es gab hier im Forum bekanntlich schon häufiger neue Diskussionsfäden über Kaltansprachen und Körbe (z.B. von Antimainstream in letzter Zeit). Da ich aber meine eigene Geschichte etwas ausführlicher beschreiben möchte, entscheide ich mich an dieser Stelle gegen einen einfachen Beitrag und für einen neuen Thread.
Am besten fange ich mit der sogenannten Vorgeschichte an. Zeitlich liegt der Anfangspunkt im Frühjahr (April/Mai) diesen Jahres. Eine Freundin bat mir an, sich als Stylistin zur Verfügung zu stellen. Vorausgegangen war eine längere, schriftliche Diskussion zum Thema AB, Singlebörsen und sich gut vermarkten können.
Zur Info: Diese Freundin wusste seit über einem Jahr von meinem AB-Status bzw. der Tatsache, dass ich bisher keine feste Freundin (etc.) finden konnte. Mit der Abkürzung AB kann sie bis heute nicht wirklich etwas anfangen. Ich erzählte ihr halt über mein Vorhaben zum ersten AB-Treffen zu gehen und hinterher auch wie es gelaufen ist und was ich für positive und negative Eindrücke mitnehmen durfte. Daraufhin folgte von ihr der Vorschlag sich doch mal auf einer Singlebörse anzumelden

Jedenfalls läuft diese Freundin eigentlich immer gut angezogen umher. Fairerweise muss ich aber noch anmerken, dass es eben einfach Menschen gibt, die gefühlt alles tragen können. Kennt ihr doch bestimmt, oder? Sich dahingehend einen Vergleich zu unterziehen macht nicht immer Sinn. Wohlmöglich täuscht der Eindruck daher etwas. Natürlich wollte ich mir die Chance dennoch nicht entgehen lassen und bin auf ihr Angebot zum Teil eingegangen. Zum Teil deshalb, weil ihrerseits wenig Zeit vorhanden war und eigentlich fast mein kompletter Kleiderschrank eine Neuausrichtung nötig hätte. Das ist schwierig in ein paar Stunden komplett zu ändern. Beratung habe ich auf jeden Fall nötig. Von Mode habe ich im Prinzip keine Ahnung und bin froh, dass ich meine Größen ungefähr kenne. Eine Mutter die davon Ahnung gehabt hätte, gab es nicht und andere Personen im familiären Umfeld legten und legen kaum Wert auf die äußerliche Erscheinung. So ging ich halt zu Schulzeiten teilweise mit zu großen Hosen los oder eben den Sachen, die im Angebot - nicht von mir - gekauft wurden. Das hat sich dann mit der Zeit zum eigenständigen Bestellen ins Internet verlagert. Ändert aber eben nichts an dem fehlenden Wissen, was eigentlich zusammenpasst, was mir überhaupt steht etc.
Nun aber zum Shoppen und der Beratung. Das Ganze dauerte etwas über zwei Stunden und geschafft hatten wir gerade so zwei Läden. Wir waren schon mehrmals zu anderen Gelegenheiten gemeinsam einkaufen, allerdings betraf das nie konkret meine Person. Nach dieser relativ kurzen Zeitspanne fühlte ich mich bereits sehr "ausgelaugt". Am Ende sagte ich zur Verkäuferin z.B. danke statt bitte auf eine Nachfrage. Ich war wirklich komplett durch im Kopf


Fazit für mich von diesem Einkaufstrip: Mit einer anderen Vorgehensweise, mehr Zeit und Geduld würde ich das wohl nochmals machen. Vor allem, weil die Ausbeute vergleichsweise gering war. Drei kurze Hosen, eine lange Hose, ein paar T-Shirts sowie ein Jeanshemd und ein neuer Rucksack. Es fehlen weiterhin passende Oberteile (Hemden, Pullover etc.), weitere Hosen und Schuhe. Vielleicht Fortsetzung folgt, wer weiß… Auf jeden Fall bin ich tatsächlich dann doch für jede Erfahrung dankbar, auch wenn das erst mal absurd klingt. Da gehe ich jetzt an dieser Stelle nicht weiter drauf ein, könnt ihr euch eventuell denken, was ich damit meine.
Nun aber zum eigentlichen Thema, nämlich der Kaltansprache. Die eben beschriebene Freundin sagte mir zuletzt, dass ich normal durchschnittlich aussähe (eigentlich sympathisches Gesicht) und es eher an anderen Gründen liege - eben u.a. meiner eigenen Vermarktung und Ansicht - warum ich keinen Erfolg habe. Kurz darauf fragte ich, was sie von Kaltansprachen hält, weil das quasi die Königsdisziplin beim Flirten darstellt. Sehr schwierig auf den ersten Blick und mit wenigen Worten und der richtigen "Ausstrahlung" zu punkten. Sie meinte, dass ich es doch einfach durchziehen solle, woraufhin ich ihr in Kürze den folgenden Hintergrund erklärte.
