Rosie

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Tilion

Re: Rosie

Beitrag von Tilion »

Dein Erlebnis ist natürlich nicht sehr schön. :( Die Triggerwarnung steht da ja nicht ohne Grund, eben weil ich weiß, dass das Lesen so einer Geschichte eben solch Erinnerungen vorholen kann. Die Geschichte ist ja nicht dafür gedacht, euch zu quälen. Ich muss aber die Triggerwarnung heute abend, wenn es soweit ist, sowieso für heute erweitern.

Dennoch bedanke ich mich für dein Lob. :)
Tusnelda

Re: Rosie

Beitrag von Tusnelda »

Tilion hat geschrieben:Dein Erlebnis ist natürlich nicht sehr schön. :( Die Triggerwarnung steht da ja nicht ohne Grund, eben weil ich weiß, dass das Lesen so einer Geschichte eben solch Erinnerungen vorholen kann. Die Geschichte ist ja nicht dafür gedacht, euch zu quälen. Ich muss aber die Triggerwarnung heute abend, wenn es soweit ist, sowieso für heute erweitern.

Dennoch bedanke ich mich für dein Lob. :)

Gerne doch :) , fühlte mich doch nicht gequält von deiner Geschichte. Mir ist das von damals nur gerade wieder eingefallen. Wurde sonst nie gemoppt und habe heute auch einen ganz normalen Kontakt mit den Leuten von damals, man sieht sich, redet kurz und alles ist gut.

Also dann weiter an die Tasten :brille1:
Tilion

Re: Rosie

Beitrag von Tilion »

Triggerwarnung: Neben dem allgemeinen Thema "Mobbing" wird im heutigen Abschnitt auch das Thema "Selbstmordgedanken" angesprochen. Wer damit Probleme hat oder hatte, sollte sich genau überlegen, ob er den heutigen Abschnitt liesst. Mich hat es während des Schreibens ziemlich mitgenommen, besonders weil es meine eigenen Gedanken vor 15 Jahren waren. Also meine Bitte an euch, wenn euch das zu sehr runterzieht, tut euch einen Gefallen und lest dann morgen Abend wieder. Danke für eure Aufmerksamkeit.

Nach der Warnung folgt nun mein üblicher Einleitungstext. Es ist Abschnitt Nummer fünf und bin wieder dankbar für Feedback und nett verpackte, nicht verletzende Kritik. Denkt daran, meine Geschichten sind meine Babies. :)
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Es war ein kalter Februartag, es hatte geregnet und überall auf den Gelände waren Match und Pfützen. Wie betäubt verließ Rosie nach Schulschluss das Gebäude. In Gedanken versunken lief sie Richtung Ausgang. Mit mal erhielt sie einen Schubs. Sie strauchelte und landete mit dem Gesicht im Dreck. Zuhause angekommen, waren ihre Eltern sehr erbost. Schließlich waren die Sachen teuer gewesen und nun waren sie verdreckt und nass. Rosie konnte ihren Eltern nicht die Wahrheit sagen. Sie schämte sich viel zu sehr und es war ihr peinlich zu sagen, was man mit ihr veranstaltete. Von all diesen Demütigungen und sagte sie ihren Eltern nicht ein Wort. Lieber zog sie sich noch den Zorn ihrer Eltern zu. Sie setzte sich auf ihr Bett, die Knie unters Knie gepresst. Sie hörte in ihren Gedanken nur noch wie Magdalena sagte: „du bist allein und du wirst allein bleiben, für immer“ und dann begann Rosie bitterlich zu weinen. Und Tränen sollten noch an vielen Tagen fallen, denn sie begann zu realisieren, dass Magda recht haben könnte.

Von dem Tag an war Rosie endgültig gebrochen. Sie isolierte sich immer mehr, kam nur noch zu den Mahlzeiten aus ihrem Zimmer. So glaubte sie, dass sie ihren Eltern nicht zur Last fallen würde. Obwohl beide durch die Leitung des Familienunternehmens immer sehr beschäftigt waren, bemerkten sie, dass etwas mit ihrer Tochter nicht stimmte, doch bekamen sie nicht heraus was es war. Rosie blockte immer ab, wenn ihre Eltern wissen wollte, was mit ihr nicht stimmte. Besonders ihre Mutter verzweifelte, weil sie keinen Zugang mehr zu ihrer Tochter fand. Folglich wuchsen auch die Spannungen innerhalb der Familie. An manchen Tagen machte Rosie ihren Eltern Vorwürfe, ihr nicht beizustehen, doch auf die Frage „Wobei denn?“ schwieg sie, Angst und Scham versiegelten ihre Lippen. Die Streitereien zu Hause und die Erniedrigungen in der Schule trieben Rosie immer mehr in die Verzweiflung. Sie funktionierte nur noch. Sie empfand keine Freude mehr. In ihr war nur noch eine Leere und Traurigkeit. Sie fragte sich dann immer, was sie im Leben falsch gemacht hat, womit sie dieses Schicksal verdient hatte. Sie war immer nett zu allen gewesen. Sie versuchte es immer allen Recht zu machen und doch, so schien es ihr, hatte sich die ganze Welt gegen sie verschworen. Und sie fühlte sich einsam und verlassen. Sie wünschte sich so sehr jemanden, mit dem sie reden konnte, jemanden, der ihr Halt gab. Doch da war niemand. Und ja, in ihren dunkelsten Stunden, wenn die Verzweiflung übermächtig war und die Wände ihres Zimmers sie zu erdrücken schien, dachte Rosie auch daran zu sterben. Es brauchte sie niemand und sie dachte, wenn sie tot ist, dann ist sie niemanden mehr im Weg und alle Qual wäre vorbei. Sie sah sich auf dem Schulgebäude stehen, dem Ort ihres Leidens und in ihrer Fantasie sprang sie jedes Mal und alles war vorbei.
Tilion

Re: Rosie

Beitrag von Tilion »

Rosie nähert sich auf meiner Festplatte langsam aber sicher der Vollendung. Ihr habt aber noch mindestens fünf zum Teil sehr lange Abschnitte vor euch. Was bedeutet, dass euch Rosie auch noch in der nächsten Woche begleiten wird. Ab heute gilt wieder Triggerwarnung vom Samstag.

Feedback ist gerne gesehen. Viel Spaß mit dem neuen Abschnitt. :)
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Doch es blieb nur bei diesem Wunsch. Stattdessen mühte sie sich weiter durch ihr Leben. Gedemütigt, erniedrigt, geschlagen, voller Angst, ohne Hoffnung. Sie war um jeden Tag froh, an dem sie einfach nur ignoriert wurde. Denn wenn sie Aufmerksamkeit bekam, bedeutete dies meist, dass Rosie am Ende wieder auf dem Boden lag.

Kurz zu mir. Ich bin 20 Jahre und somit zwei Jahre älter als die meisten. Ich wurde für freundlicherweise von der Schulleitung zwei Jahre zurückversetzt. Was daran liegt, dass ich einen Autounfall hatte als ich 18 war und insgesamt 1,5 Jahre Krankenhausaufenthalt und Reha hinter mir habe. Es war keine einfache Zeit, aber nun bin ich Gott sei dank wieder fit.

