Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.

Geht ihr bei der Europawahl wählen?

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Ferienhaus
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Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Ferienhaus »

Zwerg hat geschrieben: 03 Jun 2019 08:36 "Eurorettung" ist -zugegeben- natürlich ein Musterbeispiel für politisches Framing.
Nein. Es ist sogar eine relativ gute Beschreibung dessen, was passiert ist. Ohne diese "Rettung" geht erst Griechenland pleite und es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Kettenreaktion. Die Südländer sind dann gezwungen, mindestens eine Parallelwährung einzuführen, der Euro ist dann gescheitert. Nix mit Framing.

Hat der Euro aber Europa wirklich geschwächt? Gab es nicht schon vorher -aus guten Gründen- feste Wechselkurse, die zugleich ein Einfallstor für Finanzspekulanten waren?
Da sind wir aber froh, dass der Euro kein Einfallstor für wirtschaftliche Stagnation und massive politische Krisen in der europäischen Union war.

Binnenmarkt ist bedeutend mehr als Freihandel. Das ist dir doch hoffentlich klar.
Ja. Ich glaube trotzdem nicht, das sonderlich mehr EU als das gut ist. Kein Widerspruch. ;)

Vielleicht noch eine Ergänzung zur von dir angesprochenen "europäischen Armee". Natürlich ist das eine politische Forderung mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von Null Prozent. Es ist aber im gemeinsamen fiskalischen Interesse aller EU-Staaten, würde der bereits beschrittene Weg engerer Zusammenarbeit bei Entwicklungen und im Beschaffungswesen weiter beschritten. Gerade da sollte auch die Tür für künftige Nicht-Mehr-Mitglieder wie die Briten, besser offen stehen.
Das bringt aber nur teilweise was, viel wichtiger: Viele EU-Staaten müssten vor allem ihr pazifistisches Weltbild abändern und endlich den Militäretat erhöhen. Da gibt es bei vielen EU-Staaten nicht mal mehr rudimentäre Kapazitäten. Allen voran natürlich das unglaublich naive Deutschland. :roll: :roll:

Die Briten stehen diesbezüglich noch vergleichsweise gut da. ;)



So, jetzt weiß ich auch, warum politische Diskussionen hier verboten sind: Es geht automatisch schnell heiß her. Ich war gerade wahrscheinlich selbst zu offensiv. Ich nehme an, das wird hier eh schnell geschlossen.

Ich sag's nur. Weiß daher nicht ob wir hier weitermachen sollten.
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Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Zwerg »

Ich fand die Diskussion bisher recht gesittet. Da kenne ich anderes. ;) Trotzdem kann sie natürlich aus prinzipiellen Gründen geschlossen werden.

Unter poltischen Framing meinte ich, dass "Rettung" andeutet, dass hier Hilfe geleistet werden muss, gewissermaßen eine moralische Pflicht. Der Begriff entstammt also sicher dem Lager der Befürworter. In Wahrheit geht es um eine politische Option, also einen möglichen Weg. Wir sind da also in diesem Punkt durchaus auf einer Linie.

Wirtschaftliche Stagnation? Die EU bewegt sich in einem internationalen Umfeld, das in der vergangenen Dekade vom Aufschwung und einer Aufholjagd in anderen Weltregionen (z.B. Asien) bestimmt ist. Das wird häufig übersehen. Ich finde, dass die EU und wiederum vor allem Deutschland da noch ziemlich gut weggekommen ist.

Was eine massive Erhöhung des Militärhaushalts angeht, wäre ich eher zurückhaltend. Erfahrungsgemäß kommt ein militärisch starkes Deutschland bei den Nachbarn gar nicht gut an.
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Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Kief »

Zwerg hat geschrieben: 03 Jun 2019 05:40Mir scheint die Rechtsprechung des Europäische Gerichtshof eher eine gleiche Bürgerrechte -unter Bezug auf den Binnenmarkt- schützende Rolle einzunehmen.
Sehe ich bei den Uploadfiltern nicht.
Ich rede jetzt nicht vom aeusseren Schein, sondern was dann auch gegen Bevoelkerungswillen umgesetzt wird.

Ich wuesste nicht, dass der Europaeische Gerichtshof so viel leichter zu erreichen ist als Karlsruhe, um Buergerprobleme wie Uploadfilter aufzugreifen und wieder geradezubuegeln.