Bei meinem Nebenjob gibt es in näherer Umgebung (nah ist noch wirklich untertrieben) seit einigen Monaten wieder einen Obststand mit saisonalen Früchten aus der Region. Wir kaufen dort sehr gerne ein und bezahlen auch mehr, weil die Waren in Discountern und Supermärkten überhaupt nicht mithalten können. An einigen Tagen in der Woche verkauft an einem bestimmten Stand dort eine junge Frau. Die Besetzung scheint aber nie ganz regelmäßig festgelegt zu sein. Die Mitarbeiter wechseln wohl häufiger die Standorte durch. Jedenfalls konnte ich keinen klaren Plan von außen erkennen. Mir ist dort vor Wochen schon eine Verkäuferin positiv aufgefallen. Ich fand sie mit der Zeit zunehmend sympathischer. Kurze Beschreibung: Sie sieht optisch wie eine typische Studentin ca. Anfang 20 aus (verkauft dort vermutlich als Nebenjob). Brillenträgerin, schwarze Haare, dunkle Sneaker/Sportschuhe und Hose. Sie ist kein auffälliges Supermodel, wenn ich das mal so sagen darf. Auch kein 100% perfektes Hautbild, aber schon ein hübsches Gesicht meiner Meinung nach. Sie hat irgendwas an sich, was mich anzieht. Dem Typ Frau bin ich jedenfalls nicht abgeneigt. Generell würde ich jeder Zeit einen weiblichen "Nerd" mit eventuell sportlichem Hintergrund (ich backe mir mal meine Traumfrau…) einer äußerlich sehr attraktiven Frau vorziehen, zumindest wenn es um eine Beziehung geht. Das ist mein voller ernst.
Alles optikfixiert also? Naja, nicht vollends. Klar, viele Informationen hatte ich von der Dame im Vorfeld nicht. Das stimmt. Ab und zu erkannte ich schon ein freundliches Lächeln, welches ich versuchte zu erwidern, aber da würde ich nicht zu viel hineininterpretieren. Sie ist schließlich Verkäuferin. Positiv aufgefallen bin ich aber denke ich schon durch eine Sache. Sie sagte bei einem Einkauf, dass nicht jeder Kunde die ausgegebenen Tüten beim nächsten Mal wieder mitbringt. Viele interessiert es halt nicht oder sie sind zu bequem. Ja, ist nur eine Kleinigkeit. Aufgrund ihrer Art zu sprechen und ihr Auftreten insgesamt hatte ich zudem den Eindruck, dass sie wohlmöglich eher gebildet und herzlich sein könnte. Negativ ist mir dagegen aufgefallen, dass sie - bei nicht vorhandener Kundschaft - durchgehend mit ihrem Smartphone beschäftigt war. Nun sind wir ehrlich und realistisch. Dieses Verhalten als ein No-Go in der heutigen Zeit anzusehen würde die potenziellen Partner/innen auf ein - Richtung null tendierendes - Minimum beschränken. Die Idee, die junge Frau tatsächlich anzusprechen, kam mir aber so richtig erst nach dem Zuspruch meiner Freundin und die dadurch entstandene Zuversicht.
Ab da an ging es im Prinzip relativ schnell. An einem Dienstag zog ich meine neue, bordeauxrote Chinohose samt weißem T-Shirt (mit V-Ausschnitt) und darüber das Jeanshemd an. Dazu einigermaßen passende, helle Schuhe. Das hört sich jetzt für einige wahrscheinlich nicht besonders schick an, ist für mich aber schon wirklich ein gewaltiger Sprung. Ich ging also zum Stand, suchte mir mein favorisiertes Obst aus und während sie alles einpackte, stellte ich meine alles entscheidende (

Ihre Antwort darauf in etwa: „Kommt drauf an. Es gibt ja noch andere Stände. Falls die schlechter laufen kann es sein, dass bei mir nachgeliefert wird. Wäre aber auch ein bisschen viel alles zu kaufen.“ Tja, so ganz ideal war mein "Anmachspruch" dann wohl nicht. Ziemlich offen natürlich. Ich dachte hinterher darüber nach, ob sie mir damit indirekt einen Korb geben wollte, indem sie nicht darauf weiter einging oder alternativ gar nicht verstand, worauf ich eigentlich hinauswollte. Kann auch sein, dass ich es nicht verstand/verstehen wollte und der letzte Teil eigentlich den Korb schon darstellte. Eine erneute, direkte Frage passte nach meinem Gefühl zu diesem Zeitpunkt nicht. Das gab die Situation nicht her. Diese Ungewissheit ließ mir jedenfalls keine Ruhe.
Aus diesem Grund wartete ich quasi auf den Tag, an dem sie nochmals da war. Mir war bewusst, dass ich dann selbstverständlich mein Anliegen verbal deutlicher kommunizieren müsste. Wie der Zufall es wollte, war sie am vergangenen Freitag dann wirklich wieder am Stand. Die Wochen zuvor halt nicht. Als es dann letztendlich losging, verspürte ich eine typische, aufkommende Nervosität in mir. So, als würde ich nun vor einer großen Prüfungssituation stehen. Locker geht ganz anders. Ich ging erneut zum Stand und kaufte das Obst. Diesmal waren leider in kürzester Zeit zwei weitere Kunden hinter mir. Sehr unpassend und zudem unhöflich da einen erneuten Versuch zu starten. Daher ging ich erst mal wieder enttäuscht einige Meter und erledigte einen kurzen Einkauf in der naheliegenden Drogerie. Kurz sammeln dachte ich, um dann von weitem zu schauen, ob der Stand anschließend leer wäre. Tatsächlich war dem so.
Erneut machte ich mich die paar Meter zum Stand auf. Mir war in dem Moment selbst bewusst, dass es sehr wahrscheinlich etwas unheimlich rüberkommen könnte nun abermals dort aufzutauchen. Ich wollte mich aber wirklich überwinden und endgültig Klarheit schaffen. Schüchtern schaute ich sie an und meinte, dass ich mich eben nicht getraut hätte wegen den Kunden und der unpassenden Situation. Ich fragte sie daraufhin, ob sie mal Lust hätte mit mir einen Kaffee oder Tee trinken zu gehen. Ihre Antwort in etwa: „Normalerweise gerne und ich fühle mich geschmeichelt, bin aber bereits in festen Händen.“ Puh…
Mir fiel in dem Moment sehr viel Last ab. Das war also meine erste, richtige Kaltansprache. Würde ich das als Erfolg werten? Ja, irgendwie schon. Einerseits bleibt ein Korb immer auch ein Korb. Andererseits hätte es deutlich schlechter laufen können. Die Ablehnung weniger freundlich und wohlwollend formuliert. Oder seid ihr da anderer Meinung? Wenn man die Rahmenbedingungen bedenkt: Standort direkt an der Straße, die Lautstärke und vielen Leute, meine wenig ideale Vorgehensweise, die Alltagssituation insgesamt, die sich eher nicht eignet. Dazu meine Unerfahrenheit in sozialen Situationen, eine ausgeprägte Schüchternheit (Angst), die physische Statur (Untergewicht) etc. Ich bin darauf stolz mich überwunden und diesen Versuch gewagt zu haben. Das war wirklich schon ein großer Schritt. Einen Erfolg z.B. in Form einer Nummer war für mich im Vorfeld kein wirklich realistisches Ziel. Bekommen habe ich das, was erwartbar war. Enttäuscht bin ich trotzdem. Das ist finde ich auch normal. Die Frau nun in keinster Weise kennenzulernen, was sie für ein Mensch ist, wie sie wirklich tickt. Schade. Etwas grotesk mutet das ja schon an. Nie auf einer Singlebörse angemeldet gewesen, schon mit einigen Frauen im Leben länger als fünf Minuten unterhalten, aber quasi kaum Möglichkeiten Frauen im sozialen Kontext privat näher kennenzulernen. Aber dann direkt eine Kaltansprache versucht. Hardcore

Ich muss ehrlich eingestehen, dass die Erfahrung ein bisschen meine Neugierde weckt. Selbst zu erkennen, dass dieses auf fremde Menschen zugehen gar nicht so schlimm ist. Abgesehen von Grüßen und maximal einigen Sätzen Smalltalk vielleicht mehr zu riskieren. Dies weckt die Idee in mir, das Prozedere in anderen, geeigneteren Situationen abermals auszuprobieren. Naja. Es sollte klar geworden sein, dass ich per se kein spezifisches Problem mit dem weiblichen Geschlecht habe, sondern vielmehr allgemeinere Baustellen, an denen ich konkret arbeiten muss, um im Leben voranzukommen. Das ist mir schon bewusst.
Ich hoffe, dass ihr gefallen an meiner Ausführung hattet. Ihr könnt euch bei Bedarf gerne äußern. Müsst ihr aber natürlich nicht. Wohlmöglich melde ich mich dann bei dem 100. Korb nochmals. Bis dahin.
Beste Grüße