Infantilität

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Pierre

Re: Infantilität

Beitrag von Pierre »

Tyralis Fiena hat geschrieben: 12 Dez 2017 12:37 Das Empfinden als "Mann" ist für mich davon völlig abgetrennt. Für mich ist diese Rolle bei mir steckengeblieben oder vielleicht längst nicht mehr existent. Ohne Beziehung ergibt sich für mich eh keine Bestätigung, keine Spiegelung, nichts, was an dieser Rolle "Mann" noch einen Sinn ergibt. Aber das führt in eine kontroverse Richtung, wo es wohl letzten Endes nur an mir hängt, diese Rolle nach völligen Belieben zu füllen und es demnach vielleicht auch keiner Entwicklung bedarf. Anders ausgedrückt, es gibt nahezu keine Betätigungsfelder, wo diese Rolle "Mann" noch ausspielen könnte.
Danke, interessanter Punkt. Wahrscheinlich ist das zweierlei - einmal die allgemeine Lebenserfahrung und Reife, die ein Erwachsener haben sollte, und andererseits eine Geschlechtsidentität, die man ab der Pubertät entwickelt und die auf der Polarität beruht und sich offenbar nur im Kontrast zum anderen Geschlecht entwickelt. Wenn man sich dann aber als Mann nach geeigneten Rollenvorbildern umschaut, dann findet man keine - und findet stattdessen nur eine Unmenge von Haßbildchen: der Gewalttäter, der Machtmensch, der Belästiger, der Vergewaltiger, usw.usf.
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Eliza Jane
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Re: Infantilität

Beitrag von Eliza Jane »

Eine frühere Kollegin sagte mal zu mir, ich klänge wie ihre Kinder. Ich hatte ihr erzählt, dass ich müde sei, weil ich am Vorabend zu viel im Internet gesurft hätte. Frauen in meinem Alter reden über ihre Männer, Kinder und Enkelkinder, sie tauschen Rezepte aus. Andererseits arbeite ich und ernähre mich alleine. Die genannte Kollegin sagte mal zu mir: "Ich würde auch gerne am Wochenende früh aufstehen so wie du, aber dann müsste ich alleine durch das Haus gehen, weil Mann und Kinder noch schlafen. Und das will ich nicht." Ich habe gelernt, für mich selbst zu sorgen, bin aber emotional völlig unreif als Dauer-Single. Mit gleichaltrigen Frauen habe ich fast nichts gemein.
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Re: Infantilität

Beitrag von Krausig »

Ich bin in vielen Bereichen ehr infantil. Fühle mich ganz oft nicht so alt wie ich biologisch bin (ich denke das geht aber vielen so ;) ) Nehme mich aber auch oft selbst nicht wirklich ernst.
Was ich allerdings gut kann, das ist Seriosität vorspielen! :brille1: :gewinner:
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Simonetta
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Re: Infantilität

Beitrag von Simonetta »

Eliza Jane hat geschrieben: 12 Dez 2017 13:17 Eine frühere Kollegin sagte mal zu mir, ich klänge wie ihre Kinder. Ich hatte ihr erzählt, dass ich müde sei, weil ich am Vorabend zu viel im Internet gesurft hätte. Frauen in meinem Alter reden über ihre Männer, Kinder und Enkelkinder, sie tauschen Rezepte aus. Andererseits arbeite ich und ernähre mich alleine. Die genannte Kollegin sagte mal zu mir: "Ich würde auch gerne am Wochenende früh aufstehen so wie du, aber dann müsste ich alleine durch das Haus gehen, weil Mann und Kinder noch schlafen. Und das will ich nicht." Ich habe gelernt, für mich selbst zu sorgen, bin aber emotional völlig unreif als Dauer-Single. Mit gleichaltrigen Frauen habe ich fast nichts gemein.
Wer bestimmt denn, worüber Frauen in unserem Alter zu reden haben? Was ist daran positiv, wenn jemand nur noch über seinen Partner, Kinder, Enkel und Rezepte reden kann? Oder lange schläft, nur weil sie nichts mit sich alleine anzufangen weiß?
Meines Erachtens spricht das nur für einen sehr beschränkten Horizont. Leute, die für mich interessant sind, haben auch andere Themen, egal ob sie Kinder haben oder nicht. Und emotionale Reife hat nichts damit zu tun, ob man verheiratet bzw. liiiert ist oder nicht, sondern wie man generell mit Menschen, Situationen, Konflikten etc. umgehen kann.
Ich spüre auch selten mal, dass sich jemand mir überlegen fühlt, nur weil er Partner und Familie hat, was mich früher auch verunsichert hat, aber mittlerweile sehe ich das anders, und das mache ich auch deutlich.
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Re: Infantilität

