Liebe – ein Paradoxon?

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Sonja
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Liebe – ein Paradoxon?

Beitrag von Sonja »

Ich habe jetzt länger überlegt, ob ich hier auch mal etwas schreibe, aber ich denke aktuell einfach sehr viel nach. Die Sache ist etwas kompliziert.
Ich bin 29 und ABine. Letztes Jahr im Februar lernte ich über ein soziale Phobie Forum einen Mann kennen, wir schrieben öfters und telefonierten, entschieden uns dann, uns mal zu treffen, das war letzten Juni. Wir trafen uns zweimal jeweils für mehrere Tage bei ihm. Wir verstanden uns gut und die körperliche Nähe empfand ich als sehr schön. Schon damals fühlte ich mich verliebt und wünschte mir eine Beziehung und obwohl wir Händchen hielten, küssten, Sex hatten und kuschelten sagte er, er wäre nicht in mich verliebt, aber er könnte sich vorstellen, es zu versuchen und wir sollten mehr Zeit miteinander verbringen, eventuell würde es sich ja bei ihm einstellen.

Im Juli fuhr ich dann für ein halbes Jahr nach Australien, das war schon länger geplant. Wir beide wollten uns unbedingt wiedersehen. In meiner Zeit im Ausland hatten wir sehr viel Kontakt, oftmals nahezu täglich, sprachen auch sehr liebevoll miteinander. Ich vermisste ihn sehr, aber es war problematisch, denn er hatte noch eine weitere Frau, mit der er seit letztem Jahr April eine Art „Freundschaft Plus“ führte, sie sahen sich oft, verreisten, verbrachten Zeit miteinander, aber er sagte mir, das würde ihm nichts bedeuten, er wäre nicht in sie verliebt. Sie wiederum ist allerdings in ihn verliebt. Auch wenn wir nicht zusammen waren, war ich eifersüchtig und kam schlecht damit zurecht.
Ich fragte auch öfters, ob ich eher zurückkommen soll, aber er sagte mir immer, er könne mir nichts versprechen, vielleicht wird es alles nichts und daher solle ich besser dort bleiben.

Nun ja, im Januar kam ich dann wieder und verbrachte direkt wieder 2 Wochen mit ihm, er war für eine Woche hier, ich wieder 2 Wochen bei ihm. In der Zwischenzeit telefonieren wir wieder - wie letztes Jahr - nahezu jeden Abend mehrere Stunden. Wir beide empfanden die gemeinsame Zeit zudem als sehr schön, wir kuschelten auch sehr viel, er war sehr liebevoll, suchte meine Nähe, aber er sagte mir, er könne für mich keine Liebe empfinden, aber er wisse auch nicht, wieso und er käme nicht an sich ran. Zudem möchte er eben, dass mich jemand eben richtig liebt und auch er wolle nochmal richtig lieben. Er ist ebenfalls 29, hatte aber erst mit 27 seine erste Beziehung, die ein paar Monate hielt, dann trennte sie sich. Davor hatte er 7 Jahre in einer WG mit einer Frau gelebt, sie waren nie ein Paar, machten aber alles zusammen, lebten fast wie in einer Ehe. Am Ende wollte sie mehr, wurde eifersüchtig als er sich mit anderen treffen wollte, dann zog er aus. Sie waren extrem eng und er trauert deswegen noch heute öfters und ist sich nicht sicher, ob er sie vielleicht doch geliebt hat.

Jedenfalls – da er ja keine richtige Beziehung mit mir führen möchte, wollte ich daher den Kontakt zu ihm abbrechen, um über ihn hinwegzukommen, aber das fällt mir schwer, ich war sehr traurig, vermisste ihn und rief ihn doch an. Er sagte mir, er hätte auch geweint, weil der Abschied so weh tat und er wolle nochmal wieder nachdenken und vielleicht sollten wir einfach noch mehr Zeit miteinander verbringen. Und manchmal denke ich mir: Ja, das will ich unbedingt, ich brauche mehr Zeit mit ihm, ich bin noch nicht bereit, alles aufzugeben, auf seine Berührungen zu verzichten.
Und dann schwanke ich aber auch wieder und denke mir: Er tut mir doch im Grunde überhaupt nicht gut, er bekennt sich nicht zu mir, er liebt mich nicht und noch mehr Zeit wird ihn auch nicht weiterbringen, er hält mich ständig hin, ich richte mich nur nach ihm und versuche ihm sehr zu helfen, aber werde immer wieder nur abgelehnt. Warum bin ich dann aber doch so verzweifelt und will ihn so sehr? Im Grunde habe ich alleine auch kein schlechtes Leben, kann tun und lassen, was ich will, muss keine Rücksicht nehmen und bin komplett selbstständig und frei. Warum kann ich nicht von ihm los? Ist es nicht paradox, jemanden zu lieben, der einem eigentlich gar nicht unbedingt gut tut und von sich sagt, dass er mich nicht liebt? Und oftmals frage ich mich, was ich bloß tun soll. Mal will ich ihn so sehr wie nichts auf der Welt und dann denke ich mal wieder, alleine sein ist echt einfacher und er tut mir doch gar nicht gut, ständig hält er mich hin und wegen ihm ging es mir schon so oft so schlecht. Warum lasse ich es nicht einfach gut sein, warum tut es mir so weh, ihn nicht mehr in meinem Leben zu haben? Wenn er mir doch so viel Leid zufügt, warum habe ich dann das Gefühl, ihn tatsächlich zu lieben? Ich dachte mir dann, ist es nicht paradox, dass ich denke mit der Liebe wird alles besser, obwohl Beziehungen generell doch oftmals auch sehr problembehaftet sind? Mein Leben alleine ist doch auch sehr schön, aber warum sehne ich mich dann so nach dem Zusammensein und nach einer Partnerschaft, auch wenn alles so problematisch ist? Warum halse ich mir noch die Probleme einer anderen Person auf, die auch so schwierig ist? Er sagte immer, er will Zeit mit mir verbringen und alles mit mir machen, um zu wissen, was er will und wie es sich für ihn anfühlt. Und wenn für ihn doch alles schön ist, was fehlt dann noch? Und sollte ich uns noch mehr Zeit geben? Ich hoffe und bange doch nun schon so lange. Sollte ich vielleicht doch einfach mal aufgeben oder doch weiter kämpfen?

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Kief

Re: Liebe – ein Paradoxon?

Beitrag von Kief »

Wenn ich das richtig herausgelesen habe, erwartet ihr beide, dass zusaetzlich zu Deinen Gefuehlen fuer ihn sich auch bei ihm Gefuehle fuer Dich einstellen, richtig?

Das ist eine uebliche Konstellation, die ihr da erwartet.
Aber ist es deshalb allein die Konstellation, die Euch gluecklich machen wird?
Was haelt Euch davon ab, den jetzigen Status seiner nicht-Liebe zu akzeptieren, und allein auf Basis seiner Zuneigung weiterzumachen wie bisher?

Versteh mich nicht falsch:
ich will nicht sagen, dass das eine sinnvolle Zielsetzung fuer den Lebensabend ist.
Aber ich will sagen, dass die Nachteile nicht zwangslaeufig jetzt stoeren.
Es lohnt sich, da zu unterscheiden, was jetzt belastet, und was erst ab bestimmten Ereignissen zur Belastung wird.

Wenn er noch nach einer Frau suchen will, in die er sich auch verliebt, kann es sein, dass das niemals eintritt. Warum nicht bs dahin die gemeinsame Zeit geniessen?
Was Dich aktuell belastet, sind Deine emotionalen Reaktionen auf Deine Erwartungen/Hoffnungen - wenn ich das richtig verstehe.
Wenn Du da einen Umgang mit hinbekommst, koenntet ihr Eure Situation bis auf Weiteres fortfuehren - mit dem Bewusstsein, dass es evtl. irgendwann endet.
Das waere zwar keine uebliche Beziehung, aber es kann ein individueller Weg werden.


CU, Kief
Felix87

Re: Liebe – ein Paradoxon?

Beitrag von Felix87 »

Er will dich warmhalten, aber ergeben wird sich da nichts. Schmink es dir ab und wenn du dann damit klar kommst und nur dann, kannst du es weiterführen. Ansonsten würde ich mich nach etwas anderem umsehen und ihn so schnell wie möglich vergessen.

