Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

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Captain Unsichtbar
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Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Captain Unsichtbar »

Hallo,

Ich beschäftige mich zurzeit damit den nächsten Schritt in der Lösung meiner Probleme anzugehen. In dem Sinne würde ich von den anderen Sozialphobikern hier im Forum gerne wissen, wie ihr damit im Alltag umgeht. Mir ist natürlich klar, dass es komplett unterschiedliche Stärken der sozialen Phobie gibt, aber nichtsdestotrotz wären Erfahrungsberichte von anderen Usern sicherlich sehr hilfreich. Bei Leuten die eine Therapie gemacht haben oder machen würde mich interessieren ob ihr Erfolg hattet und wie ihr dazu gekommen seit.

Mir geht es momentan speziell darum, wie ich mein Vermeidungsverhalten ablegen könnte. Ich würde gerne daran arbeiten und wäre deshalb interessiert zu hören wie andere damit umgehen. Die berüchtigte simple und direkte Konfrontation die viele Nichtbetroffenen oft propagieren, funktioniert bei mir absolut gar nicht, eher würde ich dann kurz vor einem Herzversagen stehen.

Für alle Nichtbetroffenen möchte ich anhängend noch einmal Wiki zitieren, weil ich aus Erfahrung weiss, dass Soziale Phobie trotz ihrer relativ hohen Bekanntheit von der Allgemeinheit nach wie vor meist komplett missverstanden wird. Ich will damit aber nicht sagen, dass nur Sozialphobiker mitdiskutieren dürfen. Grundsätzlich bin ich an jedem ernsthaften Austausch zu diesem Thema interessiert, zumal ich selbst denke, dass viele AB-Probleme hier im Forum auch mit sozialer Phobie zusammenhängen, da wäre ein ernsthafter Austausch über dieses Thema sicherlich hilfreich.
Das zentrale Merkmal sind ausgeprägte Ängste, in sozialen Situationen im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und sich peinlich oder beschämend zu verhalten.
[...] Menschen mit sozialer Phobie meiden gesellschaftliche Zusammenkünfte, da sie fürchten, Erwartungen anderer nicht zu erfüllen und auf Ablehnung stoßen zu können. Sie fürchten, dass ihnen ihre Nervosität oder Angst angesehen werden könnte, was ihre Angst oftmals noch weiter verstärkt. Begleitet wird die Angst oft von körperlichen Symptomen wie zum Beispiel Erröten (siehe auch „Angst vor dem Erröten“), Zittern, Herzrasen, Schwitzen, Atemnot, Verkrampfung, Sprechhemmung und häufigen Versprechern, Schwindelgefühlen, Harndrang, Beklemmungsgefühlen in der Brust, Kopf- und Magenschmerzen, Durchfall, Übelkeit (Würgereiz) oder Panik sowie von kognitiven Symptomen wie z. B. Gedankenkreisen, Derealisation und Depersonalisation.
[...]
„Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen, die zu Vermeidung sozialer Situationen führt. Umfassendere soziale Phobien sind in der Regel mit niedrigem Selbstwertgefühl und Furcht vor Kritik verbunden. Sie können sich in Beschwerden wie Erröten, Händezittern, Übelkeit oder Drang zum Wasserlassen äußern. Dabei meint die betreffende Person manchmal, dass eine dieser sekundären Manifestationen der Angst das primäre Problem darstellt. Die Symptome können sich bis zu Panikattacken steigern.“
Sie zeichnet sich durch folgende Leitsymptome aus:
  • Zentral ist die Furcht vor prüfender Betrachtung in überschaubaren Gruppen (siehe auch Spotlight-Effekt).
  • Die Angst kann sich auf bestimmte Situationen wie Essen oder Sprechen in der Öffentlichkeit oder Treffen mit Menschen eines begehrten Geschlechts beschränken; sie kann aber auch unbestimmt sein und in fast allen sozialen Situationen außerhalb der Familie auftreten.
  • Häufig bestehen niedriges Selbstwertgefühl und Furcht vor Kritik.
  • Als Begleitphänomene können Erröten, Vermeiden von Blickkontakt, Schwitzen, Zittern, Herzrasen, Durchfall, Übelkeit oder Harndrang auftreten.
  • Die Symptomatik kann sich bis zu Panikattacken verstärken.
  • Ausgeprägtes Vermeidungsverhalten kann zu vollständiger sozialer Isolation führen.
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Mit müden Augen »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 30 Sep 2017 12:24Die berüchtigte simple und direkte Konfrontation die viele Nichtbetroffenen oft propagieren, funktioniert bei mir absolut gar nicht, eher würde ich dann kurz vor einem Herzversagen stehen.
Dann machst du es vielleicht verkehrt, nämlich zu schnell bzw in zu großen Schritten. Kennst du kognitive Verhaltenstherapie? Richtig gemacht (einzelnd oder in einer Gruppe, aber auf jeden Fall mit professionneller Unterstützung!!) kann das gut helfen, aber wie jede Therapie natürlich nicht bei jedem (z.B. bei mir der aber neben SP noch diverse andere Nettigkeiten :roll: hat).
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Montecristo
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Montecristo »

