Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen krank

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
ComtesseDeLaFére

Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen krank

Beitrag von ComtesseDeLaFére »

Ich bin ja gerade dabei, mir einen Therapieplatz zu suchen und musste feststellen, dass die Wartelisten oft so voll sind, dass man ein ganzes Jahr warten muss bis man dran kommt.
Immer mehr Menschen scheinen die Hilfe eines Therapeuten nötig zu haben, Tendenz immer weiter steigend.

Ich persönlich sehe da durchaus einen Zusammenhang zu unserer schnelllebigen Zeit, die ganz und gar auf den Kapitalismus und Höchstleistungen ausgerichtet zu sein scheint....dieses "immer höher, schneller und weiter" scheint immer mehr Menschen krank zu machen.
Wer nicht in der Lage ist da mitzuhalten wird schnell ausgegrenzt und steht am Rande der Gesellschaft..aber nicht nur wir Außenseiter werden krank, sondern auch diejenigen die so voll im Leben stehen, dass es ihnen einfach zu viel wird.

Ich denke, dass genau dieser Lebensstil, diese lieblose Leistungsgesellschaft es ist, die uns Menschen so krank macht.

Früher konnte man, wenn man extrem schüchtern und ängstlich war, noch eine ruhige Stelle im Bürobereich finden, bei der man einfach nur Texte eingab oder Bänder abtippte, aber heute gibt es solche Jobs leider gar nicht mehr. Heute wird selbst bei den einfachsten Jobs eine hohe Kommunikationsfähigkeit gefordert.
Ich habe andere stärken, und es tut mir verdammt weh, dass diese, nur weil ich ein ruhiger, schüchterner Mensch bin, nicht anerkannt werden.
Kommunikationsfähigkeit scheint in unserer heutigen Gesellschaft das neue Götzenbild, ein hochgelobtes Heiligtum zu sein, und das finde ich extrem übertrieben, da es auch andere Stärken gibt, die man anerkennen und fördern sollte.

Der Leistungsdruck, der Kapitalismus das macht die Menschen krank.
Wie seht ihr das, teilt ihr meine Meinung?
Zuletzt geändert von ComtesseDeLaFére am 13 Feb 2014 11:05, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Thema verschoben nach "Sonstiges"

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
schmog

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von schmog »

ComtesseDeLaFére hat geschrieben: Der Leistungsdruck, der Kapitalismus das macht die Menschen krank.
Wie seht ihr das, teilt ihr meine Meinung?
Das sehe ich auch so!
Ich lebe schon immer am Rande der Gesellschaft als psychisch kranker Einzelgänger und Aussenseiter.
ComtesseDeLaFére

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von ComtesseDeLaFére »

schmog hat geschrieben:
ComtesseDeLaFére hat geschrieben: Der Leistungsdruck, der Kapitalismus das macht die Menschen krank.
Wie seht ihr das, teilt ihr meine Meinung?
Das sehe ich auch so!
Ich lebe schon immer am Rande der Gesellschaft als psychisch kranker Einzelgänger und Aussenseiter.
Ja, die Gesellschaft toleriert heute leider kleine Schwächen nicht mehr, das erste, was man überall wo man hinkommt gefragt wird, ist was man beruflich macht. :roll:
Ich lebe auch schon immer am Rande der Gesellschaft, weil man mir nie eine Chance geben wollte...ich kann gar nicht mehr aufzählen, wie viele Vorstellungsgespräche ich schon hatte, wurde aber nie genommen, weil ich denen zu ruhig und schüchtern war.
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Mannanna
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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Mannanna »

ComtesseDeLaFére hat geschrieben:Ich bin ja gerade dabei, mir einen Therapieplatz zu suchen und musste feststellen, dass die Wartelisten oft so voll sind, dass man ein ganzes Jahr warten muss bis man dran kommt.
Immer mehr Menschen scheinen die Hilfe eines Therapeuten nötig zu haben, Tendenz immer weiter steigend.
Ich denke, viele Leute gehen heute zum Therapeuten, weil es gerade schick ist. Sie glauben dann, als besonders sensibel/feinfühlig oder sowas vor ihren Bekannten dazustehen, wenn sie aus jedem Gehirnfurz ein riesen Drama machen können. Viele denken wohl auch, daß so ein Therapeut ihre Probleme löst. Und wenn das dann nicht so ist: "Oh, mein Thera war schlecht und hatte gar kein Verständnis... Ich such mir einen anderen."

