Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

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Siegfried
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Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von Siegfried »

fredstiller hat geschrieben: 11 Dez 2018 14:02
Gatem hat geschrieben: 11 Dez 2018 12:11 Kein Mensch kann etwas dafür, ob er nun groß oder klein, dick oder dünn ist. Dies sind in aller Regel genetisch vorbestimmte Aspekte und somit völlig fremdbestimmt, weil das Individuum keinen Einfluss darauf hat. Genauso z.B. bei demjenigen, der unter erblich bedingten Haarausfall leidet und daher eine Glatze hat.
Nein, gerade auf das Gewicht, ob man dick oder dünn ist, bezogen, hat man als Individuum sehr erheblichen Einfluss.

Ja, es gibt sicher genetisch vorbestimmte Faktoren, ob man bei "viel futtern" stärker Masse aufbaut und zunimmt oder weniger stark. Und ja, es gibt sicher bestimmte Stoffwechselerkrankungen, die einen quasi dazu bestimmen, dick zu werden. Letztere sind aber Ausnahmen!

Es gibt keinen Grund, auf Dicken oder Dünnen irgendwie menschlichen Respekt oder Rechte zu verweigern.
Wenn jemand "lieber geniesst" oder umgekehrt asketisch lebt, so what?

Aber die Aussage, dass Dickheit bzw. Dünnheit "in aller Regel ... genetisch vorbestimmt ... und somit völlig fremdbestimmt" sei, halte ich (in aller Regel) für unhaltbar.
Klar, wer den ganzen Tag nur auf der Couch liegt und täglich 5000 kcal zu sich nimmt brauch sich nicht wundern irgendwann Fett zu werden.... da würde wohl kaum einer auf Dauer normalgewichtig bleiben.
Nur die Frage wer oder was bestimmt das jemand dafür anfällig ist so viel zu futtern, wer oder was bestimmt das jemand ständig über sein vielleicht auch nicht mehr vorhandenes Sättigungsgefühl drüber hinaus isst. Wer oder was bestimmt das jemand anstatt z.B. Alkohol zu trinken seinen Frust oder seine Langeweile mit übermäßigem Essen bekämpft. Wer oder was bestimmt das jemand einen übermäßigen Bewegungsdrang hat und jeden Tag 3 Stunden Sport macht, ein anderer den gar nicht hat und nur auf der Couch liegt.

Das sind ja in meinen Augen auch nicht unbedingt bewusste Entscheidungen.
fredstiller

Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von fredstiller »

Dr. House hat geschrieben: 11 Dez 2018 16:05 Meiner Meinung nach schwierig. Es gibt diverse körperliche Fehlfunktionen (aka Krankheiten) die entweder zu dem einen (dick) oder zu dem anderen (dünn) führen können. Beispiele gibts viele: Darmerkrankungen (dünn), Schilddrüsenüber- und Unterfunktion (dick/dünn) etc.
Ja.

Aber wie gesagt: Gerade Übergewicht bzw. Fettleibigkeit ist in Mitteleuropa in den meisten Fällen durch körperliche Aktivität und richtige Ernährung vermeidbar. Nicht allen, aber eben den meisten. Die Annahme, dass Übergewichtige einen ungesunden Lebensstil hinsichtlich Ernährung und körperlicher Aktivität pfleg(t)en, ist zwar ggf. verallgemeinernd - aber wird in den meisten Fällen korrekt sein.
Insofern betonst du da die Ausnahmefälle.
Siegfried hat geschrieben: 11 Dez 2018 16:35 Wer oder was bestimmt das jemand einen übermäßigen Bewegungsdrang hat und jeden Tag 3 Stunden Sport macht, ein anderer den gar nicht hat und nur auf der Couch liegt.

Das sind ja in meinen Augen auch nicht unbedingt bewusste Entscheidungen.
Vielleicht meist nicht bewusst, aber eben (und zumal im Ergebnis der Bewegung) beeinflussbar.

