Nein, eine reale Begegnung ist für mich keine persönlichere Kommunikation - jedenfalls nicht notwendigerweise. Aber anscheinend definierst du "persönlich" anders. Ich vermute mal, demnach wäre es auch bei dir auch "persönlich", sobald eine direkte Kommunikation innerhalb der Rufreichweite stattfindet.Hoppala hat geschrieben: ↑23 Mai 2018 22:46
Eine reale Begegnung ist keine persönlichere Kommunikation? Ich vermute, du beginnt hier mit den Begriffen zu spielen, und "persönlich" bereits mit einigen von dir gewerteten Inhalten zu spezieller abzugrenzen.
Von Angesicht zu Angesicht ist persönlich. Es geht bei dieser Diskussion nicht um das, was ist, sondern das, was sachlich sein kann. Die Frage ist: "Ist es möglich, dass ..." Ob die Möglichkeiten dann realisiert werden, ist eine andere Frage und nur am Einzelfall beantwortbar. Aber was nicht möglich ist, wird garantiert nicht realisiert.
Ja, diese Filter existieren natürlich auch technisch, die sind aber auch real aktiv. Ich glaube, deine Argumentation stützt sich auf die Bandbreite der sinnlichen Kanäle. Von dem Ansatz kann man digitale Kommunikation als eingeschränkt verstehen, richtig. Aber auch real wird nichts an emotionalen Informationen übertragen. Jemand mag mich vielleicht berühren, aber der taktile Reiz wird mir nichts darüber verraten, was diejenige wirklich empfindet. Ich bin immer auf die Interpretationen angewiesen, die mir mein Kopf bereitstellt. Daran ändert sich auch nichts, wenn ich nun mehr Sinne dazu nehme. Und auch der Absender wird es nicht ungefiltert vortragen. Bei vermischten Empfindungen mag manches beim Versuch des Ausdrucks verlorengehen (sei es aus Absicht oder weil eine Empfindung dermassen dominiert, das daneben nichts anderes mehr Platz zum Ausdruck findet).Hoppala hat geschrieben: ↑23 Mai 2018 22:46 Diese "Filter" sind bei technischer Vermittlung ebenso vorhanden und somit für die Diskussion ignorierbar. Deine persönlichen Wahrnehmungshemmnisse - insbesondere die emotionalen, denn genau um diese geht es hier ja - verschwinden ja nicht, nur weil du einen Bidlschirm vor dir hast, der die Elemente, die dir eventuell Probleme bereiten, gleich erst mal gar nicht mit Inhalt füllt ...
Was du außerdem hier vernachlässigst: was diu als Hindernisse beschreibst, sind in der personalen Kommunikation wichtige Informationmsträger! Ob du speziell die nun entsprechend wahrnimmst oder nicht.
Die es bei technischer Vermittlung nicht gibt, weil das nun mal technisch nicht übertragen wird - je nach dem unterschiedlich (Videotelefonie ist was anderes als Forenbeiträge ist was anderes als in 60cm Abstand voreinander stehen) , aber auf jeden Fall immer vergleichsweise defizitär.
Etwas erschreckend finde ich, dass du zentrale zwischenmenschliche Kommunikationselemente, die biologischen und neurologischen Gegebenheiten, in erster Linie als Hindernisse benennst, anstatt als das, was sie sachlich gesehen sind: wichtige (emotionale) Informationsträger. Wenn ein entsprechender "Absender" dahinter steht und die Kanäle ungefiltert auf deine, wie du sagst, Vorfilter treffen.
Maximale Kommunikation findet statt bzw. ist möglich, wenn unsere Sinne maximal den Lebensäußerungen einer anderen Person "ausgesetzt" sind. Also im Nahbereich (oder sogar mit Hautkontakt ...) in realer Präsenz. Mehr geht nicht, solange wir die Sache mit der Sinnesverschmelzung noch nicht zuverlässig im Griff haben ...
Alles, was diese Situation verringert, macht es vergleichsweise defizitär. Zwischengeschaltete Technik ebenso wie 3 Mauern.
Das ist so schlicht einfach.