Beitrag von Tyralis Fiena »

Pierre hat geschrieben: 12 Dez 2017 12:47 Danke, interessanter Punkt. Wahrscheinlich ist das zweierlei - einmal die allgemeine Lebenserfahrung und Reife, die ein Erwachsener haben sollte, und andererseits eine Geschlechtsidentität, die man ab der Pubertät entwickelt und die auf der Polarität beruht und sich offenbar nur im Kontrast zum anderen Geschlecht entwickelt. Wenn man sich dann aber als Mann nach geeigneten Rollenvorbildern umschaut, dann findet man keine - und findet stattdessen nur eine Unmenge von Haßbildchen: der Gewalttäter, der Machtmensch, der Belästiger, der Vergewaltiger, usw.usf.
Ja, und in der Tat hatte ich auch kein geeignetes männliches Rollenvorbild. Erschwerend kommen noch immer wiederkehrende mediale Shitstürme überspitzt von wegen vermeintlicher "Bösartigkeit des Mannes usw." hinzu. Aber selbst ohne die medialen Einflüsse bleibt da meines Erachtens nicht viel übrig. Einerseits könnte man die Rolle nun eben nach belieben zusammenbauen, aber sie bleibt doch bezugslos im Raum hängen. Ohne Ankerpunkt lässt sich der Rolle kein Gefühl von Sicherheit vermitteln, weder für einen selbst noch für andere.
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Re: Infantilität

Beitrag von BartS »

Pierre hat geschrieben: 12 Dez 2017 11:59 Ich ertappe mich gelegentlich bei dem Gedanken: "darf ich das eigentlich? bin ich dafür schon groß genug?", wenn es um Dinge geht, die für ältere Jugendliche/junge Erwachsene vorgesehen sind - was insofern bizarr ist, als ich längst kein junger Erwachsener mehr bin.
Ja, das kenne ich auch. Darf man sich mit 43 noch ein Comic-Poster in der Wohnung aufhängen und Trickfilme schauen? Oder mit seinem gleichaltrigen Kumpel einen Computerspieleabend machen? Oder sich über Nikolaus-Schokolade freuen?
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Re: Infantilität

Beitrag von Eliza Jane »

Simonetta hat geschrieben: 12 Dez 2017 13:51
Eliza Jane hat geschrieben: 12 Dez 2017 13:17 Eine frühere Kollegin sagte mal zu mir, ich klänge wie ihre Kinder. Ich hatte ihr erzählt, dass ich müde sei, weil ich am Vorabend zu viel im Internet gesurft hätte. Frauen in meinem Alter reden über ihre Männer, Kinder und Enkelkinder, sie tauschen Rezepte aus. Andererseits arbeite ich und ernähre mich alleine. Die genannte Kollegin sagte mal zu mir: "Ich würde auch gerne am Wochenende früh aufstehen so wie du, aber dann müsste ich alleine durch das Haus gehen, weil Mann und Kinder noch schlafen. Und das will ich nicht." Ich habe gelernt, für mich selbst zu sorgen, bin aber emotional völlig unreif als Dauer-Single. Mit gleichaltrigen Frauen habe ich fast nichts gemein.
Wer bestimmt denn, worüber Frauen in unserem Alter zu reden haben? Was ist daran positiv, wenn jemand nur noch über seinen Partner, Kinder, Enkel und Rezepte reden kann? Oder lange schläft, nur weil sie nichts mit sich alleine anzufangen weiß?
Meines Erachtens spricht das nur für einen sehr beschränkten Horizont. Leute, die für mich interessant sind, haben auch andere Themen, egal ob sie Kinder haben oder nicht. Und emotionale Reife hat nichts damit zu tun, ob man verheiratet bzw. liiiert ist oder nicht, sondern wie man generell mit Menschen, Situationen, Konflikten etc. umgehen kann.
Ich spüre auch selten mal, dass sich jemand mir überlegen fühlt, nur weil er Partner und Familie hat, was mich früher auch verunsichert hat, aber mittlerweile sehe ich das anders, und das mache ich auch deutlich.
Natürlich hast du recht, Simonetta, aber es ist doch so, dass Frauen sich oft über ihre Beziehungen und ihre hausfraulichen Qualitäten definieren. Und eine Frau, die Ehefrau und Mutter ist, erfüllt sicherlich eher ihre Bestimmung als ein Dauersingle wie ich. Es hat bei mir emotional nie eine Weiterentwicklung gegeben. Ich denke, es gibt nichs Wichtigeres für eine Frau, als Mutter zu werden und eine Familie zu umsorgen. Und diese Erfahrungen fehlen mir völlig. Und das habe ich oft zu spüren bekommen.
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Re: Infantilität