So wie unsere Beziehungslosigkeit (zumindest für die allermeisten) beeinflussbar ist.
Heisst nicht, dass es einfach wäre, oder jeder irgendwann Erfolg haben wird.
Gatem

Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von Gatem »

fredstiller hat geschrieben: 11 Dez 2018 16:41
Dr. House hat geschrieben: 11 Dez 2018 16:05 Meiner Meinung nach schwierig. Es gibt diverse körperliche Fehlfunktionen (aka Krankheiten) die entweder zu dem einen (dick) oder zu dem anderen (dünn) führen können. Beispiele gibts viele: Darmerkrankungen (dünn), Schilddrüsenüber- und Unterfunktion (dick/dünn) etc.
Ja.

Aber wie gesagt: Gerade Übergewicht bzw. Fettleibigkeit ist in Mitteleuropa in den meisten Fällen durch körperliche Aktivität und richtige Ernährung vermeidbar. Nicht allen, aber eben den meisten. Die Annahme, dass Übergewichtige einen ungesunden Lebensstil hinsichtlich Ernährung und körperlicher Aktivität pfleg(t)en, ist zwar ggf. verallgemeinernd - aber wird in den meisten Fällen korrekt sein.
Insofern betonst du da die Ausnahmefälle.
Sehe ich nicht so. Meiner Erfahrung nach dürfte es eher die Mehrheit sein, die Aufgrund von Krankheiten oder genetischer Prädisposition dick wird.
Im Ernst: Kaum ein normal denkender Mensch will doch dick sein. (Zumindest in unserer Überflussgesellschaft. Würden wir in einer Mangelgesellschaft leben, sähe das natürlich wieder ganz anders aus und dick sein wäre das angestrebte Ideal)
Was natürlich nicht heißt, dass es nicht auch Ausnahmen gibt, die es tatsächlich bewusst darauf anlegen, so wie es eben auch bei Glatzenträgern diejenigen gibt, die es nicht aufgrund von Haarausfall sind, sondern damit eine politische Einstellung ausdrücken wollen. Aber das sind dann eben Minderheiten verglichen mit der Gesamtzahl.
TimeMachine

Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von TimeMachine »

Vieles im Leben hat damit zu tun, wie einfach es einem fällt, neue Dinge zu lernen.
Abnehmen gehört dazu. Mancheiner würde sagen, Abnehmen ist doch ein Kinderspiel. Aber wenn man es noch nie versucht und durchgehalten hat, weiß man das eben nicht.
fredstiller

Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von fredstiller »

Gatem hat geschrieben: 11 Dez 2018 19:14 Sehe ich nicht so. Meiner Erfahrung nach dürfte es eher die Mehrheit sein, die Aufgrund von Krankheiten oder genetischer Prädisposition dick wird.
Das ist wissenschaftlich schlicht absurd, sorry.
Und es bezweifelt auch wissenschaftlich niemand ernsthaft, dass es mit Ernährung und körperlicher Aktivität zu tun hat.

Für die (Deutschen genetisch sehr verwandten und bürokratisch sehr korrekten und gut organisierten) Schweizer gibt's die Zahlen beispielsweise für Armeerekruten über längere Zeiträume:

"The view back to the 1930s and to the late-nineteenth century shows that obesity was nearly absent at that time (<0.1%). However, obesity prevalence has increased by a factor of 105 from 1870s until present."

https://www.nature.com/articles/ejcn20107

Fettleibigkeit mit BMI über 30 hat sich in 150 Jahren etwa verhundertfacht, und Übergewicht mit BMI über 25 immer noch verfünfzehnfacht.

Das hat nichts mit veränderter genetischer Veranlagung oder Krankheiten zu tun!
Ausser, du definierst Fettsein selbst als "Krankheit" - was dann aber ein logischer Zirkelschluss wäre.
Und viel anders wird es in Deutschland auch nicht aussehen (glaube, da ist der Durchschnitts-BMI noch etwas höher).
Ähnliches gilt auch für die fast doppelt so hohen Raten von schlechter gebildeten ggü. höher gebildeten - unplausibel.
Gatem hat geschrieben: 11 Dez 2018 19:14 Im Ernst: Kaum ein normal denkender Mensch will doch dick sein. (Zumindest in unserer Überflussgesellschaft. Würden wir in einer Mangelgesellschaft leben, sähe das natürlich wieder ganz anders aus und dick sein wäre das angestrebte Ideal)
Korrekt.
Kaum jemand will das.
Nur immer mehr Leute sind es tatsächlich.

