Validierende Kommunikation

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
zumsel

Validierende Kommunikation

Beitrag von zumsel »

Liebe Leser,

ich beschäftige mich gerade mit meiner Kommunikation und deren Wirkung auf andere Menschen. Ich frage mich, ob ich das sende, was ich senden möchte. Mir ist dabei aufgefallen, dass ich insbesondere in der Zeit vor Weihnachten einen interessanten Schreibstil hatte. Ich habe viel Kritisiert und war manches Mal auch sehr hart in meinen Worten. Wenn ich jetzt manche Beiträge lese juckt es mir wieder in den Fingern Kontra zu geben. Und das, obwohl ich genau weiß, dass es überhaupt nichts bringt. Im Gegenteil. Wenn ich kritisiere fördere ich Widerstand. Und das steht meinem Wunsch entgegen diese Plattform hauptsächlich dafür zu nutzen herumzufrotzeln und Spaß zu haben, um dem harten und manchmal auch traurigen Alltag etwas entgegenzusetzen.

Ich kenne einen Menschen, der es wie kein anderer schafft Widerstände abzubauen und in Energie zu verwandeln. Diese Person hat die Fähigkeit
  • Gefühle und Antriebe in mir Wahrzunehmen
  • mir zu vermitteln, dass diese Gefühle und Antriebe ok sind
  • meine Antriebe zu Verallgemeinern, indem sie weitergehende Fragen stellt und eigene Ideen einbringt ohne diese in Frage zu stellen
Übertriebenes Beispiel: Ich äußere den Wunsch spontan eine Weltreise zu machen. Die Person sagt: "Das klingt super, da kannst du vom Alltag abschalten, allen Mist hinter dir lassen und die Welt erkunden. Was für ein Abenteuer" (Gefühle und Antriebe wahrnehmen und vermitteln, dass sie eine Berechtigung haben). Und weiter: "Aber dann müsstest du dir echt gut überlegen, was du im Koffer mitnimmst. Was würdest du den alles Einpacken ?"

- Diese Art der Kommunikation, die dem Zuhörenden ein gutes Gefühl gibt und über reines Interesse zeigen hinaus geht, möchte ich mir zum Vorbild nehmen auch wenn sie natürlich nicht immer angewendet werden kann.

Was haltet ihr von dieser Kommunikationsform ?
Könnte sie nicht auch ein Weg sein selbst viel positiver zu denken und eine kommunikative Brücke zu bilden, falls man beim Kennenlernen das Eis brechen möchte ?

Euer
Vor- und Nachdenker
Zumsel

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Kief

Re: Validierende Kommunikation

Beitrag von Kief »

zumsel hat geschrieben: 10 Jan 2018 19:17Was haltet ihr von dieser Kommunikationsform ?
Wenn man derlei hinbekommt - super!

Ich wuerde derlei gerne besser hinbekommen.
Daran hindert mich generell, dass ich die emotionalen Hintergruende ueblicherweise erst begreife, wenn das Gespraech schon lange vorbei ist.
Und akut faellt das arg schwer, wenn man instinktiv erstmal andere Impulse hat. Oder einfach die aktuelle Gefuehlslage zu Frustreaktionen neigt.


K
Wenona

Re: Validierende Kommunikation

Beitrag von Wenona »