Nun kam ich nach den Winterferien in diese 12. Klasse. Es war mein erster Tag und stellte ganz schnell fest, dass es eine sehr lebhafte Klasse war und alle auch gut miteinander auskamen. Ich schaute mich während einer Freistunde genauer um und entdeckte dieses stille, ängstlich wirkende Mädchen hinter mir, wie sie sich auf ein Buch konzentrierte. Sie wirkte inmitten der Anderen wie ein Fremdkörper. Es fiel mir auf, dass sich keiner für sie interessierte, während man sonst jeder mit jedem schwatzte. „Sag mal, wer ist denn das rechts hinter mir?“, fragte ich meine Nachbarin zur Rechten. „Ach, das ist nur Rosie. Die brauchst du nicht beachten.“ Ich ließ es dabei bewenden und unterhielt mich weiter. Einige Zeit später, ich war gerade ins Mathebuch vertieft, weil ich noch etwas Lehrstoff nachlesen wollte, da hörte ich wie Magdalena mit ihren Freundinnen und Tom im Schlepptau zur Tür reinkam. Ich nahm zuerst nur am Rande davon Notiz, doch dann machte sich eine hektische Unruhe breit. Ein Stuhl wurde weggestoßen, begleitet von schadenfrohen Gelächter und eine leise, verzweifelte Stimme: „Nein, bitte nicht!“, die immer mehr in ein Wimmern überging. Ich drehte mich um und war fassungslos, wegen dem was ich da sah. Da hatte Tom den einen Arm und Celine den anderen Arm von dieser Rosie gepackt, während Leonie und Magdalena sie kniffen und immer zu mit 'nem Lineal zustachen. Strampelte sie zu wild, gab es einen Tritt vors Schienbein. Ich habe noch nie gesehen, wie jemand so behandelt wird. Ich schaute mich um, doch keiner wollte etwas dagegen unternehmen. Im Gegenteil, ein kleiner Rest schaute weg, es gab aber auch viele die fanden das sogar lustig und lachten sich ins Fäustchen. Da waren vier Leute, die ein Mädchen, fast schon misshandelten. Es ist ja nicht so, das Rosie sonderlich stark war. Sie ist nun mal klein und zierlich, und dann wird sie von zwei Menschen festgehalten, die eindeutig kräftiger waren, während sie von den zwei anderen gequält wurde.
Tilion

Re: Rosie

Beitrag von Tilion »

Heute geht es weiter mit einem etwas kleineren Abschnitt, vielleicht gibt es dann morgen die zwei großen Abschnitte als Ausgleich. Ansonsten bleibt alles beim Alten, wie die Triggerwarnung und Wunsch nach Feedback. Also dann, gute Unterhaltung. :)
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Mich packte die kalte Wut, ich glaube, so wütend war ich in meinem ganzen Leben noch nicht gewesen. Ich sprang von meinen Platz auf, hechtete zu dem Grüppchen und stieß Tom so fest, dass er einen Satz nach hinten machte. Ich glaube, ich habe Leonie auch noch einen Stoß versetzt. Ich weiß es nicht mehr, es ging zu schnell. Es brüllten einige etwas, die waren bestimmt enttäuscht, dass jemand ihre Vorstellung unterbrach, sie waren es ja nicht gewohnt. Unter den Protesten der Meute führte ich Rosie hinaus in die Cafeteria. Ich setzte sie auf ein Sofa, das in der Ecke stand. Sie zitterte am ganzen Körper während Tränen ihre Wangen herunter liefen. Ich wusste nicht, wie ich sie beruhigen konnte, also setzte ich mich neben sie, legte vorsichtig eine Hand auf ihren Unterarm und streichelte sie. „Danke“, sagte sie mit brüchiger Stimme. Ich fragte sie: „Das war doch niemals das erste Mal, dass man so etwas mit dir macht?“. Sie versuchte zu antworten, schüttelte aber nur den Kopf und ließ ihren Tränen freien Lauf. Ich legte meinen Arm um sie und sie legte ihren Kopf auf meine Schulter. So saß ich einige Minuten mit der weinenden Rosie. Als sie sich wieder beruhigte, fragte ich sie, wie lange das denn schon so geht. Sie sah mich an und sagte niedergeschlagen, „Schon sehr lange“. Ich nickte nur und holte ihr etwas zu trinken. Anschließend legte ich meine Hände auf ihre Schultern und sagte ihr: „Niemand sollte so behandelt werden, wie du. Ich werde ab sofort ein Auge auf dich haben. Bleib noch etwas hier, ich hole dich, wenn ich fertig bin, okay?“ „Was hat du vor“, fragte Rosie ganz entsetzt. Grinsend sagte ich: „Ich werde deinen netten Mitschülern mitteilen, dass es nicht mehr so einfach sein wird, dich weiter so zu behandeln, wie sie es bis jetzt gemacht haben“
Jelly Belly

Re: Rosie

Beitrag von Jelly Belly »

Hm ich hatte gehofft die Geschichte entwickelt sich in eine andere Richtung.
Tilion

Re: Rosie

Beitrag von Tilion »

Wie euch bestimmt aufgefallen ist, kam gestern Abend kein neuer Abschnitt. Ich habe es schlicht vergessen :oops: Ich muss aber zu meiner Verteidigung sagen, dass ich gestern auch nicht die beste Laune hatte. Also geht es halt jetzt mit einem längeren Abschnitt weiter. Ansonsten bleibt alles beim Alten.
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Mit noch immer sehr großer Wut im Bauch marschierte ich Richtung Klassenzimmer. Als ich mich näherte, hörte ich, dass aufgeregt diskutiert wurde. Ich hörte mir das einen Augenblick an und riss dann die Tür auf. „Hinsetzen, Schnauze halten. Und wehe, irgendjemand von euch wagt es, aufzustehen und nach draußen wollen.“ Kein Ton war zu hören. Der Klang meiner Stimme zeigte ihnen wohl, dass ich für Scherze im Moment nicht zu haben war. Ich stellte mich vor den Lehrertisch und sprach: „Bis vor 15 Minuten hielt ich euch ja alle für gut drauf und freute mich sogar, hier die die Klasse zu wiederholen, aber dann musste ich Zeuge werden, wie man sich zu viert an einem offensichtlich wehrlosen Mädchen vergreift und der Rest feixend zuschaut. Und ich musste erfahren, dass dies bereits eine lange Zeit so geht. Habt ihr auch nur irgendeine Ahnung, was ihr diesem Mädchen antut?“ Stille, alle schauten mich an. Einige schienen erst jetzt darüber nachzudenken. Ich setzte mich auf den Lehrertisch und winkte ab. „Nein!?. Das dachte ich mir, ihr braucht jetzt auch nicht mehr damit anfangen. Könnt ihr mir wenigstens sagen, warum?“
„Schon allein dieser Name, Rosie, völlig lächerlich“, hörte ich es.
„Der Name!?“ antwortete ich. Ich ging auf ihn zu. „Du bist Ben, richtig?“ Er nickte und schaute mich herausfordernd an. Ich fuhr fort: „Schön, Ben. Dann sage mir, was kann sie für ihren Namen? Hat sie ihn sich selbst gegeben, damit ihr auf Rosie herumtrampeln dürft?“
„Kann doch sein“, lachte er. Ich schlug auf seinen Tisch und schrie ihn an: „Habe dir die Erlaubnis gegeben mich zu verarschen. Noch sein ein Spruch und ich vergesse mich.“ Und zum Beweis, dass es mir ernst war, nahm ich seinen Bleistift und zerbrach ihn. Er wurde blass und sah mich staunend an. Mehrmals atmete ich durch, um meinen Puls wieder herunterzufahren. „Also, weiter. Ich habe noch keinen Grund gehört, sie so fertig zu machen.“