@CU: Wie schlimm ist es denn bei Dir? Wenn Du nicht mehr aus dem Haus kommst, ist das doch was anderes als wenn Dir nur unangenehm ist, den Nachbarn im Hausflur zu begegnen?
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Captain Unsichtbar
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Captain Unsichtbar »

Mit müden Augen hat geschrieben: 30 Sep 2017 13:08 Dann machst du es vielleicht verkehrt, nämlich zu schnell bzw in zu großen Schritten. Kennst du kognitive Verhaltenstherapie? Richtig gemacht (einzelnd oder in einer Gruppe, aber auf jeden Fall mit professionneller Unterstützung!!) kann das gut helfen, aber wie jede Therapie natürlich nicht bei jedem (z.B. bei mir der aber neben SP noch diverse andere Nettigkeiten :roll: hat).
Das habe ich aber auch gar nicht geschrieben. Ich habe darum ja explizit geschrieben "simple und direkte Konfrontation", der gute alte Sprung ins kalte Wasser. Die Menschen welche diese Theorie teilen, sprechen nicht von kleinen Schritten. Genau das wollte ich damit ja ausdrücken, dass es sich Aussenstehende oft leicht machen.
Was du selbst jetzt schreibt (kleine Schritte), das wäre eine mögliche Herangehensweise, aber das habe ich auch gar nicht angezweifelt. Da bin ich völlig bei dir. Und auf die Frage: nein in eine Therapie habe ich eben leider bisher nicht geschafft. Ich versuche mir Momentan den Pfad dazu zu ebenen, darum wäre ich am Austausch hier interessiert.
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Captain Unsichtbar »

Montecristo hat geschrieben: 30 Sep 2017 13:10 @CU: Wie schlimm ist es denn bei Dir? Wenn Du nicht mehr aus dem Haus kommst, ist das doch was anderes als wenn Dir nur unangenehm ist, den Nachbarn im Hausflur zu begegnen?
Darum geht es eben nicht. Es geht nicht darum Menschen zu begegnen... Mich interessiert viel mehr wie andere Betroffene mit Alltagssituationen umgehen die für einen Sozialphobiker problematisch sein können. Ich denke ein Grossteil wird wahrscheinlich versuchen alles zu vermeiden, was irgendwie "gefährlich" werden könnte, aber vielleicht gibt es ja auch Leute, die es geschafft haben mit spezifischen Situationen umzugehen. Sowas würde mich interessieren.
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Mit müden Augen »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 30 Sep 2017 13:32Das habe ich aber auch gar nicht geschrieben. Ich habe darum ja explizit geschrieben "simple und direkte Konfrontation", der gute alte Sprung ins kalte Wasser. Die Menschen welche diese Theorie teilen, sprechen nicht von kleinen Schritten. Genau das wollte ich damit ja ausdrücken, dass es sich Aussenstehende oft leicht machen.
Ach ok, ich dachte du hättest das mit der direkten "Vollkonfrontation" selber probiert. Das funktioniert natürlich nicht, aber wird in der Tat oft von Nicht-Betroffenen empfohlen.
nein in eine Therapie habe ich eben leider bisher nicht geschafft.
Was meinst du genau mit nicht geschafft? Angefangen aber abgebrochen oder nie getraut zu einem Therapeuten zu gehen oder ...?
Ich versuche mir Momentan den Pfad dazu zu ebenen
Das klingt gut. Solltest du keinerlei Therapieerfahrung haben (so liest sich das aktuell für mich) kannst du dich ja mal im Internet etwas informieren, allerdings gibt es Unmengen Sachen (Therapieformen) und auch einiges (vermutlich sehr viel) an Blödsinn. Meines Wissens (ich bin zwar Betroffener aber habe keine Qualifikation in Psychologie wohlgemerkt) ist bei SP kognitive Verhaltenstherapie DIE Lösung. Der nächste Schritt wäre dann einen Termin bei einem passenden Therapeuten (nicht jeder bietet jede Therapieform an!) zu finden. Wie das genau in Deutschland funktioniert weiß ich nicht, aber ich habe dem Forum entnommen dass man wohl viel Geduld haben muss. :? Im Zweifel ist der Hausarzt sicher kein falscher Ansprechpartner für den Anfang.
Wichtig ist dass wie im "realen Leben" nicht jeder Mensch mit jedem Therapeuten kann, es lohnt sich mehrere Termine zu machen und den für sich "besten" Therapeuten (m/w natürlich) auszuwählen.