zumsel hat geschrieben: 10 Jan 2018 19:17 Ich frage mich, ob ich das sende, was ich senden möchte.
Was willst du denn senden?
zumsel hat geschrieben: 10 Jan 2018 19:17 Und das steht meinem Wunsch entgegen diese Plattform hauptsächlich dafür zu nutzen herumzufrotzeln und Spaß zu haben, um dem harten und manchmal auch traurigen Alltag etwas entgegenzusetzen.
Dürfen wir uns dann benutzt fühlen? :?
zumsel hat geschrieben: 10 Jan 2018 19:17 Ich kenne einen Menschen, der es wie kein anderer schafft Widerstände abzubauen und in Energie zu verwandeln.
Ich halte es für besser, die Widerstände (sag mal, gegen was eigentlich?) zu akzeptieren, und ihre Daseinsberechtigung zu akzeptieren. Jedenfalls ist das das Credo guter Therapeuten ("Widerstände gehören dazu").
Macht tatsächlich auch Sinn, inna Therapie muss man ja auch lernen, Gefühle anzunehmen (sowohl der Pat. als auch der Thera), statt wegzudrücken oder zu ignorieren oder ersetzen zu wollen, und Widerstände resultieren nunmal aus Gefühlen.
zumsel hat geschrieben: 10 Jan 2018 19:17 Übertriebenes Beispiel: Ich äußere den Wunsch spontan eine Weltreise zu machen. Die Person sagt: "Das klingt super, da kannst du vom Alltag abschalten, allen Mist hinter dir lassen und die Welt erkunden. Was für ein Abenteuer" (Gefühle und Antriebe wahrnehmen und vermitteln, dass sie eine Berechtigung haben). Und weiter: "Aber dann müsstest du dir echt gut überlegen, was du im Koffer mitnimmst. Was würdest du den alles Einpacken ?"
In deinem Beispiel äußert jemand einen Wunsch. Dass passiert aber nicht in jeder Kommunikation. Um einen Wunsch zu äußern, muss man demjenigen erst mal vertrauen, dazu muss es überhaupt erst mal kommen. Ansonsten ist es eine Forderung.
Wenn kein Wunsch und keine Forderung (an dich gerichtet, oder dir anvertraut) existiert, .... ?
zumsel hat geschrieben: 10 Jan 2018 19:17 Was haltet ihr von dieser Kommunikationsform ?
Könnte sie nicht auch ein Weg sein selbst viel positiver zu denken und eine kommunikative Brücke zu bilden, falls man beim Kennenlernen das Eis brechen möchte ?
Ich halte davon nicht viel.
1. weil es ein 'aber' enthält, und damit schonmal gleich am Anfang negativ besetzt ist ("der, dem ich meinen Wunsch anvertraue, will mir jetzt schon Steine in den Weg legen"), und
2. weil du ungefragt einen Ratschlag gibst. ;) Das kommt selten gut an, auch wenn die Meisten höflich reagieren, und so tun, als wären sie dankbar. Aber ein bitterer Nachgeschmack bleibt, und setzt sich fest.
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Momo
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Re: Validierende Kommunikation

Beitrag von Momo »

Das, was du beschreibst, kenne ich im Zusammenhang mit ein paar anderen Punkten aus der Methode "Aktives Zuhören".
Das ist super, um den Gegenüber zu verstehen und ihm auch das Gefühl zu geben, verstanden zu werden. Und um bei Problemlösungen zu helfen.
Was wiederum auch heißt, dass so eine pragmatische Nachfrage nicht immer angebracht ist. Den spontanen Wunsch, eine Weltreise zu machen, würde ich jedenfalls nicht als Problem einstufen, sondern als Idee. Und da interessiert mich erst mal so was profanes wie das Koffer packen nicht. Wenn man mich dann danach fragen würde, würde ich antworten; "Keine Ahnung, darüber denke ich doch jetzt noch nicht nach." und das Thema fallen lassen.
Das Beispiel ist konstruiert, von daher lässt sich jetzt nicht so viel daraus schließen, aber mir geht es einfach darum, dass es auf den Gegenüber und die Situation ankommt, ob die Kommunikation nach deinem Schema anwendbar und sinnvoll ist.
Ich finde solche Schemata auch generell eher hinderlich, weil sie mich gedanklich von meinem Gegenüber ablenken.
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Re: Validierende Kommunikation

Beitrag von TheRealDeal »

zumsel hat geschrieben: 10 Jan 2018 19:17 Liebe Leser,

ich beschäftige mich gerade mit meiner Kommunikation und deren Wirkung auf andere Menschen.
Hallo Zumsel, du stellst zumindest die richtige Frage, denn wie das von dir gesendete beim "Anderen" ankommt, kannst du, wenn überhaupt, nur minimal beeinflussen. Vor allem bist du dafür nicht verantwortlich.

Es wohnt halt eine tolle Seele in deiner Partnerin. Mein Rat: Höre gut zu, wenn Sie etwas sagt. Aktives Zuhören klingt gut, wenn du das kannst (ich gehe mal davon aus, dass du das kannst).
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Re: Validierende Kommunikation

Beitrag von kreisel »

Validierende Kommunikation.
Für mich hat es was therapiehaftes oder Weiterbildungsartiges, dass man mal ausprobiert,
wenn man einen Arbeitskreis hat.

