Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

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Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von BartS »

Hallo an alle, die momentan eine Beziehung haben. Ich will Euch ja nicht unter Druck setzen :mrgreen:, aber man kann aus Eurer Kennenlern-Geschichte viel über die bevorstehende Dauer Eurer Beziehung aussagen. Und zwar entscheidet nicht so sehr der Inhalt, sondern wie Ihr diese Geschichte erzählt. Das behauptet zumindest ein emeritierter Psychologie-Professor. Er hörte sich hunderte solche Geschichten ungefähr 5 Minuten an und er konnte mit 94%-iger Wahrscheinlichkeit sagen, ob das Paar nach 3 Jahren noch zusammen ist.

https://www.welt.de/gesundheit/psycholo ... chnen.html
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von Lonely »

Naja, ich weiß nicht. Wenn meine Freundin erzählen würde, würde sich das sicher anders anhören als bei mir. Das liegt aber eher daran, das ich meistens nicht allzu viel Trara mache und schnell zum Punkt komme. Sie dagegen geht in ihren Erzählung oft zu sehr ins Detail. Hängt also oft auch vom Charakter und vom Kommunikationsverhalten ab, und noch dazu wem man es erzählt und ob man es zusammen oder getrennt erzählt. Das ist also meiner Meinung nach nur bedingt aussagekräftig.
Zuletzt geändert von Lonely am 23 Nov 2016 10:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von BartS »

@Lonely, wie gesagt, ich will hier niemanden Angst machen. ;)

Wer sich über die Arbeit von dem Paar-Psychologen John Gottman etwas informieren möchte, kann auch mal hier reinschauen: https://www.welt.de/wissenschaft/articl ... Liebe.html
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von Lonely »

BartS hat geschrieben:@Lonely, wie gesagt, ich will hier niemanden Angst machen. ;)
Alles gut. ;)

Ein Freund von mir ist seit 13 Jahren verheiratet und hat 2 Kinder. Er hat mir damals erzählt, dass er sie im Griechenlandurlaub kennengelernt hat. Mehr hätte er auch nicht erzählt, wenn ich nicht nachgebohrt hätte.

Ein anderes Pärchen ist seit 11 Jahren verheiratet und hat 1 Kind. Die haben ihre Story auch in 5 Sätzen erzählt. :mrgreen:
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von Tania »

Paare, die zusammenblieben, hatten ihre Geschichten dagegen viel häufiger glorifiziert, idealisierten den Partner beim Reden und erzählten die Geschichte übereinstimmend und mit einem starken Wir-Gefühl.
Also muss einfach nur auf beiden Seiten Idealisierung und ein "Wir-Gefühl" - also die klassischen Symptome von Verliebtheit bzw. Liebe - erkennbar sein? Keine Betrachtung von gemeinsamen Interessen, Lebenszielen, etc. ?

Interessant - aber für mich keine echte Überraschung. Schön ist bekanntlich alles, was man mit Liebe betrachtet - und so kann aus einem eigentlich inkompatiblen Verhalten ("Seine Scheiss Tasche steht schon wieder mitten im Weg! Wie oft muss ich ihm noch sagen .... :evil: ") ein liebevolles Ritual werden ("oh, die Tasche steht im Flur, er ist also schon zu Hause und wartet auf mich :shylove: ").

Dann gilt es also nur noch, sich dieses Gefühl über die ersten 3 Jahre hinaus zu bewahren ...


@Lonely: Ich glaube, Paare, die ihre Geschichte nicht gern erzählen, hat der Herr Professor in seiner Studie nicht betrachtet ;)
BartS hat geschrieben: Wer sich über die Arbeit von dem Paar-Psychologen John Gottman etwas informieren möchte, kann auch mal hier reinschauen: https://www.welt.de/wissenschaft/articl ... Liebe.html
Finde ich sehr lesenswert - danke :) Jetzt weiß ich auch, warum ich mit Leuten, die bei meinen ablenkenden Sprüchen während eines Streits zumindest kurz grinsen konnten, langfristig wesentlich besser ausgekommen bin als mit denen, die das nicht konnten bzw. es sogar als negativ ("Du nimmst mich nicht ernst!") empfunden haben.

Ich frage mich nur gerade: kann man "glückliche Beziehung" lernen? Oder muss man jemanden finden, mit dem das beschriebene Kommunikationsverhalten einfach funktioniert? Immerhin hat der Professor ja auch ein paar Beziehungen in den Sand gesetzt, und erst mit Dame Nr. 61 hat es geklappt ...
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von BartS »