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Ferienhaus
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Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Ferienhaus »

Zwerg hat geschrieben: 03 Jun 2019 09:20 Was eine massive Erhöhung des Militärhaushalts angeht, wäre ich eher zurückhaltend. Erfahrungsgemäß kommt ein militärisch starkes Deutschland bei den Nachbarn gar nicht gut an.
Bei unseren NATO-Verbündeten, die letztenendes unsere Sicherheit garantieren, kommt der deutsche Pazifismus noch weniger gut an:

https://www.politico.eu/article/germany ... criticism/


Es gab übrigens auch immer wieder aus Frankreich Stimmen, die sich über den niedrigen deutschen Militärhaushalt beschweren, also dem Land, das bekannterweise noch im zweiten Weltkrieg voin Deutschland besetzt wurde. Das kommt nicht nur von Trump. Obama hat das ganze übrigens auch schon kritisiert ;)


PS: Jetzt ist aber Schluss. Ich kann bei sowas auch nicht Ruhe geben, deswegen versuch ich's jetzt einfach mal. :pfeif:
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Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Lazarus Long »

Ich bin so ein Gefühlseuropäer.

Ich muß einfach nur darandenken, wie ich irgendwann in den 70ern mit meinen Eltern Verwandte in Trier besucht habe. Wir sind mit ihnen zusammen nach Straßburg gefahren. Mein Vater hatte Tränen in den Augen, als er vom französischen Zöllner einfach durchgewinkt wurde. Das letzte mal davor war er 1943 (wenn ich sich mich richtig erinnere) als Soldat in Frankreich gewesen. Er war noch mit der "Erbfeindschaft" aufgewachsen ...

PS: Ich denke auch nicht, daß der Euro an sich etwas schlechtes ist, nur hat man leider z.B. ein Land wie Griechenland (das ich sehr mag) aus politischen Gründen aufgenommen.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

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Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von schmog »

Ich war bei der Europawahl nicht wählen! 8-)
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Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Zwerg »

Kief hat geschrieben: 03 Jun 2019 09:28 Sehe ich bei den Uploadfiltern nicht.
Ich rede jetzt nicht vom aeusseren Schein, sondern was dann auch gegen Bevoelkerungswillen umgesetzt wird.

Ich wuesste nicht, dass der Europaeische Gerichtshof so viel leichter zu erreichen ist als Karlsruhe, um Buergerprobleme wie Uploadfilter aufzugreifen und wieder geradezubuegeln.


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Wenn jemand behauptet zu wissen, was jetzt genau der Bevölkerungswille (=Volkswille) ist, vielleicht sogar noch in allen EU-Staaten, würde ich mich am liebsten abwenden. Sorry, ist nicht gegen dich bös gemeint.
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Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Zwerg »

schmog hat geschrieben: 03 Jun 2019 10:55 Ich war bei der Europawahl nicht wählen! 8-)
Ach Schmoggi. Es waren doch die Deutschschweizer welche dich um diese Möglichkeit gebracht haben.
Kief

Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Kief »

Zwerg hat geschrieben: 03 Jun 2019 11:35
Kief hat geschrieben: 03 Jun 2019 09:28 Ich rede jetzt nicht vom aeusseren Schein, sondern was dann auch gegen Bevoelkerungswillen umgesetzt wird.

Ich wuesste nicht, dass der Europaeische Gerichtshof so viel leichter zu erreichen ist als Karlsruhe, um Buergerprobleme wie Uploadfilter aufzugreifen und wieder geradezubuegeln.
Wenn jemand behauptet zu wissen, was jetzt genau der Bevölkerungswille (=Volkswille) ist, vielleicht sogar noch in allen EU-Staaten, würde ich mich am liebsten abwenden. Sorry, ist nicht gegen dich bös gemeint.
Kannst Du gerne auch ersetzen durch Proteste, Petitionen.
Davon gab es ja zuhauf auch groessere die letzte Zeit.

Wie schlimm muessen sich Buergerbewegungen noch beschweren, damit sie ernst genommen werden?
Warum werden zahlungskraeftige Institutionen eher beachtet, gegen deren Ausbeutung sich die Buergerbewegungen ja gerade richten?

