Beziehungs-berechtigt

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Melli

Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Melli »

klecks hat geschrieben: 01 Dez 2019 13:18Mir ist bei diesem Thread unten verlinkter Blogeintrag (nein, ich verdiene nichts am angepriesenen Buch!) eingefallen.
https://www.theschooloflife.com/berlin/ ... rn-werden/
Viele Leute haben ihre Dämonen nicht im Griff. (Andere schon.) Es muß nicht sein, daß der ärgste Feind zu Hause auf einem wartet. Es können aber auch Familienangehörige, Freunde oder Fremde nicht sehr gut mit einem meinen.

Natürlich kapituliere ich auch manchmal vor einem Zuviel an banalen Alltäglichkeiten. Aber bekanntlich wächst vom daran Ziehen das Gras nicht schneller :verwirrt:
klecks hat geschrieben: 01 Dez 2019 13:18Vielleicht sind wir alle sogar notgedrungen beziehungsverpflichtet, weil wir andere Menschen zwingend (auf alle Fälle ganz am Anfang unseres Lebens) brauchen zum (Über)Leben?
Verpflichtungen hat man später auch, ja. Hoffentlich ist das nicht nur eine Sache von Zwängen und Notlagen :(
klecks hat geschrieben: 01 Dez 2019 13:18Nur so eine Beobachtung: Viele Menschen ziehen sich zurück, wenn sie mit sich im Unreinen sind bzw. wenn ihnen etwas widerfährt, was sie ängstigt, sie verletzlich zeigt.
Fast hätte ich geantwortet: Was sonst? :(
klecks hat geschrieben: 01 Dez 2019 13:18Mir scheint, dass nicht wenige "mitteljunge" Menschen eine auf Dauer angelegte Partnerschaft scheuen, weil sie zwar vage Zukunftsvisionen haben, selbige aber im Ist-Zustand nicht verwirklichen zu können meinen. (Oder eben auch tatsächlich nicht können.)
Geschweige, wenn sie keine Visionen (oder profaner gesagt: Perspektive) haben.

Es gab schon immer Leute, die Bedingungen abgearbeitet haben: "Wenn ich A erreicht habe, dann gehe ich B an, usw." Oft werden die geradezu dazu erzogen: "Mach erstmal Schule/Ausbildung/Beruf fertig."

Da hielt ich es doch lieber mit "Agnes" in Fucking Åmål: "I'm sorry, but I'd rather be happy now than in 25 years."
klecks hat geschrieben: 01 Dez 2019 13:18Entspannt (weil mit geregeltem Einkommen in einem guten und sicheren ortsgebundenen Job und robuster Gesundheit versehen) lässt es sich besser auf einen anderen Menschen näher einlassen ...
Materielle sind weder hinreichende noch notwendige Bedingung für eine entspannte Grundhaltung.

Eine solche kann attraktiv zu machen helfen, muß aber nicht. Es ändert nichts daran, daß es eine schier unüberschaubare Vielzahl individueller Faktoren gibt. (Geschweige daß man deren Zusammenspiel oft nicht verstehen kann.)
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Reinhard »

Ich finde es schon schwierig, dass sich jemand lange genug mit mir beschäftigen soll, um überhaupt sagen zu können, mit mir Zeit verbringen zu wollen. Mal davon abgesehen, dass auch diese Entscheidung eine Last ist (niemand vergibt gern Körbe).
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Gilbert
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Gilbert »

Reinhard hat geschrieben: 02 Dez 2019 11:30 Ich finde es schon schwierig, dass sich jemand lange genug mit mir beschäftigen soll, um überhaupt sagen zu können, mit mir Zeit verbringen zu wollen. Mal davon abgesehen, dass auch diese Entscheidung eine Last ist (niemand vergibt gern Körbe).
Die Frage, die ich mir dabei stelle, wenn es sozusagen 'Klick' macht: Haben emotionale Menschen einen Einfluß darauf? Sie verlieben sich und dann ist es doch eigentlich egal, wie lange sie sich mit Dir beschäftigen. Sie entscheiden das nicht so rational wie unsereins....
Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Finnlandfreundin »

Melli hat geschrieben: 02 Dez 2019 10:48
klecks hat geschrieben: 01 Dez 2019 13:18 Entspannt (weil mit geregeltem Einkommen in einem guten und sicheren ortsgebundenen Job und robuster Gesundheit versehen) lässt es sich besser auf einen anderen Menschen näher einlassen ...
Materielle sind weder hinreichende noch notwendige Bedingung für eine entspannte Grundhaltung.

