Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

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ComebackCat

Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von ComebackCat »

Dead Milkman hat geschrieben: 22 Jun 2018 13:16
zumsel hat geschrieben: 21 Jun 2018 05:25 Wenn ich glaube keine Chancen zu haben, dann folgt daraus, dass die Partnersuche keinen Sinn macht.
Es macht dann nur Sinn sich der Wahrheit zu stellen und sie zu akzeptieren so wie ein Ball sich der Schwerkraft ergibt und nach unten fällt.
Ich habe dann als einzige Option mich mit meinem Singleleben zu arrangieren und zu versuchen mit mir selber glücklich zu werden.
Das deckt sich mit dem, was wir mal bei einem beruflichen Workshop erarbeitet haben. Man hat immer die Freiheit zu wählen, auch wenn man sich sicher ist, dass dem nicht so ist - der Coach hat das damals so formuliert:

"Ändern statt ärgern - abwählen statt abwarten - akzeptieren statt ausharren."

Wenn mir eine Situation nicht passt, kann ich sie verändern, mich ihr entziehen oder sie akzeptieren (dann aber voll und ganz) und mit ihr leben. Was eben nicht produktiv ist, ist das Beschweren über sie bei gleichzeitigem Nichtwillen, was zu ändern.

Das meintest du doch auch?
zumsel hat geschrieben: 21 Jun 2018 05:25 Für mich persönlich sind Wahrheiten, dass

- ich ein ganz nomaler Mensch wie jeder andere bin und damit kein bischen schlechter als andere
- ich einen supergeilen Humor habe, der mir das Leben erleichtert
- ich das Sagen habe und unsachliche Kritik anderer einfach nur der erbärmliche Versuch ist sich zu überhöhen
- ich einfach der Beste bin. Wenn meine Ideen umgesetzt würden wäre die Welt eine bessere.
- andere viel Mist erzählen wenn der Tag lang ist
- ich in erster Linie für mich verantwortlich bin
- ich ein sehr einfühlsamer Mensch bin
Also du bist gleichzeitig ein ganz normaler Mensch wie jeder andere, aber gleichzeitig der Beste. Wie vereinbarst du diese beiden Wahrheiten miteinander? Ich glaube, für viele wäre deine erste Wahrheit schon ein Erfolg, ich habe auch lange gebraucht, bis ich soweit war, mich zumindest als "okay" zu betrachten.

Wie integrierst du das Feedback anderer in dein Weltbild? Du schreibst ja (etwas überspitzt), jeder, der dir Kontra gibt, ist ein unwichtiger Gnom, den du zu ignorieren gedenkst. Geht das nicht in eine gefährliche Richtung? (Manche deiner Wahrheiten könnten aus Donald Trumps Mund stammen. :mrgreen: )
Die Selbstbeschreibung "sehr einfühlsam" finde ich auch nicht gerade treffend, wenn selbst seine Freundin ihm das Verfassen von "gehässigen Beiträgen" öffentlich vorwirft. Da fände ich mehr Selbstkritik echt angebrachter als diese "Ich bin der Geilste und alle anderen ABs sind langweilig und feige."-Aussagen, zumsel.
zumsel

Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von zumsel »

ComebackCat hat geschrieben: 22 Jun 2018 16:23 Die Selbstbeschreibung "sehr einfühlsam" finde ich auch nicht gerade treffend, wenn selbst seine Freundin ihm das Verfassen von "gehässigen Beiträgen" öffentlich vorwirft. Da fände ich mehr Selbstkritik echt angebrachter als diese "Ich bin der Geilste und alle anderen ABs sind langweilig und feige."-Aussagen, zumsel.
Hat sie das ? :lach:
Dann kommt sie wieder in den Keller als Erziehungsmaßnahme. :mrgreen:
Ich vermute aber, dass du etwas zitierst was lange zurückliegt.

Ich habe nie gesagt, dass andere ABs langweilig oder feige sind. Das liegt daran, dass ich das nicht denke. Ansonsten wäre ich nicht hier.
Das ist deine Interpretation. Die Einfühlsamkeit, die ich beschrieben habe, dosiere ich sehr geziehlt. Hier habe ich kein Interesse an gesteigerter Einfühlsamkeit sondern an Selbstreflektionstechniken, Praktiken und Methoden wie man Dinge die einen belasten überwinden kann.

Und das geht aus meiner Sicht durch Diskussionen, bei denen man auch etwas von sich selber preisgibt oder durch Spaß.
Wer glaubt mich durch meine Posts gut zu kennen, der limitiert sich selber. Aber auch das ist nicht mein Problem. :dont:

Außerdem empfinde ich es als befremdlich anderen Menschen ihre empfundenen Stärken schlecht zu machen. Das halte ich für einen demotivierenden Stil, den ich in einem Selbsthilfeforum total schade finde.

Wir sollten uns mal lieber wie Männer benehmen, die Hand schütteln, ein paar Bier zusammen trinken und Fussball zusammen gucken, als hier irgendwelche Posts mit negativem Unterton hin und herzuschicken. Was hältst du davon ? :gewinner:
Reinhard
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von Reinhard »

Nonkonformist hat geschrieben: 22 Jun 2018 13:59 Wahrheiten sind unabhaengig davon, ob sie einem gluecklich machen oder nicht.
Eine subjektive wahrheit ist nicht mal eine wahrheit, es ist nur eine privat-meinung, der man nicht algemeingueltig machen kann.
So einiges hier hoert sich mehr nach wuenschdenken und mantras und motivationsguru-kram an as nach wahrheiten.
Wanns einem gluecklicher macht, na ja, nur zu: ich fuer mich trenne meine maerchenwelten, in den ich gerne meine zeit verbringe, lieber von der realitaet. Das ist was mich immer am gluecklichsten gemacht hat, eher am rande der gesellschaft zu leben, nicht allzu sehr teil daran zu haben. Trotzdem wuerde ich so was anderen nicht empfehlen.
Dieser Antwort schließe ich mich an. :good:

Ich weiß auch nicht, wie andere Leute dazu kommen, den Wahrheitsbegriff umbiegen zu wollen. :hammer:
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von Ringelnatz »

Reinhard hat geschrieben: 23 Jun 2018 14:42 Ich weiß auch nicht, wie andere Leute dazu kommen, den Wahrheitsbegriff umbiegen zu wollen. :hammer:
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von LonesomeCoder »

Stabil hat geschrieben: 22 Jun 2018 15:30
LonesomeCoder hat geschrieben: 22 Jun 2018 14:14 Den Sextrieb und den Wunsch als Mann und nicht als geschlechtsneutraler Mensch wahrgenommen zu werden, kann man sich nicht entziehen oder loswerden. Ohne das zu leben akzeptieren geht halt auch nicht, weil der Bedarf danach nun mal da ist. Das ist nicht wie ein Wunsch nach einer Weltreise oder einem Porsche was, was sich ein Mensch selbstständig wünscht, sondern was, was wie der Bedarf an Nahrung oder Schlaf nun mal da ist. Und freiwillig unglücklich sein kann auch niemand.
Da sehe ich DREI Kategorien. Eigentlich, wenn ich da nach zu denken anfange, sind es fünf. Wenn ich dem nach gehe, kommt eine sehr persönliche Einteilung heraus. Das wird für jeden anders sein.

Nahrung, Schlaf und ein paar andere Bedürfnisse sind überlebenswichtig.

Bildung, systemische Analyse, Psychologie, Sozialpsychologie. Freundschaften. Meinungsaustausch. Darauf verzichte ich nicht freiwillig. Aber als Schiffsbrüchiger auf einer einsamen Insel, käme ich gut ohne diese Dinge zurecht. Auch für längere Zeit.

Liebe, Beziehung und Sex mit einer Frau fällt für mich nirgends hinein. Das ist eine eigene Kategorie.
Das ist nicht wie Nahrung, Wasser und Luft. Jahrelang bin ich ohne ausgekommen. Daran bin ich NICHT zugrunde gegangen.
An dieser Entbehrung würde ich als Schiffsbrüchiger auf der einsamen Insel leiden. Das liesse mir keine Ruhe. Das würde mich antreiben, mit aller Kraft wieder Kontakt zu menschlicher Gesellschaft zu finden. Eine immense Sehnsucht wäre da.

