Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen krank

[Stefan_T]

Du bekommst dafür nach dem Verständnis der 1€-Jobs eben nicht nur den einen Euro ... Du bekommst dafür dein Harz 4 + den einen Euro pro Stunde.

Effektiv wird aber für den einen EUR pro Stunde gearbeitet. Und das ist eines zivilisierten Staates unwürdig.

Viel sinnvoller ist es hier, einen Job mit vernünftiger Bezahlung anzubieten, von dem derjenige dann auch zumindest halbwegs ohne weitere Unterstützung leben kann.

[Logan 5]

Das ein Arbeitsloser in den 60ern abgesicherter dastand als heute, glaube ich nicht. Nur war es da eben einfacher, irgendeinen Job zu kriegen: "Gehste halt auf'm Bau, Sand schippen." Heute wird kaum noch wer gebraucht, der Sand schippt.

Ich glaube schon. Die Sozialsysteme sind heute völlig überlastet, die Leistungen werden immer weiter zurückgefahren. Wer nach vielen Jahren Arbeit den Job verliert, kann ganz schnell tief fallen. "Einfache" Tätigkeiten sind der Automatisierung zum Opfer gefallen oder es herrscht Lohndumping. Und wie du schon sagst, früher ist man schneller wieder in Beschäftigung gekommen (und nicht nur auf dem Bau), auch wenn man keine Top-Bildung hatte. Nicht umsonst liest man öfters vom Akademisierungswahn in Deutschland.

Aber wir können ja gern unterschiedlicher Meinung sein. Gelebt habe ich zugegebener Maßen damals noch nicht. Bzw. noch nicht als Arbeitnehmer
Ich bleibe aber dabei, dass die Lebensbedingungen in Sachen Arbeit und Beruf heute wesentlich härter und damit automatisch ungesünder sind als vor 40/50 Jahren. Du schreibst selbst "es war einfacher"...

Umweltverschmutzungen u. ä. sind natürlich ein anderes Thema. In Sachen Arbeitsschutz stehen wir heute tlw. besser da. Genauso beim Umweltschutz.

Dafür essen wir heute mit fast allen Nahrungsmitteln industrieller Natur den reinsten Dreck! Selbst Obst und Gemüse ist mir Vorsicht zu genießen. Man muss immer genau hinschauen, wo es herkommt.
Möbel, Teppichbeläge, Körperpflegeprodukte u.v.m. konfrontieren uns in höherem Maße mit ungesunden Stoffen als früher. Und über Elektrosmog aller Couleur streiten sich die Experten seit Jahren...

[Logan 5]

Das kommt eben davon, wenn die Leute nur nach "billiger, billiger, billiger" rufen und dabei natürlich trotzdem Spitzenware haben wollen. Wenn z.B. Obst keine "Stellen" mehr haben darf, 14Tage frisch und knackig bleiben muß und kein Wurm im Apfel sein darf, muß eben gespritzt werden oder, als Fortzetzung davon, zur Gentechnik gegriffen werden.
Jeden Morgen ein Ei für jeden? Legebatterien.
Jeden Tag Schokokekse, Schokomuffins, Schoko-irgendwas im AB-Forum? Braucht man halt schädlingsresistente Hochleistungs-Kakaopflanzen.

Auch hier formen die Leute eben das System, nicht das System die Leute.

Ist die Geiz ist Geil Mentalität nicht ursprünglich eine Idee des Handels? Ich kann mich nicht erinnern, dass vor wenigen Jahrzehnten, die Leute ständig "billig, billig, billig" gerufen haben?

Ich denke in deinem letzten Satz irrst du (zumindest überwiegend). Zuerst wird das Angebot gemacht, erst dann entsteht eine Nachfrage. Zuerst werden latente Bedürfnisse geweckt, dann die Waren dazu angeboten. Erst dann entscheidet sich, ob das Angebot wirklich angenommen wird. Die Bedürfnisse jeden Tag alle erdenklichen Lebensmittel egal zu welcher Jahreszeit verfügbar zu haben, wurden erst von der Industrie und dem Handel geweckt. Das ganz verselbstständigt sich dann irgendwann, so dass die Leute darauf gepolt sind immer was Neues zu probieren oder zu besitzen.

Banales Beispiel: Cola. Die wurde ursprünglich mal als eine Art Medizin gemixt. Dann schmeckte sie den Leuten, die Mixtur kam gut an. Ursprünglich hat aber niemand danach verlangt. Nach Cherry Cola hat keiner gefragt. Sie wurde entwickelt, den Menschen schmackhaft gemacht und nun lieben sie die Leute.

