Milkman hat geschrieben: ↑12 Aug 2019 13:13
Nehmen wir an, eine Frau will ins Bett mit mir - da wäre vorher also durch mich auszuloten, welche weitergehenden Absichten sie hegt (ONS, Affäre, Beziehung) und welche sich vielleicht noch ergeben könnten, von denen sie selbst noch nichts ahnt.
Ich stell mir gerade die Situation vor:
"War echt ein schöner Abend mit Dir. Magst Du noch auf nen Kaffee mit raufkommen?"
"Ähm ... könnten wir bitte vorher noch klären, wie genau Du Dir den weiteren Verlauf vorstellst?"
Du musst im Wesentlichen nur das ausloten, was Du wissen musst, um über Annahme oder Ablehnung ihrer Anfrage zu entscheiden. Wenn es Dir IN DIESEM MOMENT wichtig ist, ob sie IN DIESEM MOMENT ernste Absichten verfolgt, frag sie. Wenn nicht, sag "Ja, gern" und lass den Rest auf Dich zukommen.
Und die muss ich dann von vornherein in meine Überlegungen mit einbeziehen, damit ich die Frau nicht irgendwann verletze.
Und Du glaubst, dass eine Frau nicht selbst entscheiden kann, welchem Verletzungsrisiko sie sich aussetzen möchte?
Ich hab in meinem Leben mehr oder weniger verletzliche Phasen erlebt. In letzteren ist mir relativ egal, wie die Absichten eines Mannes sind. Wenn mir nach Sex ist, dann hab ich halt Sex mit ihm - und wenn ich mich verlieben sollte (was ich so ungefähr nach dem 3 -6.Mal weiß), dann schau ich mal, was aus der Sache zu machen ist. Wenn nix draus zu machen ist, heul ich ein bisschen und leg es ab unter "den Versuch war es wert, und insgesamt gab es mehr gute als schlechte Stunden". Hilfreich ist allerdings, wenn er mich informiert, falls für ihn mehr als Sex definitv nicht vorstellbar ist.
Und in den eher verletzlichen Phasen (also Lebenssituationen, in denen ich echt keinen Liebeskummer vertragen kann), vermeide ich Sex und andere emotionsfördernde Aktivitäten einfach. Okay, mal ein ONS geht, dabei verlieb ich mich noch nicht so sehr, dass es weh tun würde. Aber mehr ist nicht - nicht mal wenn der Herr mir ernsthafte Absichten erklären würde. Absichten sind keine Garantien.
In welchem Punkt würde es Dir jetzt nützen, meine Wünsche präkoital zu erfragen? In der erstgenannten Situation würde es keinen Unterschied machen - da wäre jede Entwicklung für mich okay. Und in der letztgenannten würde ich gar keine über einen ONS hinausgehende Nähe zulassen - Du kämst nicht dicht genug ran um mich verletzen zu können.
Selbst wenn es für mich okay ist - die Gefahr, dass die Vorstellungen beider, wie es weiterzugehen hat, krass divergieren und Verantwortung für ihre und meine eigenen Gefühle wäre mir in dem Moment zu groß.
Ich würde es als ziemlich anmaßend empfinden, wenn jemand ohne mich zu fragen die Verantwortung für meine Gefühle übernehmen würde. Wenn, dann gibt es die nur im Tausch.
Bringt aber herzlich wenig, wenn man sich vorher zwar über die Basis "Bettgeschichte" einig ist, sich aber hinterher bei einem von beiden Gefühle regen. Da ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, und man kann sehen, wie man die Scherben aufgekehrt kriegt.
Gleiches Problem, wenn man sich vorher über die Basis "Beziehung" einig ist und sich bei einem dann keine großen Gefühle entwickeln oder vorhandene Gefühle verschwinden.
Es gibt in dem Spiel nun mal keine Garantien. Wer kein Risiko eingehen will, darf es nicht spielen.
Jede, ausnahmslos jede Beziehung - inklusive Bettgeschichten - endet einmal. Und das wird dann weh tun. Und fieserweise ist die Intensität des Schmerzes ziemlich proportional zum Maß des Glücks, was man durch die Geschichte gewonnen hat. Das ist den meisten Menschen durchaus bewusst - und natürlich versuchen viele, durch ein "es ist nur Sex" oder ein "ja ich will" entweder die Intensität oder die Verlustwahrscheinlichkeit zu minimieren. Trotzdem bleibt immer ein Restrisiko. Du kannst für Dich entscheiden, ob Du es eingehen willst - aber bitte entscheide nicht für Deine potentielle Partnerin. Sag ihr, wie die Risikofaktoren aus Deiner Sicht aussehen - und dann vertrau drauf, dass sie für sich die richtige Wahl trifft.