Hallo Milkman,
danke für deine Rückfragen und für deine netten persönlichen Worte. Solche Rückfragen sind für mich der sehr willkommene Anlass präziser über die Dinge nach zu denken und nach Formulierungen zu suchen.
Du meintest, ich würde Verantwortung übernehmen in der folgenden Form?
[Verantwortung]Für das, was möglicherweise gleich zwischen mir und der Frau passieren kann/wird - der Frau gegenüber - und zu groß für nur einen von beiden Teilnehmern.
Nein.
Ich übernehme Verantwortung für mein Verhalten - für meinen Beitrag zum Geschehen.
Die Verantwortung habe ich mir selbst gegenüber. Ich schaue, dass ich mich so verhalte, wie ich es für richtig halte.
Das wird dadurch keine einseitige Sache. Ich will mich ja aus meiner eigenen Motivation heraus, mit meiner Partnerin (Interaktionspartnerin) abstimmen. Ich bin z.B. mir gegenüber verantwortlich, dass ich achtsam der Partnerin gegenüber bin.
Die Verantwortung wird nach meiner Überzeugung nicht aufgeteilt. Jede und jeder ist sich für sein Verhalten vollständig verantwortlich. Das Geschehen zwischen den Partnern wird dadurch aber nicht abgedeckt. Es kommt etwas dazu. Jeder ist für seinen Beitrag verantwortlich. Und daraus entsteht etwas, was keiner von beiden wirklich in der Hand hat.
Es kann etwas schief gehen, weil man vielleicht nicht zusammen passt und keiner ist schuldig!
Es kann andererseits eine Beziehungsdynamik entstehen, die weit über das von beiden Erhoffte hinaus geht. Das scheint mir der Grund dafür zu sein, warum es Beziehungen gibt, die nie langweilig werden, wo nie Monotonie eintritt, wo nicht der fade Geschmack des immer gleichen Gemüses entsteht. Und das geschieht, ohne dass sich die Partner als originelle Unterhaltungskünstler für einander aufführen müssen. Andererseits heisst das nicht, dass man sich passiv zurück lehnen könnte, in der Vermutung, dass eh alles von selbst geschieht. An dieser Stelle gerate ich an die Grenzen des sprachlichen Ausdrucks. Die Beschreibung ist kaum möglich. Am ehesten würde ich sagen, es geht um aktives Beitragen zum Geschehen und um Teilnehmen mit Freude und Dankbarkeit (dem Leben und dem Glück gegenüber).
Und ja, das IST paradox. Es ist das Leben, das paradox ist.
Die eigenen Ängste, den AB-Status auszublenden oder nicht mit reinspielen zu lassen, dürfte schwer sein.
Vollkommen richtig. Deswegen überspiele ich meine Ängste nicht, ich blende sie nicht aus. Genau darauf bin ich bereits mehrfach eingegangen.
Wenn ich das noch nicht kann, habe ich etwas zu lösen.
Irgendetwas kommt bei dir nicht an. Ich rede vom
Lösen und du fängst wieder mit den
Überspielen an. Dadurch dreht sich die Diskussion im Kreis. Du präzisierst deine Frage nicht, sondern wiederholst sie. Dadurch weiss ich nicht, was fehlt.
Wenn die Ängste in den relevanten Situationen immer wieder stören und nicht durch Gewohnheit und Vertrautheit verschwinden, dann bin ich es mir selbst schuldig, das Problem lösen. Es geht darum, mit sich so weit ins Reine zu kommen, dass die Ängste verschwinden. Wenn ich damit nicht durch Reflexion und Selbstcoaching zurande komme, dann nehme ich professionelle therapeutische Unterstützung in Anspruch. Die Quelle der Ängste ist der noch unterentwickelte Umgang mit der eigenen Vergangenheit und mit den grundlegenden Themen, wie ich sie in meiner Antwort an Gilbert schon in Beispielen angesprochen habe.
Da ist jetzt eine Grenze erreicht, wo ich auf allgemeiner Ebene nicht mehr weiter ins Detail gehen kann. Das würde ausufern und thematisch in diesem Rahmen nicht mehr sinnvoll besprechbar werden. Hier könnte man nur konkret weiter sehen. Wenn du eine konkrete Situation beschreibst und deine Angst identifizierst und benennst, kann man weiter sehen.
(*auch dazu noch eine Rückfrage - du hast irgendwo noch geschrieben, dass ein Unterschied besteht zwischen "geil auf die Frau sein" und "geil auf Sex mit der Frau sein". Für mich war das immer dasselbe, aber vielleicht ist das auch ein semantisches Problem?)
Du hast schlecht gelesen. Das Folgende steht dort.
Ich würde sicher stellen, dass ich deutlich mehr geil auf die Frau bin, als auf den Sex und als auf die erste Erfahrung.
Überlege mal, was das mit dir macht, wenn du einer Frau nahe bist, um Sex zu haben, und was das bei dir bewirkt, wenn du mit ihr Sex hast, um ihr nahe zu sein.
Die Frau spürt die Intention. Überlege, wie es sich für sie anfühlt, wenn ihr der Kerl nahe ist, um Sex zu haben, und wie es für sie ist, wenn er mit ihr Sex hat, um ihr nahe zu sein.
Blöde Witze können ein Zeichen mangelnden Respektes sein. Da ist dann per se der Ofen aus.
Ja genau, wenn man damit nicht umgehen kann ist der Ofen gleich aus.
Was ich beschrieben habe, war nicht als Angebot zur sexuellen Interaktion gemeint. So hat sich für mich die Beschreibung der Gesprächssituation nicht gelesen. Was ich geschrieben habe, war als rhetorische Frage gedacht und als Angebot, eine Situation zwischen einer erfahrenen Frau und einem wenig erfahrenen Mann mal anders zu betrachten. Die haben da ja nur geredet.
Wenn die Frau auf die Deeskalation einsteigt, hat es was gebracht, und es hat sich herausgestellt, dass doch Respekt gezeigt wird. Sie hat noch dazu die Erfahrung gemacht, dass der Gesprächspartner Stärke zeigen kann und nicht wie ein rohes Ei behandelt werden muss. Das braucht sie im Prozess des Kennenlernens.
Wenn noch ein grober Witz nachgeschoben wird, weiss man woran man ist. Das würde ich auch als gutes Ergebnis sehen.
Ich muss meine Unsicherheit selbst in den Griff kriegen und darf sie nicht auf die Frau projizieren. Umgekehrt scheint es wohl kein Problem zu sein?
Du verwendest "muss" und "darf". Das klingt jetzt so, als würdest du grossen Druck verspüren, und aus dem heraus anfangen, Gegenrechnungen anzustellen. Vielleicht ist das ein Zeichen dafür, dass sich dir da eine kindliche Perspektive aufdrängt? Ich weiss es nicht. Wie fühlt sich dieses "muss" und "darf" an? Wo kommt das her?
Die Frau verlangt gar nichts von dir. Sie bietet dir die Gelegenheit, dich mit deiner Stärke und mit deinem Begehren und noch mit vielem Anderen ihr zu zeigen. Diese Gelegenheit
darfst - nein - kannst du nutzen.
Sie braucht einen starken und begehrenden Mann mit noch anderen Eigenschaften. Das ist bei ihr genetisch so angelegt. Das ist jetzt zwar vereinfacht dargestellt, trifft es aber recht gut. In irgendeiner Form braucht sie die Stärke beim Mann.
Ihr zu zeigen, dass man seine Ängste nicht mehr im Vordergrund hat, dass man sie auch nicht mehr zu überspielen braucht, ist eine sehr gute Variante.
Dazu kann erforderlich sein, dass man seine Angstproblematik - oder wie auch immer eine bessere Bezeichnung lauten möge - mal gründlich in Angriff nimmt.
Es geht auch darum die Verhältnismässigkeit zu beachten. So wie uns die Frauen viele Dummheiten und Ungeschicklichkeiten verzeihen, sollten wir auch in der Lage sein, einen unpassenden Scherz mit Humor, freundlich und deeskalierend zu beantworten. Das kann man wirklich nicht mit einem grossen Brocken an unbewältigten Ängsten vergleichen.
Eine Frau steht ohnehin in der selben Situation. Wenn ihr die eigenen Ängste fortlaufend in die Beziehungsanbahnung dreinpfuschen, sieht sie sich vor der Notwendigkeit, etwas zu lösen. Das liegt aber in ihrer Verantwortung. Hier hast du keine Forderungen zu stellen. Das entspricht dem, dass du deine Ängste bearbeiten kannst, weil du in Beziehung kommen willst. Das ist nicht ihre Forderung, sondern dein Wollen. - Wenn du denn das willst.