Auch wenn ich etwas ähnliches wie er suche. Es käme für nicht in Frage in der Hinsicht zu lügen, damit verletze ich sie doch. Ich würde mich wie ein Arschloch fühlen und könnte damit überhaupt nicht umgehen.

Wobei ich mich dann schon wieder frage, warum kriegen alle das hin, nur ich nicht. Manchen hat in meiner Anzeige auch meine Offenheit gestört. Wollen Frauen belogen werden?
schmog

Re: Liebe – ein Paradoxon?

Beitrag von schmog »

Liebe als Gefühl ist tatsächlich paradox! :roll:

Verliebtsein gleicht einer Psychose, und man macht Sachen die man sonst kaum tut.
Kief

Re: Liebe – ein Paradoxon?

Beitrag von Kief »

Felix87 hat geschrieben:Manchen hat in meiner Anzeige auch meine Offenheit gestört. Wollen Frauen belogen werden?
Die Menschen wollen Ruecksicht auf ihre Gefuehle.

Das schliesst sich nicht aus, mit der Wahrheit zu kombinieren.
Ist allerdings die Koenigsklasse, und kommt im Schulunterricht nicht vor.
Deshalb sehen wir die Vorbilder darin nicht, weil wir sie nichtmal bemerken.

Oder faellt Dir jemand ein, bei dem Dir aufgefallen ist, wie gut diese Person Einfuehlsamkeit und unangenehme Wahrheit verknuepft hat?


CU, Kief
Felix87

Re: Liebe – ein Paradoxon?

Beitrag von Felix87 »

Ich werde das nicht verstehen. Egal wie viel Mühe ich mir gebe.

Ich könnte mich tatsächlich einfühlsam anstellen und Sonja sagen wie leid es mir tut und wie schlimm es ist, dass sie an so einen geraten ist, ob sie es nicht mit mir versuchen will. Ich bin anders und kann alles gut verstehen. Sie spricht mir aus der Seele und überhaupt wie sie mich viel mehr verdient hat als ihn. Dann schläft sie mit mir und ich suche mir noch andere von ihrer Sorte. Schade, dass ich ein schlechtes Gewissen dabei habe. Ich mache es mir nur unnötig schwer.

Aber wenn ich ehrlich bin, respektiere ich ihre Gefühle viel mehr.
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Re: Liebe – ein Paradoxon?

Beitrag von Volta »

Felix87 hat geschrieben:Wollen Frauen belogen werden?
Manchmal wollen Menschen belogen werden und manchmal nicht. Ich denke nicht, dass das für dich im Moment eine relevante Frage ist. Nach allem was du hier geschrieben hast, bist du doch vollauf damit beschäftigt, erst mal dein Leben in den Griff zu bekommen.
Sonja
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Re: Liebe – ein Paradoxon?

Beitrag von Sonja »

Hallo,
danke für eure Antworten. Tatsächlich glaube ich auch, dass Verliebtheit an sich irgendwie paradox ist. Ich las auch mal, es ähnelt einer Suchterkrankung oder sowas. Was mich nur wundert ist eben, dass ich bei ihm weiß, dass so vieles problematisch ist, er auch viele Fehler hat und ich sehe irgendwie auch keinen Silberstreifen am Horizont, trotzdem kann ich keinen Abstand zu ihm bekommen. Ich habe mir immer ausgemalt, wie ich in seine Stadt ziehe, man füreinander da ist und wir uns gegenseitig unterstützen. Da wir beide soziale Ängste haben, hatte ich auch immer das Gefühl, dass wir einander sehr gut verstehen und wir haben auch jetzt schon daran gearbeitet und uns gegenseitig geholfen und somit Dinge ermöglicht, die alleine nicht gegangen wären. Dieses Stützen und auch die Nähe und die Gespräche haben mir doch sehr viel gegeben im letzten Jahr. Er würde sich ja auch wünschen, dass wir miteinander befreundet bleiben können oder er schlug auch vor, ich könne doch trotzdem dort hinziehen und dass er für mich da wäre. Nur ich denke eben, dass es für mich nicht gut wäre, da ich so immer weiter hoffen werde, dass er mich doch noch möchte, oder dass es mir weh tut, wenn er mir von anderen Frauen erzählt. Deshalb würde ich ja lieber den Kontakt völlig einstellen, was aber auch schwierig ist, da wir ja nun ein Jahr lang sehr engen Kontakt hatten, er mir ein Halt und eine Stütze war und sein Fehlen sozusagen ein großes Loch hinterlässt.

Sicher, man könnte auch eine Beziehung eingehen, wenn man weiß, dass die Liebe einseitig ist. Allerdings sehen wir beide das nicht als zielführend an. Ich würde dann weiterhin darauf hoffen, dass er doch irgendwann Gefühle für mich entwickelt und hätte gleichzeitig die Angst, dass er eine Frau findet, die er wirklich liebt und mich dann prompt verlässt. Und er hingegen möchte ja auch noch mal richtig lieben, denn er hatte ja eine kurze Beziehung und war der Meinung, dass sich das eben soundso angefühlt hat und so fühle es sich mit mir eben nicht an. Irgendwas fehlt halt und er kann gar nicht sagen, was, zumal seine Ex-Freundin ihn eigentlich sehr schlecht behandelt hat und auch nicht sonderlich zu ihm passte und er oft schlecht von ihr redet. Nichtsdestotrotz war er wohl verliebt. Er meinte auch mehrfach, dass die Umstände bei uns schlecht waren, meine lange Reise, seine "Freundschaft Plus" und wenn alles anders gelaufen wäre, wären wir wohl auch zusammen gekommen. Solche Aussagen machen mich natürlich immer traurig, da es mir wie ganz großes Pech vorkommt.

Was ich auch noch erwähnen wollte: Ich wollte ja sehr eng mit ihm zusammenleben und alles mit ihm machen. Er hat mich nie belogen oder sonstiges. Ich wusste immer, woran ich bin und dass er es mit mir versuchen will, sich und mir eine Chance geben will. Er hat es nicht darauf abgesehen, mich ins Bett zu bekommen. Im Grunde würde ich das zwar nicht wieder so machen, weil mir die körperliche Nähe dann doch schon sehr viel bedeutet, aber ich fand auch, dass alles sehr schön war und ich bereue es nicht, denn ich wusste, worauf ich mich einlasse.
Ninja Turtle

Re: Liebe – ein Paradoxon?

Beitrag von Ninja Turtle »

Sonja hat geschrieben:Im Grunde würde ich das zwar nicht wieder so machen, weil mir die körperliche Nähe dann doch schon sehr viel bedeutet, aber ich fand auch, dass alles sehr schön war und ich bereue es nicht, denn ich wusste, worauf ich mich einlasse.
Schön, wie du das sagst. Da könnt ihr euch beide wirklich glücklich schätzen, auch wenn es am Ende nicht sein sollte.
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marwie
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Re: Liebe – ein Paradoxon?

Beitrag von marwie »

Der Typ hat wohl Bindungsprobleme und das mit der fehlenden Verliebtheit klingt für mich eher wie eine Ausrede..
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TheRealDeal
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Re: Liebe – ein Paradoxon?

Beitrag von TheRealDeal »

Ninja Turtle hat geschrieben:
Sonja hat geschrieben:Im Grunde würde ich das zwar nicht wieder so machen, weil mir die körperliche Nähe dann doch schon sehr viel bedeutet, aber ich fand auch, dass alles sehr schön war und ich bereue es nicht, denn ich wusste, worauf ich mich einlasse.
Schön, wie du das sagst. Da könnt ihr euch beide wirklich glücklich schätzen, auch wenn es am Ende nicht sein sollte.
So sehe ich das auch. Und sich an die schönen Momente zu erinnern, hat auch etwas Bleibendes.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Ninja Turtle

Re: Liebe – ein Paradoxon?

Beitrag von Ninja Turtle »

Kann das Problem vielleicht darin bestehen, dass sich gar keine feste Bindung (Liebe) entwickeln kann, wenn man mehrere Beziehungen gleichzeitig führt. Das es also in erster Linie eine Frage der willentlichen Entscheidung ist? Und erst in zweiter Linie Schicksal?