Autisten im Forum

[Lazarus Long]

Bitte jeweils das subjektiv hochwertigste Kriterium auswählen.

Ich bin einfach neugierig.

[Zwerg]

Da fehlt eine Auswahlmöglichkeit:

Mit der Frage habe ich mich schon beschäftigt. Ich weiß nur nicht, warum ich jeden bescheuerten Psychotest machen soll.

[Solalala]

Ist Autismus entweder vorhanden oder nicht, oder ist das eine graduelle Sache?

[Shaun]

Ich stehe auf der Warteliste für eine Testung und habe im Internet-Test außerhalb des Normbereichs abgeschnitten.

[Zwerg]

Ist Autismus entweder vorhanden oder nicht, oder ist das eine graduelle Sache?

Es gibt wohl Standardmethoden für die Diagnose und des Schweregrades. Bei aller Sympathie, die ich für das Konzept der Neurodiversität habe, bleibt das in unseren modernen Gesellschaften wohl eine Wunschvorstellung.

[Mannanna]

Mir hat mal jemand gesagt, ich hätte autistische Züge an mir. Das war aber keine qualifizierte Person.

[Egil]

Mir hat mal jemand gesagt, ich hätte autistische Züge an mir. Das war aber keine qualifizierte Person.

Mir auch. Es würde aber verdammt noch mal vieles erklären, wenn die Diagnose einer leichten autistisczen Störung zuträfe. Als ich so Anfang 20 war, habe ich mal im Familienkreis die Möglichkeit erwähnt, woraufhin meine Oma dermaßen bitterböse "Das red dir man ein" gesagt hat, dass ich in der Hinsicht nichts weiter unternommen habe. Allerdings ist die Frage, inwiefern das Wissen überhaupt relevant (insbesondere in Bezug auf Partnersuche) ist: Afaik ist Autismus nicht behandelbar. Allenfalls kann die Umgebung ihr Verhalten anpassen, gewisse Reaktionen besser verstehen, und so das Zusammenleben leichter machen.

[Obelix]

Ist Autismus entweder vorhanden oder nicht, oder ist das eine graduelle Sache?

Man redet hier inzwischen vom "Autismus-Spektrum". Ist also eher eine graduelle Sache. Zur handfesten Diagnose gehört ein entsprechender Schweregrad bzw. dadurch bedingter Leidensdruck.

[Nonkonformist]

Asperger Syndrom soll eine mildere art des Autismus sein.
Die betroffenen hier gehören eher zu diesen spektrum.
Damit kann man noch gut in der gesellschaft funktionieren.

[LonesomeCoder]

Ist Autismus entweder vorhanden oder nicht, oder ist das eine graduelle Sache?

Sehr verschieden. Bei manchen merkt man es gar nicht (vor allem Frauen können leichte Formen wegen ihrer im Schnitt hohen Sozialkompetenz gut kaschieren), manche sind im Behindertenwohnheim untergebracht. Hatte als Zivi mit einigen zu tun.

Asperger Syndrom soll eine mildere art des Autismus sein.
Die betroffenen hier gehören eher zu diesen spektrum.
Damit kann man noch gut in der gesellschaft funktionieren.

Ja, im Vergleich zu denen im Behindertenwohnheim passt "mild". Wobei aber auch Asperger vieles erschweren kann. Etwa ist die Auswahl an passenden Berufen eingeschränkt, aber Asperger-Betroffene sind nur selten komplett arbeitsunfähig.

[LonesomeCoder]

Wikipedia gibt einen umfangreichen Überblick: https://de.wikipedia.org/wiki/Autismus https://de.wikipedia.org/wiki/Asperger-Syndrom
Meine Eltern, Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen und Ärzten scheinen nichts davon gewusst zu haben. Die Nachteile durch den Autismus und das Leid dadurch sind das eine. Das Leid durch die Unterstellungen, dass ich absichtlich böse sei oder krampfhaft versuche, was besonderes zu sein oder um jeden Preis auffallen zu wollen, das andere. Autismus soll ein Pflichtthema auf dem Weg zum Kindergärtner, Lehrer und Arzt sein. Ärzte sollten auch drauf achten, wenn die Eltern dazu gezielt nichts sagen. Meine Eltern schämten sich dafür, dass sich auffällig bin und sind deshalb nie deswegen zum Arzt gegangen. Es hätte also im Rahmen anderer Besuche auffallen müssen. Wenn im Kindergarten oder in der Schule was auffällt, sollte hier auch eine Untersuchung angestoßen werden anstatt der Person einfach zu unterstellen, sie mache das mit Absicht und will auffallen und sich ausgrenzen.

