Wenn das eigene Umfeld das Thema abgehakt hat …

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Calliandra
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Re: Wenn das eigene Umfeld das Thema abgehakt hat …

Beitrag von Calliandra »

Euclidyx hat geschrieben: 25 Nov 2020 00:00 Ich weiß aktuell ehrlich gesagt nicht mehr, ob ich sie wirklich noch als meine "beste" Freundin bezeichnen soll… im Schnitt hat sie über die letzten 2 Jahre vielleicht einmal im Monat (vielleicht etwas weniger) Zeit, für 20 Minuten zu telefonieren und getroffen haben wir uns auch nicht mehr …
Ok, verstehe, dann ist das wahrscheinlich nicht so eine gute Situation, mit ihr darüber zu reden, denn für so ein Gespräch wäre es ja schon schöner, wenn man sich auch persönlich sehen kann und gerade auch etwas Ruhe hat und irgendwie ein bisschen die passende Stimmung dafür ist.

Aber könntest du dir das denn vorstellen, eine AB-Selbsthilfegruppe in deiner Nähe zu suchen, um Leute zu haben, mit denen du darüber reden kannst, wenn du gerade keine passenden privaten Kontakte für ein offenes Gespräch hast?

Hier im Forum haben wir ja auch eine Übersicht dazu:
viewforum.php?f=122
Wie gesagt, momentan ist das natürlich alles wegen der Krise auch runtergefahren, aber ab Frühjahr wird das ja dann vielleicht besser und du könntest dich schonmal erkundigen.
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Re: Wenn das eigene Umfeld das Thema abgehakt hat …

Beitrag von Euclidyx »

Calliandra hat geschrieben: 25 Nov 2020 00:23 Ok, verstehe, dann ist das wahrscheinlich nicht so eine gute Situation, mit ihr darüber zu reden, denn für so ein Gespräch wäre es ja schon schöner, wenn man sich auch persönlich sehen kann und gerade auch etwas Ruhe hat und irgendwie ein bisschen die passende Stimmung dafür ist.

Aber könntest du dir das denn vorstellen, eine AB-Selbsthilfegruppe in deiner Nähe zu suchen, um Leute zu haben, mit denen du darüber reden kannst, wenn du gerade keine passenden privaten Kontakte für ein offenes Gespräch hast?

Hier im Forum haben wir ja auch eine Übersicht dazu:
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Wie gesagt, momentan ist das natürlich alles wegen der Krise auch runtergefahren, aber ab Frühjahr wird das ja dann vielleicht besser und du könntest dich schonmal erkundigen.
ehrlich gesagt ist "persönlich sehen" für mich gar nicht mal so das entscheidende Kriterium. Klar, wäre auch schön, aber der permanente Zeitdruck ist das, was mich mehr abschreckt. Wenn wir mal miteinander sprechen, braucht sie mindestens 75 % der Zeit, die sie überhaupt zur Verfügung hat, um mich auf dem neuesten Stand zu halten, was in ihrem Leben in den letzten Wochen und Monaten alles passiert ist. Das ist zugegebenermaßen auch immer merklich mehr als bei mir. Will ich ihr nicht verübeln, ist einfach so.

Eine Selbsthilfegruppe ist etwas, was ich mir prinzipiell mal anschauen würde, aber meine Erfahrungen mit ihnen sind zugegebenermaßen eher durchwachsen und vor allem ist das letztendlich immer ein "Outing in Disguise". Meine persönlichen Assistenten müssen immer innerhalb von sagen wir 2 Minuten erreichbar sein und sie fahren mich auch irgendwohin. Wenn ich ihnen die Anweisung gebe "wir fahren heute zur Selbsthilfegruppe für Leute, die X haben" kann ich genauso gut gleich sagen "ich habe X".

Möchte das Thema Assistenz jetzt in diesem speziellen Thread nicht zu sehr vertiefen, aber für Kontext musste ich es doch erwähnen.
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Re: Wenn das eigene Umfeld das Thema abgehakt hat …

Beitrag von Calliandra »

Euclidyx hat geschrieben: 25 Nov 2020 01:36 Eine Selbsthilfegruppe ist etwas, was ich mir prinzipiell mal anschauen würde, aber meine Erfahrungen mit ihnen sind zugegebenermaßen eher durchwachsen und vor allem ist das letztendlich immer ein "Outing in Disguise". Meine persönlichen Assistenten müssen immer innerhalb von sagen wir 2 Minuten erreichbar sein und sie fahren mich auch irgendwohin. Wenn ich ihnen die Anweisung gebe "wir fahren heute zur Selbsthilfegruppe für Leute, die X haben" kann ich genauso gut gleich sagen "ich habe X".
Klar, ob man dann eine Gruppe erwischt, in der man sich wohlfühlt, ist natürlich ein bisschen Glückssache – aber man weiß es nicht, bevor man es probiert. Ich weiß ja nicht, wie genau du deinen Assistenten sagen musst, was du ständig machst.
Müssen sie immer auch physisch in der Nähe sein, wenn du irgendwo bist? Aber wenn du mal eine Beziehung hättest, müsste sich dafür ja dann auch eine Lösung finden lassen.
Du möchtest das Thema Assistenz zwar nicht ausdehnen, aber ich finde, es sollte ja eine Unterstützung und keine Beeinträchtigung sein.
Entweder du hast ohnehin ein sehr persönliches und vertrautes Verhältnis zu ihnen, so dass du ihnen auch sagen könntest, was du da machst und vielleicht sogar ein paar Worte mit ihnen über das Thema wechselst, oder es ist ein eher nüchtern-professionelles Verhältnis. Dann würde es ja reichen, wenn sie dich hinbringen und du ihnen einfach sagst, dass du ein Gruppengespräch hast, ohne da genauer drauf einzugehen.
Solange sie dann nicht mit im Raum sein müssen, wüssten sie ja nicht, um was es nun genau geht.
Euclidyx

Re: Wenn das eigene Umfeld das Thema abgehakt hat …

Beitrag von Euclidyx »

Calliandra hat geschrieben: 25 Nov 2020 19:56 Klar, ob man dann eine Gruppe erwischt, in der man sich wohlfühlt, ist natürlich ein bisschen Glückssache – aber man weiß es nicht, bevor man es probiert. Ich weiß ja nicht, wie genau du deinen Assistenten sagen musst, was du ständig machst.
Müssen sie immer auch physisch in der Nähe sein, wenn du irgendwo bist? Aber wenn du mal eine Beziehung hättest, müsste sich dafür ja dann auch eine Lösung finden lassen.
Du möchtest das Thema Assistenz zwar nicht ausdehnen, aber ich finde, es sollte ja eine Unterstützung und keine Beeinträchtigung sein.
Entweder du hast ohnehin ein sehr persönliches und vertrautes Verhältnis zu ihnen, so dass du ihnen auch sagen könntest, was du da machst und vielleicht sogar ein paar Worte mit ihnen über das Thema wechselst, oder es ist ein eher nüchtern-professionelles Verhältnis. Dann würde es ja reichen, wenn sie dich hinbringen und du ihnen einfach sagst, dass du ein Gruppengespräch hast, ohne da genauer drauf einzugehen.
Solange sie dann nicht mit im Raum sein müssen, wüssten sie ja nicht, um was es nun genau geht.
Nein im Raum sein müssen meine Assistenten definitiv nicht. Wie gesagt, es muss jederzeit die Möglichkeit bestehen, dass sie innerhalb von 2-3 Minuten kommen. Das mag nicht sehr viel klingen, ist aber ein sehr gewaltiger Unterschied dazu, als wenn sie immer neben mir stehen müssten. Insofern hast du natürlich recht, dass sie nicht alle Details einer Gesprächsrunde mitkriegen würden. In der Praxis erfahren sie ehrlich gesagt schon relativ viel von meinem Leben, aber ich denke, dass ich einiges davon ändern könnte, wenn ich mehr andere Bezugspersonen hätte.

Das Verhältnis ist ehrlich gesagt sehr unterschiedlich. Ich habe derzeit 11 Assistenten und klar ist das Verhältnis mit allen professionell geprägt, aber von nüchtern bis freundschaftlich ist eigentlich die komplette Skala besetzt.
Euclidyx

Re: Wenn das eigene Umfeld das Thema abgehakt hat …

Beitrag von Euclidyx »

Analphabet der Liebe hat geschrieben: 24 Nov 2020 14:44 Leider ist es immer verbreitet (Körper) behinderten Menschen den Wunsch nach Sexualität und Liebe nicht zuzugestehen. Sex und Behinderung ist auch heute noch ein Tabuthema.

Eine andere Möglichkeit ist dass sich Deine eigene Partnerlosigkeit zu einen Tabuthema in Deinem Freundes, Familien und Bekanntenkreis entwickelt hat. Die Menschen ahnen dass was im Argen liegt, trauen sich es nicht anzusprechen. Man möchte Dich nicht verletzen bzw. nicht ins Wespennest stechen. Ist am Bequemsten es zu ignorieren.
Genau das ist es natürlich und heute Nacht beschäftigt mich genau das wieder sehr.
Es mag absurd klingen, aber inzwischen halte ich es tatsächlich nicht für ausgeschlossen, eines Tages mit Mitte 40 Universitätsprofessor oder Manager zu sein und gleichzeitig noch nie ernsthaft mit jemandem über Sex oder Beziehungen überhaupt nur gesprochen zu haben.
Auch wenn ich nicht mit jedem ein solches Gespräch führen möchte weiß Gott nicht, der Gedanke an sich ist jetzt nicht gerade berauschend.

Durch eine einfache flapsige Bemerkung in geselliger Runde wird es jedoch nicht passieren, schon mehrfach versucht.