Ist der Kapitalismus an unserer Situation Schuld?

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HenryD.Thoreau

Ist der Kapitalismus an unserer Situation Schuld?

Beitrag von HenryD.Thoreau »

Wenn ich hier von den vielen Schicksalen lese und meine eigenen Erlebnisse/ Eindrücke reflektiere, frage ich mich immer wieder wo liegen die Ursachen für die Existenz von Ab's, langzeit Singles oder einfach anderen Einsamen?
Das heutige "Brimborium" der Beziehungsanbahnung ist m.E. unmenschlich. Es ist auch der Profit- und Konkurrenzgesellschaft geschuldet. In ethnologischen Texten kann man oft lesen, dass bei noch intakten Völkern, die Menschen kooperativ zusammen leben, ja zusammen leben müssen, und die potentiellen Ehepartner sich schon früh kennenlernen und finden. Bei anderen Ethnien werden die Kinder früh verheiratet. Auch das ist in einem lebendig kooperativen Stamm kein Problem. Ich kenne das selber vom Volk der Nenzen (Nordrussland), hier gibt es keine Singles oder Ab's.
Wir Heutigen müssen Menschen für die Heirat auswählen, die wir meist nicht kennen können, die verschiedene Lebenswelten vorstellen, die verschiedene Bedürfnisse haben, die nicht kooperieren werden, etc. Es ist einfach nur unmenschlich. .

Unsere auf PRIVATEN Profit und Konsum ausgerichtete "Wirtschaftsweise" reißt NOTWENDIG alle wirklichen Bande auseinander, ja lässt sie erst gar nicht entstehen. Es ist in unserer nun quasi weltweiten Situation fast unmöglich, Ehen zu schließen, die dieses Wort verdienen, oder Kinder zu haben, die dieses Wort verdienen. Man ist zusammen, weil man das Leben konkret bewusst gemeinsam meistern will, ja nur so meistern kann. Wenn das nicht so ist, braucht man doch gar nicht zusammen sein. Das romantische Liebesband oder die einfache Geschlechtsanziehung sind KEINE solche Grundlagen. Liebe und Geschlechtsanziehung können nur FOLGE der genannten Situation sein: Man liebt sich, weil man sich braucht, und weil die gemeinsame Erfüllung dieses Grundbedürfnisses uns glücklich macht. Nur in einem solchen Rahmen, wo man sich dann auch wünscht, dieses Glück weiter zu geben, sind Kinder überhaupt sinnvoll. Wir verlängern dann unser Glück über uns als Eltern hinaus. In unserer Un-Kultur haben wir deshalb immer weniger Kinder, weil diese Zusammenhänge einfach aufgelöst sind. Jeder geht allein durchs Leben und allein zugrunde ...

Was wir heute haben sind nichts anderes als onanistisch egomanische Zweckgemeinschaften von Menschen, die scheinbar allein ihren Lebensunterhalt verdienen über das Geld, d.h. sie brauchen sich nicht. Und wenn die onanistischen Egovorstellung durch den "Partner" nicht mehr erfüllt werden oder weil es bessere "Partner" auf dem "Markt" gibt, wird der alte "Partner" entsorgt.

Mehr und mehr denke ich, dass die eigentliche Domäne, in der sich die Menschen begegnen können, die gemeinsame Not im Kapitalismus bzw. in der generellen Entfremdung ist. Menschen, die sich dieser Not bewusst werden, müssen anfangen just genau gegenüber dieser Not zu kooperieren, um sich der ganzen Zusammenhänge VOLL bewusst zu werden und dann GEMEINSAM eine neue Kultur zu entwickeln. DARIN können dann auch wieder ECHTE Freundschaften, Ehen, Kinder, Familien, "Stämme" etc. entstehen.

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NBUC
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Re: Ist der Kapitalismus an unserer Situation Schuld?

Beitrag von NBUC »

"Kapitalismus" hat die freie Partnerwahl gegenüber gesellschaftlicher und privater wirtschaftlicher Notwendigkeit hier überhaupt erst möglich gemacht und der zumindest in breiten Teilen der Bevölkerung entstandene Wohlstand und darüber hinaus noch die umverteilten Überschüsse dann effektiv auch für den Rest die Grundlage zur Familiengründungsoption freigemacht.