Das sind natürlich alles nur Gedankenspielereien. Aber es zeigt sich, wie komplex das Thema in Wirklichkeit ist.
Jeder Mensch ist anders. Manche sind sogar asexuell und haben gar keinen Wunsch nach sexueller Interaktion. Ich denke, es macht da auch einen großen Unterschied, ob jemand der gerade kein Sexleben hat, auf Wunsch eins haben könnte, wenn er wollte (manche wollen etwa nach einer gescheiterten Beziehung bewusst einige Monate oder gar Jahre keinen Kontakt über Freundschaft hinaus zum anderen Geschlecht oder jemand igelt sich wegen der Masterarbeit einige Monate allein daheim ein) oder nicht. Mir gehts jedenfalls schlecht, weil ich mit 30 noch keinerlei Erfahrungen, nichtmal einen einzigen Wangenkuss, habe und je mehr Ablehnungen ich bekomme und je mehr erfahrener das Umfeld wird, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, dass sich das jemals ändert.
Der Vergleich mit dem Schiffbruch passt nicht ganz, da das eine Notsituation ist und da natürlich andere Bedürfnisse vorhanden sind.
Laut einer Studie von Prof. Spitzer ist Einsamkeit schädlicher als 15 Zigaretten pro Tag. Einsamkeit tötet schon. Nur halt deutlich langsamer als ein Mangel an Nahrung oder Schlaf.
Warnung vor Pickup: https://www.abtreff.de/viewtopic.php?p=1062199#p1062199
Wissenschaftliches Standardwerk über (männliches) AB-tum: https://www.springer.com/de/book/9783658059231
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von bettaweib »

LonesomeCoder hat geschrieben: 23 Jun 2018 16:18
Laut einer Studie von Prof. Spitzer ist Einsamkeit schädlicher als 15 Zigaretten pro Tag. Einsamkeit tötet schon. Nur halt deutlich langsamer als ein Mangel an Nahrung oder Schlaf.
Einsamkeit schädigt auf Dauer die Seele. Nicht ohne Grund gibt es jetzt in England ein Ministerium gegen Einsamkeit. Und dort gibt es auch Menschen, die beruflich mit anderen Kuscheln. Ist wirklich wahr!
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von Teetrinker »

zumsel hat geschrieben: 21 Jun 2018 05:25 Wenn ich glaube keine Chancen zu haben, dann folgt daraus, dass die Partnersuche keinen Sinn macht.
Es macht dann nur Sinn sich der Wahrheit zu stellen und sie zu akzeptieren so wie ein Ball sich der Schwerkraft ergibt und nach unten fällt.
Ich habe dann als einzige Option mich mit meinem Singleleben zu arrangieren und zu versuchen mit mir selber glücklich zu werden.

Diesen Weg gehen hier auch notgedrungen viele ABs. Weil es ihnen nützt nicht ständig mit dem konfrontiert zu werden, was unerreichbar ist. Das würde einen ja auch kaputt machen.
Das, was Du zum Glauben daran, keine Chancen zu haben, schreibst ist zwar richtig, liegt aber völlig neben der Sache. Die meisten der pessimistisch AB "glauben" (zutreffender: wissen), daß sie relativ wenig Chancen haben. Wahrscheinlich meinen sogar diejenigen, die von "keine Chancen" schreiben, das eher so (denn man weiß, daß man so eine hundertprozentige Aussage nun wirklich nicht treffen kann).

Aber man sieht mal wieder, daß solche Leute dann doch lieber in eine Schublade wie "glauben, daß sie keine Chance haben" gesteckt werden. Aber das kann man auch niemanden vorwerfen, ich wäre wahrscheinlich auch mit der Vielheit an Betroffenen überfordert und von Frustis genervt, daß ich diejenigen mit nur ein wenig zuviel Pessimismus gar nicht mehr vom Rest unterscheiden könnte.

Das wichtigste ist aber folgendes: Der AB ist besser dran, wenn er weiß, wo er steht, als wenn er sich einem optimistischen Lügenkonstrukt hingibt, welches ihn fast nur enttäuschen kann. Lieber an sich arbeiten! Tut man vielleicht zu wenig, ist man zu anspruchsvoll? Das sind entscheidende Felder, mit denen man als AB superschnell extrem viel erreichen kann. Man kommt aber nur darauf, wenn man sich realistisch mit den Umständen und Ursachen auseinandersetzt. Statt alle paar Jahre mal sich für sich oder im Forum zu überlegen, wie die Aussichten bei Frau X, die gerade aktuell ist, stehen, die einen aber sowieso sofort als höchstens guter Freund identifiziert hat...
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von Reinhard »