Tania hat geschrieben:
Paare, die zusammenblieben, hatten ihre Geschichten dagegen viel häufiger glorifiziert, idealisierten den Partner beim Reden und erzählten die Geschichte übereinstimmend und mit einem starken Wir-Gefühl.
Also muss einfach nur auf beiden Seiten Idealisierung und ein "Wir-Gefühl" - also die klassischen Symptome von Verliebtheit bzw. Liebe - erkennbar sein? Keine Betrachtung von gemeinsamen Interessen, Lebenszielen, etc. ?
Ich glaube, die Wirkungsweise ist eher anders herum. Gemeinsame Interessen, Lebensziele, etc. haben einen positiven Einfluss auf das Wir-Gefühl. Und dieses Wir-Gefühl kann man dann aus den Erzählungen heraushören.
Tania hat geschrieben:@Lonely: Ich glaube, Paare, die ihre Geschichte nicht gern erzählen, hat der Herr Professor in seiner Studie nicht betrachtet ;)
Wieso? Bei so einer Studie wird nicht im Vorfeld gefragt, ob sie gerne über ihre Kennenlern-Geschichte reden wollen. Und ehrlich gesagt, wenn ein sehr guter Freund nicht darüber erzählen möchte, wie er seine Freundin kennengelernt hat, dann macht mich das auch stutzig.
Tania hat geschrieben: Finde ich sehr lesenswert - danke :) Jetzt weiß ich auch, warum ich mit Leuten, die bei meinen ablenkenden Sprüchen während eines Streits zumindest kurz grinsen konnten, langfristig wesentlich besser ausgekommen bin als mit denen, die das nicht konnten bzw. es sogar als negativ ("Du nimmst mich nicht ernst!") empfunden haben.
Es kommt halt immer darauf an, wie man diesen Humor rüberbringt und was für ein Humor das ist. Ist es eine Art Lachen über sich selbst, ein Lachen mit jemand anderen oder ein Lachen über jemand anderen. Humor kann sehr entspannend und befreiend, aber auch völlig deplatziert sein (oder so empfunden werden). Setze ich den Humor ein, um die andere Person etwas lockerer zu machen, oder bestimmte Diskussionen auszuweichen oder abzulenken. Wenn häufiger letzteres passiert, ja, dann kann es auch passieren, dass der Andere sich nicht ernst genommen fühlt. Oder wie Gottman schrieb; „Sie verstanden meinen Humor einfach nicht“.
Tania hat geschrieben:Ich frage mich nur gerade: kann man "glückliche Beziehung" lernen?
Eindeutig ja! Leider ist das nur zu wenig Lernstoff in den Schulen. Es gibt jede Menge Koch- und Malkurse an den Volkshochschulen (nichts gegen diese Kurse, vielleicht werde ich noch welche besuchen), aber kaum einen, wie man eine "glückliche Beziehung" führt. Warum eigentlich nicht? Wäre das ein Eingeständnis an die eigene Unfähigkeit, wenn man so einen Kurs besuchen würde. Ich glaube auch, dass man gesunde Strategien auch schon in Freundschaften lernen kann. Auch wenn das einige abstreiten, aber gute Freundschaften benötigen viele gemeinsame Verhaltensweisen wie gute Beziehungen.
Tania hat geschrieben:Oder muss man jemanden finden, mit dem das beschriebene Kommunikationsverhalten einfach funktioniert? Immerhin hat der Professor ja auch ein paar Beziehungen in den Sand gesetzt, und erst mit Dame Nr. 61 hat es geklappt ...
Das Schlimme fände ich nicht, dass man eigene Beziehungen in den Sand setzt, sondern wenn man daraus nichts lernt. Das Problem im letzten Jahrhundert war wohl, dass Paartherapien wie Pilze aus den Boden schossen, aber es keine wissenschaftliche Grundlage gab, die die Wirksamkeit solcher Methoden verifizierte. Vieles lief nach Versuch-und-Irrtum. Und wie Gottman so schön beschrieb:
„Ich wusste zwar, wie es sich anfühlt, wenn es schiefläuft“, sagt er. „Aber nicht, wie es sich richtiger anfühlen müsste.“
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von Lonely »

BartS hat geschrieben:Und ehrlich gesagt, wenn ein sehr guter Freund nicht darüber erzählen möchte, wie er seine Freundin kennengelernt hat, dann macht mich das auch stutzig.
Er ist kein Freund vieler Worte - was ich sehr an ihm schätze. Ich versteh aber, dass das hier im Forum viele befremdlich finden könnten.
Also, dass es Leute gibt, die nicht so viele Worte verlieren....
:flirten:
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von BartS »

Übrigens, man kann auch mit wenigen Worten liebevoll über seinen Partner sprechen. Die Aussage aus dem Artikel war ja nicht, wer viel über seinen Partner redet, bleibt länger zusammen als solche, die weniger reden.
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von Tania »

BartS hat geschrieben:
Tania hat geschrieben:
Also muss einfach nur auf beiden Seiten Idealisierung und ein "Wir-Gefühl" - also die klassischen Symptome von Verliebtheit bzw. Liebe - erkennbar sein? Keine Betrachtung von gemeinsamen Interessen, Lebenszielen, etc. ?
Ich glaube, die Wirkungsweise ist eher anders herum. Gemeinsame Interessen, Lebensziele, etc. haben einen positiven Einfluss auf das Wir-Gefühl. Und dieses Wir-Gefühl kann man dann aus den Erzählungen heraushören.
Hmmm ... das Henne-Ei-Problem der Beziehungstheorie? Verliebt man sich zuerst und schaut dann, wie es mit den Interessen etc. passt? Oder verliebt man sich, weil es mit den Interessen etc. passt? Dazu steht ja auch was im Artikel:
Seine Dating-Erfahrung mit den 60 Frauen habe ihm am eigenen Leib gezeigt, wie selektiv Menschen darin seien, sich zu verlieben, wie selten das passiere. Und wie heftig es sei, wenn es passiere. Man wisse zwar, welche Hormone dann in welcher Reihenfolge den Körper überfluteten – aber warum es nun der eine Mensch sei, in dem man sich verliebe, aber nicht ein anderer?
„Da weiß man bisher so gut wie nichts drüber“, sagt Gottman. Dabei sei das doch so wichtig, der Beginn von allem, was mit Beziehungen zu tun habe.
Ich lese da ein "man verliebt sich aus bislang unklaren Gründen". Und das meist, bevor man Interessen etc. abgeglichen hat. Deckt sich weitgehend mit meiner Erfahrung. Und dann folgt die Phase, in der man feststellt, ob diese Verliebtheit wechselseitig besteht, und ob sie ausreicht, die unweigerlich vorhandenen Inkompatibilitäten auszubügeln. Wenn ja, entwickelt sich das Ganze weiter in Richtung Liebe/Beziehung ... und die kann man dann mit Gottmans Erkenntnissen optimieren.

