Ist diese konsequente Trennung zwischen inneren Werten und äußerlicher Attraktivität nicht ein bisschen problematisch, weil man damit so tut, als wären das zwei Dinge, die vollkommen unabhängig von einander existieren. So als würde man, wenn man das Äußere eines Menschen beurteilt, nur eine leere, leblose Hülle ohne jede Persönlichkeit sehen.
Ich würde dagegen behaupten, dass viele der äußerlichen Filter eigentlich Filter der Persönlichkeit sind. Jemand dem ein gepflegtes Äußeres wichtig ist, wird sich jemand suchen, der das Beste aus seiner Veranlagung macht z.B. eine vorteilhafte, moderne Frisur und selbiges für Kleidung. Was in diesem Moment beurteilt wird, ist dann aber nicht die optische „Grundausstattung“, sondern der Wunsch aus der eigenen Veranlagung das Beste herauszuholen, gepflegt auszusehen, etc.. Das ist eine Charaktereigenschaft – ob es eine relevante, erstrebenswerte ist, sei mal dahingestellt...
Wenn ich selbst sportlich bin und das wichtig für mich ist, gefällt mir jemand der ebenfalls sportlich ist und dann eben auch so aussieht....
Wenn ich persönlich in die Wohnung eines Mannes komme und sehe darin keine Bücher, hätte der Mann es danach bei mir schwer. Natürlich könnte man mir hier jetzt vorwerfen, ich würde Männer danach beurteilen, wie sie ihre Wohnung einrichten - also oberflächlich.
Für mich ist aber Lesen so ein integraler Teil einer Persönlichkeit, dass ein Mann der überhaupt nicht liest erstmal in einer mir fremden Welt lebt.
Auch sieht und beurteilt man Menschen ja inkl. zumindest mal Teilen ihrer Persönlichkeit in Form von Dingen wie Haltung, Gestik, Mimik, die ganz wesentlich zu äußerlich wahrgenommenen Attraktivität beitragen.
Sicher gibt es für beide Geschlechter äußerliche Merkmale, die von potentiellen Partnern häufig als unattraktiv wahrgenommen werden und sicher ist es etwas anderes, ob man die große Liebe und ein Elternteil für die zukünftigen Kinder oder ein ONS sucht, aber deswegen auf das fehlende Interesse an der Persönlichkeit zu schließen, finde ich schwierig.
Auch gibt es ja nicht DAS EINE attraktive Äußere. Was attraktiv ist, wird durch die Vorlieben des Betrachters entschieden (manche Männer mögen große Oberweiten, manche mögen kleine und manche in der Mitte
) und das Äußere besteht aus so vielen, vielen Facetten (um im Beispiel zu bleiben – nur weil meine Oberweite nicht den persönlichen Vorlieben des Mannes entspricht, kann er ja trotzdem den Rest sehr ansprechend finden.
)
Will sagen, Menschen sind doch sowas wie ein Gesamtkunstwerk und dann darf man sie doch bitte auch als Gesamtkunstwerk wahrnehmen.