Online verlieben ohne persönlichen Kontakt

[AtTheRearWindow]

In den letzten Tagen habe ich mehrere Berichte über Personen gelesen, die sich online über längere Zeit hinweg mit jemanden geschrieben haben, in dieses Gegenüber irgendwann verliebt haben und sich teilweise sogar als in einer Beziehung mit ihrer Online-Bekanntschaft befindlich angesehen haben. Dann stellte sich heraus, dass dieses Profil ein Fake war und die Person, in die man sich verliebt hatte, gar nicht existierte. Meistens enden solche Geschichten mit dem angeblichen Tod der Fake-Person. Finanzielle oder anderweitig offensichtlich kriminelle Motive gibt es anscheinend nicht.

Sehr spektakulär war vor einigen Monaten der Fall eines in den USA sehr bekannten Football-Spielers, der öffentlich um seine Freundin getrauert hat, bis sich herausstellte, dass diese Frau nie existiert hat. Gerade diese Woche wurde der Fall einer deutschen Bloggerin bekannt, der dasselbe passiert ist. Interessant war für mich, dass diese Bloggerin sich selbst zwar nie so identifiziert hat, aber nach „unseren“ Maßstäben wohl AB war. Die Beziehung zu dem Fake-Online-Profil war ihre erste Beziehung – nur eben Fake. Auch der Football-Spieler war sehr jung, vielleicht war es auch für ihn die erste „Freundin“.

Ich kann mir sehr schwer vorstellen, dass ich mich in jemanden verlieben könnte, den ich nie persönlich kennengelernt habe. Im Laufe der Jahre habe ich schon mit mehreren Frauen jahrelange E-Mail-Freundschaften geführt, wir haben uns teilweise täglich geschrieben, über alles Mögliche, aber nie hätte ich mich auf diesem Wege verlieben können – glaube ich jedenfalls Aber selbst wenn ich mir das noch vorstellen könnte, ich würde nie auf die Idee kommen, so einen Kontakt als „Liebesbeziehung“ und die betreffende Frau als meine „Freundin“ oder „Partnerin“ zu bezeichnen. Oder ist das dann nur der kleinere Schritt, wenn man sich erst einmal verliebt hat? Und sind ABs für so etwas anfälliger, als andere Menschen, weil sie weniger Erfahrung haben oder bedürftiger sind?

[Brax]

... sich teilweise sogar als in einer Beziehung mit ihrer Online-Bekanntschaft befindlich angesehen haben

Verrückte Sache...
Also, ich kann mir schon vorstellen, dass man sich in jemanden online verlieben kann (generell; bei mir selbst kann ich es nicht). Aber dass man sich in einer Beziehung wähnt, ist dann doch etwas übertrieben.

Verrückt finde ich es vor allem, da ja heutzutage eher gängige Meinung ist, eine Beziehung habe man erst dann, wenn man Sex gehabt hätte. Das scheinen die wohl so gar nicht gebraucht zu haben.

[summertime]

Gerade diese Woche wurde der Fall einer deutschen Bloggerin bekannt, der dasselbe passiert ist. Interessant war für mich, dass diese Bloggerin sich selbst zwar nie so identifiziert hat, aber nach „unseren“ Maßstäben wohl AB war. Die Beziehung zu dem Fake-Online-Profil war ihre erste Beziehung – nur eben Fake.

Die Geschichte hab ich auch gelesen, die Arme. Ich kann mir vorstellen, dass sich bei einem online-Kontakt Gefühle entwickeln und dass man sich da auch ganz schön reinsteigern kann und habe so etwas auch schon erlebt. Aber als Verliebtheit würde ich das noch nicht bezeichnen, da man sich ja noch gar nicht kennt. Man ist höchstens in die Wunschvorstellung verliebt, die man sich von der anderen Person gemacht hat und in die Fantasie, was daraus entstehen könnte.

[Danger Mouse]

1 Monat Skypen
4 Tage besucht
9 Monate Skypen
dann vorbei

[Ninja Turtle]

Für eine echte Liebesbeziehung braucht es den körperlichen Kontakt. Sonst laufen bestimmte notwendige biochemische Prozesse gar nicht erst ab.
Ohne ist es "nur" eine Freundschaft oder Schwärmerei. Und ziemlich schräg.

[Nonkonformist]

Ich brauche kein sex zum verlieben.
Nicht mal küssen oder kuscheln.
Verlieben ist bei mir eine hauptsächlich geistig-emotionale sache.