Eine solche kann attraktiv zu machen helfen, muß aber nicht. Es ändert nichts daran, daß es eine schier unüberschaubare Vielzahl individueller Faktoren gibt. (Geschweige daß man deren Zusammenspiel oft nicht verstehen kann.)
Dass ich einen sicheren Job habe mit geregelten Einkommen, gesund bin, heißt nicht, dass ich leichter auf potentielle Partner zugehen kann oder mehr von ihnen gesehen werde. Ich will aber auch niemanden, der mich nur nimmt, weil ich genug Geld verdiene und er nichts machen muss. Er muss nicht mehr verdienen als ich - das ist mir komplett egal. Einigen Männern war das aber wichtig, dass sie mehr verdienen. Finde ich schwachsinnig.
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Solalala »

Gilbert hat geschrieben: 02 Dez 2019 11:58
Reinhard hat geschrieben: 02 Dez 2019 11:30 Ich finde es schon schwierig, dass sich jemand lange genug mit mir beschäftigen soll, um überhaupt sagen zu können, mit mir Zeit verbringen zu wollen. Mal davon abgesehen, dass auch diese Entscheidung eine Last ist (niemand vergibt gern Körbe).
Die Frage, die ich mir dabei stelle, wenn es sozusagen 'Klick' macht: Haben emotionale Menschen einen Einfluß darauf? Sie verlieben sich und dann ist es doch eigentlich egal, wie lange sie sich mit Dir beschäftigen. Sie entscheiden das nicht so rational wie unsereins....
Ich meine, dass es für manche Menschen, auch emotionale Menschen, attraktiv erscheint, wenn ein Mensch erreichbar erscheint. Für andere, wenn ein Mensch unerreichbar erscheint. “ Die Ökonomie des Begehrens“
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Lazarus Long
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Lazarus Long »

Reinhard hat geschrieben: 02 Dez 2019 11:30Ich finde es schon schwierig, dass sich jemand lange genug mit mir beschäftigen soll, um überhaupt sagen zu können, mit mir Zeit verbringen zu wollen. Mal davon abgesehen, dass auch diese Entscheidung eine Last ist (niemand vergibt gern Körbe).
Warum?

Was du schreibst, kommt mir wie eine Entmündigung der anderen Person vor. Es ist ein erwachsener Mensch, der kann für sich selbst Entscheidungen treffen.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Reinhard »

Lazarus Long hat geschrieben: 02 Dez 2019 13:53
Reinhard hat geschrieben: 02 Dez 2019 11:30Ich finde es schon schwierig, dass sich jemand lange genug mit mir beschäftigen soll, um überhaupt sagen zu können, mit mir Zeit verbringen zu wollen. Mal davon abgesehen, dass auch diese Entscheidung eine Last ist (niemand vergibt gern Körbe).
Warum?

Was du schreibst, kommt mir wie eine Entmündigung der anderen Person vor. Es ist ein erwachsener Mensch, der kann für sich selbst Entscheidungen treffen.

