Es sind hier recht viele spannende Gedanken aufgetaucht, und ich mag die grad nicht absatzweise zerpflücken und beantworten - wär irgendwie schade drum.
Stattdessen versuch ich mal, das alles zusammenzuziehen und dann meine Position dazu zu finden. Jetzt kommt also ne etwas persönliche Geschichte im Zusammenhang, und ich fänd es spannend zu erfahren was Ihr dazu denkt.
Vorwort: Das "geh doch mal raus vor die Tür" brauche ich mir nicht zu sagen, weil ich immer draussen war: bei Events, auf Volksfesten, in Clubs, mit Leuten in die Stadt gefahren, usw.usf.
Ich hab auch keine Berührungsängste und kann mit jedem Menschen reden, bin zwar nicht sehr kontaktfreudig, aber auch nicht gehemmt.
Und jetzt nehm ich mal Isa als Anknüpfungspunkt:
Isa_01 hat geschrieben: ↑16 Nov 2017 12:38
Ich glaube ohnehin nicht, dass das in irgendeiner Weise zielführend ist. Was willst du dann tun, wenn du es weisst? Dich danach richten und genau das tun von dem du glaubst, dass es von dir erwartet wird?!
So ein Verbiegen ist, was zwischenmenschliche Beziehungen angeht, nie eine gute Idee.
Wenn man über einen Menschen gar nichts weiss, ist es sehr schwer Kontakt zu knüpfen. Andersrum, wenn man in etwa weiss was ein Mensch will, kann man ihn da abholen wo er ist - und dann schauen ob man zusammen irgendwo hinkommt. Das hat noch lange nichts mit Verbiegen zu tun.
Das ist also der Ausgangspunkt: ich wusste
gar nichts über Mädels/Frauen. Terra inkognita, das völlig Fremde, das überhaupt keine Bezugspunkte zu meinem Dasein hat. Und es gab nie eine Frau, die irgendein Interesse an mir persönlich hatte, oder die irgendetwas persönliches von sich offenbart hätte.
Ich wusste also nur, dass Frauen alles das scheisse finden, was Jungs gern tun: Wir sind in Rockmusik-Clubs gegangen und haben Bier getrunken - die Mädels haben die Nase gerümpft, weil man sowas doch nicht tut. Wir haben elektronisches Zeug gebastelt - die Mädels haben die Nase gerümpft, weil das doch total langweilig und uninteressant ist. Wir haben mal nen Joint geraucht - die Mädels haben die Nase gerümpft, weil das doch ganz böse und verboten ist.
Klar hab ich mit den Mädels geredet. Aber das ging nur über ganz streng sachliche Themen - nie konnte ein Gespräch auf persönliche Dinge kommen, auf irgendwas das mit Gefühlen zu tun hatte, was einem gefällt oder nicht gefällt, oder was einen persönlich berührt. Die terra incognita blieb immer strikt verschlossen.
Mit einer Ausnahme: vor allem später, als die Mädels mit der Schule fertig waren und angefangen hatten, Sozialtherapie oder Lehrer oder Umweltschutz zu studieren, haben sie ganz viel darüber erzählt, dass Frauen so sehr benachteiligt und Männer so furchtbar böse sind.
Das war also die Situation: ein riesengroßes Fragezeichen. Über Partnerschaft oder Sex hab ich mir da gar nicht viel Gedanken gemacht; das lag in weiter ferne: erstmal müsse sich ja ein weibliches Wesen finden, mit dem man überhaupt irgendetwas persönliches teilen könnte, und das gab es offenbar nicht. Stattdessen hab ich mich gefragt, da wir alle Seelenwesen sind, wie es dann sein kann, dass die eine Hälfte die andere Hälfte ablehnt und verachtet und es offenbar keine Möglichkeit der Verständigung gibt.
Und so war das, bis dann das Internet auftauchte. Und da war dann plötzlich alles anders. Da waren plötzlich Frauen (oder jedenfalls Leute, die vorgaben, Frauen zu sein), mit denen man "reden" konnte. Und zwar über so gut wie alles reden - auch und gerade über sehr persönliche Dinge. Und das worüber geredet wurde, erschien mir auch ganz normal und menschlich und verständlich und gar nicht unverständlich.
Wow, hab ich mir da gedacht, es gibt also doch Frauen mit denen man reden kann, auch über ganz persönliche Sachen! Dann war ich offenbar nur bisher an den falschen Orten unterwegs...
Es kam aber noch ärger. Denn, ich hab auch ein paar schräge Spleens, verrückte Träume und Gedanken - Ideen, über die ich
draussen kaum bis nie jemand gefunden hab der sie irgendwie verstehen würde.
Was auch nicht schlimm ist; diese Ideen gehören dann halt ganz allein mir.
Und da war dann die große Überraschung, dass es im Netz Frauen gab, die solche Ideen nicht nur verstanden, sondern von sich aus ganz ähnliche hatten. Eine superspannende Sache.
Das sind auch keineswegs seltene Ausnahmen oder Einzelfälle, sondern solche bizarren Korrespondenzen hab ich zu dutzenden erlebt, in fast jedem Forum wo ich länger aktiv war. Und logischerweise ergab sich daraus oft ein hochinteressanter Austausch, sodass die Mails recht lang wurden und die Korrespondenzen bald Megabytes füllten.
Das eigentlich bizarre bei dem allem ist aber: es kommt dabei nie irgendetwas heraus.
Ich meine, wenn man sich online begegnet, und dabei merkt dass man gemeinsame Ideen hat und sich austauschen kann, dann ist doch das ganz naheliegende nächste, dass man schaut ob man auch im realen Leben etwas miteinander anfangen kann.
Das aber geht offenbar nicht - dazu kommt es nie, das wird abgeblockt.
Und da frage ich mich, was hat das alles zu bedeuten?