Aber ohne eine person real mit zu erleben, ihre stimme, ihre korpersprache, ihren duft; ohne einander in die augen schauen zu können, einander an zu lächeln, könnte ich mich nie im leben verlieben. Im allerbesten fall würde ich mich ein komplett falsches bild von diese person machen, mich darin verknallen, und wann diese fantasie an der realität zerbrecht, wann man sich mal begeget, sehr enttäuscht sein. (Aber auch das letzte würde mich nur sehr unwahrscheinlich passieren...)

[Unkreativer]

Für eine echte Liebesbeziehung braucht es den körperlichen Kontakt.

Das heißt, eine Fernbeziehung ist keine Beziehung? Ein Freund kam aus Asien (er ist wieder dort) und hat während seines Studiums eine Fernbeziehung zu seiner zwischenzeitlich Verlobten gehabt. Hatte der also keine Beziehung? Körperlichen Kontakt hatten die beiden immer für Monate nicht.

[Ninja Turtle]

Für eine echte Liebesbeziehung braucht es den körperlichen Kontakt.

Das heißt, eine Fernbeziehung ist keine Beziehung? Ein Freund kam aus Asien (er ist wieder dort) und hat während seines Studiums eine Fernbeziehung zu seiner zwischenzeitlich Verlobten gehabt. Hatte der also keine Beziehung? Körperlichen Kontakt hatten die beiden immer für Monate nicht.

Aber sie hatten welchen.

[selina]

Aber ohne eine person real mit zu erleben, ihre stimme, ihre korpersprache, ihren duft; ohne einander in die augen schauen zu können, einander an zu lächeln, könnte ich mich nie im leben verlieben.

Dito.

[inVinoVeritas]

Ich kann mir vorstellen, dass sich bei einem online-Kontakt Gefühle entwickeln und dass man sich da auch ganz schön reinsteigern kann und habe so etwas auch schon erlebt. Aber als Verliebtheit würde ich das noch nicht bezeichnen, da man sich ja noch gar nicht kennt. Man ist höchstens in die Wunschvorstellung verliebt, die man sich von der anderen Person gemacht hat und in die Fantasie, was daraus entstehen könnte.

Volle Zustimmung und gut zusammengefasst!
Meistens zerplatzt dieses Wunschbild (in welches man sich "verliebt" bzw. reingesteigert hat) dann beim ersten realen Treffen, wenn man feststellt dass der echte Mensch aus Fleisch und Blut eben doch anders ist.
Ich habe in abgemilderter Form früher auch schon mal ähnliches erlebt: man schreibt sich wochenlang, telefoniert und alles ist super. Man versteht sich extrem gut, kann stundenlang miteinander reden und lachen, das Foto zeigt eine attraktive Frau und zack beginnen sich erste Schmetterlinge im Bauch zu bilden.
Beim Treffen dann die totale Ernüchterung, alles ist wie weggeblasen. Man kann sich nicht "riechen", ihre Mimik ist komisch, all das was der Kopf sich zusammenfantasiert hat existiert garnicht als Gesamtbild.

Seit diesem Erlebnis habe ich immer geschaut, dass man sich gleich nach wenigen Nachrichten mal auf ein Bierchen trifft und direkt in real kennenlernt.
Ein 10min-Treffen hat mehr Gewicht, als 4 Wochen mit stundenlangen Telefonaten und seitenlangen Mails. (die Zeit kann man sich nämlich sparen, da dies nichts darüber aussagt, ob man sich in real dann tatsächlich toll findet).

[Swenja]

Für eine echte Liebesbeziehung braucht es den körperlichen Kontakt. Sonst laufen bestimmte notwendige biochemische Prozesse gar nicht erst ab.
Ohne ist es "nur" eine Freundschaft oder Schwärmerei. Und ziemlich schräg.

...so so... ziemlich schräg also...
na da weiss ich doch endlich, was/wie ich bin...
gut, dass es ein hc-ab doch etwas toleranter gesehen hat
und nach drei monaten des pn-austausch´ und weiteren fast sieben monaten des telefonierens
sich zu einem treffen hat breitschlagen lassen.



Swenja

[Unkreativer]

Es ist ja auch total egal, ob jemand sich das vorstellen kann. Wenn es so kommt, kommt es halt so. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, im Internet jemanden kennenzuerlenen und ich habe mich am Anfang sogar ein bisschen dagegen gewehrt, aber es ist so gekommen und jetzt bin ich sehr glücklich damit.

[Ninja Turtle]

Für eine echte Liebesbeziehung braucht es den körperlichen Kontakt. Sonst laufen bestimmte notwendige biochemische Prozesse gar nicht erst ab.
Ohne ist es "nur" eine Freundschaft oder Schwärmerei. Und ziemlich schräg.

...so so... ziemlich schräg also...
na da weiss ich doch endlich, was/wie ich bin...
gut, dass es ein hc-ab doch etwas toleranter gesehen hat
und nach drei monaten des pn-austausch´ und weiteren fast sieben monaten des telefonierens
sich zu einem treffen hat breitschlagen lassen.



Swenja

Na dann habt ihr euch doch am Ende getroffen. Ist doch toll!
Schräg währe es für mich, wenn es beim virtuellen Kontakt bleiben würde.
Und man es trotzdem als Liebesbeziehung bezeichnen würde.

[Erlkönigin]

Ich hab meinen Freund auch online kennengelernt und wir hatten sehr intensiven virtuellen Kontakt und haben uns da wohl auch schon als "in einer Beziehung" betrachtet.
Wir haben sehr regelmäßig telefoniert, Fotos und Videos ausgetauscht, ich habe seine Freunde (virtuell) kennengelernt, weil wir zusammen etwas gespielt haben etc..
So richtig gefestigt und verifiziert hat es sich dann für mich dennoch erst mit dem ersten Besuch. Davor hätte ich mich auch nicht gegenüber anderen als vergeben beschrieben o.ä.
Getroffen haben wir uns sechs Wochen nachdem wir gegenseitig eingeräumt hatten, dass da wohl Gefühle füreinander bestehen. (Virtuell) gekannt hatten wir uns zum Zeitpunkt unseres ersten "realen" Kontakts gute drei Monate.
Mittlerweile war er schon mehrmals hier und nächsten Monat besuche ich ihn das erste Mal in seiner Heimatstadt (internationale Fernbeziehung).
Letztlich kann man den Kontakt vor dem ersten realen Treffen dann doch nicht mit dem, was danach ist, vergleichen.

[Schneeleopard]

Ich habe mich im Laufe der Jahre mehrmals übers Netz in eine Frau 'verguckt'.
'Verliebt' will ich diesen Vorgang bewusst nicht nennen, da verlieben nach meiner
Definition nur real stattfinden kann.
Eine tiefe Schärmerei fand dabei aber sehr wohl statt und ich kann gut verstehen,
dass ein MAB oder eine ABiene das als verlieben ansieht.

Ähnlich sehe ich es bei der Frage der 'Beziehung'. Nach meiner Definition ist sowas
eine Affäre und nicht mehr. Egal wie lang es läuft und wie wunderschön es sich für
mich anfühlt. Erst wenn man sich real kennt, wird darauf eine Partnerschaft in Form
einer Fernbeziehung. Vorher nehme ich das Alles nicht sonderlich ernst ... auch wenn
ich mehrmals sehr begeistert für eine Frau war.

Wo ich mit meinen Gefühlen ähnlich vorsichtig bin ist bei dem Problem der 'fakes'.
Einerseits steckt auch dahinter ein echter Mensch (wenn es nicht gerade einer der
bekannten Fakes aus Russland oder Nigeria ist) mit seinen Gefühlen und dies
zeigt sich ja darin, dass die gefakte ID verstirbt um die Sache nicht auffliegen zu
lassen. Andererseits finde ich es beim heutigen Stand der Technik kaum zu glauben,
wenn der Andere trotz aller emotionalen Dynamik, nicht zum Telefon oder zu Skype
greift. Ohne so einen 'fakesicheren' Kontakt bricht bei mir diese Dynamik ab und die
'Beziehung' versandet.

[TheRealDeal]

... sich teilweise sogar als in einer Beziehung mit ihrer Online-Bekanntschaft befindlich angesehen haben

Verrückte Sache...
Also, ich kann mir schon vorstellen, dass man sich in jemanden online verlieben kann (generell; bei mir selbst kann ich es nicht). Aber dass man sich in einer Beziehung wähnt, ist dann doch etwas übertrieben.

Verrückt finde ich es vor allem, da ja heutzutage eher gängige Meinung ist, eine Beziehung habe man erst dann, wenn man Sex gehabt hätte. Das scheinen die wohl so gar nicht gebraucht zu haben.

Ich kann es mir nicht vorstellen, obwohl es gerade bei mir passiert. Oder bereits passiert ist, denn das wäre eine hinreichende Erklärung für meine Verwirrung... Ich verspüre zu dieser Frau eine starke emotionale Bindung. Wohl aufgrund dessen, dass Sie so ziemlich alle Gefühle des Spektrums in mir ausgelöst hat, abgesehen von Ekel. Es knistert auf jeden Fall etwas und das sind nicht meine morschen Knochen...

Eine Beziehung im Sinne einer Liebesbeziehung ist das natürlich nicht.

