(Nicht-sexuelle) Scham

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
Hachiko

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von Hachiko »

Dieerrax hat geschrieben: 24 Apr 2018 15:00 Also ich versuche mal zu erklären... Ich bin jetzt schon so oft (äh... immer) von Leuten, von denen ich was will, abgelehnt worden... das ich mich inzwischen schäme, wenn ich jemanden attraktiv finde. So als sei das etwas verbotenes oder schlechtes. Einfach so wie wenn man was falsch gemacht hat. Wenn ich versucht habe, das Problem engen Freunden oder auch einer Psychologin zu erklären, dann haben die das komplett falsch verstanden - "meinst du weil du über die phantasierst? Sexuell?" Und ich nur so: "Hä?!? Nee, in dem Moment in dem ich mich dabei ertappe zu denken oder zu fühlen 'Ich finde dich attraktiv' So schnell, also quasi in Sekunden, phantasiert doch keiner!" Ich blocke dann total innerlich und fühle mich schlecht. So schuldig halt. Der einzige, der nachvollziehen konnte, was ich meine, ist ein Freund von mir, der bi ist und dass bei Männern hat, von denen er weiß, dass sie Hetero sind. Aber helfen konnte er mir auch nicht. oder Rat geben. :gruebel: Ich weiß noch nicht mal genau, was ich frage. Vielleicht: kennt das jemand? Rat? Was hilft?
Hallo Dieerrax,
Ich deute das so, dass du dich mittlerweile so weit selbst degradierst hast, dass du schon so eingeschüchtert lebst, dass du glaubst für sowas wie "Liebe" unwürdig zu sein (Kennenlernen, Gespräche, Treffen mit dem anderen Geschlecht ist ok und sicher auch wünschenswert, an Sex oder überhaupt die Vorstufe, "verliebt sein", wagst du nicht einmal zu denken - Für dich ist Liebe ≠ Sex).

Statt "Scham" würde ich dein Gefühl als "Angst" bezeichnen.
- Angst, nochmal abgelehnt zu werden
- Angst, plötzlich bloß gestellt zu werden (gegenüber Bekannten- Freundeskreis etc.)
- Angst, falls der Typ plötzlich auch Interesse bekundet ("Oh Gott, was jetzt? Wie weiter? Was bin ich denn?")

Ob das jemand kennt?
Bestimmt jeder, der hier unterwegs ist...

Was getan werden kann?
Lernen damit umzugehen...

Bitte um Richtigstellung, falls ich es doch nicht verstehe!

Gruß
Hachi
Dieerrax

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von Dieerrax »

Stabil hat geschrieben: 05 Mai 2018 14:26
Dieerrax hat geschrieben: 24 Apr 2018 15:00 So als sei das etwas verbotenes oder schlechtes.
Finde , das ist ein Spannendes Thema, weil ich selbst ähnliches kenne. Das war früher überwältigend und ist inzwischen vernünftig handhabbar und veränderbar geworden.

Doch zunächst die Frage: Würde "eingeschüchtert sein", dein Erleben brauchbar beschreiben?
Lass mich überlegen. Also wenn ich vor einer für mich schwierigen Aufgabe stehe, dann bin ich eingeschüchtert... Aber ich drehe eher zu sehr auf als ab bei Menschen von denen ich was will. Es ist wirklich einfach ein Gefühl von "Finger weg, verboten, schäm dich was!". Aber so'n gewisser Selbsthaß ist definitiv auch dabei.
Wenona

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von Wenona »

Hachiko hat geschrieben: 05 Mai 2018 15:24 Statt "Scham" würde ich dein Gefühl als "Angst" bezeichnen.
- Angst, nochmal abgelehnt zu werden
- Angst, plötzlich bloß gestellt zu werden (gegenüber Bekannten- Freundeskreis etc.)
- Angst, falls der Typ plötzlich auch Interesse bekundet ("Oh Gott, was jetzt? Wie weiter? Was bin ich denn?")
Das eine schließt ja das andere nicht aus. Scham ist nah artverwandt mit Angst. Beides geht ineinander über, und bedingt sich gegenseitig.
Dieerrax

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von Dieerrax »