Ich glaube auch nicht, daß Therapeuten/Psychologen viel helfen (können). Die können eben auch nur ihre Meinung zum jeweiligen Thema sagen. Da kannst du auch den nächsten Hausmeister nach seiner Meinung fragen.
Zuletzt geändert von Mannanna am 12 Feb 2014 19:48, insgesamt 1-mal geändert.
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hilltophoods

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von hilltophoods »

ich leide auch unter dem druck der gesellschaft.. der druck unbedingt etwas machen zu müssen, eine gut ausbildung vorweisen zu können, einen guten job zu haben, geld zu haben.. und ohne geld kann man ja auch garnicht richtig am sozialleben der gesellschaft teilhaben..
Rosta

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Rosta »

ComtesseDeLaFére hat geschrieben:Der Leistungsdruck, der Kapitalismus das macht die Menschen krank.
Es liegt nicht direkt am Kapitalismus. Eher ist es ja so, dass einfach immer mehr gefordert wird, man aber gleichzeitig immer weniger bekommt. Leider macht sich hierzulande keiner Gedanken darüber warum das so ist weil sich niemand wirklich damit beschäftigen möchte. Die fühlen sich mit dem Gelaber über das Thema eher extremst belästigt. Stattdessen wird einfach lieber noch ein Zweitjob gesucht, Chefs in den Po gekrochen obwohl man ihn für seine Bemerkungen verabscheut (nach so einigen unbezahlten Überstunden -> "Kündigt doch wenn es euch hier nicht passt"), die in meiner Kleinstadt immer häufiger vorkommenden leerstehenden Einzelfachgeschäfte ignorieren... und einfach weiterbuckeln und weitermoppern. Yeay.... :kopfstand:
ComtesseDeLaFére hat geschrieben:Ich denke, dass genau dieser Lebensstil, diese lieblose Leistungsgesellschaft es ist, die uns Menschen so krank macht.
Das sehe ich ähnlich. Da spielen für mich jedoch noch viele andere, weitere Gründe eine Rolle.
Wie auch immer, ich komme mir mittlerweile vor als wäre ich in der falschen Zeit geboren worden.
Alleine wenn ich bedenke welche Werte oder Ziele mir wichtig wären und diese niemand mit mir wirklich teilt, dann fragt man sich warum man überhaupt noch kämpfen soll außer für sich selbst? Und zack steht der Egoismus vor der Tür. Gibt aber auch die andere Variante: Man lebt nur noch für andere.
Hauptsache Arbeit (egal welchen Wert die hat), Fußball, Smartphone, Geld Geld Geld und nochmals Geld, Promi von und zu XY, Dschungelcamp, Genderwahn, verdrehte Tatsachen in den Nachrichten die einen den Verstand verdrehen und so weiter und so fort...

Das was uns heute als normal verkauft wird, es aber nicht ist, das macht die Menschen krank.
Mannanna hat geschrieben:Ich glaube auch nicht, daß Therapeuten/Psychologen viel helfen (können). Die können eben auch nur ihre Meinung zum jeweiligen Thema sagen. Da kannst du auch den nächsten Hausmeister nach seiner Meinung fragen.
Sehe ich auch so.
Man muss sich nur mal angucken was mittlerweile als psychisch krank/psychische Störung dargestellt wird. Beispielweise wütende Kinder (Edit: Kann wohl auch auf Erwachsene ausgedehnt werden). Mittlerweile werden auch trauernde, deprimierende Verstimmungen die gerade mal 2 Wochen andauern desöfteren als Depression diagnostiziert.
Zuletzt geändert von Rosta am 12 Feb 2014 20:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Giebenrath
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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Giebenrath »

Früher haben sich die Leute einfach am nächsten Baum aufgehängt oder erschossen und es war vorbei, aber heute soll es ja Lösungen geben.