:gruebel:
Nichts mit jemandem zu tun zu haben entmündigt nicht stärker als jemandes Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen.
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Tania »

Reinhard hat geschrieben: 01 Dez 2019 19:27 Aber ich sehe wiederum auch keinen Grund, warum ich mich jemandem zumuten sollte.
Reinhard, Du triffst in Deinem Leben sicher auf genug Leute, die Dich klein machen wollen. Es besteht keinerlei Notwendigkeit, dass Du das selbst auch noch tust. Du bist keine Zumutung - Du bist ein Geschenk. Natürlich kann nicht jeder zu jedem Zeitpunkt so ein Geschenk gebrauchen, aber das ist nicht Deine Angelegenheit. Dein Job ist zu entscheiden, ob und wem Du dieses Geschenk anbietest - und was es alles beinhaltet.
Selbst wenn ich nicht schlechter bin als andere (was noch zu beweisen wäre), besser bin ich wohl auch nicht.
Mir fallen diverse "andere" ein, die (auf welcher Skala auch immer) weniger zu bieten haben als Du. Und auch welche, die mehr zu bieten haben. Nur nützt diese Erkenntnis rein gar nichts. Denn die wenigsten Menschen entscheiden sich für den "meistbietenden", sondern für den, den sie (aus unklaren Gründen) mögen, und der sie auch mag und der sich für sie entscheidet und bei dem keine unüberwindlichen Hindernisse im Weg stehen. Dass das dann nicht immer perfekt funktioniert und nicht immer für ein happy-ever-after reicht, steht auf einem anderen Blatt ...

Wenn die anderen auch ohne mich glücklich werden können, wofür brauchen sie mich dann noch? :oops: :sadman:
Hmmm .... :gruebel: Klar, es gibt Menschen, die auch allein glücklich sind. Die niemanden brauchen, den sie lieben können, den sie ab und an umarmen können, und der dasselbe für sie tut. Ob die wunschlos glücklich sind, oder ob die Existenz so eines Menschen sie nicht doch noch etwas glücklicher machen würde, kann ich nur vermuten.

Aber es gibt eben auch genug Menschen, die allein nicht glücklich sind. Mich eingeschlossen. Und natürlich könnte jeder dieser Menschen mit einem anderen als Dir glücklich sein - braucht konkret Dich also nicht. Allerdings gilt dieses Argument für Jeden .... ist also kein Grund, sich selbst vom Markt zu nehmen. Die anderen tun das schließlich auch nicht.

Letztlich unterliegt dieses ganze Beziehungszeug eben doch keinen allgemeinen Regeln - es sei denn, man zieht sich auf das marktübliche "man nimmt das, womit man glücklich ist und was man sich leisten kann (sprich, für den man das leisten kann, was derjenige braucht, um glücklich zu sein)" zurück. Aber da ist die Bandbreite unglaublich groß- und herauszufinden, was man selbst braucht und geben kann, ist schon schwierig genug. Also überlass es doch einfach dem Gegenüber zu entscheiden, ob es mit Dir zufrieden sein kann.
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Tania »

Reinhard hat geschrieben: 02 Dez 2019 17:24 Nichts mit jemandem zu tun zu haben entmündigt nicht stärker als jemandes Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen.
Das ist logisch unkorrekt. Jemanden als mündig zu behandeln bedeutet, diesem die Möglichkeit zu geben, eigene Entscheidungen zu treffen. Sogar wenn man selbst diese Entscheidungen für völlig abwegig hält.

Verweigerst Du den Kontakt mit einem Menschen, gibst Du ihm eben nicht die Möglichkeit zu entscheiden, ob er Kontakt zu Dir will. Wenn Du ihn hingegen um Zeit und Aufmerksamkeit ersuchst, kann er entscheiden, ob er Dir diese widmen will oder nicht.
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Himbeere »

Menelaos hat geschrieben: 01 Dez 2019 07:53
Kennst du das hier? Es klingt stark nach dir, was nicht abwertend gemeint ist, ich hab mich selbst nämlich auch darin gefunden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstuns ... %C3%B6rung
Ja, ich habe das schon mal gelesen und ich denke, das könnte ich durchaus haben. Vielleicht nicht im Extrem, aber einiges davon ist doch deutlich vorhanden. Wer diagnostiziert sowas denn? Ich war mal in einer Psychotherapie, wegen Ängsten. Dort habe ich behauptet, dass ich gestört sei, und die Therapeutin meinte, nein, sei ich nicht. Ich glaube, sie fand es hilfreich, mir klarzumachen, dass ich längst nicht so abnormal bin, wie ich mich fühlte, und ich glaube sie hatte damit auch recht. Aber diese Persönlichkeitsstörung könnte einiges erklären.
Strange Lady hat geschrieben: 01 Dez 2019 14:18
Ich glaube, der einzige Unterschied zwischen euch ist: sie mutet sich zu.