„Sie ist reich, arrogant und hat uns immer wie den letzten Dreck behandelt“. Ich hob eine Augenbraue. „Mhh“, machte ich, „wie hat sie das denn angestellt? Auf mich wirkte sie nicht arrogant und wer hier wen wie den letzten Dreck behandelt hat, wollen wir jetzt nicht wirklich diskutieren, oder?“
„Na ja, die blöde Ziege hat nie etwas gesagt“, rief eine. „Genau“, stimmten einige zu. „Sie hat lieber ihre Nase in ein Buch gesteckt anstatt mit uns zu reden. Und immer kam sie in Markenklamotten, als ob sie was Besonderes wäre. Die wollte doch nie was mit uns zu tun haben.“
Ich schüttelte nur noch den Kopf. „Oh man, Erstens das mit dem Reichtum ist genauso ein Schwachsinn wie das Argument mit den Namen. Was kann sie dafür, dass ihre Eltern sie Rosie genannt haben. Was kann sie dafür, dass ihre Eltern wohlhabend sind? Richtig, nichts. Und noch 'ne Frage: Hat sich jemand mal die Mühe gemacht, mit ihr zu reden oder sie sogar zu integrieren?“ Wieder blickte ich in die Runde und sah viele betretende Gesichter. „Anscheinend seid ihr nicht auf die Idee gekommen. Und auf darauf, dass sie nicht arrogant ist sondern schüchtern seid ihr dann wohl auch nicht gekommen. Aber warum habt ihr sie dann nicht wenigsten ignoriert, warum muss sie so leiden?“
Magdalena, Leonie, Celine und Tom sah ich einzeln mehrere Augenblicke in die Augen und versuchte zu erkennen, was in ihnen vorging. Celine sah mich zögernd an und sagte schließlich: „Ich weiß nicht, wie es den drei hier ging. Aber ich habe mir nichts dabei gedacht. Es war halt ein großer Spaß. Ich wusste nicht, wie es in ihr ausschaut“
„Hat der Rest deiner Freunde auch noch was zu sagen?“, fragte ich, doch die schüttelten nur den Kopf. „die Anderen noch etwas?“ „Was ist mit Georg und Frederic? Die waren auch immer vorne dabei, wenn es gegen Rosie ging“, antwortete ein Mädchen auf der linken Seite, „Es ist unfair, wenn Magda, Leo, Tom und Celine und wir Anschiss kriegen, während Georg, Frederic und Ben noch viel schlimmere Sachen mit ihr angestellt haben“
„Halt die Fresse, Sarah“, mischte sich Ben ein. „Halt lieber du deine Fresse...Ben. Wer ist Georg und Frederic?“ So erzählten man mir, wer diese Zwei waren, doch was sie Rosie angetan haben, verschwieg man mir. Ich merkte, dass einige offensichtlich Angst vor ihn hatte.
„Gut, von jetzt an habe ich ein Auge auf Rosie und sollte ich noch mal erleben müssen, wie jemand sie wie Dreck behandelt, dann bekommt er es mit mir zu tun. Das gilt auch für Georg. Ich werde jetzt Rosie zurückholen und dann werden wir alle versuchen uns zivilisiert zu verhalten. Ich möchte keinen Krieg mit euch anfangen. Ihr seid an sich eine gute Gruppe, aber leider blind und feige. Es hängt von euch ab.“
Tilion

Re: Rosie

Beitrag von Tilion »

Weil ich gestern Abed ja geschlampt habe, gibt es halt jetzt bereits nen neuen Abschnitt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch mal für das Interesse bedanken. Wenn ich mir die Anzahl der Zugriffe anschaue, scheint es ja doch einige zu geben, die wirklich wissen wollen, wie die Geschichte weitergeht. ;)
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Zwei Tage später. Ich wollte blieb noch ein wenig länger in der Schule und wollte schon nach Hause gehen. Da sah ich in 'nem Klassenraum Magdalena, Leonie, Celine und Tom. „Kann ich euch mal sprechen?“, fragte ich. Es kam keine Reaktion also trat ich ein. „Hört mal“, sagte ich, „ich wollte euch vorgestern nicht so doll schubsen. Ich wollte euch nur Angst einjagen, damit ihr von der Rosie ablasst. Ich hoffe für mich, ihr wollt mir jetzt nicht ans Bein pieseln, weil ihr „keinen Spaß“ mehr haben dürft. Das wäre nämlich schade, so dämlich sich das auch anhört, aber ich halte euch für ganz in Ordnung. Ich glaube euch sogar, dass ihr nicht wusstet, was ihr da anrichtet.“
Es herrschte Schweigen, doch es war kein unfreundliches Schweigen. Ich hatte eher den Eindruck, dass sie wirklich darüber nachdachten, was sie getan hatten. Sie schienen jemanden gebraucht zu haben, der sie wachrüttelt. „Keine Angst wir werden dich schon nicht bekriegen. Du bist ganz schön mutig, dich gegen vier Leute zu stellen, um jemanden zu beschützen, den du nicht kennst. Ich muss zugeben, am Anfang war ich schon sauer auf dich. Doch ich habe nachgedacht und vielleicht haben wir doch übertrieben. Ich denke, wir werden deine Rosie in Ruhe lassen“, sagte Magdalena.
„Georg soll morgen wiederkommen und sei gewarnt, dem ist nicht mit Vernunft beizukommen. Der Typ ist mir unheimlich. Mit dem stimmt etwas ganz gewaltig nicht. Ich saß mal mit ihm zusammen und wir unterhielten uns ganz normal. Mit mal springt der auf, sprintet zu Rosie, schlägt ihr voller Wucht auf den Hinterkopf, dass der richtig nach vorne fliegt und schlendert dann gemütlich zu mir zurück und quatscht weiter als ob nichts gewesen wäre. Ich bin echt froh, dass ich die anderen habe, denn der Typ tickt wirklich nicht richtig“, erzählte mir Leonie.
„Ihr scheint ja wirklich noch die Harmloseren zu sein und was ist mit den anderen beiden, Ben und Frederic?“, fragte ich.
Tom antwortete: „Joa, die sind halt beide nicht die Schlauesten und wenn alleine sind sie, bis auf ihre große Klappe, ganz harmlos. Das Problem ist halt, die schauen zu Georg auf. Der hat sie vollkommen im Griff und ich bin gewiss nicht der Schwächste, aber die drei will ich nicht gegen mich haben. Wenn man mal drüber nachdenkt, dann könnte man fast Mitleid mit Rosie haben.“
„Ein bisschen spät für euren Sinneswandel, meint ihr nicht? Wenn die Situation wirklich so aussieht, wie ihr sie mir beschreibt, dann werde ich Unterstützung brauchen. Ihr könntet zumindest einen Teil, von dem was ihr angerichtet habt, wieder gut machen, wenn ihr meine Unterstützung wärt. Ihr müsst ja nicht an vorderster Front mitmischen, aber ich brauche jemanden der mir den Rücken freihält und die anderen sind mir entweder zu schwach, zu feige oder schlicht zu dumm. Ihr seid die Einzigen, die dafür in Frage kommen. Wie sieht es aus?“
Sie steckten die Köpfe zusammen und diskutierten ausgiebig. Magdalena blickte mir durchdringend in die Augen und sprach dann: „Gut, du kannst auf uns zählen. Wir sind kein Schlägertrupp, aber wir werden tun, was wir können.
„Ich danke euch, dann habe ich eine Sorge weniger. Wir sehen uns dann morgen“, erwiderte ich und ging hinaus.
Tilion

Re: Rosie

Beitrag von Tilion »

Hier kommt nun der vorerst letzte Teil. Mehr gibt es im Moment noch nicht. Aus dem einfachen Grund, weil ich in den letzten Tagen inspirationslos war und mir kein vernünftiger Schluss einfallen will. Sollte mir doch noch eine zündende Idee kommen, erwartet euch morgen Abend wie gewohnt der nächste Teil, ansonsten muss ich euch um Geduld bitten. Dennoch wünsche ich euch gute Unterhaltung mit dem aktuellem Abschnitt. :)
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Am nächsten Morgen war die Klasse dann wieder vollständig und ich konnte Frederic und insbesondere diesen Georg in Augenschein nehmen. Er war groß und kräftig gebaut, dass war ich auch einigermaßen, dennoch hatte ich die Beschreibung von den Vier gestern nicht vergessen und wollte nicht in 'ne Schlägerei verwickelt werden. Vor allem nicht wenn Frederic und Ben noch mitmischen würden. So fit war ich nach meinem langen Aufenthalt im Krankenhaus dann doch noch nicht. Georg machte zwar einen irgendwie rastlosen Eindruck, schien aber sonst ganz normal und er ließ Rosie in Ruhe, auch wenn es so schien, als ob sie ab und zu mal ängstlich zu ihm herüberschaute. Ich sah sie aufmunternd an, als Erinnerung, dass ich sie beschützen werde, was sie dann auch ein wenig ruhiger werden ließ.
Während einer Freistunde geschah es dann. Alles schien friedlich, die Sonne schien in den Raum und alle waren gut drauf. Zugegeben, die Klasse wusste mit Rosie nichts anzufangen, zu verschieden war sie von ihren Mitschülern. Aber man tat ihr wenigstens nichts mehr an und ignorierte sie. Mehr konnte ich für das Mädchen nicht tun. Die anderen zu zwingen sie zu mögen, war nun mal nicht möglich. Mit mal hörte ich hinter mir etwas poltern. Ich drehte mich um und sah wie sich Rosie nach ihrer Wasserflasche bückte, die ihr offensichtlich runter gefallen war. Aus dem Augenwinkel sah, wie sich Georg in Bewegung setzte und zielstrebig auf sie zu marschierte. „Pass doch auf. Du hast mich gerade unterbrochen, du dummes, nutzloses Stück Scheiße“, herrschte er sie an. Ich war gerade aufgestanden und wollte ihn fragen, was er da für ein Theater macht. Da gab er Rosie einen Stoß, so dass sie mit dem Stuhl nach hinten kippte. Ich konnte das vereinzelte Schnappen nach Luft hören. Sie versuchte von ihm wegzukommen, da er bereits im Begriff war, ihr nachzusetzen. Aber soweit kam er nicht. Ich nutzte den Überraschungsmoment, packte ihn und drückte ihn gegen die Wand, so fest ich konnte.
„Du bist ja wirklich ein feiger Wurm. Hast du denn überhaupt keine Ehre im Leib? Vergreifst dich an 'nem Mädchen was 'nen Kopf kleiner und 30 Kilo leichter ist als du. Von nun an wirst du dich dann aber auch mit mir anlegen müssen, wenn du dich noch mal an ihr vergreifst“.
„Ach, du bist das Schoßhündchen von der kleinen Missgeburt. Ich habe schon von dir gehört“, antwortete Georg verächtlich.
„Hüte deine Zunge sonst lernst du mich richtig kennen. Sollte ich noch ein Mal sehen oder auch nur Gerüchte hören, dass du Rosie beschimpfst und Hand an sie legst, mache ich dich fertig.“
Georg versuchte sich aus meinem Griff heraus zu winden, doch es gelang ihm nicht, ich hatte den besseren Stand um meine Kraft effektiver zu nutzen.
„Hör' auf zu zappeln. Ich lasse dich erst wieder los, wenn ich sicher bin, dass du Rosie in Ruhe lässt“, machte ich ihm klar.
„Frederic, Ben. Wo bleibt ihr Tölpel, nun helft mir doch endlich mal. anstatt zuzusehen wie der Typ mich hier demütigt“, rief Georg verzweifelt.
Die beiden wollten zwar aufstehen, aber jemand hatte was dagegen. „Lasst es sein, ihr habt Rosie genug kaputt gemacht. Was wollt ihr denn noch? Seht sie euch doch an, weiter könnt ihr sie nicht mehr in den Boden stampfen“. Celine war es, die mir zu Seite sprang. Ben wollte die neuen Verhältnisse aber noch nicht akzeptieren. „Seit wann stehst du denn auf der Seite vom Abschaum. Ich habe mich eh immer gewundert, wie es Magda und Leonie mit dir ausgehalten haben. Aber anscheinend ist das jetzt vorbei.“
„Da muss ich dich leider enttäuschen. Wir drei und Tom auch, sind immer noch ein Herz und eine Seele. Uns ist nur klar geworden, dass unser Verhalten nicht für alle so lustig gewesen ist, wie für uns. Obwohl mir klar ist, dass diese Einsicht für einige hier zu spät zu kommt“, Magdalena schaute bei den letzten Worten in Rosies Richtung und hielt dann inne, als ob sie noch etwas sagen wurde, es kam jedoch nichts mehr.
Ben sah ein, dass da nichts mehr zu machen war und auch Georg realisierte, dass er alleine stand. Ich ließ ihm langsam los und ging zu seinem Platz, wobei er mir aber noch mal einen drohenden Blick zu warf.
Tilion

Re: Rosie

Beitrag von Tilion »

Nach zwei Wochen kann ich nun endlich sagen, dass die Geschichte über Rosie endlich ihr Ende gefunden hat. Ich möchte mich bei allen Leserinnen und Lesern bedanken für das Interesse und das Feedback bedanken. Musikalisch inspiriert wurde ich durch: After Forever, Anathema, ASP, My Dying Bride, Nightwish, Tristania.

Genug der Vorrede, viel Spaß mit dem letzten Teil. :)
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Natürlich gab sich Georg nicht so schnell geschlagen und spielte weiter seine Spielchen mit Rosie. Doch die Stimmung in der Klasse kippte. In das Gelächter mischten sich immer mehr Stimmen, die sagten, dass er doch endlich aufhören sollte und das Mädchen endlich in Ruhe lassen sollte. Georg scherte sich jedoch nicht darum und machte einfach weiter. Das Einzige was mir übrig blieb, war Rosie, so gut es ging, zu unterstützen und ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine war. Mit der Zeit wurde deutlich, dass Celine sich mit Rosie beschäftigen wollte. Celine schien doch von ihrem schlechten Gewissen geplagt worden zu sein und wollte mit sich und Rosie ins Reine kommen. So sah man, dass die Beiden alleine im Klassenraum blieben und sich unterhielten, wenn Pause war. Celine brauchte viel Zeit um Rosie zu zeigen, dass sie nichts Böses von ihr wollte, denn das Misstrauen saß tief in Rosie. So verging die Zeit. Zwischen Celine und Rosie entwickelte sich eine Freundschaft. Der Rest ließ Rosie weitestgehend in Ruhe und ließ sie wenigstens links liegen. Bis auf Georg, der die neuen Verhältnisse einfach nicht akzeptierte und dachte er könne weitermachen wie bisher. Ein ums andere mal musste ich eingreifen und ihn in seine Schranken verweisen. Doch auch Magdalena und ihre Freunde mischten sich immer mehr ein,wohl auf Drängen von Celine, die Rosie anscheinend wirklich in ihr Herz geschlossen hatte. Ich sagte mal eines Tages zu ihr: „Du magst Rosie ja richtig. Warum habt ihr euch nicht von Anfang versucht Kontakt zu ihr aufzubauen? Es wäre ihr vieles erspart geblieben.“ Celine sah daraufhin nur betreten zu Boden, doch ich tätschelte ihren Arm um ihr zu zeigen, dass ich es nicht so böse gemeint habe, wie es geklungen hat. Nach den Osterferien gab es für alle eine Überraschung. Es stellte sich heraus, dass Georg in den Ferien überraschend in eine andere Stadt gezogen ist. Jeder konnte die Erleichterung darüber in Rosies Augen sehen, dass ihr größter Peiniger fort war.
Ich hoffe wirklich sehr, dass sie die ganzen Erlebnisse eines Tages verarbeiten wird. Und all die Angst und das Misstrauen von ihr abfällt, so dass die Welt sieht, wer sie wirklich ist. Sie ist ein tolles Mädchen. Ich bin mir sicher, dass Celine ihr helfen wird und auch ich werde sie dabei unterstützen. Ich mag Rosie wirklich. Gerade dreht sie sich um und winkt mir schüchtern zu. Ich winke zurück und sehe ihr nach, wie sie am Horizont verschwindet. Die Frühlingssonne scheint und heute, an diesem schönen Nachmittag bin ich mir sicher, dass Rosie ihren Weg gehen wird.