Betäubte Emotionswelt

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Antimainstream
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Betäubte Emotionswelt

Beitrag von Antimainstream »

Es ist doch nur noch Wahnsinn was mit meinen Emotionen so passiert ist. So extreme emotionale Zeiten habe ich in meinem ganzen, jungen Leben noch nicht erfahren.

Fangen wir von vorne an: Im Moment versuche ich mich am Techniker im Fernstudium, neben der Arbeit. Ich musste erst meinen Lernrythmus finden um in die Routine zu kommen. Was auch des öfteren zu Schlafmangel führte und in Folge zu leichter reizbarkeit.

Als ich dies so einigermaßen im Griff hatte gab es einen Abend, dessen Ereignis ein Umdenken in mir bewirkte, was ich einfach nur Hammer fand. Ich wurde bei einem Konzert von einer Frau angebaggert. Nur wusste ich nicht, wie ich reagieren hätte sollen. Sie hat es aber geschafft mir den Kopf zu verdrehen, die folgenden Tage konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich schwebte auf diesen rosa Wolken, wie man so schön sagt. Mein Blickwinkel auf Frauen änderte sich gewaltig. Zum Einen realisierte ich, dass sie für mich keine unerreichbaren Wesen sind. Zum Anderen fing ich seit dem an Frauen auch wieder bewusst wahr zu nehmen und ihnen auch hinterher zu sehen :D . Seitdem bin ich sowas von Bereit für eine Partnerin. Ich entwickelte regelrechte Sehnsucht, dass da noch jemand ist. Eine die mich versteht, die ich verstehe. Eine mit der man nach Feierabend auch mal Arm in Arm auf dem Sofa sitzen oder im Bett liegen kann oder Händchen haltend durch die Weltgeschichte laufen kann. Ich sag's euch, mir fehlt das einfach. Ich bin das Leben als Einzelkämpfer sowas von satt.

Zwischenzeitlich scheint sich an meiner Ausstrahlung etwas geändert zu haben. Auf einmal sprachen mich die Mädels an. Wenn überhaupt, kam zuvor sonst immer nur ein sympathisches Lächeln.

Dann kam wieder ein großer emotionaler Umschwung. Als ich meinen diesjährigen Urlaub planen wollte und bemerkte, dass ein Kunde mit seinen Terminen sich nicht entscheiden will, bekam ich richtige Wut. Ich verbog mich für den Kunden, plante meinen Urlaub nach seinen Terminkalender und das nicht nur ein Mal. Ich will nicht zu sehr alles aufzählen, was mir auf ein Mal nicht mehr passte. Ich erkannte einfach in diesem Moment, wie meine Gutmütigkeit seit Jahren sowohl von Kunden, als auch meinem Vorgesetzen ausgenutzt wird. Davon habe ich mich bis heute noch
nicht richtig erholt und gehe mal mit mehr, mal mit weniger Verbitterung an meine Arbeit. Ich mache Dienst nach Vorschrift. Und ich fühle nur noch mit, wenn wirklich ich Mist gebaut habe. Bei allem Anderen habe ich in kürzerster Zeit das Gemüt eines Panzers entwickelt. Ich kann im Moment nicht sagen, ob ich nach dem Techniker überhaupt noch in der Firma bleibe. Aber irgendwo hält mich noch dieses Zugehörigkeitsgefühl. Jetzt bin ich schon 10 Jahre in diesem Verein dabei und das kann ich einfach nicht mehr weg-leugnen.