Da sie in unserer Überflussgesellschaft historisch gesehen billigsten Zugang zu Nahrung und Zucker haben, immer weniger Leute körperlich arbeiten bzw. sich viel bewegen, und immer mehr schlicht nicht die Disziplin haben, schlank zu werden bzw. zu bleiben.
fredstiller

Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von fredstiller »

PS, ich seh's erst gerade:
Gatem hat geschrieben: 11 Dez 2018 19:14 Sehe ich nicht so. Meiner Erfahrung nach dürfte es eher die Mehrheit sein, die Aufgrund von Krankheiten oder genetischer Prädisposition dick wird.
Das Präfix "Prä" in Prädisposition (bewusst oder unbewusst gebraucht) "rettet" deine Argumentation hier im einzelnen Beitrag fast:

Denn die genetische Prädisposition, als potentielle Empfänglichkeit, dick und fett zu werden, die dürfte fast jeder Mensch haben.
Und wenn man zuviel bzw. falsch isst und/oder sich wenig bewegt, dann schlägt diese Prädisposition zu.
Sowie, bei einigen, aber eben im Verhältnis wenigen Personen auch aufgrund Stoffwechselerkrankungen etc.

Aber deine Behauptung von der Vorseite...
Gatem hat geschrieben: 11 Dez 2018 12:11 Kein Mensch kann etwas dafür, ob er nun groß oder klein, dick oder dünn ist. Dies sind in aller Regel genetisch vorbestimmte Aspekte und somit völlig fremdbestimmt, weil das Individuum keinen Einfluss darauf hat.
...dass "kein" Mensch etwas für Dickheit könne und darauf "keinen" Einfluss habe, da diese "in aller Regel" genetisch "vorbestimmt" sei, hat das hat damit aber überhaupt nichts zu tun. Das ist nicht Prädisposition, sondern "Determination".
Talbot
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Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von Talbot »

fredstiller hat geschrieben: 11 Dez 2018 21:21 ...
+1.
Es scheint mir auch als ob die Aufspaltung der Gesellschaft in Extrempositionen auch vor diesem Bereich nicht halt gemacht hat.
Übergewicht wird immer präsenter und häufiger während auf der anderen Seite auch der Bereich Fitness irgendwie extrem gehyped wird.
Also quasi entweder Übergewicht oder sehr ambitioniert was den eigenen Körper angeht und kaum Mittelmaß dazwischen.
ComebackCat

Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von ComebackCat »

Talbot hat geschrieben: 11 Dez 2018 21:45
fredstiller hat geschrieben: 11 Dez 2018 21:21 ...
+1.
Es scheint mir auch als ob die Aufspaltung der Gesellschaft in Extrempositionen auch vor diesem Bereich nicht halt gemacht hat.
Übergewicht wird immer präsenter und häufiger während auf der anderen Seite auch der Bereich Fitness irgendwie extrem gehyped wird.
Also quasi entweder Übergewicht oder sehr ambitioniert was den eigenen Körper angeht und kaum Mittelmaß dazwischen.
Tja, hat beides seinen Ursprung in Kalifornien. Der erste McDonald's in San Bernardino und das erste Fitnessstudio in Oakland, sogar ungefähr zur gleichen Zeit.
Zuletzt geändert von ComebackCat am 11 Dez 2018 22:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von Isa_01 »

fredstiller hat geschrieben: 11 Dez 2018 21:21
Gatem hat geschrieben: 11 Dez 2018 19:14 Sehe ich nicht so. Meiner Erfahrung nach dürfte es eher die Mehrheit sein, die Aufgrund von Krankheiten oder genetischer Prädisposition dick wird.
Das ist wissenschaftlich schlicht absurd, sorry.
Und es bezweifelt auch wissenschaftlich niemand ernsthaft, dass es mit Ernährung und körperlicher Aktivität zu tun hat.