Das Problem ist, wenn die von grassierenden Rechtsverletzungen berichten, die immer staerker Ausmasse annehmen, warum kann das unser achsotoller Rechtsstaat nicht in den Griff kriegen?
Muessen die Proteste erst ein blutiges Ausmass annehmen?

Diese Bewegungen (soweit sie um Rechte kaempfen, statt Buergerrechte abzubauen) halte ich fuer die wichtigere Orientierung als machtmissbrauchende Lobbyisten.
Und das ist das, was ich als Buergerwillen respektiere.
Das ist das, was ich von echten Fuehrungspersonen der Politik erwarte.


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Eidechse

Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Eidechse »

Kief hat geschrieben: 03 Jun 2019 12:43 Warum werden zahlungskraeftige Institutionen eher beachtet, gegen deren Ausbeutung sich die Buergerbewegungen ja gerade richten?

Diese Bewegungen (soweit sie um Rechte kaempfen, statt Buergerrechte abzubauen) halte ich fuer die wichtigere Orientierung als machtmissbrauchende Lobbyisten.
Was du schreibst ist an sich auch meine Meinung.

Nur merke ich am Verhalten einer meiner Töchter, dass oft gerade die 'Bürgerbewegungen' als toll und unabhängig wahrgenommen werden, die die dickste Brieftasche haben und das professionellste und modernste Marketing betreiben.

Wenn man z.B. mal recherchiert, wer die 'Friyday for future'-Bewegung finanziert und wessen Schöpfung 'die heilige Greta' ist, wird es einem schon anders. 'Expertenregierung' statt demokratisch gewählter Politiker ist deren Ziel.
https://juergenfritz.com/2019/04/18/fri ... er-steckt/
fredstiller

Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von fredstiller »

Zwerg hat geschrieben: 03 Jun 2019 06:06 @fredstiller
Mir ist neu, dass sich gerade europakritische Parteien für mehr Demokratie in Europa einsetzen. Meinst Du damit vielleicht die PiS in Polen, die Fidesz in Ungarn, die Lega Nord von Salvini in Italien oder den FN in Frankreich? Eine ziemlich gewagte These. Zur Erinnerung: Das war eine Europawahl. Die AfD, die sich in Deutschland für Volksentscheide einsetzt, will die EU auch nicht demokratisieren, sondern zerlegen.
Ich habe auch nicht von europäischen Volksabstimmungen gesprochen. Das Problem auf europäischer Ebene ist schin, dass keine hinreichende europäische politische Öffentlichkeit besteht. Direkte Demokratie braucht Diskussion und Meinungsbildung. Und ja, natürlich verfechten gerade europakritische Parteien direkte Demokratie, und haben das in ihren Programmen. Als was würdest du die AfD, FPÖ, Movimente 5 Stelle oder Rassemblement National sonst bezeichnen?
Zwerg hat geschrieben: 03 Jun 2019 06:06 Dass die EU sich in Richtung eines Zentralstaates entwickelt ist ein Ammenmärchen, derer die damit Angst schüren wollen. Mir scheinen im Gegenteil derzeit nicht nur die Fliehkräfte in allen 27 Staaten sehr stark, sondern auch der Dauerbeschuss von außen, seitens Russlands, Chinas ebenso wie der derzeit auch der USA.
Die EU wollte und will sich zu einem Zentralstaat entwickeln - was wir momentan sehen, sind (überfällige aber erwartbare) Gegenbewegungen dazu.
Zwerg hat geschrieben: 03 Jun 2019 06:13 @fredstiller
Erwähnenswert unter den europakritischen Parteien wäre auch noch die FPÖ. Sie erweist sich im Moment gerade als Musterbeispiel für die Abwehr von bösen Lobbyisten. Besonders scheint dies auf einen gewissen Herrn Strache zuzutreffen.
Ich glaube, die FPÖ sind einfach die, die inflagranti „erwischt“ wurden. Aber das zeigt ja das Problem des Lobbyismus: Politik, die in „ruhigen Hinterzimmern“ gemacht wird. Und das geht in Brüssel und fremden Sprachen eben einfacher (Strache hat sich ja auch nicht in Österreich getroffen), als vor Ort, wo man sich vor dem Bürger verantworten muss, bzw. diesen überzeugen muss.
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Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Zwerg »

Bürgerbewegungen können aber nicht mehr Legitimität oder Entscheidungskompetenz für sich in Anspruch zu nehmen als von allen Bürgern für eine bestimmte Zeit gewählte Politiker. Einfach deshalb, weil sie stets nur einen Teil und dazu noch ein thematisch verengten Teil vertreten oder zu vertreten vorgeben. Es steht dir natürlich frei, anderer Meinung sein.