Das früher alles besser belegt nicht zuletzt jene Ballade oder Nichtballade von Erich Kästner.
Give a man a mask and he will show his true face. - Oscar Wilde
kräuterfrau

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von kräuterfrau »

Rosta hat geschrieben: Es liegt nicht direkt am Kapitalismus. Eher ist es ja so, dass einfach immer mehr gefordert wird, man aber gleichzeitig immer weniger bekommt. Leider macht sich hierzulande keiner Gedanken darüber warum das so ist weil sich niemand wirklich damit beschäftigen möchte. Die fühlen sich mit dem Gelaber über das Thema eher extremst belästigt. Stattdessen wird einfach lieber noch ein Zweitjob gesucht, Chefs in den Po gekrochen obwohl man ihn für seine Bemerkungen verabscheut (nach so einigen unbezahlten Überstunden -> "Kündigt doch wenn es euch hier nicht passt"), die in meiner Kleinstadt immer häufiger vorkommenden leerstehenden Einzelfachgeschäfte ignorieren... und einfach weiterbuckeln und weitermoppern. Yeay.... :kopfstand:



Bist du dir da ganz sicher? Am Anfang des 20. Jahrhunderts war die Arbeitssituation wesentlich schlechter. Ich glaube nicht, dass die Prävalenz der psychischen Erkrankungen wesentlich höher war.
Ich bin der gegenteiligen Meinung. Mit dem wachsenden Wohlstand wachsen die Ansprüche und verändert sich auch die Bewertung der eigenen Situation. Deswegen spricht man auch von einer relativen Armut.
Rosta hat geschrieben:I
Das sehe ich ähnlich. Da spielen für mich jedoch noch viele andere, weitere Gründe eine Rolle.
Wie auch immer, ich komme mir mittlerweile vor als wäre ich in der falschen Zeit geboren worden.
Alleine wenn ich bedenke welche Werte oder Ziele mir wichtig wären und diese niemand mit mir wirklich teilt, dann fragt man sich warum man überhaupt noch kämpfen soll außer für sich selbst? Und zack steht der Egoismus vor der Tür. Gibt aber auch die andere Variante: Man lebt nur noch für andere.
Hauptsache Arbeit (egal welchen Wert die hat), Fußball, Smartphone, Geld Geld Geld und nochmals Geld, Promi von und zu XY, Dschungelcamp, Genderwahn, verdrehte Tatsachen in den Nachrichten die einen den Verstand verdrehen und so weiter und so fort...
Das ist wieder Bewertungssache. Du bewertest diese Situation als schlecht, während sie für Tausende der Menschen erstrebenswert ist.
Das was uns heute als normal verkauft wird, es aber nicht ist, das macht die Menschen krank.
Tja Medienverfügbarkeit ist gleichzeitig ein Segen und ein Fluch.
Ich möchte es trotzdem nicht mehr missen.

Rosta hat geschrieben: Sehe ich auch so.
Man muss sich nur mal angucken was mittlerweile als psychisch krank/psychische Störung dargestellt wird. Beispielweise wütende Kinder. Mittlerweile werden auch trauernde, deprimierende Verstimmungen die gerade mal 2 Wochen andauern desöfteren als Depression diagnostiziert.
Eben nicht. Zu teuer. Und eine minor depression wird nicht mal medikamentös behandelt. Schon was von "aggressivem Abwarten" gehört?

Was eben fehlt ist die Beteiligung der Gemeinden, es fehlt, dass die Menschen für die Gesellschaft die Verantwortung übernehmen.

Hier wird die Verantwortung oft auf andere Instanz geschoben.

In den Zeiten nach den du dich Rosta sehnst, übernahm Seelsorger die Aufgaben der Psychotherapeuten. Das hatte als Konsequenz, dass die Menschen von Kirche und dem Dogma abhängig waren. Die Großfamilien waren toll und jeder hatte da einen Platz, aber oft waren die Verhältnisse auch sehr verzwickt und konfliktreich. Berufswahl lag oft bei den Eltern oder Großeltern.

Die große Frage ist, wie finden wir ein gesundes Maß um unsere Bedürfnisse nach Freiheit und Selbstverwirklichung mit unserem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Geborgenheit unter einen Hut zu bringen.
Cylon

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Cylon »

Psychotherapie hilft. Aber man muss schon selber mitarbeiten. Das können oder wollen viele nicht. Man richtet sich lieber mit seinen Problemen ein.