Ringelnatz hat geschrieben: 23 Jun 2018 16:10
Reinhard hat geschrieben: 23 Jun 2018 14:42 Ich weiß auch nicht, wie andere Leute dazu kommen, den Wahrheitsbegriff umbiegen zu wollen. :hammer:
Es ist nun mal so, dass sich jeder seine eigene Wahrheit macht ;-)
Ein Missbrauch der Worte, aber kenne ich ja mittlerweile :sadman: ... "jede Geschichte hat vier Seiten: deine Seite, ihre Seite, die "Wahrheit" und das, was wirklich passiert ist ..."

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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von Tyralis Fiena »

zumsel hat geschrieben: 21 Jun 2018 05:25 ...

Für mich persönlich sind Wahrheiten, dass

- ich ein ganz nomaler Mensch wie jeder andere bin und damit kein bischen schlechter als andere
- ich einen supergeilen Humor habe, der mir das Leben erleichtert
- ich das Sagen habe und unsachliche Kritik anderer einfach nur der erbärmliche Versuch ist sich zu überhöhen
- ich einfach der Beste bin. Wenn meine Ideen umgesetzt würden wäre die Welt eine bessere.
- andere viel Mist erzählen wenn der Tag lang ist
- ich in erster Linie für mich verantwortlich bin
- ich ein sehr einfühlsamer Mensch bin

Um diese Wahrheiten zu akzeptieren habe ich aber nicht 1000 tolle Erlebnisse gebraucht.
Wie will man auch etwas tolles erleben, wenn die eigenen Wahrheiten nur nur negativ geprägt sind ?
Nein ! Ich will nicht mehr scheiße über mich denken. Hier und jetzt !
Nunja in gewisser Weise finde ich es schon erstaunlich, wie manche (viele? die Meisten?) diese Gabe zur Selbstwerterhöhung oder anders ausgedrückt die Gabe zur selbstwertdienlichen Verzerrung für sich ausnutzen können. Es sei dir unbenommen. Doch ich bin mal so frei und borge mir ein paar aufgeführte Sätze wie zum Beispiel "ich bin einfach der Beste ". Wenn ich anfange, dass einzugrenzen, brauche ich nicht lange, bis ich ein Gegenbeispiel finde, was der Aussage faktisch-real widerspricht. Humor oder Einfühlsamkeit wäre genau das Gleiche. Da kann ich mich zu jeder Wahrheit entscheiden, die vielleicht will. Das Faktische wird mich schnell einholen.

Bei mir setzt sich immer die Erfahrung durch, was dann den einen Glaubenssatz zusammenbrechen lässt oder ihn verstärkt (je nach dem, ob ein Widerspruch vorherrscht oder nicht). Jene Sätze sind ja auch nicht aus dem Nichts entstanden, sondern stellen an sich oftmals eine als konzentrierte Erfahrung dar. Wenn ich tausend Mal abgewiesen werde oder tausend Bewerbungen erfolglos zurückkehren, bleibt für mich kaum eine Möglichkeit, ernsthaft zu behaupten, ich wäre gefragt oder ich wäre super in den Augen des anderen Geschlechts. Gut, zugegeben, viele können das anscheinend schon. Vielleicht ist das auch so eine Art Schutzfunktion, keine Ahnung.
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von StaplerGiraffe »

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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von Momo »

Ich bin okay. Es ist in Ordnung, dass ich so bin wie ich bin.
Ich werde mich mein Leben lang weiterentwickeln und lernen. Ich kann alles lernen, was ich lernen will.
Ich bin liebenswert. Ich bin wertvoll. Meine Zeit ist wertvoll, ich brauche sie niemandem zu schenken, der sie nicht wertschätzt.
Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und gestalte mein Leben selbst.