Im Übrigen habe ich nicht vor, auf überzogene und polemische Äußerungen (z.B. Protest, der "blutige Ausmaße" annimmt, "grassierende Rechtsverletzungen") zu reagieren.
fredstiller

Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von fredstiller »

Zwerg hat geschrieben: 03 Jun 2019 13:42 Bürgerbewegungen können aber nicht mehr Legitimität oder Entscheidungskompetenz für sich in Anspruch zu nehmen als von allen Bürgern für eine bestimmte Zeit gewählte Politiker. Einfach deshalb, weil sie stets nur einen Teil und dazu noch ein thematisch verengten Teil vertreten oder zu vertreten vorgeben. Es steht dir natürlich frei, anderer Meinung sein.
Allerdings betreiben Bürgerbewegungen konkrete „Sachpolitik“. Und ja, natürlich auf einen thematisch verengten Teil. Das ist ja gerade das Gute daran.

Bei der Europawahl, wie aber auch der Bundestagswahl kann der Wähler nur riesige bunte Blumensträusse von Parteiprogrammen zu völlig unterschiedlichsten Themen wählen - aber eben nicht wirksam seine Meinung und seinen Willen zu konkreten Sachfragen zum Ausdruck bringen.

Denn das ist der Punkt: Nach dem politischen Willen der Bevölkerung wird ja niemand gefragt. Es werden nur irgendwelche (mehr oder weniger bekannten) Gesichtet und „Clubs“ gewählt. Und durch diese „Entkoppelung“ ist die Europäische Union ein relativ gutes Vehikel, um gut finanzierte Partikularinteressen durchzusetzen.
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Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Zwerg »

@fredstiller
Ja, auf europäischer Ebene fehlt es an einer politischen Öffentlichkeit. Deswegen lösen Vorstellungen, die irgendwie in Richtung Vereinigte Staaten von Europa gehen bei mir auch Stirnrunzeln aus. Trotzdem scheint sich eine Art gemeinsame Öffentlichkeit in Teilen langsam zu entwickeln, wie das kleine Schwedenmädchen zeigt. Das sehe ich grundsätzlich positiv. Wo siehst Du denn, dass sich die EU zum Zentralstaat entwickelt oder entwickeln will? Die EU hat doch nur so viel zu sagen, wie die Mitgliedstaaten ihr übertragen und die bewachen ihre Souveränität mit Argusaugen. Warum repräsentative Demokratie keine sein soll, leuchtet mir nicht ein. Ich halte sie auch für besser als die viel propagierte Macht der Abstimmungen (Deren Folgen, etwa die Spaltung der Gesellschaft, siehst Du am Brexit. Das ist aber ein anderes Thema).

Nehmen wir ein konkretes Beispiel, das ich zu Beginn schon angeschnitten hatte. Die Kommission geht auf die Benennung durch den Europäischen Rat der Staats- und Regierungschefs zurück, also auf einer nur sehr indirekten demokratischen Legitimation. Das EU-Parlament hat sich zunächst das Recht erstritten, der Bestimmung zuzustimmen. Jetzt zeichnet sich meiner Meinung nach ab, dass das Parlament aufgrund des Spitzenkandidatensystems die entscheidende Rolle spielen wird. Das ist letztlich Konsequenz seiner direkten und damit stärkeren demokratischen Legitimation und irgendwie Folge einer jahrzehntelangen Entwicklung von der Montanunion über die EG hin zu einer engeren Union, die auch schon ein wenig was von einem Staat hat.
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Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Zwerg »

Politiker betreiben also keine Sachpolitik? Schon ein harter Vorwurf. Was macht denn euer Bürgermeister den ganzen Tag so? Ich gebe mal zu bedenken, dass es sich auf höherer politischer Ebene auch mehr um strategische Grundentscheidungen handelt.

