Wenona hat geschrieben: ↑30 Apr 2018 22:07
Es ist für Männer so viel einfacher, etwas zu finden. Ne gute Hose, n gutes Oberteil, ferddich. Naja, und die Frisur ist noch wichtig.
Wenona hat geschrieben: ↑30 Apr 2018 22:07
Warum erhöht ihr nicht mit einfachsten Mitteln eure Chancen bei Frauen?
Solange es wirklich nur „einfachste Mittel“ sind, geht es ja noch.
Aber dein Anspruch ans Aussehen von Frauen liest sich, als müßte eine Frau –
jede Frau – jederzeit, auch morgens beim Bäcker in der Schlange – so aussehen, als sei sie gerade der
Vogue oder dem Laufsteg in Paris oder Mailand entstiegen. So müssen wir Männer befürchten, daß auch wir immer so aussehen müßten, als hätten wir uns gerade aus einer Hochglanzseite der aktuellsten Ausgabe der
GQ erhoben.
Es gibt ja auch für Männer gewisse Regeln bei der Kleidung, die allerdings herzlich wenigen Männern bekannt sind und deren Einhaltung fürchterlich ins Geld gehen kann.
Schon von der Taille abwärts wird es schwierig. „Gute Hose“ ist ja für einige schon kaum einhaltbar, jedenfalls nicht mit der 20-€-Jeans im Schon-verschlissen-Look. Wenn man erst hochwertige Jeans hat (um einmal bei Jeans zu bleiben), gilt: Zu einer blauen Jeans trägt man einen braunen Gürtel und braune Fullbrogues. Einen schwarzen Gürtel und/oder schwarze Schuhe trägt man nur zu schwarzen Jeans, dann aber beides, und auch die Schuhe haben bitteschön wieder Fullbrogues zu sein. Mindestens rahmengenähte (haben ja auch den Vorteil, wartungsfreundlich zu sein; geklebte Billigschuhe kann man beim ersten Schaden wegwerfen, weil sie kaum reparabel sind).
Ach ja, und dann sollte man ein Paar Schuhe höchstens alle drei Tage tragen. Das bedeutet: sechs Paar Schuhe für den Alltag. Nicht von Görtz, schon gar nicht vom Discounter wie Deichmann, sondern vom spezialisierten Herrenschuhhändler, wo kaum ein Paar weniger als 300 € kostet. Selbst wenn man – wie ich – all seine Schuhe heruntergesetzt bekommt, kostet diese Schuhgrundausstattung nicht unter 1.200 €. So manch einer füllt sich mit der Summe den kompletten Kleiderschrank und hat dann noch Geld übrig.
Und so schick diese Schuhe auch aussehen mögen: Zu einem Anzug kann man sie nicht tragen. Natürlich braucht man für jeden Anlaß, für den man einen Anzug braucht, einen stilistisch passenden Anzug nebst Hemd und Krawatte. Auf gar keinen Fall sollte man mit derselben Art Anzug zum Vorstellungsgespräch, ins Theater und auf die Hochzeitsfeier gehen. So, wie es jeweils zum Anlaß passende Anzüge gibt, gibt es auch jeweils zum Anlaß passende Schuhe. Bei so manch einem Unternehmen gibt es Personaler, die genau darauf achten, denn der Anzug sollte auch zur Branche und zum angepeilten Einsatzgebiet passen – selbst wenn man letztlich im Beruf gar keinen Anzug tragen wird. Konfirmationsanzug und irgendwelche schwarzen Schuhe sind kaum mehr als „redlich bemüht“.
Woher bezieht man nun den Anzug? Gerade beim Anzug gilt: Aus dem Kaufhaus von der Stange geht gar nicht. Höchstens zur Konfirmation. Ich will ehrlich sein: Wer einmal einen individuell angepaßten Anzug hatte, für den sind die ganzen Banklehrlinge in ihren schlecht sitzenden C&A-Anzügen eine Beleidigung fürs Auge.
Der Herrenausstatter sollte es mindestens sein. Dort wird man von Experten beraten, die je nach gewünschtem Einsatzgebiet einen passenden Anzug – auch schon einmal aus hunderten – heraussuchen. Außerdem wird der Anzug normalerweise nicht gekauft wie gesehen, sondern abgesteckt und an den Kunden angepaßt. Ich kenne einen Herrenausstatter, bei dem man sogar balltaugliche Anzüge inklusive Anpassung für unter 400 € bekommt, und wer sonst noch in der Hamburger Gegend wohnt und ab und zu einen Anzug braucht, kennt den wahrscheinlich auch. Der richtige Dressman wird sich wahrscheinlich eher zu einem Herrenausstatter begeben, bei dem er noch edlere Anzüge wohlklingender Marken bekommt, und wer endgültig zuviel Geld hat, geht nicht zum Herrenausstatter, sondern zum Herrenschneider und läßt sich seine Anzüge auf den Leib schneidern.
Hier ist der Mann der Frau gegenüber übrigens im Nachteil, weil seine „gehobene Garderobe“ alles bedeckt außer dem Kopf, dem halben Hals und den Händen. Denn das muß sie höchst exakt. Bei einem Ballkleid muß nicht darauf geachtet werden, ob der Rocksaum millimetergenau auf die Schuhe fällt, weil er normalerweise gar nicht auf die Schuhe fällt. Bei einer Anzughose tut der Saum das, dafür gibt es sogar spezifische Regeln – und es ist recht unschön, wenn diese nicht eingehalten werden. Die Damen müssen auch nicht darauf achten, ob die Ärmel von Jackett und Hemd exakt zueinander und zur Armlänge des Trägers passen, weil sie weder das eine noch das andere tragen. Bei Businesskostümen mag das anders sein, aber Frauen tragen ja nicht zu allen gehobenen Anlässen Kostüme – Männer hingegen sollten zu allen gehobenen Anlässen perfekt sitzende Anzüge tragen. Und ein perfekt sitzendes Hemd: Die Größenzahl bei Herrenhemden bezeichnet den Halsumfang – in Zentimeterschritten, so genau muß das Hemd passen.