Aber wie ich schon schrieb, wir bewerten das halt unterschiedlich. Liegen aber gar nicht so weit auseinander

[april]

In den 60ern war noch Vollbeschäftigung, Stichworte: Arbeitermangel, Gastarbeiter, erst in den 70ern gings mit der Arbeitslosigkeit los. Also war es wohl eher unwahrscheinlich in den 60ern überhaupt arbeitslos zu sein.
Ich weiß gar nicht obs irgendeine Generation "besser" hatte. Aber ich denke auch, dass die Ansprüche beim Job stark gestiegen sind und es einem immer schwerer gemacht wird Fuß zu fassen mit Zeitverträgen und Leiharbeit. Man immer diese gewisse Existenzangst haben muss was wird aus mir wenn der Vertrag nicht verlängert wird. Vor ein paar Jahren noch konnte man sich nach Ablauf der Probezeit recht sicher sein, heute oft 2 Jahre- die gesetzliche Frist für Zeitverträge.
Aber vielleicht wird sich der Arbeitsmarkt in Zukunft noch wandeln, wenn Arbeitskräfte Mangelware werden und der Arbeitsschutz auf psychische Belange erweitert wird. Ja, man wird ja noch hoffen dürfen.

[Mannanna]

Ist die Geiz ist Geil Mentalität nicht ursprünglich eine Idee des Handels? Ich kann mich nicht erinnern, dass vor wenigen Jahrzehnten, die Leute ständig "billig, billig, billig" gerufen haben?

Doch. Das alles so teuer ist, bemängeln alle zu jeder Zeit. Sowas hat sogar schon die Bauernkriege und die französische Revolution ausgelöst.
In den 80ern hatte die EWG den Milchsee und den Butterberg. Da hieß es dann auch: "Ja, dann sollen die den Kram doch an die Leute verschenken. Stattdessen kostet die Butter 3 Mark "

Die "Geiz ist geil"-Kampagne hat den Leuten keine Mentalität aufgedrückt, sondern die "geheime" Mentalität der Leute salonfähig gemacht. Plötzlich konnte man sich zu Geiz bekennen. Was vorher ein negativer Charakterzug war, den man besser verbarg, war nun plötzlich hip. Sonst wäre diese Kampagne nicht so ein Erfolg geworden und uns bis heute im Gedächtnis.
Folgen tut man dieser Sache nach wie vor:
Die Leute (ich auch) gehen nicht zum Schneider für einen Anzug, sondern ins Kaufhaus. Ist billiger.
Die Leute (ich nicht) kaufen nicht beim Einzelhändler um die Ecke, sondern bestellen bei Amazon (obwohl jeder weiß, was da für Arbeitsbedingungen herrschen). Ist billiger
Die Leute (ich nicht) gehn nicht mehr zum Schreiner für Möbel, sondern zu Ikea. Ist billiger.
Die Leute wollen gesundes Gemüse, aber im Bio-Markt einkaufen, wo es teuer ist und der Apfel vielleicht einen Schrumpel hat? Nö.
usw.

Aber zugegeben, bei einigen Dingen geht es auch anders herum: Es muß halt das Apple-Dingens sein statt dem NoName-Dingens. Und damit man sich das leisten kann, spart man halt woanders. Oder kauft auf Kredit/Raten, wenn man deppert genug ist.

[Rosta]

Die Arbeiten, die ich kenne, würden zumeist einfach gar nicht gemacht werden, wenn sie denn mehr Kosten verursachen würden.

Der Schein muss halt bewahrt bleiben.
Das zeigt nur, dass irgendwas gewaltig schief in unserem System läuft, wenn diese Arbeit nicht mehr "lohnenswert" ist.

Das kommt eben davon, wenn die Leute nur nach "billiger, billiger, billiger" rufen und dabei natürlich trotzdem Spitzenware haben wollen.

Ich war schon immer mal froh, wenn ich mal mit jemandem in der Mittagspause übers Kochen unterhalten konnte. Die meisten, auch Frauen, können das nämlich gar nicht, interessieren sich nicht wirklich dafür. Zumindest trifft das auf die zu, die ich kennengelernt habe. Das Motto: "Hauptsache lecker&satt".
Schon irgendwie schade. Dabei dachte ich, ich hätte gerade hier ein Thema um mit Mädels ins Gespräch zu kommen. Päh...

Auch hier formen die Leute eben das System, nicht das System die Leute.

Ich bezeichne es als Ping-Pong-Spiel, so in etwa wie es Logan 5 näher erläutert hat.
Trotzdem frage ich mich woher das Desinteresse und die Gleichgültigkeit der Leute herkommt: "Aspartam und unschädlich? Ach keine Ahnung, bin davon ja auch noch nicht von gestorben. *mit colalight anstoß*"
Woher kommt die Ignoranz? Vielleicht ein Selbstschutz von zu viel Pessimismus? Ich weiß ja, wohin das führen kann...

Die Leute (ich auch) gehen nicht zum Schneider für einen Anzug, sondern ins Kaufhaus. Ist billiger.

Selbst in den Kaufhäusern gibt es übelste Preisunterschiede. Würde ich nicht mehr bei meinen Eltern wohnen, wäre wohl nur noch ausschließlich C&A drin, obwohl ich gerne andere Textilhändler aufsuchen würde. Aber an einen Schneider ist noch nicht mal im Traum zu denken.

Die "Geiz ist geil"-Kampagne hat den Leuten keine Mentalität aufgedrückt, sondern die "geheime" Mentalität der Leute salonfähig gemacht.

Tjoa, einige pfiffige Personen spielen gerne mit den Trieben und Eigenheiten der Menschen zu ihrem Vorteil. Nicht umsonst sind z.B. die Regale in einem Geschäft nach einem bestimmten Muster aufgebaut.
Muss aber sagen dass ich mich manchmal auch selbst dabei erwische: "Warum hast du dir das jetzt eigentlich gekauft ?".

Die Leute (ich nicht) kaufen nicht beim Einzelhändler um die Ecke, sondern bestellen bei Amazon (obwohl jeder weiß, was da für Arbeitsbedingungen herrschen). Ist billiger

Die Arbeitsbedingungen sind dort nicht unterirdisch. Selbst der Lohn ist für diese Branche überdurchschnittlich. Habe dort selbst gearbeitet und kann nur sagen: Tolle Propaganda der Medien und Verdi. Echt zum Kaputtlachen.
Ich konnte mich als einfacher Arbeiter in den verschiedensten Abteilungen überhaupt nicht beklagen. Nur das Stupide Arbeiten bei den zumeist einfältigen Aufgaben macht einen auf Dauer . Aber die kümmern sich auch darum, dass man aus diesem Grund auch mal in andere Abteilungen arbeiten soll oder kann. Da wird immer wieder mal gewechselt, mal verpflichtend, mal auf freiwilliger Basis. Kommt immer auf verschiedene Faktoren an.
Aber was ich in anderen, kleineren Betriebe erlebt habe war viel schlimmer. Aber damit kann man kein Geld machen, da schreit keiner auf.
Scheiß Doppelmoral.

Das Problem mit der Bequemlichkeit, meist nur noch im Internet zu bestellen, schlägt sich natürlich als einer der vielen Gründe auf das Straßenbild nieder.
btw: Ich habe mal überlegt beim nächsten Rundgang durch die Fußgängerzone zu zählen, von wie vielen Geschäftsläden die wir haben mittlerweile leer stehen.

Oder kauft auf Kredit/Raten, wenn man deppert genug ist.

Das ist wahrlich das Hauptproblem...

[Mannanna]

btw: Ich habe mal überlegt beim nächsten Rundgang durch die Fußgängerzone zu zählen, von wie vielen Geschäftsläden die wir haben mittlerweile leer stehen.

In meinem Heimatstädchen fällt das auch schon sehr auf.
Meistens sind es Kleidungsläden, die zu machen. Sogar direkt am Marktplatz, der ja nun das Filetstück in der Stadt ist, steht schon ein Geschäft seit über einem Jahr leer. Eine relativ neue Passage m8t Ladenlokalen: 3 leer, 3 noch besetzt.
Friseure gibt es immer noch recht viele. Anscheinend kann man sich keinen Haarschnitt im Internet besorgen...

[fifaboy1981]

Friseure gibt es immer noch recht viele. Anscheinend kann man sich keinen Haarschnitt im Internet besorgen...

Ich könnte wetten auch das wird sich eines Tages noch ändern

[Corp.INC]

Friseure gibt es immer noch recht viele. Anscheinend kann man sich keinen Haarschnitt im Internet besorgen...

Ich könnte wetten auch das wird sich eines Tages noch ändern

Nein, man hat dauerhaft eine Glatze. Jeden morgen wird man mit dem 3D Drucker sich den Haarschnitt ausdrucken und perückenmäßig auf den Kopf kleben.

[fifaboy1981]

Nein, man hat dauerhaft eine Glatze. Jeden morgen wird man mit dem 3D Drucker sich den Haarschnitt ausdrucken und perückenmäßig auf den Kopf kleben.

Oder es gibt Haar schneide Maschinen die du im inet bestellen kannst, da legst du dann den Kopf rein, gibts vorher ein welchen Haarschnitt du haben willst und am ende kommt das gewünschte bei raus

[Rosta]

Habt ihr etwa die Gleichstellung vergessen? Das ist doch Sexismus! Glatzen für alle! Haarausfall für alle! Gleich ist gleich Gleich!

[Shifty]

Unrasierte Beine bei einer Frau:

[orthonormal]

Unrasierte Beine bei einer Frau:

Falscher Thread?

[Rosta]

Unrasierte Beine bei einer Frau:

Ich habe letzte Woche einen (wahrscheinlich beabsichtigten unrasierten) Damenbart bei einer jungen Frau (20-30) gesehen. Warum?...Warum? ...

@ortho: Ich bin mir nicht sicher.