Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

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Montecristo
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Montecristo »

cama hat geschrieben: 08 Mai 2018 16:29 Vielleicht liegt es an meinem Arbeitsbegriff, aber ich habe an meiner Beziehung noch keine Sekunde gearbeitet.
Es gibt Phasen in denen wir einen Kompromiss oder überhaupt das Ziel suchen. Dabei geht es sehr sehr vordergründig um Dinge wie Auto, Haus/Wohnung, Job. Aber dahinter steht unmittelbar wie wir uns unsere Zukunft als Paar vorstellen. (Auch um die Frage, wie wir "Kinder" realisieren.) Und dann geht es sehr schnell ans so genannte "Eingemachte".

Wenn ich mich darüber aufregen wollte, wer kocht oder wer die Wäsche raufträgt, dann wäre ich sehr beschäftigt. Darum geht es nie.

@Arikari: Es gibt wohl immer einen emotional empfindsameren Partner. Bei zwei Menschen ist das nie gleich verteilt. Das kann der Mann oder die Frau sein. (Tania hat da bestimmte Erfahrungen gemacht. Meine sind anders.) Meine Frau weckt mich manchmal in der Nacht, wenn ich zu leise atme. Nur um zu sehen, ob ich noch lebe. Ich benutze mittlerweile Ohrenstopfen, wenn sie zu laut schnarcht. Das sind Äußerlichkeiten. Was kann man daraus schließen? Jedesmal wenn ich auf Dienstreise bin, vermisse ich sie abends jede Minute...
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Ninja Turtle

Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Ninja Turtle »

Ich finde diese Beschreibung ganz gut.

Entscheidend ist hier wol, dass man die Dinge die man tut ganz bewusst und gezielt macht und nicht nur nach Lust und Laune. Also auch dann, wenn es gerade gar keinen Spaß macht.
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Frangipani210
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Frangipani210 »

Mein Freund und ich sind beide der Meinung, dass wir noch nie Beziehungsarbeit leisten mussten.

Liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir wie Seelenverwandte sind. Natürlich gibt es bei uns auch mal Unstimmigkeiten oder Probleme, aber dann reden wir darüber und finden auch Lösungen, irgendwie greift dann immer eine Zacke in die andere (wie bei einem Reißverschluss), aber als Arbeit empfinden wir zwei das eben nicht.

Ich glaube auch, dass es viele Menschen gibt, die überhaupt nicht zusammenpassen und die dann viel Zeit und Energie in die Beziehung stecken müssen, damit diese nicht zerbricht. Sowas würde ich dann unter Beziehungsarbeit verbuchen.
Die einzigen 3 Dinge, die ein Mann an seiner Frau verändern sollte:

Ihren Nachnamen, ihre Adresse und ihre Sicht auf Männer
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cama
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von cama »

Kief schrieb:
cama hat geschrieben: ↑
Dienstag 8. Mai 2018, 17:29
Und nebenbei fällt mir so spontan auch kein einziger Kompromiß (nicht nur auf Liebesbeziehungen bezogen) ein, den ich wirklich gut finde. Kompromiß ist für mich tatsächlich, wenn alle gleich unzufrieden sind. (weiß jemand, von wem das Zitat ist?)
Hat damit zu tun, wie viel Hirnschmalz ich investiere, um eine fuer alle gute Loesung zu finden.

In nahezu saemtlichen Situationen sehe ich keine echte Suche nach Loesungen.
Meistens werden lediglich oberflaech Ideen gesucht anhand vordergruendiger Beschwerden/Kritiken/Forderungen.
Die fuer mehrere Seiten auch gluecklichmachenden Loesungen benoetigen allerdings auch den Blick auf die hinter den Worten stehenden Beduerfnisse - welche meistens auf komplett anderen Ebenen aufkommen.
[/quote]
Da könntest du recht haben. Oft läuft es wohl so, wie du schreibst, dann kommt noch ein Machtgefälle dazu und schon haben wir den Salat mit den schlechten Kompromissen. :sadwoman:
Zuletzt geändert von cama am 08 Mai 2018 19:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Ninja Turtle

Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Ninja Turtle »

Frangipani210 hat geschrieben: 08 Mai 2018 19:14 Mein Freund und ich sind beide der Meinung, dass wir noch nie Beziehungsarbeit leisten mussten.

Ich glaube auch, dass es viele Menschen gibt, die überhaupt nicht zusammenpassen und die dann viel Zeit und Energie in die Beziehung stecken müssen, damit diese nicht zerbricht. Sowas würde ich dann unter Beziehungsarbeit verbuchen.
Die Mehrzahl der Beziehungen dürfte sich wol zwischen diesen beiden Extremen befinden. Und damit wäre Beziehungsarbeit etwas vollkommen normales.
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cama
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von cama »

Montecristo schrieb:
Es gibt Phasen in denen wir einen Kompromiss oder überhaupt das Ziel suchen. Dabei geht es sehr sehr vordergründig um Dinge wie Auto, Haus/Wohnung, Job. Aber dahinter steht unmittelbar wie wir uns unsere Zukunft als Paar vorstellen. (Auch um die Frage, wie wir "Kinder" realisieren.) Und dann geht es sehr schnell ans so genannte "Eingemachte".

Wenn ich mich darüber aufregen wollte, wer kocht oder wer die Wäsche raufträgt, dann wäre ich sehr beschäftigt. Darum geht es nie.
Eben. Und ich gehe davon aus, daß es euch beide interessiert, wie es dem jeweils anderen gerade geht. Du willst eben wissen, was Frau Montecristo denkt, was sie vorhat, wie sie sich fühlt, ob sie dich liebt, ob sie sich vor fünf Minuten über dich geärgert hat und so weiter. Und der Prozeß, während dessen du das rausfindest, fühlt sich der wie Arbeit an, oder fühlt sich der an, als ob du tust, was dir wichtig ist?
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von One One Seven »

Beziehungsarbeit klingt für mich auch seltsam.
Viele Jahre in einer Beziehung, Egentumswohnung, Reihenhaus oder Haus, jeweils mit Garten, vielleicht auch ein Haustier, möglicherweise auch Kinder, das würde ich teilweise als Beziehungsarbeit bezeichnen.
Ansonsten sollten einfach beide dazu beitragen, dass die Beziehung funktioniert.
Mit- und füreinander kochen, sich gegenseit zu helfen oder sich den / die andere(n) schick zu machen und nicht immer nur in Jogginghose und T-Shirt oder Unterhemd zu hause rumzuhängen würde ich nicht unbedingt als Arbeit bezeichnen, das sollte man gern tun.

Wenn eine Beziehung in erster Linie als Arbeit wahrgenommen wird, außer vielleicht mit einem Augenzwinkern Richtung Schlafzimmer ;) , sollte man möglicherweise hinterfragen wieso dem so ist.
Wenn Du etwas nicht kannst, versuche es Dir beizubringen.
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von C-3PO »

zumsel hat geschrieben: 08 Mai 2018 13:44 Physikalisch gesehen ist Arbeit = Kraft mal Weg.

Kraft = Gewicht des Partners mal 9,81.
Beispiel (Freund 80kg) -> Kraft = 785 Newton.
Tragt ihr euren Freund über die Türschwelle 10 Meter über den Flur bis zum Bett, bevor ihr zusammenkracht ergibt sich die Arbeit, die ihr erbracht habt:

Arbeit = 785 Newton mal 10 meter =7850 Joule.
Für die Ernährungsbewussten= 1,87 kcal.
:lach: :gewinner:
Danke für diese tolle Berechnung :) . Du hast aber die Masse der tragenden Person unterschlagen -> da ist mehr als 15 Gramm Salatgurke für den Eigenverbrauch fällig ... ;)
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Tania
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Tania »

