Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
noira

Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von noira »

Hallo an alle,

Ich weiß nicht, ob man sich hier auch als Mutter eines Betroffenen mal aussprechen darf? Aber vielleicht fällt ja jemandem etwas zu meinem Problem ein. Ich wäre jedenfalls dankbar für jeden gutgemeinten Rat.

Es geht um meinen Sohn, das mittlere unserer drei Kinder. Er ist 23 Jahre alt und seit langem nicht mehr glücklich. Ich kann es einfach nicht mehr mit ansehen. Und immer häufiger äußert er, dass er Hilfe braucht, hat aber keine Idee, wie diese Hilfe aussehen soll und sieht sich selbst außerstande, etwas zu verändern. Er hat den Kopf total in den Sand gesteckt.

Ich erzähle einfach mal, leider wird es wohl etwas lang.


Mit 20 (also relativ spät) hatte er sich zum ersten mal richtig verliebt und diese erste große Liebe war leider von Anfang an aussichtslos. Die Frau hatte in Wahrheit längst einen Lebenspartner und ein Kind, was mein Sohn aber zunächst lange nicht wusste, denn sie ließ sich trotzdem gerne von ihm umwerben.

Dieser ersten Liebe hat er ewig hinterher getrauert.

Hinzu kam, dass seine besten Freunde sich nach Ende der Schule in alle Winde verstreut hatten (der eine studiert hier, der andere dort, der dritte lebt mit Freundin und Kind zusammen und hat keine Zeit mehr), sie konnten also nicht für ihn da sein.
Und aus seinem Bekanntenkreis verstand niemand, dass er sich nicht einfach "eine andere suchen konnte", und "das so schwer nahm", schließlich wäre er doch ein gutaussehender Kerl und außerdem war doch gar nichts zwischen ihnen gelaufen...

Diese Bekannten, die er noch hatte, sahen sowieso alles ganz locker, tranken gerne sehr viel und hatten wechselnde Freundinnen nur so zum Spaß, oder für einen Abend, was mein Sohn wiederum überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Das Saufen fand er abstoßend und ihre Einstellung Frauen gegenüber total oberflächlich.

Mein Sohn zog sich immer mehr zurück, ging nirgendwo mehr hin und bekam schließlich Depressionen. Heute geht es ihm zum Glück wieder besser, aber inzwischen ist ihm so richtig bewusst geworden, dass er noch nie eine Partnerin hatte und jetzt macht er sich deswegen verrückt . Man kann ihm auch überhaupt nicht gut zureden, das doch etwas gelassener zu sehen und sich nicht selbst so unter Druck zu setzen. Er schämt sich und versucht, die Tatsache vor der Öffentlichkeit zu verbergen, als wäre das etwas Schlimmes.

Und hier scheint mittlerweile ein Teufelskreis entstanden zu sein: Damit es auch bloß niemand merkt, geht er nirgendwo hin. Sport, Vereine, irgendwelche gemeinsamen Aktivitäten, alles fällt weg, bzw. werden Kontakte, die sich zur Freundschaft entwickeln könnten, abgeblockt. Mittlerweile hat er außerhalb der Familie und Arbeit überhaupt keine sozialen Kontakte mehr. Und damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass er eine Freundin findet, natürlich gleich null.

Auf der Arbeit gibt er sich so, wie man ihn von früher kennt: Witzig, charmant, offen, freundlich. Und kein Mensch merkt ihm an, wie es in seinem Inneren aussieht. Wenn seine Kollegen wüssten, dass er in seiner Freizeit total alleine ist und noch nie eine Freundin hatte, würden sie es wohl niemals für möglich halten.

