Unchained hat geschrieben: ↑09 Jan 2018 15:42
Es geht nicht darum, dass Denken Schmerzen verursacht. Es geht viel eher darum, dass man sich in Deiner Gegenwart schnell unterlegen fühlt.
Das muss ich erstmal ein stück auseinanderlegen.
Goldstück hat geschrieben: ↑09 Jan 2018 15:51
Wenn man nunmal intelligenter und gebildeter als die breite Masse ist, was kann man tun? Wenn man sich nun mal gern verschwurbelt und abstrakt ausdrückt? Simple Gespräche wie "heute scheint aber schön die Sonne" öden mich an. Ich erkläre auf Nachfrage sehr sehr gern und erläutere meine Position, mE auch für weniger Gesegnete
in verständlicher Art und Weise. Dennoch erlebe ich es sehr oft, dass gerade weniger intelligente Menschen bösartig und angefressen auf mich reagieren.
Einmal dieses hier. Das kommt vor. Das waren die Typen, die mich auf dem Schulweg verprügelt haben - das waren nicht die Leuchten, sondern die Sitzenbleiber. Aber prügeln konnten sie. Und der Grund für die Aversion mag sein, dass ich auf Prügeln nie Lust hatte, aber dafür in Deutsch und Physik die Antworten wußte.
Goldstück hat geschrieben: ↑09 Jan 2018 15:51
Die Menschen fühlen sich angegriffen, weil man ihnen überlegen ist. Nun, man könnte fragen, ob man es dann zu sehr raushängen lässt? Ich denke, ich gebe mir insoweit wirklich Mühe. Gerade bei Nebenjobs im Studium habe ich interessantes erlebt. Wie oft ich mir anhören musste, ich sei arrogant und wüsste alles besser, obwohl ich die Kollegen um Rat und Hilfe gebeten hatte. Lächerlich.
Das scheint mir aber wieder ein bischen was anderes zu sein. Du, liebe Goldstück, bringst hier im Forum Statements, wie keine andere Frau hier sie bringt. Und Du läßt diese Statements stehen, ohne nennenswert Zugeständnisse zu machen.
Ob das nun gut oder schlecht ist, lasse ich mal ganz offen - sondern: das überhaupt zu können, nennt man "Standing". Und wenn man damit üblicherweise durchkommt, dann ist man "Alpha".
Dummerweise gibt es im klassischen weiblichen Rollenmodell kein solches "Alpha" - sondern das klassische weibliche Rollenmodell konzentriert sich auf Verständnis, Vermittlung, sich Zurücknehmen, Harmonie, usw. Und von daher kann ich mir gut vorstellen, dass einer Frau, die Standing zeigt, dann schnell Arroganz vorgeworfen wird. Nur eben: Standing hat man halt (oder eben nicht), und man müßte sich verbiegen, wenn mans nicht zeigen wollte.
Und ich finds schön, wenn es inzwischen Frauen gibt, die das können.
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Unchained hat geschrieben: ↑09 Jan 2018 15:42
Es geht nicht darum, dass Denken Schmerzen verursacht. Es geht viel eher darum, dass man sich in Deiner Gegenwart schnell unterlegen fühlt. Du hast eine Menge Ahnung von einer Menge Dinge und Du präsentierst das oft so, als wäre das das Minimum an Allgemeinbildung und wer das nicht weiß ist doof. Da sind mit Sicherheit nicht nur Frauen angefressen.
Da ist noch was anderes. Wenn ich den Stammtisch in der nächsten beste Eckkneipe anschaue, dann sitzen da Leute, unterhalten sich und
fühlen sich wohl. Sie unterhalten sich über, genau, Stammtischgelaber. Das ist intellektuell nicht anspruchsvoll, wiederholt sich, widerspricht sich, hat keine bedeutsamen Ergebnisse. Aber, die Leute fühlen sich damit wohl! Es taugt also zum Socializing - um die Zusammengehörigkeit zu pflegen.
Das blöde dabei ist, ich kann das nicht. Mein Hirn will, wenn es Worte hört, etwas sinnvolles dabei denken. Und deswegen sage ich, sorry, scheisse, aber
ich bin eben so.
Und dann, wenn ich mich, mit meiner Art zu denken, da beteilige, dann wird wahrscheinlich das passieren was Du sagst: die Leute fühlen sich unterlegen. Und das ist noch nichtmal das Schlimmste, sondern schlimmer noch ist, dass dadurch der bestehende Flow, also dieses sich-miteinander-wohlfühlen, kaputtgeht.
Woran das liegt, ob da an meinem Hirn etwas kaputt ist, dass ich nicht einfach das Denken aufhören und bedeutungslos labern kann, das weiß ich nicht. Aufgefallen ist mir das schon oft, und dann muss ich mich wohl damit abfinden.
Aber auch unabhängig davon finde ich, man sollte äußerst vorsichtig sein mit Einschätzungen dessen, was man für "normal" oder "nicht normal" hält. Noch in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts (und das ist wirklich noch nicht lange her) meinte man, man hätte die ideale Lösung für insbesondere solche und ähnliche Probleme: die Lobotomie. Und da gibt es ein offizielles Statement von einem der Verfechter:
"Die Psychochirurgie erlangt ihre Erfolge dadurch, dass sie die Phantasie zerschmettert, Gefühle abstumpft, abstraktes Denken vernichtet und ein roboterähnliches, kontrollierbares Individuum schafft.“
Das Erschreckende ist nichtmal dieses Statement. Das Erschreckende ist, dass sich niemand von der psychiatrischen Berufsgilde veranlaßt gesehen hat, diesem "Arzt" das Handwerk zu legen.
Ach ja, natürlich hat man diese Art "Behandlung" auch dafür angepriesen, um Homosexualität oder kommunistische Anschauungen zu "heilen". (Ich vermute mal, in der UdSSR hat man sie auch geeignet gefunden, um antikommunistische Anschauungen zu heilen.)
So völlig verkehrt scheint es mir in diesem Licht dann auch wieder nicht, zu generalisieren, provozieren, polarisieren, diskutieren, philosophieren und wenig bis gar nicht kompromissbereit zu sein - solange man das noch darf.