Und anschließend ging es wieder in die andere Richtung mit den Emotionen. In der Technikerschule gibt es ein Mädel, das einfach nur Hammer aussieht. Mein erster Eindruck war, dass sie ein paar Ligen zu hoch für mich ist. Aber da kam ein Tag, an dem sie sich sehr für mich Interessiert hat. Jahre lang habe ich mit keinem Mädel so wirklich angeregt und interssiert gesprochen. Das lies die Schmetterlinge im Bauch wieder fliegen :mrgreen: . Wieder das selbe Spiel, sie hat mir den Kopf verdreht. Am selben Tag merkte ich noch die Folgen dieser heftigen Emotionen, der letzten Zeit, die jeweils nur ein paar Wochen Abstand zueinaner hatten. Ich stellte eine Erschöpfung und Müdigkeit fest. Aber irgendwo war auch noch das Bedürfnis da weiter zu machen - bloß nicht ausruhen und bloß nicht zu Hause bleiben und wieder in das alte Leben zurückfallen. Bald musste ich feststellen, dass mir das Mädel einfach zu viel Temperament hat. Das ist für ne gewisse Zeit mal OK, aber auf Dauer käme ich mit dieser Art einfach nicht klar. Mir wurde klar, dass eine Beziehung mit ihr wohl nicht lange funktionieren würde. Zumindest dachte ich Das. Ich zog sogar noch die positiven Konsequenzen daraus, dass so ein Mädel sich gerne so angeregt mit mir unterhielt und ich genoss es.

Eines Tages brach für mich auf einmal eine Welt Zusammen, als ich aus der Technikerschule nach Hause kam. Scheinbar kotzte es mich nur noch an, dass ich nach Hause kam und keiner da war und auch keiner kommen würde. Außerdem wurde die Erschöpfung nicht besser. Irgendwann kam ich an einen Punkt, wo meine auffassungs-Bereitschaft gegen Null sank. Ich lernte aber trotzem brav weiter bis zum Sommerurlaub.

Im Urlaub habe ich mir das erste Mal richtig Auszeit genommen und gar nichts "gewerkelt". Auf ein Mal war viel Zeit zum Nachdenken da. Und die Laune darüber, dass ich Single bin wurde nicht besser. Die Tatsache, dass ich an einem Abend mit der buckligen Verwandtschaft abhing anstatt auf das geile Konzert mit coolen Leuten meines Alters zu gehen, war der Tiefpunkt meines Urlaubs. Zumal in meiner Verwandtschaft viele paare am Tisch saßen. Jahre lang machte mir das nichts aus, aber dieses Mal hat es mir überhaupt nicht zugesagt, mich als Single unter lauter ältere Paare zu sitzen. Ich war richtig niedergeschlagen.
Aber ich spürte auch, dass mir dieses Nichts-tun gut tat. Meine Auffassungsgabe konnte sich etwas erholen. Erst konnte ich wieder lernen, aber das ist schon wieder vorbei. Ich fühle mich, als wenn ich kein Wissen mehr in meinen Schädel bekomme, kann die Konzentration nich solange aufrecht erhalten und das troz gerade beendeten Urlaub. Ich habe im Urlaub einfach realisiert, dass es echt wichtigeres im Leben gibt, als Physik-Formeln, einen Technikerabschluss, im Job das beste zu geben usw. Meine Beziehungslosigkeit macht mir ganz schön zu schaffen. Ich hoffe, dass es
wieder besser wird. Denn in dem Zustand, in dem ich mich im Moment befinde, kann ich mir nicht Vorstellen, das ganze Gefühls-Chaos, Job und Technikerschule noch zu stemmen.

Und dann hatte ich nach meinem Urlaub wieder Technikerschule und da war wieder dieses temperamentvolle Mädel. Und ich fiel aus allen Wolken, als ich wieder feststellte, dass sie einfach nichts für mich ist. Ich hatte unbemerkt immer noch die rosa Brille auf. Es war ne harte Landung auf den Boden der Tatsachen. Ich war nicht niedergeschlagen. Ich denke ernüchtert trifft es am Besten. Seit dem Wochenende bin ich wie betäubt. Ich meine, gerade nicht mehr in der Lage zu sein starke positive oder negative Emotionen wahr nehmen zu können. Es ist seltsam, habe ich noch nie
gehabt. Ich finde es nicht schön. Es taucht lediglich mal das Gefühl von Befreiung auf. Endlich wieder offen zu sein für andere Mädels.

