"Outdoor-Training" mit Therapeut/Coach

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
SameOldGuy

"Outdoor-Training" mit Therapeut/Coach

Beitrag von SameOldGuy »

Hallo zusammen,

neben dem hier bereits erwähnten Thema Sabbatical kam von meiner Therapeutin noch der Vorschlag, mit ihr ein "Outdoor-Training" anzugehen, d.h. sie hat den Vorschlag gemacht, mit mir gewisse Situationen "draußen" zu trainieren.
Bei mir fängt es teilweise ja schon mit Kleinigkeiten an. Wenn ich in der Stadt einer Oma begegne, die sich mit einem Koffer in die Bahn quält, habe ich keine Probleme damit sie zu fragen, ob ich ihr helfen kann. Wenn eine Mutter mit dem Kinderwagen Probleme hat, ebenfalls nicht. Kürzlich habe ich aber eine Frau gesehen, die in etwa mein Alter hatte und mit zwei Koffern am Bahnsteig zu kämpfen hatte. Bei ihr (mangels Kinderwagen) musste ich also durchaus damit rechnen, dass sie Single ist - und schon hatte ich keinen Mut mehr, sie anzusprechen, ob ich ihr helfen kann. Solche "bedrohlichen" Situationen meide ich im Alltag oft und ärgere mich hinterher über meine Schüchternheit.
Dies will meine Therapeutin bewusst mit mir trainieren. Keine Ahnung, welche Ideen ihr diesbezüglich sonst noch vorschweben und in welche Situationen sie mich "reinzwingen" will. Sie hat dies nur angeboten und ich soll es mir mal durch den Kopf gehen lassen.
Hat jemand von euch schon mal ein ähnliches Training gemacht? Z.B. fremde Frauen nach dem Weg gefragt - nur um es zu trainieren? Ggf. unter Begleitung von Freunden oder gar Therapeuten/Trainern?
Ich kann mir vorstellen, dass ich dies alles "unter Zwang" problemlos hinbekomme, aber ob es mir wirklich was bringt, weiß ich nicht.

Viele Grüße,
SameOldGuy

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Kief

Re: "Outdoor-Training" mit Therapeut/Coach

Beitrag von Kief »

SameOldGuy hat geschrieben: 08 Dez 2017 10:27Hat jemand von euch schon mal ein ähnliches Training gemacht? Z.B. fremde Frauen nach dem Weg gefragt - nur um es zu trainieren? Ggf. unter Begleitung von Freunden oder gar Therapeuten/Trainern?
Ich kann mir vorstellen, dass ich dies alles "unter Zwang" problemlos hinbekomme, aber ob es mir wirklich was bringt, weiß ich nicht.
Zum Abbau der Aengste machen das doch Pick-Up-ler haeufiger?
Von ideologischem Kram abgesehen scheint das mir daher durchaus sinnvoll.

Hab ich auch schon immer wieder mal im Hinterkopf, das als "Workshop" zu initiieren.
Allerdings habe ich den Eindruck, dass dabei (anfangs) zu wenig Leute teilnehmen, als dass sich der organisatorische Aufwand dafuer lohnen wuerde.
(Oder wir das dann nicht mehr auf Selbstkostenbasis machen, sondern auch den Arbeitsaufwand berechnen. Aber das widerstrebt mir.)

Ob das in Deiner Situation vielleicht ins Leere laeuft, weil Du das in spontanen Situationen dann doch nicht umgesetzt bekommst (oder wasauchimmer), das kannst nur Du selbst am besten wissen.
Aber in jedem Fall wuerde ich das nicht prognostizieren wollen, sondern einfach mal austesten, zwei-drei Treffen.
(Sofern der Aufwand/Kosten tragbar ist.)


K
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Re: "Outdoor-Training" mit Therapeut/Coach

Beitrag von Unkreativer »

Das ist das, was ich immer predige. :)
So habe ich es gemacht. Dabei ist meiner Erfahrung nach wichtig, dass es nicht wenige sehr große Schritte sind, sondern viele kleine. Wenn du im Alltag merkst, dass du etwas nicht machst, weil die Angst vor möglichen Folgen hast, mach es erst Recht.
Mir ist das irgendwann mal aufgefallen. Ich bin U-Bahn gefahren und stehen geblieben. Ich dachte, es lohnt sich nicht, mich für die paar Stationen hinzusetzen. Dann habe ich aber überlegt und mir ist aufgefallen, dass es sich doch lohnen würde, ich mich aber nicht setze, weil ich mich nicht neben jemanden setzen wollte. Also habe ich mich bewusst neben jemanden gesetzt. Natürlich in der vollen Bahn, nicht in einer fast leeren. ;)
Solche Situationen gibt es ständig.
Ich könnte anrufen und nachfragen. Ach nee, so wichtig ist das auch nicht. Doch, genau dann anrufen.
Jemand steht links auf der Rolltreppe. Ich habe es ja nicht so eilig, dann warte ich halt. Nein, genau dann weitergehen.
Und so weiter.