Arikari hat geschrieben: 08 Mai 2018 14:32 Das beantwortet auch Tanias Frage:
Tania hat geschrieben: 08 Mai 2018 14:10 Das Blöde ist, dass es nicht immer so ganz klar ist, ob und wann es nicht mehr passt. Wenn ihr 6-7 Jahre zusammen überwiegend glücklich wart - was genau müsste dann passieren, damit Du sagst "es passt nicht mehr"?
So lange man annähernd genauso viel Energie aus der Beziehung schöpfen kann wie man investiert, lohnt sich das Aufrechterhalen derselben. Sobald das Ganze aus dem Gleichgewicht gerät, ist es schon der Anfang vom Ende.
Da fehlt mir der Zeitfaktor. Wenn man z.B. 8 Jahre lang zuverlässig mehr Energie aus der Beziehung ziehen konnte, als man investiert hat - wann genau lohnt das Aufrechterhalten nicht mehr? Wenn man eine Woche lang mehr reinstecken muss, als man bekommt? Einen Monat? Ein Jahr? Acht Jahre?

Und ist dieses "lohnen" für einen selbst wirklich der einzige Grund, eine Beziehung aufrecht zu erhalten? Was ist mit Dingen wie Loyalität, mit dem Versprechen "in guten und in schlechten Zeiten"? Warum bleibt man z.B. bei einem Menschen, wenn der krank oder alt und pflegebedürftig wird?

Ich halte nichts von solchen Kosten-Nutzen-Rechnungen. Wenn ich mich wirklich auf eine Beziehung einlasse, dann gebe ich ganz einfach alles, was mir möglich ist. Und gehe davon aus, dass mein Partner das ähnlich sieht. Entweder das reicht - oder wir sind beide irgendwann erschöpft genug um das Ganze zu beenden.

Das Ganze funktioniert allerdings auch nur, wenn sich da wirklich schon über Jahre so viel Gemeinsamkeit aufgebaut hat, dass man diese Beziehungsarbeit als notwendige, aber nicht dauerhafte Phase wahrnimmt. Wenn es schon in den ersten 2-3 Jahren oder gar in der Kennenlernphase massiv in Arbeit ausartet, ergreife ich auch lieber die Flucht. Aber wenn eine Beziehung nach vielen glücklichen Jahren in eine Krise gerät ... dann steck ich da so viel Arbeit rein, wie ich irgendwie kann.
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Gilbert
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Gilbert »

Arikari hat geschrieben: 08 Mai 2018 12:55 Was versteht ihr unter Beziehungsarbeit, und wie sieht/sah sie bei euch konkret aus?
Ich verstehe nichts darunter und es gab sie nie bei uns. Was jedoch nicht heißt, daß man sich als Paar nicht verändert.


Montecristo hat geschrieben: 08 Mai 2018 13:42 Meiner Frau wurde nach der Gratulation zur Hochzeit in ihrem Betrieb erklärt, dass eine Ehe auch mal "reinigende Gewitter" erfahren müsse. In knapp drei Jahren hat es jetzt aber noch nicht gewittert. So viel zu Allgemeinplätzen...
Jep. Bei uns sind es jetzt über 17 Jahre Ehe und wir haben uns noch nie in irgendeiner Weise gestritten.
Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.
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Thorson

Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Thorson »

Für mich: Den anderen nicht als Selbstverständlchkeit betrachten.
Saraj
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Saraj »

Versuchen für den anderen da zu sein, auch wenn man selbst gerade vollkommen am Ende ist.
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Ringelnatz
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Ringelnatz »

Arbeit ist ja per se nichts schlechtes. Für mich ist daher "Beziehungsarbeit" ein Investieren von Zeit und Energie, weil man sich auf den anderen mit seinen Bedürfnissen einstellt. Ähnlich wie Zumsel, Montecristo und noch einige andere geschrieben haben.