Beitrag von LonesomeCoder »

Das ist nur das traditionelle Rollenbild. Heutzutage kann sich eine Frau auch im Beruf oder einem Hobby verwirklichen. Diese Lebensentwürfe sind parallel zu "Hausfrau und Mutter" und nicht schlechter oder besser.
Warnung vor Pickup: https://www.abtreff.de/viewtopic.php?p=1062199#p1062199
Wissenschaftliches Standardwerk über (männliches) AB-tum: https://www.springer.com/de/book/9783658059231
Geschlechtsspezifische Partnerwahl und Sexualitätsmerkmale: https://d-nb.info/1037687477/34
Pierre

Re: Infantilität

Beitrag von Pierre »

Eliza Jane hat geschrieben: 12 Dez 2017 14:33 Natürlich hast du recht, Simonetta, aber es ist doch so, dass Frauen sich oft über ihre Beziehungen und ihre hausfraulichen Qualitäten definieren. Und eine Frau, die Ehefrau und Mutter ist, erfüllt sicherlich eher ihre Bestimmung als ein Dauersingle wie ich. Es hat bei mir emotional nie eine Weiterentwicklung gegeben. Ich denke, es gibt nichs Wichtigeres für eine Frau, als Mutter zu werden und eine Familie zu umsorgen.
Mal ganz dumm gefragt: warum findest Du das so ungemein wichtig?
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Re: Infantilität

Beitrag von Eliza Jane »

Pierre hat geschrieben: 12 Dez 2017 14:40
Eliza Jane hat geschrieben: 12 Dez 2017 14:33 Natürlich hast du recht, Simonetta, aber es ist doch so, dass Frauen sich oft über ihre Beziehungen und ihre hausfraulichen Qualitäten definieren. Und eine Frau, die Ehefrau und Mutter ist, erfüllt sicherlich eher ihre Bestimmung als ein Dauersingle wie ich. Es hat bei mir emotional nie eine Weiterentwicklung gegeben. Ich denke, es gibt nichs Wichtigeres für eine Frau, als Mutter zu werden und eine Familie zu umsorgen.
Mal ganz dumm gefragt: warum findest Du das so ungemein wichtig?
Gute Frage! Ganz spontan würde ich sagen, dass wir Frauen die Anlage in uns haben, für andere Menschen da zu sein und sie zu unsorgen. Unser Körper ist ja auf Fortpflanzung angelegt. Ich habe immer darunter gelitten, diese Gefühle nicht ausleben zu dürfen. Ein Kind zu bekommen, was kann es Schöneres geben? Als die Zeit kam, da ich keine Kinder mehr haben konnte, habe ich sehr geweint.
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Re: Infantilität

Beitrag von LonesomeCoder »

Hast du schon versucht, mit einem Hobby, Sport, Musik, Kunst, Beruf, usw. deine Erfüllung zu finden?
Andere Menschen umsorgen, auch Kinder, wäre z.B. im Rahmen eines Ehrenamtes möglich.
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Re: Infantilität

Beitrag von Simonetta »

Eliza Jane hat geschrieben: 12 Dez 2017 14:33
Simonetta hat geschrieben: 12 Dez 2017 13:51
Eliza Jane hat geschrieben: 12 Dez 2017 13:17 Eine frühere Kollegin sagte mal zu mir, ich klänge wie ihre Kinder. Ich hatte ihr erzählt, dass ich müde sei, weil ich am Vorabend zu viel im Internet gesurft hätte. Frauen in meinem Alter reden über ihre Männer, Kinder und Enkelkinder, sie tauschen Rezepte aus. Andererseits arbeite ich und ernähre mich alleine. Die genannte Kollegin sagte mal zu mir: "Ich würde auch gerne am Wochenende früh aufstehen so wie du, aber dann müsste ich alleine durch das Haus gehen, weil Mann und Kinder noch schlafen. Und das will ich nicht." Ich habe gelernt, für mich selbst zu sorgen, bin aber emotional völlig unreif als Dauer-Single. Mit gleichaltrigen Frauen habe ich fast nichts gemein.
Wer bestimmt denn, worüber Frauen in unserem Alter zu reden haben? Was ist daran positiv, wenn jemand nur noch über seinen Partner, Kinder, Enkel und Rezepte reden kann? Oder lange schläft, nur weil sie nichts mit sich alleine anzufangen weiß?
Meines Erachtens spricht das nur für einen sehr beschränkten Horizont. Leute, die für mich interessant sind, haben auch andere Themen, egal ob sie Kinder haben oder nicht. Und emotionale Reife hat nichts damit zu tun, ob man verheiratet bzw. liiiert ist oder nicht, sondern wie man generell mit Menschen, Situationen, Konflikten etc. umgehen kann.
Ich spüre auch selten mal, dass sich jemand mir überlegen fühlt, nur weil er Partner und Familie hat, was mich früher auch verunsichert hat, aber mittlerweile sehe ich das anders, und das mache ich auch deutlich.
Natürlich hast du recht, Simonetta, aber es ist doch so, dass Frauen sich oft über ihre Beziehungen und ihre hausfraulichen Qualitäten definieren. Und eine Frau, die Ehefrau und Mutter ist, erfüllt sicherlich eher ihre Bestimmung als ein Dauersingle wie ich. Es hat bei mir emotional nie eine Weiterentwicklung gegeben. Ich denke, es gibt nichs Wichtigeres für eine Frau, als Mutter zu werden und eine Familie zu umsorgen. Und diese Erfahrungen fehlen mir völlig. Und das habe ich oft zu spüren bekommen.
Natürlich wünscht man sich (meistens zumindest), eine Partnerschaft und Kinder. Das ist ja ganz natürlich, und das geht mir genauso. Aber ich weigere mich, meinen Wert daran festzumachen. Es ist nicht so, dass es für eine Frau nichts Wichtigeres gibt, als Mutter zu werden und eine Familie zu umsorgen. Das ist nur ein Lebensentwurf, es gibt noch viele andere. Der Mensch ist zu mehr berufen als nur dazu, sich fortzupflanzen, was auch Tiere können. Es gibt so viel, was das Leben ausmacht, wo man seine Erfüllung finden kann, und es gibt so viele Frauen (und auch Männer), die ein sinnvolles Leben hatten und viel bewirkt haben, auch ohne Kinder. Ich weiß, es ist manchmal schwer, und es gibt tatsächlich Menschen, die einen spüren lassen, man sei als Singlefrau nicht vollständig, aber sie haben keine Ahnung, und ich habe gelernt, darüber zu stehen.
Milkman

Re: Infantilität

Beitrag von Milkman »

Simonetta hat geschrieben: 12 Dez 2017 15:05 Es ist nicht so, dass es für eine Frau nichts Wichtigeres gibt, als Mutter zu werden und eine Familie zu umsorgen. Das ist nur ein Lebensentwurf, es gibt noch viele andere. Der Mensch ist zu mehr berufen als nur dazu, sich fortzupflanzen, was auch Tiere können. Es gibt so viel, was das Leben ausmacht, wo man seine Erfüllung finden kann, und es gibt so viele Frauen (und auch Männer), die ein sinnvolles Leben hatten und viel bewirkt haben, auch ohne Kinder. Ich weiß, es ist manchmal schwer, und es gibt tatsächlich Menschen, die einen spüren lassen, man sei als Singlefrau nicht vollständig, aber sie haben keine Ahnung, und ich habe gelernt, darüber zu stehen.
Dann hast du eine Menge geleistet und kannst stolz auf dich sein :)

Das was du beschreibst, ist ja immer noch der gesellschaftlich am weitesten akzeptierte Lebensentwurf: heiraten, Kinder kriegen (Haus bauen, Baum pflanzen im weiteren Sinne), und so wie die Frau ihre Erfüllung als Mutter zu finden hat, so eben der Mann als Vater und Ernährer.