In der Disco, in der ich am Samstag war, haben mich gleich drei verschiedene Frauen anmachen wollen. Zwei von ihnen sind auf vollen Körperkontakt mit mir gegangen. Ich habe wieder nicht gewusst, wie ich reagieren soll und war auch viel zu verkopft. Ich habe nicht reagiert und diesen ausgiebigen Körperkontakt und dieses nicht-zurückweichen einfach genossen, so gut ich konnte. Aber ich kann nicht sagen, dass ich dann geflasht gewesen wäre oder so. Natürlich ist es toll, dass mir das wieder passiert ist, aber ich habe nur ganz wenig dafür empfunden. Genauso, wie ich zwar zur Musik getanzt habe - gerade zu meinen Lieblingssongs, aber nichts dabei empfunden und gespürt habe. Und Musik gibt mir normalerweise sehr viel. Spätestens da war mir klar, dass irgendwas mit mir nicht stimmt. :sadman:

Irgendwie kann ich diese pubertierenden 14-Jährigen nach diesen Ereignissen besser verstehen. Ich musste doppelt so alt werden um zu kapieren, dass es neben Schule und Job einfach Dinge gibt, die um so viel faszinierender sind. Was ich in meiner Pubertät nicht hatte, durchlebe ich jetzt gerade.

Ich hoffe, dass ich nicht allzu wirr geschrieben habe. Das ist meiner Situation geschuldet.
Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.
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Stabil

Re: Betäubte Emotionswelt

Beitrag von Stabil »

Antimainstream hat geschrieben: 03 Sep 2018 16:32 ...
Gratuliere, da ist ja ganz schön was in Gang gekommen. Einiges ist aufgewacht in dir.

Dass du da öfter mal verwirrt bist, wundert mich nicht. das ist normal. Ich würde auch nicht erwarten, dass in einer solchen Situation gleich alles perfekt und ruhig läuft. Du wirst schon einige Zeit brauchen, bis du die ganzen neuen Eindrücke verarbeitet hast.

Ach dass du dich zwischendurch wie betäubt fühlst und beispielsweise die Musik nicht wie sonst empfinden kannst, wundert mich nicht. Mach dir keine Sorgen, dass du nicht normal wärest. Es ist einfach ein Zeichen, dass du emotional so etwas wie überlastet bist. Dann kommst du mit dem Fühlen nicht mehr mit oder bist emotional erschöpft. Das ist normal und tritt bei dir jetzt vielleicht etwas stärker auf, weil du möglicherweise nicht so geübt bist, so viele verschiedene Emotionen in kurzer Zeit und so intensiv zu erleben.

Ich finde, es ist ein gutes Zeichen, dass du bemerkst, dass dich die Emotionen ordentlich fordern. Das wird helfen, den Umgang mit den Emotionen und ihren Schwankungen gewohnt zu werden und das Dosieren zu erlernen. Gib dir die Zeit, die du brauchst. Verschaffe dir Erholungsphasen.

Alles Gute! :vielglueck: :vielglueck: :vielglueck:
Antimainstream
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Re: Betäubte Emotionswelt

Beitrag von Antimainstream »

Update: Heute hat sich was gelöst in mir. Der Tag ist gar nicht so schön losgegangen. Ich bin in die Arbeit mit zwei weniger schönen Ereignissen gestartet. Aber hinterher gab es mir das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben und dass ich bei meinem Vorgesetzten einfach ein gewisses Ansehen habe. Und von da weg hat sich Alles bei mir gelockert. Und auf ein Mal gehe ich auch wieder bei der Musik mit und fühle wieder genauso, wie vorher. Es tut einfach gut. Aber ich merke noch Erschöpfung. Ich glaube ich muss mit meinen Emotionen im Moment noch etwas aufpassen - leichter gesagt als getan. :mrgreen:

Und dadurch, dass ich mich entgültig nich mehr auf dieses Mädel konzentriere, breitet sich ein Gefühl der Freiheit aus. Hey, ich habe wieder die volle Auswahl! Tja, nur das Zugreifen müsste ich mich trauen und will gelernt sein. :mrgreen:
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