Wenn man sich mit dem Partner ein gemeinsames Leben aufbaut hat man ja ständig gemeinsame Projekte. Von "ersten gemeinsamen Urlaub planen", über "zusammenziehen" über "heiraten" über "Immobilie kaufen" über "Renovieren" bis hin zu "Kinder". Und bei allen diesen Projekten muss man sich miteinander abstimmen, was der eine will, was dem anderen wichtig ist. Idealerweise geht man eh so ungefähr in eine gemeinsame Richtung von den Wertvorstellungen her und oft geht es dann nur noch um den Zeitpunkt wann bestimmte Dinge passieren sollen.

Und im Alltag, das haben ja auch schon einige geschrieben, muss man sich halt manchmal zusammenreißen und die Schwiegermutter zu Besuch begrüßen - auch wenn man eigentlich für heute lieber mit einem guten Buch in der Badewanne gelegen hätte. Manchmal hat der Partner Redebedarf, obwohl man selbst eher seine Ruhe will. Der Partner mag keine rosa Bettbezüge, also kommen die weg bzw. werden gar nicht erst gekauft, obwohl man selbst ganz gerne das Schlafzimmer in ein rosa Traumland hätte verwandeln wollen ;-) Solche Sachen.

Ich finde auch Tanias Sichtweise sehr schön, dass man nicht immer die gleiche Energie "herausbekommt" und in schwierigen Zeiten manchmal der eine den anderen mittragen muss. Das ist für mich vor allem im Eheversprechen irgendwo mit dabei. Das gegenseitige Bekenntnis dazu, in guten wie in schlechten Zeiten beieinander zu sein und nicht gleich aufzugeben. Ob es am Ende wirklich für "lebenslang" reicht bleibt abzuwarten.
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Peter

Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Peter »

Als erste Reaktion habe ich gedacht, dazu müsste ich was sagen können.
Nach reiflich Überlegung komme ich aber zu dem Schluss, dass ich mangels Erfahrung auf dem Gebiet eine gewisse Inkompetenz habe.

Irgendetwas, dass ich als Beziehungsarbeit begriffen hätte, habe ich nie erlebt. Vermutlich beginnt „Beziehungsarbeit“ auch erst wirklich, wenn man zusammengezogen ist. Wenn es schon vorher häufiger knirscht, sollte man vielleicht den Schritt des Zusammenziehens sowieso gründlich überdenken und abwägen.