Jetzt sollte ich mich erstmal temporär ausklinken hier, die Nervosität usw ist schon wieder viel zu hoch bei mir. :?

edit (ganz kurz): Es geht bei k. Verhaltenstherapie nicht nur um Konfrontation in kleinen Schritten (und mit ganz bestimmten "Regeln" sage ich mal) sondern auch um den kognitiven Aspekt: Die falschen Gedankengänge/strukturen aufzudecken und zu verstehen. Das löst diese natürlich nicht direkt auf aber es ist schon hilfreich zu wissen was da so im Kopf vor sich geht.
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Unkreativer
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Unkreativer »

Mit kleinen Schritten der Konfrontation habe ich verschiedene Ängste, auch die soziale Phobie stark verringert. Dabei muss (und sollte) es meiner Meinung nach nicht direkt die höchste Hürde sein, sondern lösbare Aufgaben. Das fängt schon mit kleinen Schritten an, die einem nicht schwerfallen, aber trotzdem unangenehm sind. Sowas kann man leicht in den Alltag einbauen, wenn man vor der Entscheidung steht, mit einer Person zu interagieren.
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Montecristo »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 30 Sep 2017 13:38 Darum geht es eben nicht. Es geht nicht darum Menschen zu begegnen...
Sorry, worum geht es denn dann? Was bedeutet denn "spezifische Situationen"?
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Captain Unsichtbar »

Mit müden Augen hat geschrieben: 30 Sep 2017 13:44 Was meinst du genau mit nicht geschafft? Angefangen aber abgebrochen oder nie getraut zu einem Therapeuten zu gehen oder ...?
Nie getraut zu gehen... leider :sadman:
edit (ganz kurz): Es geht bei k. Verhaltenstherapie nicht nur um Konfrontation in kleinen Schritten (und mit ganz bestimmten "Regeln" sage ich mal) sondern auch um den kognitiven Aspekt: Die falschen Gedankengänge/strukturen aufzudecken und zu verstehen. Das löst diese natürlich nicht direkt auf aber es ist schon hilfreich zu wissen was da so im Kopf vor sich geht.
Bei dem habe ich momentan noch so meine Bedenken. Ich habe die Befürchtung, dass das Problem, wenn es auf einer zu rationalen Ebene bearbeitet wird, bloss gedanklich "überbrückt" wird, nicht aber wirklich weg ist. Zum Beispiel Dinge die ich oft mache, sind mittlerweile auch ertragbar, weil es einfach Routine ist, das heisst aber nicht, dass ich dort jetzt lockerer wäre, es ist einfach einstudiert. Ich spüre die Angst aber noch tief im Innern. Und wenn sich irgendetwas unvorhersehbares ereignen würde, dann ist meine ganze Routine futsch und die Angst wieder da. Oder ist das anders gemeint bei dieser Therapie? Das Blöde ist ja irgendwie, ich bin mir sogar durchaus bewusst wie doof meine ganzen Gedankengänge sind, aber du kennst das ja wahrscheinlich selbst, die Angst ist leider nie rational.
Unkreativer hat geschrieben: 30 Sep 2017 14:00 Mit kleinen Schritten der Konfrontation habe ich verschiedene Ängste, auch die soziale Phobie stark verringert. Dabei muss (und sollte) es meiner Meinung nach nicht direkt die höchste Hürde sein, sondern lösbare Aufgaben. Das fängt schon mit kleinen Schritten an, die einem nicht schwerfallen, aber trotzdem unangenehm sind. Sowas kann man leicht in den Alltag einbauen, wenn man vor der Entscheidung steht, mit einer Person zu interagieren.
Hast (hattest?) du die Ängste denn nur bei der Interaktion mit anderen Menschen? :shock:
Ich denke, da kannst du dich immerhin schon glücklich schätzen nicht das volle Paket abbekommen zu haben. :D
Montecristo hat geschrieben: 30 Sep 2017 14:30 Sorry, worum geht es denn dann? Was bedeutet denn "spezifische Situationen"?
Genau darum habe ich den Wikitext reingepackt, weil ich einfach keine Energie habe, jedes mal erst erklären zu müssen was soziale Phobie ist und wie sich die auswirkt...
Mit "spezifische Situation" meine ich bloss eine Situation, welche für den jeweiligen Betroffenen ein Problem darstellt, nenn es von mir aus Konfliktsituation oder what ever. Eine Situation halt in der das Problem der sozialen Phobie auftritt bzw. für den speziellen Betroffenen eine Rolle spielt. Das ist ja nicht 24/7 so.
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Sonnenklar

Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Sonnenklar »

Ist dies hier OK, wenn man ein spezielles Forum für dieses Thema hier angibt, denn da tauschen sich Betroffene aus und vielleicht kennen einige hier dies auch nicht (www.sozcafe.de). Man muss sich allerdings glaube ich erst anmelden.

Wenn dies hier nicht gerne gesehen wird, dass man ein anderes Forum benennt, dann bitte löschen.
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Montecristo
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Montecristo »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 30 Sep 2017 16:49 Genau darum habe ich den Wikitext reingepackt, weil ich einfach keine Energie habe, jedes mal erst erklären zu müssen was soziale Phobie ist und wie sich die auswirkt...
Lieber Kollege, ich habe auch Volksschule fertig geschafft und Dein Text ist völlig konfus. Das könnte auch der Grund sein, warum hier niemand schreibt. Schönes Wochenende. :hut:
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Wenona

Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Wenona »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 30 Sep 2017 12:24 ... möchte ich anhängend noch einmal Wiki zitieren, weil ich aus Erfahrung weiss, dass Soziale Phobie trotz ihrer relativ hohen Bekanntheit von der Allgemeinheit nach wie vor meist komplett missverstanden wird.
:roll: Sooo nervig, oder?! :lol:

Ich hab es auch schon gefühlt einemillion Mal erklärt, und dann auch nur noch entnervt auf Wiki + Co hingewiesen. Aber es interessiert einfach keine Sau. Solange es einen nicht selbst betrifft, macht man sich nicht die Mühe, sich einzulesen. Weil, is ja anstrengend, und könnte kostbare Lebenszeit bedeuten.

Dann muss man sich sowas anhören wie "ich will es ja nicht studieren!".

Ich finde deinen Text übrigens klar verständlich.

Das Forum kann ich nicht empfehlen, da walten recht verkrustete Strukturen der Obrigkeit. Aber naja, muss jeder selber sehen.
Zuletzt geändert von Wenona am 30 Sep 2017 19:46, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Unkreativer »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 30 Sep 2017 16:49 Hast (hattest?) du die Ängste denn nur bei der Interaktion mit anderen Menschen? :shock:
Nein. Das war nur ein Beispiel. Ein anderes könnte sein, alleine in ein Restaurant zu gehen und sich dann nicht in die Ecke, sondern an den großen Tisch im Zentrum des Raumes zu setzen. Damit hatte ich früher Probleme und teilweise unbewusst habe ich mich in der Ecke (bildlich gesprochen) versteckt. Als ich dann angefangen habe, daran zu arbeiten, habe ich mich bewusst in die Mitte gesetzt, obwohl es mir unangenehm war.
Das ist so nie passiert, aber das zeigt, welche Situationen ich meine.
Wenona

Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Wenona »

Um SP effektiv und nachhaltig zu überwinden, also zumindestens in abgetrennten spezifischen Problemzonengebieten (aber ich komme da wöchentlich zu neuen Überlegungsergebnissen) erhebliche Fortschritte zu machen, brauchts einen echten Grund. Also eine wirklich starke Motivation. Etwas das du ganz unbedingt willst. Und dazu passend eine große Aufgabe, die für dich und dein Ego eine wohltuende Herausforderung darstellt.

Einfaches Beispiel: Wenn du Telefonierangst hast, und gerade z.B. einen Nebenjob suchst, dann bewirb dich in nem Callcenter. Du kannst damit das Alibi ("ick brauche das Geld") der Angst vorschieben. Durch den täglichen Zwang, telefonieren zu müssen, kriegst du automatisch Übung. Irgendwann hast du keine Angst mehr. Vielleicht ist es immer noch unangenehm, aber durch die reine 'Fertigkeit', also die erlernte Technik (+ die hundertfache Erfahrung, dass es auch in schwierigen Gesprächssituationen 'schon irgendwie geht') ist die Angst weg, und damit wird man zumindest handlungsfähig, und hat eine Einschränkung weniger im Alltag/ im Leben.

Bei der Partnersuche ist es vielleicht ähnlich:
Um Frauen, oder 'irgendwann mal irgendeine Frau' ansprechen zu können, nimmst du* dir vor, viele Menschen, insbesondere Frauen anzusprechen, um in Übung zu kommen.
Funktioniert nicht.
Warum?
Weil es keinen konkreten Grund gibt.
Wenn da eine konkrete Frau ist, deine Traumfrau, dann ist das etwas anderes. Dann übst du für sie. Um sie an einem bestimmten Tag ansprechen zu können. Also die Hemmung für die Übung fällt weg, und durch die Übung fällt die Inkompetenz weg.
Die Motivation, um sie überhaupt ansprechen zu wollen, könnte man sich herbeiführen, durch simple Lebenszeitrechnung (wieviel ist noch übrig?). ;) Ist zwar sich selbst gegenüber fies, aber effektiv. :lol:
Sonnenklar

Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Sonnenklar »

Die Wikipedia Erklärung für Soziale Phobie ist für Betroffene so richtig ein Tritt in den Schritt (die Männer werden dann wissen, wie es gemeint ist).

Das kann nur ein Laie geschrieben haben und wahrscheinlich auch jemand, der überhaupt nicht davon betroffen ist, denn da fehlt einfach das Verständnis und die Akzeptanz für entsprechende Betroffene.

Soziale Phobie ist so vielseitig, dass man mit einseitigen Ratschlägen noch mehr kaputtmachen kann als derjenigen Person helfen kann.

Soziale Phobie hat generell mit Ängsten und Problemen mit Menschen zu tun (auch mit sich selber) und da hat jeder irgendwie unterschiedlich mit zu tun und da jeder Mensch anders ist, könnte man eigentlich die Schwierigkeiten erkennen, die Betroffene haben.

Deswegen kann mich nicht einfach für alle sagen, wer Probleme mit dem Telefonieren hat, soll sich einfach in ein Call-Center setzen und üben üben üben, dass wird es schon wieder.

Gerade mit solchen Aktionen kann man bei vielen Betroffenen die Probleme und Ängste noch weiter extremst steigern, dass es dann noch schwieriger wird wenn nicht sogar unmöglich, dies irgendwann soweit wieder hinzubekommen, dass man damit leben kann.

Auch wenn man Betroffene selbst nicht verstehen kann, sollte jeder soweit Verständnis, Akzeptanz und Toleranz mitbringen, damit sich der einzelne Betroffene nicht immer wie ein Alien fühlen muss, weil er sich einfach anders fühlt (und vielleicht auch sieht) als generell die Menschheit um ihn rum.
Nonkonformist

Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Nonkonformist »

Habe die Wikipedia-eintrage gelesen und es kann sein das die vermeidend-selbstunsichere Persönlichkeitsstörung in milder form auf mich zutrifft.

Ich habe eine starke abneigung gegenüber gruppen, ins besonderen homogene gruppen mit einen klaren gruppencode und gruppenzwang, und mein erstarren bei OdBs lässt sich erklären aus eine angst für sehr enge intimität.

War in meinen schulzeit eher zurückgezogen und einzelgängerisch, meine freunde waren andere nerds und geeks, bei wem ich einfach mich sein konnte; nicht die coolen gruppentypen.
Das ständig unter menschen sein in der lehrerschule war nicht mein ding, meine praktikums-perioden im unterricht waren traumatisch, ich mag es nicht so unterbrochen unter menschen zu sein. Gruppendynamik ist für mich sehr erschöpfend. (Bin auch ein HSP.)

In trickfilmbereich fühlte ich mich wohl; meine kollegen waren mir in vielen bereiche ähnlich und die eigentliche arbeit macht man isoliert an seinen arbeitstisch, in einen art trance wo man die rest der welt vergisst. Intermenschlichen kontakt gab es dosiert in den pausen und bei after-work aktivitäten. In meinen jetzigen AGH-stelle in eine Hochschule sind meine kollegen zwar nett aber fühle ich mich trotzdem isoliert; ich habe mit den kollegen wenig gemeinsamkeiten.

Ich tu mich auch schwer damit neue menschen kennen zu lernen, und tu das eher passiv - nicht in kneipen usw, aber in der arbeit, wo ich als freiberuflicher immer neue freiberuflichen kennengelernt habe, für wem ich langsam warm werden konnte.
Zwisschen menschen mit wem ich wenig gemeinsamkeiten habe fühle ich mich manchmal sehr, sehr unwohl, da will ich eigentlich nur noch weg.

Sicher in meinen schulzeit war ich scheu und zurückgezogen - ich hatte nur den glück, das das nicht verhindert hat das sich ab und zu mädchen in mich verguckt haben. (Ich habe mich trotz meinen geringen 1.64m und übergewicht nie als unattraktiv empfunden, dafür haben zuviele frauen interesse an mich gezeigt.) Bin in meinen schulzeit meine OdBs aber noch ziemlich auf distanz geblieben, und habe die meisten annäherungsversuche derenseits nicht erwidert.

Später, im trickfilmbereich, unter menschen bei wem ich mich wohl fühlte, bin ich lockerer geworden.
Als bedingung für meinen lockerheit gehört wohl das ich unter bekannten bin bei wem ich mich wohl fühle; unter unbekannten wird das nicht so schnell, eher gar nicht passieren.
In diesen beschutzten raum habe ich gelernt zu flirten, war dann häufiger in kneipen (after-work) und sogar diskos, und hatte ich auch mal meine "extravertieren momente".
Außerhalb diesen beschutzten raum bin ich immer noch eher zurückgezogen und wenig zugänglich.
Und wann eine odB mir zu nahe kommt erstarre ich immer noch, dank meinen bindungsängste.
Ich habe einige chancen versaut - aber gut, es gab da zumindestens chancen zu versauen.

Es ist damit der einzige ratschlag die ich für mich als sinnvol empfunden habe: suche dich deinen eigenen beschutzten raum.
Suche dir ein soziales umfeld wo du dich wohl fühlst, wann es so was gibt.
Und übe mit menschen bei den du dich wohl fühlst.
Zuletzt geändert von Nonkonformist am 01 Okt 2017 10:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Ringelnatz »

Nonkonformist hat geschrieben: 01 Okt 2017 09:48
Es ist damit der einzige ratschlag die ich für mich als sinnvol empfunden habe: suche dich deinen eigenen beschutzten raum.
Suche dir ein soziales umfeld wo du dich wohl fühlst, wann es so was gibt.
Und übe mit menschen bei den du dich wohl fühlst.
In diese Richtung gehen ja z.B. auch lösungsorientierte, resourcenaktivierende Ansätze. Da wären z.B. so Fragen wie "Gibt es (soziale) Situationen, wo das Problem nicht oder weniger ausgeprägt auftritt?" "Was ist da anders?" Und dann kann man da ansetzen und sich in kleinen Schritten bewegen. Überwindung kostet das aber mit Sicherheit trotzdem. Ich bin auch nicht im therapeutischen Bereich tätig und weiß nicht, ob Phobien so behandelt werden. Aus dem Studium erinnere ich, dass bei Phobien immer stark die verhaltenstherapeutischen Ansätze propagiert wurden, wo mit Exposition gearbeitet wird. Ich weiß aber nicht, wie das mit sozialen Phobien ist...
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Nonkonformist »

Ringelnatz hat geschrieben: 01 Okt 2017 10:01
Nonkonformist hat geschrieben: 01 Okt 2017 09:48
Es ist damit der einzige ratschlag die ich für mich als sinnvol empfunden habe: suche dich deinen eigenen beschutzten raum.
Suche dir ein soziales umfeld wo du dich wohl fühlst, wann es so was gibt.
Und übe mit menschen bei den du dich wohl fühlst.
In diese Richtung gehen ja z.B. auch lösungsorientierte, resourcenaktivierende Ansätze. Da wären z.B. so Fragen wie "Gibt es (soziale) Situationen, wo das Problem nicht oder weniger ausgeprägt auftritt?" "Was ist da anders?" Und dann kann man da ansetzen und sich in kleinen Schritten bewegen. Überwindung kostet das aber mit Sicherheit trotzdem. Ich bin auch nicht im therapeutischen Bereich tätig und weiß nicht, ob Phobien so behandelt werden. Aus dem Studium erinnere ich, dass bei Phobien immer stark die verhaltenstherapeutischen Ansätze propagiert wurden, wo mit Exposition gearbeitet wird. Ich weiß aber nicht, wie das mit sozialen Phobien ist...
Ich weiß auch nicht, wie da im psycho-therapeutischen bereich darüber gedacht wird; ich war am ende regisseur und animationssupervisor mit so einiges an intermenschlichen kontakt und bin damit klar geworden, auch wann es manchmal sehr erschöpfend war; so stark ausgeprägt ist meinen sozialen phobie nicht (mehr), deswegen habe ich in meinen therapie bis jetzt noch kein thema draus gemacht. Ich kann es demnächst mal ansprechen.

Ich weiß nur das ich, wann ich einmal in meinen trickfilmbereich war, ziemlich aufgeblüht bin, das es da so einiges an änderungen in meinem persönlichkeit gab, das ich seitdem um einiges lockerer geworden bin. Zumindestens, so lange ich in meinem geschützen raum bleibe.

Es ist wahrscheinlich das, was mir noch am allermeisten fehlt, seit ich kein trickfilmer mehr bin; diesen kreis von ähnlich verrückten um mich herum. Meinen geschützten raum.
Seit ich kein trickfilmer mehr bin, bin ich auch sozial isoliert, und habe ich mich auch nicht mehr verliebt.
Nonkonformist

Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Nonkonformist »

Es fällt mir gerade ein das auch in meinen Nonkonformismus wahrscheinlich eine gute prise soziale fobie drinn steckt - wann man sich in der gruppe nicht behaupten kann, und sich dort unwohl fühlt, entzieht man sich diese gruppe(n). (Und die gruppen wo ich mich wohl fühlte waren lockere, unkonventionellen gruppen mit wenig sozialen regeln. Also gruppen mit mitgliedern die nicht immer den anderen mitglieder beurteilen und korrigieren und konformieren; gerade das was sozialfobiker befürchten und vermeiden...)

Ich habe meine nische gefunden; schwieriger wird es, wo man so einen nische nicht hat, und richtig isoliert ist....
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Re: Umgang mit sozialer Phobie im Alltag

Beitrag von Mit müden Augen »

Den Wikipediakram habe ich nicht gelesen, aber hier
Sonnenklar hat geschrieben: 01 Okt 2017 07:58Deswegen kann mich nicht einfach für alle sagen, wer Probleme mit dem Telefonieren hat, soll sich einfach in ein Call-Center setzen und üben üben üben, dass wird es schon wieder.

Gerade mit solchen Aktionen kann man bei vielen Betroffenen die Probleme und Ängste noch weiter extremst steigern, dass es dann noch schwieriger wird wenn nicht sogar unmöglich, dies irgendwann soweit wieder hinzubekommen, dass man damit leben kann.
Volle Zustimmung! Sorry Wenona, du schreibst genau den Unsinn den Betroffene wie Captain Unsichtbar und ich nicht mehr hören können!

Und à propos:
Wenona hat geschrieben: 30 Sep 2017 19:56 Um SP effektiv und nachhaltig zu überwinden, also zumindestens in abgetrennten spezifischen Problemzonengebieten (aber ich komme da wöchentlich zu neuen Überlegungsergebnissen) erhebliche Fortschritte zu machen, brauchts einen echten Grund. Also eine wirklich starke Motivation. Etwas das du ganz unbedingt willst. Und dazu passend eine große Aufgabe, die für dich und dein Ego eine wohltuende Herausforderung darstellt.
Das tägliche Leiden zu mindern und das Leben erträglich(er) zu machen ist kein echter, ausreichender Grund? :roll:
Aber zugegeben, es wundert mich nicht, ich kenne deine Position "man muss es nur wollen" ja. :roll:
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