Da kannst du dein Leben noch so im Griff haben und beruflich und anderweitig erfolgreich sein - bist du Single und kinderlos, ist das ein Makel, den all deine anderweitigen Verdienste nur schwer ausgleichen können.
Nonkonformist

Re: Infantilität

Beitrag von Nonkonformist »

In den trickfilmbereich wo ich über jahrenlang gearbeitet habe war eine gewisse grad infantilität eingentlich fast eine voraussetzung, habe mich da auch sehr wohl gefühlt. War auch sehr froh etwas anders als eine familie zu haben, womit ich mich definieren konnte. Eine familie wäre für mich dafür zu wenig gewesen. Jetz lebe ich eigentlich nur so was für mich hin, ohne großem zweck, und die kollegen in der AGH stelle sind auch zu seriös.
So wirklich ganz erwachsen werden ist für mich eigentlich ziemlich grausam - zum glück machen das nur die wenigsten.
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Simonetta
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Re: Infantilität

Beitrag von Simonetta »

Dead Milkman hat geschrieben: 12 Dez 2017 15:23
Simonetta hat geschrieben: 12 Dez 2017 15:05 Es ist nicht so, dass es für eine Frau nichts Wichtigeres gibt, als Mutter zu werden und eine Familie zu umsorgen. Das ist nur ein Lebensentwurf, es gibt noch viele andere. Der Mensch ist zu mehr berufen als nur dazu, sich fortzupflanzen, was auch Tiere können. Es gibt so viel, was das Leben ausmacht, wo man seine Erfüllung finden kann, und es gibt so viele Frauen (und auch Männer), die ein sinnvolles Leben hatten und viel bewirkt haben, auch ohne Kinder. Ich weiß, es ist manchmal schwer, und es gibt tatsächlich Menschen, die einen spüren lassen, man sei als Singlefrau nicht vollständig, aber sie haben keine Ahnung, und ich habe gelernt, darüber zu stehen.
Dann hast du eine Menge geleistet und kannst stolz auf dich sein :)

Das was du beschreibst, ist ja immer noch der gesellschaftlich am weitesten akzeptierte Lebensentwurf: heiraten, Kinder kriegen (Haus bauen, Baum pflanzen im weiteren Sinne), und so wie die Frau ihre Erfüllung als Mutter zu finden hat, so eben der Mann als Vater und Ernährer.

Da kannst du dein Leben noch so im Griff haben und beruflich und anderweitig erfolgreich sein - bist du Single und kinderlos, ist das ein Makel, den all deine anderweitigen Verdienste nur schwer ausgleichen können.
Danke :)
Ja, da hast du sicher recht. Es ist nicht leicht, damit umzugehen und man hat es oft schwer in der Gesellschaft. Aber es ist möglich. Mir ist es einfach auch wichtig, mich mit Menschen zu umgeben, die so denken wie ich und einen weiteren Horizont haben als nur die Familie.
Meine eigene Familie (Mutter, Geschwister, Nichten) ist auch nur auf Partner und Kinder fixiert und es fällt mir schwer, mich dem lange auszusetzen. Glücklicherweise lebe ich auf großem Abstand zu ihnen, denn es ist tatsächlich schwer, immer wieder zu spüren zu bekommen, in den Augen der anderen im Leben irgendwie versagt zu haben. Da muss man sich dann einfach abgrenzen.
Blau
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Re: Infantilität

Beitrag von Blau »

Pierre hat geschrieben: 12 Dez 2017 12:47 Wenn man sich dann aber als Mann nach geeigneten Rollenvorbildern umschaut, dann findet man keine - und findet stattdessen nur eine Unmenge von Haßbildchen: der Gewalttäter, der Machtmensch, der Belästiger, der Vergewaltiger, usw.usf.
Was genau meinst du mit Rollenvorbild? Ich finde es gibt durchaus beeindruckende Männer bzw. Menschen die man sich als Vorbild nehmen kann. Diverse Wissenschaftler, Politiker, Aktivisten, engagierte Musiker... vielleicht gibt es aber sogar beeindruckende Persönlichkeiten im persönlichen Umfeld?
Meine weiblichen Vorbilder waren eine Nachbarin, die Bauernhof, Schreinerei und veir Kinder ganz hervorragend gemeistert hat. Da war ich etwa 9-14 Jahre alt. Dann eine Freundin meiner Eltern, da war ich etwa 14-22 Jahre alt. Dann meine Praktikumsmeisterin, ebenfalls eine Bäuerin mit vier Kindern, mit 22-25 Jahren. Und letztlich meine Doktormutter, für die ich durch die Hölle gehen würde so sehr schätze und bewundere ich sie. Allen Frauen gemein war übrigens dass sie sehr stark waren und sich nicht an Rollenbildern orientiert haben, sondern stets selber entschieden haben was und wie sie sein wollen. Habe ich mir auch ein bisschen zu eigen gemacht :mrgreen:
Blau
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Re: Infantilität

Beitrag von Blau »

Eliza Jane hat geschrieben: 12 Dez 2017 14:46 Gute Frage! Ganz spontan würde ich sagen, dass wir Frauen die Anlage in uns haben, für andere Menschen da zu sein und sie zu unsorgen. Unser Körper ist ja auf Fortpflanzung angelegt. Ich habe immer darunter gelitten, diese Gefühle nicht ausleben zu dürfen. Ein Kind zu bekommen, was kann es Schöneres geben? Als die Zeit kam, da ich keine Kinder mehr haben konnte, habe ich sehr geweint.
Das tut mir leid :umarmung2: Ich hoffe du hast damit deinen Frieden machen können und findest anderweitig Erfüllung im Leben.
Übrigens ist das Kinder großziehen ja auch nur eine Phase im Leben und viele Frauen, die sich darauf sehr gestürzt und ihr Leben quasi danach ausgerichtet haben, stürzen in ein tiefes Loch wenn die Kinder selbständig werden und Mama eben nicht mehr so brauchen.
Hathor

Re: Infantilität

Beitrag von Hathor »

Eliza Jane hat geschrieben: 12 Dez 2017 14:33 Ich denke, es gibt nichs Wichtigeres für eine Frau, als Mutter zu werden und eine Familie zu umsorgen. Und diese Erfahrungen fehlen mir völlig. Und das habe ich oft zu spüren bekommen.
Uff, krass :shock:
Nicht falsch verstehen, Eliza Jane - ich bin nur einfach total überrascht, weil mir dieser Gedanke so völlig fremd ist, weil weder im Freundes- noch im Familienkreis mir irgendjemand irgendwann dieses Bild vermittelt hat. Schon als Kind haben mir die älteren Frauen der Verwandtschaft - Tanten, Oma, meine Mutter sowieso (übrigens alles klassische Hausfrauen und Mütter) - eingetrichtert, immer "fleißig zu lernen", damit ich irgendwann einen "guten Beruf" haben könne, "man weiß nie, was kommt, und deshalb ist das wichtigste, dass du immer dein eigenes Geld verdienen kannst", war so ein typischer Spruch :D .

Nach den Kindern meines Bruders war ich vollkommen verrückt und bin liebend gern als Babysitterin eingesprungen, aber ich hatte nie auch nur einen Hauch von eigenem Kinderwunsch; ich hatte nach einer problematischen Jugend viel zu viele Baustellen an meiner eigenen Psyche und Persönlichkeit zu bearbeiten und zu viele andere Wünsche für mein Leben. Natürlich war auch ich mangels passendem Partner nie in der Verlegenheit, ernsthaft über Kinder nachdenken zu müssen. Aber schon als junger Frau hat mir die Vorstellung, ich könnte ("irgendwann mal") einen Mann oder Freund haben, der unbedingt Kinder will, ein gewisses Unbehagen erzeugt :lol:

Lediglich im weiteren Bekanntenkreis habe ich Paare, die mir manchmal das Gefühl vermitteln, mit mir stimmt was nicht oder ich müsse bemitleidenswert sei, weil ich Single bin. Da mich mit denen aber auch sonst nicht viel verbindet, kann mir deren Meinung herzlich egal sein :mrgreen: .

