Ja, ich habe das schon mal gelesen und ich denke, das könnte ich durchaus haben. Vielleicht nicht im Extrem, aber einiges davon ist doch deutlich vorhanden. Wer diagnostiziert sowas denn? Ich war mal in einer Psychotherapie, wegen Ängsten. Dort habe ich behauptet, dass ich gestört sei, und die Therapeutin meinte, nein, sei ich nicht. Ich glaube, sie fand es hilfreich, mir klarzumachen, dass ich längst nicht so abnormal bin, wie ich mich fühlte, und ich glaube sie hatte damit auch recht. Aber diese Persönlichkeitsstörung könnte einiges erklären.
Strange Lady hat geschrieben: ↑01 Dez 2019 14:18
Ich glaube, der einzige Unterschied zwischen euch ist: sie mutet sich zu.
Uns fehlt einfach die Zuversicht, dass jemand trotz unserer Unzulänglichkeiten bei uns bleiben könnte.
Das ist so. Diese Zuversicht nicht aufzubringen, bedeutet aber gleichzeitig, dass man versucht, sich vor Verletzungen zu schützen. Offenbar auch für den Preis, dass man dabei wichtige Teile seines Lebens verpasst.
AB Positiv hat geschrieben: ↑01 Dez 2019 16:49
Ich für meinen Teil schätze, das ich nicht berechtigt bin, eine Beziehung zu führen. Warum das so ist, darüber kann ich nur spekulieren, weil es bisher nur eine einzige Frau gab, die mir knallhart in's Gesicht gesagt hat, warum sie mich nur auf Menschlicher/Freundschaftlicher Ebene toll findet. Kann mich jetzt aber so langsam an den Gedanken gewöhnen und akzeptiere es so wie es ist.
Sich selbst daran runterziehen, dass andere so viel mehr Glück, Erfahrung im Umgang mit anderen Mitmenschen, flirten und ähnliches haben oder können, das ist kontrapoduktiv und zieht einen nur selbst runter.
Ja, sich runterziehen ist ne schlechte Idee. Was mich an der Erfahrung aber so interessiert, ist, dass es für mich eine ungewohnte Reaktion ist, traurig und wütend zu werden, weil ich keine Beziehung hab. Denn Voraussetzung dafür ist doch, dass man daran glauben muss, etwas auch selbst haben zu können oder zu dürfen. Sonst würde man ja auch nicht neidisch werden. Ich habe mal zu meiner Therapeutin gesagt, dass ich die Beziehungslosigkeit im Grunde so akzeptiere, wie die Tatsache, dass ich nicht fliegen kann, indem ich mit den Armen wedle. Beziehungen sind wichtig und schön für Menschen. Aber sie sind eben NICHT FÜR MICH. Deswege fasse ich den Neid auf Blondie sogar als einen Schritt in die richtige Richtung auf. Ob mir das irgendwie helfen wird oder die Sache eher verschlimmert, steht auf einem anderen Blatt.
Tyralis Fiena hat geschrieben: ↑01 Dez 2019 22:00
Ich bezweifle stark, dass ich beziehungsberechtigt bin. Bei dem, was sich an dunklen Gedanken in meinem Kopf abspielt, ist es vielleicht besser, sich von anderen mehr oder weniger fernzuhalten. Ich kann nicht wirklich sagen, was mich da so unter anderem beschäftigt. Aber ich kann zumindest sagen, dass ich damit selbst schon meinen damaligen Therapeuten verunsichert hatte (...) Die Bedingungen erlauben es, dass auch Sologänger (über)leben. Der Umstand, dass ich nicht so recht Einsamkeit fühle, mag vielleicht damit zusammenhängen, dass Menschen wie ich schlicht nicht dafür geschaffen sind, in einer Partnerschaft und/oder in einem engen Verband zu leben.
Das alles zusammen lässt mich arg daran zweifeln, ob ich überhaupt beziehungsberechtigt und auch beziehungsfähig bin.
Oh Mann. Das erinnert mich stark an mich vor einigen Jahren, wenn ich das lese mit den dunklen Gedanken im Kopf. Vor meiner ersten Therapie war ich sicher, dass ich meine dunklen Geheimnisse und Vergehen niemals jemandem mitteilen könne. Es ging dabei nicht um Aggression nach außen, höchstens um Autoaggression. Und ich hatte, wie wahrscheinlich du auch, überhaupt nichts gemacht, das gerechtfertigt hätte, sich wie ein Schwerverbrecher zu fühlen. Dass ich nicht dafür geschaffen bin, mit Menschen eng zusammen zu sein, habe ich auch immer gedacht. Ich bin gern alleine, langweile mich selten und Menschen nerven mich relativ schnell. Setz mir jemanden in die Wohnung, der nicht wieder geht, und ich trage ihn früher oder später raus. Aber mittlerweile hat sich einiges relativiert, vor allem, weil ich vor ein paar Jahren in echte Lebensgefahr geriet. Wäre niemand dabei gewesen, wäre ich gestorben. Ganz schnell und ganz unspektakulär und ohne es zu merken, wäre ich einfach verpufft. Aber andere Menschen haben mich zurückgeholt. Ohne zu fragen, wer ich bin oder ob mich noch einer braucht, haben sie sich angestrengt und eine fette Maschinerie angeworfen um mich zu behalten. Das beeindruckt mich noch immer. Seitdem sehe ich manches anders. Keiner von uns wäre auf der Welt ohne andere. Es gibt nichts, was unser Leben so prägt, wie unsere Beziehungen. Und wenn wir von hier weggehen, ist die Verbundenheit mit anderen das einzige, das von uns bleibt.
Puh, das war jetzt mein Wort zum Dienstag.
Das Leben ist kein Ponyschlecken.