Reinhard hat geschrieben: ↑21 Feb 2020 23:51
Als Distinktionsmerkmal ist es wertlos.
Ja, jeder kann Trost spenden, Halt geben, jemanden aufbauen, mit jemandem lachen, mit jemandem kuscheln und Sex haben (ich schließe mal explizit gleichgeschlechtlichen Sex mit ein).
Der Beweis dafür, dass es praktisch jeder Mensch kann ist der, dass auch fast jeder Mensch mal irgendwann in so eine Situation kommt, in der er oder sie genau das tut.
Es wird doch wohl eher selten um die Fähigkeiten selbst gehen, in einem objektiven Maß bewertet, so in etwa er kriegt 7 von 10 Sternen im Halt geben und 9/10 im gemeinsamen
Ach ehrlich? Ich erlebe es also ganz anders. Jemandem Trost spenden, Halt geben oder sogar aufbauen erfordert viel Feingefühl und das beherrschen wohl die wenigsten. Mit "aufbauen" meine ich natürlich keine Floskeln der Art: "Hey, lass den Kopf nicht hängen. Das wird schon wieder. Ich wünsch dir alles Gute!
"
Wenn ich mal eine traurige Phase erlebe, dann weiß ich ganz genau an wen ich mich wenden würde und an wen ich mich nicht wenden würde.
Aber du hast recht. Die Fähigkeiten werden natürlich nicht anhand objektiver Maße isoliert bewertet.
Im Endeffekt äußert sich das als Gefühl und das bekommt man von einem Menschen oder nicht. Das kann man übrigens lernen.
Beim unterstrichenen kann ich dir leider nicht zustimmen. Es gibt genügend Menschen, die nie in eine Situation geraten, wo solche Qualitäten gefordert werden, weil sie einfach nicht als Vertrauenspersonen gesehen werden. Man vertraut ja in der Regel Menschen die einem ähnlich sind und die Probleme verstehen können, aber viele Menschen(vor allem "Kopfmenschen") tun sich sehr schwer daran Emotionen zu zeigen und noch schwerer über Emotionen zu sprechen. Wer selten über seine Gefühle spricht oder, im Extremfall, es gar nicht tut wird es dementsprechend auch schwerer haben, dass Menschen ihnen ihre Gefühle offenbaren oder bei ihnen nach Rat suchen. Nebenbei betrachtet ist das meiner Meinung nach auch ein wichtiger Bestandteil von engen Freundschaften.
Aus diesem Grund bekommen viele Menschen gar nicht die Möglichkeit solche Qualitäten zu üben.
Reinhard hat geschrieben: ↑21 Feb 2020 23:51
Gerade weil es nur darum geht, wie es auf andere Personen wirkt, ist es nicht so objektivierbar und damit verbesserbar im Sinne einer lernbaren Fähigkeit.
Na doch. Man lernt dadurch, dass man mit vielen verschiedenen Menschen interagiert und Erfahrungen sammelt. Auch wenn jeder Mensch verschieden ist, so gibt es immer Punkte auf die viele Menschen anspringen. Nicht umsonst gibt es Menschen, die besonders beliebt sind oder Menschen, die besonders häufig um Rat gebeten werden.
Sie müssen ja irgendetwas richtig machen, dass auf viele Menschen zutrifft.
Lernen kann man es also durch Praxiserfahrung.
Reinhard hat geschrieben: ↑21 Feb 2020 23:51
Und eben deswegen liegt es nicht an etwas, das man selbst in der Hand hat. Es bringt nichts, in der Hinsicht besser werden zu wollen.
Ich finde es irgendwie interessant, dass auf der einen Seite ständig damit argumentiert wird, dass andere Menschen deutlich mehr Erfahrung bzgl. Sozialkompetenzen haben, weil sie jahrelang durch Wiederholung ausgebaut wurden und man als AB den Leuten da viele Jahre hinterherhängt, aber auf der anderen Seite ständig damit argumentiert wird, dass Menschen individuell sind und man daher gar nicht "Menschen lernen" kann. Auch wird stets die Beziehungserfahrung als Argument genommen, weshalb man den "Normalos" zu weit hinterherhinkt. Ich dachte Menschen sind zu verschieden als dass man da irgendetwas "lernen" kann?
Ist das also nicht komplett widersprüchlich?
Reinhard hat geschrieben: ↑21 Feb 2020 23:51
Man könnte die genannten Anforderungen von einem Großteil der Menschen erfüllt bekommen. Trotzdem wollen wir nicht einfach mit irgendeinem Wildfremden uns einlassen auf Rumgealber / Halt geben / Sex / you-name-it. Das liegt dann aber nicht an der Fähigkeiten des Wildfremden zu allen diesen Dingen, sondern daran, ob jemand sie überhaupt mit diesem-jenigen-welchen tun will.