Hachiko hat geschrieben: 05 Mai 2018 15:24
Dieerrax hat geschrieben: 24 Apr 2018 15:00 Also ich versuche mal zu erklären... Ich bin jetzt schon so oft (äh... immer) von Leuten, von denen ich was will, abgelehnt worden... das ich mich inzwischen schäme, wenn ich jemanden attraktiv finde. So als sei das etwas verbotenes oder schlechtes. Einfach so wie wenn man was falsch gemacht hat. Wenn ich versucht habe, das Problem engen Freunden oder auch einer Psychologin zu erklären, dann haben die das komplett falsch verstanden - "meinst du weil du über die phantasierst? Sexuell?" Und ich nur so: "Hä?!? Nee, in dem Moment in dem ich mich dabei ertappe zu denken oder zu fühlen 'Ich finde dich attraktiv' So schnell, also quasi in Sekunden, phantasiert doch keiner!" Ich blocke dann total innerlich und fühle mich schlecht. So schuldig halt. Der einzige, der nachvollziehen konnte, was ich meine, ist ein Freund von mir, der bi ist und dass bei Männern hat, von denen er weiß, dass sie Hetero sind. Aber helfen konnte er mir auch nicht. oder Rat geben. :gruebel: Ich weiß noch nicht mal genau, was ich frage. Vielleicht: kennt das jemand? Rat? Was hilft?
Hallo Dieerrax,
Ich deute das so, dass du dich mittlerweile so weit selbst degradierst hast, dass du schon so eingeschüchtert lebst, dass du glaubst für sowas wie "Liebe" unwürdig zu sein (Kennenlernen, Gespräche, Treffen mit dem anderen Geschlecht ist ok und sicher auch wünschenswert, an Sex oder überhaupt die Vorstufe, "verliebt sein", wagst du nicht einmal zu denken - Für dich ist Liebe ≠ Sex).

Statt "Scham" würde ich dein Gefühl als "Angst" bezeichnen.
- Angst, nochmal abgelehnt zu werden
- Angst, plötzlich bloß gestellt zu werden (gegenüber Bekannten- Freundeskreis etc.)
- Angst, falls der Typ plötzlich auch Interesse bekundet ("Oh Gott, was jetzt? Wie weiter? Was bin ich denn?")

Ob das jemand kennt?
Bestimmt jeder, der hier unterwegs ist...

Was getan werden kann?
Lernen damit umzugehen...

Bitte um Richtigstellung, falls ich es doch nicht verstehe!

Gruß
Hachi
Ja, vielleicht. Angst vor Ablehnung und Angst vor Bloßstellung. Aber Angst, falls der Typ Interesse bekundet... äh, nee. Passiert einfach nie. Hab ich auch keine Angst vor, weil dann wäre mein Problem ja gelösst. Ich denke auch nicht, dass es Liebe ist, die ich suche oder vor der ich Angst habe. (Ich habe einfach keine tieferen Gelüste jetzt mit nur einer Person bis an mein Lebensende zusammen zu sein. Komisch, weil früher war das mein absoluter Traum. Aber ein Freund von mir heiratet jetzt den zweiten Menschen, mit dem er jemals geschlafen hat und mich gruselt es eher davor. Aber kann auch daran liegen, dass ich bi bin und mich der Gedanke gruselt, für den Rest meines Lebens nur "entweder"/"oder" zu haben.) Es ist wirklich eher... Anziehung, attraktiv gefunden werden und auch zu finden. Weil alle, die ich jemals attraktiv fand, mich als Menschen (nicht optisch, sondern Persönlichkeit weil autistisch) nicht attraktiv fanden. Aber ich denke irgendwie trotzdem, dass du mit dem "an verliebt sein nicht denken" Recht hast.
Keine Ahnung, wie ich lernen soll damit umzugehen. :gruebel:
blauäugig

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von blauäugig »