Gut, ich habe auch schon von Experimenten gelesen, in denen sich ein Paar Liebe quasi erarbeitet hat. Dass ausgehend von beidseitigem Wunsch nach Beziehung und einer gewissen "Passigkeit" dann einfach eine gemeinsame Wohnung bezogen wurde, ein gemeinsames Lebensprojekt in Angriff genommen wurde und mehrmals pro Woche Sex praktiziert wurde - egal ob man Lust hatte oder nicht. Irgendwann entwickelte sich dann auch Liebe, ohne dass vorherige Verliebtheit da war.

Aber ich hab mit dieser Methode keine eigene Erfahrung. Und da ich nicht unbedingt eine Beziehung zum Überleben brauche, werde ich mich wohl auch in nächster Zukunft nur auf eine solche einlassen, wenn mir ein Mensch begegnet, der irgendwie den Wunsch in mir auslöst, dass das Erste, das ich morgens sehe, und das Letzte, dass ich abends sehe, sein Lächeln sein möge. Und der für mich dasselbe empfindet.
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von BartS »

Tania hat geschrieben:
BartS hat geschrieben:
Tania hat geschrieben:
Also muss einfach nur auf beiden Seiten Idealisierung und ein "Wir-Gefühl" - also die klassischen Symptome von Verliebtheit bzw. Liebe - erkennbar sein? Keine Betrachtung von gemeinsamen Interessen, Lebenszielen, etc. ?
Ich glaube, die Wirkungsweise ist eher anders herum. Gemeinsame Interessen, Lebensziele, etc. haben einen positiven Einfluss auf das Wir-Gefühl. Und dieses Wir-Gefühl kann man dann aus den Erzählungen heraushören.
Hmmm ... das Henne-Ei-Problem der Beziehungstheorie? Verliebt man sich zuerst und schaut dann, wie es mit den Interessen etc. passt? Oder verliebt man sich, weil es mit den Interessen etc. passt?
Um es mal e-technisch auszudrücken, eine positive Rückkoppelung ist da bestimmt dabei. Aber ich glaube schon an die starke Wirkung von gemeinsamen Erlebnissen, Interessen, Lebenszielen auf das Wir-Gefühl.
Tania hat geschrieben: Ich lese da ein "man verliebt sich aus bislang unklaren Gründen". Und das meist, bevor man Interessen etc. abgeglichen hat. Deckt sich weitgehend mit meiner Erfahrung. Und dann folgt die Phase, in der man feststellt, ob diese Verliebtheit wechselseitig besteht, und ob sie ausreicht, die unweigerlich vorhandenen Inkompatibilitäten auszubügeln. Wenn ja, entwickelt sich das Ganze weiter in Richtung Liebe/Beziehung ... und die kann man dann mit Gottmans Erkenntnissen optimieren.
Es ist ja eindeutig gesagt, es geht darum, was Beziehungen zusammenhält und an welchen Zeichen man sehen kann, wie gut es um diese bestellt ist. Warum sich Menschen verlieben, sagt das erstmal nichts aus. Allerdings gibt es nun mal Menschen, die können sich sehr gut in jemanden verlieben, der diese passenden Beziehungseigenschaften mitbringt. Die sind dann verständlicherweise selten auf dem freien Partnermarkt. Dann gibt es auch andersrum Menschen, die ein Talent dazu haben, diejenigen auszuwählen, bei denen dann bald die apokalyptischen Reiter angeritten kommen.

Eines muss man auch sagen, Gottman Thesen steht im Widerspruch zu der gängigen Aussage, man müsse es eben ausprobieren, ob eine Beziehung lange hält. Man könne das ja vorher nicht wissen. Er sagt dazu: "Für viele ist die Liebe ein komplettes Mysterium. Dabei ist sie so vorhersagbar."
Tania hat geschrieben:Gut, ich habe auch schon von Experimenten gelesen, in denen sich ein Paar Liebe quasi erarbeitet hat. Dass ausgehend von beidseitigem Wunsch nach Beziehung und einer gewissen "Passigkeit" dann einfach eine gemeinsame Wohnung bezogen wurde, ein gemeinsames Lebensprojekt in Angriff genommen wurde und mehrmals pro Woche Sex praktiziert wurde - egal ob man Lust hatte oder nicht. Irgendwann entwickelte sich dann auch Liebe, ohne dass vorherige Verliebtheit da war.