Das Wichtigste für mich wäre gewesen, in einem Beruf arbeiten zu können, der mich ausfüllt. Das ist leider aktuell eher weniger der Fall :pfeif: Dass ich mein Potenzial in dieser Richtung nicht ausschöpfen kann, belastet mich sehr, weil ich eine Zeitlang erleben durfte, dass es auch anders sein kann. Irgendwas bereut man eben immer :cry: .
Aber in der Rolle als Familienmutter habe ich mich ganz gewiss nie gesehen und auch im Rückblick bin ich überzeugt, dass ich darin eine komplette Fehlbesetzung gewesen wäre ;)
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Re: Infantilität

Beitrag von Berglöwe »

Simonetta hat geschrieben: 12 Dez 2017 10:03 Das kann ich aus meiner Erfahrung auch nun gar nicht bestätigen. Reife und Unreife hat nichts damit zu tun, ob jemand Partnerschaft bzw. Kinder hat, sondern mit der Persönlichkeit.
Dem schließe ich mich mit einer Ergänzung an. Bei manchen bewirkt vor allem der Nachwuchs manchmal erst eine gewisse Reife.
Eliza Jane hat geschrieben: 12 Dez 2017 14:46 Gute Frage! Ganz spontan würde ich sagen, dass wir Frauen die Anlage in uns haben, für andere Menschen da zu sein und sie zu unsorgen. Unser Körper ist ja auf Fortpflanzung angelegt. Ich habe immer darunter gelitten, diese Gefühle nicht ausleben zu dürfen. Ein Kind zu bekommen, was kann es Schöneres geben? Als die Zeit kam, da ich keine Kinder mehr haben konnte, habe ich sehr geweint.
So etwas immer wieder traurig zu lesen :umarmung2:
Blau hat geschrieben: 12 Dez 2017 20:15
Eliza Jane hat geschrieben: 12 Dez 2017 14:46 [...]
Das tut mir leid :umarmung2: Ich hoffe du hast damit deinen Frieden machen können und findest anderweitig Erfüllung im Leben.
Übrigens ist das Kinder großziehen ja auch nur eine Phase im Leben und viele Frauen, die sich darauf sehr gestürzt und ihr Leben quasi danach ausgerichtet haben, stürzen in ein tiefes Loch wenn die Kinder selbständig werden und Mama eben nicht mehr so brauchen.
Das da manche danach in ein Loch stürzen hat aber nur in zweiter Linie etwas mit den Kindern zu tun gehabt meiner Meinung nach. Diese Menschen haben i.d.R. auch so bzw. schon vorher ein Problem gehabt, allein zu sein oder ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Klar ist es traurig und gewöhnungsbedürftig, wenn die Kinder raus sind aus dem Haus aber sie sind ja nicht gänzlich aus der Welt.

Es sollte sich keine Frau von diesen Geschichten abhalten lassen, Kinder zu bekommen, so sie es denn in Betracht zieht.
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Re: Infantilität

Beitrag von Blau »

Berglöwe hat geschrieben: 12 Dez 2017 20:49 Das da manche danach in ein Loch stürzen hat aber nur in zweiter Linie etwas mit den Kindern zu tun gehabt meiner Meinung nach. Diese Menschen haben i.d.R. auch so bzw. schon vorher ein Problem gehabt, allein zu sein oder ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten. Klar ist es traurig und gewöhnungsbedürftig, wenn die Kinder raus sind aus dem Haus aber sie sind ja nicht gänzlich aus der Welt.

Es sollte sich keine Frau von diesen Geschichten abhalten lassen, Kinder zu bekommen, so sie es denn in Betracht zieht.
Ich kenne viele Frauen die sobald Kinder kommen alle beruflichen Ambitionen aufgeben und sich ins Familienleben stürzen. Für Hobbies und Freundschaften ist gerade wenn die Kinder klein sind meist einfach keine Zeit übrig. Es ist halt schon ein krasser Wechsel und man (bzw. leider immer noch fast ausschließlich frau) muss verdammt aufpassen dann nicht den Anschluss in anderen Bereichen (Beruf, Freunde, Hobbies) zu verlieren. Wer da nachlässig ist ist im Nullkommanix weg vom Fenster. Und dann mit Mitte 40 nochmal überall von Null anzufangen ist sicher sehr frustrierend und kräftezehrend. Ich denke das trifft auch Frauen die vor der Familiengründung sehr wohl mit Hobbies, Freunden und Beruf ausgelastet waren.