Uns fehlt einfach die Zuversicht, dass jemand trotz unserer Unzulänglichkeiten bei uns bleiben könnte.
Das ist so. Diese Zuversicht nicht aufzubringen, bedeutet aber gleichzeitig, dass man versucht, sich vor Verletzungen zu schützen. Offenbar auch für den Preis, dass man dabei wichtige Teile seines Lebens verpasst.
AB Positiv hat geschrieben: 01 Dez 2019 16:49 Ich für meinen Teil schätze, das ich nicht berechtigt bin, eine Beziehung zu führen. Warum das so ist, darüber kann ich nur spekulieren, weil es bisher nur eine einzige Frau gab, die mir knallhart in's Gesicht gesagt hat, warum sie mich nur auf Menschlicher/Freundschaftlicher Ebene toll findet. Kann mich jetzt aber so langsam an den Gedanken gewöhnen und akzeptiere es so wie es ist.
Sich selbst daran runterziehen, dass andere so viel mehr Glück, Erfahrung im Umgang mit anderen Mitmenschen, flirten und ähnliches haben oder können, das ist kontrapoduktiv und zieht einen nur selbst runter.
Ja, sich runterziehen ist ne schlechte Idee. Was mich an der Erfahrung aber so interessiert, ist, dass es für mich eine ungewohnte Reaktion ist, traurig und wütend zu werden, weil ich keine Beziehung hab. Denn Voraussetzung dafür ist doch, dass man daran glauben muss, etwas auch selbst haben zu können oder zu dürfen. Sonst würde man ja auch nicht neidisch werden. Ich habe mal zu meiner Therapeutin gesagt, dass ich die Beziehungslosigkeit im Grunde so akzeptiere, wie die Tatsache, dass ich nicht fliegen kann, indem ich mit den Armen wedle. Beziehungen sind wichtig und schön für Menschen. Aber sie sind eben NICHT FÜR MICH. Deswege fasse ich den Neid auf Blondie sogar als einen Schritt in die richtige Richtung auf. Ob mir das irgendwie helfen wird oder die Sache eher verschlimmert, steht auf einem anderen Blatt.
Tyralis Fiena hat geschrieben: 01 Dez 2019 22:00 Ich bezweifle stark, dass ich beziehungsberechtigt bin. Bei dem, was sich an dunklen Gedanken in meinem Kopf abspielt, ist es vielleicht besser, sich von anderen mehr oder weniger fernzuhalten. Ich kann nicht wirklich sagen, was mich da so unter anderem beschäftigt. Aber ich kann zumindest sagen, dass ich damit selbst schon meinen damaligen Therapeuten verunsichert hatte (...) Die Bedingungen erlauben es, dass auch Sologänger (über)leben. Der Umstand, dass ich nicht so recht Einsamkeit fühle, mag vielleicht damit zusammenhängen, dass Menschen wie ich schlicht nicht dafür geschaffen sind, in einer Partnerschaft und/oder in einem engen Verband zu leben.

Das alles zusammen lässt mich arg daran zweifeln, ob ich überhaupt beziehungsberechtigt und auch beziehungsfähig bin.
Oh Mann. Das erinnert mich stark an mich vor einigen Jahren, wenn ich das lese mit den dunklen Gedanken im Kopf. Vor meiner ersten Therapie war ich sicher, dass ich meine dunklen Geheimnisse und Vergehen niemals jemandem mitteilen könne. Es ging dabei nicht um Aggression nach außen, höchstens um Autoaggression. Und ich hatte, wie wahrscheinlich du auch, überhaupt nichts gemacht, das gerechtfertigt hätte, sich wie ein Schwerverbrecher zu fühlen. Dass ich nicht dafür geschaffen bin, mit Menschen eng zusammen zu sein, habe ich auch immer gedacht. Ich bin gern alleine, langweile mich selten und Menschen nerven mich relativ schnell. Setz mir jemanden in die Wohnung, der nicht wieder geht, und ich trage ihn früher oder später raus. Aber mittlerweile hat sich einiges relativiert, vor allem, weil ich vor ein paar Jahren in echte Lebensgefahr geriet. Wäre niemand dabei gewesen, wäre ich gestorben. Ganz schnell und ganz unspektakulär und ohne es zu merken, wäre ich einfach verpufft. Aber andere Menschen haben mich zurückgeholt. Ohne zu fragen, wer ich bin oder ob mich noch einer braucht, haben sie sich angestrengt und eine fette Maschinerie angeworfen um mich zu behalten. Das beeindruckt mich noch immer. Seitdem sehe ich manches anders. Keiner von uns wäre auf der Welt ohne andere. Es gibt nichts, was unser Leben so prägt, wie unsere Beziehungen. Und wenn wir von hier weggehen, ist die Verbundenheit mit anderen das einzige, das von uns bleibt.
Puh, das war jetzt mein Wort zum Dienstag.
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Menelaos »

Himbeere hat geschrieben: 03 Dez 2019 11:03
Menelaos hat geschrieben: 01 Dez 2019 07:53
Kennst du das hier? Es klingt stark nach dir, was nicht abwertend gemeint ist, ich hab mich selbst nämlich auch darin gefunden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstuns ... %C3%B6rung
Ja, ich habe das schon mal gelesen und ich denke, das könnte ich durchaus haben. Vielleicht nicht im Extrem, aber einiges davon ist doch deutlich vorhanden. Wer diagnostiziert sowas denn? Ich war mal in einer Psychotherapie, wegen Ängsten. Dort habe ich behauptet, dass ich gestört sei, und die Therapeutin meinte, nein, sei ich nicht. Ich glaube, sie fand es hilfreich, mir klarzumachen, dass ich längst nicht so abnormal bin, wie ich mich fühlte, und ich glaube sie hatte damit auch recht. Aber diese Persönlichkeitsstörung könnte einiges erklären.
Psychotherapeuten dürfen das glaube ich nicht offiziell diagnostizieren, obwohl sie sicher das Fachwissen haben um es einschätzen zu können. Da müsstest du zu einem Psychiater.

Und lass dich nicht von schlechten Erfahrungen abschrecken. Auch im Bereich der psychischen Gesundheit arbeiten alle möglichen Menschen, manche davon sind halt sozial Querschnittsgelähmte und dementsprechend nicht sehr hilfreich.
Vielleicht denken Experten bei einem Begriff wie "gestört" auch an die deutlich größeren Sachen, und nicht so etwas noch relativ mildes wie eine Persönlichkeitsstörung.

Aber was es auch ist, es ist immer besser es herauszufinden und sich von jemandem helfen zu lassen. Es kann immer besser werden, vor allem wenn man weiß wo das Problem liegt und bereit ist daran zu arbeiten.

Kopf hoch, und fühl dich gedrückt! :umarmung2:
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Melli »

Himbeere hat geschrieben: 03 Dez 2019 11:03
Strange Lady hat geschrieben: 01 Dez 2019 14:18 Uns fehlt einfach die Zuversicht, dass jemand trotz unserer Unzulänglichkeiten bei uns bleiben könnte.
Das ist so. Diese Zuversicht nicht aufzubringen, bedeutet aber gleichzeitig, dass man versucht, sich vor Verletzungen zu schützen. Offenbar auch für den Preis, dass man dabei wichtige Teile seines Lebens verpasst.
Sehenden Auges würde ich mich auf eine solche Abwägung wohl nicht eingelassen haben.