Ich werde eine Beziehung führen, wenn meine Partnerin und ich sich dafür entscheiden. Das ist unabhängig von sexuellen Handlungen, wobei für mich z. B. Telefon-Sex ganz klar dazu gehört.

Für mich alles machbar und es fühlt sich auch normal und natürlich an. Das einzige wirkliche Problem sehe ich darin, dass ich projiziere. Und das tue ich, obwohl ich das gar nicht tun will und voll auf der Bremse stehe, weil ich mir darüber bewusst bin, wenn ich projiziere (Psychotherapie sei Dank). Ich denke oft am Tag an Sie, was mich freut. Sollte mir das zu oft passieren, kenne ich dagegen eine gute Strategie, die mir dagegen hilft. Ich genieße aber diese Zeit, den Moment wirklich und hoffe mal das Beste für die Zukunft.

Ich nehme "die Sache" auf jeden Fall ernst, natürlich auch aus Respekt und Achtung vor der Dame. Ich wüsste auch nicht, wie ich es anders machen sollte, denn der "Point of no Return" ist bereits deutlich überschritten (jedenfalls bei mir). Also muss ich da durch, egal, was auch immer das für mich für die Zukunft zu bedeuten hat.

[Tania]

... der "Point of no Return" ist bereits deutlich überschritten (jedenfalls bei mir). Also muss ich da durch, egal, was auch immer das für mich für die Zukunft zu bedeuten hat.

Nur kein Druck ...

Bin ja mal gespannt, ob die Dame sich dem gewachsen zeigt oder einknickt.

Zum Thema: wir verlieben uns doch anfangs nie in einen kompletten Menschen. Wenn wir jemanden z.B. in der Disko, beim Einkaufen oder unter einem Kirschbaum im Garten begegnen, verlieben wir uns in sein Lächeln, in das Strahlen in seinen Augen, in den Duft seiner Haut, in das Gefühl, das seine Berührung auslöst. Entdecken wir ihn online, verlieben wir uns in die Art, wie er schreibt, in seine Gedanken, vielleicht auch in sein Foto. Egal, womit es beginnt - dieses Verliebtheitsgefühl motiviert uns, mehr Zeit mit diesem Menschen zu verbringen. Unsere Antennen auf ihn auszurichten, weitere Facetten seiner Persönlichkeit wahrzunehmen. Manche davon könnten die Verliebtheit abschwächen, manche könnten sie verstärken - bis hin zu dem Punkt, an dem ein "ich liebe Dich" sich unaufhaltsam den Weg vom Herzen in Richtung der Lippen bahnt.

Insofern kann ich eine virtuelle Verliebtheit durchaus nachvollziehen und ernst nehmen. In Richtung einer Liebe oder gar einer Beziehung kann sie für mich allerdings nur gehen, wenn man einander die Chance gibt, auch den Rest der anderen Person zu sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen. Und sich letztlich mit allen Sinnen füreinander entscheidet.

[Morningstar]

Nein, habe im Onlinedating schon genug Frauen erlebt die beim Texten sehr charmant und nett waren im Reallife dann aber mächtig schräg drauf waren. z.B. Betrunken zum Frühstücksdate erschienen sind, aufgrund von Depressionen plötzlich in Tränen ausgebrochen oder übel gerochen haben, oder dann doch plötzlich 15 Jahre älter waren als auf den Photos.

In sofern, nein da könnte ich mich nicht verlieben. Um zu wissen wie jemand wirklich ist muss man sich im Real Life kennen lernen, ansonsten funktioniert das nicht für mich.

[TheRealDeal]

... der "Point of no Return" ist bereits deutlich überschritten (jedenfalls bei mir). Also muss ich da durch, egal, was auch immer das für mich für die Zukunft zu bedeuten hat.

Nur kein Druck ...

Bin ja mal gespannt, ob die Dame sich dem gewachsen zeigt oder einknickt.

Du meinst mir? Ja, ich bin herausfordernd... Für mich ist es die Realität. Für die Dame vielleicht Druck, aber zumindest keiner aus der Kategorie "Jetzt endscheide Dich endlich mal", oder "Ich gebe Dir noch 3 Tage, sonst bin ich weg". Denn wenn ich Sie hätte fallen lassen wollen, dann hätte ich es längst schon getan... Und da Sie auch nicht wirklich von mir lassen kann, bin auch ich mal gespannt, wie sich das entwickeln wird...

[schmog]

Das ist mir vor einigen Jahren passiert.
Ich hatte eine virtuelle, innige Fernbeziehung. (via Skype und Telefon)

Leider haben wir uns bis heute nie getroffen.