Sozusagen, ein Mangel von der Nachfrageseite: die meisten Menschen hätten alle diese Dinge im Angebot, aber sie werden NICHT NACHGEFRAGT. Und wenn wir jetzt schon bei der Marktpreis-analogie sind ... wenn etwas weniger nachgefragt wird, ist es weniger wert.
Nein, könnte nicht. Wenn ich ein Gefühl des Vertrauens voraussetze und das Gefühl des Vertrauens essentiell für "Geborgenheit spüren" ist, dann kannst du nicht sagen, dass wir uns doch einfach auf jemanden fremdes einlassen sollten, weil der das ja auch kann. Das wäre so wie wenn man zum Psychologen rennt und er einem sagen würde "offenbare dich!", während man sich selbst komplett unwohl fühlt.
Und das mit der Marktanalogie würde ich mit einem Friseur vergleichen. Haare schneiden kann jeder Friseur, aber einige können es für gewisse Menschen besser als andere. Es herrscht ein Überangebot an schlechten Friseuren und ein Mangel an guten Friseuren, weil nur 2-3 Friseure die Wunschfrisur genau so hinbekommen wie man sie gerne hätte. Nun sind die guten Friseure aber nicht immer perfekt für Jedermann, weshalb sie nicht für jeden Kunden der perfekte Friseur sind, aber immer noch tendenziell besser als die schlechten Friseure. Natürlich kann es auch sein, dass einer der schlechten Friseure für jemanden der perfekte Friseur ist, aber im Vergleich sind das deutlich weniger als beim guten Friseur.
Reinhard hat geschrieben: ↑21 Feb 2020 23:51
Die Fähigkeiten an sich sich relativ wertlos, weil sie von vielen angeboten werden können, aber sie werden nur selten nachgefragt und damit aktiviert.
Haareschneiden bietet jeder Friseur an. Also ist die Fähigkeit Haare zu schneiden(also alleine die motorische Fähigkeit die Schere zum Haar zu führen) relativ wertlos, denn das kann jeder. Da hast du absolut recht.
Gute Friseure sind sehr stark nachgefragt, während es schlechte Friseure wie Sand am Meer gibt.
Reinhard hat geschrieben: ↑21 Feb 2020 23:51
Weil es so rar ist, dass sie bei einem Einzelnen zum Tragen kommen, weil diese anderen Einzelnen meist gar nicht dazu kommen, die Fähigkeiten nach Peter-Liste überhaupt erst festzustellen, geschweige denn in Anspruch nehmen wollen. Aber das liegt dann jeweils an den anderen Einzelnen, ob die das wollen; nicht an denen, die Peter-Liste-Befähigt sind.
Wenn du einen Friseurladen aufmachst, dann musst du auch Werbung für dich machen, denn ansonsten kommt keiner.
Du musst also zwangsläufig für deine Qualitäten entsprechend werben, so dass auch Menschen gewillt sind sich bei dir die Haare schneiden zu lassen. Wenn du der Ladenbesitzer bist, dann bist nur du dafür verantwortlich, ob du Werbung nach bestem Gewissen machst und nicht die Kunden, die nicht in deinen Laden treten wollen, weil sie den Laden nicht mal als Friseurladen erkennen oder sie von deinen Qualitäten nicht mal im Ansatz überzeugt sind.
Dass jeder Kunde noch selbst entscheidet ist denke ich klar, aber man kann die Chance erhöhen, dass überhaupt Kunden in den Laden kommen und die Chance kann man ganz objektiv messbar erhöhen(nennt sich auch Werbeausgaben).
Reinhard hat geschrieben: ↑21 Feb 2020 23:51
Wo sind denn die Leute, die ihren Erfolg damit steigern konnten, indem sie Zurückhaltung und Höflichkeit gelernt haben?
Es kommt immer auf das Gesamtpaket an und nicht nur auf 2 Attribute. In der Regel haben die Leute das nicht gelernt, sondern sind einfach nur schüchtern bzw. haben generell Angst, dass sie anecken.
Sieht man hier ja häufiger im Forum, dass gerade die Menschen, die von sich sagen zurückhaltend zu sein, weil sie nicht unhöflich sein wollen und es nur so gelernt haben, aber dann im Forum schön auf die Kacke hauen. Plötzlich scheinen die "gelernten" Attribute, die einem so vermeintlich wichtig sind nur noch zweitrangig.
Da regt sich dann natürlich die Frage nach Authentizität.
Ähnliches Problem existiert dann mit Menschen, die hier absolute Pessimisten sind und jeden Tag den schwarzen Peter an die Wand malen, aber draußen völlig "authentisch" nette und freundliche Zeitgenossen mimen wollen. Ob das so funktioniert? Ich wage es ja zu bezweifeln.