Einige User haben das entwerfen einer gemeinsamen Zukunft als Beziehungsarbeit aufgeführt. Auch das habe ich so nicht wahrgenommen. Was vielleicht daran liegt, dass wir beide zu Beginn unserer Beziehung sowieso in der Endphase des Studiums damit beschäftigt waren, ein Platz im Erwachsenenleben zu finden. Da wurde im Rahmen der eigenen Vorstellungen und den Zwängen von Außen einfach gemeinsame Entscheidungen getroffen. Ohne große Diskussionen. Hat sich einfach ergeben. Zwei Menschen, die schon in festen Situationen sind, haben es da wohl schwieriger, die beiden Leben zusammenzuführen.
Montecristo hat geschrieben: 08 Mai 2018 13:42 Meiner Frau wurde nach der Gratulation zur Hochzeit in ihrem Betrieb erklärt, dass eine Ehe auch mal "reinigende Gewitter" erfahren müsse. In knapp drei Jahren hat es jetzt aber noch nicht gewittert.
Gilbert hat geschrieben: 08 Mai 2018 21:41 Jep. Bei uns sind es jetzt über 17 Jahre Ehe und wir haben uns noch nie in irgendeiner Weise gestritten.
Das scheint mir ein wichtiger Punkt zu sein. Ich streite mich auch fast nie. Da kann durchaus auch mal ein Jahr ganz ohne Streit ins Land ziehen. Und falls es doch mal passiert, wird sich schnell wieder versöhnt und nichts über Nacht in den nächsten Tag getragen.
Häufige Streits könne sicher das Gefühl von Beziehungsarbeit entstehe lassen, beziehungsweise Beziehungsarbeit notwendig werden lassen.
Das einfühlsame, verständnisvolle Miteinander als solches würde ich aber nicht als Beziehungsarbeit bezeichnen.
Diesbezüglich finde ich diese Bemerkung wichtig:
Montecristo hat geschrieben: 08 Mai 2018 18:13 Meine Frau weckt mich manchmal in der Nacht, wenn ich zu leise atme. Nur um zu sehen, ob ich noch lebe. Ich benutze mittlerweile Ohrenstopfen, wenn sie zu laut schnarcht. Das sind Äußerlichkeiten. Was kann man daraus schließen? Jedesmal wenn ich auf Dienstreise bin, vermisse ich sie abends jede Minute...
Dieses selbstverständliche Sorgen und Vermissen einhergehend mit einem gegenseitig kümmernden Umgang, vermeidet wohl Streit.
Abschließend diese Zitate:
Arikari hat geschrieben: 08 Mai 2018 16:00 Vielleicht kommen wir darin überein, dass stets derjenige Part mehr Beziehungsarbeit leistet, dem mehr an der Beziehung liegt. Insofern ist es auch eine Machtfrage: kann man es sich leisten, wenig für die Beziehung zu tun, überwiegend egoistisch zu handeln und dennoch damit "durchzukommen"? Wenn ja, ist es gut, wenn nein, auch nicht tragisch, weil der Person eh nicht viel an der Beziehung/ dem Partner liegt.
Montecristo hat geschrieben: 08 Mai 2018 18:13 @Arikari: Es gibt wohl immer einen emotional empfindsameren Partner. Bei zwei Menschen ist das nie gleich verteilt. Das kann der Mann oder die Frau sein.
Beides sind Ungleichgewichte, die eine Beziehung aus der Bahn werfen können. Allerdings glaube ich nicht, dass diese Ungleichgewichte immer vorhanden sein müssen oder immer groß sind. Es gibt sicher Beziehungen, in denen beide den jeweiligen Partner wollen und es beiden nicht vorstellbar ist, den anderen zu verlieren.
Bezüglich emotionaler Empfindsamkeit gibt es vielleicht keine hundertprozentige Gleichheit. Aber doch ein sehr ähnlich sein. Aber selbst bei großer Ungleichheit ist es zumindest möglich, sich in den jeweils anderen hineinzudenken und sein Handeln einzuordnen ohne es als Zurückweisung zu empfinden.

Wenn das ausgeprägte Gefühl von Beziehungsarbeit besteht, könnte dies darauf hindeuten, dass die Beziehung nicht harmonisch ist. Dass etwas nicht passt, was auch nicht durch klärende Gespräche zu bereinigen ist. Eventuell gibt es auch Verlustangst, die einem Stress dadurch verursacht, dass man ständig denkt, etwas leisten zu müssen, damit der andere einen nicht verlässt.

Dafür, dass ich keine Ahnung vom Thema habe, war das jetzt ein ziemlich langer Beitrag :gruebel:
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Tania
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Tania »

Gilbert hat geschrieben: 08 Mai 2018 21:41 Jep. Bei uns sind es jetzt über 17 Jahre Ehe und wir haben uns noch nie in irgendeiner Weise gestritten.
Hattet ihr nie zu irgendwas unterschiedliche Meinungen oder habt ihr einfach einen Weg, Menungsverschiedenheiten streitfrei zu klären?