Erzwungene große Schritte haben mir nicht gebracht, wen sie erwzwungen waren, sogar eher im Gegenteil. Dann habe ich mir danach gedacht, wie ich sowas tun konnte und hatte vor der Situation noch mehr Angst.
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Re: "Outdoor-Training" mit Therapeut/Coach

Beitrag von Mit müden Augen »

Kief hat geschrieben: 08 Dez 2017 13:33Zum Abbau der Aengste machen das doch Pick-Up-ler haeufiger?
Von ideologischem Kram abgesehen scheint das mir daher durchaus sinnvoll.
Das hat wenig mit Pickup (warum denke ich da immer an einen Keks?) oder sonstigem Unsinn zu tun sondern ist ganz normale kognitive Verhaltenstherapie: Sich bewusst auf die Situation einlassen und zwar sehr regelmäßig (idealerweise täglich), möglichst so lange in der Situation bleiben bis die Angst um 50% gesunken ist (klar, beim nach-dem-Weg fragen schwierig) und klein anfangen und den Schwierigkeitsgrad langsam erhöhen wenn man merkt es wird besser. Dass das grundsätzlich funktioniert ist wissenschaftlich bewiesen, wobei es natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Es auszuprobieren halte ich für durchaus sinnvoll wenn man es sich grundsätzlich vorstellen kann / dazu bereit ist. :vielglueck:
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Re: "Outdoor-Training" mit Therapeut/Coach

Beitrag von Unkreativer »

Mir fällt gerade auf, dass der vorletzte Satz meines Beitrags total daneben ist. Ändern kann ich das leider nicht mehr, also ignoriert das bitte. :)
FrankieGoesTo...

Re: "Outdoor-Training" mit Therapeut/Coach

Beitrag von FrankieGoesTo... »

Bei mir funktioniert Konfrontration auch am besten, um Ängste abzubauen.

Aber die Angstzustände davor sind wirklich richtig heftig. In der eigentlichen Situation bin ich dann komischerweise total ruhig.
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One One Seven
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Re: "Outdoor-Training" mit Therapeut/Coach

Beitrag von One One Seven »

Wenn du Angst vor etwas mehr oder weniger alltäglichem hast, überwinde diese Angst.
Ich hatte immer eine gewisse Scheu unter Menschen zu gehen, Festivals und Konzert zu besuchen usw. Seit ich das einige Male gemacht habe, möchte es es wieder tun. Vorher habe ich zwar noch immer Bedenken, wenn ich dann aber erstmal unterwegs bin, schlägt das komplett um und auf dem Rückweg surfe ich regelrecht auf einem Stimmungshoch nach Hause und fühle auch am nächsten Tag noch großartig.
Wenn Du etwas nicht kannst, versuche es Dir beizubringen.
anbandoned

Re: "Outdoor-Training" mit Therapeut/Coach

Beitrag von anbandoned »

also ich muss ehrlich sagen, dass Frauen nach den Weg oder Feuerzeug zu fragen überhaupt gar kein Problem darstellen. Generell Frauen anzusprechen ist nichts was irgendwie problematisch ist oder wovor man Angst haben muss.
Was aber problematisch ist, ist der nächste Schritt der mir dann Unbehagen bereitet, also nämlich ein Gespräch aufzubauen dessen Intention es ist, am Ende mit ihrer Handynummer und nem freudigen Lächeln nach Hause zu gehen. Bis heute habe ich das nicht geschafft umzusetzen.
anbandoned

Re: "Outdoor-Training" mit Therapeut/Coach

Beitrag von anbandoned »

Unkreativer hat geschrieben: 08 Dez 2017 13:38 Das ist das, was ich immer predige. :)
So habe ich es gemacht. Dabei ist meiner Erfahrung nach wichtig, dass es nicht wenige sehr große Schritte sind, sondern viele kleine. Wenn du im Alltag merkst, dass du etwas nicht machst, weil die Angst vor möglichen Folgen hast, mach es erst Recht.
Mir ist das irgendwann mal aufgefallen. Ich bin U-Bahn gefahren und stehen geblieben. Ich dachte, es lohnt sich nicht, mich für die paar Stationen hinzusetzen. Dann habe ich aber überlegt und mir ist aufgefallen, dass es sich doch lohnen würde, ich mich aber nicht setze, weil ich mich nicht neben jemanden setzen wollte. Also habe ich mich bewusst neben jemanden gesetzt. Natürlich in der vollen Bahn, nicht in einer fast leeren. ;)
Solche Situationen gibt es ständig.
Ich könnte anrufen und nachfragen. Ach nee, so wichtig ist das auch nicht. Doch, genau dann anrufen.
Jemand steht links auf der Rolltreppe. Ich habe es ja nicht so eilig, dann warte ich halt. Nein, genau dann weitergehen.
Und so weiter.