Mir fallen kaum Berufe eine, wo man keine Sozialkompetenz braucht. In der IT werden zunehmend Autisten eingestellt, weil die mathematische Probleme besser lösen können.
UngebetenerGast

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von UngebetenerGast »

Vor hundert Jahren gab es einen gewissen Herrn S. Freud, der unter anderem sagte, die Gesellschaft mache die Menschen krank.
Vor etwa 150 Jahren war Kinderarbeit weit verbreitet. In Städten wie Manchester fand man kaum Knaben auf den Strassen und Plätzen beim Spielen, da sie in Fabriken arbeiteten. Arbeitstage vonn 16 Stunden Dauer (am Stück), Russ, Rauch und Schmutz der Dampfmaschinen, keinerlei Lärmschutz und dergleichen mehr waren alltäglich. Wer am Ende des Tages noch etwas Zeit und Geld übrig hatte, soff sich mit billigem Schnaps, auch "Fusel" genannt (nach den hochgiftigen Alkoholen, die neben Ethanol darin enthalten waren), in den Graben oder gar zu Tode.
Npch ergötzlicher war die frühe Neuzeit: "Landschädliche Leute" wurden ohne Gerichtsverfahren gehängt, gerädert, in Stücke gehackt, zum öffentlichen Vergnügen und zur Abschreckung anderer mitten in Städten auf grossen Plätzen nicht nur hingerichtet, sondern danach monatelang ausgestellt, bis nur mehr die blanken Knochen übrig blieben.
Auch hübsch das Mittelalter: Männlein und Weiblein, natürlich von Adeligen abgesehen, lebten als Grundhörige an die Scholle gebunden oder waren leibeigen. Sie durften ihren Aufenthaltsort nicht ohne Erlaubnis wechseln, ihren Beruf nicht wählen, nicht ohne Zustimmung ihres Herrn heiraten und mussten nicht nur für ihren eigenen Lebensunterhalt schuften, sondern auch noch bis zu vier Tage in der Woche Frondienste für ihren Herrn leisten.
Ja, sogar die römische Antike, die uns doch so viele schöne Hinterlassenschaften überliefert hat, weist hübsche Züge auf. So wurden auf einem Friedhof zwischen Rom und Ostia nur Skelette gefunden, die ausnahmslos über mehr oder weniger starke Verformungen oder Knochenbrüche verfügten. Kaum eines davon gehörte zu einem Menschen über 40.
Von den Meistern des Alten Orients wollen wir einmal absehen, etwa von den Weltmeistern im Pfählen, den Assyrern, oder den pyramidenbauenden Ägyptern und deren Zehntausenden Bausklaven.
Ja, die heutige Gesellschaft macht die Menschen krank.
ComtesseDeLaFére

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von ComtesseDeLaFére »

Eines steht fest, es gibt keine Zeit, in der es so viele einsame Menschen gab wie heute in unserer, und das ist doch ziemlich eindeutig, dass da irgendwas falsch läuft.
In keinem anderen Jahrhundert wurden einsame Menschen als verweste Leiche nach Jahren in ihren Wohnungen gefunden, sowas ist nur in unserer Zeit möglich, in der es immer weniger Empathie und Hilfsbereitschaft gibt.
Cylon

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Cylon »

Weil es keine dörflichen Gemeinschaften gibt. Aber die Menschen wollen ja alle unabhängig und selbstbestimmt leben. Da bleiben dann einige auf der Strecke...
Logan 5

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Logan 5 »

kräuterfrau hat geschrieben:Das ist wieder Bewertungssache. Du bewertest diese Situation als schlecht, während sie für Tausende der Menschen erstrebenswert ist.
Das Streben nach materiellen Dingen und Status? Wenn man den Menschen lange genug eintrichtert was erstrebenswert ist und was nicht, dann glauben sie es irgendwann. Das können Medien, Wirtschaft und Politik sehr gut.

Aber stimmt, es ist eine Bewertungssache.
orthonormal

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von orthonormal »

ComtesseDeLaFére hat geschrieben:Eines steht fest, es gibt keine Zeit, in der es so viele einsame Menschen gab wie heute in unserer, und das ist doch ziemlich eindeutig, dass da irgendwas falsch läuft.
In keinem anderen Jahrhundert wurden einsame Menschen als verweste Leiche nach Jahren in ihren Wohnungen gefunden, sowas ist nur in unserer Zeit möglich, in der es immer weniger Empathie und Hilfsbereitschaft gibt.
Das ist dann aber nicht Kapitalismus, sondern Individualismus. Dieser postuliert, es sei das Ziel eines jeden Menschen, sich selbst zu verwirklichen.

Ich weiß nicht, also mein Ziel ist das nicht. Ich möchte einen Beruf, der möglichst zu meinen Fähigkeiten passt und genug Geld für ein normales Leben liefert, und um mich rum ein paar Menschen, die nett zu mir sind. Mit Begriffen wie "Karriere", "Networking", etc. kann ich nichts anfangen.
kräuterfrau

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von kräuterfrau »

Logan 5 hat geschrieben:
kräuterfrau hat geschrieben:Das ist wieder Bewertungssache. Du bewertest diese Situation als schlecht, während sie für Tausende der Menschen erstrebenswert ist.
Das Streben nach materiellen Dingen und Status? Wenn man den Menschen lange genug eintrichtert was erstrebenswert ist und was nicht, dann glauben sie es irgendwann. Das können Medien, Wirtschaft und Politik sehr gut.

Aber stimmt, es ist eine Bewertungssache.

Nein, aber die Menschen hier sehen es als Nachteil 2 Jobs zu haben, die Menschen, die überhaupt keine Chance auf Erwerbstätigkeit haben sehen es als erstrebenswert.

Ich empfinde deutsche Gesellschaft als erstrebenswert, weil ich aus einer komme, wo nichts gut funktioniert hat.

Ich empfinde es nicht, so dass die Menschen hier gezwungen sind sich über Status und materielle Dinge zu bewerten. Viel mehr ermöglicht das die Selbstverwirklichung.
ComtesseDeLaFére

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von ComtesseDeLaFére »

Logan 5 hat geschrieben:
kräuterfrau hat geschrieben:Das ist wieder Bewertungssache. Du bewertest diese Situation als schlecht, während sie für Tausende der Menschen erstrebenswert ist.
Das Streben nach materiellen Dingen und Status? Wenn man den Menschen lange genug eintrichtert was erstrebenswert ist und was nicht, dann glauben sie es irgendwann. Das können Medien, Wirtschaft und Politik sehr gut.

Aber stimmt, es ist eine Bewertungssache.
Schon kleinen Kindern wird doch heutzutage eingetrichtert, dass sie nur etwas Wert sind wenn sie Leistung bringen.
Und dadurch hat man heute so eine Ellenbogen-und Kapitalismusgesellschaft.
Wer da nicht mithalten kann oder will, der landet im Abseits, und das finde ich echt nicht in Ordnung.
Ich finde es traurig, dass unsere Gesellschaft so egoistisch ist und Leute nicht entsprechend ihrer Fähigkeiten eine Chance bekommen.

@Kräuterfrau

Darf ich fragen woher du kommst? Das muss ja echt die Hölle sein, wenn du Deutschland als gut empfindest, ich empfinde Deutschland als reinsten Horror, weil man hier auf der Strecke bleibt wenn man ruhig und schüchtern ist. Dann interessiert es andere einen Dreck was für Fähigkeiten man so hat.
Selbstverwirklichung ist so nicht möglich, wenn man immer ausgegrenzt wird und trotz 30 Vorstellungsgesprächen nie eingestellt wird. Wie soll man sich da selbst verwirklichen können? :fluchen:
triangulum

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von triangulum »

Sicher ist es nicht einfach heutzutage im beruflichen Bereich. Ich bin selbst mit einem unheimlich harten Wettbewerb konfrontiert, Arbeitgeber (besonders die namhaften) wollen grundsätzlich Überflieger, aber zu Konditionen einer Durchschnittsarbeitskraft.

Den Titel finde ich aber übermässig pauschalisierend und falsch. Viele Forumsdamen werden sicher auch nicht die Nachkriegsjahre zurückwünschen, wo z.B. der Ehemann unterschreiben musste, wenn die Frau arbeiten wollte. Und wo die s.g. Emanzipazion und "Selbstverwirklichung" der Frauen kein Thema waren!
ComtesseDeLaFére

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von ComtesseDeLaFére »

triangulum hat geschrieben:Sicher ist es nicht einfach heutzutage im beruflichen Bereich. Ich bin selbst mit einem unheimlich harten Wettbewerb konfrontiert, Arbeitgeber (besonders die namhaften) wollen grundsätzlich Überflieger, aber zu Konditionen einer Durchschnittsarbeitskraft.