Das sind meine (Kern-)Glaubenssätze und Überzeugungen.
Ich finde nicht, dass ich mich damit selbst belüge. Das hat weniger mit Wahrheit bzw. beweisbaren Aussagen zu tun, als mit meinem Selbstbild und Selbstwert, und was ich wie bewerte.
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Ringelnatz hat geschrieben: 21 Jun 2018 08:22
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 20 Jun 2018 18:00 Sollen wir unsere Wahrheit – die, die wir mit unseren eigenen Sinnen wahrgenommen haben und immer wieder wahrnehmen – substituieren durch das, was der Rest des Forums glaubt, daß es wahr ist, weil die tatsächliche Wahrheit zu unvorstellbar ist?
Es gibt keine "tatsächliche" Wahrheit, sondern nur subjektive Wahrheiten, die auf individuellen Erfahrungen und deren Interpretation beruhen. Diese Tatsache führt oft zu Missverständnissen und Streit (nicht nur hier im Forum).
Die Welt ist zu komplex, um alle Facetten auf einmal wahrzunehmen - da würde man verrückt werden. Also treffen wir zwangsläufig eine Auswahl. Und je nachdem, wie du diese Auswahl triffst (= wohin du deine Aufmerksamkeit lenkst) nimmst du die Welt anders wahr. Irgendwann triffst du deine Auswahl sehr routiniert. Andere Facetten zu sehen wird dann schwieriger.
Du redest von Meinungen und Interpretationen. Ich hingegen rede von harten Fakten, die man nicht so oder so sehen kann.

Wie zum Beispiel, daß schmog stottert. Das ist keine Meinung, das ist keine Interpretation, das ist eine Tatsache, die schmog selbst schon mehrfach dargelegt hat.

So, nun stellen wir uns einen Neuling vor, der gerade drei Tage im Forum ist und von uns noch fast nichts weiß. Dieser Neuling sieht sich selbst als „eigentlich ganz normal“ an und glaubt auch, daß wir alle „eigentlich ganz normal“ sind. Solange man ihn nicht mit der Tatsache konfrontiert, daß schmog stottert, weiß er das nicht und geht auch nicht davon aus – im Gegenteil, er geht bei schmog, von dem er nichts außer dem Usernamen weiß, davon aus, daß der nicht stottert. Wie gesagt, er glaubt, daß wir alle – wie er selbst – „eigentlich ganz normal“ sind.

Wem würdest du eher glauben? Dem Neuling, weil dessen Interpretation die positivere und angenehmere ist? Oder schmog, weil der Fakten auf den Tisch legt, die er selbst doch wohl noch am ehesten wissen wird?

Ich bewerte mich selbst auch nicht anhand von Meinungen und Interpretationen oder anderen subjektiven Dingen, sondern anhand von Fakten. Dies-und-das ist bei mir so, ich habe dies-und-das, ich habe dies-und-das nicht, ich kann dies-und-das nicht. Da gibt es keinen „Vielleicht ist das ja gar nicht so, wie du glaubst“-Interpretationsspielraum. Da gibt es nur „Es ist so, und ich kann es beweisen“.

Diese Fakten kann ich nicht per Autosuggestion oder Wunschdenken oder Uminterpretieren verändern. Ich kann nicht einfach „ganz fest daran glauben“, und schon bin ich 1,90 m groß (um die Frauen auf Singlebörsen zufriedenzustellen, die alles unter 1,83 m als kleinwüchsig erachten) oder habe einen Führerschein oder einen Universitätsabschluß oder Beziehungserfahrung. So funktioniert das nicht – auch wenn ich mit dieser Aussage die Luftschlösser derjenigen zum unsanften Einsturz bringe, die bisher immer versucht haben, „ganz fest daran zu glauben“, daß das funktioniert.
Ringelnatz hat geschrieben: 23 Jun 2018 16:10
Reinhard hat geschrieben: 23 Jun 2018 14:42 Ich weiß auch nicht, wie andere Leute dazu kommen, den Wahrheitsbegriff umbiegen zu wollen. :hammer:
Es ist nun mal so, dass sich jeder seine eigene Wahrheit macht ;-)
Es gab unlängst in den Medien den Fall eines Mannes in den USA, für den es die „Wahrheit“ ist, daß die Erde flach ist. Da kann ihm auch niemand hineinreden. Er arbeitet gerade daran, für seine „Wahrheit“ den absoluten Beweis zu erbringen.
Reinhard hat geschrieben: 23 Jun 2018 21:27 ... "jede Geschichte hat vier Seiten: deine Seite, ihre Seite, die "Wahrheit" und das, was wirklich passiert ist ..."

Die Wahrheit ™ ... und was wirklich passiert ist

Ich seh grad, das verlinkte Ding ist von 2002. :shock: Ich werde alt.
Das sollte für jeden, der objektive Fakten durch subjektive Meinungen gleichwertig zu ersetzen versucht, immer wieder verlinkt werden. Einzig unschön ist, daß es nicht bei denen funktioniert, die kein Wort Englisch verstehen.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von Stabil »

Tintenmalerin hat geschrieben: 24 Jun 2018 00:27 Ich bin okay. Es ist in Ordnung, dass ich so bin wie ich bin.
Ich werde mich mein Leben lang weiterentwickeln und lernen. Ich kann alles lernen, was ich lernen will.
Ich bin liebenswert. Ich bin wertvoll. Meine Zeit ist wertvoll, ich brauche sie niemandem zu schenken, der sie nicht wertschätzt.
Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und gestalte mein Leben selbst.
Das sind meine (Kern-)Glaubenssätze und Überzeugungen.
Ich finde nicht, dass ich mich damit selbst belüge. Das hat weniger mit Wahrheit bzw. beweisbaren Aussagen zu tun, als mit meinem Selbstbild und Selbstwert, und was ich wie bewerte.
Das halte ich für wirklich gute Überzeugungen. Die würde ich für mich auch unterschreiben.

Nur bei der Lernkapazität bin ich vorsichtiger mit meiner Einschätzung. Ich persönlich meine, dass ich viel lernen kann. Zum Glück kann ich das, was mir am Wichtigsten ist, erlernen. In meiner Neugier hätte ich oft noch viel mehr lernen wollen und bin an Grenzen gestossen. Man muss Prioritäten setzten und wählen. Damit bin ich zufrieden. Aber es ist etwas anderes als "Ich kann alles lernen, was ich lernen will."
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von Siegfried »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 24 Jun 2018 07:31
Ich bewerte mich selbst auch nicht anhand von Meinungen und Interpretationen oder anderen subjektiven Dingen, sondern anhand von Fakten. Dies-und-das ist bei mir so, ich habe dies-und-das, ich habe dies-und-das nicht, ich kann dies-und-das nicht. Da gibt es keinen „Vielleicht ist das ja gar nicht so, wie du glaubst“-Interpretationsspielraum. Da gibt es nur „Es ist so, und ich kann es beweisen“.

Diese Fakten kann ich nicht per Autosuggestion oder Wunschdenken oder Uminterpretieren verändern. Ich kann nicht einfach „ganz fest daran glauben“, und schon bin ich 1,90 m groß (um die Frauen auf Singlebörsen zufriedenzustellen, die alles unter 1,83 m als kleinwüchsig erachten) oder habe einen Führerschein oder einen Universitätsabschluß oder Beziehungserfahrung. So funktioniert das nicht – auch wenn ich mit dieser Aussage die Luftschlösser derjenigen zum unsanften Einsturz bringe, die bisher immer versucht haben, „ganz fest daran zu glauben“, daß das funktioniert.
Mich würde mal interessieren wie du innere Werte über reine Fakten ohne Interpretationen und Bewertungen bewerten willst.
Oder eine einfache Frage...wie würdest du auf einer Skala von 1 bis 10 deine soziale Kompetenz im Job anhand welcher harten Fakten bewerten. Ich stell mir das schwierig vor....
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von Stabil »

LonesomeCoder hat geschrieben: 23 Jun 2018 16:18 Nur halt deutlich langsamer als ein Mangel an Nahrung oder Schlaf.
Genau darum geht es.

Es ist darum auch einfacher, darauf zu achten, dass man Essen und ein Dach über dem Kopf hat.

Dafür zu sorgen, dass man in Gemeinschaft lebt, ist schwieriger, weil der Mangel so lange ignoriert werden kann.
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von Ringelnatz »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 24 Jun 2018 07:31 Du redest von Meinungen und Interpretationen. Ich hingegen rede von harten Fakten, die man nicht so oder so sehen kann.

Wie zum Beispiel, daß schmog stottert. Das ist keine Meinung, das ist keine Interpretation, das ist eine Tatsache, die schmog selbst schon mehrfach dargelegt hat.
Dass schmog stottert mag eine Tatsache sein. Selbst wenn man diesen Fakt kennt, ist aber einiges unklar und der Interpretation überlassen. Wie schlimm stottert er? Wie sehr schränkt ihn das ein? Bemerkt man das Stottern nur, wenn man es weiß? Merkt man es, aber es stört die Konversation nicht? Oder ist Konversation kaum möglich? Passiert es nur in bestimmten Situationen? Kennt er ein paar Tricks, die er dann anwenden kann?

Weiterhin ist das Thema "Chancen" kein hard fact Thema, sondern eines, das sehr stark davon abhängt wie "schlimm" oder unveränderbar man das Vorhandensein bestimmter Gegebenheiten interpretiert. Und da ist es halt jedem selbst überlassen, ob er das Glas als halb voll oder halb leer ansieht.
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von Momo »

Stabil hat geschrieben: 24 Jun 2018 07:42Das halte ich für wirklich gute Überzeugungen. Die würde ich für mich auch unterschreiben.
:hut:
Nur bei der Lernkapazität bin ich vorsichtiger mit meiner Einschätzung. Ich persönlich meine, dass ich viel lernen kann. Zum Glück kann ich das, was mir am Wichtigsten ist, erlernen. In meiner Neugier hätte ich oft noch viel mehr lernen wollen und bin an Grenzen gestossen. Man muss Prioritäten setzten und wählen. Damit bin ich zufrieden. Aber es ist etwas anderes als "Ich kann alles lernen, was ich lernen will."
Das bedeutet für mich auch nicht, dass ich alles lernen werde, alles gleich gut beherrschen werde, oder das ich alles auf einmal lernen kann, nicht einmal alles, was ich gerade lernen will.
Mir ist klar, dass ich auswählen muss.
Aber ich gehe eben erst mal davon aus, dass ich es lernen kann, was auch immer "es" sein mag.
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von schmog »

Ringelnatz hat geschrieben: 24 Jun 2018 09:18
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 24 Jun 2018 07:31 Du redest von Meinungen und Interpretationen. Ich hingegen rede von harten Fakten, die man nicht so oder so sehen kann.

Wie zum Beispiel, daß schmog stottert. Das ist keine Meinung, das ist keine Interpretation, das ist eine Tatsache, die schmog selbst schon mehrfach dargelegt hat.
Dass schmog stottert mag eine Tatsache sein. Selbst wenn man diesen Fakt kennt, ist aber einiges unklar und der Interpretation überlassen. Wie schlimm stottert er? Wie sehr schränkt ihn das ein? Bemerkt man das Stottern nur, wenn man es weiß? Merkt man es, aber es stört die Konversation nicht? Oder ist Konversation kaum möglich? Passiert es nur in bestimmten Situationen? Kennt er ein paar Tricks, die er dann anwenden kann?
Ich stottere so schlimm, dass es mir peinlich ist.
Es schränkt meine Möglichkeiten beim kennenlernen von Fremden massiv ein. (Stichwort = der erste Eindruck zählt) Ich kann nicht ungehindert Kontakt aufnehmen wie ich möchte.
Dazu stottere ich in sozialen Situationen, ungewohnten Umgebungen unter Zeitdruck und Stress.
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von bettaweib »

Mediin hat geschrieben: 23 Jun 2018 23:30 Pseudo-Tiefsinnige Worthaufen sind Teil jedes Selbsthilfeforums. Das ist hier dann wohl so einer.
Bei manchen "Diskussionen" trifft es den Nagel auf dem Kopf.....
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Re: Wahr ist, was nützt. Pragmatismus bei ABs

Beitrag von LonesomeCoder »

Tyralis Fiena hat geschrieben: 23 Jun 2018 21:49 Bei mir setzt sich immer die Erfahrung durch, was dann den einen Glaubenssatz zusammenbrechen lässt oder ihn verstärkt (je nach dem, ob ein Widerspruch vorherrscht oder nicht). Jene Sätze sind ja auch nicht aus dem Nichts entstanden, sondern stellen an sich oftmals eine als konzentrierte Erfahrung dar. Wenn ich tausend Mal abgewiesen werde oder tausend Bewerbungen erfolglos zurückkehren, bleibt für mich kaum eine Möglichkeit, ernsthaft zu behaupten, ich wäre gefragt oder ich wäre super in den Augen des anderen Geschlechts. Gut, zugegeben, viele können das anscheinend schon. Vielleicht ist das auch so eine Art Schutzfunktion, keine Ahnung.
So ist es. Können halt nur manche, die nie wirklich dauerhafte Ablehnung erfahren haben, nicht verstehen.
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