verborgenen, also dem Unterbewustsein und kommt nicht auf die Bewustseinsebene durch. Gleichzeitig versucht das Unterbewustsein aber alles zu sabotieren was dazu führen könnte das man sich dieser verborgenen Ängste bewusst wird, z.B. durch das scheitern von Beziehung bzw Beziehungsaufbau oder aus dem Unterbewussten auftretende Ängste (Ansprech Angst) oder Ausreden warum man gerade jetzt nicht aktiv werden sollte.
Man lehnt sich also selbst ab um der erwarteten Ablehnung durch andere zuvor zu kommen und somit Enttäuschung zu vermeiden. Die eigenen, bewussten Denkprozesse zu ändern ist ja noch relativ leicht möglich. Die Unterbewussten Bestandteile der eigenen Identität zu ändern ist jedoch sehr viel schwieriger und langwieriger wie es mir scheinen will. Schon allein weil es extrem schwer ist ein Verständniss davon zu erlangen wie das eigene Unterbewusstsein funktioniert, vor allem vor dem Hinblick das es da sehr schnell passieren kann das man falsche Ideen und Annahmen entwickelt und somit völlig in die Irre geleitet wird.
Wenn Unterbewustsein und Bewustsein dann gegeneinander arbeiten dann funktioniert eben nix mehr so richtig. Das Bewustsein will eine Beziehung, das Unterbewustsein sabotiert sie. Die folge ist dann eben dieses lustige widersprüchliche Denken und Handeln, sich einerseits nähe Wünschen aber andererseits nicht wirklich auf andere zugehen können. Sich am einen Tag vornehmen endlich aktiv zu werden und wenn sich dann eine Tolle Chance bietet total unsicher sein oder plötzlich so logisch klingende Ausreden präsent haben warum man gerade jetzt nix tun kann. Ausreden an die man sofort glaubt und danach handelt.
Wenn verschiedene Teile des eigenen Seins miteinander in Konflikt liegen, gegeneinander arbeiten dann sind das die Folgen, inklusive Depressionen usw als Nebenwirkungen. Die Frage aber nun ist, wie ist es möglich zu dem Punkt zu gelangen das das eigene Ich wieder als eine Einheit funktioniert und nicht aus Antagonistischen Fragmenten besteht die zur Blockade führen ?
Klar gibt es da verschiedene Möglichkeiten, Psychoanalyse um den Ursprung der Konflikte in der Vergangenheit zu finden und zu lösen. Oder Verhaltenstherapie um quasi über ein anderes Denken und Handeln das innere verborgene Selbstverständniss zu ändern.
In Bezug auf mich selbst kann ich da nur sagen das ich zu lange ohne jede Selbstachtung gelebt habe, mit zerschossenem Selbstbewusstsein vegetiert habe ohne mir dessen wirklich aktiv bewusst gewesen zu sein. Der Weg beginnt wohl damit sich selbst so zu aktzeptieren wie man ist, gleichzeitig keine negativen Gedanken mehr zuzulassen (einfacher gesagt als getan) und ein positives lebensbejahendes Selbstverständniss aufzubauen. Nur einfach ist das nicht, quasi die zerbrochenen Teile des eigenen Ichs wieder zusammenzubauen, irgendwie so als würde man versuchen die negativen Pole von Magneten zusammen zu legen. Nach so vielen Jahren der selbst Ablehnung sind da die gegensätzlichen Spannungen und Abstoßungskräfte einfach zu Groß als das das was eigentlich zusammen gehört noch irgendwie zusammen passen würde.
Diese Einheit mir sich selbst zu finden ist aber der Schlüssel zur Lösung der Bindungsstörungen, Beziehungsangst. Denn solange teile des eigenen Ichs sich gegenseitig selbst ablehnen wird das mit Beziehungen nix. Denn wie kann man von anderen geliebt werden wenn man sich selbst nicht lieben kann.
Oder anderst ausgedrückt, wenn man sich selbst bedingungslos liebt dann macht einem auch die Ablehnung oder das scheitern im Umgang mit anderen vermutlich keine Angst mehr da man dann ja nicht befürchten müsste das durch die Ablehnung durch andere die eigene Ablehnung seiner selbst vor dem Bewustsein offenbar wird.
Die Angst vor dem zugehen auf andere interpretiere ich somit für mich eher als eine Angst vor dem eigenen selbst welche man sich jedoch nicht eingestehen will und diese deshalb auf andere Projeziert. Die Angst vor dem was man sich selbst antut wenn man durch andere abgelehnt wird. Dem Schmerz welchen man dann empfindet weil die Ablehnung durch andere die eigene Selbstablehnung verstärkt und somit unerträglich werden lässt.
Wer sich selbst hingegen liebt, wird diese Angst so nicht kennen da die Ablehnung durch andere eben nicht in Selbstablehnung und somit eine schmerzliche Situation führt sondern viel einfacher zu verkraften ist da die Ablehnung durch andere an der eigenen Liebe zu sich selbst nichts ändert. Nur wer sich selbst nicht liebt, also der liebe anderer bedarf um Selbstwert zu erfahren hat Angst vor der Ablehnung durch andere und versucht diese zu vermeiden.
Der Schlüssel liegt also wohl darin zu wahrer Selbstliebe zu finden, und zwar nicht nur was Beziehungen angeht sondern auch was das Empfinden von allgemeiner Lebensfreude angeht, Karriere, Motivation, Antrieb usw. Sehe es ja an mir selbst das diese mangelnde Selbstliebe auch zu Ziellosigkeit im Leben und Antriebslosigkeit führt. Da kommt man schnell in eine Spirale rein die man so leicht nicht mehr lösen kann solange man nicht versteht wie all diese Probleme zusammenhängen und wo sie ihren Ursprung haben.
"Zur Selbstliebe bemerkt Fromm, man meine oft, dass in dem Maße, wie man sich selbst liebe, man andere nicht lieben könne. Selbstliebe würde daher fälschlicherweise mit Selbstsucht gleichgesetzt. Wenn aber Selbstliebe etwas Schlechtes wäre, dann wäre Selbstlosigkeit eine Tugend. Nach Fromm bedingen Liebe zu anderen Menschen und Selbstliebe jedoch einander, und Selbstsucht sei eine Folge fehlender Selbstliebe. Getreu dem Bibelzitat „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ ist die Liebe zu seinem Selbst untrennbar mit der Liebe zu anderen verbunden. Wer nur andere lieben kann, könne überhaupt nicht lieben. Fromm stellt den Gegensatz von Selbstliebe und Selbstsucht heraus: Der Selbstsüchtige liebe sich selbst gar nicht, er hasse sich sogar. Der Mangel an Freude an sich selbst erzeuge ein Gefühl der inneren Leere und Enttäuschung, das er zu kompensieren und zu vertuschen versuche."
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kunst_des_Liebens
(Das was ich hier geschrieben habe entspricht erstmal meinen eigenen Gedankengängen, nicht unbedingt der psychologischen Lehrmeinung oder wissenschaftlichen erkentniss)