Asperger?

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
metroid

Re: Asperger?

Beitrag von metroid »

Bitter erkläre mir, wie Autismus zu therapieren ist...? :crybaby:
Endura

Re: Asperger?

Beitrag von Endura »

Es geht nicht um Heilung, sondern mit Asperger leben zu können.
metroid

Re: Asperger?

Beitrag von metroid »

Wie gesagt: Ich habe lange,lange vergeblich nach dem passenden Therapeuten gesucht.

ein Gedankenspiel: Kann jemand, der selber keine behinderung (also 'Nicht-Autistisch) hat, die Welt so interpretieren, so fühlen,so denken, wie jemand, der eine schwere Behinderung hat? Emphatie hin oder her : Wenn ein Therapeut von Autismus keinen Blassen Schimmer hat, ...

Leben LErnen? och, das habe ich 29 Jahre schon gemacht,,...
Kief

Re: Asperger?

Beitrag von Kief »

Murmel hat geschrieben: 15 Feb 2018 16:49
Kief hat geschrieben: 15 Feb 2018 15:07 Allerdings habe ich es mittlerweile hinbekommen, meine Anlagen zu einer gefragten Qualitaet auszubauen!
Gibt immer noch holprige Lebensbereiche bei mir, aber in anderen Bereichen bin ich die Koryphaee, die anderen hilfreich zur Seite steht! :gewinner:
Kannst du bitte erklären wie das geht? Und dann vielleicht meinen Kopf aufschrauben und die entsprechenden Regler umlegen damit ich das auch kann? Zur Zeit fühl ich mich wieder wie eine kleine, dumme Aspergerin die nichts hinbekommt :?
Ich fuerchte, was ich dazu allgemein sagen kann, das ist keine grosse Erkenntnis ...

das sind die grundlegend strategischen Gedanken, die sich jeder Mensch fuer sich selbst stellen koennte, um Ziele besser zu erreichen ... was fuer Feldherren, Geschaeftsfuehrer und jegliche Organisatoren wichtig ist:
welches sind die eigenen Staerken, wie kann ich sie zur Geltung bringen, was kann ich damit anfangen? Gibt es noch weitere nutzbare Vorteile?
Welche begrenzenden oder benachteiligenden Rahmenbedingungen habe ich? Wie kann ich sie umgehen, oder die Schwierigkeiten anders loesen?

Alleine aus diesen Ueberlegungen ergeben sich viele Konsequenzen, was man beachten kann.
Mir ist lediglich aufgefallen, dass diese strategischen Ueberlegungen fuer mich mit meinen diversen Asperger-Besonderheiten besonders wichtig sind, da ich sonst in den zahlreichen Hindernissen des Lebens zu sehr haengenbleibe.
Da habe ich den Vorteil, dass ich bei den Aspie-Nachteilen "nur" langsamer bin in den sozialen Bereichen, und alle Blindheiten im Vergleich zur NT-Bevoelkerung inzwischen aufholen konnte. Und da ich nicht nur intuitiv beobachte, das auch anders einsetzen (muss/)kann.
(Und dass ich keine schweren psychischen Zusammenbrueche habe, sondern nur begrenzte und phasenweise.)

Wie die Situation fuer andere Aspies aussieht?
Muss man individuell schauen ...
Wie sieht es aus, hast Du mal von dem Faehigkeiten-Workshop gehoert und den gemacht, den die Hamburger um Hajo Seng anbieten?
Vielleicht ist das ein Einsteig, wenn Dir da garnichts zu einfaellt?

Ich habe ja auch meine Beschaeftigung nicht im beruflichen Bereich platziert (bisher), und mache alles Engagement ehrenamtlich/caritativ.
(Kommunikationstraining, politisches Engagement, sowohl zur Weiterbildung, als zur Forschung oder zum Aufbau neuer Strukturen.)
Auf dem ersten Arbeitsmarkt kommen meine Qualitaeten auch nicht zur Geltung, und solange ne Selbststaendigkeit noch so viele organisatorische Kompetenzen braucht, sehe ich da keine Chance auf (faire - hahaha) Verdienste.
Daher habe ich mich auf begrenzte Geldmittel eingestellt, und schaue, was mit den vorhandenen Moeglichkeiten machbar ist.


K
metroid

Re: Asperger?

Beitrag von metroid »

Ja manche hochfunktionalen Aspies schaffen es sich selbstzu verwirklichen. Echtes Glück zuerleben.

Andere scheitern auf dramatische Weise am Leben...
Lupus solum

Re: Asperger?

Beitrag von Lupus solum »

Hab mir auch schon Gedanken gemacht ob ich Aspie bin.

Viele meiner sozialen Probleme beschreibt AS perfekt andere wiederum gar nicht. Ich habe generell kein Problem die Emotionen und Gesichtsausdrücke anderer Menschen zu lesen. Ich habe nur sehr Probleme mich auf die Emotionale Gesprächsebene zu begeben auf der sich andere Leute befinden. Besser kann ich das nicht beschreiben. Wenn ich unter Leuten bin, Insbesonders große Gruppen, fühle ich mich wie ein Alien, das eine andere Sprache spricht.Damit meine ich nicht die eigentliche Sprache sonder eine unterliegende Kommunikationsform die andere Menschen beherrschen mir aber zu entschwinden scheint. Desto mehr Menschen, desto schwerer fällt es mir an einem Gespräch teilzuhaben.

Also ob ich Aspie bin? Keine Ahnung, aber ich fühle mich auf jeden Fall nicht NT. Hab ich noch nie.

Habe jetzt aber nicht unbedingt die Interesse daran eine Diagnose zu bekommen. Ich denke, dass bringt mich auch nicht weiter. Abgesehen von meinem sozial/privaten Bereich geht es mir sehr gut im Leben.
metroid

Re: Asperger?

Beitrag von metroid »

Wer glücklich im sozialen/beruflichen Leben ist braucht keine Diagnose!!Wozu auch?
Es hat nicht zwingend Krankheitswert Asperger zu haben!!

Dennoch : Nicht jeder Mensch -erst recht nicht mit Schwerbehinderung - kann ein glückliches Leben führen.... :cry:
Endura

Re: Asperger?

Beitrag von Endura »

metroid hat geschrieben: 15 Feb 2018 18:09 Wer glücklich im sozialen/beruflichen Leben ist braucht keine Diagnose!!Wozu auch?
Es hat nicht zwingend Krankheitswert Asperger zu haben!!

Dennoch : Nicht jeder Mensch -erst recht nicht mit Schwerbehinderung - kann ein glückliches Leben führen.... :cry:
Ist jeder Mensch mit einer Behinderung automatisch zu einem unglücklichen Leben verdammt?
Mark29

Re: Asperger?

Beitrag von Mark29 »

Gegen diese Werkstatt würde ich mich wehren, wenn du das nicht selber wirklich willst.

Dazu kann dich in Deutschland niemand zwingen.
Murmel

Re: Asperger?

Beitrag von Murmel »

Werkstätten sind meistens ungeeignet für Autisten. Viel zu laut und hektisch. Zwingen kann man dich nicht dazu, aber eventuell bräuchtest du etwas offizielles um es dem Amt vorzulegen.
metroid

Re: Asperger?

Beitrag von metroid »

ich habe keine 5 jahre in die Rentenkasse eingezahlt.
jobcenter gibt keine ruhe.
einziger ausweg wäre Grundsicherung. Aber die müsste unbefristet bewährt werden. und dies ist bei mir nicht geschehen.

Ergo: ich muss arbeiten. ob 1. oder 2. Arbeitsmarkt....

zur frage oben: Nein, ich habe _nie_ gesagt man könne mit Behinderung nicht glücklich werden.
Kief

Re: Asperger?

Beitrag von Kief »

Lupus solum hat geschrieben: 15 Feb 2018 18:00 Hab mir auch schon Gedanken gemacht ob ich Aspie bin.

Viele meiner sozialen Probleme beschreibt AS perfekt andere wiederum gar nicht. Ich habe generell kein Problem die Emotionen und Gesichtsausdrücke anderer Menschen zu lesen. Ich habe nur sehr Probleme mich auf die Emotionale Gesprächsebene zu begeben auf der sich andere Leute befinden. Besser kann ich das nicht beschreiben.
Mittlerweile koennte man bei mir von aussen ebenfalls diesen Eindruck gewinnen. Und wenn ich nicht mich zufaellig so intensiv mit der Diagnose beschaeftigt haette, dann wuerde ich das auch noch vermuten koennen ...

Was daher derzeit die passendste Beschreibung fuer meinen Asperger-Autismus ist, ist daher nicht "geht nicht",
sondern "braucht bei einfachen Empathie-Aufgaben 30% mehr Zeit", also ein paar Sekundenbruchteile.
Erst bei anspruchsvollen Aufgaben oder gezielt dezenterem Verhalten muss ich dann immer mehr von der intuitiven Methode auf die kognitive Methode wechseln, und brauche erheblich laenger.

Habe aber dafuer auch meine Teilbereiche, in denen ich mittlerweile kommunikativ den NTs Sachen beibringen kann. ;-)


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Re: Asperger?

Beitrag von LonesomeCoder »

Lupus solum hat geschrieben: 15 Feb 2018 18:00 Viele meiner sozialen Probleme beschreibt AS perfekt andere wiederum gar nicht. Ich habe generell kein Problem die Emotionen und Gesichtsausdrücke anderer Menschen zu lesen. Ich habe nur sehr Probleme mich auf die Emotionale Gesprächsebene zu begeben auf der sich andere Leute befinden. Besser kann ich das nicht beschreiben. Wenn ich unter Leuten bin, Insbesonders große Gruppen, fühle ich mich wie ein Alien, das eine andere Sprache spricht.Damit meine ich nicht die eigentliche Sprache sonder eine unterliegende Kommunikationsform die andere Menschen beherrschen mir aber zu entschwinden scheint. Desto mehr Menschen, desto schwerer fällt es mir an einem Gespräch teilzuhaben.
Ich habe auch Asperger. Mit einer einzelnen Person oder einer kleinen Gruppe komme ich gut klar. Aber mit großen Runden gar nicht. Sowas wie ein Dorffest mit Bierzelt wäre für mich Folter.
Warnung vor Pickup: https://www.abtreff.de/viewtopic.php?p=1062199#p1062199
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Re: Asperger?

Beitrag von LonesomeCoder »

metroid hat geschrieben: 15 Feb 2018 17:16 ein Gedankenspiel: Kann jemand, der selber keine behinderung (also 'Nicht-Autistisch) hat, die Welt so interpretieren, so fühlen,so denken, wie jemand, der eine schwere Behinderung hat? Emphatie hin oder her : Wenn ein Therapeut von Autismus keinen Blassen Schimmer hat, ...
Ich vermute eher nicht.
Warnung vor Pickup: https://www.abtreff.de/viewtopic.php?p=1062199#p1062199
Wissenschaftliches Standardwerk über (männliches) AB-tum: https://www.springer.com/de/book/9783658059231
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metroid

Re: Asperger?

Beitrag von metroid »

asperger ist unsichtbar. wir wirken ja normal...aber so ganz normal irgendwie dann auch wieder nicht... :crybaby:
Murmel

Re: Asperger?

Beitrag von Murmel »

Ich habe mir überlegt hier doch noch etwas zum Thema "Kann man Asperger therapieren?" zu schreiben. Denn wenn das Thema aufkommt wird ja immer auch dazu gesagt, dass man da eh nichts machen kann.
Und ein bisschen stimmt es auch. Man kann aus einem Autisten niemals einen nicht Autisten machen. Und das zu versuchen ist auch nicht sinnvoll. Das einzige was passiert, wenn man versucht Autisten zu "heilen" ist, dass sie daran zerbrechen.

Aber: Das heißt nicht, dass man als Autist, oder in meinem Fall Autistin, völlig den Gegebenheiten ausgeliefert ist. Es ist möglich, mit entsprechender Unterstützung, zu lernen mit dem eigenen Autismus in einer nicht-autistischen Welt besser zurecht zu kommen.
Wichtig ist dabei allerdings, dass die Hilfe wirklich von Therapeuten erfolgt die Ahnung von Autismus haben und deren Ziel keine Normalisierung sondern eine Verbesserung der Lebensqualität ist.
Ich mache seit einigen Jahren eine autismusspezifische Therapie. In der habe ich viel gelernt und meine Fähigkeiten verbessert. Dazu gehören sowohl lebenspraktische Bereiche als auch emotional/psychisches. Ein paar Beispiele:

- Eine der ersten Sachen die mir mir wirklich geholfen hat war, dass ich mit Hilfe meiner Therapeutin meine Umgebung zeitlich und räumlich strukturiert habe. Dabei sind wir nach dem TEACCH-Prinzip vorgegangen. Hier ein Link https://de.wikipedia.org/wiki/TEACCH Bitte nicht davon abschrecken lassen, dass TEACCH ursprünglich für sehr stark eingeschränkte Kinder konzipiert wurde. Das grundlegende Prinzip kann auf jedes Intelligenz und Funktionsniveau angepasst werden

Seitdem ich diese Dinge gelernt habe, komme ich viel besser im Alltag zu recht, meine Selbstwirksamkeit hat sich deutlich verbessert und das hatte auch einen positiven Effekt auf meine Psyche.

-Das Emotionale. Ich konnte lernen mich selbst und meine Emotionen und Gefühle besser einzuordnen. Als ich mit der Therapie begann konnte ich manchmal nichtmal erkennen ob ich grade Hunger habe oder krank bin. Mittlerweile kann ich meine eigenen Signale gut erkennen, benennen und verarbeiten. Dabei ein von mir nicht erwarteter Nebeneffekt: Je besser ichd arin wurde mich selbst zu erkennen, desto leichter viel es mir andere einzuschätzen. Ich kann heute viel besser andere Menschen einschätzen und auf sie eingehen (oder mich abgrenzen).

- Ich wurde in der Therapie dazu ermutigt mich so zu akzeptieren wie ich bin. Das fällt mir bis heute oft noch schwer aber es wird immer besser.

So ich denke ich höre jetzt auf zu schreiben, das wird sonst ein richtiger Roman. Vielleicht interssiert es euch auch gar nicht aber das Thema hat mich gestern und diese Nacht beschäftigt :)
Ich denke wenn man ein erwachsener, reflexionsfähiger Mensch ist, der bereit ist an sich zu arbeiten (womit nicht gemeint ist sich zu neurotypsieren), dann kann man durchaus etwas ändern.

Dabei ist mir klar, dass es leider Vielerorts keine Unterstützung für Erwachsene mit Autismus gibt :cry: Und die die es gibt ist meist völlig überlaufen. Das ist wirklich ärgerlich. Erwachsene mit Autismus werden da viel allein gelassen.

Amen
eure Predigerin Murmel
Kief

Re: Asperger?

Beitrag von Kief »

Murmel hat geschrieben: 17 Feb 2018 10:11- [ ... ] Dabei sind wir nach dem TEACCH-Prinzip vorgegangen. [ ... ]
Seitdem ich diese Dinge gelernt habe, komme ich viel besser im Alltag zu recht, meine Selbstwirksamkeit hat sich deutlich verbessert und das hatte auch einen positiven Effekt auf meine Psyche.

-Das Emotionale. Ich konnte lernen mich selbst und meine Emotionen und Gefühle besser einzuordnen. [ Hunger ... Signale ... ] Nebeneffekt: Je besser ichd arin wurde mich selbst zu erkennen, desto leichter viel es mir andere einzuschätzen. Ich kann heute viel besser andere Menschen einschätzen und auf sie eingehen (oder mich abgrenzen).

- Ich wurde in der Therapie dazu ermutigt mich so zu akzeptieren wie ich bin. Das fällt mir bis heute oft noch schwer aber es wird immer besser.
Von TEACCH habe ich schon oefters gehoert. Zumeist ueber die Qualitaet, dass es hilft und tatsaechlich tauglich ist - und damit ein Meilenstein gegenueber dem langjaehrigen "Marktfuehrer" ... der "Therapie", die sich trotz aller Kritik einfach nicht verdraengen laesst.

Ein bissel was hab ich auch ueber die Vorgehensweise mitbekommen, aber Deine Beschreibung macht es gleich plastischer und verstaendlicher. ;-)


Thx!
K
Dandy

Re: Asperger?

Beitrag von Dandy »

In der Kindheit hatte ich Eigenschaften, die rückblickend auf Asperger hindeuten. Diagnostiziert bin ich allerdings nicht. Mit der Zeit hat sich die Ausprägung vieler Symptome bzw. Verhaltensweisen deutlich verringert, vielleicht weil mich das Leben über die Jahre zu vielen Dingen konditioniert hat. Ich brauche in manchen Belangen auch mehr Zeit, als andere (siehe u.a. AB-Tum :lol: ). Nach außen hin wirke ich laut Feedback mittlerweile jedoch völlig normal, was in der Kindheit nicht der Fall war.

Vielleicht bin ich in leichter Form betroffen, vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht. An meiner Einstellung würde eine Diagnose nichts ändern: Wer kämpft, kann verlieren - wer nicht kämpft, hat schon verloren! :daumen: