Du hast noch nie jemandem weh getan, den Du liebst? Deine Mutter war nie wegen etwas traurig, was Du getan hast?
Du mischt hier munter ein Verhalten und ein Gefühl. Und kommst dabei in einen Bereich, in dem Sätze üblich sind wie "Wenn Du xyz machst, liebe ich Dich nicht mehr." Und so etwas halte ich nicht für Liebe. Die genannte Bedingungslosigkeit schließt so eine Aussage einfach aus. Da heisst es dann eher "Ich liebe Dich, aber dass Du xyz machst, finde ich Scheisse". Oder auch "ich liebe Dich, aber unter diesen Umständen kann ich keine Beziehung mit Dir führen".
Wenona hat es eigentlich sehr gut beschrieben:
Und nein, das gibt es nicht nur zwischen Eltern und Kindern oder guten Freunden. Ich habe es in verschiedenen Beziehungen beobachten können, ich habe es auch selbst erleben dürfen. Der Unterschied ist eigentlich ziemlich deutlich. Während eine nicht liebende Person den Partner nach einem Seitensprung mit Vorwürfen konfrontieren würde, seinen Charakter in Frage stellen würde und letztlich schließen würde mit "mit so was wie Dir kann ich keine Sekunde mehr zusammen sein, komm mir nie wieder unter die Augen", würde ein liebender Mensch wohl in die Richtung gehen "Ich will, dass Du glücklich bist. Und wenn Dich dieser Lebensstil glücklich macht, dann versuche ich mal, mich damit anzufreunden.". Sollte das dann allerdings nicht funktionieren - dann wäre es ein "Sei lieber ohne mich glücklich als mit mir unglücklich. Ich möchte nicht völlig aus Deinem Leben verschwinden und freue mich jederzeit, Dich zu sehen. Aber in diesem Punkt kann ich nicht mitziehen - eine Beziehung ist für mich so nicht möglich."
Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele Leute heute in der Richtung denken: "X erfüllt prima alle Anforderungen, die ich an einen Partner stelle, also liebe ich ihn jetzt mal. Erfüllt er die Anforderungen nicht mehr, höre ich auf, ihn zu lieben." Und das ist dann eben keine Bedingungslosigkeit.