Strange Lady hat geschrieben:
Ich hatte es eher so verstanden, dass Fremdgehen nicht als charakterliche Macke oder Fehler wahrgenommenwird, sondern als Fehlverhalten. Den Charakter kennt man ja, mit dem hat man sich bewusst arrangiert, aber das bedeutet noch lange nicht, dass damit sämtliche späteren Fehltritte abgedeckt wären, so à la: Jetzt kann ich treiben, was ich will - wie gesehen, so gekauft.
Das ist deine Interpretation meiner Worte.
Du forderst ja immer wieder ein, dass man sich mit allen Menschen hier im Forum auseinandersetzen soll. Hättest du das bei mir getan, würdest du wissen, dass ich immer und immer wieder sage, dass man durch eine Beziehung per se nicht glücklich wird und dass eine Beziehung gepflegt werden muss. Klingt also ganz anders als "Jetzt kann ich treiben, was ich will"
Es ist vielmehr so, dass ich Fehler und Fehlverhalten nicht ausschließe. Ich bin mir sicher, dass jeder in einer Beziehung, wo man sich tagtäglich sieht, den anderen irgendwann verletzt.
Schau dir deine Beziehungen zu anderen Menschen an. Hattest du nie eine Freundin oder Bekannte oder jemanden aus der Verwandtschaft , mit der oder dem du dich so gestritten hast, dass ihr nicht mehr miteinander geredet habt? Wo du fest der Überzeugung warst, dass du nie wieder was mit der Person zu tun haben willst und es sich doch wieder eingerenkt hat, nachdem eine ganze Zeit vergangen war und ihr wieder miteinander geredet habt?
Meinst du wirklich, dass könnte nicht genauso in einer Beziehung vorkommen? Dass man denkt, das wäre es mit der Beziehung und es renkt sich doch wieder ein? Vielleicht sind die beiden auch mal eine ganze Zeit jeder seine eigenen Wege gegangen und haben erst nach einer gewissen Zeit es geschafft, wieder miteinander zu reden?
Ich habe schon einige Krisen in Beziehungen hinter mir. Ich habe nie meinen Partner betrogen. Aber ich weiß, wie schlecht es einem geht, wenn es in der Beziehung kriselt und wie sehr man sich - wie immer wenn es einem im Leben schlecht geht - danach sehnt, dass jemand einen in den Arm nimmt.
Ich denke, ich hab es schon oft genug gesagt, dass ich fremdgehen nicht gutheiße. Aber dass es passieren kann und zwar nicht, weil man seine Geilheit befriedigen will, sondern weil man die Nähe eines andern Menschen spüren will, wenn es einem im Leben schlecht geht, kann ich durchaus nachvollziehen.
Ja, vieles ist heute kurzlebiger als früher. Dafür ist vieles auch viel aufrichtiger heute. Früher hätte frau gute Miene zum bösen Spiel machen müssen, weil sie wirtschaftlich abhängig vom Mann war oder weil es sich einfach so gehörte. Welche Qualität solche Partnerschaften, die idR von (die Zähne zusammenbeißenden und still vor sich hinleidenden) Frauen getragen wurden, hatten, möchte ich echt nicht im Detail wissen. Bin froh, dass diese Zeiten vorbei sind.
Ich wundere mich, welches Frauenbild ihr von den Frauen dieser Generation habt.
Genau das war doch die Generation der Frauen, die im Krieg gearbeitet hat, weil die Männer an der Front waren, die nach dem Krieg Deutschland wieder aufgebaut haben, die in einer Zeit lebten, in der man selbst mit 7 Jahren Volksschule und keinerlei Berufsausbildung einen Job gefunden hat, weil die Wirtschaft in den 50ern und 60ern so sehr boomte, dass man Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland holte und Arbeitskräfte fehlten und die als Kriegswitwen oder Frauen von Kriegsversehrten oftmals sogar für den Lebensunterhalt sorgen mussten.
Das waren Frauen, die sehr stark und mehr als nur Heimchen am Herd waren. Für die aber auch ganz andere Dinge in der Ehe wichtig waren als für uns heute, weil sie selbst die Schrecken des Krieges mitgemacht hatten und Männer an ihrer Seite hatten, die über Jahre damit rechnen mussten, dass der Tag ihr letzter wäre und die kriegstraumatisiert waren.
Wenn ich an meine beiden Großmütter denke, die nur wenig jünger als Loki Schmidt gewesen sind, kenne ich diese nur als starke Frauen, die taten, was sie für richtig hielten. Die eine ernährte sowieso die komplette Familie, war Alleinverdienerin, nachdem ihr Mann mit 32 Jahren Frührentner wurde, die andere war Flüchtling und hatte 8 Kinder, wovon eines starb. Sie ließ alle Kinder aufs Gymnasium gehen und wer wollte, hatte die Möglichkeit zu studieren. Ich weiß von ihr, dass sie und ihr Mann auch mal eine Krise hatten, weil er mit den Kriegsfolgen haderte und dass sie sich auch mit ihren 7 Kindern hätte scheiden lassen. Eine Arbeit hatte sie für den Fall der Fälle schon angenommen - als Sekretärin bei der US-Army. Hätte er damals eingewandt, dass sie ohne seine Zustimmung die Arbeit angenommen hat, wäre er im Falle der Trennung gesellschaftlich unten durch gewesen.
Wirtschaftlich abhängig war damals in der Tat nur die Frau, die es sein wollte.
Loki Schmidt als berufstätige Lehrerin war es bestimmt erst recht nicht.
Ich meine, du bist mit deinem ersten Mann ja auch nicht zusammengeblieben - hatte zwar andere Gründe, aber das Prinzip ist ähnlich: es ging einfach nicht mehr für dich.
DAs Prinzip Loki-Helmut hätte bedeutet, dass du bei deinem Mann bleibst und das, was ihr hattet, nicht einfach so wegwirfst, nur weil das Ganze einen Kratzer bekommen hat durch seine Krankheit. Was ist mit seinen Macken und Fehlern? Man könnte auch behaupten: Fremdgehen ist ein schlimmeres Vergehen als krank zu sein.
Was hat denn das hier zu suchen?
Ich hab mal zu der Sache mit meinem Expartner ein paar Dinge im Frauenforum geschrieben. Wenn du auf die anspielst, dann verdrehst du die Tatsachen.
Im Übrigen ist das Frauenforum nicht umsonst ein nicht geschützer Bereich, in dem nicht jeder mitlesen darf. Ich hoffe, du bist sonst diskreter mit dem was du dort liest (oder auch nicht liest).
Sei es drum. Meine vergangenen Beziehungen stehen hier nicht zur Debatte und so unterlass ich es mal deine Fehler auszubügeln.
Keine Ahnung, ob ich verzeihen würde oder nicht, aber man kann ja einfach mal wertfrei so stehenlassen, dass es da unterschiedliche Auffassungen gibt.
Ich denke nach wie vor, dass ich das gemacht habe, aber einigen scheint es nicht zu passen, dass ich es durchaus als Leistung ansehe, wenn man nach einem Seitensprung oder anderen Krisen die Ehe wieder in Ordnung bringt und sie bis zum Tod eines Partners fortgesetzt wird.
Aber ich bekenne mich schuldig, dass ich mich der Frauensolidarität widersetze und nicht jeden Mann, der irgendwann mal fremdgegangen ist, am liebsten kastriert sähe, nachdem seine Frau ihn behalten hat.