Das kam irgendwann sehr viel später mal, daß ich als Trotzreaktion sagte: Unter solchen Umständen dann eben nicht. Aber das richtete sich mehr gegen leere Psycho-Sprüche und verspätete Analyseversuche. Tut mir leid für den Analytiker, aber die einzige, die meine Kindheit und Jugend aus 1. Hand erlebt hat, war ich 🙎🏾‍♀️

Was tatsächlich zutraf, waren Ängste. Aber das steht nicht in der Macht des Analytikers, dafür Sorge tragen zu können, daß mir einiges nicht mehr zu passieren drohen kann.
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Himbeere »

Menelaos hat geschrieben: 03 Dez 2019 11:33
Und lass dich nicht von schlechten Erfahrungen abschrecken. Auch im Bereich der psychischen Gesundheit arbeiten alle möglichen Menschen, manche davon sind halt sozial Querschnittsgelähmte und dementsprechend nicht sehr hilfreich.
Vielleicht denken Experten bei einem Begriff wie "gestört" auch an die deutlich größeren Sachen, und nicht so etwas noch relativ mildes wie eine Persönlichkeitsstörung.

Aber was es auch ist, es ist immer besser es herauszufinden und sich von jemandem helfen zu lassen. Es kann immer besser werden, vor allem wenn man weiß wo das Problem liegt und bereit ist daran zu arbeiten.

Kopf hoch, und fühl dich gedrückt! :umarmung2:
Hehe, danke, mach ich. :umarmung2:

Die Therapeutin war nicht schlecht, mein damaliges Ziel wurde erreicht. Aber es wäre vielleicht an der Zeit, nochmal was zu versuchen, immerhin habe ich damals Dinge abgeblockt, die ich heute bereit wäre, zum Thema zu machen.
Strange Lady hat geschrieben: 01 Dez 2019 14:18 Sehenden Auges würde ich mich auf eine solche Abwägung wohl nicht eingelassen haben.
Das verstehe ich nicht. Was meinst du damit?
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Ringelnatz »

Menelaos hat geschrieben: 03 Dez 2019 11:33 Psychotherapeuten dürfen das glaube ich nicht offiziell diagnostizieren, obwohl sie sicher das Fachwissen haben um es einschätzen zu können. Da müsstest du zu einem Psychiater.

(...)
Vielleicht denken Experten bei einem Begriff wie "gestört" auch an die deutlich größeren Sachen, und nicht so etwas noch relativ mildes wie eine Persönlichkeitsstörung.
Approbierte Therapeuten dürfen diagnostizieren. Nur Medikamente verschreiben dürfen sie nicht - dafür ist dann tatsächlich ein Psychiater nötig. Persönlichkeitsstörungen gehören zu den umfassendsten Störungen, daher wäre es aus meiner Sicht eher absurd, wenn jemand eine diagnostizierte Persönlichkeitsstörung als "mild" bezeichnet...

Etwas anderes ist es, wenn man bestimmte Persönlichkeitszüge hat, die z.B. in Richtung Narzissmus, mangelnder Impulskontrolle, etc. gehen. Das würden sich sogar recht viele Menschen selbst zuschreiben, wenn sie die Beschreibung der Störungsbilder lesen. Das wäre dann aber keine klinisch relevante Störung (auch wenn man durchaus an sowas arbeiten kann, sofern es die Lebensqualität subjektiv beeinträchtigt).
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Strange Lady »

Himbeere hat geschrieben: 05 Dez 2019 21:18
Menelaos hat geschrieben: 03 Dez 2019 11:33
Und lass dich nicht von schlechten Erfahrungen abschrecken. Auch im Bereich der psychischen Gesundheit arbeiten alle möglichen Menschen, manche davon sind halt sozial Querschnittsgelähmte und dementsprechend nicht sehr hilfreich.
Vielleicht denken Experten bei einem Begriff wie "gestört" auch an die deutlich größeren Sachen, und nicht so etwas noch relativ mildes wie eine Persönlichkeitsstörung.

Aber was es auch ist, es ist immer besser es herauszufinden und sich von jemandem helfen zu lassen. Es kann immer besser werden, vor allem wenn man weiß wo das Problem liegt und bereit ist daran zu arbeiten.

Kopf hoch, und fühl dich gedrückt! :umarmung2:
Hehe, danke, mach ich. :umarmung2:

Die Therapeutin war nicht schlecht, mein damaliges Ziel wurde erreicht. Aber es wäre vielleicht an der Zeit, nochmal was zu versuchen, immerhin habe ich damals Dinge abgeblockt, die ich heute bereit wäre, zum Thema zu machen.
Strange Lady hat geschrieben: 01 Dez 2019 14:18 Sehenden Auges würde ich mich auf eine solche Abwägung wohl nicht eingelassen haben.
Das verstehe ich nicht. Was meinst du damit?
Falsches Zitat! Das war von Melli.
Aber ich verstehs auch nicht.
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
Henry David Thoreau
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Melli »

Melli hat geschrieben: 03 Dez 2019 20:08
Himbeere hat geschrieben: 03 Dez 2019 11:03 Das ist so. Diese Zuversicht nicht aufzubringen, bedeutet aber gleichzeitig, dass man versucht, sich vor Verletzungen zu schützen. Offenbar auch für den Preis, dass man dabei wichtige Teile seines Lebens verpasst.
Sehenden Auges würde ich mich auf eine solche Abwägung wohl nicht eingelassen haben.
Soll heißen: auf eine Art diabolischen Pakt "Sicherheit gegen Einsamkeit" hätte ich mich nicht eingelassen.
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Tyralis Fiena »

Himbeere hat geschrieben: 03 Dez 2019 11:03
Oh Mann. Das erinnert mich stark an mich vor einigen Jahren, wenn ich das lese mit den dunklen Gedanken im Kopf. ….... Seitdem sehe ich manches anders. Keiner von uns wäre auf der Welt ohne andere. Es gibt nichts, was unser Leben so prägt, wie unsere Beziehungen. Und wenn wir von hier weggehen, ist die Verbundenheit mit anderen das einzige, das von uns bleibt.
Puh, das war jetzt mein Wort zum Dienstag.
Das ist richtig, ich habe auch nie etwas gemacht und ich verspüre auch keinerlei Drang dazu. Es sind allein die Gedanken, aber das hat sich bei mir nicht relativiert. Wenn ich sehe, wie sehr Umstände einen Menschen prägen können, ist es mir nicht mehr möglich, von mir selbst zu denken, dass ich so "gut" wäre und es mir deshalb nicht passieren könne, dass ich doch mal abrutsche. Was unterscheidet mich denn von Verbrechern, Mobbern oder all den anderen Menschen, die ihren Mitmenschen Schlimmes antun? Abgesehen von Werten, Motiven und Taten nichts weiter, wie ich finde.

Hm, ich glaube nicht, dass ich beeindruckt wäre, wenn mir jemand in Lebensgefahr helfen würde, aber ich weiß es nicht. Ob es gut gemeinter Wille wäre, könnte ich nicht erkennen. So könnte es auch sein, dass sie es einfach nur tun, weil sie es selbst als Pflicht ansehen oder Angst vor der Strafe haben, wenn sie es nicht tun.

Ebenso bleibt mir Verbundenheit verborgen. Frühe Beziehungen und Umstände formten mich zu jemanden, der zwar relativ gut in sozial feindlichen Umgebungen überleben kann, aber im Grunde doch recht verkrüppelt ist, wenn es um die Kehrseite geht. Es ist unmöglich, zu mir längerfristig Zuneigung zu verspüren, wenn man erstmal all den Dreck und die Schäden in mir sieht, der sonst eher verborgen ist. Ich muss mich erstmal selbst "reparieren" bzw. therapieren, bevor ich vielleicht irgendwann mal weiter über Beziehungen nachdenken kann.
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Himbeere »

Tyralis Fiena hat geschrieben: 15 Dez 2019 21:46 Das ist richtig, ich habe auch nie etwas gemacht und ich verspüre auch keinerlei Drang dazu. Es sind allein die Gedanken, aber das hat sich bei mir nicht relativiert. Wenn ich sehe, wie sehr Umstände einen Menschen prägen können, ist es mir nicht mehr möglich, von mir selbst zu denken, dass ich so "gut" wäre und es mir deshalb nicht passieren könne, dass ich doch mal abrutsche. Was unterscheidet mich denn von Verbrechern, Mobbern oder all den anderen Menschen, die ihren Mitmenschen Schlimmes antun? Abgesehen von Werten, Motiven und Taten nichts weiter, wie ich finde.
Wenig. Mich doch auch nicht. Niemand ist davor gefeit, unter entsprechenden Umständen zum Arschloch zu werden.
Tyralis Fiena hat geschrieben: 15 Dez 2019 21:46 Hm, ich glaube nicht, dass ich beeindruckt wäre, wenn mir jemand in Lebensgefahr helfen würde, aber ich weiß es nicht. Ob es gut gemeinter Wille wäre, könnte ich nicht erkennen. So könnte es auch sein, dass sie es einfach nur tun, weil sie es selbst als Pflicht ansehen oder Angst vor der Strafe haben, wenn sie es nicht tun.
Klar. Aber geholfen hätten sie dir doch. Und ich hoffe für dich, dass dir nicht gleichgültig wäre, dass Leute dich am Leben gehalten haben. Ich bin auch ziemlich sicher, dass es dich berühren würde. Ich selbst jedenfalls hätte mir kaum so geholfen. Ich hätte gedacht: Die schafft´s nicht und es lohnt sich auch nicht bei der.
Tyralis Fiena hat geschrieben: 15 Dez 2019 21:46 Ebenso bleibt mir Verbundenheit verborgen. Frühe Beziehungen und Umstände formten mich zu jemanden, der zwar relativ gut in sozial feindlichen Umgebungen überleben kann, aber im Grunde doch recht verkrüppelt ist, wenn es um die Kehrseite geht. Es ist unmöglich, zu mir längerfristig Zuneigung zu verspüren, wenn man erstmal all den Dreck und die Schäden in mir sieht, der sonst eher verborgen ist. Ich muss mich erstmal selbst "reparieren" bzw. therapieren, bevor ich vielleicht irgendwann mal weiter über Beziehungen nachdenken kann.
Vielleicht ist das ja nur für dich so viel Dreck. Vielleicht ist es für die anderen bloß ein Vogelschiss.
Wie gedenkst du, dich zu therapieren?
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Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Tyralis Fiena »

Himbeere hat geschrieben: 18 Dez 2019 22:30
Vielleicht ist das ja nur für dich so viel Dreck. Vielleicht ist es für die anderen bloß ein Vogelschiss.
Wie gedenkst du, dich zu therapieren?
Im ersten Moment mag es nur Vogelschiss sein, aber mit der Zeit kommt immer mehr an die Oberfläche und würde eine Beziehung nachhaltig schädigen - sofern sie überhaupt zustande kommen würde.

Momentan stehe ich immer noch an der Schwelle zur Entscheidung, ob ich das Ganze nicht einfach auf sich bewenden lassen soll und somit akzeptiere, dass ich für Beziehungen nicht geeignet bin oder ich zumindest an Aspekten wie emotionale Selbstkontrolle und sozialen Fertigkeiten arbeite, um etwas zu bewegen. Dennoch sollte ich vielleicht doch von romantischen Beziehungen Abstand nehmen, immerhin dürfte es die schwierigste und komplexeste Form von Beziehung sein. Als Anfänger würde ich auch nicht gleich versuchen, einen Gipfel zu besteigen, wenn ich noch nicht mal alle Grundlagen verinnerlicht habe.
Ruxpin

Re: Beziehungs-berechtigt

Beitrag von Ruxpin »

Da ich kein monsterartiges Wesen bin, das andere anfällt, sondern ein Mensch mit Gefühlen, denke ich schon, dass ich wohl beziehungsberechtigt bin.

Jedoch bin ich inzwischen zu der Überzeugung gekommen, dass ich aufgrund dessen, wie ich ticke und wie ich mein Leben führe, beziehungsuntauglich bin, vermutlich sogar beziehungsunfähig. Das habe ich inzwischen akzeptiert. Seitdem geht es mir besser.