Ich befürworte deshalb gemeinsame europäische Listen als alternative Möglichkeit, wobei die Probleme die sich in diesem Zusammenhang stellen (etwa bei der unterschiedlichen Stimmengewichtung) nicht zu unterschätzen sind. Das könnte auf längere Sicht auch zur Herausbildung einer europäischen Öffentlichkeit, deren Fehlen Du kritisiert hast, beitragen. Da stehen nur eine Reihe von Hindernissen entgegen, die aufzuführen den Rahmen hier sprengen würde. Du kritisierst, dass nach dem politischen Willen der Bevölkerung niemand gefragt wird? Du bist doch gefragt worden, hast aber am 26.05. nicht geantwortet, wenn ich mich recht entsinne.
Kief

Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Kief »

Eidechse hat geschrieben: 03 Jun 2019 13:10
Kief hat geschrieben: 03 Jun 2019 12:43 Warum werden zahlungskraeftige Institutionen eher beachtet, gegen deren Ausbeutung sich die Buergerbewegungen ja gerade richten?

Diese Bewegungen (soweit sie um Rechte kaempfen, statt Buergerrechte abzubauen) halte ich fuer die wichtigere Orientierung als machtmissbrauchende Lobbyisten.
Was du schreibst ist an sich auch meine Meinung.

Nur merke ich am Verhalten einer meiner Töchter, dass oft gerade die 'Bürgerbewegungen' als toll und unabhängig wahrgenommen werden, die die dickste Brieftasche haben und das professionellste und modernste Marketing betreiben.
Ich habe beim Mietenwahnsin-Protest mitorganisiert.
[+] Das braucht keine Konzern-Brieftasche und Multinationalitaeten-know-how ...

ich stelle fest, dass es durchaus Aufwand macht, entsprechend grosse Sachen zu stemmen, aber dafuer reichen ertraegliche Ressourcen.
Hartz-IV reicht dafuer nicht aus, aber mit unter 10.000€ kannst Du das sicherlich probieren.

Der groessere Aufwand ist die ehrenamtliche Arbeit, und die ganzen Engagierten anzuziehen und zu koordinieren - das ist mit Idealismus umsetzbarer, als wenn saemtliche Ordner, Plakatkleber und Flyerverteiler ein Gehalt sehen wollen.
Koordination und interne Organisation braucht auch nen gewissen Level, der im Breiftaubenzuechterverein selten vorhanden ist. Aber bei diversen Idealisten ist der durchaus vorhanden und wird weitergegeben - bei manchen Aktionsformen ist ne gut funktionierende interne Organisation einfach notwendig, da bildet sich der Level mit der Zeit.
Den Idealismus anzusprechen, bzw. ein Thema, bei welchem die Leute genug Grund sehen, sich zu engagieren - DAS ist es, was die grossen Bewegungen ausmacht.
Kaufen kannst Du die Massen nur begrenzt.
Eher ausbeuten, und dann ne einzelne Schluesselfigur kaufen. Und genau das ist ja eher das Geschaeftsmodell, welches wir endlich austrocknen wollen.

Wenn man z.B. mal recherchiert, wer die 'Friyday for future'-Bewegung finanziert und wessen Schöpfung 'die heilige Greta' ist, wird es einem schon anders. 'Expertenregierung' statt demokratisch gewählter Politiker ist deren Ziel.
https://juergenfritz.com/2019/04/18/fri ... er-steckt/
Okay.
[+] Die koennen gerne auch noch lernen, dass die Frage des Systemes zweitrangig ist.
Ich kann mir genug Systeme vorstellen, die sowohl missbraucht als auch sinnvoll eingesetzt werden koennen.
Letztendlich ist mir allein wichtig: welchen Aufwand muss ich betreiben, damit meine Rechte gewahrt bleiben?

Muss ich protestieren und 2 Jahre Protestkoordination lernen, 1000€-Sponsoren und 10.000nde Mitstreiter mobilisieren, um irgendwas zu reissen?
Oder reicht ein "Ne, das will ich nicht." und kann vom fragwuerdigen Angebot wechseln, um menschenrechtskonforme Lebensumstaende zu haben?
Nicht nur bei Handy und Strom, sondern auch bei Wohnung, Rechtsweg, Behoerden und eigentlich all unseren Alltags-Konflikten.