Für die (Deutschen genetisch sehr verwandten und bürokratisch sehr korrekten und gut organisierten) Schweizer gibt's die Zahlen beispielsweise für Armeerekruten über längere Zeiträume:

"The view back to the 1930s and to the late-nineteenth century shows that obesity was nearly absent at that time (<0.1%). However, obesity prevalence has increased by a factor of 105 from 1870s until present."

https://www.nature.com/articles/ejcn20107

Fettleibigkeit mit BMI über 30 hat sich in 150 Jahren etwa verhundertfacht, und Übergewicht mit BMI über 25 immer noch verfünfzehnfacht.

Das hat nichts mit veränderter genetischer Veranlagung oder Krankheiten zu tun!
Ausser, du definierst Fettsein selbst als "Krankheit" - was dann aber ein logischer Zirkelschluss wäre.
Und viel anders wird es in Deutschland auch nicht aussehen (glaube, da ist der Durchschnitts-BMI noch etwas höher).
Ähnliches gilt auch für die fast doppelt so hohen Raten von schlechter gebildeten ggü. höher gebildeten - unplausibel.
Gatem hat geschrieben: 11 Dez 2018 19:14 Im Ernst: Kaum ein normal denkender Mensch will doch dick sein. (Zumindest in unserer Überflussgesellschaft. Würden wir in einer Mangelgesellschaft leben, sähe das natürlich wieder ganz anders aus und dick sein wäre das angestrebte Ideal)
Korrekt.
Kaum jemand will das.
Nur immer mehr Leute sind es tatsächlich.

Da sie in unserer Überflussgesellschaft historisch gesehen billigsten Zugang zu Nahrung und Zucker haben, immer weniger Leute körperlich arbeiten bzw. sich viel bewegen, und immer mehr schlicht nicht die Disziplin haben, schlank zu werden bzw. zu bleiben.
Hm, also das mit der Disziplin glaube ich ehrlich gesagt nicht. Als ich noch am Gymnasium war gabs da ein Mädchen, die machte grad Abi als ich in der 9ten war. Auf der Schule gabs eigentlich nicht sehr viele Dicke, aber sie hatte schon einiges zuviel an Gewicht und fiel auch dadurch sehr auf. Sie hat als einzige ihres Jahrgangs ihr Abi mit 1,0 gemacht, und in der Oberstufe 2x in der Woche morgens von 5-9 bei der Post gejobbt und Briefe sortiert. Ehrlich, ich glaube man braucht schon gut Disziplin, um in dem Alter sowas hinzukriegen. Ich glaube, dass die Gründe eher psychischer Natur sind, oder eben genetisch vorbestimmt. Oder eine Kombination aus Beidem. Dass es in erster Linie an Disziplin liegt glaube ich in jedem Fall nicht, dafür gibts auch eindeutig zu viele dünne Menschen, die durch extreme Faulheit und Undiszipliniertheit auffallen.
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Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von Isa_01 »

ComebackCat hat geschrieben: 11 Dez 2018 22:01
Talbot hat geschrieben: 11 Dez 2018 21:45
fredstiller hat geschrieben: 11 Dez 2018 21:21 ...
+1.
Es scheint mir auch als ob die Aufspaltung der Gesellschaft in Extrempositionen auch vor diesem Bereich nicht halt gemacht hat.
Übergewicht wird immer präsenter und häufiger während auf der anderen Seite auch der Bereich Fitness irgendwie extrem gehyped wird.
Also quasi entweder Übergewicht oder sehr ambitioniert was den eigenen Körper angeht und kaum Mittelmaß dazwischen.
Tja, hat beides seinen Ursprung in Kalifornien. Der erste MC Donald's in San Bernardino und das erste Fitnessstudio in Oakland, sogar ungefähr zur gleichen Zeit.
Vielleicht ist das ganze von langer Hand geplant, ein gigantischer Wirtschaftsplan..." erst machen wir sie dick, und dann wieder dünn, und für alles müssen sie blechen". :-)
fredstiller

Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von fredstiller »

Isa_01 hat geschrieben: 11 Dez 2018 22:03 Hm, also das mit der Disziplin glaube ich ehrlich gesagt nicht. Als ich noch am Gymnasium war gabs da ein Mädchen, die machte grad Abi als ich in der 9ten war. Auf der Schule gabs eigentlich nicht sehr viele Dicke, aber sie hatte schon einiges zuviel an Gewicht und fiel auch dadurch sehr auf. Sie hat als einzige ihres Jahrgangs ihr Abi mit 1,0 gemacht, und in der Oberstufe 2x in der Woche morgens von 5-9 bei der Post gejobbt und Briefe sortiert. Ehrlich, ich glaube man braucht schon gut Disziplin, um in dem Alter sowas hinzukriegen.
Ist ein valabler Einwand.
Ich mein(t)e Disziplin bezogen auf Ernährung und körperliche Gesundheit, und Körpergewicht.

Wer "immer" am Schreibtisch sitzt und lernt, und nachts aufgrund eines Nebenjobs zuwenig schläft, der ist vielleicht disziplinierter Lerner und Arbeiter - aber er hat keine gute gesundheitliche Disziplin.
Isa_01 hat geschrieben: 11 Dez 2018 22:03 Ich glaube, dass die Gründe eher psychischer Natur sind
Eben das mein ich ja. Selbstdisziplin als eigenkontrolliertes Verhalten im Hinblick auf ein Ziel ("Gesund bleiben und so aussehen") ist ja eine Ausprägung "psychischer Natur".
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Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von Isa_01 »

fredstiller hat geschrieben: 11 Dez 2018 22:13
Isa_01 hat geschrieben: 11 Dez 2018 22:03 Hm, also das mit der Disziplin glaube ich ehrlich gesagt nicht. Als ich noch am Gymnasium war gabs da ein Mädchen, die machte grad Abi als ich in der 9ten war. Auf der Schule gabs eigentlich nicht sehr viele Dicke, aber sie hatte schon einiges zuviel an Gewicht und fiel auch dadurch sehr auf. Sie hat als einzige ihres Jahrgangs ihr Abi mit 1,0 gemacht, und in der Oberstufe 2x in der Woche morgens von 5-9 bei der Post gejobbt und Briefe sortiert. Ehrlich, ich glaube man braucht schon gut Disziplin, um in dem Alter sowas hinzukriegen.
Ist ein valabler Einwand.
Ich mein(t)e Disziplin bezogen auf Ernährung und körperliche Gesundheit, und Körpergewicht.

Wer "immer" am Schreibtisch sitzt und lernt, und nachts aufgrund eines Nebenjobs zuwenig schläft, der ist vielleicht disziplinierter Lerner und Arbeiter - aber er hat keine gute gesundheitliche Disziplin.
Nun, vielleicht hätte sie ihre Leistungen ohne das "zuviel" an Essen gar nicht erbringen können. Ist ja nix Neues, dass man bei Schlafdefizit dazu tendiert zuviel zu essen. Vielleicht war das ihr Strohhalm, der ihr die notwendige Kraft gegeben hat die Dinge durchzuziehen. Niemand ist perfekt und läuft immer reibungslos wie ne Maschine. Vielleicht wird sie auch mal große Dinge in der Neurophysiologie entdecken, wo sie heute in der Forschung arbeitet. Andererseits gibts dann Leute, die beruflich immer nur das Nötigste machen, und trotzdem schlank bleiben, vielleicht sogar ohne große Anstrengung. Trotzdem wird "die Dicke" gerne als disziplinlos hingestellt (und damit meine ich jetzt nicht dich, aber das ist der Tenor in der Gesellschaft). Man sollte schon die individuelle Situation einer Person betrachten finde ich. Zu dick =zu wenig Disziplin ist da meiner Meinung nach viel zu kurz gedacht.
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Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von Isa_01 »