Wegen seiner Depressionen ist er auf meinen Rat hin ein Jahr lang bei einem Therapeuten gewesen. Dieser hat ihm am Ende gesagt, er könnte alles, wenn er nur wollte. Aber er würde ja nicht wollen aus Angst vor Enttäuschung. Er brauchte nur hinaus ins Leben und sich eine Freundin zu suchen und schon wären seine Probleme gelöst. Gerade heute, in Zeiten des Internets wäre das doch viel leichter als früher. Aber das sieht mein Sohn eben ganz anders. Er sagt, dass er seine Lebenssituation unbedingt ändern will, aber einfach nicht kann. Dass er das Gefühl hat, Hilfe zu brauchen, aber nicht weiß, woher er sie bekommen könnte. Und dass er mittlerweile jede Hoffnung aufgegeben hat, dass sich für ihn noch einmal etwas ändern könnte.

Mich macht das alles so traurig und besonders diese hoffnungslose Aussage von ihm.

Unsere anderen beiden Kinder gehen ihren Weg und leben ihr Leben. Und ihm entgeht alles. Ich mag schon selbst nicht mehr abends weggehen; wenn ich all die vergnügten jungen Leute sehe, muss ich an meinen Sohn denken, der alleine in seiner Wohnung hockt und dabei doch eigentlich so viel Humor hat und dazwischen gehören würde. Dann bekomme ich jedesmal einen Kloß im Hals und mir vergeht das Lachen.

So viel zu unserer Situation.


Hat hier vielleicht irgend jemand einen Rat oder hilfreichen Gedanken für mich? Wie kann ich meinem Sohn Mut machen? Oder könnte vielleicht ein Coach ihm helfen? Das ist die einzige Idee, die ich im Moment noch habe. Aber ich weiß nicht, ob das wirklich seriöse Hilfe wäre und nicht nur Geldmacherei, ich kenne mich leider nicht aus. Vielleicht hat hier schon jemand Erfahrung in dieser Richtung gemacht?


Ansonsten hat es mir schon etwas gut getan, mir mal alles von der Seele schreiben zu dürfen. Ich hoffe, das war okay und ich bedanke mich bei jedem, der die Geduld aufgebracht hat, bis hierhin zu lesen.




Liebe Grüße

Noira

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Florian_

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von Florian_ »

Hallo Noira,

du wirst nicht erwarten das hier sichere und einfache Hilfe zu bekommen ist, deshalb traue ich mich schon mal etwas zu schreiben. In der Situation in der Dein Sohn ist sind ganz bestimmt abertausende von jungen Männern. Es ist bestimmt sehr schwer dabei dann zu shen zu müssen und nichts tun zu können. Ich weiß auch nicht wie Dein Sohn reagiert wenn Du dich so stark engagierst. Aber vielleicht helfen auch Hinweise, z.B. auf dieses Forum, auf Beratungstsellen, Single-Stammtische und was es so alles gibt.

Als Sohn würde ich es mir wünschen wenn diese Ratschläge aber so unaufdringlich wie nur möglich gegeben werden. Ein Rat ist nur ein Vorschlag. Er muß nicht angenommen werden.

Viele Grüße

Florian
Apollon

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von Apollon »

Hallo,
ich finde es toll dass du dir Gedanken machst wie du deinem Sohn helfen kannst.
Wenn er erfahren würde, dass es noch vielen anderen Menschen so geht, hilft es ihm zwar nicht direkt weiter aber er könnte in einem Forum wie diesem sich zumindest darüber austauschen und eventuell auch neue Erkenntnisse gewinnen. Zudem gibt es wie ich gesehn habe hier eine großes Unterforum mit regelmäßigen Treffen für versch. Aktivitäten, das wäre dann eine Möglichkeit. Da bräuchte er sich seiner Unerfahrenheit nicht schämen (das braucht er eigentlich nie (!), aber hier fällt es ihm vielleicht noch leichter sich aufzuraffen).

Eine Frage hab ich noch an dich:
Und aus seinem Bekanntenkreis verstand niemand, dass er sich nicht einfach "eine andere suchen konnte", und "das so schwer nahm", schließlich wäre er doch ein gutaussehender Kerl und außerdem war doch gar nichts zwischen ihnen gelaufen...
Diese Bekannten, die er noch hatte, sahen sowieso alles ganz locker, tranken gerne sehr viel und hatten wechselnde Freundinnen nur so zum Spaß, oder für einen Abend, was mein Sohn wiederum überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Das Saufen fand er abstoßend und ihre Einstellung Frauen gegenüber total oberflächlich.
Das wirkt auf mich als würdest du "diese Bekannten" aufgrund ihres Lebensstils nicht so positiv sehen. Lese ich das richtig raus?
Gruß Apollon
e-schredder

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von e-schredder »

Hallo Noira,

Freunde und Partner von ABs hatten wir hier schon, aber - glaube ich - noch keine Mutter. Herzlich willkommen. Hier bist du richtig.
noira hat geschrieben:Wenn seine Kollegen wüssten, dass er in seiner Freizeit total alleine ist und noch nie eine Freundin hatte, würden sie es wohl niemals für möglich halten.
Aus gutem Grund, wenn man die Reaktion mancher Normalos betrachtet.
noira hat geschrieben:Wegen seiner Depressionen ist er auf meinen Rat hin ein Jahr lang bei einem Therapeuten gewesen. Dieser hat ihm am Ende gesagt, er könnte alles, wenn er nur wollte. Aber er würde ja nicht wollen aus Angst vor Enttäuschung. Er brauchte nur hinaus ins Leben und sich eine Freundin zu suchen und schon wären seine Probleme gelöst.
Wenn das so stimmt, dann ist der Therapeut freundlich ausgedrückt ein Аrschloch. Seine Angst ist nur ein Grund von vielen. Depressionen, falsche Vorstellungen, mangelnde Wortgewandtheit beim Flirten usw. sind weitere mögliche Gründe.
noira hat geschrieben:Diese Bekannten, die er noch hatte, sahen sowieso alles ganz locker, tranken gerne sehr viel und hatten wechselnde Freundinnen nur so zum Spaß, oder für einen Abend, was mein Sohn wiederum überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Das Saufen fand er abstoßend und ihre Einstellung Frauen gegenüber total oberflächlich.
Ich habe den Eindruck, dass dein Sohn falsche Vorstellungen über die Beziehungsanbahnung hat. Er denkt vermutlich wie die meisten ABs, dass die Reihenfolge Sympathie-Freundschaft-Sex gilt, während im richtigen Leben Sympathie-Sex -Beziehung gilt. Diese und andere Einstellungen müsste er überdenken, vielleicht im Rahmen einer Therapie.

23 Jahre ist etwas zu früh zum Aufgeben. Aber er hat einen langen und beschwerlichen Weg vor sich. Eine einfache Lösung gibt es nicht.

Grüße

e-schredder
noira

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von noira »

Vielen Dank für eure Antworten!


@Florian:

Ich bin wirklich dankbar für jeden Denkanstoß! Mein Sohn bittet mich einerseits um Hilfe, reagiert aber andererseits auf meine Vorschläge immer mit Resignation. "Es bringt ja doch alles nichts." Genau das macht es so schwierig für mich.



@Apollon

Ja, ich war auch sehr froh, als ich dieses Forum entdeckt hatte und ich habe meinem Sohn dann davon erzählt und ihm den Vorschlag gemacht, sich hier doch einmal umzuschauen. Aber auch hier bekam ich wieder die Antwort:" Es bringt ja doch alles nichts." Es hat ja doch keinen Zweck."

Es ist wohl tatsächlich so, dass er aus der Befürchtung heraus, möglicherweise wieder eine negative Erfahrung in seinem Leben zu machen, lieber gar keine macht. Aber so ändert sich natürlich nichts. :-(

Was seine Bekannten angeht - nein, ich hatte nichts gegen sie. (Und ich hätte seinen Umgang auch als seine persönliche Angelegenheit angesehen und mich nicht eingemischt. Schließlich war er ja keine vierzehn mehr...) In meinen Augen waren es ganz normale Jungs, einfach wie die meisten es in dem Alter wohl sind. Aber mein Sohn sah das sehr kritisch, fühlte sich nicht wohl mit ihnen und ließ die Kontakte einschlafen.

@e-schredder

Danke für dein Willkommen! Ja, ich hatte ehrlich gesagt am Ende auch den Eindruck, dass der Therapeut ein A-loch war...
Bjoern83

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von Bjoern83 »

Das bringt ja auch nicht viel wenn man hier Lösungen erwartet. Wir sind sozusagen alle blind, sehen können wir einander nicht beibringen. Jetzt kommt das aber: Ersten, und das ist das Wichtigste, man ist doch nicht der/die einzige, die allein ist. Es geht anderen auch so. War bei mir schon irgendwie eine Erkenntnis. Außerdem kann man über seine Handlungen und möglicherweise immer wiederholten Fehler reflektieren. Und gegebenenfalls an bestimmten arbeiten.
Und annonym ist es auch. Ich wünschte bei mir würde sich jemand so Sorgen machen. Da sind es aber eher nur Vorwürfe.
haywire

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von haywire »

Hallo noira,

ich wundere mich, dass Du als Mutter hier ins Forum gefunden hast. <-- Das ist aber nicht wichtig.
Ich lobe aufrichtig, Deine Sorge um Deinen Sohn. Ich kann keine Hilfe versprechen, aber vielleicht eine ähnliche Geschichte erzählen, d. h. ähnlich deinem Sohn.

Ich hatte auch sehr wenige Freunde und selbst diese Freundschaften waren nicht die tiefsten, welche sich nach dem Abitur zerstreuten.
Ich warf mich ins Studium und die Arbeit in der Hoffnung dort einen erfüllenden Lebenssinn zu finden. Mittlerweile gestehe ich mir ein, dass es mehr Flucht war zum Teil auch vor der Einsamkeit. Ich hatte einige Chancen im Alter um die 18, die ich alle wegen meiner Zurückhaltung habe verstreichen lassen, mittlerweile bedaure ich es.

Fakt ist: Ich bin auf der Suche nach ähnlicher Hilfe wie Dein Sohn und weiß nicht wohin.

Ich gehe schon Sport treiben, aber man siehr mir zum Teil die innere Depression an. Ich lächle nicht viel. Das solche Kritik mich nicht veranlasst jedem zu erzählen, warum mein Leben beschissen ist, ist klar.

Ich zögere zum Therapeuten zu gehen. Ich habe auch ein sehr kritisches Bild vom ganzen Ärztestand in Deutschland, was zum großen Teil auf Erfahrungen als Zivildienstleistender im Krankenhaus beruht.

Ich lerne in meiner Umgebung keine Frauen kennen usw. Dabei will ich schon, aber ich weiß nicht, was mit mir los ist. Mittlerweile fällt es mir mehr als schwer sich überhaupt noch über irgendetwas zu freuen.

Du bist eine gute Mutter, so wie ich es beurteilen kann.
Im Falle Deines Sohnes wie kam es dazu, das er so wurde.

Zum Vergleich: Mir wurde von meiner Umgebung irgendwie immer eine Minderwertigkeit oder Andersartigkeit meiner Person suggerriert. Meine Eltern kanzelten mich oft ab, wenn ich als Kind mit Wut reagierte, ich war sehr emotional. Vor allem mein Vater war kein wirklicher Vater und konnte mir beim Mann werden nicht helfen. Um das ein wenig zu klären: Ich bin kein Weichei geworden :)

Gruß,
haywire
Apollon

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von Apollon »

Vielen Dank für deine Antwort.
noira hat geschrieben: Was seine Bekannten angeht - nein, ich hatte nichts gegen sie. (Und ich hätte seinen Umgang auch als seine persönliche Angelegenheit angesehen und mich nicht eingemischt. Schließlich war er ja keine vierzehn mehr...) In meinen Augen waren es ganz normale Jungs, einfach wie die meisten es in dem Alter wohl sind. Aber mein Sohn sah das sehr kritisch, fühlte sich nicht wohl mit ihnen und ließ die Kontakte einschlafen.
Das hatte ich dann anders gelesen, finde ich super wenn du es so handhabst.
Ohne jetzt deinen Sohn zu kennen ist es schwer noch viel zu sagen aber es scheint mir als würde er da ein sehr romantisches Bild von Beziehungen vor sich haben wenn er den Lebensstil der Bekannten so kritisch sieht. Die unglückliche Fixierung auf "die eine Frau" passt da dazu. Eventuell würde es ihm helfen, wenn er sich bewusst macht, dass auch die meisten Mädels in seinem Alter nicht nur auf der Suche nach dem einen Partner für's Leben sind.
Gruß Apollon
Defekt

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von Defekt »

noira hat geschrieben:Aber auch hier bekam ich wieder die Antwort:" Es bringt ja doch alles nichts." Es hat ja doch keinen Zweck."
Mit 23 hatte ich so eine ähnliche Phase der fast völligen Abkapselung, das ging etwa zweieinhalb Jahre so, bis ich mich dann selbstständig aufgerafft habe. Den Auslöser fürs Aufraffen weiß ich leider nicht mehr, aber vorher war ich auch für alle Ratschläge unempfänglich.

Also ich kann nur vermuten, was etwas bringen würde:

- Ein anderer, besserer Therapeut

oder

- Eine Umgebungsveränderung und neue, positive Erfahrungen, z.B. durch eine Reise, bei der man in einem Entwicklungsland hilft die Infrastruktur aufzubauen. Oder prinzipiell eine Reise in ein Land in dem die Menschen herzlicher und respektvoller miteinander umgehen als hier. Sonne scheint dafür wichtig zu sein.
Bergfan

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von Bergfan »

Ich bitte dich, dir einmal den folgenden Link durchzulesen, weil es sein kann, dass da eine sehr starke, vielleicht zu starke Bindung zwischen dir und deinem Sohn besteht.

http://www.postpla.net/philosophie-geda ... 34292.html

Deine Geschichte hört sich so an, als würde dein Sohn bei dir wohnen. Ist das richtig?

In diesem Fall (ich weiß ja nicht ob es zutrifft) sollte er ausziehen, weil es ihm dies Freiheit und Selbstbewusstsein vermittelt, die er ganz dringend zu brauchen scheint. Auch wenn er zu Depressionen neigt, kannst Du ihm nicht dadurch helfen, dass Du in sozusagen "unter Beobachtung" hast. Das würde mehr schaden als nützen. Die Möglichkeit einer Auslandreise oder eines Auslandsaufenthalts hat Defekt ja schon angesprochen. Es kommt natürlich auf seine Lebenssituation an, ob das überhaupt ein Option sein könnte.
greenhorn

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von greenhorn »

Bergfan hat geschrieben:Deine Geschichte hört sich so an, als würde dein Sohn bei dir wohnen.
den Eindruck hatte ich erst auch, mit den selben Schlußfolgerungen wie Bergfan.
Allerdings schreibt noira:
noira hat geschrieben:wenn ich all die vergnügten jungen Leute sehe, muss ich an meinen Sohn denken, der alleine in seiner Wohnung hockt
Bemerkenswert finde ich, dass sich der junge Mann vor seiner Mutter/ Familie nicht zu schämen scheint. Ich könnte mir vorstellen, dass viele die Ihrern da lieber im Unklaren lassen.

Dass man kann, was man will (wie sich der Therapeut geäußert haben soll) trifft auf jeden Fall nicht zu. Aber dass man EINIGES VERSUCHEN kann schon. Und solang er das nicht selber will, wirst Du Deinem Sohn zur Zeit nicht helfen können und solltest ihm vielleicht sogar etwas Abstand geben und ihn nicht allzu sehr bemitleiden. Vielleicht muss er sich erstmal ein bißchen in dieser alles-sinnlos-Phase suhlen, wie von Defekt gemutmaßt. Ansonsten:
Defekt hat geschrieben:Ein anderer, besserer Therapeut
oder diesmal besser eine Therapeutin, aber nicht so ein Befindlichkeits-Tantchen, sondern eine richtige Frau.
binchens

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von binchens »

Hallo,

fuer mich hoert es sich ein wenig an als machtest du Druck auf deinen Sohn.

Weis nicht ob es normal ist wenn eine Mutter sich da schon einmischt wenn der Sohn 23 ist.

Wer von den Mabs hier, hat in dem alter des Sohnes, seine Probleme noch mit seiner Mutter besprochen? Bzw. wollte mit Ihr darueber sprechen?

Normalerweise muesste schon ein Abnabelungsprozess stattgefunden haben.

Meine Mutter wußte in dem alter nicht mehr viel von mir...ich bin auch nicht viel aus gewesen, das wurde aber nicht weiter thematisiert in meiner Familie.

Ich habe vor kurzem von einer Schulfreundin erfahren das Ihre beiden Soehne (19 u. 16) gemeinsam mit den Eltern in Urlaub gefahren sind, und das dann von den Mitmenschen ziemlich abwertend beurteilt wurde. Sie macht sich nun auch Gedanken, weil beide noch keine Freundin haben, ich denke aber mehr weil es von aussen an sie rangetragen wird und sie schon mehrmals dumme Kommentare ueber sich ergehen lassen musste.

Gruß
binchens
Bjoern83

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von Bjoern83 »

Naja, kommt drauf an. Bei einer schwere psychischen Störung , ohne Partnerin oder Freunde, wer soll sich da sonst drum kümmern außer Familie ? Auch wenn jemand schon 23 oder älter is ist?
Bjoern83

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von Bjoern83 »

binchens hat geschrieben:Sie macht sich nun auch Gedanken, weil beide noch keine Freundin haben, ich denke aber mehr weil es von aussen an sie rangetragen wird und sie schon mehrmals dumme Kommentare ueber sich ergehen lassen musste.
Kenne ich.
Flachparker

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von Flachparker »

Wenn es einem vertrauten Menschen schlecht geht, ist es legitim, dass man sich Sorgen macht und man darf (und soll) auch für ihn da sein.

Ich habe jetzt keine Zahlen nicht im Kopf, aber im Buch (den Studien) von Gilmartin habe ich gelesen, dass den meisten ABs immer eine "Vertrauensperson" gefehlt hat, mit denen sie über ihre Probleme reden konnten und denen sie sich ihr voll anvertrauen konnten. Im Gegensatz zu den Vertretern der "normalen" Kontrollgruppe, die jeweils 3-4 solche "Vertrauenspersonen" benennen konnten. Die ABs aus der Studie haben ihre Probleme immer nur in sich hineingefressen.

Ich denke, du darfst und sollt wirklich für ihn da sein und ihm das Gefühl geben, dass er seine Probleme bei dir ansprechen kann. Da tut er sich wahrscheinlich schwer, weil sie sehr intimer natur sind und er sich möglicherweise dafür schämt.


Natürlich darfst du ihn nicht unter Druck setzen.

Meine Mutter z.B. ist da auch ganz schlimm. Immer fragt sie so Sachen wie:

"Wie wars auf der Party?" "Wie gehts im Geschäft?" "Wie läuft es mit deinen Arbeitskollegen? Kommst du zurecht?" "Kennen die niemanden?" "Willst du es nichtmal bei XY versuchen?" "Du, die X sucht gerade auch einen Freund!" "Warum versucht du es nicht mal übers Internet?" ...

Ich weiß, die meint es ja nur gut - aber ich könnte da jedesmal aus der Haut fahren, wenn sie so ein Ding bringt. So mancher böse Streit hat mit so einem Satz seinen Anfang genommen.


Edit: Oh je, ich sollte nicht bedudelt hier schreiben. Sry wgn der Rechtschreibfehler... Ich gehe jetzt besser ins Bett... ;)
Cindy

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von Cindy »

Hallo noira,

helfen kann ich leider auch nicht wirklich, da es mir ja im Prinzip genauso geht wie deinem Sohn und auch ich nicht weiter weiß. Nur bin ich noch 5 Jahre älter. Ja, es ist leicht zu sagen, dass man ja nur nicht wollen würde... wirklich verstehen können einen aber die wenigsten. Man kann nicht einfach mal so rausgehen und sich jemanden suchen, das geht einfach nicht. Solche Ratschläge kommen meist auch immer nur von Leuten, die sich gar nicht in unsere Lage versetzen können.
Ich finde es aber gut, dass du dich so um deinen Sohn kümmerst. Vielen anderen Eltern ist das Schicksal ihrer Kinder in Sachen Liebe total egal.

LG
Cindy
Donnie.Darko

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von Donnie.Darko »

Hallo Noira,

hm - also diese Resignationsphase kenne ich auch. In dieser Zeit kamen keine liebgemeinten Ratschläge bei mir an. Es schien alles irgendwie sinnlos. Mir wäre es damals am liebsten gewesen, jemand schnippt mit den Fingern und dann ist alles gut. Geht ja leider nicht, da muß man selbst anpacken.

Ich finde es vom Therapeuten gewagt zu sagen, dass alles gut wird, wenn er eine Freundin findet. Meine erste Beziehung vor 5 Jahren hat da eher noch ein paar Wunden gerissen.

Hat er vielleicht andere, tiefer sitzende Probleme?

Finde daher, er sollte erstmal versuchen, wieder Lebensfreude zu finden und mit sich selbst ins Reine zu kommen. Ein gutes Hobby, am besten noch eines, bei denen andere Menschen mitbeteiligt sind. Er sollte seine Single-Situation jetzt erstmal so akzeptieren. Ist ja keine Schande.

Also raus, was unternehmen, ablenken. Eine Beziehung ist ja nicht alles im Leben. Sie ist lediglich das I-Tüpfelchen oder das Sahnehäubchen.

Viele Grüße
Donnie
orchideen

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von orchideen »

Ich bin mal eine von der anderen Sorte. Ich habe es geschafft und zum teil muss ich Aussagen wie die von Cindy hier schon wieder sprechen. Man kann raus gehen und sich jemanden suchen. Nur muss das Herz frei sein und man muss den Mut haben Dinge zu testen, die man sonst nie getestet hat. Wenigstens geht es dann, wenn man zu vor nur in der Wohnung war und kaum Kontakte hatte und sich ansonsten bei Gesprächen immer an die brave Kumpel oder Kollegentour gehalten hat. Es gibt hier einige wo ich von Beiträgen weiß, die echt viel probiert haben und die können zurecht sagen, ich habe alles getestet und nichts erreicht. Aber wie ein andere Thread zeigte gibt es hier mehr User die nie was probiert haben. http://abtreff.de/viewtopic.php?f=1&t=8 ... w=viewpoll

Es klingt bei mir so als, ob dein Sohn es nur einmal bei einer einzigen Frau wirklich probiert hat und sich von dem Korb entmutigen hat lassen. Und das dein Sohn erst verliebt sein will bevor er flirtet und mal Interesse zeigt. Gerade aber in Singlebörsen und bei Blinddates oder beim Ansprechen in Discos läuft es wie bereits erwähnt wurde anders rum ab. Man flirtet erst und lernt sich dann kennen und wenn man sich sympathisch ist, kann auch dann schon ein Kuss kommen. Manche gehen auch da schon weiter aber nicht alle. Und wenn dann das Verliebt sein einsetzt steuert man auf eine Beziehung zu. (Das ganze kann von einem abend bis zu mehreren Wochen gehen)Mit einer Fremden flirten ist eine Überwindung, die auch erst lernen musste, aber es geht.

Für dich ist nun die Schwierigkeit zwischen in die richtige Richtung stupsen und ihn zu sehr unter Druck zu setzen zu balancieren. Wenn er zu dir kommt und freiwillig mit dir redet, dann rate ihm sich einen anderen Therapeuten zu suchen, der sich nicht nur mit Depression sondern auch mit Einsamkeit, sozialer Phobie oder der ängstlich vermeidenden Persönlichkeitsstörung auskennt. Gerade solche Therapeuten wissen, das es manchmal nicht so leicht auf andere zugehen kann bzw. das man solche Situationen meidet, obwohl man sich danach sehnt. Also nicht das Wollen sondern das Trauen ein Problem sein kann. Ich habe die Hoffnung das so ein Therapeut vlt Übungen und Tricks kennt, die deinem Sohn helfen über seinen Schatten zu springen, auch wenn er an keiner dieser Krankheiten leiden sollte.

Ansonsten ermutige ihn mal sich neue Hobbys unter Menschen zu zulegen, wo er vlt auch mal auf Frauen trifft oder vlt auch mal aktiv zu suchen. Er sollte halt alles probieren, was der Partnermarkt her gibt. Klar fühlt sich ein Korb nie schön an, aber vlt. nimmt er aus einigen der Treffen auch was positives mit. Der Genuß wieder was mit anderen Menschen zu machen, das schöne Gefühle, das eine Frau ihn so attraktiv fand mit ihm zu flirten, sich mit ihm zu treffen, ihn ein zweites Mal sehen zu wollen oder ihn auch küssen zu wollen. Vieles von den eben erwähnten Dingen sind nicht selbstverständlich, wenn ihm das klar wird, kommt er vlt auch damit klar, das es eben mal nicht geklappt hat. Genauso sollte er versuchen seine letzte miese Erfahrung zu sehen. Das Verhalten der Frau war na klar ein no Go, aber darauf jahre wütend zu sein und sich auszuheulen bringt ihn nicht weiter. Sie fand ihn so attraktiv und sympathisch, das sie sich von seinem Werben geschmeichelt gefühlt hat. Das ist bei weiten nicht normal wie dieser Thread zeigt. http://abtreff.de/viewtopic.php?f=16&t=9094

Andere junge mABs haben berichtet, das ihnen ihre Unerfahrenheit nicht negativ von Frauen ausgelegt wurde und das dieser Punkt ihn somit nicht belasten sollte. Der Punkt der Unerfahrenheit scheint bei Männer erst in höheren Jahren (über 25/30) ein Handicap zu sein.
FrankBN

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von FrankBN »

Meine Meinung: wenn er sich nicht helfen lassen will, dann kann ihm keiner helfen. Er muß was tun wollen. Und da kannst du als Mutter nur sehr wenig machen. Ehr im gegenteil, ich finde wie Binchens, im Prinzip mischst du dich schon fast zu viel ein. Ich hätte mir das als 23-jähriger AB verbeten..
Defekt

Re: Seit Jahren große Sorgen um meinen Sohn...

Beitrag von Defekt »

binchens hat geschrieben:Wer von den Mabs hier, hat in dem alter des Sohnes, seine Probleme noch mit seiner Mutter besprochen? Bzw. wollte mit Ihr darueber sprechen?
Auch wenn man erwachsen ist und sich abgenabelt hat oder wie ich finde sogar gerade dann, kann man doch mit seinen Eltern über Probleme sprechen. Wenn man das nicht kann, ist das Verhältnis meines Erachtens gestört. Ist aber eigentlich ein anderes Thema.
Zuletzt geändert von Defekt am 26 Sep 2010 11:37, insgesamt 1-mal geändert.