Bewerbungsanschreiben ok?

Dein Thema passt in keines der anderen Freizeit-Foren? Kein Problem, schreib es einfach in diesen Bereich.
Lion

Re: Bewerbungsanschreiben ok?

Beitrag von Lion »

Suria hat geschrieben: Ich bin durchaus deiner Meinung ... wenn du jemand bist, der pro Tag vielleicht 10 Bewerbungen lesen darf (das weiß ich, weil auch ich mal jemand war, der die Bewerbungen für meinen Chef gelesen habe). Wenn aber jemand pro Tag 100 Bewerbungen liest, am besten, während man noch andere Aufgaben hat, sieht die Sache schon anders aus. Wenn diese 100 Leute auch am Anfang immer dasselbe schreiben, könnte man beim Lesen leicht frustriert sein.
Das ist das Schicksal eines Personalers. ;)

It's his job. Wenn man so wie oben argumentieren will ("er soll nicht immer dieselbe Einleitung lesen müssen") dann kann man auch argumentieren, dass es ja auch auf Dauer langweilig wird, überhaupt Bewerbungen lesen zu müssen.

Zwar sollte man sich in Bewerbungsschreiben gut und "hervorstechend" präsentieren, aber es läßt sich wohl kaum vermeiden, den Personaler (angeblich) mit Formalien zu langweilen. Das bedeutet ja nicht, dass man an anderer Stelle im Brief auf eine persönliche Note verzichtet.

Der Personaler wird das dann ganz pragmatisch sehen. Eine Einleitungsphrase ist eine Einleitungphrase, aber der Rest ... "sehr schön".
Im Übrigen habe ich das mit einer ehemaligen Personalerin erstellt, sie weiß daher, wovon sie spricht ;)
Formulierungen und Stil eines Schreibens sind immer auch Geschmackssache. Auch unter Menschen in der Personalabteilungen oder sonstigen Chefs. Den heiligen Gral gibt es da nicht.

Mal ganz davon abgesehen bin ich der Meinung, dass ein guter Personaler wissen müsste, welche Bewerbungsarten bzw. Jobsites etc. mehr oder weniger bekannt sind.
Natürlich, aber jede Jobsite kostet für sich Geld. Es geht ja nicht um die Kenntnis der großen Jobportale und der einschlägigen Zeitungen, sondern darum, was was bringt (Effizienz). Große Unternehmen mögen da mit der Gießkanne vorgehen und überall etwas schalten. Bei kleineren sieht es schon wieder anders aus. Ich kann mich da an lebhafte Diskussionen mit meinem Chef erinnern, ob wird denn für einige hundert Euro mehr die Online-Option dazunehmen oder nicht.


Sorry ... sowas kommt dabei heraus, wenn man den ganzen Bewerbungsratgebern vertraut mit ihrem Standardrat "Seien sie blooooß individuell, fallen sie auf!" (grundsätzlich richtig, aber nicht an der falschen Stelle).

Ein Brief, der mit der Tür ins Haus fällt. Keine Einleitung. Nix. Man könnte meinen, die Textverbeitung hätte da wohl einen Textblock verschluckt. Auch wenn es Formsache ist: Man sollte schon schreiben, was man eigentlich will, weshalb man einen Brief schreibt. Das "Sehr geehrter Herr ... " läßt man ja auch nicht weg, weil es in 99,9% aller Bewerbungsschreiben zu finden ist.
Und das zu Recht. Die Anrede gehört zu einem DIN-genormten Brief und gerade als Bürokauffrau sollte man auch beim Anschreiben zeigen, dass man sich mit DIN-Normen auskennt.
... wie die richtigen Zeilenabstände und das korrekte Datumsformat. Das gilt für geschäftliche Korrespondenz wie für das Bewerbungsschreiben in gleicher Weise.

Mit einer bewährten Struktur eines Schreibens sollte sich gerade eine Bürokauffrau aber auch auskennen, soll sie doch sehr wahrscheinlich auch Geschäftsbriefe verfassen.

Und da braucht man irgendeinen vernünftigen Einstieg, selbst wenn er profan ist. Da sehe ich beim Empfänger eine entsprechende Erwartungshaltung. Bei Bewerbungsschreiben ist das nicht anders (warum sollte gerade das anders sein, bei den üblichen Formvorschriften aber nicht?).


Und wie würdest du den Einleitungssatz dann schreiben?
Das weiß ich nicht, das muß doch jeder selbst hinkriegen. Gewisse Wiederholungen werden sich nicht vermeiden lassen, selbst der deutsche Wortschatz ist begrenzt und jegliche Formulierung irgendwann schon einmal geschrieben worden.

Jedenfalls halte ich es für keine gute Lösung, einfach einen üblichen Bestandteil eines Briefes einfach wegzulassen, weil man meint, man bekäme es sowieso nicht individuell hin. Dann würde ich eher dazu raten, es dann halt mit dem Standard zu belassen. Dafür wird man nicht gleich aussortiert. Es zählt der Gesamteindruck des Bewerbungsschreibens.

Ich sehe eher die Gefahr, dass der Personaler drüber stolpert, wie ein Bewerber "holperig" in ein Schreiben einsteigt.

Man läßt ja auch nicht die übrigen Formvorschriften außer acht, um individuell zu wirken.
Im Großen und Ganzen würde es doch darauf abzielen, auszudrücken, dass die Stelle dich besonders interessiert und du dich deshalb bewirbst - klar, warum solltest du dich sonst bewerben?
Völlige Zustimmung. So ist das nun mal.

Und was das "warum solltest du dich sonst bewerben" angeht: Streng genommen könnte man auf jegliches, ausformuliertes Anschreiben verzichten. Es ist doch klar, dass man die Stelle will, warum sollte man sonst schreiben? Das Übersenden von Lebenslauf und Zeugnissen sollte als Willenserklärung ausreichen.

Aber wir wissen alle, dass das Spielchen so nicht läuft. Es wird erwartet, dass man sich Mühe gibt und zwar durch ein wohl formuliertes, interessant machendes Anschreiben.

Eigentlich ist es nicht viel anders als beim Flirten, da gibt es auch bestimmte Erwartunghaltungen über einen "Balztanz". Da sagt man auch nicht: "ich weiß, dass du mich magst, du weißt, das ich dich mag, laß uns auf den ganzen Quatsch verzichten und den Beginn unserer Beziehung einfach formal erklären".
Und dass ich besonderes Interesse habe an der Stelle und am Unternehmen selbst, drücke ich auch schon im letzten Abschnitt aus.
Das ist ja nicht unabänderlich.
Lion

Re: Bewerbungsanschreiben ok?

Beitrag von Lion »

Elin hat geschrieben: Hm, das kann man so und so sehen.
Ich saß auch gerade mal auf der anderen Seite, weil wir einen neuen Mitarbeiter suchen und mein Chef hat mich da ins Auswahlprozedere mit einbezogen und mir ein paar der eingegangenen Bewerbungen gegeben. Nach der Hälfte wurde es langweilig, weil im Prinzip in jedem Anschreiben mehr oder weniger das gleiche drin stand,
Wie schröcklich 8-)
Gegen Ende kam dann mal einer, der hatte es wirklich ganz anders gemacht, nicht die Standardfloskeln und -formulierungen - wie erfrischend!
Ich stimme vollkommen zu. Mir geht es ja auch nicht darum, auf jegliche Individualität zu verzichten.

Sondern darum, nicht einfach übliche Bestandteile eines Schreibens einfach wegzulassen, die das Ganze harmonischer machen.

Aber ich fange gerade an, mich zu wiederholen ... siehe also auch mein Posting von gerade eben.
Es gibt halt kein Patentrezept und man weiß nie, wer die Bewerbungen liest, wie diese Person tickt und wie der Text, ob Standard oder unkonventionell, am anderen Ende aufgenommen wird. Was es natürlich nicht leichter macht...
Auch richtig.


Aber mal ne spezielle Frage: Wie würdet Ihr ein Anschreiben formulieren, wenn die Stellenanzeige schon komplett in der "Du"-Form gehalten ist? "Du paßt zu uns, wenn Du schon dieses und jenes gemacht hast ... " usw. Die Personalchefin, an die der Brief geschickt werden soll heißt Dagmar Mustermann. Wie fangt Ihr an (Anrede) und wie geht's weiter. "Die Art, wie Sie sich in der Öffentlichkeit präsentieren, spricht mich an" oder "Die Art wie Ihr Euch in der Öffentlichkeit präsentiert, spricht mich an" ...

Gibt ja so "hippe" Unternehmen, da sind alle per Du. Nichts dagegen, aber bisher hab ich das immer so kennengelernt, das mir das gleich am ersten Arbeitstag gesagt wurde, das alle "per Du" sind, aber die Stellenanzeige war noch formal "per Sie".
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Re: Bewerbungsanschreiben ok?

Beitrag von Felis_Silvestris »

Lion hat geschrieben: Übrigens ist es für Unternehmen auch interessant, wie man von der Stelle erfahren hat, um künftig zu wissen, wo man Anzeigen schaltet und wo man es bleiben läßt. So eine normal-große Stellenanzeige kostet auch mal locker 800-1.500 Euro, egal ob in Printmedien oder online. Rohrkepierer sortiert man gerne aus, um beim nächsten Mal Kosten einzusparen.
Wenn sie das wissen wollen, sollen sie mich einladen. Wird dir auf jeden Fall jeder 'Experte' für Anschreiben den ich kenne stark davon abraten sowas reinzuschreiben, und schon gar nicht als Eröffnungssatz. *schnarch*.
Lion hat geschrieben: Sorry ... sowas kommt dabei heraus, wenn man den ganzen Bewerbungsratgebern vertraut mit ihrem Standardrat "Seien sie blooooß individuell, fallen sie auf!" (grundsätzlich richtig, aber nicht an der falschen Stelle).
Seh ich anders. Für die Fakten ist der Lebeslauf da. Das Anschreiben soll eben vorallem mal fesseln und Lust auf mehr machen. Ähnlich wie eine Partnerschaftsanzeige. Und ja, in der Regel da durchaus Klotzen und nicht Kleckern.
Die große Liebe ist wie ein 6er im Lotto - es gehört viel Glück dazu. Aber man sollte nicht auch noch warten, bis einem jemand den Lottoschein schenkt...

Everyone is entitled to his own opinion, but not his own facts.
--Moynihan


Wegen Partnerschaft 'leider' inaktiv aber per PN erreichbar.
Lion

Re: Bewerbungsanschreiben ok?

Beitrag von Lion »

Felis_Silvestris hat geschrieben: Wenn sie das wissen wollen, sollen sie mich einladen.
Wieviele Leute werden letztlich für eine Stelle in die engere Wahl genommen? 5-10?

Von 5-10 Leuten läßt sich keine verläßliche Aussage ableiten, welche Plattformen für die eigenen Stellenanzeigen die geeignetsten sind.

Übrigens: So große Unternehmen wie TUI (ich hab mich neulich dort beworben) automatisieren Online-Bewerbungsvorgänge. Dort tauchte auch ein Pull-Down-Menü auf, wie ich denn von der Stelle erfahren habe. Mit ca. 10-12 verschiedenen Optionen. Warum machen die das wohl?

Wird dir auf jeden Fall jeder 'Experte' für Anschreiben den ich kenne stark davon abraten sowas reinzuschreiben, und schon gar nicht als Eröffnungssatz. *schnarch*.
Ich nehme mir die Individualität, Expertenmeinungen anzuhören, aber dann selbst zu entscheiden, was ich mache, anstatt unisono den zig Bewerbungsratgebern blind zu folgen, wie es ja hunderttausende Indiviualisten tun. 8-)

Lion hat geschrieben: Sorry ... sowas kommt dabei heraus, wenn man den ganzen Bewerbungsratgebern vertraut mit ihrem Standardrat "Seien sie blooooß individuell, fallen sie auf!" (grundsätzlich richtig, aber nicht an der falschen Stelle).
Seh ich anders. Für die Fakten ist der Lebeslauf da. Das Anschreiben soll eben vorallem mal fesseln und Lust auf mehr machen. Ähnlich wie eine Partnerschaftsanzeige. Und ja, in der Regel da durchaus Klotzen und nicht Kleckern.

Ja, völlige Zustimmung, man sollte sich schon gut darstellen, ohne dass der Brief vor plattem Eigenlob stinkt. Und das geht auch.

Kannst Du mir bitte erklären, was jetzt Dein Einwand von wegen "für Fakten ist der Lebenslauf da" und "Klotzen statt Kleckern" damit zu tun hat, wenn ich sage, dass man nun auch nicht soooo viel Befürchtungen haben sollte, wenn man sich an die übliche Struktur eines Briefes hält und tatsächlich mit einleitenden Worten beginnt, auch wenn sie manchmal etwas profan daherkommen?
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Re: Bewerbungsanschreiben ok?

Beitrag von Buham »

Hm, also ich hab mich ja schon lange nicht mehr beworben :mrgreen: (sollte ich vielleicht nur zum Spaß mal tun, vielleicht kommt ja was bei raus)... in meinem Bereich ist es wohl auch einfacher, wenn man sich finden lässt...

Aber: ich würde mich komplett von solchen Standards oder was auch immer fernhalten. Das Anschreiben ist eine Mail, und da hängt dann halt der Lebenslauf/Zeugnisse/whatever als PDF dran (in einer vernünftigen Dateigröße, wenn ich manchmal sehe, was bei uns so reinkommt :roll:).

Und im Betreff stünde dann z.B. "Ihr neuer Bürokaufmann", "Hier ist Ihr neuer Bürokaufmann" oder "Ihre Personalsuche hat ein Ende" oder oder. Da hätte ich jetzt mit Sicherheit kein Problem, bei der Formulierung etwas kreativ zu sein. Dasselbe beim Text. Aber auf keinen Fall das Standardwort "Bewerbung als xyz" oder "Bewerbung" und dann die immer selben Floskeln. Da hätte ich schon fast Mitleid mit den Leuten, die sowas Tag für Tag lesen müssen :lol: