Er hat ein Alkoholproblem

Mit einem Partner gibt es viele neue Fragen und Herausforderungen, welche Du in diesem Bereich besprechen kannst.
Forumsregeln
Forumsregeln und besondere Regeln für dieses Unterforum.

Über den Beitritt zur Benutzergruppe »Forum ausblenden: Erste Beziehung« kannst Du dieses Forum ausblenden. Weitere Informationen findest Du im AB-Treff-Wegweiser.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Dragonslayer

Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Dragonslayer »

Wir sind erst seit letzten Monat zusammen und schon jetzt hab ich so schweren Kummer mit ihm. Leider hab ich sein Problem zu spät bemerkt, sonst wäre ich wohl schon beim ersten Date geflüchtet. Aber jetzt hat Amor leider zugeschlagen und ich will ihn einfach nicht aufgeben :cry:

Er nimmt Flüssigkeit so gut wie ausschließlich in alkoholischer Form zu sich. Ein einziges Mal hab ich ihn Kaffee trinken sehen, ein einziges Mal Sprite. Sonst ausschließlich Bier, Radler und gelegentlich Wein. Am Anfang dachte ich mir nicht viel dabei, da er nie betrunken wirkte und auch vor dem Fahren nichts trinkt. Nachdem ich mich mal bisschen informiert hab weiß ich, dass er ein typischer "Spiegeltrinker" ist, also konstant einen bestimmen Alkoholspiegel aufrecht erhalten muss. Zwar trinkt er vorm Fahren nichts, allerdings lässt er dem Suff wegen auch öfter das Auto stehn. Dann bleibt er entweder daheim oder ruft sich ein Taxi, damit er nicht auf Alk verzichten muss. Wenn er nicht gerade fahren muss trinkt er schon morgens, direkt nach dem Aufstehen. Ansonsten gehts halt gleich los, nachdem er seine Einkäufe etc. erledigt hat.

Es gab flüchtige Momente, in denen er sein Alkoholproblem eingestand und meinte, das sei alles nicht gut für ihn. Meistens aber ist das Gegenteil der Fall. Dann meint er Sachen wie, Alk könne nicht schlecht sein, schließlich würde er seit Jahrtausenden konsumiert. Hätte auch überhaupt nicht viel Kalorien, stimmt gar nicht. Es sei mit Sicherheit gesünder als mein Schokoriegel, den ich alle Paar Tage esse. Er könne jederzeit damit aufhören, machts aber nicht, weils ihm halt Spaß macht. Und weil er damit nur den ganzen Kumpels und Kollegen recht geben würde, die sagen trink nicht so viel. Klar! Er ist krank, entweder er merkts nicht oder er wills nicht wahr haben.

Jetzt war er wegen starker Schulterschmerzen krank geschrieben. Laut Beipackzettel darf das Schmerzmittel nicht mit Alkohol eingenommen werden. Und was macht er? Spült es stark überdosiert mit Bier runter! Sein Arzt weiß nichts von seinem Problem, „weils ihn einen Scheißdreck angeht“. Ich machte mir Sorgen. Aber zum Glück hatte ich mich vorher über Alkoholismus informiert und wusste, dass gute Worte nichts bringen. Also ließ ich es sein. Er weiß was ich von seiner Sucht halte. Aber ich habe nicht mit ihm darüber diskutiert. Ruhig meine Meinung gesagt und dass ich es gut sein lasse, er muss wissen was er macht.

Letztens meinte er wieder, er könne jederzeit aufhören, was ich bestritt. Ich sagte, es ist ok. Ist halt ne Sucht, mir sei klar dass er momentan nicht anders kann, bei mir sei es mit meiner Bulimie damals nicht anders gewesen. Am selben Abend hatten wir böse gestritten. Aus einem vollkommen nichtigen Grund. Er meinte, ich sei ein „negativer Mensch“, da ich kleine Totenköpfe auf meinem Shirt hätte. Ich meinte nur, hast ja selber einen auf der Jacke und noch dazu ein Totenkopf-Tattoo auf dem Arm! Also was willst du? Daraufhin fiel ihm immer was neues zu kritisieren an mir ein. Ich sagte ihm dann, weißt du was, wenn ich morgen heim fahre, komm ich nicht mehr wieder. Die Nacht verbrachte er mit ner Flasche Wein im Sessel vorm TV. Sonst schläft er immerhin brav ohne zu trinken.
Am nächsten Morgen macht er mir Frühstück, Tee, bringt mir ne Decke. Alles war wieder gut. Ich werde mich auch auf keine Diskussionen mehr einlassen.

Aber es tut weh wenn ich ihn den ganzen Tag saufen sehe. Ich meine, ich muss es akzeptieren oder halt meine Koffer packen. Mittlerweile weiß ich auch wie er tickt. Sagt jemand was, fühlt er sich extrem angegriffen und sauft extra. Außerdem hält er generell (in verschiedenen Bereichen) nicht viel von professioneller Hilfe. Dass er versucht aufzuhören, halte ich zwar für sehr unwahrscheinlich. Wenn er es jedoch versuchen sollte, bin ich fast sicher, würde er sich nie Unterstützung holen und lieber daheim an Entzugserscheinungen verrecken. Daher sage ich auch nichts weiter, ich kenne ihn.

Ich weiß, alle werden mir raten ihn zu verlassen. Aber noch bin ich nicht so weit. Würde er mich schlagen oder mies behandeln, ich wäre schneller weg als er gucken kann. Außer diesem einen Streit gab es aber nie ein böses Wort. Es macht mich nur oft traurig, wenn ich sehe wie er seine Gesundheit aufs Spiel setzt. :cry:

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Papierschiff

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Papierschiff »

es ist schon krass, wie sehr du dich selbst belügst. ich hoffe, du schaffst es ihn zu verlassen bevor noch was schlimmeres passiert. ich wünsch dir alles gute!
Elmi

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Elmi »

Dragonslayer hat geschrieben: [...]
Aber es tut weh wenn ich ihn den ganzen Tag saufen sehe. Ich meine, ich muss es akzeptieren oder halt meine Koffer packen. Mittlerweile weiß ich auch wie er tickt. Sagt jemand was, fühlt er sich extrem angegriffen und sauft extra. Außerdem hält er generell (in verschiedenen Bereichen) nicht viel von professioneller Hilfe. Dass er versucht aufzuhören, halte ich zwar für sehr unwahrscheinlich. Wenn er es jedoch versuchen sollte, bin ich fast sicher, würde er sich nie Unterstützung holen und lieber daheim an Entzugserscheinungen verrecken. Daher sage ich auch nichts weiter, ich kenne ihn.

Ich weiß, alle werden mir raten ihn zu verlassen. Aber noch bin ich nicht so weit. Würde er mich schlagen oder mies behandeln, ich wäre schneller weg als er gucken kann. Außer diesem einen Streit gab es aber nie ein böses Wort. Es macht mich nur oft traurig, wenn ich sehe wie er seine Gesundheit aufs Spiel setzt. :cry:
Hi,

aus dem ersten Absatz den ich zitiert habe und den Zeilen hervor lese ich heraus, dass er - von flüchtigen Momenten wie von dir geschildert - nicht der Ansicht ist, dass er ein Problem hat. Im Endeffekt muss man sogar froh sein, so seltsam sich das anhört, dass er noch so vernünftig ist und kein Auto fährt wenn er getrunken hat. Ansonsten scheint er ja sowohl die Ratschläge seiner Freunde und auch deine Bitten zu ignorieren.

Du hast das Problem ja offenbar richtig erkannt - er ist süchtig. Und davon ausgehend würde ich ihn, so hart das klingt, vor die deutliche Wahl stehen: Entweder er lässt sich helfen oder du gehst. Und zwar zu deinem Selbstschutz. Du leidest jetzt schon darunter und das wird sich ohne dass er aktiv wird nicht ändern, im Gegenteil. Auf Dauer wirst du daran kaputt gehen - völlig unabhängig davon ob er dich schlägt oder mies behandelt (soweit darf es sowieso niemals kommen!).
Reni

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Reni »

Ich denke, Du hast bereits geschrieben was wichtig ist: entweder Du lebst damit, oder Du gehst.

Doch, zwei Fragen hab ich noch:

was war denn am nächsten Tag wieder "alles gut"? Eigentlich ist doch nichts gut?

Und war das nicht der, der mit Dir Krach hatte, weil er Dich gleich mal schwängern wollte, damit Du es Dir nicht mehr anders überlegst, und wenn Du das nicht willst, gibt's kein Sex mehr? Keine Meinungsverschiedenheit, kein Krach...?
Öhm... Ich weiß ja nicht wie Du Meinungsverschiedenheit definierst...
Kief

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Kief »

Papierschiff hat geschrieben:es ist schon krass, wie sehr du dich selbst belügst. ich hoffe, du schaffst es ihn zu verlassen bevor noch was schlimmeres passiert. ich wünsch dir alles gute!
Ich bin begeistert, wie ehrlich Dragonslayer betreffs ihrer eigenen Situation und Gefuehle ist.

Es klingt so, als haettest Du saemtliche Moeglichkeiten gut durchleuchtet, was Du bei ihm erreichen kannst, was er mit einem Eingestaendnis selbst erreichen koennte.

Was Du nicht ausgefuehrt hast, sind Sachen, die Du fuer Dich selbst machen koenntest, ohne ihn.
Dich mit Selbsthilfegruppen zu treffen, von Angehoerigen/Partnern von Alkoholikern.
Die haben zumindest einiges an Erfahrung ...
Hast Du das mal geschaut, wie es damit in Deiner Umgebung aussieht?


CU, Kief
Benutzeravatar
Mannanna
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 5075
Registriert: 16 Jun 2013 05:37
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: unfassbar.
Wohnort: im Moment Europa

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Mannanna »

Dragonslayer hat geschrieben:Wir sind erst seit letzten Monat zusammen und schon jetzt hab ich so schweren Kummer mit ihm. Leider hab ich sein Problem zu spät bemerkt, sonst wäre ich wohl schon beim ersten Date geflüchtet. Aber jetzt hat Amor leider zugeschlagen und ich will ihn einfach nicht aufgeben :cry:

Er nimmt Flüssigkeit so gut wie ausschließlich in alkoholischer Form zu sich. Ein einziges Mal hab ich ihn Kaffee trinken sehen, ein einziges Mal Sprite. Sonst ausschließlich Bier, Radler und gelegentlich Wein. Am Anfang dachte ich mir nicht viel dabei, da er nie betrunken wirkte und auch vor dem Fahren nichts trinkt. Nachdem ich mich mal bisschen informiert hab weiß ich, dass er ein typischer "Spiegeltrinker" ist, also konstant einen bestimmen Alkoholspiegel aufrecht erhalten muss. Zwar trinkt er vorm Fahren nichts, allerdings lässt er dem Suff wegen auch öfter das Auto stehn. Dann bleibt er entweder daheim oder ruft sich ein Taxi, damit er nicht auf Alk verzichten muss. Wenn er nicht gerade fahren muss trinkt er schon morgens, direkt nach dem Aufstehen. Ansonsten gehts halt gleich los, nachdem er seine Einkäufe etc. erledigt hat.

Es gab flüchtige Momente, in denen er sein Alkoholproblem eingestand und meinte, das sei alles nicht gut für ihn. Meistens aber ist das Gegenteil der Fall. Dann meint er Sachen wie, Alk könne nicht schlecht sein, schließlich würde er seit Jahrtausenden konsumiert. Hätte auch überhaupt nicht viel Kalorien, stimmt gar nicht. Es sei mit Sicherheit gesünder als mein Schokoriegel, den ich alle Paar Tage esse. Er könne jederzeit damit aufhören, machts aber nicht, weils ihm halt Spaß macht. Und weil er damit nur den ganzen Kumpels und Kollegen recht geben würde, die sagen trink nicht so viel. Klar! Er ist krank, entweder er merkts nicht oder er wills nicht wahr haben.

Jetzt war er wegen starker Schulterschmerzen krank geschrieben. Laut Beipackzettel darf das Schmerzmittel nicht mit Alkohol eingenommen werden. Und was macht er? Spült es stark überdosiert mit Bier runter! Sein Arzt weiß nichts von seinem Problem, „weils ihn einen Scheißdreck angeht“. Ich machte mir Sorgen. Aber zum Glück hatte ich mich vorher über Alkoholismus informiert und wusste, dass gute Worte nichts bringen. Also ließ ich es sein. Er weiß was ich von seiner Sucht halte. Aber ich habe nicht mit ihm darüber diskutiert. Ruhig meine Meinung gesagt und dass ich es gut sein lasse, er muss wissen was er macht.

Letztens meinte er wieder, er könne jederzeit aufhören, was ich bestritt. Ich sagte, es ist ok. Ist halt ne Sucht, mir sei klar dass er momentan nicht anders kann, bei mir sei es mit meiner Bulimie damals nicht anders gewesen. Am selben Abend hatten wir böse gestritten. Aus einem vollkommen nichtigen Grund. Er meinte, ich sei ein „negativer Mensch“, da ich kleine Totenköpfe auf meinem Shirt hätte. Ich meinte nur, hast ja selber einen auf der Jacke und noch dazu ein Totenkopf-Tattoo auf dem Arm! Also was willst du? Daraufhin fiel ihm immer was neues zu kritisieren an mir ein. Ich sagte ihm dann, weißt du was, wenn ich morgen heim fahre, komm ich nicht mehr wieder. Die Nacht verbrachte er mit ner Flasche Wein im Sessel vorm TV. Sonst schläft er immerhin brav ohne zu trinken.
Am nächsten Morgen macht er mir Frühstück, Tee, bringt mir ne Decke. Alles war wieder gut. Ich werde mich auch auf keine Diskussionen mehr einlassen.

Aber es tut weh wenn ich ihn den ganzen Tag saufen sehe. Ich meine, ich muss es akzeptieren oder halt meine Koffer packen. Mittlerweile weiß ich auch wie er tickt. Sagt jemand was, fühlt er sich extrem angegriffen und sauft extra. Außerdem hält er generell (in verschiedenen Bereichen) nicht viel von professioneller Hilfe. Dass er versucht aufzuhören, halte ich zwar für sehr unwahrscheinlich. Wenn er es jedoch versuchen sollte, bin ich fast sicher, würde er sich nie Unterstützung holen und lieber daheim an Entzugserscheinungen verrecken. Daher sage ich auch nichts weiter, ich kenne ihn.

Ich weiß, alle werden mir raten ihn zu verlassen. Aber noch bin ich nicht so weit. Würde er mich schlagen oder mies behandeln, ich wäre schneller weg als er gucken kann. Außer diesem einen Streit gab es aber nie ein böses Wort. Es macht mich nur oft traurig, wenn ich sehe wie er seine Gesundheit aufs Spiel setzt. :cry:
" Ich machte mir Sorgen. Aber zum Glück hatte ich mich vorher über Alkoholismus informiert und wusste, dass gute Worte nichts bringen."
"Ich weiß, alle werden mir raten ihn zu verlassen."
Eben. Mach Schluß. Je länger du mit ihm zusammen bist, desto schwieriger wird es.
Alkoholiker finden immer einen Vorwand, um noch einen zu heben. Und so lange sie auch nur irgendwen haben, bei dem sie noch Rückhalt haben, hören sie auch nicht auf, weil: Ist ja noch ok...
Erst wenn sie völlig am Boden sind, haben sie entweder die Einsicht, daß es so nicht mehr weiter geht, oder sie rutschen vollkommen ab. (Kenne das aus meiner näheren Verwandtschaft. Erst als mit Scheidung gedroht wurde und die Schulden kaum noch zu bewältgen waren, hatte der Mann soviel Einsicht, eine Entziehungskur mitzumachen. Hat dann auch funktioniert, zum Glück. ca 2/3 der Leute werden wieder rückfällig.)
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, daß er genug davon habe. (Descartes)

"Man will immer, was man nicht hat, und wenn man's hat, ist's langweilig" (Rainald Grebe, "Krümel")
Nobody

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Nobody »

Ich glaube nicht, dass wir dir hier helfen können. Liebe macht nunmal blind, aber du solltest nicht in dein eigenes Unglück rennen. Lieber ein schreckliches Ende, als Schrecken ohne Ende.
Sunshine

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Sunshine »

Nobody hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass wir dir hier helfen können. Liebe macht nunmal blind, aber du solltest nicht in dein eigenes Unglück rennen. Lieber ein schreckliches Ende, als Schrecken ohne Ende.
Genau diesen Rat habe ich Dragonslayer schon im Thread gegeben, in dem es um den Konflikt mit ihrem Partner zum Thema Verhütung ging. Ich befürchte sie ist noch nicht so weit.

Dragonslayer bitte spüre ganz genau in dich und entscheide dann, ob du die Situation auf Dauer aushalten kannst, so wie sie gerade ist. Du darfst dich nicht in die Hoffnung verrennen, dass er sich plötzlich ändert und dann alles gut ist. Dir muss klar sein, dass selbst wenn er wirklich vor hat seine Krankheit zu bekämpfen (und leider kann ich aus deinem Text nicht erkennen, dass er das überhaupt vor hat), ihr einen wirklich harten steinigen Weg vor euch habt.
Dragonslayer

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Dragonslayer »

Reni hat geschrieben:was war denn am nächsten Tag wieder "alles gut"? Eigentlich ist doch nichts gut?

Und war das nicht der, der mit Dir Krach hatte, weil er Dich gleich mal schwängern wollte, damit Du es Dir nicht mehr anders überlegst, und wenn Du das nicht willst, gibt's kein Sex mehr? Keine Meinungsverschiedenheit, kein Krach...?
Öhm... Ich weiß ja nicht wie Du Meinungsverschiedenheit definierst...
Ja, das war der mit der "Latex-Aversion". Gestritten hatten wir ja nicht deswegen. Hatte mich eher zurückgezogen und geschmollt. Seit ich ihm gesagt hab was los ist, benutzt er ja auch anstandslos Kondome.
Kief hat geschrieben:Was Du nicht ausgefuehrt hast, sind Sachen, die Du fuer Dich selbst machen koenntest, ohne ihn.
Dich mit Selbsthilfegruppen zu treffen, von Angehoerigen/Partnern von Alkoholikern.
Die haben zumindest einiges an Erfahrung ...
Hast Du das mal geschaut, wie es damit in Deiner Umgebung aussieht?
Überlegt hab ich mir das schon. Es gibt eine solche Gruppe hier, zu Fuß sogar gut zu erreichen. Aber ich überlege mir schon, ob ich das jetzt zu meinem Problem machen soll. Ich bin ja noch ganz frisch mit ihm liiert und denke einerseits, besser jetzt abhauen als später. Aber wie gesagt, von diesem Problem abgesehen haben wir immer eine schöne Zeit. Er hat auch keine "Symptome", an denen man ihn als besoffen erkennen würde. Daher dachte ich mir ja anfangs auch nichts dabei! Ich wusste nichtmal, dass es sowas gibt "Spiegeltrinker"!
Benutzeravatar
selina
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1426
Registriert: 20 Mai 2007 19:10
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB Vergangenheit
Wohnort: Berlin-Pankow

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von selina »

Dragonslayer hat geschrieben:Aber ich überlege mir schon, ob ich das jetzt zu meinem Problem machen soll. Ich bin ja noch ganz frisch mit ihm liiert und denke einerseits, besser jetzt abhauen als später. Aber wie gesagt, von diesem Problem abgesehen haben wir immer eine schöne Zeit.
Na irgendwie ist es doch bereits dein Problem. Du fragst in einem Forum zu dem Thema nach.
Das heißt du steckst bereits da mit drin.
Kannst du wirklich die schöne Zeit mit ihm geniessen und alles andere ausblenden? Wenn ja, tu das. Ansonsten hast du ab jetzt auch ein Problem.
Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Nougat
Kief

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Kief »

Dragonslayer hat geschrieben:
Kief hat geschrieben:Hast Du das mal geschaut, wie es damit in Deiner Umgebung aussieht?
Überlegt hab ich mir das schon. Es gibt eine solche Gruppe hier, zu Fuß sogar gut zu erreichen. Aber ich überlege mir schon, ob ich das jetzt zu meinem Problem machen soll. Ich bin ja noch ganz frisch mit ihm liiert und denke einerseits, besser jetzt abhauen als später. [ ... ] Er hat auch keine "Symptome", an denen man ihn als besoffen erkennen würde.
Hm, das sehe ich beides anders.

Die Symptome sind nicht der Alkoholspiegel, oder der schwankende Gang, sondern das Verhalten.
Dass er sich seinen Alk-Konsum nicht eingestehen will, das halte ich fuer ein Symptom.
Dass er selbst die Warnungen seiner Freunde nicht zum Anlass nimmt, das halte ich fuer ein Symptom.
Dass er sein eigenes Verhalten so beibehaelt, und weitermacht, das halte ich fuer ein Symptom.

Demzufolge ist es bereits jetzt auch Dein Problem - weil Du entweder Dich damit arrangieren musst, oder Dich ueberwinden musst, ihn zu verlassen.
Die Option, dass er ploetzlich keinen Alkohol mehr trinkt, und Du eine Beziehung zu einem nicht-Alkoholiker hast, diese Option besteht ja offenbar nicht - also ist es bereits jetzt auch Deine Sache.

Du bist Dir der Situation bewusst, also weisst Du bereits, dass Du damit umgehen musst - es ist bereits Dein Problem.
Weil ihr zusammen seid, er nichts daran aendert, und er dadurch Dein Leben beeinflusst ... ist es bereits Dein Problem.
Du denkst darueber nach, es ist bereits auch Dein Problem.

Zwischen den Moeglichkeiten "weglaufen" und "dableiben" hast Du Dich scheinbar bereits entschieden, fuer "irgendwann spaeter weglaufen", quasi ihm noch eine Gnadenfrist geben.
Und bis Du weglaeufst, koennte es Dir helfen, Dir Hilfe von Leuten zu holen, die Erfahrungen haben mit Alkoholikern.
Ich bin sicher, Du wirst dort hilfreiche Impulse erhalten. Und vielleicht sogar nicht nur fuer Dich hilfreich, vielleicht sogar fuer Eure Beziehung und fuer ihn hilfreich?


CU, Kief
Dragonslayer

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Dragonslayer »

Sunshine hat geschrieben:Dragonslayer bitte spüre ganz genau in dich und entscheide dann, ob du die Situation auf Dauer aushalten kannst, so wie sie gerade ist. Du darfst dich nicht in die Hoffnung verrennen, dass er sich plötzlich ändert und dann alles gut ist. Dir muss klar sein, dass selbst wenn er wirklich vor hat seine Krankheit zu bekämpfen (und leider kann ich aus deinem Text nicht erkennen, dass er das überhaupt vor hat), ihr einen wirklich harten steinigen Weg vor euch habt.
Diese Hoffnung ist vergebens, das ist klar. Und zwar aus dem einen Grund, dass er ja, so wie es ist noch "funktionstüchtig" ist. Er hat einen sicheren Job seit fast 20 Jahren. Er schafft es immerhin noch nüchtern zu fahren und zu arbeiten. Sogar vor seinem Arzt hat er es irgendwie geschafft zu verheimlichen.

Er war seit acht Jahren Single und deutete an, ich sei nicht die erste Frau gewesen die ihm das alles sagt. Ich muss also wissen, wenn ich ihn deshalb verlasse, ist es zu Ende. Seine Sucht gibt ihm größeren Halt als eine Beziehung. Er war recht fertig, als ich andeutete dass ich gehe. Aber es wird nicht reichen ihn zu ändern.

Momentan ist es leider so, dass eine Trennung mich mehr schmerzen würde als die jetzige Situation.

Kief: du hast natürlich recht, ich will ihn zur Zeit nicht verlassen und mache mir Sorgen, also ist es schon ein Problem für mich. Ehrlich gesagt hatte ich mich nie so mit der Krankheit beschäftigt und tatsächlich das Klischee vom torkelnden Penner im Kopf. Daher kam mir die Erkenntnis dass er krank ist erst ziemlich spät. Er redet und läuft so normal, man muss ihn schon nen ganzen Tag lang erleben um zu merken, wie viel er säuft!
Letztens hat er nen frischen Kasten Bier rein geschleppt, am nächsten Tag waren neun! Flaschen leer. Das sind auch für seine Verhältnisse viel. Er deutete an, er habe ein Problem, das zu schlimm wäre es mir zu sagen! Das hat mich schon gekränkt, weil ich dachte zu einer Beziehung gehört auch Vertrauen und so. Aber vermutlich liegt das alles nicht an mir. :cry:
Benutzeravatar
Lazarus Long
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 5103
Registriert: 01 Feb 2013 19:13
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: in und bei Hannover

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Lazarus Long »

Ist er einsichtig? - Nach dem, was du schreibst: nein.
Will er sich helfen lassen? - Nach dem, was du schreibst: nein.
Ist es gut für dich, dich da rein ziehen zu lassen, dich in diese Co-Abhängigkeit zu begeben? - Ich würde sagen: nein.
Wird es sich von dir helfen lassen? - Nach allem was ich von Alkoholabhängigen und deren Familienmitgliedern erfahren habe: nein.