Den Titel finde ich aber übermässig pauschalisierend und falsch. Viele Forumsdamen werden sicher auch nicht die Nachkriegsjahre zurückwünschen, wo z.B. der Ehemann unterschreiben musste, wenn die Frau arbeiten wollte. Und wo die s.g. Emanzipazion und "Selbstverwirklichung" der Frauen kein Thema waren!
In den Nachkriegsjahren hätte ich persönlich es einfacher gehabt..ich hätte einfach nicht geheiratet und mir eine kleine Wohnung genommen und eine Arbeit als SChreibkraft angenommen, für die keinerlei soziale Kompetenzen erforderlich wären. Da genügte es noch, seine Arbeit sorgfältig und ordentlich zu machen, wenn man da nichts redete oder wenig, dann kümmerte das niemanden.
Zudem ging es damals gerade aufwärts und es kam das, was alle als Wirtschaftswunder bezeichneten.
Und meine Mutter, die in dieser Zeit aufwuchs, und auch mein Vater, der auch ein Nachkriegskind ist, sagen alle das es eine schöne Zeit war, speziell die 50 er Jahre.
Ich stimme dir aber darin zu, dass es für verheiratete Frauen keine gute Zeit war, denn wenn sie an den falschen Mann gerieten, hatten sie keinerlei Rechte.
Aber ich persönlich hätte in dieser Zeit ein besseres Leben gehabt, da ich da auch einen Job gefunden hätte, trotz meiner Schüchternheit, wohingegen mir das Jahr 2014 nur Nachteile zu bieten hat und ich immer die Ausgestoßene am Rande der Gesellschaft sein werde.
Wenn mir jemand anbieten würde, in die frühen 50 er zu reisen um dort zu leben ja, ich glaube ich würde nicht nein sagen.

Damit jetzt nicht wieder ein Shitstorm kommt, ich sage nicht dass das für alle, sondern nur, dass es für mich wohl ein besseres Leben wäre in dieser Zeit.
Zuletzt geändert von ComtesseDeLaFére am 12 Feb 2014 21:39, insgesamt 1-mal geändert.
janina

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von janina »

Früher war alles besser...das glaube ich nicht. Wir führen heute auf jeden Fall ein komfortableres Leben, werden, falls etwas schiefläuft (zumindest in Europa) durch Sozialhilfe aufgefangen...haben mehr Freiheiten, Möglichkeiten. Es ist nie alles hundertprozentig und die negativen Veränderungen der sozialen Strukturen eine mit der größten Herausforderungen unserer Zeit.
Gefühlt vergeht die Zeit für mich heute schneller als in meiner Kindheit/ Jugend, das geht erschreckenderweise wohl auch schon den heutigen Teenagern so. Die älteren Menschen, die ich danach gefragt habe, empfinden das dagegen nicht so. Filme und Reportagen aus den 60igern und 70igern erscheinen langsamer abzulaufen.
Geht Euch das mit der Zeit auch so?
april

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von april »

Mannanna hat geschrieben:
ComtesseDeLaFére hat geschrieben:Ich bin ja gerade dabei, mir einen Therapieplatz zu suchen und musste feststellen, dass die Wartelisten oft so voll sind, dass man ein ganzes Jahr warten muss bis man dran kommt.
Immer mehr Menschen scheinen die Hilfe eines Therapeuten nötig zu haben, Tendenz immer weiter steigend.
Ich denke, viele Leute gehen heute zum Therapeuten, weil es gerade schick ist. Sie glauben dann, als besonders sensibel/feinfühlig oder sowas vor ihren Bekannten dazustehen, wenn sie aus jedem Gehirnfurz ein riesen Drama machen können. Viele denken wohl auch, daß so ein Therapeut ihre Probleme löst. Und wenn das dann nicht so ist: "Oh, mein Thera war schlecht und hatte gar kein Verständnis... Ich such mir einen anderen."

Ich glaube auch nicht, daß Therapeuten/Psychologen viel helfen (können). Die können eben auch nur ihre Meinung zum jeweiligen Thema sagen. Da kannst du auch den nächsten Hausmeister nach seiner Meinung fragen.
Man selten son Mist gelesen. Kennst dich ja richtig gut aus.
Es gibt viel zu wenige Therapieplätze und das wird der Politik langsam auch klar, denn es gibt immer mehr Frühverrentungen wegen psychischer Probleme, sprich es kostet langsam den Staat etwas.