Unsere Vorteile beschränken sich fast nur darauf, daß wir immer flache Schuhe tragen können und kein Problem damit haben, wenn jemand den gleichen Anzug trägt wie man selbst.
Gut, der Herr trägt auch weniger Edelmetall und Edelsteine als die Dame. Meist beläuft es sich auf die Krawattenklammer (wenn man keine trägt, wird man sich irgendwann fragen, warum man sich nicht längst eine zugelegt hat, nachdem man x-mal den Sitz der Krawatte korrigiert hat) und evtl. die Armbanduhr (Lederarmbänder sind erlaubt, solange sie sich nicht mit dem Anzug beißen; mechanische Werke werden bevorzugt, idealerweise Automatik, hochwertige Chronographen sind die einzigen Ausnahmen; Kunststoff geht überhaupt nicht). Goldene Manschettenknöpfe gehen nur zu sehr festlichen Anlässen, dann aber gern. Eine Taschenuhr (die sind normalerweise sowieso schon mechanisch) sollte auch zum Anlaß und zum restlichen Outfit passen. Halsschmuck kommt bei „ihm“ nicht vor, weil er eh nicht sichtbar wäre unter hochgeschlossenem Hemd und Krawatte.
Man sieht jetzt schon: Auch als Mann kann man einen großen Aufwand und sehr viel Geld in sein Outfit stecken.
Hüte sind übrigens auch ein Thema, zugegeben eines, das heute ziemlich vernachlässigt wird. Vor einigen Jahrzehnten war es für den Mann komplett undenkbar, das Haus ohne Kopfbedeckung zu verlassen. Heute ist das anders. Das könnte der Grund sein, warum Borsalino insolvent ist: Kaum jemand kauft mehr einen Hut für 300 €, zumal auch nicht jeder einen Borsalino tragen kann – der Hut soll ja auch zur Statur passen.
Wenn Männer, die noch nicht im Rentenalter sind, heute einen Hut tragen, kann man Glück haben, und es handelt sich um einen Zylinder – getragen von jemandem, der auch schon im gesetzten Alter ist und für eine wie auch immer geartete Funktion (gern etwas, was an das 19. Jahrhundert oder die Jahrhundertwende erinnern soll) den Chapeau-clac trägt. Natürlich einen echten mit Funktion.
Sehr häufig sieht man aber leider gewisse Hüte auf den Köpfen von Hipstern (gern mit Vollbart) oder Nerds, die maximal Anfang/Mitte 20 sind und damit cooler wirken wollen (gern mit Neckbeard und/oder einer Figur, zu der ein Bowler oder Borsalino passen würde). Besagte Hüte sind Trilbys aus mit dünnem Stoff (gern Kunstfaser) überzogener Pappe, häufiger als nicht im Nadelstreifenlook, die selten mehr als 20 € kosten. Diese Trilbys nennt gerade letztere Personengruppe dann „Fedoras“, weil Indiana Jones und diverse Film-noir-Charaktere Fedoras tragen, weil sie genauso cool aussehen wollen, und weil sie den Unterschied nicht kennen. Mit Glück haben 20-25% von ihnen die richtige Statur und Gesichtsform für einen Trilby, aber dann ist da immer noch dieser nur zu offensichtliche Billighut, und der Rest sollte einen ganz anderen oder am besten gar keinen Hut tragen. Siehe auch
Fedora Shaming.
(Ich bin mir fast sicher, mit dem letzten Absatz mindestens ein halbes Dutzend User hier beleidigt zu haben.)
Auf dem richtigen Kopf und in Kombination mit der richtigen Statur und der richtigen Kleidung kann eine Kopfbedeckung auch gut aussehen. Es muß eben zum Typ passen. Manches paßt zu vielem, manches eher nicht. Natürlich können auch Hüte gut aussehen, in einer geeigneten Kombination von der richtigen Person getragen. Aber wenn nicht gerade Strohhutwetter ist (und auch einen Panama kann man nicht zu allem tragen), kann ein gutaussehender Hut wirklich ins Geld gehen. Stoff ist als Hutmaterial nicht geeignet; wenn, dann Filz. Aber ein guter Filzhut, der auch elegant wirkt, ist einigermaßen kostspielig – Stetson (die eben nicht nur Cowboyhüte herstellen, ich selbst habe nur Stetsons) verlangt durchweg dreistellige Europreise, die Hüte sind das Geld zwar wert, aber trotzdem teuer.
Wie schon angedeutet, ich trage selbst Hüte und gebe dafür auch gutes Geld aus. Der Hauptgrund, warum ich damit angefangen habe, hatte weniger mit Style zu tun als mit mittlerweile lückenhaftem Haupthaar und dem Wunsch, die Lücken vor Sonnenlicht zu schützen. Ich wollte aber keine Mütze tragen. So kam ich an meinen Panama. Inzwischen trage ich praktisch immer einen Hut, wenn ich das Haus verlasse. Zum einen scheine ich damit wirklich positiv aufzufallen. Zum anderen haben Hüte noch etwas an sich, was bei Sonnenschein sehr angenehm ist: die Krempe.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs