Depressionen

Dein Thema passt in keines der anderen Freizeit-Foren? Kein Problem, schreib es einfach in diesen Bereich.
schmog

Re: Depressionen

Beitrag von schmog »

Strange Lady hat geschrieben:
dfg82 hat geschrieben:Gestern ging es mir nicht gut und ich habe aus Frust ungesunde Dinge en masse in mich hineingestopft. Das ärgert mich, da ich derzeit 10 Kilogramm über meinem Wohlfühlgewicht liege. Eigentlich treibe ich exzessiv Sport, nur kann ich mich derzeit nicht dazu aufraffen. So ging es mir schon letztes Jahr, als ich ständig depressive Episoden mit Fressanfällen hatte und nur langsam abnahm. In der Klinik hat mich das seltsamerweise gar nicht gestört und das wurde mir sogar positiv ausgelegt. Ich hätte gelernt, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Ich merke jedoch, dass ich unzufrieden bin. Andererseits frage ich mich, wozu sollte ich wieder abnehmen? Das kommt mir derzeit, wie überhaupt alles, so sinnlos vor. Ich fürchte, ich bin schon wieder in so einer depressiven Episode. Zweieinhalb Wochen lief es relativ gut und jetzt beginnt es wieder von vorne. All mein Optimismus ist verflogen. Mittlerweile liege ich auch immer länger im Bett und gehe erst früh morgens schlafen. In der Nacht sitze ich hier und grübele über mein verkorkstes Leben und die nicht allzu rosige Zukunft. In der Klinik hieß es, dass Menschen, die nichts ändern wollen, dort fehl am Platze seien. Vielleicht gehöre ich auch zu diesen Menschen, nur weiß ich es noch nicht?
Die depressive Grundstruktur wird man nie ganz los, fürchte ich. Es ist schließlich eine früh erlernte Bewältigungsstruktur: sich Totstellen, weil man überfordert ist.
Bei mir kommt und geht es auch immer wellenartig, oftmals ausgelöst durch ganz läppische Trigger - ein schräges Gespräch, ein falsches Wort, ein komischer Gesichtsausdruck - und ich fühle mich wieder zurückkatapultiert in die Zeit als Kind, als ich wirklich hilflos und überfordert war und niemanden hatte, der mir beistand. Bzw. eine Mutter hatte, die selbst depressiv war und bemuttert werden musste.
Heute ging es mir auch richtig elend, so schlimm, dass ich zwischendurch wünschte, ich könnte mich einfach in Luft auflösen. Tatsächlich fühlte ich mich auch sehr hohl innerlich, wie ausgeweidet. Keine Ahnung, so richtig kann ich damit auch noch nicht umgehen - versuche mir nur einzureden: so bin ich eben. Da ist ein Teil von mir, in mir, der sich anscheinend nur so Gehör verschaffen kann. Vielleicht muss man einfach nur stillsitzen und zuhören? No idea.
Sehr gut auf den Punkt gebracht! :daumen: :roll:
Strange Lady
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Re: Depressionen

Beitrag von Strange Lady »

schmog hat geschrieben:
Strange Lady hat geschrieben:
dfg82 hat geschrieben:Gestern ging es mir nicht gut und ich habe aus Frust ungesunde Dinge en masse in mich hineingestopft. Das ärgert mich, da ich derzeit 10 Kilogramm über meinem Wohlfühlgewicht liege. Eigentlich treibe ich exzessiv Sport, nur kann ich mich derzeit nicht dazu aufraffen. So ging es mir schon letztes Jahr, als ich ständig depressive Episoden mit Fressanfällen hatte und nur langsam abnahm. In der Klinik hat mich das seltsamerweise gar nicht gestört und das wurde mir sogar positiv ausgelegt. Ich hätte gelernt, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Ich merke jedoch, dass ich unzufrieden bin. Andererseits frage ich mich, wozu sollte ich wieder abnehmen? Das kommt mir derzeit, wie überhaupt alles, so sinnlos vor. Ich fürchte, ich bin schon wieder in so einer depressiven Episode. Zweieinhalb Wochen lief es relativ gut und jetzt beginnt es wieder von vorne. All mein Optimismus ist verflogen. Mittlerweile liege ich auch immer länger im Bett und gehe erst früh morgens schlafen. In der Nacht sitze ich hier und grübele über mein verkorkstes Leben und die nicht allzu rosige Zukunft. In der Klinik hieß es, dass Menschen, die nichts ändern wollen, dort fehl am Platze seien. Vielleicht gehöre ich auch zu diesen Menschen, nur weiß ich es noch nicht?
Die depressive Grundstruktur wird man nie ganz los, fürchte ich. Es ist schließlich eine früh erlernte Bewältigungsstruktur: sich Totstellen, weil man überfordert ist.
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Karlsson
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Re: Depressionen

Beitrag von Karlsson »

Strange Lady hat geschrieben:
schmog hat geschrieben:
Strange Lady hat geschrieben:
Die depressive Grundstruktur wird man nie ganz los, fürchte ich. Es ist schließlich eine früh erlernte Bewältigungsstruktur: sich Totstellen, weil man überfordert ist.
Bei mir kommt und geht es auch immer wellenartig, oftmals ausgelöst durch ganz läppische Trigger - ein schräges Gespräch, ein falsches Wort, ein komischer Gesichtsausdruck - und ich fühle mich wieder zurückkatapultiert in die Zeit als Kind, als ich wirklich hilflos und überfordert war und niemanden hatte, der mir beistand. Bzw. eine Mutter hatte, die selbst depressiv war und bemuttert werden musste.
Heute ging es mir auch richtig elend, so schlimm, dass ich zwischendurch wünschte, ich könnte mich einfach in Luft auflösen. Tatsächlich fühlte ich mich auch sehr hohl innerlich, wie ausgeweidet. Keine Ahnung, so richtig kann ich damit auch noch nicht umgehen - versuche mir nur einzureden: so bin ich eben. Da ist ein Teil von mir, in mir, der sich anscheinend nur so Gehör verschaffen kann. Vielleicht muss man einfach nur stillsitzen und zuhören? No idea.
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Re: Depressionen

Beitrag von dfg82 »

Sie hat doch aber recht. :mrgreen:
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kreisel
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Re: Depressionen

Beitrag von kreisel »

StrangeLady hat geschrieben:Heute ging es mir auch richtig elend, so schlimm, dass ich zwischendurch wünschte, ich könnte mich einfach in Luft auflösen. Tatsächlich fühlte ich mich auch sehr hohl innerlich, wie ausgeweidet. Keine Ahnung, so richtig kann ich damit auch noch nicht umgehen - versuche mir nur einzureden: so bin ich eben. Da ist ein Teil von mir, in mir, der sich anscheinend nur so Gehör verschaffen kann. Vielleicht muss man einfach nur stillsitzen und zuhören? No idea.
Hmm, ich weiß nicht, bei diesen starken depressiven Gefühlen kann ich nie viel Sinn entdecken
oder dass mir eine Stimme was konstruktives sagt.
Diese Zustände sind so elend und erdrückend wie ein Fieberschub
oder offen unter einem Messer liegen.

Irgendwo hab ich gelesen, es gäbe drei Emotionszustände,
eine Comfortzone einerseits ( man ist im vertrauten, ist leicht faul, aber man könnte was ändern),
eine Lernzone (leicht ungemütlich, aber dort sind die Dinge mit etwas, ETWAS, Spannung
änderbar)
und eine Panikzone oder von mir aus auch Deadzone. (alles ist starr und zuviel
und auf Alarmrot, ein Lerneffekt hier nicht möglich)

Zustand oben ist für mich Deadzone und in dieser Deadzone versuche ich nett und
verständnisvoll mit mir umzugehen,am besten auch Unterstützung holen,
und sobald es ein aufatmen gibt, ändere ich die Dinge, die ich ändern und entscheiden kann,
in der Hoffnung, dass diese Dead Zone möglichst wenig auftaucht.

Darin etwas zu sehen wie 'in dem Zustand kann ich einen Sinn finden und eine Stimme sagt einem was'
das sehe ich eher in der Lern-Zone.
Also wenn man versorgt, zur Ruhe gekommen ist, die Panik abklingt.

Ich denke, man setzt sich selbst unter Druck, wenn man für sich unpassende
Rezepte animmt oder fühlt sich sogar noch schuldig ("bin ich zu blöd, oder warum
hilft das bei mir nicht"),
so wie mein Hausarzt mal sagte, wenn ich schwere Grippe habe
dann ist ein Aspirin nur ein "Kosmetika", ein Placebo fast sogar.
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TheRealDeal
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

kreisel hat geschrieben: sagen, das liegt an einem selbst, man könnte wenn man wöllte;
sehe ich da eher Stoff für Selbst-Überforderung und ein Deckel, der nicht passt.

Weil nicht jedes Rezept für jeden anwendbar ist und jeder anders erlebt.
Das fühlt sich an als würde einer der sich mal das Knie geprellt hat, einem mit einem abgerissenen
Bein und akutem Wundschmerz sagen, du kannst joggen, glaub mir.
Da kriegt man auch noch Schuldgefühle, warum ist es so schmerzhaft, oder warum bin
ich zu faul zum trainieren.

Also man verinnerlicht das Rezept und die mahnende "helfenwollende Stimme", die sagt
es wäre alles möglich.
Dabei kann ja eigentlich nur das helfen, wo eine ordentliche Diagnose stattfindet, da wo man
steht und von da aus machbare Dinge.
Darum denke ich auch, es wäre günstiger, wenn Therapeuten einen ähnlichen Hintergrund
haben zu dem, wo sie was zu zu sagen haben, oder zumindest ein hohes Einfühlungs-
vermögen und Vorstellungsvermögen für unterschiedliche Zustände.
(Wunschtraum?)
Das wünsche ich mir auch von Ärzten. Gute Therapeuten, wobei ich die Psychologischen Psychotherapeuten besser ausgebildet sehe als Psychiater, haben ihre Themen aufgearbeitet. Dann jahrelang Selbsthilfegruppen besucht um zu erleben, wie sich Menschen mit gewissen Krankheitsbildern fühlen. Dazu regelmäßige Fortbildungen und Supervisionen. Wenn man als Therapeut das gut verkraftet hat und dabei gesund geblieben ist, dann ist die Chance groß, dass man ein guter Therapeut ist, oder werden kann.

Ich kann von keinem Menschen erwarten, dass er versteht, wie sich Depressionen anfühlen. Das es eben nicht mit: "Och, das Wetter ist doch so schön, geh doch mal vor die Tür!" getan ist. Und dass ich wirklich felsenfest davon überzeugt war, dass ich die 15 Meter vom Bett zur Toilette und zurück nicht schaffen könne. Aber über ein "Das kann ich zwar nicht nachvollziehen, aber ich sehe und merke, dass es dir schlecht geht...", freue ich mich. Weil von Nichtbetroffenen mehr halt nicht geht, in meinen Augen.

Aus der Not heraus (und da nehme ich mich nicht aus) kommen dann die problematischen Impulse vergleichen zu wollen. Also ich schloss dann z. B. darauf, dass es einem Rollstuhlfahrer schlechter gehen müsse, als mir, weil ich ja ganz gut zu Fuß bin. Das ist einer der größten Irrtümer der Menschheit. Das Leid, was ich empfinde ist mein Leid. Auch, wenn andere Menschen dies als Bagatelle einstufen würden. Wenn ich z. B. unter einem eingerissenen Fingernagel furchtbar leide, dann leide ich darunter und mein Leid sollte ernst genommen werden. Weil mir das seit einigen Jahren klar ist, wende ich mich Menschen zu und nehme ihre Anliegen und Befindlichkeiten so ernst, wie es mir möglich ist.

In depressiven Phasen bin ich quasi sofort raus, aus der "Lernzone". Dafür aber danach umso klarer drin. Also haben/hatten meine depressiven Episoden durchaus einen Wert für mich und damit auch einen Sinn.
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Re: Depressionen

Beitrag von Reinhard »

kreisel hat geschrieben: Ich denke, man setzt sich selbst unter Druck, wenn man für sich unpassende
Rezepte animmt oder fühlt sich sogar noch schuldig ("bin ich zu blöd, oder warum
hilft das bei mir nicht"),
so wie mein Hausarzt mal sagte, wenn ich schwere Grippe habe
dann ist ein Aspirin nur ein "Kosmetika", ein Placebo fast sogar.
+1

Dazu kommt noch, dass Depression keine einfache Erkrankung ist und auch bei jedem ein bisschen anders, so dass viele Rezepte, selbst wenn sie an sich gut sind, für jemand bestimmten unpassend sein werden ...
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kreisel
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Re: Depressionen

Beitrag von kreisel »

Hallo Real Deal,

uff, da sehe ich mal die Änderungen, die meine ersten Gedanken so durchgemacht haben,
zum letztgültigen "Werk".
(Ich glaube du hast so die dritte von X hoch zehn Fassungen da zitiert... ;) )

Dass man alle Erlebensweisen ernst nehmen soll, finde ich auch einen guten Ansatz.
Ich kann von keinem Menschen erwarten, dass er versteht, wie sich Depressionen anfühlen. Das es eben nicht mit: "Och, das Wetter ist doch so schön, geh doch mal vor die Tür!" getan ist.
Ich erwarte nicht von jedem, dass er versteht, wie sich Depression anfühlt,
ich erwarte nur von dem, der mir Ratschläge gibt UND mich evtl als faul, unwillig abstempelt,
dass er versteht, was er beratschlagt.
Eine Kapitulation wie: "ich verstehe nicht, was bei dir ist, aber sehe dein Leid", finde ich da
passender.
In depressiven Phasen bin ich quasi sofort raus, aus der "Lernzone". Dafür aber danach umso klarer drin. Also haben/hatten meine depressiven Episoden durchaus einen Wert für mich und damit auch einen Sinn.
Ja, diesen Wendepunkt danach sehe ich auch oft, mittendrin kann ich strampeln, da ist wenig,
aber so in der Rückschau, irgendwann ist es wieder leichter und sinnhafter.
So als wäre aus der Scheiße, nach etwas Zeit, und Zersetzung, dann Dünger geworden.

Ein Bekannter, der auch Depressionen hat, sagte mal den Vergleich "das nächste Spiel ist das
schwerste".
Es kommt das nächste Loch, und man stößt wieder an seine Grenzen,
es kommt wieder ein Auftauchen, mehr Bewegung rein.

Aber es gibt sicher auch manche, die das Auftauchen, die Erlösung nicht kennen.
Da sieht man mal, wie schwer Depressionen eigentlich vergleichbar sind.
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

kreisel hat geschrieben:Aber es gibt sicher auch manche, die das Auftauchen, die Erlösung nicht kennen.
Da sieht man mal, wie schwer Depressionen eigentlich vergleichbar sind.
Das mag sein, von den Menschen kenne ich aber keine. Wahrscheinlich sind das die Klinischen Fälle.

Interessant bis frustrierend war für mich die Tatsache, dass mich die Depressionen von heute auf morgen "überfallen" haben. Immer ohne konkret greifbaren Auslöser. Und 2-3 Tage nachdem diese vorbei waren, kam ich weder gedanklich noch emotional in diesen Zustand zurück. Ich habe also selbst nicht verstanden, was da los war. Was mich wirklich beinahe umgebracht hätte, war die suizidalen Gedanken, obwohl ich ja nie wirklich vor hatte, mir das Leben zu nehmen. Und es Gott sei Dank auch nicht getan habe. Sonst hätte ich ja z. B. viele Menschen aus diesem Forum nicht kennenlernen können. :umarmung2: Und auch nicht meinen reizenden Neffen, der mir so viel Freude macht... :shylove:
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Re: Depressionen

Beitrag von Pocolino »

Ein kleiner Rat zu Depressionen: SPORT!!
Die dadurch freigesetzten Endorphine sollen eine zu Antidepressiva vergleichbare Wirkung haben.
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Re: Depressionen

Beitrag von Nell The Sentinel »

Ich überleg gerade, wie das mit den Depressionen bei mir ist. Ich glaube, bei mir sind die Phasen sehr fließend: Ich gleite langsam rein, bis ich irgendwann mal merke, dass es mir schlechter geht und dann gleite ich langsam wieder raus, sodass ich gar nicht merke, wann es mir wieder besser geht.
Das macht es für mich sehr schwer meinen Gemütszustand richtig einzuschätzen und auch meine Wahrnehmung mit dem "Ist" in Einklang zu bringen.
Baustelle :hallo:
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Pocolino hat geschrieben:Ein kleiner Rat zu Depressionen: SPORT!!
Die dadurch freigesetzten Endorphine sollen eine zu Antidepressiva vergleichbare Wirkung haben.
Gleichfalls. ;) Sport zu machen ist grundsätzlich gut. Man sollte in der guten Phase anfangen und dann darauf achten, nicht zu viel zu powern um nicht in Erschöpfungszustände zu rutschen. Auch sollte man die sportlichen Aktivitäten nicht zur Verdrängung nutzen. Denn nach meiner Erfahrung werden Depressionen am ehesten durch unterdrückte Gefühle ausgelöst. Also z. B. durch nicht ausgelebte Trauer, Wut oder Traurigkeit...
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Pocolino

Re: Depressionen

Beitrag von Pocolino »

Ist das so? Soweit ich weiß, ist eine Depression schlicht und einfach eine hormonelle Schieflage.
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Pocolino hat geschrieben:Ist das so? Soweit ich weiß, ist eine Depression schlicht und einfach eine hormonelle Schieflage.
Wenn dem (so einfach) wäre, dann wäre die Gruppe der Antidepressiva eine Gruppe hochwirksamer Medikamente. Dem ist aber ganz und gar nicht so. Ich unterscheide ganz klar zwischen Körper, Geist und Seele. Eine Depression ist eine Erkrankung der Seele. Da die drei Teile aber untrennbar zusammen gehören beeinflussen sie sich auch gegenseitig. Wenn mein Körper erschöpft ist, fühlt sich auch meine Seele nicht wohl. Umgekehrt ist es genauso. Bei Pollenallergie z. B. wird der Körper attackiert. Die Auswirkungen auf die Stimmung der Betroffenen ist mitunter nicht weniger heftig. Da meldet sich deren Seele. Wenn eine Seele inkarniert ist, ist sie von ihren Möglichkeiten her sehr beschnitten. Wenn ich meiner Seele etwas Gutes tun möchte, dann sorge ich dafür, dass es meinem Körper gut geht. Meinen Geist versuche ich soweit wie möglich zu beschränken, denn er schreit immer so laut. Und bei vielen Menschen hier im Forum in konstruktiver Weise, indem er zu bedenken gibt, was alles (warum auch immer) nicht geht. Und dann versuche ich zu spüren und zu fühlen. Und je besser ich das mache desto besser geht es meiner Seele und damit mir als "Gesamtkunstwerk".
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Goldstück

Re: Depressionen

Beitrag von Goldstück »

TheRealDeal hat geschrieben:
Pocolino hat geschrieben:Ist das so? Soweit ich weiß, ist eine Depression schlicht und einfach eine hormonelle Schieflage.
]Wenn dem (so einfach) wäre, dann wäre die Gruppe der Antidepressiva eine Gruppe hochwirksamer Medikamente. Dem ist aber ganz und gar nicht so..
"Ganz und gar nicht so"?!?!?! Es ist nicht immer so einfach, aber durchaus helfen AD mehr als oft, und schaffen es, die Leute funktionsfähig und am Leben zu erhalten (ich verdanke meines definitiv dem guten alten Prozac aka Fluoxetin). Natürlich wirkt nicht jede Wirkstoffgruppe bei jedem Menschen gleich. Füllstoffe, Bioverfügbarkeit, Rezeption durch den Körper usw. Deine These mit "unterdrückten Gefühlen" kann ich null bekräftigen, mir kommt sie wie ein Hohn vor, da mich und auch einige Bekannte die Depressionen bzw ihre Zustände wie ein Tsunami überrollen, auch wenn alles gut ist (und jetzt komm mir nicht mit unterbewusstem Kummer) und ganz klar die Tabletten helfen. Mehr als alle Gespräche, Umarmungen und Therapien der Welt, alles schon probiert, herzlichen Dank. Man muss offensichtlich schauen, wovon die Depression ausgelöst wurde, wenngleich mW die medizinische Unterscheidung zwischen endogen und exogen aufgegeben worden ist.
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Re: Depressionen

Beitrag von Nell The Sentinel »

TheRealDeal hat geschrieben:
Pocolino hat geschrieben:Ist das so? Soweit ich weiß, ist eine Depression schlicht und einfach eine hormonelle Schieflage.
Wenn dem (so einfach) wäre, dann wäre die Gruppe der Antidepressiva eine Gruppe hochwirksamer Medikamente. Dem ist aber ganz und gar nicht so.

Doch, dem ist so. Allerdings sind sie sehr unspezifisch in ihrer Wirkweise ( so mein laienhafter Eindruck). Eines dieser AD ist auf der Liste der unentbehrlichen Medikamente der... WHO glaub ich.
Ich finde weder deine noch Goldstücks Sichtweise zutreffend. Und soweit ich weiß ist die Studienlage da auch ähnlich: Weder das eine noch das andere sind allein für sich das Nonplusultra, sondern im Zusammenspiel (richtiges Medikament plus richtiger Therapeut). Ich meine da aber die statistische Mehrheit. Wenn ihr mit euren Verfahrensweisen klarkommt, was interessiert da die Statistik.

Ich verstehe Medikamente als Krücke, die hilft das Schlimmste abzumildern (mein Leben haben ADs übrigens nicht gerettet, meine Naivität hat das getan) und für den Moment helfen. Therapie arbeitet an der Basis, damit Medikamente irgendwann nicht mehr notwendig sind.
Baustelle :hallo:
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Ganz ruhig, Goldstück. Das, was du schreibst, weiß ich alles. Aus eigener Erfahrung. Auch, dass einem Antidepressiva wie "der heilige Gral" vorkommen, weil nichts, was ich aktiv getan habe, ansatzweise diese (vermeintlich positive) Wirkung hatte. Wenn man aber (wie ich) ein halbes Dutzend dieser Medikamente probieren musste, bevor ich das gefunden habe, was "passt", kann ich nicht von einer Gruppe hochwirksamer Medikamente reden.

Fluoxetin kenne ich auch und hat mir vermutlich auch mal das Leben gerettet. Ein paar Jahre später löste das Medikament bei mir das genaue Gegenteil aus. Was ich heute auf zwischenzeitliche Entwicklung meiner Seele zurückführe. Ich sage nicht und habe es nie gesagt, dass man die Medikamente nicht ausprobieren sollte. Speziell bei Suizidgedanken. Zum Überleben und zur Herstellung einer Therapiefähigkeit. Für die passende Therapieform. Denn die Frage für mich ist folgende (gewesen): Will ich für den Rest meines Lebens Pillen schlucken, die teilweise nicht unerhebliche Nebenwirkungen haben, oder nicht. Wenn nicht, was kann ich tun? Wie kann ich so gut für mich sorgen, dass ich diese Medikamente irgendwann nicht mehr brauche?

Was ich viele Dutzend mal von Betroffenen gehört habe ist, dass Sie z. B. nicht weinen können.

Ich komme dir übrigens mit gar nichts. Und meine Aussagen können dir wie Hohn vorkommen. Das ist aber dein Thema...
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Goldstück

Re: Depressionen

Beitrag von Goldstück »

Nell The Sentinel hat geschrieben: Ich verstehe Medikamente als Krücke, die hilft das Schlimmste abzumildern (mein Leben haben ADs übrigens nicht gerettet, meine Naivität hat das getan) und für den Moment helfen. Therapie arbeitet an der Basis, damit Medikamente irgendwann nicht mehr notwendig sind.
Ich glaube,es war Fluoxetin.
Die Kombination mag für den Großteil sinnvoll sein, wenn die Depressionen durch situative Zustände ausgelöst werden usw. Es wird ja auch grundsätzlich postuliert, man solle die AD nicht sein Leben lang nehmen. Aber es gibt eben auch den Anteil jener, deren Depressionen rezidivierend sind und was bleibt einem da übrig, wenn man echte, aufrichtige Depressionen hat und diese nicht wieder erleiden will? In bestimmten Konstellationen wird also durchaus die lebenslange Gabe von AD befürwortet. Wenn das eine Frage des HirnSTOFFWECHSELS ist, was hat das mit unterdrücktem Gefühlen zu tun?
Goldstück

Re: Depressionen

Beitrag von Goldstück »

TheRealDeal hat geschrieben:Ganz ruhig, Goldstück. Das, was du schreibst, weiß ich alles. Aus eigener Erfahrung. Auch, dass einem Antidepressiva wie "der heilige Gral" vorkommen, weil nichts, was ich aktiv getan habe, ansatzweise diese (vermeintlich positive) Wirkung hatte. Wenn man aber (wie ich) ein halbes Dutzend dieser Medikamente probieren musste, bevor ich das gefunden habe, was "passt", kann ich nicht von einer Gruppe hochwirksamer Medikamente reden.

.
Dann sind nach dieser Logik Antibiotika auch keine "Gruppe hochwirksamer Medikamente" weil nicht jedes AB bei jeder Infektion und jedem Patienten wirkt.
Fluoxetin kenne ich auch und hat mir vermutlich auch mal das Leben gerettet. Ein paar Jahre später löste das Medikament bei mir das genaue Gegenteil aus. Was ich heute auf zwischenzeitliche Entwicklung meiner Seele zurückführe. Ich sage nicht und habe es nie gesagt, dass man die Medikamente nicht ausprobieren sollte. Speziell bei Suizidgedanken. Zum Überleben und zur Herstellung einer Therapiefähigkeit. Für die passende Therapieform. Denn die Frage für mich ist folgende (gewesen): Will ich für den Rest meines Lebens Pillen schlucken, die teilweise nicht unerhebliche Nebenwirkungen haben, oder nicht. Wenn nicht, was kann ich tun? Wie kann ich so gut für mich sorgen, dass ich diese Medikamente irgendwann nicht mehr brauche?

Was ich viele Dutzend mal von Betroffenen gehört habe ist, dass Sie z. B. nicht weinen können.
Ich kann ganz hervorragend weinen. Wie willst du für dich sorgen, wenn mit deiner Hirnchemie was nicht stimmt? WIE? würdest du auch bei Diabetes damit kommen, man solle "für sich sorgen" um nicht sein Leben lang auf Medikamente angewiesen zu sein?
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Goldstück hat geschrieben: Dann sind nach dieser Logik Antibiotika auch keine "Gruppe hochwirksamer Medikamente" weil nicht jedes AB bei jeder Infektion und jedem Patienten wirkt.

Ich kann ganz hervorragend weinen. Wie willst du für dich sorgen, wenn mit deiner Hirnchemie was nicht stimmt? WIE? würdest du auch bei Diabetes damit kommen, man solle "für sich sorgen" um nicht sein Leben lang auf Medikamente angewiesen zu sein?
Ich habe auch nicht gesagt, dass keine anderen Gruppen von Medikamenten gibt, die nicht "hochwirksam" sind. Antibiotika rechne ich nicht zu dieser Gruppe. Wenn der Mikrobiologe das zum Erreger passende Antibiotikum gefunden hat, ist es gegen diesen Erreger hochwirksam, weil es an einer bestimmten Stelle in den Stoffwechsel eingreift und eine Reproduktion verhindert, und/oder den Erreger absterben lässt. Was Antidepressiva so genau machen ist aber gar nicht klar. Und vor allem wo überall. Selbst dann nicht, wenn es bei mir wirken sollte.

Ja, die Hirnchemie. Neurotransmitter und Hormone. Wenn mir da etwas fehlen sollte, würde ich es nachfüllen. Wie Öl bei einem Auto. Trotzdem prüfe ich regelmäßig, ob ich nicht auch ohne Medikamente auskomme, ob also genug Öl im Motor ist. Ich habe gehört, dass Antidepressiva das Gehirn quasi darauf trainieren, was z. B. ein gesunder Serotoninspiegel ist, damit es nach dem Absetzen der Medikamente diesen leichter/besser selbst halten kann.

Ich habe damals angefangen mit Psychotherapie, Selbsthilfegruppen und Psychopharmaka. Gerade auch die Selbsthilfegruppen, quasi als Ausgleich für die harte Arbeit in einer Psychotherapie, haben sich ausgezahlt. Nicht zu unterschätzen ist dabei natürlich die Bereitschaft, sich seinen Themen zu stellen, wenn ich nach Heilung strebe. Am besten allen und umfassend.

Ich habe mich unter dem Einfluss von Antidepressiva zwar irgendwie etwas kraftvoller und auch wacher gefühlt. Aber ich war irgendwie weniger empathisch. Meine "Innere Haltung" sagt mir folgendes: Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich der Mensch sein soll, der ich bin. Ohne Drogen.
Denn sich zu gut zu fühlen verhindert, dass ich in gewisse Prozesse komme. Und diese wiederum bringen mir Erkenntnisse. "Ich" zu sein ist nicht besonders einfach, aber um es besonders einfach zu haben, bin ich auch nicht auf dieser Welt. Ich kann aber gut damit leben, weil die Dinge, die ich in meinem Bündel zu tragen habe, meine sind. Da kommt die ganze Liebe der Schöpfung zum Tragen. Denn jeder Mensch kriegt nur so viel in sein Bündel gepackt, wie er auch tragen/bewältigen kann. Sollte jemand dass Gefühl haben, zu viel zu tragen zu haben, dann befinden sich mit Sicherheit Dinge in seinem Bündel, die ihm nicht gehören.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.