Ob da ein Typ oder Gremium sitzt, ob das die Ebene Bezirk oder Europa ist, das wird doch erst relevant, wenn die ihre Entscheidungsgewalt missbrauchen wollen, oder existenzielle Beduerfnisse anzweifeln. (Bei drei Cent fuer Porto und veraltete Beduerfnisse geht doch keiner auf die Strasse. Aber wie kann es sein, das meine Bekannte mit Oberarmbruch die Haushaltshilfe erst bewilligt bekommt, wenn der Bruch bereits verheilt ist?) Dafuer moechte ich grundlegend bessere Praeventionsmoeglichkeiten.
Wesentlich wichtiger als die Entscheidungsinstanz ist also meine Einflussmoeglichkeit, bzw. wie schwer es mir gemacht wird, mich gegen Uebergriffe und Fehlentscheidungen zu wehren.
Erst wenn diese Frage nicht mehr zu Verwirrung fuehrt, sondern klar ist, dass das die wichtigere Frage ist, dann mache ich mir Gedanken um weiteres Feintuning, Diversitaet und Schwarmintelligenz.

Und genau genommen, wenn in zustaendigen Ebenen Bockmist gebaut wird, dann moechte ich nicht staendig, dass sich um Verantwortung gestritten und herumgewunden wird, damit bloss niemand Irrtuemer eingestehen muss.
Da ist mir sogar lieber, wenn ich jemand Zustaendiges habe, der mir haftet, der sich nicht um Verantwortung druecken kann.
Aber solange ich sogar noch um grundsaetzliche Punkte kaempfen muss, ist das ja eh Zukunftsmusik.
Aber die verlinkte Kritik hat fuer mich nicht die Tragweite, die sie ausstrahlen will.
[+] Klingt fuer mich eher nach Hexenjagd, Meinungsmache.
Also vorgebliche Analyse, mit dem Ziel zu diskreditieren. Schwachstellen findest Du immer - wenn Du genug suchst.
Klar, Schueler haben Unterstuetzung - aber das heisst nicht, dass sie so schlimm missbraucht werden, wie der Artikel es da ausmalt.
Wenn ich ab naechsten Monat eine ueberregionale Hilfe anbiete, bekomme ich dann dieselben Manipulationsunterstellungen ab?
Die Mutmassungen sind Befuerchtungen, aber entbehren jeglichen Einblicks in die wirklichen Entscheidungsablaeufe.

Mit solch einer misstrauischen Interpretation wuerde auch Rosa Parks diskreditierbar werden.
Sie war mit Ihrer Aktion nicht die erste, aber sie wurde von Martin-Luther-King auserwaehlt zur symboltraechtige Galionsfigur.
Ist sie damit weniger authentisch?
Ist die Bewegung damit zum Schaden der Bevoelkerung?
Auch ich muss mir bei meinen Projekten Partner suchen, deren Motivation und Integritaet zu mir passen muessen.
Solange der Kampf um Rechte diese immense Aufmerksamkeit benoetigt, solange werden auch Aliierte und Symbolfiguren gesucht.

Und ehrlich gesagt moechte ich nicht noch zehn weitere Jahre auf eine weitere symboltaugliche Person warten.
Wir sind nicht mehr bei Praeventionsarbeit, sondern stecken bereits tief in unreparablen Schaeden, bekommen bestenfalls noch mehr oder weniger Schadensbegrenzung hin.
Wenn der Autor eine neutrale Position wuerde behalten wollen, dann wuerde er den Fokus nicht nur auf Angriffspunkte legen.
Sondern auch in die Waagschale legen, dass auf kleinere Protestformen einfach nicht reagiert wurde - und deshalb zwangslaeufig fuer solche Dimension etwas mehr Gruppierungen zusammenwachsen.

Das heisst noch lange nicht, dass es so kompromittiert waere, wie unsere nationale und europaeische Demokratie.
Im Rahmen der Zusammenarbeit werde ich demnaechst die hiesigen Strukturen naeher kennenlernen.
Und ich achte sehr genau auf Unterschiede wie Unterstuetzung vs. Kontrolle ...


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Wolleesel
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Ich bin ...: verdammt bissig.
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Re: Europawahl 2019: Gehen ABs wählen?

Beitrag von Wolleesel »

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