Patenkinder, Unicef etc. - macht das Sinn?

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Eliza Jane
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Patenkinder, Unicef etc. - macht das Sinn?

Beitrag von Eliza Jane »

Ich unterstütze seit ca. zwei Jahren ein Patenkind im Senegal. Auch bei Unicef war ich einige Zeit ehrenamtliche Mitarbeiterin. Nun kommen mir zunehmend Zweifel, ob diese Art der Hilfe, ja Entwicklungshilfe überhaupt, Sinn macht oder ab man letztlich nicht die Armut dadurch vermehrt. Hat nicht jegliche Einmischung Europas, auch wenn sie gut gemeint war, die Situation in Afrika verschlechtert? Wie ist Eure Meinung dazu?
Man sieht die Nacht kommen und erschreckt doch vor der Dunkelheit.

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NBUC
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Re: Patenkinder, Unicef etc. - macht das Sinn?

Beitrag von NBUC »

Verschlechtert ist halt die Frage der Betrachtungsspanne.

Wirklich verbessert hat es jedenfalls typischerweise nichts, aber halt zumindest den aktuellen Zustand meist gehalten.

Ich halte zu viele lokale Kulturen (und auch hier wieder ganz vorne dabei die Religion des Friedens) und folgend Geburtenüberschuss und eine Art Binnenkolonisation, welche Ausbeutung der Nachbarn attraktiver macht als Eigeninitiative (und die der Nachbarn auch wieder ruiniert) für hauptursächlich. (Klar, haben westliche, mehr inzwischen aber noch asiatische und arabische Interessenten da auch erheblich profitiert von. Aber letztlich ist das dann doch intern versaut worden)

Das wird sich aber in weiten Bereichen ohne eine katastrophale Umwälzung oder massiven Militäreinsatz und quasi eine neue auch wieder Fremdherrschaft nicht ändern.
Und die katastrophale Umwälzung käme meines Erachtens erst recht, wenn man sich komplett nicht mehr einmischen würde (und dazu gehörte dann auch eine grundlegende Abwehr von "Flüchtlingen") .
So ist es wohl die Alternative zwischen einem langandauernden Sterben in kleinen Raten vs. dem großen Knall, insgesamt oder auch regional. Eine Möglichkeit eine Pilotgegend herzurichten als Signal es geht, sehe ich so auch nicht politisch umsetzbar.
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Reinhard
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Re: Patenkinder, Unicef etc. - macht das Sinn?

Beitrag von Reinhard »

NBUC hat geschrieben: (...)
Ich halte zu viele lokale Kulturen (und auch hier wieder ganz vorne dabei die Religion des Friedens) und folgend Geburtenüberschuss (...)
Welche Religion meinst du?
Gehen wir doch mal dichtbesiedelte Regionen mit Ernährungsunsicherheit und Armut durch:

China (chinesisches Ostküstentiefland) -- Buddhismus
Indien -- Hinduismus

Das sind auch schon die zwei Großen gewesen mit zusammen etwa zweieinhalb Milliarden Einwohnern!

Bangladesch -- Islam. Dort ist Ernährung sehr von Ganges und Brahmputra abhängig. Das Land besteht ja praktisch nur Flussdelta
Vietnam/Laos/Kambodscha -- diverser Religionsmischmasch, insbesondere Buddhismus, Taoismus, Probleme dort sind aber oft Langzeitfolge von ...
Pakistan -- Islam
Mexiko -- Christentum (erzkatholisch)
Südostküste Südamerikas (Brasilien/Argentinien) -- Christentum
Ägypten -- Islam
Nigeria -- Christentum und Islam gemischt
Äthiopien -- Christentum seit langer Zeit (aber Sahelzonenländer sind generell problematisch, unabhängig von der Religion)
Somalia -- Islam (aber auch Sahelzone)
Philippinen -- Christentum
Java/Indonesien -- Islam

Das waren so ungefähr die Weltflecken, wo die Bevölkerungsdichte rot eingezeichnet ist ... hmm ... was haben wir denn noch ...
Irak + Syrien ---- nee, nicht wirklich, oder doch?
Jemen -- war eigentlich auch lange Zeit unauffällig ...
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Re: Patenkinder, Unicef etc. - macht das Sinn?

Beitrag von NBUC »

Es war hier nach Afrika gefragt worden.
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wenn ich nicht antworten sollte heißt das nicht, dass du Recht hast, sondern ich kein Internet!
Nemo

Re: Patenkinder, Unicef etc. - macht das Sinn?

Beitrag von Nemo »

NBUC hat geschrieben:Verschlechtert ist halt die Frage der Betrachtungsspanne.

Wirklich verbessert hat es jedenfalls typischerweise nichts, aber halt zumindest den aktuellen Zustand meist gehalten.
Betrachtet man den Gesamteuropäischen Einflus auf die Gebiete der Welt, die heute typischerweise Krisenherde sind, muss man schon sagen dass die Europäer alles schlimmer gemacht haben und dank amerikanischem Einfluss auch teilweise heut enoch tun.
Kief

Re: Patenkinder, Unicef etc. - macht das Sinn?

Beitrag von Kief »

Anhand der hiesigen Tafeln und anderen "Hilfen" sehe ich mittlerweile jegliche institutionalisierte Hilfe kritisch.

Jede Hilfe, die die Ursachen nicht hinterfragt, und die meistens global-zustaendigen sozial-finanziell-wirtschaftlichen Missbrauchs-Mechanismen ausblendet
(oder gar anspricht, kritisiert, aufklaert und ursaechlich anpackt),
die beguenstigt und zementiert den Missstand.

Denn ein Missstand, der kaschiert wird, der wird nicht erkannt, bekaempft und geloest werden.
Sondern bleibt bestehen.
Bzw. der Ausbeuter sieht dann noch mehr Potential zur Ausbeute, solange es genug ehrenamtliche Helfer gibt, die die Not lindern.
Auf diese Weise hilft die Hilfe gegen die akute Not der Opfer,
und es hilft den Ausbeutern, noch etwas mehr auszubeuten.

Auch fuer fahrlaessig entstandene Not kann man entsprechend argumentieren.
(Nur die groebsten Naturkatastrophen fallen mMn nicht unter diesen Argumentationsmechanismus.)



Ich halte Hilfe nur dann fuer hilfreich, wenn auch die strukturelle Ursache der Not bedacht wird.
Andernfalls zementiert die Hilfe nur den fahrlaessigen Umgang mit strukturellen Missstaenden.

Bei Lebenserhaltungsspenden heisst das nicht, dass die Menschen verhungern sollen.
Sondern dass der Vermittler der Hilfe die Umsetzung hinterfragen sollte.


CU, Kief
Nobody

Re: Patenkinder, Unicef etc. - macht das Sinn?

Beitrag von Nobody »

Ohne die Tafeln würde es den Menschen aber noch schlechter gehen, die drauf angewiesen sind. Sinnvoller ist es imho , die akute Not zu bekämpfen und gleichzeitig die Ursachen hierfür anzugehen.
Nemo

Re: Patenkinder, Unicef etc. - macht das Sinn?

Beitrag von Nemo »

Nobody hat geschrieben:Ohne die Tafeln würde es den Menschen aber noch schlechter gehen, die drauf angewiesen sind. Sinnvoller ist es imho , die akute Not zu bekämpfen und gleichzeitig die Ursachen hierfür anzugehen.
Das ist schon richtig. Aber wie Kief, und das sage ich nicht oft, zurecht sagt, man behandelt nur Symptome, nicht die Ursache.
Reinhard
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Re: Patenkinder, Unicef etc. - macht das Sinn?

Beitrag von Reinhard »

Passendes Zitat dazu:

Wenn ich den Armen Essen gebe, nennen sie mich einen Heiligen.
Wenn ich frage, warum sie arm sind, nennen sie mich einen Kommunisten.

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Das war sicherlich kein Plädoyer dafür, den Armen kein Essen mehr zu geben ...
Make love not war!