Dieerrax hat geschrieben: Aber Angst, falls der Typ Interesse bekundet... äh, nee. Passiert einfach nie. Hab ich auch keine Angst vor, weil dann wäre mein Problem ja gelösst. [...] Es ist wirklich eher... Anziehung, attraktiv gefunden werden und auch zu finden. Weil alle, die ich jemals attraktiv fand, mich als Menschen (nicht optisch, sondern Persönlichkeit weil autistisch) nicht attraktiv fanden.
Auflösen kann ich das Ganze leider auch nicht. Wie schaut das Ergebnis Ablehnung denn konkret aus? Wirst du häufig schon unmittelbar im Moment des Erstkontakts abgelehnt ("Die ist ja schräg!") oder erst später beim Kennenlernen ("Die ist ja ganz süß, aber..."). Ich kenne beides. Bei der ersten Variante erlischt mein Interesse ebenfalls unmittelbar und die Sache hat sich erledigt. Bei der zweiten Variante kann ich mich gefühlsmäßig nicht so leicht distanzieren. Da werde ich schon als attraktiv, sympathisch und interessant erlebt, aber doch früher oder später als zu kompliziert/speziell (mit dem jeweiligen Lebensentwurf schwer vereinbar) aussortiert.

Wenn Frauen an mir Interesse bekunden (hauptsächlich nonverbal bei alltäglichen Flirtgelegenheiten, auf der Tanzfläche), ist das tatsächlich ein Problem für mich. Einerseits haben die Sanierungsarbeiten erfolgreich ihren Zweck erfüllt, andererseits bricht genau in diesen Momenten die intellektuelle Kompensation meines Autismus zusammen - sind akut die Gehirnwindungen gefragt, die eben nicht da sind. Je krasser ich verknallt bin, desto schlimmer. Ein unschöner Cocktail aus Hilflosigkeit und Verzweiflung. Eher zwangloses Kennenlernen funktioniert viel besser, endet dann aber auch abrupt, sobald ich erfragte Lücken im Lebenslauf mit dem Wort Autismus fülle.

Wenn sich diese Situationen zeitweise häufen, mir zu viel werden, gehen ich ihnen tatsächlich aus dem Weg - nehme z.B den Blickkontakt gar nicht erst auf, weil meine Kapazitäten für (die dann nur erwartete) Ablehnung ausgelastet sind.
Wenona

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von Wenona »

blauäugig hat geschrieben: 06 Mai 2018 07:31 Eher zwangloses Kennenlernen funktioniert viel besser, endet dann aber auch abrupt, sobald ich erfragte Lücken im Lebenslauf mit dem Wort Autismus fülle.
Warum verschweigst du es nicht, bis du einen Ring am Finger hast? Wenn es ihr bis dahin nicht auffällt, scheint es nicht so schlimm zu sein.
blauäugig

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von blauäugig »

Weil die Kompensation extrem kräftezehrend ist, sich nicht dauerhaft aufrechterhalten lässt. Meine Interesse ist echt, aber ich muss schauspielen, kann nur bedingt Ich sein. [Sehr schöne Erklärung: https://youtu.be/5vYQ5gDtbTw?list=PL2RE ... kOcc&t=241]
Dieerrax

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von Dieerrax »

blauäugig hat geschrieben: 06 Mai 2018 08:14 Weil die Kompensation extrem kräftezehrend ist, sich nicht dauerhaft aufrechterhalten lässt. Meine Interesse ist echt, aber ich muss schauspielen, kann nur bedingt Ich sein. [Sehr schöne Erklärung: https://youtu.be/5vYQ5gDtbTw?list=PL2RE ... kOcc&t=241]
Was genau sind die Lücken? Also in welche Richtung gehen die? (Verstehe wenn du nicht antworten willst). Und wann ungefähr erwähnst du das?
Dieerrax

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von Dieerrax »

blauäugig hat geschrieben: 06 Mai 2018 07:31 Auflösen kann ich das Ganze leider auch nicht. Wie schaut das Ergebnis Ablehnung denn konkret aus? Wirst du häufig schon unmittelbar im Moment des Erstkontakts abgelehnt ("Die ist ja schräg!") oder erst später beim Kennenlernen ("Die ist ja ganz süß, aber..."). Ich kenne beides. Bei der ersten Variante erlischt mein Interesse ebenfalls unmittelbar und die Sache hat sich erledigt. Bei der zweiten Variante kann ich mich gefühlsmäßig nicht so leicht distanzieren. Da werde ich schon als attraktiv, sympathisch und interessant erlebt, aber doch früher oder später als zu kompliziert/speziell (mit dem jeweiligen Lebensentwurf schwer vereinbar) aussortiert.

Wenn Frauen an mir Interesse bekunden (hauptsächlich nonverbal bei alltäglichen Flirtgelegenheiten, auf der Tanzfläche), ist das tatsächlich ein Problem für mich. Einerseits haben die Sanierungsarbeiten erfolgreich ihren Zweck erfüllt, andererseits bricht genau in diesen Momenten die intellektuelle Kompensation meines Autismus zusammen - sind akut die Gehirnwindungen gefragt, die eben nicht da sind. Je krasser ich verknallt bin, desto schlimmer. Ein unschöner Cocktail aus Hilflosigkeit und Verzweiflung. Eher zwangloses Kennenlernen funktioniert viel besser, endet dann aber auch abrupt, sobald ich erfragte Lücken im Lebenslauf mit dem Wort Autismus fülle.

Wenn sich diese Situationen zeitweise häufen, mir zu viel werden, gehen ich ihnen tatsächlich aus dem Weg - nehme z.B den Blickkontakt gar nicht erst auf, weil meine Kapazitäten für (die dann nur erwartete) Ablehnung ausgelastet sind.


Was genau kannst du in dem nonverbal Moment nicht? Rübergehen und "Hallo" sagen? Und meintest du mit "verknallt" jetzt die Nonverbal-Frauen, die gerade erst gelächelt haben oder andere?

Kommt drauf an wie du "Erstkontakt" definierst - also ist relativ schnell. Halt so innerhalb der ersten halben Stunde oder so (den Mund halt nicht aufmachen...). Manchmal schneller, manchmal langsamer. Geht "Die ist ja ganz süß, aber zu schräg" oder so als Antwort? ;)

Und welches Leben wird entworfen?
blauäugig

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von blauäugig »

Dieerrax hat geschrieben: 06 Mai 2018 19:57 Was genau sind die Lücken? Also in welche Richtung gehen die? (Verstehe wenn du nicht antworten willst). Und wann ungefähr erwähnst du das?
Da wären eine irgendwie ausgefallene Jugend, eher unstete Beschäftigungsverhältnisse und die große Diskrepanz dieser zum abgeschlossenen Studium. Kaum Urlaubs- oder gar Reisegeschichten wegen chronischen Geldmangels usw. - Das Thema Beziehungslosigkeit hat sie üblicherweise im Laufe des zweiten Dates unausweichlich eingekreist. Und wenn ich mich dann schon "nackig" mache, dann halt richtig.

Klar kann ich rübergehen und "Hallo" sagen. Der anschließende flirty Small-Talk mit einem mir komplett unbekannten Menschen ist halt nur das Problem. ;) Sobald irgendeine Beziehung besteht (Freundin von Freunden, Kundin oder Nachbarin), fällt mir das viel leichter. Hinzu kommt, dass ich erfahrungsgemäß in diesen Situationen nicht auf Entgegenkommen hoffen kann, so dass Angst vor erneuter Zurückweisung mit Sicherheit auch ein Thema ist.

"Verknallt" ist vielleicht etwas überzogen. Gemeint waren damit nicht die flüchtigen Blicke im Vorbeigehen, sondern schon längerer Blickkontakt, teilweise auch Frauen mit denen ich diese Situation häufiger erlebe. Dass an der Stelle Aktivität meinerseits gewünscht wird, ist schon sehr eindeutig. Anstatt nun einfach (intuitiv) zu machen, fange ich stattdessen halt zu denken an - bin blockiert.

Dass du den Mund nicht aufbekommst, überrascht mich nach dem ersten Eindruck schon sehr. Die Antwort ist genehmigt. :D
Dieerrax

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von Dieerrax »

blauäugig hat geschrieben: 06 Mai 2018 23:27 Dass du den Mund nicht aufbekommst, überrascht mich nach dem ersten Eindruck schon sehr. Die Antwort ist genehmigt. :D
:pfeif: :pfeif: :pfeif: :pfeif: :pfeif:
Nee, ich meinte vielleicht halt einfach den Mund nicht aufmachen. Das würde vielleicht helfen. :schuechtern: Ich drehe eher zu stark auf.

Zu Karriere: Tut mir leid. Ich weiß genau was du meinst. Ich mache mir auch ziemliche Sorgen. Gerade geht's, aber... :vielglueck: :umarmung2:
So gut wie möglich verkaufen...? Am besten (wenn das geht) etwas anderes Lernen. So 'n "Shhh" Ding. Ein Instrument oder Kochen oder Massage oderso. Ein Ex von mir konnte die letzteren zwei unheimlich gut und das hat dann in dem Moment andere Dinge kompensiert. Ist halt nervig und Aufwand.
blauäugig

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von blauäugig »

Ich mag es ja, wenn sich Menschen lebhaft mitteilen. Nichts ist schlimmer als Gesprächspartner vor sich herschieben oder sich dauernd selbstzensieren zu müssen. - Ich verstehe meine Geschlechtsgenossen nicht. Die :umarmung2: gebe ich gerne zurück.

Es ist ja nicht so, dass ich keine Qualitäten hätte, die stehen aber irgendwie immer im dunklen Schatten der großen Themen Beziehungserfahrung und Beruf/Einkommen.
canarias

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von canarias »

blauäugig hat geschrieben: 07 Mai 2018 11:11 Es ist ja nicht so, dass ich keine Qualitäten hätte, die stehen aber irgendwie immer im dunklen Schatten der großen Themen Beziehungserfahrung und Beruf/Einkommen.
Hi,...

du tust ja jetzt gerade so, als ob das die einzigen beiden "großen" Themen sind...

Ich kenne da auch andere. Es gibt Menschen, die sind sowas von verknallt in ihr Auto... (nur mal um eines von vielen unzähligen Beispielen zu nennen). Deine Wahrnehmung beeinflusst dich aber dahingehend, dass du nur solche Themen als "groß" empfindest, die du selber nicht hinreichend füllen kannst.
blauäugig

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von blauäugig »

Ein breites Kreuz, eine wallende Mähne und ein einwandfrei maskulines Auftreten kann ich auch nicht erfüllen, das setzt mir aber nicht "groß" zu. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit würde ich die beiden genannten Themen schon als besonders relevant bezeichnen, weil eine Veränderung ab einem gewissen Rückstand und Alter zunehmend schwerer wird, während zeitgleich die Relevanz enorm zunimmt (meiner Erfahrung nach, natürlich gibt es Ausnahmen). Für mich ist das aber weniger ein Problem des Selbstwerts, dass ich mich für minderwertig hielte, als die Einsicht in gewisse persönliche Grenzen als auch jene die mir meine Mitmenschen setzen.

Nichts liegt mir als Radsportler ferner, als die Autosexuellen zu diskriminieren. - Wirklich.
canarias

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von canarias »

Hi blauäugig,
habe deine Beiträge mit großem Interesse verfolgt, da ich selbst ganz bestimmt auch genügend autistische Denkmuster und Verhaltensweisen in mir trage. Bin auch AB, hätte es durchaus gerne mal anders und dann brauche ich doch wieder meine uneingeschränkte Freiheit. So war es bisher immer. Ich hätte durchaus mal was haben können und bin dann aus Angst vor allzu großer Veränderung wieder weggelaufen, weil ich mich erdrückt gefühlt habe. Vielleicht war es aber auch nicht die richtige. Das Verliebtheitsgefühl wie es viele beschreiben, kenne ich nicht. Nähe und Zuneigung fehlt mir aber schon irgendwo, sonst wäre ich nicht hier.