Ich würde Streits allerdings nicht unter "Beziehungsarbeit" einordnen. Beziehungsarbeit ist Arbeit für einander. Streit ist Kampf gegen einander.
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Ringelnatz »

Peter hat geschrieben: 09 Mai 2018 08:49 Wenn das ausgeprägte Gefühl von Beziehungsarbeit besteht, könnte dies darauf hindeuten, dass die Beziehung nicht harmonisch ist. Dass etwas nicht passt, was auch nicht durch klärende Gespräche zu bereinigen ist.
Ich glaube, die Auffassung von "Beziehungsarbeit" wird auch dadurch beeinflusst, ob man "Arbeit" generell als etwas Schlechtes empfindet (das man vermeiden sollte) oder als Investition von Zeit und Energie sieht (die für eine gute Beziehung unerlässlich ist). Letztendlich hängen wir wohl mal wieder an der Definition des Begriffes. Mit diesem Thema ist der Threadstarter ja auch eingestiegen :D
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Arikari »

Tania hat geschrieben: 08 Mai 2018 20:06
Arikari hat geschrieben: 08 Mai 2018 14:32 Das beantwortet auch Tanias Frage:
Tania hat geschrieben: 08 Mai 2018 14:10 Das Blöde ist, dass es nicht immer so ganz klar ist, ob und wann es nicht mehr passt. Wenn ihr 6-7 Jahre zusammen überwiegend glücklich wart - was genau müsste dann passieren, damit Du sagst "es passt nicht mehr"?
So lange man annähernd genauso viel Energie aus der Beziehung schöpfen kann wie man investiert, lohnt sich das Aufrechterhalen derselben. Sobald das Ganze aus dem Gleichgewicht gerät, ist es schon der Anfang vom Ende.
Da fehlt mir der Zeitfaktor. Wenn man z.B. 8 Jahre lang zuverlässig mehr Energie aus der Beziehung ziehen konnte, als man investiert hat - wann genau lohnt das Aufrechterhalten nicht mehr? Wenn man eine Woche lang mehr reinstecken muss, als man bekommt? Einen Monat? Ein Jahr? Acht Jahre?

Und ist dieses "lohnen" für einen selbst wirklich der einzige Grund, eine Beziehung aufrecht zu erhalten? Was ist mit Dingen wie Loyalität, mit dem Versprechen "in guten und in schlechten Zeiten"? Warum bleibt man z.B. bei einem Menschen, wenn der krank oder alt und pflegebedürftig wird?

Ich halte nichts von solchen Kosten-Nutzen-Rechnungen. Wenn ich mich wirklich auf eine Beziehung einlasse, dann gebe ich ganz einfach alles, was mir möglich ist. Und gehe davon aus, dass mein Partner das ähnlich sieht. Entweder das reicht - oder wir sind beide irgendwann erschöpft genug um das Ganze zu beenden.

Du hast natürlich recht damit, dass der Zeitfaktor ein wichtiger Aspekt ist. Ich würde auch niemandem dazu raten, eine langjährige, gutlaufende Beziehung zu beenden, nur weil es einige Monate lang kriselt. Meine Kosten-Nutzen-Rechnung bezieht sich auf lange Zeiträume. Kurzfristiger beruflicher Stress und damit Kürzertreten in der Paarbeziehung o.ä. gehört zum Leben dazu, und da ist es dem anderen Partner zumutbar, eine Zeit lang mehr Energie in die Beziehung zu investieren und dem anderen den Rücken frei zu halten, wie es so schön heißt. Wenn es irgendwann absehbar ist, dass das kein Ausnahme-, sondern ein Dauerzustand geworden ist, muss man hinterfragen, ob das auf Dauer die Art von Beziehung ist, die einen ausfüllt und die man braucht, oder ob man ohne den Workaholicer-Partner nicht glücklicher und zufriedener wäre. Das muss dem Partner auch mitgeteilt werden, damit er die Chance hat, etwas zu ändern. Passiert das nicht, führt die unausgeglichene Energiebilanz irgendwann zur Trennung. Das hat meiner Ansicht nach auch nichts mit mangelnder Loyalität zu tun, sondern mit Selbstschutz. Umstände ändern sich, Menschen ändern sich, und dem muss man Rechnung tragen.

Der Unterschied zw. "emotional distanzieren" oder "gleichgültig werden" und den von dir angeführten "alt / krank / gebrechlich werden" liegt für mich auf der Hand: im letzteren Fall kann die Person nichts dafür und braucht den Partner umso mehr, deshalb bleibt man bei ihr und hilft ihr durch die schwierige Zeot. Im ersteren Fall braucht sie ihn nicht mehr (außer aus Bequemlichkeit oder Ego-Gründen, oder um sich finanziell aushalten zu lassen). Warum sollte er sich dann für sie aufopfern? Nur um der guten alten Zeiten willen? Das sehe ich nicht ein.
Pssst! Ruft da ein Schokokeks?
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Arikari
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Arikari »

Montecristo hat geschrieben: 08 Mai 2018 18:13
cama hat geschrieben: 08 Mai 2018 16:29 Meine Frau weckt mich manchmal in der Nacht, wenn ich zu leise atme. Nur um zu sehen, ob ich noch lebe. Ich benutze mittlerweile Ohrenstopfen, wenn sie zu laut schnarcht. Das sind Äußerlichkeiten. Was kann man daraus schließen? Jedesmal wenn ich auf Dienstreise bin, vermisse ich sie abends jede Minute...
Das ist sehr sehr süß, ihr habt eine tolle und sehr innige Beziehung zu einander. :shylove:

In meiner Beziehung bin ich der emotional empfindsamere Part. Es hat eine ganze Weile gedauert zu lernen, dass ich meine Empfindungen nicht auf ihn verallgemeinern darf. Wenn er sich ein paar Tage nicht gemeldet hat, hieß es z.B. nicht, dass etwas nicht in Ordnung war, sondern im Gegenteil - für ihn war alles okay und es gab keinen sachlichen Anlass sich zu melden, also hat er sich anderen Dingen gewidmet. Dieses Lernen ist beispielsweise ein Aspekt, den ich als Beziehungsarbeit bezeichnen würde. Es war nicht immer leicht, und ich hatte nicht immer Lust dazu, aber es hat mir geholfen, ein umfassenderes Verständnis unserer Beziehung zu entwickeln und uns damit weitergebracht. Wäre das nicht geschehen, hätte ich irgendwann entnervt das Handtuch geschmissen, weil ich seinerseits eine Zurückweisung empfunden hätte, wo keine war.
Pssst! Ruft da ein Schokokeks?
Peter

Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von Peter »

Tania hat geschrieben: 09 Mai 2018 09:56
Gilbert hat geschrieben: 08 Mai 2018 21:41 Jep. Bei uns sind es jetzt über 17 Jahre Ehe und wir haben uns noch nie in irgendeiner Weise gestritten.
Hattet ihr nie zu irgendwas unterschiedliche Meinungen oder habt ihr einfach einen Weg, Menungsverschiedenheiten streitfrei zu klären?
Aber verschiedener Meinung sein, bedeutet doch nicht zwangsläufig Streit. Mit der Zeit kann man die Meinung des anderen sowieso schon voraussagen und daher gleich bei einem Vorschlag berücksichtigen bzw. schon den fertigen Kompromiss darbieten ;)
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Re: Beziehungsarbeit: was ist das eigentlich?

Beitrag von cama »

Arikari schrieb:
Montecristo hat geschrieben: ↑
Dienstag 8. Mai 2018, 19:13
cama hat geschrieben: ↑
Dienstag 8. Mai 2018, 17:29
Meine Frau weckt mich manchmal in der Nacht, wenn ich zu leise atme. Nur um zu sehen, ob ich noch lebe. Ich benutze mittlerweile Ohrenstopfen, wenn sie zu laut schnarcht. Das sind Äußerlichkeiten. Was kann man daraus schließen? Jedesmal wenn ich auf Dienstreise bin, vermisse ich sie abends jede Minute...
Das ist sehr sehr süß, ihr habt eine tolle und sehr innige Beziehung zu einander. :shylove:

Das Zitat gehört mir aber nicht. :lol:
"Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."-Alexander von Humboldt zugeschrieben

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