fredstiller hat geschrieben: 11 Dez 2018 22:13
Isa_01 hat geschrieben: 11 Dez 2018 22:03 Ich glaube, dass die Gründe eher psychischer Natur sind
Eben das mein ich ja. Selbstdisziplin als eigenkontrolliertes Verhalten im Hinblick auf ein Ziel ("Gesund bleiben und so aussehen") ist ja eine Ausprägung "psychischer Natur".
Nun, ich meinte eher, dass für so manchen, der in einer schwierigen Lebenssituation ist, Essen ein Ventil ist um die eigenen Sorgen, die EInsamkeit oder sonstige Probleme wegstecken zu können. Kummerspeck heisst es ja nicht umsonst. Und wenn dann das Übergewicht richtig massiv ist, dann werden da auch schwerwiegende psychische Krankheiten zugrunde liegen. Niemand isst den ganzen Tag (und das machen einige ja), weil es so gut schmeckt und sie bloß nicht nein sagen können. Manche essen ja so lange, bis Ihnen kotzübel ist. Das ist einige schwerwiegende psychische Störung wie bspw auch Magersucht, und kein Mangel an Disziplin.
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Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von ComebackCat »

fredstiller hat geschrieben: 11 Dez 2018 22:13

Wer "immer" am Schreibtisch sitzt und lernt, und nachts aufgrund eines Nebenjobs zuwenig schläft, der ist vielleicht disziplinierter Lerner und Arbeiter - aber er hat keine gute gesundheitliche Disziplin.
Aber wer hat das schon? 25 % der Menschen rauchen, andere nehmen Drogen, viele trinken zuviel, arbeiten zuviel, schlafen zu wenig, bewegen sich zu wenig, gehen gerade im Winter zu wenig an die frische Luft und ans Sonnenlicht, fahren mit 200 km/h auf der Autobahn, etc.
Wieder andere haben toxische Beziehungen oder gar keine Beziehung, was ja auch wiederum schlecht für die mentale Gesundheit sein soll, usw.
fredstiller

Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von fredstiller »

Isa_01 hat geschrieben: 11 Dez 2018 22:29 Nun, vielleicht hätte sie ihre Leistungen ohne das "zuviel" an Essen gar nicht erbringen können. Ist ja nix Neues, dass man bei Schlafdefizit dazu tendiert zuviel zu essen. (...) Vielleicht wird sie auch mal große Dinge in der Neurophysiologie entdecken, wo sie heute in der Forschung arbeitet. Andererseits gibts dann Leute, die beruflich immer nur das Nötigste machen, und trotzdem schlank bleiben
Oder auch umgekehrt könnten wir spekulieren: Die Mitschülerin war so gut in der Schule, da sie so dick war, und ihr mangelndes Selbstwertgefühl (bezogen auf den Körper) durch schulische Höchstleistungen kompensiert hat?

Es gibt, ich sagte es oben schon, sehr signifikante negative Korrelationen zwischen Bildung bzw. Einkommen und Fettleibigkeit. Vulgo: Schlecht Gebildete bzw. niedrige Einkommensbezieher sind weit überproportional übergewichtig bzw. fettleibig.
Das spricht dagegen, dass das Erklärungsmuster (ist es nicht eher ein "Rechtfertigungsmuster?") "hätte ... Leistungen ohne ... "zuviel" an Essen gar nicht erbringen können" irgendwo "zwingend" wäre, geschweige denn, dass es eine "Mehrheit" der Fälle abdeckte.
Isa_01 hat geschrieben: 11 Dez 2018 22:29 Man sollte schon die individuelle Situation einer Person betrachten finde ich. Zu dick =zu wenig Disziplin ist da meiner Meinung nach viel zu kurz gedacht.
Wenn dir Disziplin nicht "gefällt", dann 'nenn es "ungesunde Lebensweise" bzw. "ungesundes Verhalten".