Oder man macht ne längere Weiterbildung in einer Therapieform und geht dann auch mit seinem
Übungspartner halt sehr therapeutisch fördernd offen um.

So für immer wäre mir das zu anstrengend. Klar kann man da mehr vom Gegenüber erfahren,
aber man hat dann auch - ähnlich wie ein Therapeut- die Kontrolle und setzt Akzente.

Manchmal müssen aber vielleicht auch andere Dinge raus? Oder man hat einfach ein gleichberechtigtes
Gegenüber und muss nicht jedes Wort überlegen?

Andererseits kenne ich auch Leute, die regeln und kontrollieren jedes Ding, was aus ihrem
Mund kommt, das kann auch Vorteile haben.

Oder es ist wie beim Sport. Wenn man einmal lernt, dass es günstiger ist, für was auch immer,
bei der Bewegung auch die Bauchmuskeln anzuspannen und man das erst mal nur
im Workout macht, gewöhnt man es sich auch irgendwann an, das auch im den normalen
Bewegungen zu machen, weil man dann eine gerade Haltung hat und den Rücken
entlastet.

Also Vergleich- man lernt was verbal was eigentlich ganz gut und stärkend ist und macht
es dann auch öfters. (?)
Wenona

Re: Validierende Kommunikation

Beitrag von Wenona »

kreisel hat geschrieben: 13 Jan 2018 09:55 So für immer wäre mir das zu anstrengend. Klar kann man da mehr vom Gegenüber erfahren,
aber man hat dann auch - ähnlich wie ein Therapeut- die Kontrolle und setzt Akzente.
Und man muss tragen können, was man zu hören kriegt.
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Re: Validierende Kommunikation

Beitrag von Elli »

Tintenmalerin hat geschrieben: 12 Jan 2018 17:26 Das, was du beschreibst, kenne ich im Zusammenhang mit ein paar anderen Punkten aus der Methode "Aktives Zuhören".
Das ist super, um den Gegenüber zu verstehen und ihm auch das Gefühl zu geben, verstanden zu werden. Und um bei Problemlösungen zu helfen.
Was wiederum auch heißt, dass so eine pragmatische Nachfrage nicht immer angebracht ist. Den spontanen Wunsch, eine Weltreise zu machen, würde ich jedenfalls nicht als Problem einstufen, sondern als Idee. Und da interessiert mich erst mal so was profanes wie das Koffer packen nicht. Wenn man mich dann danach fragen würde, würde ich antworten; "Keine Ahnung, darüber denke ich doch jetzt noch nicht nach." und das Thema fallen lassen.
Das Beispiel ist konstruiert, von daher lässt sich jetzt nicht so viel daraus schließen, aber mir geht es einfach darum, dass es auf den Gegenüber und die Situation ankommt, ob die Kommunikation nach deinem Schema anwendbar und sinnvoll ist.
Ich finde solche Schemata auch generell eher hinderlich, weil sie mich gedanklich von meinem Gegenüber ablenken.
Das habe ich ähnlich empfunden und musste auch an "Aktives Zuhören" denken, was an sich ja nicht verkehrt ist, aber meist unnatürlich bis amüsant wirkt, wenn Leute sich das tatsächlich so bewusst angeeignet haben & dann auch beim Smalltalk anwenden.
In einem therapeutischen Kontext, einer Selbsthilfegruppe oder so finde ich diese Methode der Gesprächsführung gut/angemessen. In Freundschaften oder einer Beziehung wäre sie mir zu forciert und zu pädagogisch ("positive Verstärkung") und würde mir eher die Lust nehmen, frei nach Schnauze zu sprechen. Ich schätze in einer Freundschaft manchmal auch zynische Bemerkungen, Genervtheit und offen geäußertes Unverständnis, oder ich will einfach hören, was der andere so über eine Sache denkt, nicht wissen, was er an Impulsen aus mir rauszukitzeln vermag (Impulse habe ich auch ohne dass wer sie rauskitzelt). Ausnahme wäre aber, wenn ich bei Freunden eine Art Coaching-Situation suche, so im Sinne "Magst mir mal helfen, [verfahrenes Problem] zu analysieren". Da könnte ich mir diese Methode dann wieder gut vorstellen. Das sollte für mich aber nur ein bestimmter Modus bleiben, auf den man bei Bedarf umswitcht, nicht der Grundton in der Kommunikation.