Wenn, sehen wir hier weniger kapitalistisches Verhalten als triebgesteuertes, freilaufendes Instinktverhalten.

Das jetzt mit zunehmender Konkurrenz auf dem Weltmarkt und überbordendem Schulden-/Scheckheftsozialismus das Ganze ökonomisch wieder zu kippen droht, ist kein rein kapitalistisches Problem, sondern das Gift freidrehender politischer sozialistischer Einflussnahme - von begünstigten Marktteilnehmern wiederum gerne unterstützt. .

Das was du suchst ist die einfache eigenverantwortungslose Lösung und übersiehst dabei, dass diese letztlicih unfreien Regelungen aus der Nähe betrachtet dann auch nicht unbedingt das gelbe vom Ei mir ihrem eigenen Katastrophenpotential sind. Und wo es dann ökonomisch nicht hinhaut, sind trotzdem Tragödien zu erwarten.
Das was du da mit Notgemeinschaften malst, ist ohne kapitalistische Überschuss- und Wohlstands (und damit auch erst Sozial-)gesellschaft noch einmal viel weiter verbreitet. Da liegt wenigstens die naive Vorstellung vor, dass es auf der anderen Seite des Zauns (aus der Ferne) immer grüner ist.

Und keiner zwingt einen im Kapitalismus an sich einen alten Partner zu entsorgen. Privates Verhalten ist da weitestgehend eine Frage des privaten Werteverhaltens und politischer Vorstellungen und -setzungen, welche da die Rahmenbedingungen setzen.
Zuletzt geändert von NBUC am 18 Mai 2019 18:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Kapitalismus an unserer Situation Schuld?

Beitrag von Mit müden Augen »

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AviferAureus

Re: Ist der Kapitalismus an unserer Situation Schuld?

Beitrag von AviferAureus »

HenryD.Thoreau hat geschrieben: 18 Mai 2019 18:12 ...
Das sind nach meiner Wahrnehmung so in etwa auch die in den Medien veröffentlichten Ideen der Anthropologie zu dem Thema bzw. den gesellschaftlichen Entwicklungen von Partnerschaft und Familie. Ob diese Entwicklungen unter Verwendung des Begriffes des Kapitalismus diskutiert werden, weiß ich allerdings nicht. ABs wird es wohl bis auf bestimmte Ausnahmesituationen wie ausgesprochen kleine Grupengrößen überall geben.
Änderungen der Lebensumstände können ganz allgemein zu Verhaltensapassungen der betroffenen Tierarten führen. Z. B. hat sich infolge des fehlenden Drucks zur Kooperation bei Haushunden deren Sozialverhalten im Verhältnis zu dem von Wölfen verändert, wie etwa in einem kleinem Video (Hund und Wolf: ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede (wocomoWILDLIFE)) mit verschiedenen Versuchen gezeigt wird: Hunde werden von Menschen ernährt und leben oft als Einzelhunde in einem Haushalt. Mit der Zeit haben sie sich zu starken Individualisten entwickelt. Sie sind für einen Beuteerfolg nicht mehr auf die Gruppe angewiesen. Wölfe hingegen müssen zusammenarbeiten, um zu überleben.
Mr. Lonely

Re: Ist der Kapitalismus an unserer Situation Schuld?

Beitrag von Mr. Lonely »

Ich denke der Klimawandel ist die Ursache für ABtismus.
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Re: Ist der Kapitalismus an unserer Situation Schuld?

Beitrag von Axolotl »

Ich würde ja nicht sagen, dass die Wirtschaftsform schuld ist.

Ich würde die Ursachen ja eher bei der soziokulturellen Entwicklung der westlichen Gesellschaften seit Ende der 60er Jahre suchen. Aber das können wir hier leider nicht diskutieren.
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Hathor

Re: Ist der Kapitalismus an unserer Situation Schuld?

Beitrag von Hathor »

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