LonesomeCoder hat geschrieben: ↑11 Aug 2019 08:05
Lilia hat geschrieben: ↑11 Aug 2019 02:58
Ich denke, es ist von der Natur so eingerichtet, dass man das Schreien von Kindern als unangenehm wahrnimmt. Könnte man das ertragen, wäre die Menschheit wohl ausgestorben. Dieses: "Wie stelle ich dieses Kind ab?", funktioniert ja nicht nur bei den Eltern, sondern bei der kompletten Gemeinschaft und garantiert so, dass sich ganz viele Menschen darum kümmern, dass es einem Kind gut geht. Das es heute nicht mehr nur darum geht, dass jeder angerannt kommt, wenn ein Kind ein böses, wildes Tier sieht, Hunger oder Durst hat oder gestürzt ist, sondern auch darum, dass der Schokoriegel an der Supermarktkasse nicht baldmöglichst den Weg in den Verdauungstrakt des Kindes findet, ist halt unserer Zeit geschuldet.
Ich denke, dass deine negative Einstellung kleinen Menschen gegenüber daher rührt, dass du nicht mit ihnen umzugehen weißt. Ich hab schon einige Male erlebt, dass angebliche Kinderhasser gar keine mehr waren, wenn sie eine "Bedienungsanleitung" für ein Kind bekamen, Verständnis für sein Verhalten entwickeln und eine Verbindung zu ihm aufbauen konnten. Man muss auch nicht jedes Kind lieben.
Aber so unangenehm, dass es in Einzelfällen zum Töten motiviert, ist dann zu viel.
Ich rede hier von komplett fremden Kindern. Hier ist es für mich ohne Relevanz ob ich damit umgehen kann oder nicht, weil das nicht in meinem Einflussbereich ist, sondern in dem der Eltern. Das kleiner Kinder aufgrund der noch zu erfolgenden geistigen Entwicklung noch nicht sagen können, was ihr Problem ist, sondern nur schreien können, ist mir bekannt. Trotzdem ist das Geschrei schmerzhaft. Oder vollgeschissene Windeln stinken. Riecht unangenehm.
Wieso ist das nicht in deinem Einflussbereich?
Vor ein paar Wochen hatte ich folgende Situation in der Berliner Ringbahn: junge Mutter, 2 Kinder, die Bahn proppenvoll, es ist heiß, beide Kinder jammern. Ich stehe direkt vor dem größeren, ca. 4-jährigen Kind, meine Tasche hängt auf dessen Augenhöhe. Ab und an ist es durch die baumelnde Tasche, an der einige Aufnäher, Reißverschlüsse, Ösen, etc angebracht sind, etwas abgelenkt. "Okay", denke ich mir, "die Tasche könnte mir und anderen Fahrgästen das Leben etwas leichter machen!" Also gehe ich in in der vollen Bahn in die Hocke, nehme die Tasche in die Hand, suche Blickkontakt zur Mutter, die offensichtlich ahnt, was ich vorhabe und zeige dem Kind, wie schön man sich mit der Tasche beschäftigen kann. Die Mutter kümmert sich nun um das andere Kind, gibt ihm die Flasche. Bis auf die üblichen Geräusche, die eben in einer vollen Bahn zusammenkommen, herrscht nun herrliche Ruhe. Zum Abschied ernte ich einen Abschiedsgruß in irgendeiner unverständlichen asiatischen Sprache, ein Lächeln der Mutter und ein Winken des älteren Kindes.
Ich hab schon öfter mit wildfremden Kindern kleine Beschäftigungsspiele angefangen, Müttern mit mehreren Kindern geholfen. Ich hab immer Papier und einen Stift dabei, bereits einige Papierschiffe und Flieger gebaut und neuen Eigentümern übergeben, zufällig mitgeführte Einmalhandschuhe zu einem Luftballon aufgeblasen, rund um den Daumen, der nun eine Nase war, ein Gesicht gezeichnet, hinter durchsichtigen Glasscheiben "Verstecken gespielt".
Man kann recht viel tun, wenn man Kinderbeschäftigung und -beruhigung nicht nur als Elternsache sieht - außer Brust geben vielleicht.
Ganz nebenbei bekommt man eine Übungsstunde in sozialer Kompetenz. Man spricht wildfremde kleine Menschen an, kommt mit ihnen ins "Gespräch", muss sich etwas für das "Date" einfallen lassen und ab und an bekommt man auch einen Korb.