Worauf ich hinauswill, ist das: Das körperliche Erscheinungsbild ist durch Verhalten beeinflussbar. Und zwar so, dass die allermeisten Menschen irgendwo in der Bandbreite des Normalgewichts liegen könnten, ohne "ungesund" zu leben bzw. an anderen Mangelerscheinungen zu leiden. Dass das individuell irgendwie "schwierig" empfunden würde oder viele andere Prioritäten im Leben setzen, bestreitet niemand. Ebenso wenig, dass einige tatsächlich genetisch oder durch physiologische Krankheiten zu Unter- Übergewicht determiniert ist - aber das ist eine Minderheit, nicht die Masse der Leute.
Isa_01 hat geschrieben: 11 Dez 2018 22:33 Nun, ich meinte eher, dass für so manchen, der in einer schwierigen Lebenssituation ist, Essen ein Ventil ist um die eigenen Sorgen, die EInsamkeit oder sonstige Probleme wegstecken zu können. Kummerspeck heisst es ja nicht umsonst.
Ja, ist klar, was du meinst. Aber das ist ja eben der Punkt: Wer über genug Selbstdisziplin und Kontrolle des eigenen Verhaltens verfügt, der frisst auch in "schwierigen Lebenssituationen" oder unter Stress nicht zu viel. Nicht so zu viel, dass er zuviel zunimmt.
Auch hier gilt: Das Erscheinungsbild ist durch eigenes Verhalten beeinflussbar - und das ist üb-, trainier- und therapiebar. Und deshalb ist es keine (genetische) oder andere Vorherbestimmung.
ComebackCat hat geschrieben: 11 Dez 2018 22:49 Aber wer hat das schon? 25 % der Menschen rauchen, andere nehmen Drogen, viele trinken zuviel, arbeiten zuviel, schlafen zu wenig, bewegen sich zu wenig, gehen gerade im Winter zu wenig an die frische Luft und ans Sonnenlicht, fahren mit 200 km/h auf der Autobahn, etc.
Bestreitet ja keiner, dass (sehr) "viele" Menschen sich ungesund bzw. riskant verhalten.
Und wohl weniger, dass es in unseren Regionen eher mehr als weniger werden.

Das ist aber vielleicht eine "Entschuldigung", eine Rechtfertigung aber einfach kein Argument.
Kein Argument in Bezug darauf, dass bspw. Übergewicht irgendwie physiologisch "determiniert" wäre (von, wie schon gesagt, Ausnahmen abgesehen).


PS: Ich will damit auch gar nicht abstreiten, dass soziale, gesellschaftliche oder individuelle persönliche Umstände des Schul- und Erwerbs-, Sozial- und Beziehungslebens Faktoren sein können, die ein Unter- oder Übergewicht und damit dünnes bzw. dickes Aussehen begünstigen bzw. fördern. Aber sofern man seine 8h am Tag schlafen, sich ausreichend gesunde Lebensmittel leisten und sich halbwegs "normal" bewegen könnte, besteht dort kein zwingender Kausalzusammenhang. Und das ist für im Grunde alle Menschen in Mitteleuropa gegeben. Alles andere ist persönliches Verhalten und persönliche Entscheidungen und Prioritätensetzungen.

Und es gibt ja auch tatsächlich Leute, die ausreichend gesund leben, um nicht dünner oder dicker als das Normalgewicht zu sein.
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Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von Talbot »

Kann da Fredstiller nur zustimmen.
Niemand bestreitet, dass es da überhaupt keine Fälle von Krankheiten gibt, die es sehr schwer bis unmöglich machen, aber die Häufigkeit mit der diese als Ursache genannt werden passt wohl kaum mit der tatsächlichen Häufigkeit entsprechender Krankheiten zusammen.
Wenn dann liegt bei vielen eher eine Prädisposition zum Übergewicht vor, aber das ist halt nur ein erschwerender Faktor, aber nicht mehr.
Was ich nicht verstehe ist, warum man überhaupt mit dem Argument kommt statt zu sagen: Es ist mir halt nicht wichtig/ich habe andere Prioritäten/die Einschränkungen,die eine Gewichtsreduzierung mit sich bringen würde sind es mir nicht wert. Ich glaube niemand würde da etwas gegen sagen, schließlich kann ja jeder frei seine Prioritäten setzen.
Ich hatte zum Beispiel auch schon Phasen in denen das Thema mir aus sonstigen Gründen nicht so wichtig war und wo ich dann auch ordentlich zugeschlagen habe und da ich auch eher eine gewisse Prädisposition in Richtung Übergewicht habe habe ich da dann auch recht schnell 10-15 Kg zugenommen.
Kommt halt mal vor und da musste ich mir dann auch erst meine vorherige Disziplin zurück"erkämpfen".
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Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von selina »

nur ganz kurz off-topic:
Wirklich interessante Videos. Danke fürs Einstellen.
Unser Familienhund ist ja 'nur' ein Golden Retriever Mix. Aber beim Fressverhalten definitiv ein reiner Golden Retriever.
Beziehungsweise je älter sie wird, desto mehr schlägt der Golden Retriver durch.
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Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von Nell The Sentinel »

