Talbot hat geschrieben: ↑28 Aug 2018 00:00
Naja, natürlich gibt es unterschiedlichste AB-Gründe, aber meiner Meinung nach lassen sich schon gewisse Tendenzen erkennen und darunter unter anderem auch die Tendenz mit klassisch "männlichen" Rollenbildern/dem klassisch "männlichen" Rollenverständnis im Bezug auf Auftreten/Verhalten/usw wenig anfangen zu können. Sei es weil man es nicht kann/sich nicht traut oder dieses auch einfach aus sonstigen Gründen ablehnt.
Das ist doch das Dilemma. Einerseits hat man sich jahrelang angestrengt, die klassische männliche Rolle intellektuell zu verteufeln, andererseits funktioniert emotional doch vieles auf der archaischen Ebene und läßt sich nicht mal eben umkrempeln - und dann find da mal ein stimmiges männliches Rollenvorbild das positiv besetzt ist...
Und genau an dem Punkt hapert dann meiner Meinung nach deine Anpreisung der russischen Frauen.
Du bist da übrigens nicht alleine mit diesen Gedanken über die "guten" russischen Frauen.
Besonders in Maskulismus-Kreisen wird gerne auf die russischen Frauen als positives Beispiel hingewiesen während die deutschen/westlichen Frauen ja alle vom Feminismus kaputt gemacht sind.
Russische Frauen seien ja viel offener/besser eingestellt gegenüber Männern.
Seien viel mehr drauf bedacht weiblich zu bleiben.
Seien viel loyaler und familienorientierter.
Viel konservativer eingestellt und noch nicht so negativ vom Feminismus beeinflusst.
Selbst wenn man mal annimmt das würde alles so stimmen (was ich persönlich auch bei weitem nicht glaube), dann wird dabei der entscheidende Punkt vergessen.
Sie erwarten dafür dann auch vom Mann ein entsprechend männliches Auftreten und klassisch männliches Verhalten.
Genau so. Und das entspricht ganz meinem schwarzen Humor, der im grunde wohlwollend ist und auf Heilung zielt: ich halte die Feminismus-Kritik für völlig berechtigt, aber wenn ich mir diese Maskulisten dann anschaue, dann sehe ich größtenteils erbärmliche Jammerlappen. Und das geht nicht zusammen - die würdens in Sibirien nicht lang aushalten.
Im Osten können die Männer eben auch noch richtige Männer sein - und wenn die Jammerlappen meinen, sie könnten da ein fügsames Weibchen finden, das sich brav mit Küche und Haushalt bescheidet, dann werden sie sich bös umschauen, wenn sie stattdessen eine höchst willensstarke, selbstsichere und durchsetzungsfähige Frau vorfinden, die auf sich selber aufpassen kann und von einem Jammerlappen höchstens das Geld brauchen kann - wenngleich all Dein obengenanntes sehr wohl auf sie zutreffen mag.
Und genau da haperts dann nämlich weil jemand der dem entspricht und sich so verhält auch fast immer bei den Frauen hier keine Probleme hat und daher wohl kaum damit beschäftigt sein dürfte sich über russische Frauen Gedanken zu machen.
Hier darf man sich nicht so verhalten. Hier rümpfen die Mädels schon das Näschen wenn man Vodka trinkt. Oder womöglich schon wenn man Fleisch ißt.
Nein, ernsthaft: es gibt zwei ganz verschiedene Arten weiblicher Selbstverwirklichung. Hier im Westen haben wir eine "Emanzipation", die im Wohlstand entstanden ist und komplett intellektuell begründet wurde, die eine Rivalität zwischen Mann und Frau behauptet, und folglich dazu führt, dass Frauen Männerdomänen erstreben und mithin "männlicher" werden. Was auf der intellektuellen Ebene meist nur aufgesetzt ist und mit dem archaischen nicht stimmig zusammenpasst: unsere Managerinnen können sich zwar gut vorstellen mit einem Hausmann zusammenzusein, aber auf der Gefühlsebene wünschen sie sich doch die starke Schulter zum Anlehnen.
Im Osten gab es erstmal schon den Wohlstand so nicht. Das Leben war härter, man musste sehen wie man zurechtkommt, man musste seine eigenen Kräfte kennen und nutzen. Daraus entsteht eine innere Stärke, die aus der Selbsterkenntnis schöpft - und dabei bleibt eine Frau weiblich, und gewinnt gerade aus der Tiefe ihrer Weiblichkeit Selbstbewusstsein, ohne dass es eine Konkurrenz der Geschlechter braucht. Und dabei entsteht etwas wunderschönes und -wie ich finde- auch sehr erotisches. Und selbstverständlich braucht es dazu als Pendant auch einen Kerl, der seine Stärken kennt und einen gleichwertigen Gegenüber gibt.
Und das halte ich für das eigentlich Gesunde, das es anzustreben gilt.
Anders gesagt, es sind da zweierlei Vektoren: das eine ist das Ausmaß an Selbstkenntnis und Selbstsicherheit und der Fähigkeit zur Selbstbehauptung. Das andere ist die Skala des Rollenmusters männlich-weiblich. Und beide Vektoren sind eigentlich orthogonal zueinander. Aber der Feminismus hat das anders gesehen und hat gemeint, um Selbstbehauptung zu betreiben, müssten Frauen in männliche Bereiche eindringen, und müßten Männer in ihrer Entfaltung beschränkt werden. Und das halte ich für einen Riesen-Bug.
(Der Bug im Maskulismus, wo man dann glaubt, der Feminismus wäre schuld daran wenn man von Frauen untergebuttert wird, ist dann der konsequente Folgefehler und erst recht falsch: untergebuttert wrid man weil man zu wenig Selbstsicherheit hat.)
Soviel zum prinzipiellen soziotechnischen, wie ich mir die Dinge erkläre - hier in Kurzform stark pauschaliert, weil ich nicht konkrete Kritik übe, sondern nur versuche, die grobe generelle Struktur irgendwie in Worte zu bringen.
Zum Konkreten kann ich sagen, dass ich mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Osten rumtreibe - zwar nicht in Rußland, aber doch im Bereich der slawischen Sphäre: Rumänien-Ungarn-Polen-Baltikum. Und ich
spüre einen riesigen Unterschied - es ist irgendwie so als wäre plötzlich alles
normal! Die Mädels lächeln mir zu, die Jungs füllen mich mit Bier ab, und alles ist prima. Auf einem Event war eine Gruppe Bulgaren. Und ein Mädel von denen fängt an sich mit mir zu unterhalten - völlig ungeniert, ohne irgendwelche Kompliziertheiten. Dann wollte sie mir ihre Bilder zeigen. Selbstgemalte Bilder - Göttinnenbilder - weibliche Mysterien! Hier im Westen hab ich mir von den Naturreligiösen ständig angehört, dass man die weiblichen Mysterien vor Männern schützen und geheimhalten muss, weil Männer böse sind (und Vergewaltiger und wasweissichalles). Ja scheissdreck.
Ich könnte eine menge solcher Erlebnisse erzählen.
Aber klar, ich gehe
nicht nach Osten auf Brautschau. Ich gehe nach Osten weil es mir da gefällt, und weil ich lerne die slawische Seele zu lieben.
Und jetzt noch ein paar schöne Bilder, die gar nix mit Frauen zu tun haben
Baltikum:
https://www.youtube.com/watch?v=6gyy_CScWaI
Sibirien:
https://www.youtube.com/watch?v=sVegrDc9CnU