Jedoch hat auch das erst recht spät angefangen, so im 'normalen' Bindungsalter zeigte ich gar kein Interesse.
Die Themenvielfalt die dir so begegnet richtet sich ja vornehmlich nach der Gesellschaft in der du dich bewegst. Ich bin vereinsmäßig aktiv und verreise gerne und oft. Sicherlich kommt das Beziehungsthema auch dort mal, aber eher nebensächlich. Für mich sind eben Aufgaben des Vereins, auch Organisatorisches und eben Urlaubsreisen die großen Themen, wo ich im allgemeinen viel Anklang finde.
Dass ich alleine lebe wissen auch fast alle, aber ich habe wohl die Grenze überschritten, wo man einen Menschen permanent nach sowas fragt und zudem bin ich trotzdem kein 'Ritter der traurigen Gestalt'. Ich hab also schon gemerkt, wo meine Fähigkeiten liegen und die baue ich aus und dann gibts eben einiges, was mir einfach nicht mit auf den Weg gegeben wurde und ich von daher auch gerne mal fehlinterpretiere. Ich verfüge aber in gewisser Hinsicht über eine Akzeptanz meiner Person, dass macht es denke ich auch etwas leichter.
kiji
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Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von kiji »

Dieerrax hat geschrieben: 24 Apr 2018 15:00 Der Titel ist zwar selbst für meine Wenigkeit etwas bizarr, aber wenn ich versucht habe, dass Thema offline Freunden zu erklären, kamen immer Gegenfragen, die mir klar gemacht haben, dass das Wort "Scham" einfach in die falsche Kiste geschoben wurde.

Also ich versuche mal zu erklären... Ich bin jetzt schon so oft (äh... immer) von Leuten, von denen ich was will, abgelehnt worden... das ich mich inzwischen schäme, wenn ich jemanden attraktiv finde. So als sei das etwas verbotenes oder schlechtes. Einfach so wie wenn man was falsch gemacht hat. Wenn ich versucht habe, das Problem engen Freunden oder auch einer Psychologin zu erklären, dann haben die das komplett falsch verstanden - "meinst du weil du über die phantasierst? Sexuell?" Und ich nur so: "Hä?!? Nee, in dem Moment in dem ich mich dabei ertappe zu denken oder zu fühlen 'Ich finde dich attraktiv' So schnell, also quasi in Sekunden, phantasiert doch keiner!" Ich blocke dann total innerlich und fühle mich schlecht. So schuldig halt. Der einzige, der nachvollziehen konnte, was ich meine, ist ein Freund von mir, der bi ist und dass bei Männern hat, von denen er weiß, dass sie Hetero sind. Aber helfen konnte er mir auch nicht. oder Rat geben. :gruebel: Ich weiß noch nicht mal genau, was ich frage. Vielleicht: kennt das jemand? Rat? Was hilft?
Wollt mich da auch noch einklinken! Ich kenne diese scham, denke ich, sehr gut. Ich schàme mich für mein interesse enorm und getraue mich eigentlich nie es zu zeigen. Habe sowieso gleich das gefühl man findet mich hässlich oder die nebwn mir ist schöner und interessanter. Schäme mich aber auch einfach für meine neugier, z.b. einfach zu schaeun getraue ich mich oft nicht, da ich selber es auch unangehm finde wenn ich so angschaut, im sinne beobachtet werde. Mittlerweile habe ich aber gemerkt wie negativ ich ständig über mich denke und dass von aussen davon wenig kommt. Ich bin aber sehr angstbelastet und man hat mir gesagt, dass man diese gefühle auch in beziehungen hineinträgt, also andere findet, die àhnlich angst belastet sind. Man spiegelt sozusagen seine innere welt wieder im aussen. Schäme mich sogar meinen besten freundinnen zu sagen oder zu zeigen wenn mir jemand gefällt. Getraute mich letztens als sich ein unglaublich attraktiver mann neben mich setzte nicht nach rechts und ihn an zu schauen, weil ich mich so schämte für mein interesse. Vorallem wenn freundinnen dabei sind, hab ich voll die blockade. Hab mir jetzt vorgenommen in kleinen schritten trotzdem hinzuschauen.Oder wenn ich jemand attraktiver erblicke, darf ich es wie nicht zeigen, ja als wäre es verboten.
Seb-X

Re: (Nicht-sexuelle) Scham

Beitrag von Seb-X »

silentium hat geschrieben: 24 Apr 2018 16:18 Du meinst das Gefühl, dass man zu "minder" ist, und sich deshalb solche Gefühle eigentlich nicht "erlauben darf", da man für die Umwelt / das OdB sowieso nur eine Zumutung darstellt ? Wie etwas Verbotenes tun?
Besser hätte ich mein Dasein nicht in Worte fassen können.