Es ist aber natürlich deine Entscheidung.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

Wilhelm von Humboldt
Deutscher Staatsmann und Mitbegründer der Humboldt-Universität zu Berlin
1767 - 1835
Chessner

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Chessner »

Das ist natürlich eine sehr ernste und heftige Angelegenheit. Es ist sehr schwer Dir da einen Rat zu geben, weil dieser in jedem Fall sehr einschneidend für Dich ist.

Meine Gedanken dazu: Ich finde es schon bemerkenswert, dass nach so kurzer Zeit eurer Liebe für Dich bereits sein Problem so schwerwiegend ist. Ich meine damit, dass man nach einem Monat eigentlich hormonell noch so "blind" ist, dass einem Schwächen oder Problemen des Partners noch gar nichts so sehr auffallen oder man diese komplett ignoriert. Ich finde es schon sehr vielsagend, wenn Du jetzt schon solche Aussagen machst.
Er muss natürlich einsehen, dass er krank ist und dringend professionelle Hilfe benötigt. Ansonsten wird es tendenziell eher schlimmer mit seiner Sucht. Du kennst seinen Ist-Zustand, aber niemand kann garantieren, dass es bei diesem auch bleibt. Soll heißen, dass es durchaus möglich ist, dass er irgendwann auch Schwellen überschreitet, vor denen er im Moment noch Halt macht. Vielleicht wird er sich volltrunken hinters Steuer setzen oder andere Dinge tun, die man sich jetzt noch gar nicht vorstellen kann und auch nicht vorstellen will.

Meiner Meinung nach muss etwas passieren. Was das für Dich heißt (mit ihm darüber reden und ihm eine Therapie ans Herz legen oder ihn gar verlassen) kannst nur Du entscheiden.

Ich wünsche Dir in jedem Fall alles Gute!
Finchen

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Finchen »

Wenn Du tatsächlich bei ihm bleiben willst: Sieh zu, dass seine Sucht *sein* Problem bleibt. Das heißt: Lass ihn saufen, wenn er meint, er muss. Aber bring ihn nicht ins Bett, wenn er sonstwo einschläft. Spiel nicht den Chauffeur, wenn er zu betrunken zum Fahren ist. Sorg nicht dafür, dass er pünktlich bei der Arbeit ist. Entsorge die Flaschen nicht. Lass sie stehen, auch wenn sie sich stapeln. Alles in allem: Bewahre ihn nicht vor den Folgen seiner Sucht. Lass ihn die Konsequenzen seiner Sucht spüren. Auf andere Weise wird er nämlich nie begreifen, dass es da ein Problem geben könnte.
Dragonslayer

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Dragonslayer »

Nein, ich denke ich kann da gar nichts machen. Im Grunde weiß er ja dass er zuviel trinkt. "Ich trinke zuviel und kann es nicht zugeben", hat er gesagt. Mache mir gerade wieder Sorgen. Heute Morgen um kurz nach 10 hat er mir gemailt, ich soll ihn bitte mal anrufen. Tat ich Viertelstunde später, er ging aber nicht ran. Und bis jetzt kein Lebenszeichen. Wenn ich sehe wie er sich die Schmerztabletten reinkippt und mit Bier runterspült! Ich mache mir so Sorgen, dass irgendwas mit ihm ist! Sich einfach nicht zu melden ist einfach nicht seine Art. Selbst wenn er mal gar keine Zeit hat, meldet er sich kurz.
w82nrw

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von w82nrw »