Erzwungene große Schritte haben mir nicht gebracht, wen sie erwzwungen waren, sogar eher im Gegenteil. Dann habe ich mir danach gedacht, wie ich sowas tun konnte und hatte vor der Situation noch mehr Angst.
Ich setzte mich im Bus oder in Der Bahn sogar mittlerweile bewusst neben junge Frauen in meinem Alter. Bringt nix, ist aber ein schönes Gefühl, dass sie sich nicht wegen mir wegsetzen :D
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Siegfried
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Re: "Outdoor-Training" mit Therapeut/Coach

Beitrag von Siegfried »

anbandoned hat geschrieben: 08 Dez 2017 18:05 also ich muss ehrlich sagen, dass Frauen nach den Weg oder Feuerzeug zu fragen überhaupt gar kein Problem darstellen. Generell Frauen anzusprechen ist nichts was irgendwie problematisch ist oder wovor man Angst haben muss.
Was aber problematisch ist, ist der nächste Schritt der mir dann Unbehagen bereitet, also nämlich ein Gespräch aufzubauen dessen Intention es ist, am Ende mit ihrer Handynummer und nem freudigen Lächeln nach Hause zu gehen. Bis heute habe ich das nicht geschafft umzusetzen.
So ganz erschließt sich mir auch noch nicht der Zusammenhang zwischen nach dem Weg fragen und angenehme witzige und flirtige Kommunikation zu führen. Das eine, wie nach dem Weg fragen hat für mich einen Beigeschmack von nur etwas auswendig lernen an sich...als würde ich einen Text ständig üben und ihn mir dadurch besser einzuprägen um dadurch sicherer mit dem Text zu werden. Nur wenn ich jetzt flirten will und interessante/witzige Gespräche führen will mit dem Ziel die Frau anzubaggern und sie von mir zu überzeugen das sie mich auch interessant findet und weiterhin Zeit mit mir verbringen will komm ich ja mit so starren Verhaltensweisen und auswenig lernen nicht viel weiter. Hier sind ja jetzt ganz andere Fähigkeiten wie soziale Kompetenz, Kommunikationsfähigkeiten, Schlagfertigkeit, Selbstvertrauen, Witzigkeit gefragt wo ich mich frage wie man nun an diese Fähigkeiten mit Verhaltenstherapie rankommt oder sich aneignen kann.
Quasi wie macht mich die Verhaltenstherapie von der grauen Maus zum Party Löwen.
Kief

Re: "Outdoor-Training" mit Therapeut/Coach

Beitrag von Kief »

Siegfried hat geschrieben: 08 Dez 2017 19:39So ganz erschließt sich mir auch noch nicht der Zusammenhang zwischen nach dem Weg fragen und angenehme witzige und flirtige Kommunikation zu führen. [ ... ]
Quasi wie macht mich die Verhaltenstherapie von der grauen Maus zum Party Löwen.
Indem Du Deine eigene Erwartungshaltung und die Zwischenschritte so ansetzt, dass Du schaffbare sowie spuerbare Fortschritte machst.
Zumindest mache ich das so.

Wenn ich Fortschritte spuere, weil ich Teil-Etappen besser hinbekomme als frueher, dann kann ich mich damit Schritt fuer Schritt aufbauen, insbesodere psychisch.
Ich muss "nur" anhand der eigenen Faehigkeiten und Grenzen anpassen, welches die genau passenden Teil-Etappen sind ... die genuegend grosse Schritte sind, um auf den Fortschritt stolz zu sein, aber nicht zu gross, um nicht ueberfordert und demotiviert zu werden.
siehe anbandoneds Situation:
anbandoned hat geschrieben: 08 Dez 2017 18:05[ Frauen nach den Weg ... fragen ... kein Problem ]
Was aber problematisch ist, ist der nächste Schritt der mir dann Unbehagen bereitet, also nämlich ein Gespräch aufzubauen dessen Intention es ist, am Ende mit ihrer Handynummer und nem freudigen Lächeln nach Hause zu gehen. Bis heute habe ich das nicht geschafft umzusetzen.
Da wuerde ich einen kleineren Schritt waehlen.

Ich wuerde dann den Erfolgsdruck der Handynummer weglassen.
Und mir die Zielsetzung waehlen, einfach nur Gespraeche zu fuehren, nach denen ich mit einem Laecheln nach Hause gehe.
Oder ggf. etwas noch ein bissel Einfacheres - Hauptsache, ich bekomme es umgesetzt.


K