[Giebenrath]

Fachlich qualifizierte Personen haben nach anfänglichem Verdacht ihrerseits Autismus ausgeschlossen.

[Guhhran]

Asperger Syndrom soll eine mildere art des Autismus sein.
Die betroffenen hier gehören eher zu diesen spektrum.
Damit kann man noch gut in der gesellschaft funktionieren.

das stimmt, und ich kann mich mit Symptomen des Asperger Syndroms auch eher identifizieren. Ebenso wie eine Festgestellte Soziale Phobie und einer wahrscheinlich Ängstlich-Vermeidenden-Persönlichkeitsstörung...

[Shaun]

Bei mir sieht das so aus: Ich habe durchaus enge Beziehungen, und bin da nicht sonderlich anders als Andere, denke ich - "einstellen" muss man sich ja auf jeden! Andere sind dafür vielleicht häufiger traurig oder vergesslich oder schmeißen mit Geld um sich... Ich denke, Beziehungen rationaler zu führen, so wie ich das mache, muss echt kein Nachteil sein.
Mir fehlt "das da zwischen": Wann grüße ich den Nachbarn, der mir entgegenkommt? Wie verhalte ich mich auf der Weihnachtsfeier? Smalltalk?? Abschiedsfloskeln korrekt anwenden (und dabei nicht im Boden versinken)?? Sich zwingen, ab und zu dem Gegenüber in die Augen zu schauen... Außerdem macht mich soziale Interaktion deutlich mehr k.o. als andere Arbeit, weshalb ich nur zwei Tage in meinem gelernten Job arbeite und ansonsten Aufträge von zu Hause bearbeite. Das ist aber eine tolle Ergänzung, und ich bin sehr glücklich damit. - Aber wie gesagt, bei mir wurde ja auch noch nicht professionell festgestellt, ob ich Aspie bin oder einfach nur ein seltsamer Mensch mit Sozialängsten.

[Dérkesthai]

Korrektur von einigen hier getätigten Aussagen:
Asperger sind nicht immer "hochfunktional" (=so wie "normale" Menschen funktionieren; die Chancen sind aber höher, wenn man so möchte).
Auch Asperger sind in (Behinderten-)Wohnheimen zu finden.
Autismus-Diagnosen ziehen, wenn man es möchte, die Prozente fest für (Schwer-)Behinderung. Abhängig von Schwierigkeitsgrad und Komorbiditäten, Biografie, Erfahrung, Therapien - ja oder nein etc. pp.
Einige Unterteilung im Autismus-Spektrum sind von Geburt an vorhanden, andere (können) sich später entwickeln.
Nur weil man sich als Laie darin wieder findet, muss es nicht zustimmen.
Je länger man wartet, desto schwieriger wird die Diagnose. Denn mit den Jahren lernt man es, die "Symptome" nach Außen zu verstecken, weil man immer wieder aneckt und das Gefühl nicht mehr haben möchte.
Auch die Diagnostik unterscheidet sich vom Alter her. Je jünger man ist, desto besser und vielfältiger die Werkzeuge.
Bei Erwachsenen besteht die Diagnostik meist aus einem sehr langen Gespräch, dass unter Umständen zwecks Analyse aufgenommen wird. Meist so zwischen 3-5 Stunden. Inklusive Pausen. Die längere Diagnostik kann sich ggf. auf zwei Tage hinziehen. Meist sind 2-3 Personen anwesend bei den Gesprächen, jede/r achtet dabei auf andere Dinge.
Es gibt viele andere "Krankheiten" die dem Asperger-Autismus beispielsweise sehr ähneln, die nur ein Fachmann differenziert auseinander halten kann. Nicht-fachliche Einschätzung verteilt die Chancen auf eine dieser Diagnosen gleichmäßig. Objektiv kann man das selbst eher nicht beurteilen. Daher muss man ja zur Diagnose. Abgesehen auch davon, das man selbst kein Arzt ist. In den meisten Fällen zumindest. Und selbst wenn: nicht objektiv.