Aber ich hab mit dieser Methode keine eigene Erfahrung. Und da ich nicht unbedingt eine Beziehung zum Überleben brauche, werde ich mich wohl auch in nächster Zukunft nur auf eine solche einlassen, wenn mir ein Mensch begegnet, der irgendwie den Wunsch in mir auslöst, dass das Erste, das ich morgens sehe, und das Letzte, dass ich abends sehe, sein Lächeln sein möge. Und der für mich dasselbe empfindet.
Naja, vor seiner ersten Beziehung hat man auch keine Erfahrung mit der "klassischen" Methode. Aber letztlich ist wohl das Wichtigste selbst herauszufinden, was Du suchst und was Du brauchst.
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von Peter »

Tania hat geschrieben: Ich lese da ein "man verliebt sich aus bislang unklaren Gründen". Und das meist, bevor man Interessen etc. abgeglichen hat. Deckt sich weitgehend mit meiner Erfahrung. Und dann folgt die Phase, in der man feststellt, ob diese Verliebtheit wechselseitig besteht, und ob sie ausreicht, die unweigerlich vorhandenen Inkompatibilitäten auszubügeln. Wenn ja, entwickelt sich das Ganze weiter in Richtung Liebe/Beziehung ... und die kann man dann mit Gottmans Erkenntnissen optimieren.
Wer verliebt sich schon aus klaren Gründen?
Mit der Frau, die ich vor Beziehungsbeginn am längsten und besten kannte und mit der ich die meisten Interessen und Hobbys teilte, hatte ich meine kürzeste Beziehung.
Die Frau, die ich vor Beziehungsbeginn am kürzesten kannte und von der ich fast nichts wusste, hält am längsten.
Und was sagt das aus? Wahrscheinlich gar nichts, da es auch genauso gut umgedreht hätte laufen können.
Vielleicht spricht das Tempo für die Stärke des sich hingezogen Fühlens? Was natürlich noch immer nicht verrät, warum man sich verliebt. Ich kann da auch nur von mir ausgehen.
Optik, Gesichtsausdruck, Lächeln, Lachen, Blicke, Augen, Stimme, Gesten. Die Art wie sie redet und wie ich mit ihr reden kann. Und natürlich das Bedürfnis sie zu berühren. Das sind Dinge, die sehr schnell bei mir etwas auslösen können. Was interessieren mich da ihre Hobbys?

Ein kurzer Gedanke zur Langlebigkeit einer Beziehung: In den richtigen „Bereichen“ ganz ähnliche Eigenschaften haben und in anderen „Bereichen“ sich durch Unterschiede ergänzen ist eine gute Voraussetzung. Aber ich zumindest verliebe mich/fühle mich bereits stark zu der Frau hingezogen, weit bevor sich das zeigt bzw. erweist.
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von BartS »

Ich glaube noch nicht mal, dass es die Kennenlern-Geschichte sein muss, die man von jemanden hört. Es genügt auch zu erfahren, wie die Person über ihren Partner spricht. Werden die Probleme hervorgehoben oder welche schönen Sachen man erlebt hat? Wie beschreibt man kleine Konflikte und wie stellt sie ihren Teil dar und den des Partners? Hebt man die Stärken des Partners hervor, oder mehr doch die Schwächen? Oder wird der Partner, mit dem man viel Zeit verbringt, kaum in Gesprächen erwähnt, aber dafür erzählt man, was man mit Freunden oder Arbeitskollegen unternommen hat? Auch das kann sehr aussagekräftig sein. Mit 24 Jahren hatte ich mal ein Treffen mit einer Frau, die mir die Gegend zeigte und wir unterhielten uns über Gott und die Welt. Und es ist kein Witz, in den mindestens 5 Stunden hat sie kein einziges Mal ihren Freund erwähnt. Die beiden hatten sich nach diesem Zeitpunkt nach etwas mehr als 4 Jahren getrennt. Angeblich soll das gemeinsame Leben mehr eine WG gewesen sein, die auch nicht wirklich gut funktionierte (die WG).
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von Hoppala »

Wie hoch ist denn überhaupt die Wahrscheinlichkeit, dass eine neu eingegangene Beziehung 3 Jahre hält? Diesen statistischen "Bodensatz" muss man von der Prognosequalität abziehen, und dann dürfte nicht mehr viel übrig bleiben.

Und selbst wenn: 6% Fehlerquote sind den Versuch wert. Was heißt Versuch? Die Aussicht auf bis zu 3 Jahre Beziehung ist doch auch nicht übel.
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von BartS »

Hoppala hat geschrieben:Wie hoch ist denn überhaupt die Wahrscheinlichkeit, dass eine neu eingegangene Beziehung 3 Jahre hält? Diesen statistischen "Bodensatz" muss man von der Prognosequalität abziehen, und dann dürfte nicht mehr viel übrig bleiben.
Ganz generell, die statistische Datenbasis zur Länge von Beziehungen ist unsicher. Bei der Dauer von Ehen ist es wesentlich einfacher und eindeutiger zu ermitteln, die Scheidungen werden in den Ämtern erfasst. Aber es gibt keine zentrale Sammelstelle für Beziehungen. ;) Es fängt schon damit an, dass sich manche Paare gar nicht einigen können, was sie eigentlich haben, Beziehung, Affaire, Freundschaft+. Also je nach Erfassungsart und Umfrage wird man leicht unterschiedliche Angaben bekommen, wie oft eine Beziehung 3 Jahre hält. Für die Untersuchung die Gottman gemacht hat, ist hingegen entscheidend, wie viel Prozent der untersuchten Paare nach 3 Jahren noch zusammen waren.
Hoppala hat geschrieben:Und selbst wenn: 6% Fehlerquote sind den Versuch wert. Was heißt Versuch? Die Aussicht auf bis zu 3 Jahre Beziehung ist doch auch nicht übel.
Ja, wie schon öfters gesagt, was jeder will, was auch jeder selbst entscheiden. Wenn man mit Kurzzeitbeziehungen zufrieden ist, dann ist es auch okay.
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von Tania »

BartS hat geschrieben:Es fängt schon damit an, dass sich manche Paare gar nicht einigen können, was sie eigentlich haben, Beziehung, Affaire, Freundschaft+.
Die meisten Paare müssen darüber auch nicht reden, sondern können es sich aus konkludentem Verhalten selbst erschließen. Wenn Worte fallen wie "ich liebe Dich", wenn man sich wechselseitig zu Familienfeiern mitnimmt, wenn es bei Einladungen im Freundeskreis heißt "kommt ihr auch?", wenn man in der Wohnung des Anderen seine Schublade mit Wechselwäsche und Zahnbürste hat, wenn bei zu planenden Freizeitaktivitäten das "miteinander" als default steht und Abweichungen davon als Verlust empfunden werden, wenn Pläne fur das Rentenalter den Anderen intuitiv einschließen, wenn aus "am Alltag des Anderen teilhaben" schleichend ein gemeinsamer Alltag wird - dann ist das wohl eine Beziehung. Ist das nicht der Fall, würde ich je nach Stellenwert der emotionalen und körperlichen Komponenten auf Affäre (wahlweise just-sex-Affäre oder Liebesaffäre) oder (wenn die Gefühle eher zuneigungsvoll als leidenschaftlich sind, und Sex zwar ein nettes Plus aber nicht zwingend nötig ist) auf Freundschaft+ tippen. Aber vermutlich definiert das jeder für sich etwas anders - deshalb auch meine Aversion gegen das Wort "Beziehung".

Wenn man mit Kurzzeitbeziehungen zufrieden ist, dann ist es auch okay.
Ich glaube, niemand nimmt sich am Anfang vor "so, jetzt führen wir mal ne Kurzzeitbeziehung". Wahrscheinlich glaubt jeder, der sich auf eine Beziehung einlässt, an ein happy ever after. Und würde sich selbst bei negativer Gottmanscher Prognose sagen "na, dann gehören wir halt zu den 4%, bei denen er falsch liegt".
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von BartS »

Tania hat geschrieben:
BartS hat geschrieben:Es fängt schon damit an, dass sich manche Paare gar nicht einigen können, was sie eigentlich haben, Beziehung, Affaire, Freundschaft+.
Die meisten Paare müssen darüber auch nicht reden, sondern können es sich aus konkludentem Verhalten selbst erschließen.
Das widerspricht sich auch nicht, die meisten Paare müssen nicht darüber reden und manche Paare können sich selbst nach dem Reden nicht einigen.
Tania hat geschrieben: Wenn Worte fallen wie "ich liebe Dich", wenn man sich wechselseitig zu Familienfeiern mitnimmt, wenn es bei Einladungen im Freundeskreis heißt "kommt ihr auch?", wenn man in der Wohnung des Anderen seine Schublade mit Wechselwäsche und Zahnbürste hat, wenn bei zu planenden Freizeitaktivitäten das "miteinander" als default steht und Abweichungen davon als Verlust empfunden werden, wenn Pläne fur das Rentenalter den Anderen intuitiv einschließen, wenn aus "am Alltag des Anderen teilhaben" schleichend ein gemeinsamer Alltag wird - dann ist das wohl eine Beziehung. Ist das nicht der Fall, würde ich je nach Stellenwert der emotionalen und körperlichen Komponenten auf Affäre (wahlweise just-sex-Affäre oder Liebesaffäre) oder (wenn die Gefühle eher zuneigungsvoll als leidenschaftlich sind, und Sex zwar ein nettes Plus aber nicht zwingend nötig ist) auf Freundschaft+ tippen. Aber vermutlich definiert das jeder für sich etwas anders - deshalb auch meine Aversion gegen das Wort "Beziehung".
Natürlich definiert das jeder etwas (oder mehr) anders. Aber viel wichtiger ist doch, dass man klar sagt, wie man das Ganze sieht. Und was man sich wünscht. Und sich auch anhört, wie ausgesprochene und unausgesprochene Wünsche beim anderen wirken. Man kann gerne Aversionen gegen Wörter haben, aber sollte keine Aversionen gegen Inhalte haben.
Tania hat geschrieben:
Wenn man mit Kurzzeitbeziehungen zufrieden ist, dann ist es auch okay.
Ich glaube, niemand nimmt sich am Anfang vor "so, jetzt führen wir mal ne Kurzzeitbeziehung".
Und trotzdem haben manche Leute Verhaltensweisen drauf, die sehr gehäuft zu Kurzzeitbeziehungen führen. Es hat auch beispielsweise niemand von Anfang an vor, an Krebs zu erkranken. Und trotzdem rauchen Menschen 1-2 Schachteln am Tag, und erhöhen massiv ihr Erkrankungsrisiko. Wichtig ist einfach zu wissen, dass das was wir Tun erheblichen Einfluss auf das hat, was uns geschieht. Das ist dann kein unbeeinflussbares Schicksal.
Tania hat geschrieben: Wahrscheinlich glaubt jeder, der sich auf eine Beziehung einlässt, an ein happy ever after. Und würde sich selbst bei negativer Gottmanscher Prognose sagen "na, dann gehören wir halt zu den 4%, bei denen er falsch liegt".
Ja, viele Raucher glauben eben, mich wird der Scheiss Krebs nicht erwischen.
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von Tania »

BartS hat geschrieben: Natürlich definiert das jeder etwas (oder mehr) anders. Aber viel wichtiger ist doch, dass man klar sagt, wie man das Ganze sieht.
Wenn beide sagen, dass sie eine Beziehung haben, darunter aber völlig verschiedene Dinge verstehen, nützt das ganze Reden nichts. Und am allerwichtigsten finde ich persönlich sowieso nicht die Absichtserklärungen, sondern die erlebten Handlungen. Was hat es meinen diversen Tanten genutzt, dass mein Onkel ihnen Stein und Bein geschworen hat, dass er mit dem Saufen aufhört? Was nützt es meinen Kids, dass ihr Vater ihnen nach der Trennung versprochen hat, immer für sie da zu sein? Und so sehr ich mich über "ich will eine Beziehung mit Dir" freuen würde, so sehr ich die Absicht dahinter wertschätzen würde - wenn sein Verhalten dann nicht dem entspricht, was für mich "Beziehung" bedeutet, kann es sich für mich auch nicht nach Beziehung anfühlen. Und entspricht mein Verhalten nicht seinen Ansprüchen an eine Beziehung, gilt umgekehrt dasselbe. Man sollte also nicht fragen "willst Du eine Beziehung mit mir?", sondern konkret die Punkte benennen, die einem wichtig sind. Auch wenn das dann Richtung Beziehungsrahmenvereinbarung geht.

Oder man sollte den Anderen einfach erleben und feststellen, ob sich das, was man da hat, nach Beziehung anfühlt. In meinen bisherigen langjährigen Beziehungen gab es nie die Notwendigkeit, den Beziehungsstatus zu definieren - die Verhaltensweisen waren irgendwann einfach eindeutig. Wir sind da quasi einfach hineingewachsen.

Aber ich fürchte, ich schweife etwas vom Thema ab.

Man kann gerne Aversionen gegen Wörter haben, aber sollte keine Aversionen gegen Inhalte haben.
Stimmt. Aber wie gesagt - gerade das Wort "Beziehung" definiert keinen klaren Inhalt. Wenn ich sage "Ich hab hier eine Tüte Mehl", werden sich die meisten darunter 1kg Weizenmehl Typ 405 vorstellen. Diese Beschreibung ist hinreichend präzise, Abweichungen können bei Bedarf erfragt werden. Aber was ist allgemeiner Konsens für "ich habe eine Beziehung"? Ich könnte dazu ja mal ne Umfrage machen - nur scheitert es daran, dass ich da schon Antworten vorgeben müsste und damit das Ergebnis beeinflussen würde.
Und trotzdem haben manche Leute Verhaltensweisen drauf, die sehr gehäuft zu Kurzzeitbeziehungen führen. ... Wichtig ist einfach zu wissen, dass das was wir Tun erheblichen Einfluss auf das hat, was uns geschieht. Das ist dann kein unbeeinflussbares Schicksal.
Stimmt auch. Aber ich glaube, das Einzige, was man gegen eine Kurzzeitbeziehung tun kann ist, sich gar nicht erst auf eine Beziehung einzulassen 0der vielleicht vor Beziehungsbeginn Herrn Gottman zu konsultieren. Aber wie erzählt man vor Beziehungsbeginn die Kennenlerngeschichte? :gruebel:
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von BartS »

Tania hat geschrieben:
BartS hat geschrieben: Natürlich definiert das jeder etwas (oder mehr) anders. Aber viel wichtiger ist doch, dass man klar sagt, wie man das Ganze sieht.
Wenn beide sagen, dass sie eine Beziehung haben, darunter aber völlig verschiedene Dinge verstehen, nützt das ganze Reden nichts.
Doch. Weil man erst dann merkt, Moment einmal, er/sie spricht von "Beziehung", meint aber was ganz anderes als das was ich darunter verstehe.
Tania hat geschrieben: Und am allerwichtigsten finde ich persönlich sowieso nicht die Absichtserklärungen, sondern die erlebten Handlungen. Was hat es meinen diversen Tanten genutzt, dass mein Onkel ihnen Stein und Bein geschworen hat, dass er mit dem Saufen aufhört?
Der Punkt ist, um wirklich Handeln zu können, braucht es eine Absicht. Ohne die innere Einstellung schafft es niemand, so ein schweres Projekt wie vom Alkohol loszukommen, erfolgreich über die Bühne zu kriegen. Ja, am Ende kommt es auf die realen Handlungen an. Aber ohne eine Absicht (und Einsicht), werden die nicht stattfinden, oder sind eher Zufallsprodukte. Man muss die Sinnhaftigkeit von Einsichten und Umstellung des inneren Ichs nicht dadurch in Abrede stellen, dass es immer wieder passiert, dass Zusagen nicht eingehalten werden. Sowas ist wirklich destruktiv, wenn man mögliche Schritte zum Ziel deshalb verwirft, weil man damit scheitern könnte.
Tania hat geschrieben: Was nützt es meinen Kids, dass ihr Vater ihnen nach der Trennung versprochen hat, immer für sie da zu sein?
Nützt es Deinen Kids mehr, darüber zu klagen und von vornherein zu sagen, hat eh alles keinen Sinn? Menschen werden uns immer wieder enttäuschen, Menschen werden sich an versprochene Abmachungen nicht halten, weil sie einfach schwach sind. Aber diese Schwäche muss man diesen Menschen zugestehen (oder besser, mit einplanen) und nach neuen Lösungen schauen. Und auch für Deine Kids ist es wichtig zu erfahren, ja, man kann von Menschen enttäuscht werden, aber es gibt auch andere Menschen, auf die man sich verlassen kann. Und ja, auch sie selbst können etwas dazu beitragen, dass sich andere Menschen auf sie verlassen können. Beispielsweise sind Freundschaften in dem Alter wichtig, damit sie auch die Erfahrung sammeln, sie sind nicht nur Bittsteller, sie können auch selbst anderen helfen. Auch in ihrer Familie. Aber dafür brauchen sie die positive Erfahrung von Vertrauen, und die haben sie mit Dir. :D
Tania hat geschrieben:Und so sehr ich mich über "ich will eine Beziehung mit Dir" freuen würde, so sehr ich die Absicht dahinter wertschätzen würde - wenn sein Verhalten dann nicht dem entspricht, was für mich "Beziehung" bedeutet, kann es sich für mich auch nicht nach Beziehung anfühlen.
Dann würdest Du nicht drumrum kommen, mit dieser Person zu reden, mit der Du eine Beziehung haben willst. Und ihr müsst euch beide erklären, was ihr euch wünscht und was ihr bereit seid, dafür zu geben.
Tania hat geschrieben:Man sollte also nicht fragen "willst Du eine Beziehung mit mir?", sondern konkret die Punkte benennen, die einem wichtig sind.
Absolut.
Tania hat geschrieben: Oder man sollte den Anderen einfach erleben und feststellen, ob sich das, was man da hat, nach Beziehung anfühlt. In meinen bisherigen langjährigen Beziehungen gab es nie die Notwendigkeit, den Beziehungsstatus zu definieren - die Verhaltensweisen waren irgendwann einfach eindeutig. Wir sind da quasi einfach hineingewachsen.
Sorry, aber willst Du das Deinem Partner zum Vorwurf machen, dass er von Dir wissen möchte, "Du Schatz, wie siehst Du das, was wir da haben"? Willst Du ihm vorwerfen, dass er von Dir wissen möchte, was Du dabei denkst und fühlst? Dieses "musste das bei meinen langjährigen Beziehungen noch nie machen" klingt ehrlich gesagt ein bissel danach, als wenn Du unwillig wärest, Dich auf neue Situationen in einer Beziehung einzustellen. Für einen AB ist erstmal quasi alles neu in einer Beziehung. Er lernt erstmal zu verstehen, was es überhaupt heißt, eine Beziehung zu führen. Bei Dir klingt das so, als wenn Du mit Deinen langjährigen Erfahrungen schon genau wüsstest, worauf es ankommt und Du deshalb nichts mehr neues lernen müsstest und auch nichts mehr neues machen möchtest. Es mag von Dir nicht so gemeint sein (und weiß das auch), aber so nehme ich das aus dem Text wahr.
Tania hat geschrieben: Stimmt auch. Aber ich glaube, das Einzige, was man gegen eine Kurzzeitbeziehung tun kann ist, sich gar nicht erst auf eine Beziehung einzulassen 0der vielleicht vor Beziehungsbeginn Herrn Gottman zu konsultieren. Aber wie erzählt man vor Beziehungsbeginn die Kennenlerngeschichte? :gruebel:
Es geht eigentlich nicht darum, etwas gegen Kurzzeitbeziehungen zu tun, sondern etwas für Langzeitbeziehungen zu tun. Deshalb nochmal das Zitat von Gottman:
Tania hat geschrieben:„Ich wusste zwar, wie es sich anfühlt, wenn es schiefläuft“, sagt er. „Aber nicht, wie es sich richtiger anfühlen müsste.“
Vielleicht stellt uns das Leben genau diese Aufgabe, herauszufinden, wie es sich richtiger anfühle müsste.
"Liebe ist, dass man sich so lange gehen lässt, bis man nicht mehr gehen kann."
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von Tania »

BartS hat geschrieben: Der Punkt ist, um wirklich Handeln zu können, braucht es eine Absicht. Ohne die innere Einstellung schafft es niemand, so ein schweres Projekt wie vom Alkohol loszukommen, erfolgreich über die Bühne zu kriegen. Ja, am Ende kommt es auf die realen Handlungen an. Aber ohne eine Absicht (und Einsicht), werden die nicht stattfinden, oder sind eher Zufallsprodukte. Man muss die Sinnhaftigkeit von Einsichten und Umstellung des inneren Ichs nicht dadurch in Abrede stellen, dass es immer wieder passiert, dass Zusagen nicht eingehalten werden. Sowas ist wirklich destruktiv, wenn man mögliche Schritte zum Ziel deshalb verwirft, weil man damit scheitern könnte.
Stimmt alles. Aber letztlich ist eine Absichtserklärung, ohne dass eine Handlung folgt, lediglich eine potentielle Agonieverlängerung. Hätte der alkoholkranke Onkel erklärt, er habe nicht die Absicht, damit aufzuhören, hätte die jeweils aktuelle Tante wohl sofort die Koffer gepackt, statt ihm eine Chance nach der anderen zu geben, bis sie irgendwann an der Grenze ihrer eigenen Belastbarkeit angelangt war.
Menschen werden uns immer wieder enttäuschen, Menschen werden sich an versprochene Abmachungen nicht halten, weil sie einfach schwach sind. Aber diese Schwäche muss man diesen Menschen zugestehen (oder besser, mit einplanen) und nach neuen Lösungen schauen.
Stimmt. Aber ich bin ehrlich genug zuzugeben, dass ich ebenfalls schwach bin. Meine Ehe ist nicht nur gescheitert, weil er letztlich zu schwach war, das Projekt Haus&Kinder mit mir gemeinsam zu wuppen - sie ist gescheitert, weil auch ich zu schwach war, das alles und zusätzlich noch einen kranken Mann durchzuziehen. Damit werden seine einst vorhandenen guten Absichten weder unwahr noch wertlos. Und dennoch haben sie die Situation nicht verbessert - nur verlängert.

Sorry, aber willst Du das Deinem Partner zum Vorwurf machen, dass er von Dir wissen möchte, "Du Schatz, wie siehst Du das, was wir da haben"?
Nein. Aber ich würde mich fragen, warum nach allem, was ich tue , noch eine Absichtserklärung nötig ist. Und zu dem Schluss kommen, dass ihm das, was ich tue, wohl nicht reicht. Oder dass er es einfach nicht bemerkt.

Davon mal abgesehen hoffe ich, dass ich so etwas nie gefragt werde, bevor er nicht klargestellt hat, wie er die Sache sieht.
Willst Du ihm vorwerfen, dass er von Dir wissen möchte, was Du dabei denkst und fühlst?
Ach ja ... das leidige Thema "Gefühle". er klassische Weg, ein "ich liebe Dich" zu hören, ist, es selbst zu sagen. So gestellt, würde ich die Frage niemandem übel nehmen. Ein "Was fühlst Du eigentlich für mich?" würde mich allerdings etwas unter Druck setzen.

Dieses "musste das bei meinen langjährigen Beziehungen noch nie machen" klingt ehrlich gesagt ein bissel danach, als wenn Du unwillig wärest, Dich auf neue Situationen in einer Beziehung einzustellen.


Es sollte eher ausdrücken, dass ich mit dem Konzept, Beziehungen verbal zu definieren, überhaupt keine Erfahrungen habe. Für mich hat es bisher immer nur über die emotionale und die Handlungsebene stattgefunden. In Punkto "Beziehung auf rationaler Ebene aufbauen" bin ich relativ unerfahren. Das schliesst nicht aus, dass es nicht funktionieren könnte. Hat es bislang aber nicht - irgendwie passten die wechselseitigen Anforderungen nicht zusammen
Bei Dir klingt das so, als wenn Du mit Deinen langjährigen Erfahrungen schon genau wüsstest, worauf es ankommt und Du deshalb nichts mehr neues lernen müsstest und auch nichts mehr neues machen möchtest.
Das wäre ziemlich unlogisch. Schließlich bin ich mit besagten Erfahrungen ja letztlich auch voll gegen den Baum gerauscht. Etwas neues lernen wäre also durchaus sinnvoll - und ich hab in den letzten Jahren schon einiges gelernt. Aber offensichtlich nichts, das wirklich funktioniert.
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Re: Was Kennenlern-Geschichten aussagen können

Beitrag von BartS »

Tania hat geschrieben: Stimmt alles. Aber letztlich ist eine Absichtserklärung, ohne dass eine Handlung folgt, lediglich eine potentielle Agonieverlängerung.
Das liegt doch nicht an der Absichtserklärung. Ich glaube, wir drehen uns hier im Kreis und wiederholen lediglich nur Standpunkte.
Tania hat geschrieben:Aber ich würde mich fragen, warum nach allem, was ich tue , noch eine Absichtserklärung nötig ist. Und zu dem Schluss kommen, dass ihm das, was ich tue, wohl nicht reicht. Oder dass er es einfach nicht bemerkt.
Warum wünschen sich Menschen innerhalb einer Beziehung, dass der andere sagt, ich hab Dich gern, ich hab Dich lieb, ich möchte mit Dir zusammen sein? Ich habe diesen Wunsch sogar innerhalb meiner Beziehung gehört. Also so ganz ohne Absichtserklärungen geht es wohl auch nicht. Und vor dem Standesamt möchte man vom Partner hören "ja, ich will".
Tania hat geschrieben: Es sollte eher ausdrücken, dass ich mit dem Konzept, Beziehungen verbal zu definieren, überhaupt keine Erfahrungen habe.
Tja, dann sage ich mal, willkommen in der Welt der ABs. :D Die müssen auch lernen, sich auf neue Konzepte einzustellen, mit denen sie bisher keine Erfahrungen gesammelt haben.
Tania hat geschrieben: Für mich hat es bisher immer nur über die emotionale und die Handlungsebene stattgefunden. In Punkto "Beziehung auf rationaler Ebene aufbauen" bin ich relativ unerfahren.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was daran "Beziehung auf rationaler Ebene aufbauen" ist, wenn man die Frage stellt, Du Schatz, was haben wir jetzt und wie soll es weitergehen?
"Liebe ist, dass man sich so lange gehen lässt, bis man nicht mehr gehen kann."
(Hazel Brugger)

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