Erfolgreich einsam hat geschrieben:P.P. hat geschrieben:Ich denke auch, dass man kein Kenner sein muss, um Vinylsound von Digitalsound zu unterscheiden.
Stimmt, das knistern und knacksen und eiern hört jeder der nicht taub ist. Aber warum das toll sein soll ist mir ein Rätsel. Aber jedem das seine.
Ich dachte schon, dass irgendein Banause sowas antwortet.
Nein, es geht nicht ums Knistern und Knacksen.
Richtig ist allerdings, dass ich bei Menschen, die vorwiegend aktuelle und also auch digitale Musik gewohnt sind, mit ihren sehr (unnatürlich) klaren Sounds und übermäßig fetten Bass-Beats, feststelle, dass sie kaum oder ein mäßiges Gehör für komplexe Rhythmen und musikalische Dynamiken haben. Nicht dass sie es nicht physisch nicht hören würden, aber sie nehmen es nicht wahr. Man muss sie explziit drauf hinweisen, ihnen Anhaltspunkte geben, was es noch alles in einer Musk zu hören geben kann außer dem Offensichtlichen - dann beginnen sie es auch zu hören. Aber die Basslinie eines akustischen Stehbass in der Rhythmussektion einer Big Band wird von vielen tatsächlich kaum noch rausgehört, da kann man noch sehr drauf hinweisen. Es gab mal Zeiten, da bestimmte so ein Stehbass den Groove der Tanzmusik.
Es ist eine Frage der Gewohnheit. Es gibt doch tatsächlich (jüngere, also jünger als ich) Menschen, die bei einer James Brown oder Rufus Thomas oder Dr John Aufnahme entgeistert fragen, wo denn da der Rhythmus sei, sie könnten den Takt nicht hören - es macht halt nicht (nur) wumps bumps bei jeden Taktschlag.... Es ist sicher wie Malerei angucken. Wer nicht weiß worauf er achten muss, sieht nur die Motive und findet sie mehr oder weniger ansprechend, wer etwas mehr von Malerei versteht, sieht auch viel mehr im Bild: Techniken, Bezüge, Anspielungen, Arbeitsprozesse, Interpretationen, Denkwege, die alle was zur Aussage des Bildes beitragen.
Und es ist ja nicht so, dass in der Vergangenheit nicht auch reichlich arg schlichte schlechte Musik aufgenommen wurde. Nur, das meiste was überdauert hat, hat eben eine gewisse Qualität. Und Digitalisierung tut der selten Gutes. Nicht dass es nicht geht: aber da müssen wirklich Spezialisten mit viel Aufwand ran, um den Originalsound ins Digitale zu transportieren. Das lohnt sich aber beim heutigen Markt kaum bzw. ist teuer, und deshalb hört es sich halt an, wie es sich anhört.