[Captain Unsichtbar]

Wie ist das eigentlich, mir wurde kürzlich gesagt, dass man nicht mehr von Asperger spricht sondern stattdessen einfach nur noch von Autismusspektrum, da es wissenschaftlich doch nicht so klar trennbar sei.

[Dérkesthai]

Wie ist das eigentlich, mir wurde kürzlich gesagt, dass man nicht mehr von Asperger spricht sondern stattdessen einfach nur noch von Autismusspektrum, da es wissenschaftlich doch nicht so klar trennbar sei.

Vollkommen korrekt.
Vor allem auch, weil es eben so eine Bandbreite an AutistInnen gibt, dass man die unmöglich alle erfassen kann.
Nicht ohne Grund heißt es: Kennst du einen Autisten, kennst du nur einen.
Meint: Alle anderen sind anders, jedes Symptom ist bei jedem Autisten anders ausgeprägt, manchmal gar nicht.
Mir scheint, dass die alten Diagnosen nur noch aufgeschrieben werden, um den Therapeuten Arbeit zu ersparen und eine grobe Richtung vorzugeben, wie die Therapie aussehen könnte. Letztendlich läuft es aber auch auf: Kennenlernen hinaus und dann daraus ableiten, was ggf. nötig ist und das mit der Person abzusprechen.
Die aktuelle Diagnose würde dann also "Autismus-Spektrum-Störung" heißen.

[Talbot]

Habe zwar keine richtige Autismusdiagnostik gemacht, aber die Vermutung wurde in einem anderen Zusammenhang von mehreren ausgebildeten Personen geäußert. Wenn da nicht die relativ lange Wartezeit wäre hätte ich rein aus Interesse schon längst eine solche gemacht, auch wenn die Erkenntnis nichts ändern/bringen würde.

[Lazarus Long]

Danke, das sich so viele beteiligt haben.

Ich hatte auf Erklärungen und Differenzierungen verzichtet, da ich mich mit dem Thema nicht auskenne.
Ich habe den Begriff Autismus gewählt, da er nach meinem Verständnis der Oberbegriff ist - wenn ich so einige Posts hier lese, dann liege ich damit ja zumindest nicht ganz falsch.

Da ein paar Leute meinen, daß sie Betroffene sind, es aber nicht abgeklärt ist, würde mich interessieren, warum sie es nicht abklären lassen?

[Wismutkumpel]

Vor allem auch, weil es eben so eine Bandbreite an AutistInnen gibt, dass man die unmöglich alle erfassen kann.
Nicht ohne Grund heißt es: Kennst du einen Autisten, kennst du nur einen.

Genau so ist es. Ich habe seit 2015 selbst eine solche Diagnose. Die Einschränkung bezieht sich bei mir hauptsächlich auf die kommunikative und empathische Ebene, strahlt damit aber auf alle Lebensbereiche aus, insbesondere die zwischenmenschlichen.

Ich kenne seitdem auch einige autistische Erwachsene in meiner Umgebung - und jeder ist völlig anders. Manchen sieht und merkt man auf den ersten Blick gar nichts an (mich eingeschlossen würde ich behaupten), andere wirken und verhalten sich eben ein wenig "außerhalb der Norm". Manche möchten auch keine Beziehung, andere leiden genau wie nichtautistische Menschen oder sind verpartnert. Manche arbeiten Vollzeit ganz regulär, andere können das nicht. Und so weiter.

Für mich steht fest, dass die Diagnose eine Erklärung für fehlende Kompetenzen und bisherige falsche Entscheidungen ist. Ob mir das jetzt hilft, steht auf einem anderen Blatt. Man kann natürlich an allem arbeiten, dennoch bleibt das ein sensibles Thema. Man spürt einfach gewisse Schwierigkeiten, die durchaus in Wechselwirkung mit anderen Krankheiten auftreten.