Aber "wir" haben uns daran gewöhnt, viel mehr reinzuinterpretieren; so sehr, dass es uns schwerfällt, die recht schlichte Realität zu akzeptieren - weil uns dann plötzlich die kommuniaktive (emotionale) Leere bewusst werden könnte, in die wir uns mit dem ganzen Technikgedöns begeben, je mehr wir es - in bester, aber falsch verstandener Absicht - "ersatzweise" verwenden.
Wie auch immer, real besteht für mich auch keine Chance, die wie du ausdrückst "schlichte Realität" wahrzunehmen. Ob jetzt anhand eines Text auf den emotionalen Zustand des Verfassers versuche zu schliessen oder ob ich real an hand verschiedener Sinneseindrücke versuche, einen möglichen emotionalen Zustand zu interpretieren, macht für mich abgesehen von der veringerten Bandbreite keinen Unterschied. Im worst case kann mich auch jemand mit einstudierten Bewegungen und Worten in die Irre führen, damit ich dann anhand meiner Interpretation glaube, dass derjenige so und so fühlt, obwohl das real nicht stattfindet. Objektiv sind da eben nur Bewegungen und es fallen Worte. Schon allein, wie das in meiner Wahrnehmung zusammenspielt bzw. sich darstellt, ist schlichte Interpretation meines Hirns anhand von Erfahrungen, Kontext etc. Und meinem Hirn ist es anscheinend egal, ob es nun anhand eines digitalen Textes versucht, eine emotionale Interpretation über den Verfasser zusammenzustellen oder es sich dabei auf ein Symposium verschiedener sinnlicher Reize und vertonter Worte stützt, um daraus eine mögliche passende Interpretation zu basteln. In beiden Fällen gehe ich erstmal davon, dass da eine gefühlsmässige Ebene vorhanden ist, um dementsprechend mehr oder minder taktvoll zu kommunizieren (egal ob nun off- oder online).
Moment, das Handeln muss nicht unbedingt an eine Leistung geknüpft sein, die es zu erreichen gilt. Das öffnet ja wieder den Bezug zu Fremdeinschätzungen bzw. Vergleichen mit anderen (ausser man orientiert sich schlicht nur an den eigenen Leistungen). Es geht doch erstmal nur darum, schlicht sich etwas zu suchen, was einem selbst mehr Zufriedenheit verschafft.Glockenspiel hat geschrieben: ↑23 Mai 2018 23:05
Da hast du sicherlich recht, dass Handeln zu einem höheren Selbstwert verhilft, aber nicht notwendigerweise, da es sich eben nur auf spezielle Bereiche konzentriert und auch davon abhängig ist, was für Leistung du bringst. Das ist aus meiner Sicht eine ziemlich instabile Zufriedenheit mit der man sich zu begnügen hat, da bei Misserfolg schnell der gewonnene Selbstwert wieder verloren geht. Ersteres ist wie jemand, der zwar beruflich erfolgreich ist, aber sozial in Interaktionen mit anderen Menschen bzw. im privaten Umfeld gar nicht so viel von sich hält.
Natürlich begünstigen Handlungen den Aufbau von einem höheren Selbstwert, da kann ich dir sicherlich zustimmen, aber ohne einen gewissen Selbstwert werden andere Menschen sich diese Schwachstelle zunutze machen oder man ist anfällig für Mobbing. Auch genießt man sicherlich nicht den Respekt oder die Anerkennung, die man sich von Mitmenschen erhofft.
Und idealerweise löst man sich doch auch vom Werturteil anderer. Natürlich kann es sein, dass es Menschen gibt, die versuchen einen zu mobben, weil sie eine in ihren Augen definierte Schwachstelle sehen. Ebenso kann es passieren, dass andere ihre Wertvorstellungen herantragen und dabei versuchen, diese einem aufzudrücken Aber beides ist meines Erachtens schlicht nicht verhindern. Es bleibt nur die Frage, ob man darauf anspringt oder sich eben nur auf sich konzentriert. Respekt und Anerkennung mag zwar nett sein, aber ich würde darauf nicht hoffen noch bauen. Allein die Hoffnung öffnet wieder einen Punkt, wo jemand an einen herantreten kann, um den eigenen Selbstwert möglicherweise unterminimieren zu wollen.