Dragonslayer hat geschrieben:
Kief hat geschrieben:Was Du nicht ausgefuehrt hast, sind Sachen, die Du fuer Dich selbst machen koenntest, ohne ihn.
Dich mit Selbsthilfegruppen zu treffen, von Angehoerigen/Partnern von Alkoholikern.
Die haben zumindest einiges an Erfahrung ...
Hast Du das mal geschaut, wie es damit in Deiner Umgebung aussieht?
Überlegt hab ich mir das schon. Es gibt eine solche Gruppe hier, zu Fuß sogar gut zu erreichen. Aber ich überlege mir schon, ob ich das jetzt zu meinem Problem machen soll.
Ich kann dir nur dazu raten! Und auch wenn es dir nicht bewusst ist, es ist schon dein Problem:
Dragonslayer hat geschrieben:Ich mache mir so Sorgen, dass irgendwas mit ihm ist!
Dragonslayer hat geschrieben:Das hat mich schon gekränkt, weil ich dachte zu einer Beziehung gehört auch Vertrauen und so.
...
Zuletzt geändert von w82nrw am 19 Jul 2015 19:02, insgesamt 1-mal geändert.
Dragonslayer

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Dragonslayer »

Finchen hat geschrieben:Wenn Du tatsächlich bei ihm bleiben willst: Sieh zu, dass seine Sucht *sein* Problem bleibt. Das heißt: Lass ihn saufen, wenn er meint, er muss. Aber bring ihn nicht ins Bett, wenn er sonstwo einschläft. Spiel nicht den Chauffeur, wenn er zu betrunken zum Fahren ist. Sorg nicht dafür, dass er pünktlich bei der Arbeit ist. Entsorge die Flaschen nicht. Lass sie stehen, auch wenn sie sich stapeln. Alles in allem: Bewahre ihn nicht vor den Folgen seiner Sucht. Lass ihn die Konsequenzen seiner Sucht spüren. Auf andere Weise wird er nämlich nie begreifen, dass es da ein Problem geben könnte.
Ich weiß, das wäre dann eine Co-Abhängigkeit. Und ich unterstütze das auch nicht. Bringe ihm z.B. gern was aus dem Supermarkt mit, aber Alk kann er selber kaufen.

Wie gesagt, an seinem Verhalten sehe ich auch nichts, er redet normal, läuft normal... Nur ich sehe halt, dass er am laufenden Band Bier säuft und mein Verstand sagt mir, dass das nicht normal ist! In Verbindung mit dem Medikamentenmissbrauch macht mir das besondere Sorgen! Zwei Tabletten darf er am Tag nehmen, sechs waren es und nun hab ich Angst weil er sich nicht meldet.
Dragonslayer

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Dragonslayer »

w82nrw hat geschrieben:Ich kann dir nur dazu raten! Und auch wenn es dir nicht bewusst ist, es ist schon dein Problem
Ja. Denn es tut weh. Und das ist ein Problem für mich.
Jelly Belly

Re: Er hat ein Alkoholproblem

Beitrag von Jelly Belly »

Finchen hat geschrieben:Wenn Du tatsächlich bei ihm bleiben willst: Sieh zu, dass seine Sucht *sein* Problem bleibt. Das heißt: Lass ihn saufen, wenn er meint, er muss. Aber bring ihn nicht ins Bett, wenn er sonstwo einschläft. Spiel nicht den Chauffeur, wenn er zu betrunken zum Fahren ist. Sorg nicht dafür, dass er pünktlich bei der Arbeit ist. Entsorge die Flaschen nicht. Lass sie stehen, auch wenn sie sich stapeln. Alles in allem: Bewahre ihn nicht vor den Folgen seiner Sucht. Lass ihn die Konsequenzen seiner Sucht spüren. Auf andere Weise wird er nämlich nie begreifen, dass es da ein Problem geben könnte.
Diese Ratschläge finde ich sehr gut. Außerdem sollte seine Gesundheit dir egal sein, wenn sie ihm selbst nicht wichtig ist. Wenn du diese Beziehung weiterführen willst musst du egoistisch sein und an dich denken, sonst zerstört es dich. Er sollte dir auch nicht leid tun, denn er ist ja selbst dafür verantwortlich.
Denk an deine Gesundheit und deine Psyche. Diese zu erhalten ist das wichtigste Ziel. Er ist schon verloren.

Zurück zu „Erste Beziehung“