Talbot hat geschrieben: 12 Dez 2018 05:57 Was ich nicht verstehe ist, warum man überhaupt mit dem Argument kommt statt zu sagen: Es ist mir halt nicht wichtig/ich habe andere Prioritäten/die Einschränkungen,die eine Gewichtsreduzierung mit sich bringen würde sind es mir nicht wert. Ich glaube niemand würde da etwas gegen sagen, schließlich kann ja jeder frei seine Prioritäten setzen.
LOL, wenn es nur so wäre. Nur leider mischen sich die Leute viel zu sehr in das Leben anderer Menschen ein und glauben, es besser zu wissen. Gern wirst du dann auch verständnislos angeschaut oder hörst eine flammende Rede, wieso es doch als schlanker Mensch so viel besser ist zu leben.

Ach wenn es doch nur so wäre, dass sich andere Menschen nicht so stark um die Belange anderer kümmern würden. Es fängt nämlich schon bei der eigenen Familie an, die dich nicht in diesem Zustand leben sehen will. Und erklär denen mal, dass du dir das so aussuchst.
Baustelle :hallo:
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Re: Ist das Aussehen vielleicht doch das einzige Kriterium?

Beitrag von marcus80 »

Talbot hat geschrieben: 12 Dez 2018 05:57 Kann da Fredstiller nur zustimmen.
Niemand bestreitet, dass es da überhaupt keine Fälle von Krankheiten gibt, die es sehr schwer bis unmöglich machen, aber die Häufigkeit mit der diese als Ursache genannt werden passt wohl kaum mit der tatsächlichen Häufigkeit entsprechender Krankheiten zusammen.
Wenn dann liegt bei vielen eher eine Prädisposition zum Übergewicht vor, aber das ist halt nur ein erschwerender Faktor, aber nicht mehr.
Was ich nicht verstehe ist, warum man überhaupt mit dem Argument kommt statt zu sagen: Es ist mir halt nicht wichtig/ich habe andere Prioritäten/die Einschränkungen,die eine Gewichtsreduzierung mit sich bringen würde sind es mir nicht wert. Ich glaube niemand würde da etwas gegen sagen, schließlich kann ja jeder frei seine Prioritäten setzen.
Ich hatte zum Beispiel auch schon Phasen in denen das Thema mir aus sonstigen Gründen nicht so wichtig war und wo ich dann auch ordentlich zugeschlagen habe und da ich auch eher eine gewisse Prädisposition in Richtung Übergewicht habe habe ich da dann auch recht schnell 10-15 Kg zugenommen.
Kommt halt mal vor und da musste ich mir dann auch erst meine vorherige Disziplin zurück"erkämpfen".
Mir scheint es hier im Forum einen großen Anteil an Menschen mit Depressionen zu geben, mich eingeschlossen. Ich habe schon sehr viele Medikamente testen müssen, um eines zu finden, wo die Kosten-/Nutzen Rechnung schon halbwegs aufgeht. Gerade die Gewichtszunahme ist leider eine recht häufige Nebenwirkung solcher Medikamente.
Das war bei mir so und auch vielen Personen, die ich bei einem Klinikaufenthalt kennenlernte und noch befreundet bin. Ich habe es mittlerweile geschafft wieder ein Gewicht zu erreichen, mit dem ich selbst zufrieden bin, aber das bedeutet auch, auf sehr vieles zu verzichten.
Bevor ich die unentdecken Weiten und Nebenwirkungen von Antidepressiva kennenlernte, hatte ich nie großartig Gewichtsprobleme und vielen Anderen mag es auch so gehen.
Ich spreche hier auch nicht von Kinkerlitzchen wie 2-3 Kg, sondern eher 20-30 Kg, die ratz fatz oben drauf sind.

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"Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat's gemacht."

"Ich verlasse mich auf meine Sinne:
Irrsinn, Wahnsinn und Blödsinn!"